Rheumatoide Arthritis Weitere Informationen erhalten Sie unter www.einmal-monatlich.de MSD SHARP & DOHME GMBH | Lindenplatz 1 | 85540 Haar www.msd.de 05-13-SIM-2011-D-47105-PE Schritt für Schritt erklärt Inhalte 1. Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2. Was Sie über Rheumatoide Arthritis wissen sollten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 verstehen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 2.1. Die Krankheit verstehen 2.2. Zahlen rund um die Erkrankung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Arthritis. . . . . . . . . . . . . . 6 2.3. Typische Symptome der Rheumatoiden Arthritis 2.4. Der Krankheitsverlauf im Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Gelenken. . . . . . . . . . . . . . . . 9 2.5. Beschwerden an den verschiedenen Gelenken 2.6. Vorgänge in den Gelenken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10 2.7. Die Ursachen verstehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.8. Die Rolle des Botenstoffs TNFα . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 stellt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .13 2.9. Wie der Arzt die Diagnose stellt behandeln. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 3. Rheumatoide Arthritis behandeln 3.1. Therapie mit Medikamenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14 3.2. Kortisonhaltige Präparate im Akutfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .15 3.3. Medikamente gegen Schmerzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .15 3.4. Medikamente zur Basistherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16 3.5. Modernste Medikamente: Biologika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .19 4. Nichtmedikamentöse Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 4.1. Warum physikalische Therapie so wichtig ist . . . . . . . . . . . . . . . . .22 4.2. Regelmäßige Krankengymnastik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .23 Ergotherapie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .23 4.3. Hilfreiche Ergotherapie 5. Tipps für den Alltag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 5.1. Positiv denken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .24 informieren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .25 5.2. Gut informieren 5.3. Erfahrungen austauschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .25 5.4. So bleiben Sie in Bewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .26 5.5. Stress bewältigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 5.6. Richtig ernähren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .28 6. Erklärung wichtiger Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .30 7. Kontakte und Adressen Adressen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .38 3 1. Vorwort Liebe Patientin, lieber Patient, die Diagnose Rheumatoide Arthritis sorgt verständlicher- Egal ob im Internet, in Patientenbüchern oder in Ge- genug mit der Therapie beginnen, kann eine Schädigung weise für Unsicherheit und Ängste. Vielleicht fragen sprächen mit Ihrem Arzt. Es gibt viele Quellen, die Ihnen der Gelenke nicht nur verlangsamt, sondern oft ganz ver- auch Sie sich gerade, ob Ihre Gelenke dauerhafte Schäden nützliche Informationen vermitteln können. Eine große hindert werden. davontragen werden und – für Sie wahrscheinlich am Hilfe kann auch der Kontakt zu anderen Patienten sein. wichtigsten – ob Sie Ihr Leben, Ihren Beruf, wie gewohnt Ca. 600.000 bis 800.000 Patienten mit Rheumatoider Ar- Gelenkverschleiß, der zu den gefürchteten Behinderungen fortführen können. thritis gibt es allein in Deutschland und die meisten haben im beruflichen und privaten Alltag führt, und permanente bereits Erfahrungen gemacht, von denen Sie und andere Schmerzen sind also keine notwendigen Folgen der Rheu- Zunächst sollten Sie wissen, dass Sie der Erkrankung nicht Betroffene sicher profitieren können. Patientenorganisatio- matoiden Arthritis mehr. Damit ist ein weitestgehend allein und machtlos gegenüberstehen. Die moderne nen wie die Deutsche Rheuma-Liga (www.rheuma-liga.de) normales Leben mit der Erkrankung möglich geworden. Medizin bietet Ihnen effektive Therapiemöglichkeiten helfen Ihnen gerne, Kontakte zu knüpfen. Das ist ein ganz wichtiger Grund für Sie, positiv in die bei der Rheumatoiden Arthritis und es gibt viel, das Sie selbst für den Erhalt Ihrer Gesundheit tun können. Zukunft zu blicken. Eines sollten Sie sich außerdem vor Augen halten: Aus medizinischer Sicht sind die Therapiemöglichkeiten bei 4 Sicher hat Ihr Arzt Sie bereits über Ihre Erkrankung Rheumatoider Arthritis heutzutage vielfältig und die informiert und Ihnen die Behandlungsmöglichkeiten Perspektiven gut. Die Forschung macht Jahr für Jahr aufgezeigt. Dies ist ein erster Schritt in die richtige große Fortschritte. So gibt es mittlerweile Medikamente, Richtung: Denn umfassende Information hilft, Ängste die den rheumatischen Entzündungsprozess aufhalten zu überwinden, die oft aus Unwissen entstehen. können und damit auch die Schmerzen und die Schwel- Machen Sie sich also weiter mit Ihrer Krankheit vertraut. lungen der betroffenen Gelenke lindern. Wenn Sie früh Ihr Professor Dr. med. Jürgen Wollenhaupt Professor Dr. med. Jürgen Wollenhaupt 5 2. Was Sie über Rheumatoide Arthritis wissen sollten 2.1. Die Krankheit verstehen Die Krankheit tritt meist um das 40. Lebensjahr auf. Habe ich Rheuma? Rheumatoide Arthritis ist eine Erkrankung, die Entzündungen Ca. 15.000 Betroffene sind unter 18 Jahre alt. Mit Hilfe der folgenden