Laborgemeinschaft 1

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Laborgemeinschaft
Institut für medizinische & molekulare
Diagnostik AG. Zürich
Info
Atopobium vaginae
1. Bedeutung
Atopobium vaginae wurde 1999 als species nova im Genus Atopobium beschrieben, welches 1992 nach der
Überarbeitung der Gattung Lactobacillus neu geschaffen worden war. Das Isolat stammte aus dem Vaginalsekret
einer "gesunden Person" [1].
2003 wurde Atopobium vaginae zum ersten Mal als Erreger bekannt, nachdem es als einziger Mikroorganismus
aus einem Tuboovarialabszess isoliert worden war [2].
Das Bakterium ist ein kleines, kokkoides, Gram positives, unbewegliches, nicht Sporen bildendes Stäbchen, das
sich nur unter strikt anaeroben Bedingungen züchten lässt [1].
Die neuen Erkenntnisse basieren fast ausschliesslich auf molekularen Methoden, die sich zum Nachweis
anspruchsvoller Erreger längst bewährt haben [3]. Bei der Unter-suchung der vaginalen Mikroflora von
Patientinnen mit bakterieller Vaginose (BV) wurde Atopobium vaginae häufig als einziger oder prädominanter
Keim vorgefunden, was als Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen dieser Affektion und Atopobium vaginae
erachtet wird. Je nach Studie und verwendeter molekularer Technik wurde es bei 45 bis 70% der Patientinnen mit
BV nachgewiesen, bei intakter Flora hingegen in keinem Fall oder bei nur etwa 8% [4,5,6,7]. In 45 laparoskopisch
entnommenen Proben von Patientinnen mit gesicherter Salpingitis wurde mit der 16S rDNA PCR in 11 Fällen
bakterielle DNA gefunden, wovon in 2 solche von Atopobium vaginae [8].
Die BV ist eine der häufigsten Affektionen der Scheidenschleimhaut. Etwa die Hälfte der betroffenen Frauen
haben Beschwerden, nämlich vermehrten, dünnflüssigen, fischig riechenden Ausfluss und gelegentlich
Irritationen im Bereich der Vulva. Die BV selbst gilt nicht als sexuell übertragbar, sie soll jedoch das Risiko für
aufsteigende Genital-infekte (PID) erhöhen und die Übertragung von STD-Erregern inklusive HI Virus erleichtern.
Zunehmend wird sie mit Komplikationen in der Schwangerschaft wie Spontanabort, vorzeitigem Blasensprung,
Chorioamnionitis, Frühgeburt, postpartaler Endometritis etc. in Verbindung gebracht [Literaturreferenzen in 5,6,9].
Es ist bis heute nicht geklärt, aus welchem Grund das vaginale Mikroökosystem aus dem Gleichgewicht gerät,
d.h. die zur Hauptsache aus Lactobacillen bestehende normale Standortflora überwuchert wird von
verschiedenen anaeroben gramnegativen und anderen Bakterien. Einige, z.B. Bacteroides sp., Prevotella sp.,
Mycoplasma hominis, Mobiluncus sp., vor allem aber Gardnerella vaginalis, sollen eine wichtige Rolle spielen [9].
Ein ursächlicher Keim steht aber bis heute nicht fest. Das Wissen basierte vordem einzig auf kulturellen
Untersuchungen. Die Vagina beherbergt jedoch eine sehr komplexe Flora, worunter auch viele anspruchsvolle
Bakterien. Es ist wahrscheinlich - und Atopobium vaginae ist dafür ein gutes Beispiel - dass weitere, bis anhin
noch nicht kultivierte oder nicht identifizierte Keime eine wichtige(re) Rolle bei der BV spielen als die heute
vermuteten. Der vermehrte Einsatz kulturunabhängiger Methoden kann zum besseren Verständnis der vaginalen
Mikroflora beitragen, möglicherweise auch zur Klärung der Ursachen für die Störung des Ökosystems und zu
weiteren Erkenntnissen über verantwortliche Erreger [7].
Atopobium vaginae ist von Natur aus Metronidazol resistent. Das könnte einige der Fälle, die auf die klassische
Behandlung der BV nicht ansprechen, erklären [2,6].
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2. Nachweismethoden
Die Diagnose BV wird anhand von klinischen Kriterien und mit der Gramfärbung eines Abstrichs gestellt.
