Merkblatt HIV HIV ist eine Abkürzung für Human Immunodeficiency Virus oder H=human/menschlich, I=Immundefekt, V=Virus. Ein Virus, das beim Menschen zu einem Immundefektsyndrom führt. Diese Abwehrschwäche tritt nicht sofort nach einer Ansteckung mit dem HI-Virus auf, sondern erst nach einer mehr oder weniger langen Zeit, in der der Betroffene sich noch vollkommen gesund fühlen kann. Das Virus befällt vor allem die Helferzellen oder T4 Zellen unseres Immunsystems. Je weniger T4 Helferzellen in unserem Körper vorhanden sind bzw. noch normal funktionieren, desto weniger ist das Immunsystem in der Lage, den Körper vor Krankheiten zu schützen. Bei fortgeschrittener Abwehrschwäche kann es dann zu lebensbedrohlichen Infektionen und zur Entstehung verschiedener Krebsarten kommen. Wichtig: es ist nur für Menschen ansteckend, aber es gibt auch ein ähnliches Virus, das für Affen ansteckend ist und man vermutet, dass dieses Virus der Ursprung des HIV ist. Beim Menschen unterscheidet man in HIV-1 und HIV-2, die jeweils weiter in verschiedene Subtypen unterteilt werden. Im fortgeschrittenen Stadium dieser Abwehrschwäche spricht man von AIDS, was soviel bedeutet wie Acquired Immuno Defiency Syndrom oder auch erworbenes Immundefektsyndrom. Ob ein Immundefekt vorliegt oder nicht, kann man durch Laboruntersuchungen feststellen. Vorkommen: HIV hat nach Schätzungen der WHO auf der ganzen Welt bisher etwa 30 Millionen Leben gefordert. Derzeit leben weltweit ca. 35 Millionen Menschen mit dem Virus, davon mehr als 95 % in Entwicklungsländern. In Deutschland schätzt man etwa 73.000 Infizierte. Am häufigsten verbreitet ist HIV derzeit im subsaharischen Afrika, Südostasien und in der Karibik. Aber auch in den osteuropäischen Ländern und Asien nimmt das Vorkommen an HIVInfektionen zu. Es gibt weltweit circa 15 Millionen Aids-Waisen. Infektionswege: HIV wird über Kontakt mit den Körperflüssigkeiten Blut, Sperma (auch Präejakulat), Scheidenflüssigkeit sowie Muttermilch übertragen. Der hierzulande häufigste Übertragungsweg ist die sexuelle Übertragung, aber auch Ansteckungen durch verschmutzte Nadeln und Spritzen (medizinisches Personal, Drogenkonsumenten, beim Tätowieren oder Piercing) kommen vor. Ansteckungen durch Blutübertragungen sind durch ein konsequentes Untersuchen aller Blutspenden sehr selten geworden. Ebenso kann eine Übertragung des Virus während der Schwangerschaft von der Mutter auf das ungeborene Kind fast immer verhindert werden, wenn die HIV-Infektion bei der Mutter bekannt ist und sie in der Schwangerschaft behandelt wird. Andere Körperflüssig- Seite 2 keiten sind nicht ansteckend. Deshalb kann HIV auch nicht durch Küssen, Umarmen, Händeschütteln, gemeinsame Toilettenbenutzung, … übertragen werden. Inkubationszeit: Labordiagnostische Inkubationszeit: Die sogenannte serologische Inkubationszeit ist der Zeitabstand zwischen der Infektion und dem Auftreten von HIV-Antikörpern im Serum / Blut (positiver HIV-Test) und beträgt in der Regel ein bis drei Monate. Abstand zwischen HIV-Infektion und Krankheitsausbruch: Abhängig vom Ernährungszustand, dem vorbestehenden Immunstatus und dem Lebensalter. Bei Erwachsenen aus wohlhabenden Industrieländern geht man von einer Inkubationszeit von zehn plus/minus zwei Jahren bis zum Ausbrechen von AIDS aus. Durch eine rechtzeitige und konsequente Behandlung mit entsprechenden Medikamenten verlängert sich diese Zeit aber erheblich, bei vielen Menschen lässt sich auch der Ausbruch von AIDS ganz verhindern. Durch unseren heutigen Stand der Medizin ist eine fast normale Lebenserwartung möglich, wenn rechtzeitig und konsequent behandelt wird. Aber jeder Infizierte ist lebenslang potenziell ansteckungsfähig. Symptome: Die Symptome von HIV und AIDS variieren und hängen vom Stadium der Erkrankung ab. Stadium I: akute HIV-Krankheit. Bei einem Teil der Erkrankten treten sechs Tage bis sechs Wochen nach der Infektion grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Kopfschmerzen, Halsschmerzen, geschwollene Lymphknoten und Ausschlag auf. Auch wenn keine Symptome auftreten, kann der Infizierte das HI-Virus an andere weitergeben. Zu diesem Zeitpunkt ist der HIV-Test noch nicht sicher