Checkliste können Sie prüfen, ob Sie eventuell in – meist mehreren – Gelenken hervorruft. Schmerzen, Frauen erkranken zwei- bis dreimal häufiger Schwellungen und Bewegungseinschränkungen bis hin zu Gelenkschäden sind die Folgen, die sich im chronischen als Männer. Rheumatoide Arthritis zählt damit zu den so genannten Morgensteifigkeit: Nach dem Aufstehen lassen sich die Gelenke oder die Gelenkumgebung eine Stunde oder länger kaum bewegen. Verlauf der Krankheit verschlimmern. Unter Umständen können auch innere Organe betroffen sein. an Rheumatoider Arthritis leiden: 2.3. Typische Symptome der Rheumatoiden Arthritis Im Laufe des Tages bessert sich die Beweglichkeit. Entzündung der Gelenke der Hand: Handgelenke, Fingermittelgelenke oder Fingergrundgelenke sind betroffen. chronisch-entzündlichen Erkrankungen, die häufig unter Schmerzen, Schwellungen, Rötung und Erhitzung in dem Oberbegriff „Rheuma“ zusammengefasst werden. bzw. an Gelenken Die Symptome treten an mehreren Gelenken auf: Mindestens drei Kleine Knoten unter der Haut („Rheumaknoten“) Gelenkbereiche sind geschwollen und möglicherweise schmerzhaft. Erhöhte Temperatur oder Fieber bei akuten Krankheits- Die Beschwerden sind symmetrisch: Links und rechts sind die 2.2. Zahlen rund um die Erkrankung schüben Alleine in Deutschland leiden rund 600.000 bis 800.000 gleichen Gelenke betroffen. Menschen an Rheumatoider Arthritis. Das entspricht Die Gelenkbeschwerden treten in der Regel im Ruhezustand Rheumaknoten: In der Nähe der Gelenke bilden sich Knoten und einem Bevölkerungsanteil von ca. 1 %. Und Jahr für Jahr auf und lassen bei Bewegung nach. So leiden viele Rheu- Knötchen unter der Haut, besonders im Bereich der Ellenbogen. kommen etwa 20.000 Neuerkrankungen hinzu. Rheuma- mapatienten unter der so genannten „Morgensteifigkeit“, toide Arthritis ist damit die am weitesten verbreitete bei der die Gelenke nach dem Aufstehen für mehrere entzündliche Gelenkerkrankung. Stunden besonders steif und unbeweglich sind. Die Gruppe der Erkrankten ist dabei sehr vielschichtig. Die rheumatischen Entzündungen können neben den Menschen jeden Alters und beider Geschlechter sind Gelenken auch Sehnen, Organe, Nerven und Blutgefäße betroffen. Dennoch kann man gewisse Tendenzen befallen. Charakteristische Begleitsymptome sind ausmachen: Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme und Rheumafaktoren: Im Blut finden sich bestimmte Antikörper, die für die Krankheit charakteristisch sind. Knochenveränderungen: An den Knochen um das erkrankte Gelenk Beeinträchtigung der Stimmung. 6 herum sind im Röntgenbild typische Veränderungen zu erkennen. Treffen vier dieser Merkmale zu, dann ist ein Besuch beim Rheumatologen zur Abklärung sinnvoll. 7 2. Was Sie über Rheumatoide Arthritis wissen sollten Der Verlauf der Rheumatoiden Arthritis ist von Fall zu Fall 2.5. Beschwerden an den verschiedenen Gelenken verschieden. Grundsätzlich lassen sich aber bestimmte Im Grunde kann jedes Körpergelenk von Rheumatoider Phasen unterscheiden: Arthritis betroffen sein und wenn keine Behandlung 2.4. Der Krankheitsverlauf im Überblick Die Vorphase: Der eigentlichen Erkrankung geht ein so genanntes Frühstadium voraus, das mehrere Monate dauern kann. Hier treten Fieber, Müdigkeit 24 % Kiefer 34 % Halswirbelsäule eingeleitet wird, erhöht sich die Zahl der befallenen Gelenke stetig. Trotzdem kann man, je nach Krankheits- 62 % Schulter stadium, typische betroffene Gelenke ausmachen: und ein allgemeines Krankheitsgefühl mit oft Frühes Stadium: Vorwiegend kleine Gelenke wie grippeartigen Symptomen auf. Finger- und Zehengelenke Die Krankheitsphase: Die eigentliche Krankheits- Spätere Stadien: Größere Gelenke wie Schulter und phase beginnt schleichend. So treten zu Beginn oft Ellenbogen, Hüfte, Knie oder Knöchel noch keine Gelenkbeschwerden auf. Der weitere Verlauf ist dann schubweise fortschreitend, d.h. Phasen Das so genannte „Befallsmuster“ ist bei Rheumatoider mit akuten Gelenkentzündungen, die von Fieber und Arthritis meist paarig, d. h. die Gelenkbeschwerden treten Krankheitsgefühl begleitet sind, wechseln sich mit fast links und rechts jeweils an den gleichen Gelenken auf. 68 % Ellenbogen 27 % Hüfte 85 % Handgelenk 80 % Finger beschwerdefreien Phasen ab, die sich über einen Zeitraum von mehreren Monaten erstrecken können. 79 % Knie 39 % Fuß 71 % Zehen 8 9 2. Was Sie über Rheumatoide Arthritis wissen sollten 2.6. Vorgänge in den betroffenen Gelenken Bei Rheumatoider Arthritis verdickt sich durch die anhal- Wird die Rheumatoide Arthritis nicht ausreichend behan- 2.8. Die Rolle des Botenstoffs TNF Bei der Rheumatoiden Arthritis geht der Entzündungs- tende Entzündung im Gelenk diese Gelenkinnenhaut. Es delt, kann die Schädigung des Gelenkknorpels und des Die Vorgänge, die dazu führen, dass das Immunsystem prozess im Gelenk in erster Linie von der Innenhaut der entstehen Schwellungen und Schmerzen. Die vermehrte Knochens schließlich zur Verformung und Fehlstellung des bei Rheumatoider Arthritis die körpereigenen Gelenke Gelenkkapsel, der „Synovialis“, aus. Diese dünne Haut Produktion von Gelenkflüssigkeit führt weiterhin zur Bil- Gelenks und zu Beeinträchtigungen oder Verlust der angreift, sind bisher unbekannt. Mehr Klarheit besteht sorgt im gesunden Gelenk für reibungslose Beweglichkeit dung eines Ergusses. Das gereizte Gewebe beginnt un- Beweglichkeit führen. über die Botenstoffe, sogenannte „Zytokine“, die für den und produziert die so genannte „Synovialflüssigkeit“, kontrolliert zu wuchern und wächst in den benachbarten die