Dünnflüssiger, homogener Fluor, pH der Vaginalflüssigkeit >4.5, Fischgeruch (besonders nach Zugabe von 10%
KOH), mikroskopischer Nachweis von sogenannten "clue cells" und von charakteristischen bakteriellen
Morphotypen in hoher Zahl auf Kosten der Laktobazillen gelten als charakteristisch. Eine Kultur wird nicht
empfohlen, es sei denn, es finden sich Leukozyten im Präparat, die auf eine mögliche Begleitinfektion hinweisen
[10,11].
Der kulturelle Nachweis von Atopobium vaginae ist langwierig, technisch und zeitlich aufwändig.
Die sehr kleinen Kolonien können zudem rasch von anderen, schnell wachsenden Begleitkeimen überwuchert
werden. Wir verwenden eine spezies-spezifische PCR, basierend auf dem 16S rRNA Gen, deren Sensitivität
derjenigen mit universellen bakteriellen Primer überlegen ist [5]. Der Nachweis erfolgt innerhalb von 1-2 Tagen
und erlaubt somit ein Resultat im Zeitraum einer allenfalls gleichzeitig laufenden kulturellen Untersuchung.
3. Therapie
Clindamycin ist das Antibiotikum der Wahl [6].
4. Untersuchungsmaterial
Folgende Materialien sind für eine Untersuchung auf Atopobium vaginae geeignet:
• Vaginalabstrich
• Douglas-Punktat
• Laparoskopisch entnommene Proben (Salpinx, Ovar, pelvines Peritoneum)
5. Literatur
[1] M. Rodriguez Jovita, M.D. Collins, B. Sjödén, E. Falsen. Characterization of a novel Atopobium isolate from the
human vagina: description of Atopobium vaginae sp. nov. Int. J. Syst. Bacteriol.1999, 49:1573-1576.
[2] W. Geissdörfer, C. Böhmer, K. Pelz, C. Schoerner, W. Frobenius, C. Bogdan. Tuboovarian abscess caused by
Atopobium vaginae following oocyte recovery. J. Clin. Microbiol. 2003, 41:2788-2790.
[3] D.A. Relman. New technologies, human-microbe interactions, and the search for previously unrecognized
pathogens. J. Infect. Dis. 2004, 186(Suppl 2):S254-258.
http://www.journals.uchicago.edu/JID/journal/issues/v186nS2/020550/020550.web.pdf
[4] J.P. Burton, E. Devillard, P.A. Cadieux, J.-A. Hammond, G. Reid. Detection of Atopobium vaginae in postmenopausal women by cultivation-independent methods warrants further investigation. J. Clin. Microbiol.
2004, 42:1829-1831.
[5] M.J. Ferris, A. Masztal, D.H. Martin. Use of species-directed 16S rRNA gene primers for detection of Atopobium
vaginae in patients with bacterial vaginosis. J. Clin. Microbiol. 2004, 42:5892-5894.
[6] M.J. Ferris, A. Masztal, K.E. Aldridge, J.D. Fortenberry, P.L. Fidel Jr., D.H. Martin. Association of Atopobium
vaginae, a recently described metronidazole resistant anaerobe, with bacterial vaginosis. BMC Infect. Dis.
2004, 4:5-12. http://www.biomedcentral.com/1471-2334/4/5
[7] R. Verhelst, H. Verstraelen, G. Claeys, G. Verschraegen, J. Delanghe, L. Van Simaey, C. De Ganck,
M. Temmermann, M. Vaneechoutte. Cloning of 16S rRNA genes amplified from normal and disturbed vaginal
microflora suggests a strong association between Atopobium vaginae, Gardnerella vaginalis and bacterial
vaginosis. BMC Microbiol. 2004, 4:16. http://www. biomedcentral.com/1471-2180/4/16
[8] J.K. Hebb, C.R. Cohen, S.G. Astete, E.A. Bukusi, P.A. Totten. Detection of novel organisms associated with
salpingitis, by use of 16S rDNA polymerase chain reaction. J. Infect. Dis. 2004,190:2109-2120.
[9] A.A. Aroutcheva, J.A. Simoes, K. Behbakht, S. Faro. Gardnerella vaginalis isolated from patients with bacterial
vaginosis and from patients with healthy vaginal ecosystems. Clin. Infect. Dis. 2001, 33:1022-1027.
[10] J. Martius, U.B. Hoyme. Empfehlungen zur bakteriellen Vaginose in Gynäkologie und Geburtshilfe 2001,
aktualisiert 2004. Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. www.dggg.de/leitlinien/pdf/2-4-3.pdf
[11] Centers for Disease Control and Prevention. Sexually transmitted diseases treatment guidelines 2002. Morbid.
Mortal. Weekly Rep. 2002, 51:42-44.
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