Noroviren- die schlagen auf den Magen! Ein Virus zieht durch Deutschland. Dort, wo er gewütet hat, hinterlässt er Patienten, die nach zehn bis fünfzig Stunden nach seiner Bekanntschaft explosionsartig unter Erbrechen, Durchfall, Übelkeit, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen und völliger Mattigkeit leiden. Selten ist hohes Fieber dabei. Wenn man es "gut" getroffen hat, bleibt das Erbrechen aus, hat man es schlecht getroffen, kommt alles auf einmal. Der einzige Trost ist dann, dass der Virus oft nach achtundvierzig Stunden genug vom Patienten hat und weiterzieht. Leider kann man auch nicht gegen den Virus immun werden, eine erneute Ansteckung ist jederzeit möglich. Erschreckende Zahlen Das Robert-Koch-Institut ist die Anlaufstelle für die Erfassung von Infektionskrankheiten. Schon in der ersten Dezemberwoche 2007 wurden 11.206 Erkrankungen durch Noroviren gemeldet. Theoretisch. Praktisch liegt die Zahl noch sehr viel höher, weil diese Zahlen nur die Fälle widerspiegeln, die durch Labordiagnostik bestätigt sind. Viele gehen aber gar nicht erst zum Arzt, entweder weil die Beschwerden es unmöglich machen das Haus zu verlassen oder sie denken "geht ja eh wieder von allein weg". Diesen Winter wird übrigens eine Rekordepidemie erwartet. Ist das Virus gefährlich? Jein. Grundsätzlich ist eine Magen-Darm-Infektion mit Noroviren nicht lebensbedrohlich. Trotzdem ist es gerade bei älteren Menschen im letzten Winter zu zahlreichen Todesfällen gekommen. Durch heftige Durchfälle und Erbrechen ist man schnell geschwächt und läuft Gefahr "auszutrocknen". Wenn dann noch Grunderkrankungen dazu kommen, kann die Erkrankung schnell außer Kontrolle geraten. Daher sollte man eine Infektion schon ernst nehmen. Schneller als der Wind Es reichen zehn bis hundert Viren zur Ansteckung aus. Das ist sehr wenig. Überall, wo Menschen sind, ist Ansteckung möglich. Von Mensch zu Mensch etwa durch Hände schütteln, durch winzige Tröpfchen von Erbrochenem. Aber auch das stille Örtchen wird zum Horrorkabinett. Türklinken, Wasserhähne, Toilettenbrillen, kurz, alles, was der Kranke angefasst hat ist eine potentielle Gefahrenquelle, denn das Virus ist sehr widerstandsfähig. Ebenfalls in öffentlichen Verkehrsmitteln besteht eine erhöhte Ansteckungsgefahr. Bis zu sieben Tage kann das zähe Virus auf Flächen überleben! Ein Restaurantbesuch kann auch anders enden als erwartet, denn auch Speisen (besonders Meeresfrüchte) können verunreinigt sein. Zwar dürfen erkrankte Personen nicht in Lebensmittelbetrieben arbeiten, aber es hält sich vielleicht jemand, der nicht so stark betroffen ist, nicht daran. Man sollte grundsätzlich noch zwei Tage nach Abklingen der Beschwerden in heimischen Gefilden zubringen. Besonders "gut" hat es der Virus in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen, Kindergärten, Altenheimen und Krankenhäusern. Es gibt massenweise "Material" zur Verbreitung. Daher sollten Kranke isoliert werden. Auch bei Kindern gilt die Zweitagesfrist! Übrigens ist man achtundvierzig Stunden nach Abklingen der Symptome noch ansteckend (manche Quellen sprechen sogar von zwei Wochen) und scheidet den Virus sogar noch sieben bis vierzehn Tage (kann auch in Einzelfällen länger sein) noch mit dem Stuhl aus. Auch hier besteht noch Ansteckungsgefahr über gemeinsam benutzte Toiletten. Sind wir denn völlig machtlos? Im Prinzip schon, denn es gibt weder eine Impfung noch ein ursächlich wirkendes Medikament. Der Virus lässt sich auch nicht so leicht unterkriegen. Aber es gibt eine Reihe von Tipps, die wir Ihnen mitgeben können, um das Ansteckungsrisiko möglichst gering zu halten. Das Zauberwort heiß konsequente Hygiene, besonders der Hände. Waschen Sie sich nach jedem Toilettengang die Hände. Benutzen sie dabei keine gebrauchten Handtücher. Hände waschen sollte man auch nach Busfahrten, wie immer vor jedem Essen, nach gehäuftem Hände schütteln etc, eigentlich immer, wenn man viel Kontakt zu Menschen hat. Eigentlich banal, aber hier extrawichtig. Zur Händedesinfektion ist nicht jedes Mittel geeignet. Das RKI empfiehlt unter anderem Sterillium Virugard, das sie selbstverständlich bei uns bekommen können. Auch wenn es der beste Freund ist, versuchen Sie Kontakt zu Betroffenen zu meiden. Lässt sich der Kontakt nun wirklich nicht vermeiden, denken Sie auch an die Übertragung durch Erbrochenes. Winzige Tröpfchen können sich auf Flächen wie den Fußboden oder die Toilettenbrille setzen. Dann sollte man beim Putzen die Putzlappen entweder gleich wegwerfen oder bei 60 bis 95°C waschen, sonst verbreitet man die Viren noch b eim Putzen. Leichter ist die Benutzung von Einmaltüchern. Nicht vergessen Gummihandschuhe zu tragen. Nach dem Reinigen der Kontaktflächen auf jeden Fall Hände desinfizieren! Und wenn es schon passiert ist? Ehrlich gesagt, sehr viel kann man nicht tun. Wundermittel haben wir auch keine zur Hand. Wichtig ist auf jeden Fall neben Bettruhe ein wirksames Händedesinfektionsmittel "zur Hand zu haben" und Flüssigkeitsausgleich mit Elektrolytlösungen. Außerdem kann man medikamentös etwas gegen Erbrechen und Durchfall tun, aber das war es dann eigentlich auch schon. Bleiben Sie gesund! Bettina Knauf