normalerweise den Knochen vor Verschleiß schützt. Knochen ein, was eine Zerstörung des Gelenkknorpels und Knochens zur Folge hat. Verlauf des Entzündungsprozesses entscheidend sind. 2.7. Die Ursachen verstehen So spielt bei Rheumatoider Arthritis das Zytokin „Tumornekrosefaktor-alpha“ (kurz TNFα) eine wichtige Rolle. Rheumatoide Arthritis beruht auf einer Störung des Immunsystems. Dabei führen Entzündungen zu einer Aktivierung der Körperabwehr, die sich aber „irrtümlich“ nicht gegen „Eindringlinge“ wie Viren oder Bakterien richtet, sondern gegen Teile des eigenen Körpers. Genauer Knochen gesagt gegen die Innenhaut der Gelenkkapseln. Man Pannus Knorpel Synovialflüssigkeit Gelenkinnenhaut (Synovialis) Gelenkkapsel Erguss Der Tumornekrosefaktor-alpha (TNF ) Der Name Tumornekrosefaktor-alpha ist dadurch entstanden, dass er im Zusammenhang mit spricht deshalb auch von einer „Autoimmunerkrankung“. Tumoren zum ersten Mal beobachtet wurde. Im Gegensatz zu akuten Entzündungen, die wieder nach- bewirkt als entzündungsfördernder Botenstoff lassen, wenn beispielsweise ein Krankheitserreger vernichtet ist, klingt die Gelenkentzündung bei Rheumatoider Arthritis nicht ab. Sie wird chronisch. Die Rheumatoide Arthritis gehört damit zu den chronischen entzündlichen Gelenkerkrankungen. Er wird von der Körperabwehr gebildet und die Freisetzung von anderen Botenstoffen, die ein Fortschreiten der Entzündung „veranlassen“. Bei Rheumatoider Arthritis findet eine ständige Nachproduktion von TNFα statt, wodurch die Entzündung dauerhaft bestehen bleibt, d.h. chronisch wird. TNFα wurde bei Patienten mit Rheumatoider Arthritis in stark erhöhter Konzentration nachgewiesen. Schematische Darstellung eines entzündeten Gelenks 10 11 2. Was Sie über Rheumatoide Arthritis wissen sollten 2.9. Wie der Arzt die Diagnose stellt Die Rolle des Botenstoffs TNF Oft sind die Symptome der Rheumatoiden Arthritis recht unspezifisch und die Befunde entsprechend unauffällig. Die ärztliche Diagnose beginnt daher meist mit einer Befragung („Anamnese“) und einer allgemeinen körperlichen Untersuchung, bei der besonderes Augenmerk auf den Zustand der Gelenke gelegt wird. Makrophage Weitere Laboruntersuchungen ergänzen und festigen die Diagnose: TNFα Messung der Blutkörperchen-Senkungsgeschwindigkeit (BSG) und der Konzentration des C-reaktiven Proteins (CRP) im Blutserum, die – wenn sie erhöht sind – Hinweise auf eine Entzündung geben T-Zelle Nachweis des „Rheumafaktors“ (RF) im Blutserum Bestimmung der Antikörper gegen cyclische citrullinierte Peptide, die speziell bei Rheumatoider Arthritis auftreten und schon früh nachgewiesen werden können Knorpel Befunde aus bildgebenden Verfahren: Mit Röntgenaufnahmen lassen sich Veränderungen an Knorpel und Knochen erkennen, eine Kernspintomographie kann Veränderungen im umliegenden Gewebe sichtbar machen und per Gelenksonographie werden Entzündungen in der Gelenkinnenhaut sichtbar Knochen Im Mittelpunkt des Entzündungsprozesses: TNFα 12 13 3. Rheumatoide Arthritis behandeln Da die Ursache von Rheumatoider Arthritis bisher unbe- Regelmäßige Kontrolluntersuchungen begleiten die 3.3. Medikamente gegen Schmerzen Neue Wirkstoffe unter den kortisonfreien Entzündungs- kannt ist, gibt es noch keine Therapie, die diese bekämpfen Therapie und dienen sowohl der Erkennung von Neben- Diese Wirkstoffe haben grundsätzlich eine ähnliche ent- hemmern werden als „COX-2-Hemmer“ bezeichnet. kann. Eine Behandlung muss daher individuell erfolgen wirkungen als auch der Überprüfung des Ansprechens zündungshemmende und schmerzstillende Wirkung wie Celecoxib und Etoricoxib sind bekannte Vertreter dieser und sich auf die akuten und chronischen Auswirkungen auf die Medikamente. Kortison. Die Wirkung ist allerdings wesentlich schwächer Wirkstoffklasse. Die „COX-2-Hemmer“ zeichnen sich und bekämpft nur die Symptome, nicht aber die Ursachen durch eine bessere Magenverträglichkeit aus. der Rheumatoiden Arthritis konzentrieren. Das wichtigste Ziel ist dabei, die Aktivität der Krankheit abzuschwächen. Bei Rheumatoider Arthritis kommen verschiedene der Entzündung. Die bekanntesten unter diesen Wirkstof- Dabei sind drei Punkte wesentlich: Wirkstoffe zum Einsatz, die in vier Gruppen unterteilt fen sind Ibuprofen oder Diclofenac. Bei der Anwendung werden können. dieser Wirkstoffe kann es zu Nebenwirkungen wie z. B. Fortschreitende Gelenkschäden aufhalten Magen-Darm-Beschwerden kommen. Funktionsfähigkeit der Gelenke erhalten Schmerzen lindern 3.2. Kortisonhaltige Präparate im Akutfall Glukokortikoide (wie Prednisolon) haben einen stark Hierzu werden entsprechende Medikamente verab- entzündungshemmenden Effekt und wirken „immunsup- reicht. Unterstützend können außerdem Maßnahmen pressiv“, d.h. sie verhindern bestimmte Reaktionen des wie z. B. Krankengymnastik für eine Behandlung Immunsystems, wie unkontrollierte Neubildung und Ver- herangezogen werden. mehrung von Gewebe. Sie sind deshalb aus der Therapie der Rheumatoiden Arthritis nicht mehr wegzudenken. 14 3.1. Therapie mit Medikamenten Da die schweren Nebenwirkungen von Kortison normaler- Moderne Medikamente sind in der Lage, den Verlauf der weise erst bei langfristiger Anwendung und hoher Dosie- Rheumatoiden Arthritis zu verlangsamen und die Be- rung auftreten, versucht man die Behandlung mit Kortison schwerden zu lindern. Grundsätzlich gilt: Je früher man in der Regel zeitlich zu begrenzen. Im Falle von akuten mit der Behandlung beginnt, desto größer die Chance, Entzündungsschüben werden Glukokortikoide auch direkt Entzündungsvorgänge in den Gelenken aufzuhalten ins Gelenk gespritzt, um dort die Entzündung aufzuhalten und schweren Schäden vorzubeugen. und Schmerzen sowie Schwellungen zu lindern. 