KAMMERMUSIK DER S Ä C H S I S C H E N S TA AT S K A P E L L E D R E S D E N GEGRÜNDE T 1854 ALS TO N K Ü N S T L E R -V E R E I N Z U D R ES D E N PROGRAMM 6. KAMMERABEND PAUL SARCICH (GEB. 1951) 7. KAMMERABEND DONNERSTAG, 28. MAI 2009, 20 UHR Antiphon for two Drummers MITTWOCH, 3. JUNI 2009, 20 UHR SEMPEROPER META | MORPH SEMPEROPER Improvisation zu Fotos von Matthias Creutziger MITWIRKENDE VER ANT WORTLICH FRIEDWART CHRISTIAN DIT TMANN, ULRIKE SCOBEL UND CHRISTOPH BECHSTEIN VORSCHAU PETER KL ATZOW (GEB. 1945) «Ambient Resonances» Perkussive Spielvereinigung Dominic Oelze und Christian Langer für Marimbaphon und Vibraphon SCHL AGZEUG META | MORW Astrid von Brück H A R F E Annett Will K O N T R A B A S S Improvisation zu Fotos Lydia Teuscher S O P R A N Sabine Kittel F L Ö T E Henrik Woll und Kay Mitzscherling V I O L I N E Dorothea Hemken V I O L A Anke Heyn V I O L O N C E L L O Paul Rivinius K L A V I E R GIACINTO SCELSI (1905-1988 ) Horst-Dieter Käppler T O N Christoph Schmädicke L I C H T Trio für Harfe, Kontrabass und Tam Tam (mit Tanz) Robert Schumann Sechs Gesänge op. 107, transkribiert von Aribert Reimann (1994) Claude Debussy Sonate für Violoncello und Klavier Albert Roussel «Deux poèmes de Ronsard» op. 26 Maurice Ravel «La flûte enchantée» von Matthias Creutziger Hiroko Asami, Jón Vallejo und Maik Hildebrandt TA N Z Albert Roussel Trio op. 40 «Joueurs de flûte» op. 27 Carl Maria von Weber Trio g-Moll op. 63 «Okanagon» PA U S E JULIEN SALEMKOUR (GEB. 1969) «Ordnung» für Marimbaphon solo Uraufführung IMPRESSUM DRUCK Union Druckerei Dresden GmbH META | MORB Improvisation zu Fotos von Matthias Creutziger CHRISTOPHER DEANE (GEB. 1957) «Mourning Dove Sonnet» für Vibraphon solo IANNIS XENAKIS (1922-2001) «Rebonds» Bearbeitung der Perkussiven Spielvereinigung (mit Tanz) TE X TNACHWEIS Sächsische Staatsoper Dresden Intendant Prof. Gerd Uecker Generalmusikdirektor Fabio Luisi SPIELZEIT 2008|2009 Das Interview mit Christian Langer ist ein Originalbeitrag von Anne Neubert. SPIELZEIT 2008|2009 6. KAMMERABEND Private Bild- und Tonaufnahmen sind aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet. Herausgegeben von der Intendanz © Mai 2009 REDAK TION Tobias Niederschlag G E S TA LT U N G U N D S AT Z schech.net | www.schech.net W W W . S TA AT S K A P E L L E - D R E S D E N . D E KAMMERMUSIK DER S Ä C H S I S C H E N S TA AT S K A P E L L E D R E S D E N GEGRÜNDE T 1854 ALS TO N K Ü N S T L E R -V E R E I N Z U D R ES D E N VER ANT WORTLICH FRIEDWART CHRISTIAN DIT TMANN, ULRIKE SCOBEL UND CHRISTOPH BECHSTEIN PERKUSSIVE REIBUNGSPUNKTE te. In «Okanagon» verfremdete er zum Julien Salemkour beschäftigt sich in Möglichkeiten auch von Instrument zu dem Ganzen eine zusätzliche Ebene An die schwingenden Harfenseiten etwa nen Tonverwandtschaften. Das heißt: «Rebonds», Rückprall, von I A N N I S Auf dem Programm stehen auch drei Beispiel den Klang durch Resonatoren: wird ein Metallstab gehalten, wodurch Ein Gespräch mit dem Schlagzeuger Christian Langer Sitar-ähnliche Effekte entstehen. Es gibt Herr Langer, mit der Perkussiven Spiel- gesangs hindeutet. Kommt es zwischen ren Jahren außergewöhnliche Projekte. Frage-Antwort-Spiel? Es ist einfach ein sehr packendes und Wir finden Reibungspunkte spannend, ganz eigene Klangwelt. Scelsi hat übri- Spiegelungen und Umkehrungen von Musik, die ungeheuer rhythmisch ist und Wir bemühen