Hyoscyamus niger - Nachtschattengewächse

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H EEGER E. F.: Handbuch des Arznei- und Gewürzpflanzenbaues. Drogengewinnung.
Deutscher Bauernverlag, Leipzig 1956. S. 420–426
Hyoscyamus niger L., Bilsenkraut †
Solanaceae
Gebräuchliche Pflanzenteile: DAB. 6 1 : „Die getrockneten Laubblätter von Hyoscyamus
niger Linné “ HAB. 2 2 : „Ganze frische, blühende Pflanze.“
Handelsbezeichnungen: Radix Hyoscyami, Bilsenkraut wurzel; Folia Hyoscyami,
Bilsenkrautblätter, Bilsenkraut ; Semen Hyoscyami, Bilsenkrautsamen.
Botanik: Das Schwarze Bilsenkraut ist ein- bis zweijährig. Aus der spindeligen etwas
ästigen Wurzel entwickelt sich ein einfacher oder ästiger, aufrechter, stumpfkantiger,
klebrig- zottig behaarter Stengel, der bis 80 cm hoch wird. Die Laubblätter sind länglicheiförmig, ± fiederspaltig- gezähnt mit spitzen Abschnitten. Sie sind wie die Stengel klebrigzottig behaart. Ihre Farbe ist mattgrün (schmutziggrün). Die unteren Blätter sind gestielt,
meist groß, bis 30 cm lang und 10 cm breit. Die oberen sind kleiner, etwa 5–15 cm lang und ±
stengelumfasssend. Die kurzgestielten Blüten sitzen einseitswendig als Wickel am Stengel.
Die glockige Blumenkrone ist fünflappig, schmutziggelb und violett geadert, die der Varietät
pallidus W. et K. ist blaßgelb, zart grünlich genetzt.
Blütezeit : VI–VIII.
Das Schwarze Bilsenkraut ist eine homogame Hummelblume. Der Nektar wird am Grunde des Fruchtknotens
abgesondert. Die violette Färbung des Kronschlundes wird als Saftmal gedeutet. UDE beobachtete an den
Beständen in Leipzig-Probstheida außer einigen wenigen Honigbienen die Seidenbiene, Colletes daviesanus
Sm., und die beiden Schmalbienenarten Halictus rubicundus Christ. und H. pauxillus Schck. Im übrigen hatten
sich nur Hummeln eingefunden. Von diesen wieder waren die Hilfsweibchen der Erdhummel, Bombus terrestris
L., am stärksten vertreten. Dann folgten die Hilfsweibchen der Steinhummel, Bombus lapidarius L., während
sich die Gartenhummel, Hortobombus ruderatus F., nur in einigen Stücken bemerkbar machte. Die beiden zarten
Schwebfliegenarten Sphaerophoria menthastri L. und S. scripta L. belebten außerdem die Blüten und fanden
Gefallen an dem Pollen dieser Giftpflanze. Schmetterlinge mieden die Blüten des Bils enkrautes sichtlich.
Die Frucht ist eine krugförmige, zweifächerige Deckelkapsel (Pyxidium), die vom Kelche
ganz umhüllt wird, etwa bis 1,5 cm lang ist und rund 200 Samen enthalten kann. Der Samen
ist verhältnismäßig flach, halbkreis- oder etwas nierenförmig, zum Teil auch rundlichviereckig mit warzig-rauher Oberfläche. Er ist bis 1,4 mm lang, bis 1,2 mm breit und bis 0,8
mm dick und an der Basis oft mit einem kurzen Spitzchen versehen. Die Farbe ist
gelblichbraun bis graubraun. Die Bilsenkrautsamen sind wie die ganze alkaloidhaltige Pflanze
giftig. In allen Organen sind l-Hyoscyamin, d-Hyoscyamin, Atropin, l-Scopolamin und
Atroscin enthalten.
Von Hyoscyamus niger L. werden folgende Varietäten unterschieden: var. agrestis K. (= var.
annuus Sims. = H. bohemicus Schmidt). Sie ist einjährig, niedriger im Wuchs; die
Blumenkrone ist weniger violett geadert. Die Laubblätter sind meist buchtig-gezähnt.
Hyoscyamus niger L. var. pallidus W. et K. hat, wie schon erwähnt, die hellere Blumenkrone.