15 3. Rheumatoide Arthritis behandeln 3.4. Medikamente zur Basistherapie Basistherapeutika sind Medikamente, die für die Langzeittherapie rheumatischer Erkrankungen eingesetzt werden. Ihre Wirkung erreichen diese Substanzen durch die Unterdrückung von Reaktionen des Immunsystems. pels oder des Knochens verhindern bzw. abschwächen Den positiven Effekten von MTX stehen mögliche Neben- Die Leflunomid-Therapie wird ebenfalls von Kontroll- können. Entzündungen und damit verbundene Schmer- wirkungen gegenüber, die durch Laboruntersuchungen untersuchungen begleitet. Frauen im gebärfähigen Alter zen können mit Basistherapeutika außerdem zuverlässig kontrolliert werden müssen: Blutbildveränderungen oder und Männer müssen unter Leflunomid eine geeignete bekämpft werden. Leberschäden. Diese machen unter Umständen ein Aus- Empfängnisverhütungsmethode anwenden. setzen der Behandlung mit MTX nötig. Sulfasalazin: Im Gegensatz zu anderen Basistherapeutika Die Nebenwirkungen sind von Medikament zu Medikament verschieden. Um unerwünschte Effekte erkennen zu Zusätzlich müssen während einer Behandlung mit MTX ist die Wirkung von Sulfasalazin recht mild und tritt nach durch die Hemmung der Entzündung und der können, werden bei einer Therapie mit Basistherapeutika verschiedene Maßregeln beachtet werden: ein bis drei Monaten ein. Die Einnahme erfolgt zweimal verstärkten Zellvermehrung. regelmäßige Kontrolluntersuchungen durchgeführt. Die bekanntesten Basistherapeutika sind Methotrexat, Methotrexat (MTX): MTX hemmt die Entzündungen und Leflunomid und Sulfasalazin. Sie können zur Behandlung reguliert die Funktion des Immunsystems. Es gehört zu der Rheumatoiden Arthritis alleine oder zusammen mit den am häufigsten angewendeten Medikamenten in der anderen Medikamenten verabreicht werden. Behandlung der Rheumatoiden Arthritis. Trinken Sie keinen Alkohol. Halten Sie sich nicht zu lange in der Sonne auf. Frauen im gebärfähigen Alter und Männer müssen unter täglich als Tablette. Typische Nebenwirkungen, die vor allem in den ersten Wochen der Therapie auftreten, sind: Hautausschläge MTX eine geeignete Empfängnisverhütungsmethode Übelkeit anwenden. Appetitlosigkeit Kopfschmerzen Die Wirkung von Basistherapeutika tritt erst nach verhält- Die Verabreichung findet einmal wöchentlich statt und nismäßig langer Zeit ein. Ein wichtiger Vorteil ist aber, dass wird meist als Tablette eingenommen, kann aber auch als sie, im Gegensatz zu Kortison oder auch kortisonfreien Injektion oder Infusion erfolgen. Die Wirkung von MTX Entzündungshemmern, eine Schädigung des Gelenkknor- setzt nach vier bis acht Wochen ein. Leflunomid: Leflunomid hemmt die Produktion von Zellen, die an der Immunabwehr beteiligt sind und Entzündungen hervorrufen. Es wird einmal täglich als Tablette eingenommen. Seine Wirkung tritt nach vier bis sechs Wochen ein. Die häufigsten Nebenwirkungen von Leflunomid sind: Kopfschmerzen Wichtig: Die Behandlung mit Basistherapeutika muss auch im Falle einer eintretenden Besserung fortgeführt werden. Ein Therapieabbruch kann zu erneuten Krankheitsschüben und einer allgemeinen Verschlechterung des Krankheitsbildes führen. Müdigkeit Haarausfall Hautausschläge Magen-Darm-Probleme, wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Appetitlosigkeit 16 17 3. Rheumatoide Arthritis behandeln 3.5. Modernste Medikamente: Biologika Adalimumab: Adalimumab zählt ebenfalls zu den Etanercept: Etanercept ist ein löslicher TNFα-Rezeptor, Bei den Biologika handelt es sich um Wirkstoffe, die Akti- Die immunregulierende Wirkung der Biologika führt zu- monoklonalen Antikörpern und hemmt die Aktivität von der ebenfalls die Aktivität von TNFα hemmt. Die Verabrei- vitäten des Immunsystems regulieren können. Sie können dem dazu, dass sich während der Behandlung das Risiko TNFα. Die Anwendung erfolgt in der Regel alle zwei chung erfolgt zweimal pro Woche (2 x 25 mg) oder einmal bestimmte Zellen oder Botenstoffe hemmen, die an der einer Infektion erhöht oder Infektionen erneut auftreten Wochen per Injektion unter die Haut. Adalimumab wird pro Woche (50 mg) unter die Haut. Etanercept wird als Entzündung beteiligt sind. Als Beispiel für die Anwendung können (z. B. Tuberkulose, Hepatitis B). als Monotherapie oder in Kombination mit Methotrexat Mono- oder als Kombinationstherapie mit Methotrexat (MTX) verabreicht. (MTX) verabreicht. von Biologika zur Behandlung der Rheumatoiden Arthritis sind im Folgenden die wichtigsten Informationen zu Im Folgenden finden Sie eine Auswahl der in Deutschland sogenannten TNFα-Blockern zusammengestellt. Diese für die Behandlung der Rheumatoiden Arthritis zugelasse- können Schäden des Gelenkes bei Rheumatoider Arthritis nen TNFα-Blocker mit den wichtigsten Informationen zu abschwächen oder ganz verhindern, indem sie den den einzelnen Wirkstoffen. entscheidenden Botenstoff TNFα blockieren. Golimumab: Golimumab ist ein sogenannter monokloDie Verabreichung von TNFα-Blockern erfolgt in der Regel naler Antikörper, der den Botenstoff TNFα hemmt, indem per Injektion oder Infusion. Die Wirkung tritt schon inner- er direkt an das Molekül bindet. Der Wirkstoff wird einmal halb von wenigen Wochen ein und die Verträglichkeit monatlich per Selbst-Injektion verabreicht. Bei Rheumato- kann im Allgemeinen als gut eingestuft werden. Wie bei ider Arthritis wird Golimumab zusammen mit Methotrexat allen