A A-Streptokokken Streptococcus pyogenes Acanthamoeba Erregerbezeichnung Acanthamoeba spec. Sieben Arten dieser Amöbengattung sind bisher als humanpathogene Erreger bekannt. te mit dem aus Zellkulturen isolierten Acanthamöbenstamm („A. culbertsoni“) Affen und weiße Mäuse, die darauf eine Meningoencephalitis entwickelten. Die daraus abgeleitete Prognose, dass natürliche Infektionen auch beim Menschen vorkommen könnten, bestätigte sich Anfang der 70er Jahre (Kenney 1971, Jager und Stamm 1972, Robert und Rorke 1973). Die ersten beiden Fälle von Acanthamöben-Keratitis wurden 1974 von Nagington et al. in Großbritannien beschrieben. Erkrankungen/Symptome Synonym Hartmanella Zu unterscheiden ist die granulomatöse Amöbenencephalitis (GAE) von der AcanthamöbenKeratitis. Morphologie Vegetative Form: 25–35 µm lang. Vom Hyaloplasma des frontalen Pseudopodiums werden feine langausgezogene Fortsätze, sog. Acanthopodien (Namensgebung!) gebildet. Mit pulsierender Vakuole und Mitochondrien. Kern mit großem Endosom. Zysten: doppelwandig, bei den drei syst. Gruppen von Acanthamoeben unterschiedlich: Gruppe I sternförmig, Durchmesser >19 µm Gruppe II polygonal, Durchmesser ≤18 µm Gruppe III rund oder mit abgerundeten Ecken, Durchmesser ≤18 µm Taxonomie Protozoa Stamm: Rhizopoda Ordnung: Acanthopodida Familie: Acanthamoebidae Historie Acanthamöben wurden zunächst als Kontaminanten in Zellkulturen beobachtet, in denen sie einen zytopathogenen Effekt ausübten (Jahnes et al. 1957, Culbertson 1958). Culbertson infizier- GAE. Voraussetzung für eine Infektion ist vermutlich eine bestehende Immunschwäche. Nach einer Inkubationszeit von ≥10 Tagen beginnt eine schleichende chronisch-konsumierende Erkrankung, der eine chronisch-granulomatöse Encephalitis mit fokaler Nekrose zugrunde liegt. Im Gewebe sind spärlich vegetative Formen und Zysten (!) anzutreffen. Dauer der Erkrankung bis zum Tod Wochen bis Monate. Keratitis. Augeninfektionen durch verschiedene Acanthamöbenspezies führen zu chronisch progressiver ulcerativer Keratitis, die sehr schmerzhaft und therapieresistent gegen Antibiotika ist. Das weißliche entzündliche Infiltrat, das vor allem aus Neutrophilen besteht, entwickelt sich meist ringförmig, aber auch dendritische Ulzerationsmuster treten auf. Die Ulzeration der Kornea kann in fortgeschrittenen Fällen zur Perforation führen. Auch im Zusammenhang mit Konjunktivitis, Skleritis und Uveitis wurden Acanthamöbeninfektionen als Ursache festgestellt. Vegetative Formen und Zysten fin1 Acanthamoeba den sich im infizierten Kornea-Stroma. Verlust des Sehvermögens sowie des Auges sind möglich. Differenzialdiagnose Schleichend beginnende andere Enzephalitiden, Keratitiden anderer Ursache insbesondere nach Verletzungen. Labordiagnostik GAE. Labordiagnose: mikroskopischer Nachweis der vegetativen Stadien im Liquor mittels Phasenkontrastverfahren. Kultureller Nachweis durch tropfenweises Beimpfen von non nutrient-Agar (NNA) nach Page mit Liquorsediment bisher nur in einem kleinen Prozentsatz der Fälle erfolgreich; die meisten Fälle wurden post-mortem histologisch und mittels direkter Immunfluoreszenz unter Verwendung spezifischer Antiseren in Gehirnschnitten identifiziert. Dabei erwiesen sich am häufigsten A. castellanii und A. culbertsoni als Ursache einer GAE. Proteingehalt und Glucosekonzentration im Liquor sind häufig erhöht. Die Leukozytenanzahl variierte von 30 bis 2960/ mm3 mit 6–80% Lymphozytenanteil. Keratitis. Kultureller Nachweis: Beschickung von NN-Agar nach Page mit