Inwieweit es sich bei letzterer Varietät um eine selbständige handelt, bleibt dahingestellt.
Von Hyoscyamus niger sind eine ein- und eine zweijährige Rasse zu unterscheiden, die beide
angebaut werden.
Die Pflanzen fühlen sich klebrig an und riechen unangenehm.
Boden und Klima: Das Schwarze Bilsenkraut gedeiht selbst noch auf magersten Böden in
höheren Lagen bis in die Voralpenstufe. Für den Anbau eignen sich auch Niederungmoore
1
DAB. 6 = Deutsches Arzneibuch, 6. Ausgabe 1926.
2
HAB. 2 = Homöopathisches Arzneibuch, 2. abgeänderte Aufl. Leipzig 1934.
Das Buch ist als unveränderter Nachdruck im Handel!
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und vorzugsweise Unland, soweit es genügend feucht ist. Besonders hohe Erträge werden auf
einem leichten, humushaltigen Lehmboden erzielt.
Herkunft und Verbreitung: Hyoscyamus niger ist in Europa bis in den hohen Norden
anzutreffen, außerdem ist es noch verbreitet in Nord- und Westasien, Indien, Nordafrika. In
Ostasien, Nordamerika und Australien findet es sich zum Teil eingebürgert.
Herkünfte des Drogenhandels: Der Bilsenkrautanbau in Deutschland ist nur gering.
Hauptsächliche Herkunftsgebiete sind die Balkanländer, Ungarn und die UdSSR.
Sorten und Herkünfte für den Anbau: Die Handel befindliche Gruppensorte ‚Schwarzes
Bilsenkraut’ entspricht dem Typ var. agrestis. Sie ist nach unseren Beobachtungen oftmals
nicht ganz sortenrein und kann Pflanzen vom Typ var. pallidus enthalten. Eine zweijährige
Zuchtsorte befindet sich nicht im Handel. Obgleich nach KLAN3 zweijährige Pflanzen
alkaloidreicher sind als einjährige, werden letztere in Deutschland bevorzugt angebaut, da ihre
Kultur weniger risikobehaftet ist als die der frostempfindlichen zweijährigen Pflanzen.
Saatgut: Das durchschnittliche 1000-Korngewicht der Bilsenkrautsamen betrug 0,666 g. Die
Mindestreinheit sollte 95% und die Mindestkeimfähigkeit 65% betragen. Die Keimung
verläuft sehr verschieden. Wie Versuche einiger Autoren – darunter eigene – zeigten, fördert
das Duchfrieren der Samen die Keimung. KOCH 4 z.B. setzte die angefeuchteten Samen vier
Stunden hindurch –12° C aus. Untersuchungen beim Sortenamt ergaben eine Keimfähigkeit
bis zu 92%. Die Samen sind oft sehr hartschalig und keimen deshalb häufig schwer. Sie
sollten daher vor der Aussaat sechs Stunden in Wasser bei 40° C vorgequollen werden. Die
„Technischen Vorschriften für die Untersuchung von Saatgut“ sehen Wechseltemperaturen
vor. Die Samen sind als Dunkelkeimer zu behandeln. Der Keimversuch läuft 28 Tage.
Anbau: Als Vorfrucht eignen sich gut gedüngte Hackfrüchte. Auch eine Stellung in
Stallmist ist möglich. Bilsenkraut hinterläßt eine gute Gare und bildet eine vorzügliche
Vorfrucht für Wintergetreide, besonders Wintergerste. Nachtschattengewächse dürfen nicht
aufeinanderfolgen. Futterpflanzen und Blattgemüse scheiden ebenfalls als Nachfrüchte aus.
In der Anbauweise des einjährigen Bilsenkrautes gibt es zwei Möglichkeiten,
entweder Herbstsaat, die dann im Frühjahr aufläuft, oder Frühjahrssaat.
Die sehr hartschaligen Samen keimen schwer, weswegen vielfach die Herbstsaat bevorzugt
wird. Die Frostwirkung übt dabei einen günstigen Einfluß auf die Keimung aus. Auf
unkrautwüchsigen Böden besteht aber die Gefahr, daß das Auflaufen nach dem des Unkrautes
erfolgt und bei der Pflege große Belastungen auftreten. Frühjahrssaat ist aus diesem Grunde
vorzuziehen, doch muß das Saatgut dabei der bereits erwähnten Vorbehandlung unterzogen
werden, indem man es vorquillt, bis zur Drillfähigkeit zurücktrocknet und dann sofort aussät.