hochwirksamen Medikamenten können gewisse (MTX) eingesetzt. Nebenwirkungen auftreten: Allergische Hautreaktionen durch die Injektion/Infusion Reaktionen an der Einstichstelle, wie Blutungen, Blutergüsse, Rötung, Schwellungen etc. Kopfschmerzen und Schwindel Magen-Darm-Beschwerden Infliximab: Auch Infliximab hemmt als monoklonaler Antikörper den Botenstoff TNFα. Es wird als Infusion verabreicht, die nach einer ersten Therapiestufe in den Wochen 0, 2 und 6 in der Regel alle acht Wochen erfolgt. Bei Rheumatoider Arthritis erfolgt die Behandlung als Kombinationstherapie mit Methotrexat (MTX). Fieber 18 19 3. Rheumatoide Arthritis behandeln Die Rolle von TNF bei RA Freies TNFα bindet an Zielzellen und aktiviert diese. Dadurch entsteht die Entzündung, in deren Folge die Gelenke Wirkweise der TNF -Blocker TNFα wird gebunden, dadurch klingt die Entzündung ab und die Gelenkschädigung wird aufgehalten. geschädigt werden können. 20 21 4. Nichtmedikamentöse Therapie 4.2. Regelmäßige Krankengymnastik 4.3. Hilfreiche Ergotherapie erwünschten Erfolg, können unter Umständen andere 4.1. Warum physikalische Therapie so wichtig ist Bei der Krankengymnastik (Physiotherapie) erlernt der Der Begriff „Ergotherapie“ leitet sich vom griechischen Maßnahmen zur Therapie der Rheumatoiden Arthritis Die sogenannten „passiven Behandlungsverfahren“ der Patient Bewegungsübungen, die er selbstständig – mit Begriff „ergon“ ab, was soviel bedeutet wie „Arbeit“ oder eingesetzt werden: physikalischen Therapie lindern Schmerzen und Entzün- oder ohne Hilfsmittel – ausführen kann. Je nach Ausgangs- „Tätigkeit“. So werden hierbei ganz gezielt Bewegungen dungen, fördern die Durchblutung und entspannen die situation des Erkrankten stehen verschiedene Ziele im trainiert, die für die Alltagsbewältigung des Patienten, z. B. Muskulatur. Das Spektrum reicht von Kälteanwendungen, Fokus einer Physiotherapie. Die wichtigsten sind: im Beruf, wichtig sind. Durch die Krankheit eingeschränkte Bringt eine Behandlung mit Medikamenten nicht den Mit Gelenk-Operationen kann die Gelenkinnenhaut entfernt und so die Entzündung und Zerstörung des Gelenkes gestoppt werden. Durch einen Gelenkersatz kann die Funktion zerstörter Gelenke wieder vollständig hergestellt werden. Bei der Synoviorthese spritzt man eine chemische Substanz, die das entzündete Gewebe zersetzt, direkt in das betroffene Gelenk. Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, eine medikamentöse Therapie der Rheumatoiden Arthritis durch verschiedene therapiebegleitende Maßnahmen zu ergänzen. wie Eispackungen oder Kältekammer, über Wärmeanwendungen, wie Infrarottherapie oder Fango, bis hin zu Massagen, Bädern und Elektrotherapie. Schmerzlinderung Vermeidung von Fehlstellungen der betroffenen Gelenke Funktion befallener Gelenke verbessern oder „verloren gegangene“ Bewegungsabläufe können durch gezielte Ergotherapie oftmals wieder erlernt werden. Das bedeutet für den Patienten in der Regel eine deutliche Erhöhung der Selbstständigkeit in Privat- und Berufsleben. Maßnahmen zum Ausgleich von Einschränkungen der Beweglichkeit erarbeiten und alltägliche Bewegungen trainieren Zur Erreichung dieser Ziele stehen der Physiotherapie verschiedene Maßnahmen zur Verfügung: Koordinations-Schulungen Muskelaufbau Konditionsaufbau Gang- oder Haltungsschulung Da Entlastung der Gelenke eine wichtige Rolle bei der Behandlung spielt, werden viele Übungen im Wasser Wichtige Verfahren der Ergotherapie sind: Linsenbad Paraffinbad Übungen mit Knetmasse oder Handtrainer Dazu kommt eine beratende Funktion bei der Anschaffung von Hilfsmitteln und deren Gebrauch. Die wichtigsten Hilfsmittel für Patienten mit Rheumatoider Arthritis sind: Spezielle Öffner für Wasserhähne Verdickte Besteckgriffe Verlängerungen für Schuhlöffel vorgenommen. 22 23 5. Tipps für den Alltag Die Perspektiven für Patienten mit Rheumatoider Arthritis 5.1. Positiv denken 5.2. Gut informieren 5.3. Erfahrungen austauschen haben sich in den letzten 20 Jahren deutlich verbessert: Es mag vielleicht einfach klingen, aber ein erster wichtiger Ängste im Umgang und Leben mit Erkrankungen resul- Vielen Patienten hilft die Erkenntnis, dass sie mit ihrer Mit modernen Medikamenten ist es mittlerweile möglich, Schritt ist, die Krankheit so weit wie möglich aus dem Kopf tieren oft aus Unwissenheit und damit aus Ungewissheit, Erkrankung keineswegs alleine dastehen. Es gibt in das Fortschreiten von Entzündungen und Gelenkzerstörun- zu verbannen. Versuchen Sie, sich eine positive Grundein- was den Betroffenen eigentlich erwartet. Informieren Sie Deutschland hunderttausende Menschen mit Rheuma- gen aufzuhalten und damit sogar ein Stadium zu errei- stellung zu bewahren und mit Zuversicht in die Zukunft sich deshalb aktiv über die Ursachen, den Verlauf und die toider Arthritis, denen es genauso wie Ihnen geht und chen, in dem der Patient meist beschwerdefrei leben kann. zu blicken! Behandlungsmöglichkeiten der Rheumatoiden Arthritis. die wissen, was es bedeutet, mit der Erkrankung zu leben. Sie werden sehen, dass Sie mit zunehmendem Verständnis Auch haben diese Menschen oft bereits wertvolle Erfah- Dennoch kann sich Rheumatoide Arthritis belastend auf Schließen Sie Aktivitäten wie Reisen oder andere Dinge, sicherer mit Ihrer Erkrankung umgehen und Risiken, aber rungen gemacht, von denen Sie profitieren können. die psychische Verfassung der Betroffenen auswirken. So die Ihnen früher Spaß gemacht haben, nicht kategorisch auch Chancen besser einschätzen können. Suchen Sie den Kontakt zu anderen Erkrankten