uns grundsätzlich um ein dem anderen einen Gedanken zuwirft, sche Aktivitäten beinhaltet. Schon seit längerer Zeit arbeiten wir zum Beispiel mit dem Tänzer Maik Hildebrandt zu- sammen, mit dem wir auch den visuel- wird. Es ist ein kurzes Stück und insge- samt sehr komprimiert. P E T E R K L AT Z O W komponierte «Am- die Spieler nach Möglichkeit nicht sehen Dies ist in der Schlagzeugliteratur gen, da das Spielen nach Noten für uns nur einen Aspekt der Musik darstellt. Am heutigen Abend wird zu einigen Werken getanzt. Ist die Spannung zwi- schen Bewegung und Musik besonderes interessant für Sie? Eine Spannung würde ich darin gar nicht sehen. Für mich ist es ein unterschiedli- cher Ausdruck der gleichen Sache. Wenn ich die Bewegung eines Tänzers sehe, ist das für mich genauso Musik wie die Schallwellen, die an mein Ohr dringen. Das, was ich höre, sind musikalische Vorgänge, aber was ich sehe, ist die verbildlichte Musik. Mit dem Titel «Antiphon» greift P A U L SARCICH auf eine alte Bezeichnung zurück, die auf das Prinzip des Wechsel- Der warme Klang des Marimbaphons, einer improvisierten Musik sprechen? nahe. Die Musik klingt eher zufällig, obwohl alles genau ausgeschrieben und sehr durchdacht ist. Wir versuchen bei der heutigen Aufführung, eine besonde- dessen Platten aus Holz sind, wird mit re Konzentration auf die Musik zu erzeu- metallenen Vibraphons kombiniert. gen, die den Inhalt der Musik sozusagen den härteren und kühleren Farben des Auf diese Weise entstehen interessante Klangmischungen und Effekte. In «Am- bient Resonances» wird sehr spielerisch mit den klanglichen Möglichkeiten der Instrumente und den musikalischen Gedanken umgegangen. GIACINTO SCELSI schrieb mit «Oka- gen. Dazu sollen auch die Tänzer beitranoch zusätzlich verbildlichen. Mit dem Werk «Ordnung» des Komponisten und Dirigenten J U L I E N KO U R SALEM- erklingt am heutigen Abend auch eine Uraufführung. Welche «Ordnung» liegt diesem Werk zugrunde? ristische an diesem Stück? sehr ausgefallene Klänge geschrieben: Klangeffekte wie Glissando, Flageolett oder mit einem Bassbogen gestrichene Töne verbindet man eher selten mit dem Vibraphon. Das Stück geht aber und Tam Tam. Diese Besetzung ist sehr J U LI E N S A LE M KO U R erzeugt wird. Das Stück stellt sehr hohe Ansprüche an die Ausführenden – auch wenn man dies beim Hören nur bedingt wahrnimmt. Schwierig ist vor allem die Umsetzung der einzelnen Klangeffekte, die in der Partitur nur vage beschrieben sind. Man braucht eine gewisse Zeit, um einen Weg zu finden, die Klänge umzusetzen. Hinzu kommt, dass die studierte bei Hans-Herbert Jöris und Michael Gielen. Seit 2001 ist er als Korrepetitor und Assistent von Daniel Barenboim an von der japanischen Musik inspirieren, «Die Zauberflöte» und «Rigoletto» an der Semperoper. Als Pianist wirkte mit deren asiatischen Klängen er spiel- Mit unserer Bearbeitung haben wir licher herauszuarbeiten. Damit wird das über die Bilder selbst verraten, aber das Spektrum reicht von Fotos, die teilweise erotisch sind, aber auch etwas Morbides an sich haben. Darin steckt eine große Spannung, die förmlich nach einer klang- Stück zu einem idealen Werk für unsere lichen Umsetzung verlangt! auch hier den Tanz mit einbezogen, der Die Fragen stellte Anne Neubert. Spielvereinigung. Außerdem haben wir diesen Mitteln eine neue Klangwelt mente zusammen? Scelsi ließ sich in seinen Werken