Es ist ratsam, nur frisches Saatgut zu verwenden.
Der Acker wird bei Herbstsaat rechtzeitig gepflügt und muß sich bis zur Saat gut abgesetzt
haben. Das Saatbett soll gartenmäßig, feinkrümelig, mit festem Bodenschluß hergerichtet
werden. Ende August/Anfang September wird dann mit 10 kg/ha Saatgut in 25–30 cm
Reihenabstand in den letzten Walzenstrich gedrillt und zugeeggt. Zur Verhinderung einer
Krustenbildung des Bodens ist frühzeitig leicht zu eggen oder zu striegeln und anschließend
wieder zu walzen. Das Auflaufen erfolgt nach genügender Erwärmung im April. Zur
3
KLAN, Zd.: Über den Einfluß von Düngemitteln auf den Alkaloidgehalt der Blätter von Hyoscyamus niger L.
„Heil- und Gewürzpflanzen“ 13, S. 122 (1930/1931).
4
KOCH, G. P.: Hyoscyamus niger. „Amer. Journ. Pharm.“ 91, S. 68 (1919); zit. nach KLAN, Z.: Kurze
Zusammenfassung der pharmakoergastischen Erkenntnisse über Hyoscyamus niger L. „Heil- und
Gewürzpflanzen“ 14, S. 76 bis 97 (1931/32).
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Frühjahrssaat ist das Feld unbedingt im Herbst zu pflügen, da der Feuchtigkeitsbedarf zur
Keimung sehr hoch ist. Frühzeitig geschleppt, wird dann das Feld mit Grubber, Egge und
Walze in die schon oben beschriebene Saatbettstruktur gebracht. Ab Anfang April erfolgt die
Saat in gleicher Weise mit derselben Menge des vorbehandelten Saatgutes. Beim Einstellen
der Drillmaschine ist darauf zu achten, daß der gequollene Samen an Gewicht zugenommen
hat, so daß er zurückgetrocknet noch einmal abzuwiegen ist und die Einstellung unter
Berücksichtigung der Gewichtszunahme erfolgen muß. Die Saat ist anschließend zuzuwalzen
und wird nach acht Tagen noch einmal zur vorbeugenden Unkrautbekämpfung leicht
gestriegelt. Das Auflaufen selbst erfolgt nach etwas drei bis vier Wochen.
Das Einspritzen einer Markiersaat zur Erleichterung der ersten Hacke ist durchaus ratsam.
Radies haben sich dabei gut bewährt. Von der Verwendung von Spinat ist abzusehen, da sich
später beim Herausstechen leicht die giftigen Blätter des Bilsenkrautes beimischen und
Vergiftungen hervorrufen können.
Nach dem Auflaufen folgt möglichst bald die Handhacke, an die sich ein Verhacken auf 10–
15 cm anschließt. Vor dem Schließen wird noch einmal eine Maschinenhacke gegeben. Das
zunächst langsame Wachstum geht später rascher vor sich, so daß das Feld ab Mitte Juni
geschlossen ist. Eine Anzucht im Kasten oder auf dem Saatbeet empfiehlt sich nicht, da
das Bilsenkraut Verpflanzen nur schlecht verträgt.
Hyoscyamus niger ist eine typische Ruderalpflanze mit hohem Stickstoffbedürfnis. Durch
reichliche Stalldüngergaben kann der Ertrag an Pflanzenmasse wesentlich gesteigert werden.
Eine Erhöhung des Alkaloidgehaltes durch N-Düngung wurde schon festgestellt. Nach KLAN5
soll eine Kalidüngung hinsichtlich des Alkaloidgehaltes von nachteiliger Wirkung sein.
Völlige Klarheit über den Einfluß der Düngung auf den Alkaloidgehalt der Droge besteht
allerdings nicht. In der Literatur wird über sehr wechselnde Düngewirkungen berichtet. Im
allgemeinen empfiehlt es sich, die Vorfrucht reichlich mit Stallmist zu versorgen und dann
eine harmonische Volldüngung (N, P2 O5 , K2O) zu verabreichen. Obgleich das Bilsenkraut
nach HOLMES 6 auch auf Kreideboden üppig wächst, scheint sein Kalkbedürfnis gering zu sein.