und Sie treten im Zusammenhang mit der Erkrankung Folgebe- aus – probieren Sie es einfach trotzdem! Sie werden sehen, schwerden auf, die den Alltag der Betroffenen zusätzlich dass Sie nach wie vor viel mehr machen können als es Nutzen Sie alle möglichen Informationsquellen, wie erschweren können. Ganz typisch sind hierbei: zunächst den Anschein haben mag. Es ist ganz wichtig, Patientenratgeber oder auch das Internet. Holen Sie den dass Sie versuchen, Ihr Leben nach Ihren Vorstellungen zu Rat von Fachleuten wie Physiotherapeuten oder Fachärz- Selbsthilfegruppen wie die Deutsche Rheuma-Liga, die gestalten und sich nicht von Ihrer Erkrankung bestimmen ten für Rheumatologie ein, die mit der Behandlung und bereits viele Regionalgruppen gegründet hat, helfen Ihnen zu lassen. den Bedürfnissen der Patienten vertraut sind. So schaffen gerne bei der Kontaktaufnahme. Zudem organisieren sie Sie eine solide Basis für eine erfolgreiche Therapie. oft Informationsveranstaltungen, die vielleicht auch ganz Schlafstörungen Antriebslosigkeit Müdigkeit Depressionen Eine positive Einstellung erhöht nicht zuletzt auch die werden viele nützliche Ratschläge und nicht zuletzt viel Verständnis erhalten. in Ihrer Nähe stattfinden. Chancen einer erfolgreichen Therapie der Rheumatoiden Solche Auswirkungen sind völlig normal und kein Grund, Arthritis: Die medikamentöse Behandlung, aber vor allem Nicht zuletzt bieten auch Patientenforen im Internet eine sich zu schämen. Auf den folgenden Seiten finden Sie die begleitenden Therapiemaßnahmen erfordern viel Möglichkeit, ganz bequem von zu Hause aus mit anderen wichtige Ratschläge, die Ihnen dabei helfen sollen, etwas aktives Mitwirken Ihrerseits. Patienten in Kontakt zu treten. Im Anhang dieser Broschü- dagegen zu unternehmen. 24 re haben wir einige Adressen für Sie zusammengestellt. 25 5. Tipps für den Alltag 5.4. So bleiben Sie in Bewegung Ausreichende Bewegung ist eine besonders wichtige Maßnahme zur Selbsthilfe bei Rheumatoider Arthritis, da sie zahlreiche positive Auswirkungen auf die Symptome der Erkrankung hat. So kann regelmäßige körperliche Aktivität: Versteifungen oder auch Fehlstellungen Ihrer Gelenke vorbeugen. durch Stärkung der Muskulatur und Sehnen Ihre Gelenke entlasten. für bessere Durchblutung der Knochen und Gelenkknorpel sorgen. Ihr körperliches und seelisches Wohlbefinden steigern. Natürlich muss, je nach Fitness und Gesundheitszustand, die richtige Art der körperlichen Betätigung gewählt werden. So können in schwierigen Erkrankungsphasen unter Umständen nur passive Übungen vorgenommen werden, während, wenn die Symptome nachlassen, z. B. auch intensiveres Krafttraining möglich ist. Ratschläge, die bewegen: Stimmen Sie Art und Intensität des Trainings mit Ihrem Arzt oder Physiotherapeuten ab. Lassen Sie sich im Vorfeld beraten, welche Übungen für Sie geeignet sind und wie Sie diese richtig durchführen. Ihr Physiotherapeut kann Ihnen einen individuellen Trainingsplan zusammenstellen. Neben den körperlichen Symptomen schlägt sich Rheumatoide Arthritis Damit sich keine Fehler einschleichen, kann es zu Beginn hilfreich sein, die sportlichen Aktivitäten unter Anleitung eines Fachmannes durchzuführen. Belastungen abzubauen oder zu verhindern, dass Sie überhaupt aufkommen. Lassen Sie zudem Ihre Übungen regelmäßig von einem Fachmann kontrollieren. Wählen Sie gelenkschonende Sportarten, wie Schwimmen, Radfahren oder Nordic Walking. Von Sportarten wie Fußball, Tennis, Skifahren etc. ist abzuraten, da hierbei abrupte Bewegungsabläufe nötig sind, die Ihre Gelenke stark belasten. Steigen Sie beim Krafttraining mit niedrigen Gewichten bzw. wenigen Wiederholungen ein und erhöhen Sie die Intensität nur langsam. Grundsätzlich sind Übungen, die im Sitzen oder Liegen ausgeführt werden können, besonders gelenkschonend und sollten bevorzugt werden. Trainieren Sie regelmäßig, d. h. zwei- bis dreimal wöchentlich. 26 5.5. Stress bewältigen meist auch auf die Psyche nieder. Bewegungseinschränkungen und Schmerzen erschweren den Alltag, und das erzeugt Stress, der wiederum eine starke zusätzliche Belastung darstellt. Verschiedene Strategien zur Stressbewältigung können dabei helfen, diese So kann es beispielsweise als Ausgleich sehr hilfreich sein, Hobbys und Interessen nachzugehen, die die Krankheit für eine Zeit aus dem Bewusstsein verdrängen. Unter Umständen empfiehlt es sich auch, beim Stressabbau Unterstützung zu Rate zu ziehen. Verschiedene Techniken, die unter professioneller Anleitung erlernt werden können, ermöglichen Ihnen auf ganz natürlichem Wege, Ihre innere Ruhe zu bewahren oder wieder herzustellen. So z. B.: Yoga Autogenes Training Jacobsonsche Muskelentspannung Biofeedback Gespräche mit einem Psychotherapeuten Finden Sie heraus, welcher Weg Ihnen am meisten zusagt – und Sie werden sehen, dass Sie schon bald positiver und entspannter in die Zukunft blicken! 