Kornea-Geschabsel, Augenabstrich- und Biopsiematerial. Bebrütung bei 30°C über 10 Tage: Trophozoitenvermehrung und Zysten. Histologische Untersuchung von infiziertem Kornea-Gewebe: HE-Färbung, Masson-Goldner, Calcofluor white oder IFT in erster Linie zum Zystennachweis im Stroma der Kornea. Spezifische Merkmale Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Die Gattung Acanthamoeba umfasst 17 Arten, die aufgrund ihrer Zystenform in drei Gruppen nach Pussard und Pons unterteilt werden (siehe Morphologie). Bisher wurden 7 thermophile Arten (Vermehrung bei +40°C) von Patienten isoliert, darunter A. culbertsoni, A. castellanii und A. rhysodes sowohl als Errger von GAE als auch von Keratitis. Im Gegensatz zu thermophilen Naeglerien kommen thermophile Acanthamöben, zu denen auch die fakultativ pathogenen Stämme gehören, in kühleren bzw. normaltemperierten Gewässern vor. Transmission GAE. Infektionen aus der Umgebung aber auch in verschiedenen Gewässern möglich; Patienten zumeist ohne Badeanamnese. Besiedlung der Nasenschleimhaut; Invasion nur bei geschwächter Immunabwehr via Nervus olfactorius in das Gehirn. Außerdem können Acanthamöben aus der Lunge und aus Haut- und Schleimhautulzera hämatogen in das Gehirn gelangen. Keine Übertragung von Mensch zu Mensch oder von Tier zu Mensch. Keratitis. Direkter Eintrag von Trophozoiten und Zysten aus der Umgebung oder beim Baden ins Auge. In 70–80% der Fälle erfolgte die Übertragung durch weiche Kontaktlinsen, die infolge unsachgemäßer Aufbewahrung in hygienisch nicht einwandfreier Waschflüssigkeit kontaminiert waren. Voraussetzung für eine Invasion der Kornea ist in der Regel eine Verletzung des Epithels. Therapie GAE. Keine wirksame Therapie bekannt. Lediglich 3 Fälle von früh erkannter GAE konnten durch kombinierte Behandlung u.a. mit Tetrazyklin, Gentamycin, Chloramphenicol, Ketoconazol geheilt werden. Wirtsbereich Fische, Reptilien, Säugetiere (Hunde, Wasserbüffel u.a.). Keine Übertragung auf den Menschen. Risikogruppen Keratitis. Bei früh erkannten Infektionen ist eine Kombination von lokal appliziertem Propamidin und Miconazol sowie eine systemische Behandlung mit Ketoconazol wirksam. Bei fortgeschrittenen Fällen hilft manchmal Clotrimazol. In nicht auf Chemotherapie ansprechenden Fällen ist eine Keratoplastik unvermeidlich. 2 GAE. Personen nach Behandlung mit Immunsuppressiva und Zytostatica, mit HIV-Infektion sowie solche mit allgemein reduziertem Gesundheitszustand. Keratitis. Träger von unsachgemäß aufbewahrten Kontaktlinsen. Acanthocephala Epidemiologie Ubiquitäres Vorkommen von Acanthamöben in Oberflächengewässern, Schwimmbädern, Abwässern und feuchter Erde. Die trockenresistenten doppelwandigen Zysten können durch Staub verbreitet werden. Infektionen von Fischen, Reptilien und Säugetieren ohne Bedeutung für den Menschen. Thermophile und damit auch pathogene Stämme können im Gegensatz zu Naegleria fowleri auch bei niedrigen Wassertemperaturen angetroffen werden. Temporäre Besiedlung der Nasenschleimhaut mit Acanthamoeba-Arten kommt auch bei Gesunden vor. Prävention Vermeidung von engem Kontakt mit kontaminierten Gewässern wie z.B. beim Tauchen. Nicht mit Kontaktlinsen schwimmen. Striktes Befolgen der Hersteller-Empfehlungen für Tragen, Anpassen und Desinfektion von Kontaktlinsen. Behälter durch thermische Behandlung dekontaminieren. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen CDC Atlanta/USA Schlüsselliteratur 1. John DT (1993) Opportunistically pathogenic free-living amoebae. In: Kreier JP, Baker JR (eds) Parasitic protozoa. Vol. 3, 139–246. 