PATER6 konnte durch Kalkdüngung allein keine Wirkung erzielen; erst in Verbindung mit
Stickstoff, als Kalkstickstoff, hatte die Kalkgabe Erfolg.
Ernte: Die Blätter werden am besten zur Zeit des Erscheinens der ersten Blüten geerntet, da
sie nach KLAN zu diesem Zeitpunkt am gehaltreichsten sind. Das einjährige Bilsenkraut blüht
bereits im ersten Jahr im Juni, das zweijährige bildet im ersten Vegetationsjahr nur eine
kräftige Blattrosette. Um die Pflanzen der zweijährigen Form nicht zu schwächen, sollte man
im ersten Jahr von einer Blatternte absehen und erst im zweiten Jahr die Blätter ernten. Man
schneidet am besten das ganze Kraut über dem Boden ab und zupft dann die Blätter. Die
Droge darf weder Stengelteile noch Blüten und Kapseln enthalten.
Bei einer großen Anbaufläche und der Möglichkeit der künstlichen Trocknung sowie der
maschinellen Aufbereitung und Trennung von Stengel und Blatt in einem
Verarbeitungsbetrieb kann der Schnitt mit dem Grasmäher oder Ableger erfolgen. Er soll
dann so hoch vorgenommen werden, daß keine abgestorbenen Pflanzenteile mit in das
Erntegut gelangen. Wegen des am Morgen höheren Alkaloidgehaltes sollte die Ernte auch
hier frühzeitig am Vormittag nach Abtrocknen des Taues vorgenommen werden. Das
blühende Kraut wird dann frisch abgeliefert. Das Erntegut soll dabei nicht gedrückt oder zu
fest gepackt werden, weil darunter die Qualität leidet.
Zur Samengewinnung läßt man ein Feldstück stehen und reifen. Der Erntezeitpunkt liegt
etwa in der zweiten Augusthälfte, wenn die Kapseln sich verfärben. Da der Samen sehr leicht
5
loc. cit. S. 2.
6
zit. nach BOSHART , K.: Der Anbau einiger medizinisch wichtiger Solanaceen. „Heil- und Gewürzpflanzen“ 2,
S. 121 bis 129 (1918/19).
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ausfällt, ist rechtzeitig, am besten mit der Sichel, zu schneiden und das Erntegut in dichten
Stiegen oder auf Planen zu sammeln. Die Nachtrocknung erfolgt auf luftigen Böden. Danach
werden die Kapseln mit der Dreschmaschine ausgedroschen, und das Saatgut wird gereinigt.
Bei der Ernte sind wegen der Giftigkeit der Pflanzen ähnliche Vorsichtsmaßnahmen wie beim
Stechapfel oder der Tollkirsche geboten (siehe dort!).
Trocknung: Die Trocknung der Blätter soll im Schatten oder möglichst schnell künstlich
bei Temperaturen bis zu 65° C erfolgen. HECHT 7 empfiehlt Trocknung bei 45° C. Die Droge
ist stark hygroskopisch, so daß nötigenfalls scharf nachzutrocknen ist. Ein längeres
Aufbewahren der Droge empfiehlt sich nicht, da nach BOSHART 8 der Alkaloidgehalt
allmählich abnimmt. Das Trocknungsverhältnis der Blätter frisch : trocken beträgt 5–7 : 1.
zu trocknen. Die Trocknung sollte möglichst schnell beendet werden, um den enzymatischen
Abbau zu unterbinden. Die Wurzeln werden nach der Ernte gewaschen, in 10 cm lange
Stücke ge schnitten, größere gespalten und bei künstlicher Wärme (50–60° C) getrocknet. Im
Gegensatz zu den frischen, fast unangenehm riechenden Pflanzenteilen, sind die getrockneten
beinahe geruchlos.
Das Trocknungsverhältnis der Blätter frisch : trocken beträgt 5–6 : 1, das der Wurzeln 3–4 : 1.
Erträge: Der Ertrag an Blattdroge beläuft sich auf etwa 15–25 dz/ha und der an S a m e n auf
2–6 dz/ha.