27 5. Tipps für den Alltag 5.6. Richtig ernähren Es gibt bislang keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, die Einflüsse von bestimmten Nahrungsmitteln auf Rheumatoide Arthritis belegen. Empfehlungen zu Diätvorschriften sind daher eher mit Vorsicht zu genießen. Beherzigen Sie einfach die Ernährungsgrundsätze einer gesunden, ausgewogenen Mischkost. Damit tragen Sie entscheidend zu einer ausreichenden Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen bei. Wenn Sie die folgenden Ernährungstipps beherzigen, werden Sie in der Regel nach drei Monaten einen positiven Effekt bemerken. Essen Sie täglich Obst, Gemüse und fettreduzierte Milchprodukte. Frischer Seefisch gehört unbedingt auf den Speiseplan. Und das regelmäßig, bis zu drei Mal pro Woche. Da Kalzium beim Kochen im Wasser gelöst wird, empfiehlt es sich, das Kochwasser (z.B. aus der Gemüse-Zubereitung) für Suppen oder Saucen weiter zu verwenden. Besonders fetthaltige Wurst- und Fleischsorten sollten Sie selten oder Gesund leben: Die folgende Liste fasst die wichtigsten Eckpfeiler einer gesunden Lebensführung bei Rheumatoider Arthritis für Sie zusammen: Gesunde Ernährung und ausreichende Bewegung sind ein Muss! Mehr Gewicht heißt mehr Belastung für Ihre Gelenke. Sie sollten also versuchen, Übergewicht zu vermeiden bzw. Ihr Gewicht entsprechend zu reduzieren. Halten Sie hierzu aber unbedingt Rücksprache mit Ihrem Arzt. Von selbstständigen Radikal-Diäten ist dringend abzuraten! Schlafen Sie regelmäßig. Vermeiden Sie das Tragen schwerer Gegenstände sowie ruckartige Bewegungen, die Ihre Gelenke besonders belasten. Rauchen erhöht bei Rheumatoider Arthritis das Risiko von Herz-KreislaufKomplikationen, der Bildung von Rheumaknoten und eines schweren Krankheitsverlaufes. Daher sollte es unbedingt vermieden werden. Entspannungstechniken helfen, Ihren Alltag mit der Erkrankung stressfreier zu gestalten (siehe auch Abschnitt „Stress bewältigen“). am besten gar nicht zu sich nehmen. Verzichten Sie auf Alkohol, weil er entzündungsfördernd wirkt. Eine laktovegetabile Ernährung, d.h. eine vegetarische Ernährung ohne Ausschluss von Milch oder Milchprodukten, kann Ihre medikamentöse Therapie aktiv unterstützen. 28 29 6. Erklärung wichtiger Begriffe 30 ( = siehe bei) Arthropathie (Entzündliche oder degenerative) Erkrankung eines Gelenks Schmerzmittel Arthroskopie Gelenkspiegelung; Betrachtung eines Gelenkinnenraums durch eine flexible Optik, ein Endoskop, das über einen kleinen Schnitt in die Gelenkhöhle eingeführt wird Anamnese Krankengeschichte Langwirksames krankheitsmodifizierendes Ankylosierende Spondylitis (= Morbus Bechterew) Bestimmte Form einer chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankung Basistherapeutikum (DMARD = disease modifying antirheumatic drug) Antigen Substanz oder Struktur, die in der Lage ist, eine immunologische Reaktion des Körpers ( Antikörper-Bildung) hervorzurufen. Ein Antigen kommt in der Regel von außen (Bakterien, Viren, Allergene). Ausnahmsweise kann aber auch ein Bestandteil des Körpers selbst wie ein Antigen wirken, wie es bei der Rheumatoiden Arthritis der Fall ist. Biologikum (Mehrzahl: Biologika; engl. Biologics, Biologicals) Mittels biotechnologischer Verfahren hergestellte Wirkstoffe, „biologische Substanzen“ Blutbild Sammelbezeichnung für Laboruntersuchungen, bei denen die Menge der Zellbestandteile des Blutes (Blutzellen, Blutfarbstoff ) bestimmt wird Blut(körperchen)senkungsgeschwindigkeit (BSG, BKS) Geschwindigkeit, mit der die Blutzellen (Blutkörperchen) sich auf Grund der Schwerkraft nach unten absetzen, wenn man eine (mit einer gerinnungshemmenden Substanz versetzte) Blutprobe für ein bzw. zwei Stunden stehen lässt. Eine erhöhte BSG kann auf eine akute oder chronische Entzündung im Körper hinweisen. chronisch Lang dauernd (Gegensatz zu C-reaktives Protein (CRP) Protein, dessen Konzentration im Blutserum bei bestimmten entzündlichen Prozessen innerhalb von wenigen Stunden bis zum 1000-fachen ansteigen kann akut Plötzlich einsetzend und rasch verlaufend (im Gegensatz zu Analgetikum (Mehrzahl: Analgetika) chronisch anti-inflammatorisch Entzündungshemmend Antikörper (= Immunglobulin) Vom Immunsystem gebildeter Eiweißstoff, der speziell gegen eine bestimmte Substanz oder Struktur – ein Antigen – gerichtet ist. Der Antikörper kann „sein“ Antigen an sich binden und dadurch unschädlich machen. antiphlogistisch Entzündungshemmend Antirheumatikum (Mehrzahl: Antirheumatika) Arzneimittel zur Behandlung rheumatischer Erkrankungen mit unterschiedlichen Wirkungsweisen Arthritis Entzündung eines Gelenks DMARD Antirheumatikum akut) Basistherapeutikum 31 6. Erklärung wichtiger Begriffe Entzündung Reaktion des Körpers auf tatsächliche oder mutmaßliche „Feinde“; in der Regel handelt es sich dabei um potenzielle Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren. Der Kontakt mit diesen Erregern leitet eine Reihe von Vorgängen ein, die zur lokalen Überwärmung durch vermehrte Durchblutung, Schwellung durch Austritt von Gewebeflüssigkeit, Schmerz und einer eingeschränkten Funktion des betroffenen Gewebes führt. Infusionsreaktion Reaktion auf ein Arzneimittel, die in unmittelbarem zeitlichem Zusammenhang mit der Infusion auftritt. Infusionsreaktionen treten vor allem bei oder nach Anwendung von eiweißartigen Mitteln auf. Leichte Symptome (Schwächegefühl, Blutdruckabfall, Schwindel) verschwinden oftmals nach Abbrechen oder Verlangsamen der Infusion nach kurzer Zeit von selbst; schwerere Symptome (Atemnot, Kreislaufschwäche) sind selten und müssen sofort behandelt werden. Entzündungsmediator Substanz, die Signale von einer Körperzelle zur anderen weiterleitet und in einer Zelle bestimmte Vorgänge auslösen kann, die Teil des Entzündungsprozesses sind. Die meisten Entzündungsmediatoren gehören zur Gruppe der Zytokine. intraartikulär In das bzw. im Gelenk Kortiko(stero)ide (Glukokortikoide) Gruppe von Medikamenten, die sich vom Kortison ableiten und vorwiegend entzündungshemmend wirken, darüber hinaus aber noch vielfältige weitere Wirkungen haben Kortison Künstlich hergestellter Abkömmling des Cortisols, eines Hormons, das in der Nebenniere produziert wird Leukozyten Weiße