Regierungspräsidium Gießen Umgang mit invasiven Pflanzenarten Kanadische Goldrute Solidago canadensis Als Zierpflanze und Bienenweide aus Nordamerika eingeführte, leicht verwildernde Staude, die große Dominanzbestände bildet und die einheimische Flora verdrängt. Merkmale Große mehrjährige Staude mit langen unterirdischen Kriechsprossen, sog. Rhizomen. Stängel unverzweigt, 60 - 250 cm hoch, grün und kurzhaarig. Blätter lanzettlich, lang zugespitzt, scharf gesägt, unterseits dicht behaart. Blüten lebhaft gelb, in kleinen Köpfchen von 3 - 5 mm Durchmesser mit innseitwendigen Rispen, kleine Früchte mit Haarkranz. Verwechslungsmöglichkeiten Kann leicht mit zwei weiteren gebietsfremden Goldruten verwechselt werden: Späte Goldrute (Solidago gigantea Aiton.): meist kahle, rötliche Stängel, höchstens im Blütenbereich behaart, BlätFoto: B. Alberternst/ St. Nawrath ter am Rande leicht behaart, bis 120 cm hoch; Grasblättrige Goldrute (Solidago graminifolia (L.) Salisb.): lineal-lanzettliche Blätter, 2 - 5 Blütenköpfe, die knäuelig gehäuft sind. Die Kanadische Goldrute ist auch leicht zu verwechseln mit den einheimischen Arten Weiden-Alant (Inula salicina L.), der aber am Rande fein bewimperte Blätter hat, und Schweizer Alant (Inula helvetica Weber), der aber dicht behaarte Stängel und unterseits graubehaarte Blätter hat. Vermehrung und Biologie Die Kanadische Goldrute bildet dichte, sehr konkurrenzfähige Bestände durch das Wachstum ihrer Rhizome – bis zu 300 Sprosse/m2. Zudem produziert sie von Juli bis Oktober zahlreiche flugfähige Samen, welche durch den Wind weit verbreitet werden (bis zu 20.000 Samen pro Blütenstand). Keimlinge werden sich jedoch nur auf offenen Stellen etablieren können und auch sind die Samen nur für kurze Zeit keimfähig (im Folgejahr sind nur noch 3 % keimfähig). In sommerwarmen Gebieten zeichnet sich die Kanadische Goldrute durch eine ausgeprägte Anpassungsfähigkeit aus, sie besiedelt trockene bis feuchte, nährstoffarme bis nährstoffreiche Böden, wobei sie besonders licht- und wärmebedürftig ist. So keimt die Kanadische Goldrute bis zu Temperaturen von 30° C. Standort Die Kanadische Goldrute besiedelt Auen, Waldlichtungen, Wegränder, Kiesgruben, Straßen- und Bahnböschungen, Ruderalstandorte des Tieflandes und der Hügelstufe. Verbreitung Sie ist in Nordamerika (weite Teile der Vereinigten Staaten, südliches Kanada bis nach Alaska) heimisch. In Mitteleuropa findet man die Art vom Tiefland bis zur mittleren Gebirgslage. Natur Die Kanadische Goldrute nutzt ihre Vermehrungsstrategien für eine effiziente und rasche Ausbreitung. Vor allem an warmen Standorten besiedelt die Kanadische Goldrute natürliche und schützenswerte Gebiete und verdrängt auf großen Flächen die einheimische Flora. Auf gestörten Standorten kann sie die natürliche Sukzession aufhalten, indem sie die Keimung anderer Arten durch Lichtentzug verhindert. Vorbeugung und Bekämpfung Eine Pflanzung der Kanadischen Goldrute sollte unterbleiben. Bitte bei bestehenden Pflanzen in Gärten darauf achten, dass es nicht zur Samenbildung kommt. Eine Kompostierung des oberirdischen Pflanzenmaterials ist möglich, so lange keine Fruchtstände vorhanden sind. Dagegen sollten die Rhizome der Goldrute vorsichtshalber getrocknet, geschreddert und mit Frischkompost (1:1) versetzt werden. Keine gemeinsame Kompostierung mit anderen Gartenabfällen und anschließende Beobachtung erforderlich! Keine Entsorgung von Gartenabfällen in der freien Natur! Für eine effiziente Bekämpfung sind die Wurzelstöcke zu schwächen bzw. zu zerstören. Darüber hinaus ist die Samenbildung zu verhindern. Durch wiederholte Schnitte vor der Blüte wird die Pflanze entkräftet und der Bestand langfristig zurückgedrängt. An feuchten, nährstoffreichen Standorten kann ein früher Schnitt (Mai/Juni) dafür sorgen, dass sich heimische, konkurrenzfähige Arten etablieren können. „Offener Boden“ sollte in der Umgebung von der Kanadischen Goldrute durch die Besiedlung mit einheimischen Pflanzen vermieden werden. Fotos: B. Alberternst/ St. Nawrath Mit freundlicher Unterstützung der Schweizerischen Kommission für die Erhaltung von Wildpflanzen SKEW, die Textmaterial zur Verfügung gestellt haben. Die Literaturquellen können bei Frau Neumann erfragt werden. Regierungspräsidium Gießen, Dez. 53.2, Georg-Friedrich-Händel-Str. 3, 35578 Wetzlar, Frau Neumann, Tel.: 0641 303-5552 Stand: März 2015