Krankheiten und Schädlinge: Von Schmarotzerpilzen befällt der Mehltau Erysiphe
cichoriacearum DC. em. Salm. die Blätter. Nach PATER enthalten solche mit Mehltau
überzogene Blätter nur halb soviel Alkaloidmengen wie gesunde. Ein anderer Pilz, Ascochyta
hyoscyami Pat., ruft eine Blattfleckenkrankheit hervor. Bei wildwachsenden Pflanzen traten
übrigens diese beiden Krankheiten nur selten und in verhältnismäßig harmloser Form auf.
Außerdem nennt HEGI von Pilzen noch: Peronospora hyoscyami De By., Septoria hyoscyami
Hollos und S. pinzolensis Kabak et Bubak, Botrytis cinerea Pers. und Erysiphe polygoni DC.
An den Wurzeln wurde auch schon der Erreger des Kartoffelkrebses, Synchytrium
endobioticum (Schilb.) Pers., beobachtet.
HEGI teilt mit, daß auf dem Bilsenkraut die Erdflöhe Epithrix atropae Foudr., E. pubescens
Koch und Psylliodes hyoscyami L. leben. Erdflohfraß kann den Pflanzen sehr nachteilig
werden. In den Blättern miniert (Platzminen) die Larve der Rübenfliege, Pegomyia hyoscyami
Tz. Die Raupe der Kohleule, Barathra brassicae L., scheint hin und wieder die Endknospen
anzufressen und dadurch die Pflanze zum Absterben zu bringen. An den Kapseln des
Bilsenkrautes frißt außer ihr noch die Raupe der Eule Heliothis peltigera Schiff., die auch auf
Senecio und Salvia lebt. In halbzerfressenen, verlassenen Kapseln setzt dann der Erdfloh
Psylliodes hyoscyami L. das Zerstörungswerk fort. Auch Glanzkäfer (Meligethes-spec.)
beleben in Anzahl die Blüten und zerfressen ihre Teile. Schneckenfraß konnte schon
beobachtet werden. Nach M ÜHLE 9 ist ein gelegentlicher Schädling des Bilsenkrautes der
Kartoffelkäfer, Leptinotarsa decemlineata Say., und seine Larven. MUELLER10 berichtet
bereits 1918 aus den USA, daß dieser Schädling gern Hyoscyamus befällt.
Die Droge wird gelegentlich vom Australischen Diebskäfer, Ptinus tectus Boield, zerstört.
7
HECHT , W. und DIETZ, R.: Anbau von Arznei- und Gewürzpflanzen. Graz 1948, S. 32/33.
8
loc. cit. S. 3.
9
M ÜHLE, E.: Krankheitserscheinungen und Schadbilder an Solanaceen, Nachtschattengewächsen, und ihre
Erreger. „Pharmazie“ 2, S. 136 bis 137 (1947); bzw. „Arzneipflanzen-Umschau“ 2, S. 158 bis 159 (1947).
10
M UELLER, N. R.: The cultivation of Henbane. „Journ. Amer. Pharm. Ass.“ 1918, S. 127; zit. nach KLAN (loc.
cit. S. 2).
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Besonderes: Zur Gewinnung der Solanaceen-Alkaloide finden noch andere Hyoscyamusspecies Verwendung, so besonders Hyoscyamus muticus. Diese Art kommt in Indien,
Ägypten, Arabien und Persien vor. Nach ROSENTHALER11 sind Pflanzen ägyptischer Herkunft
sehr reich an Alkaloiden, und zwar besonders deren Wurzeln. Der Alkaloidgehalt
wildwachsender Exemplare von Hyoscyamus muticus wird von AHMED und FAHMY12 je nach
der Gegend des Vorkommens in Ägypten mit durchschnittlich 0,1 bis 1,8% angegeben. Die
niedrigsten Gehalte haben die Pflanzen vom Nordteil des Nildeltas und der Mittelmeerküste,
die höchsten Gehalte solche aus Oberägypten. Die Schwankungen sollen auf klimatischen
Verschiedenheiten der Landschaften beruhen.
11
ROSENTHALER, L.: Über Hyoscyamus muticus L. „Heil- und Gewürzpflanzen“ 10, S. 84 bis 87 (1927).
12
A HMED , Z. F. und FAHMY, I. R.: Die Ausbreitung von Hyoscyamus muticus L. in Ägypten und sein
durchschnittlicher Alkaloidgehalt. „Acta pharmac. int.“ (Copenhagen) 2, S. 425 bis 429 (1953).
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