Blutkörperchen; Leukozyten werden in mehrere Untergruppen unterteilt, z. B. Granulozyten, Lymphozyten, Makrophagen Lymphozyten Zellen aus der Gruppe der weißen Blutkörperchen ( wichtige Rolle bei der Abwehr spielen Makrophagen Zellen aus der Gruppe der weißen Blutzellen ( Leukozyten), Teil des Immunsystems. Makrophagen können Fremdsubstanzen „verdauen“ und werden daher auch als Fresszellen bezeichnet. Monoarthritis Entzündung eines (einzigen) Gelenks monoartikulär Ein (einziges) Gelenk betreffend Entzündungszeichen 32 Die Hauptsymptome einer akuten Entzündung sind Überwärmung, Schwellung, Schmerz und Beeinträchtigung der Funktion. Bei einer chronischen Entzündung können die Entzündungszeichen zurückgehen, während die Beeinträchtigung der Funktion bestehen bleibt. Erguss Ansammlung von Flüssigkeit, z. B. im Gelenk; meist äußerlich erkennbar als Schwellung, die durch Druck auf benachbarte Nerven auch schmerzhaft sein kann Immunsuppressivum Medikament, das Reaktionen des Immunsystems unterdrückt bzw. abschwächt und damit bei immunologischen Erkrankungen wie der Rheumatoiden Arthritis wirkt Immunsystem Abwehrsystem; Sammelbezeichnung für sämtliche Vorgänge, Zellen und Substanzen der körpereigenen Abwehr Infusion Gabe eines Medikaments oder von Nährstoffen in gelöster Form direkt in ein Blutgefäß Leukozyten), die eine 33 6. Erklärung wichtiger Begriffe monoklonal Von einer Zelle abstammend bzw. gebildet progredient Fortschreitend, progressiv Monotherapie Behandlung mit nur einem Medikament bzw. Wirkstoff Progression Fortschreiten (einer Erkrankung bzw. einer Veränderung) pro-inflammatorisch Entzündungsfördernd Protein Eiweißstoff Rehabilitation Wiederherstellung, Wiedereingliederung nach gesundheitlichen Störungen Remission Dauerhaftes oder vorübergehendes Verschwinden von Krankheitserscheinungen; beschwerdefreier Zustand Rezeptor Struktur einer Zelle, meistens der Zelloberfläche, die von Botenstoffen übermittelte Signale aufnehmen und zum Zellkern weiterleiten kann. Rezeptoren sind auf einzelne Botenstoffe spezialisiert und befähigen die jeweilige Zelle, gerade auf diesen Botenstoff zu reagieren. Rheumafaktor (RF) Antikörper gegen körpereigene Proteine; er ist bei einigen chronischen rheumatischen Erkrankungen, vor allem bei der Rheumatoiden Arthritis, im Blutserum nachweisbar („positiv“), selten auch bei Gesunden Rheumatoide Arthritis (RA) Chronisch-entzündliche Erkrankung der Gelenke; umgangssprachlich auch Rheuma genannt; ältere Bezeichnung: chronische Polyarthritis Morbus Bechterew 34 Ankylosierende Spondylitis; Morbus = Krankheit nichtsteroidales Antirheumatikum (NSAR) Nicht vom Kortison (Steroid) abgeleiteter Wirkstoff mit schmerz- und entzün­dungshemmender Wirkung Oligoarthritis Entzündung weniger Gelenke oligoartikulär Wenige Gelenke betreffend oral Am, im, durch den Mund Pannus Synovial-Zellmasse, die in Knorpel und Knochen eindringt und diese zerstört; charakteristisches Merkmal für die Rheumatoide Arthritis parenteral Unter Umgehung des Verdauungstraktes Pathogenese Entstehung und Entwicklung von Krankheiten Placebo Scheinmedikament Polyarthritis Entzündung mehrerer bzw. vieler Gelenke Steroid polyartikulär Viele Gelenke betreffend subkutan (s.c.) Kortikosteroide Unter die Haut 35 6. Erklärung wichtiger Begriffe Synovia = Synovialflüssigkeit Zähflüssige, in den Gelenkhöhlen (= Synovialhöhlen) enthaltene Flüssigkeit, die zur Verminderung der Reibung zwischen den Knochenflächen beiträgt Synovialgelenk Gelenk, bei dem die beteiligten Knochenflächen mit einer Schicht aus Gelenk­ knorpel bedeckt sind und das eine mit Synovialflüssigkeit gefüllte und mit einer Synovialmembran ausgekleidete sowie durch eine Bindegewebskapsel und Bänder verstärkte Gelenkhöhle besitzt Synovialmembran (= Synovialis) Innenhaut der Gelenkkapsel, die die Gelenkhöhle auskleidet und flüssigkeit produziert Synovitis (= Synovialitis) Entzündung der Synovialmembran; wichtigstes Akutsymptom bei der Rheumatoiden Arthritis systemisch Ein ganzes Organsystem oder (im weiteren Sinne) auch mehrere Organsysteme, d.h. den gesamten Organismus, betreffend TNFα-Hemmer/-Blocker Medikament, das gegen den Botenstoff TNFα gerichtet ist und diesen unschädlich macht TNFα-Inhibitor 36 Synovial- TNFα-Hemmer/-Blocker Tumornekrosefaktor-alpha (TNFα) Botenstoff ( Zytokin) des Immunsystems, der u. a. eine zentrale Rolle bei Ent­zündungsprozessen (wie auch bei der Rheumatoiden Arthritis) spielt Zytokin Verschiedene körpereigene Botenstoffe (z. B. TNFα), die Signale zwischen Zellen des Immunsystems und anderen Zellen übermitteln und damit eine wichtige Rolle bei Immunreaktionen spielen. 37 7. Kontakte und Adressen Selbsthilfegruppen Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. Maximilianstraße 14 53111 Bonn Telefon: 0228 7 66 06-0 Fax: 0228 7 66 06-20 Internet: www.rheuma-liga.de E-Mail: [email protected] Wichtige Internet-Adressen zum Thema Rheuma www.rheuma-experte.de Das Deutsche Rheumahaus (verschiedene Links zum Thema Rheuma) www.rheumanet.org Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. www.dgrh.de Impressum Herausgeber: MSD SHARP & DOHME GMBH Lindenplatz 1 85540 Haar Wissenschaftliche Beratung: Professor Dr. med. Jürgen Wollenhaupt Stand: Mai 2011 Bundesverband Deutscher Rheumatologen e.V. www.bdrh.de Deutsche Rheuma-Liga www.rheuma-liga.de Rheuma-Kids (für Kinder mit Rheuma) www.rheumakids.de Bundesverband für Gesundheitsinformationen und Verbraucherschutz - Info Gesundheit e.V. www.bgv-rheuma.de Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin www.drfz.de 38 39