stark Verbindung bringt. oder sogar auf den ersten Blick ab- über bloße Effekte weit hinaus, da mit nagon» ein Trio für Harfe, Kontrabass ungewöhnlich – wie finden die Instru- stoßend sind. Ich möchte vorab nicht viel versucht, die innere Struktur noch deut- Sonnet» den Trauergesang einer Taube durchbrochen werden und neue Zusam- gedanklich mit einem Schlagzeugsolo in es entspricht am ehesten dem, was man Christopher Deane hat in diesem Stück tionen einmal von einer «intuitiven Mu- sik, bei der die Interpretation im Vorder- Bildern auf. Wir möchten verschiedene eine ganz klassische Duobesetzung. überträgt in bei denen herkömmliche Sichtweisen menhänge entstehen, die ungewöhnlich Wieso haben Sie es bearbeitet? Das Klangbild legt dies wahrscheinlich Herangehensweisen an die Musik zei- CHRISTOPHER DEANE besonders gereizt? den Hörer direkt anspringt. Ich glaube, auf das Vibraphon. Was ist das Charakte- phon und Vibraphon. Welchen Reiz hat diese Besetzung? Tonfolgen besteht. eruptives Schlagzeugstück, mit einer Hans Zender sprach bei Scelsis Komposi- Inhalt der Musik konzentrieren. ziehen. Im heutigen Programm greifen wir außerdem das Improvisieren nach die aus dynamischen und rhythmischen re an dieser Komposition? seiner Komposition «Mourning Dove grund steht». Kann man auch hier von bende Klänge oder Echos – für Marimba- dieses Tonraums rechnerisch in Bezie- soll. Die Hörer sollen sich mehr auf den bient Resonances» – zu deutsch: umge- len Aspekt in unsere Programme einbe- zu Fotos von hung. So entsteht eine klare Struktur, gens vorgeschrieben, dass das Publikum der dann auf virtuose Form verarbeitet I M P R O V I S AT I O N E N Harfe und Kontrabass perkussiv einge- hier auch einen kurzen Mittelteil, in dem Sicherlich. «Antiphon» ist eine Art Gesamtkonzept, das nicht nur musikali- XE- ist eines der bekanntesten Werke Matthias Creutziger. Was hat Sie daran Welchen programmatischen Hinter- kleines «Bravourstück», bei dem jeder NAKIS verleiht. für Perkussion solo. Was ist das Besonde- setzt werden. Dadurch entsteht eine grund hat das heutige Konzert? Er definiert einen bestimmten Tonraum Instrument variieren. und setzt die einzelnen Töne innerhalb den beiden Schlagzeugern zu einem vereinigung realisieren Sie seit mehre- seiner Komposition mit den verschiede- der Staatsoper Unter den Linden tätig. In Dresden dirigierte er bereits er 2005 an einem Kammerabend der Sächsischen Staatskapelle mit. DIE AUSFÜHRENDEN Die P E R K U S S I V E S P I E LV E R E I N I G U N G wurde 1996 von Christian Langer (Staatskapelle Dresden) und Dominic Oelze (Staatskapelle Berlin) gegründet und hat sich mit grenzüberschreitenden Projekten – vom klassischen Schlagzeugrepertoire bis zur Improvisation mit Tanz – als ein führendes Schlagzeugduo etabliert. ASTRID VON BRÜCK ist seit 1991 Solo-Harfenistin der Sächsischen Staatskapelle. A N N E T T W I L L , Kontrabass, ist seit 2008 Mitglied der Orchesterakademie der Sächsischen Staatskapelle Dresden. H I R O K O A S A M I ist seit 2006 im Ensemble des Dresden SemperOper Ballett, seit 2008 als Coryphée. J Ó N V A L L E J O ist seit 2006 Coryphée und seit 2008 Halbsolist des Dresden SemperOper Ballett. war von 1988 bis 2008 im Ensemble des Dresden SemperOper Ballett, seit 1992 als Solist. 2004 wurde er mit dem Mary-Wigman-Preis der Stiftung zur Förderung der Semperoper ausgezeichnet. MAIK HILDEBRANDT