positiv. Erst ein bis drei Monate nach der Infektion lassen sich Antikörper im Blut nachweisen. Stadium II: asymptomatische Infektion (Latenzphase). Häufig folgt jetzt eine symptomfreie Phase, die unbehandelt etwa acht bis neun Jahre dauert. Trotzdem vermehrt sich das Virus in dieser Zeit weiter und zerstört die Immunzellen. Tests zeigen eine deutliche Abnahme dieser Immunzellen im Blut. Stadium III: Lymphknotensyndrom. Etwa 40 Prozent der Infizierten leiden in dieser Zeit unter Lymphknotenschwellungen. Stadium IV:HIV-assoziierte Erkrankungen. Dieses Stadium entwickelte sich früher etwa zehn Jahre nach der Infektion. Symptome können sein: Nachtschweiß, Durchfall, Fieber länger als ein Monat, trockener Husten, evtl. Atemnot, Gewichtsverlust, chronische Müdigkeit etc. Das Auftreten von HIV-begleitenden Erkrankungen lässt sich inzwischen durch eine entsprechende Therapie hinauszögern und manchmal auch ganz verhindern. Seite 3 Diagnose: Die Diagnostik der HIV-Infektion stützt sich auf den Nachweis spezifischer Antikörper in Kombination mit dem Nachweis von Virusantigen oder viralen Nukleinsäuren(Zweistufendiagnostik mit Such- und Bestätigungstest). Es werden moderne Suchteste der 4. Generation verwendet, die neben Antikörpern auch HIV Antigene nachweisen. So ist ein sicherer Nachweis in der Regel schon nach 6 Wochen möglich. Seit einiger Zeit gibt es neben dem Labor-HIV-Test auch einen sogenannten Schnelltest, der genauso zuverlässig HIV Antikörper nachweisen kann. Dieser sollte aber erst 12 Wochen nach einer möglichen Ansteckung durchgeführt werden. Therapie: Nach wie vor gibt es keine wirksame, vorbeugende Impfung gegen das HI-Virus. Es besteht aber die Möglichkeit einer begleitenden Behandlung von HIV-infizierten Menschen mit Medikamenten, die die Vermehrung des Virus verlangsamen oder sogar vorübergehend ganz stoppen können. Durch intensive Forschungen konnten diese Medikamente ständig verbessert werden, sodass sich bei guter Überwachung und konsequenter Einnahme der Medikamente die Lebenserwartung von HIV-Infizierten Menschen deutlich normalisiert hat. Derzeit rechnet man bei einem 20 jährigen Menschen mit einer neuen HIV-Infektion mit einem zu erwartenden Lebensalter von etwa 70 Jahren. Die Medikamente müssen jedoch lebenslang eingenommen werden und haben erhebliche Nebenwirkungen. Leider gibt es immer noch keine Medikamente, die eine Heilung bewirken, wenn eine Infektion mit HIV vorliegt. Vorbeugende Maßnahmen: Da immer noch keine vorbeugende Impfung möglich ist, ist sogenannter „Safer Sex“, d.h. die Verwendung von Kondomen, die einzig wirksame Methode, sich vor einer sexuellen Übertragung zu schützen. Drogenabhängige sollten keine Spritzen und Nadeln gemeinsam benutzen. Beim Tätowieren und Piercen sollten sterile Nadeln benutzt und auf strenge Hygiene geachtet werden. Medizinisches Personal und Personen, die Erste Hilfe leisten, sollten bei allen Tätigkeiten, die sie mit infektiösen Körperflüssigkeiten in Berührung bringen können, Handschuhe tragen. Schwangeren Frauen wird im Rahmen der Mutterschaftsvorsorge die Durchführung eines HIVTests empfohlen, um ggf. durch eine Behandlung die Ansteckung des Kindes wirksam verhindern zu können. HIV-Test durch das Gesundheitsamt: Das Gesundheitsamt Schwarzwald-Baar-Kreis bietet donnerstags von 14:00 bis 17:30 Uhr eine wöchentliche HIV/STI-Sprechstunde an. Neben einer ausführlichen persönlichen Beratung kann auf Wunsch auch ein kostenloser und anonymer Labor-HIV-Test aus Venenblut durchgeführt werden. Die Wartezeit vom sexuellen Kontakt zur Untersuchung sollte 6 Wochen betragen und zur Besprechung wird ein zweiter, persönlicher Termin notwendig. Telefonisch können wir leider keine Auskunft erteilen. Ein HIV-Schnelltest aus Fingerblut liefert ein Ergebnis nach 30 Minuten und ist kostenpflichtig. Hierfür beträgt die Wartezeit vom sexuellen Kontakt zur Untersuchung 12 Wochen. Seite 4 Für Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung: Gesundheitsamt Schwarzwald-Baar-Kreis Abteilung Gesundheitsschutz und Umweltmedizin Herdstraße 4 78050 Villingen-Schwenningen Tel.: 07721 913-7190 Fax: 07721 913-8918 E-Mail: [email protected] Stand: August 2015