2nd ed. Academic Press, San Diego 2. Rondanelli EG (ed) (1987) Amphizoic amoebae, human pathology. In: Infectious diseases color atlas monographs. Piccin Nuova Libraria, Padua 3. Martinez AJ, Janitschke K (1979) Amöbenenzephalitis durch Naegleria und Acanthamoeba. Vergleich und Gegenüberstellung der Organismen und der Erkrankungen. Imm Infekt 7: 57–64 4. Martinez AJ (1985) Free-living amebas: natural history, prevention, diagnosis, pathology, and treatment of disease. CRC Press, Boca Raton, Florida 5. Ma P, Visvesvara GS, Martinez AJ, Theodore FH, Daggett PM, Sawyer TH (1990) Naegleria and Acanthamoeba infections: review. Rev Infect Dis 12: 490–513 Acanthocephala Die Acanthocephala (= Kratzer, Kratzwürmer) gehören zu den seltenen Parasiten des Menschen; sie werden deshalb hier nur tabellarisch angeführt. Es handelt sich um getrenntgeschlechtliche Darmhelminthen mit zweigeteiltem Körperbau: Vorderteil (Praesoma) mit hakenbewehrtem retraktilem Rüssel (Proboscis); Hinterteil (Metasoma) mit Geschlechtsorganen, ohne Darm. Die Entwicklung ist zweiwirtig. Zwischenwirte: Insekten. Endwirte: Wirbeltiere. Eisausscheidung mit dem Stuhl. Wichtige Infektionsquelle sind paratenische Wirte (Reptilien, Amphibien). Infektionsmodus: oral. Mit Macracanthorhynchus hirudinaceus und Moniliformis moniliformis wurden bisher zwei Spezies beim Menschen (akzidentelle Infektion) nachgewiesen (vgl. Tabelle 1). Tabelle 1 Acanthocephala-Arten des Menschen Kriterium Macracanthorhynchus hirudinaceus Größe Männchen: 5–10 cm×3–5 mm Männchen: bis 10 cm lang Weibchen: 20–65 cm×4–10 mm Weibchen: bis 27 cm lang elliptisch, 80–100×40–50 µm elliptisch, 85–118×40–52 µm Schwein, Mensch Ratte, Mensch Käfer Käfer, Schaben Gastrointestinale Schmerzen, Diarrhö; gelegentlich Penetration der Darmwand, Darmverschluss, Somnolenz, Tinnitus Nachweis der Eier im Stuhl durch Speziallaboratorien nicht bekannt Eier Endwirt Zwischenwirt Symptome der Acanthocephaliasis des Menschen Diagnose Therapie Moniliformis moniliformis 3 A Acanthocheilonema perstans Schlüsselliteratur Historie 1. Crompton DWT, Nickol BB (eds) (1985) Biology of the Acanthocephala. Cambridge University Press, Cambridge et al. 2. Taraschewski H (2000) Host-parasite relationships in the Acanthocephala. A morphological approach. Adv Parasitol 40: 1–73 Es existieren viele früher gebräuchliche Synonyme (Gattungen: Herellea, Moraxella, Achromobacter, Cytophaga, Mima, Micrococcus, Achromobacter, Bacterium, Diplococcus, mit entsprechenden Speziesnamen). Brisou und Prévot schlugen 1954 den Namen Acinetobacter vor, jedoch wurden die obengenannten Genomospezies erst nach und nach diesem Genus zugeordnet. Acanthocheilonema perstans Mansonella perstans Erkrankungen/Symptome Mansonella streptocerca Meist nosokomial. Pneumonie, Urogenitalinfektionen, Wundinfektionen, Sepsis. Kolonisierung intertriginöser Hautbezirke möglich. Acarus folliculorum Mikroskopie. Kleine, unbewegliche, gramnegative Stäbchen, häufig in Paaren angeordnet. Acanthocheilonema streptocerca Labordiagnostik Demodex Acarus scabiei Sarcoptes scabiei Achromobacter Anzüchtung. Die meisten Stämme wachsen auf Blut- und McConkey-Agar bei 37°C unter aeroben Bedingungen. Biochemische Differenzierung. Oxidase-negativ, Nitrat wird nicht reduziert. Säurebildung aus Glukose, Wachstum bei 41°C, Hämolyse und diverse Assimilationsteste differenzieren innerhalb der Gattung. Alcaligenes/Achromobacter Pathogenitätsfaktoren. Bisher nicht genügend erforscht (Lipopolysaccharid, Adhäsion an Epithelzellen). Acinetobacter Acinetobacter spp. Typisierung. Bio-, Sero-, Phagen-, Bakteriozintypisierung heute obsolet und durch molekulare Verfahren (MEE, PFGE, Ribo- und PCR-Typisierung) ersetzt. Synonym Therapie Nicht bekannt. Kleine, gramnegative, unbewegliche Stäbchen, häufig in Paaren angeordnet. Je nach Resistenz. Die meisten Stämme sind empfindlich gegen Trimethoprim-Sulfamethoxazol, Imipenem, Amoxicillin-Clavulansäure; multiresistente Stämme sind in der Minorität. Taxonomie Spezifische Merkmale Gattung: Acinetobacter mit 21 Genomospezies, die zum Teil mit früheren Speziesnamen identisch sind (A. baumannii, A. calcoaceticus, A. lwoffii, A. junii, A. johnsonii). Bisher nicht bekannt, mögliche Adhäsion durch Lipopolysaccharide an Epitheloberflächen. Erregerbezeichnung Morphologie 4 Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Actinobacillus Transmission Vor allem im Spätsommer von der Umgebung (Wasser, Boden, Nährungsmittel) auf den Menschen. 2. Murray, P., E. J. Baron, M. Pfaller, F. Tenover, R. H. Yolken (eds.) Manual of Clinical Microbiology, 7th edn. Amer. Soc. Microbiology, 1999 3. Burkhardt, F. (Hrsg.) Mikrobiologische Diagnostik. Georg Thieme Verlag Stuttgart, 1992 Vermehrung und Inkubationszeit Normales Wachstum, Inkubationszeit nicht bekannt. Actinobacillus Resistenz Erregerbezeichnung Lange Überlebenszeiten in der Umwelt, multiple Antibiotikaresistenzen möglich, meistens empfindlich gegenüber Amoxicillin/Clavulansäure, Piperacillin, Cotrimoxazol, Imipenem. Actinobacillus actinomycetemcomitans Keine Daten verfügbar. Immunantwort Morphologie Nicht bekannt. Kleine, teilweise kokkoide, gramnegative Stäbchen. Synonym Wirtsbereich Unbelebte Umgebung, Pflanzen, Tiere, Mensch (vor allem auf der intertriginösen Haut). Risikogruppen Patienten unter antibiotischer Therapie, nach Manipulationen und Operationen, sowie auf Intensivstationen. Epidemiologie Acinetobacter sind Umgebungskeime und kommen gelegentlich auf Haut und Schleimhäuten vor. Taxonomie Actinobacillus actinomycetemcomitans wird der Familie Pasteurellaceae, Gattung Actinobacillus zugeschrieben, die taxonomische Gliederung ist jedoch noch nicht abgeschlossen. Weitere Actinobacillus-Arten von humanmedizinischer Bedeutung sind: A. ureae, A. homins, A. suis und A. lignieresii. Andere Arten kommen im Tierreich vor. Historie Nicht bekannt. A. actinomycetemcomitans wurde 1912 als Bacterium actinomycetemcomitans erstmals beschrieben und lange als begleitender Erreger der Aktinomykose beim Menschen angesehen. Prävention Erkrankungen/Symptome Keine Maßnahmen bekannt. A. actinomycetemcomitans wird häufig bei adulter refraktärer und juveniler Parodontitis isoliert, seltener als Erreger von Sepsis, Endokarditis, Hirnabszess, Meningitis oder Wundinfektionen. A. actinomycetemcomitans wird häufig in Assoziation mit Actinomyces israelii bei der Aktinomykose isoliert. Genetik Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Keine Maßnahmen bekannt. Meldepflicht Keine Meldepflicht nach IfSG. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Differenzialdiagnose Keine bekannt. Andere Erreger der HACEK-Gruppe (Hämophilus, Actinobacillus, Cardiobacterium, Eikenella und Kingella). Schlüsselliteratur Labordiagnostik 1. Köhler, W., H. J. Eggers, B. Fleischer, R. Marre, H. Pfister, G. Pulverer (Hrsg.) Medizinische Mikrobiologie, 8. Auflage. Urban & Fischer, München, 2000 A. actinomycetemcomitans wächst unter mikroaerophilen (5–10% CO2) oder anaeroben Bedin5 A Actinobacterium israeli gungen auf Blut- oder Kochblut-Agar, aber nicht auf McConkey-Agar. Nach 2–3 tägiger Bebrütung sind kleine, festhaftende Kolonien ohne Hämolyse mit typischem Aussehen (zentral gerunzelte Kolonien, „Sterne“) zu erkennen. Der Erreger ist stark Katalase-positiv, häufig Oxidase-positiv, und fermentiert Glukose und Maltose. Therapie A. actinomycetemcomitans ist resistent gegen Penicillin, Erythromycin, Clindamycin und Vancomycin. Cephalosporine, Carbapeneme, Aminopenicilline in Kombination mit β-Laktamaseinhibitoren, und Quinolone sind i.d.R. wirksam. Zur Endokarditis-Behandlung werden Cephalosporine in Kombination mit Aminoglykosiden als kalukulierte Initialtherapie empfohlen. Bei der Behandlung der Parodontitis werden häufig neben zahnmedizinischen Maßnahmen Tetrazykline und Metronidazol erfolgreich eingesetzt. Spezifische Merkmale Zentral gerunzelte Kolonien („Sterne“). Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Kapsel blockiert DNA und Kollagensynthese, Fimbrien, Rezeptor-vermittelte Endozytose; Bacteriocin hemmt Bestandteile der Mundflora. Transmission Meist endogene Infektionen. Vermehrung und Inkubationszeit Keine Daten verfügbar. Resistenz Keine Daten verfügbar. Epidemiologie Der Erreger kommt weltweit vor. Genetik Partielle Sequenz der 16S rRNA-Gens bekannt. NCBI-Accession-No.: U07776. Prävention Keine Daten verfügbar. Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Keine Daten verfügbar. Meldepflicht Es besteht keine Meldepflicht. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Keine Referenzzentren bzw. Expertenlaboratorien verfügbar. Actinobacillus actinomycetemcomitans Genome Sequencing: http://www.genome.ou.edu/ act.html Schlüsselliteratur 1. Mutters R. Actinobacillus, Capnocytophaga, Eikenella, Kingella, and other fastidious or rarely encountered gramnegative rods. In: Murray PR, Baron EJ, Pfaller MA, Tenover FC, Yolken HY (eds), Manual of Clinical Microbiology, 2000, 7th. edition, ASM Press, Washington D.C. 2. McGowan JE, Steinberg JP. Other gram-negative bacilli. In: Mandell, Douglas and Bennett´s (eds) Principles and Practice of Infectious Diseases, 1995, 4th. edition, Churchill Livingstone, New York. 3. Boltze H.-J. Sonstige, überwiegend langsam wachsende gramnegative Stäbchen. In: Burkhardt F. (ed), Mikrobiologische Diagnostik, 1992, Thieme Verlag, Stuttgart. 4. Fives-Taylor PM, Meyer DH, Mintz KP, Brissette C. 2000. Virulence factors of Actinobacillus actinomycetemcomitans. Periodontol 20:136–67. Immunantwort Keine Daten verfügbar. Wirtsbereich A. actinomycetemcomitans ist Bestandteil der physiologischen Mundflora des Menschen; die Gattung Actinobacillus ist im Tierreich weit verbreitet. Risikogruppen Keine Daten verfügbar. 6 Actinobacterium israeli Aktinomyzeten mit fermentativem Kohlenhydratmetabolismus Actinomyces bernidiae Arcanobakterien Adenoviren A Actinomyces D08 Actinomyces viscosus Aktinomyzeten mit fermentativem Koh- Aktinomyzeten mit fermentativem Koh- lenhydratmetabolismus lenhydratmetabolismus Actinomyces eriksonii Adenoviren Bifidobakterien Erregerbezeichnung Adenoviren Actinomyces georgiae Synonym Aktinomyzeten mit fermentativem Koh- Keine Daten vorhanden. lenhydratmetabolismus Morphologie Actinomyces gerencseriae Aktinomyzeten mit fermentativem Kohlenhydratmetabolismus Actinomyces israelii Aktinomyzeten mit fermentativem Kohlenhydratmetabolismus Das unbehüllte Virion hat einen Durchmesser von 70–90 nm und weist ikosaedrische Symmetrie auf. Das Nukleokapsid besteht aus 240 Hexonkapsomeren sowie 12 Pentonkapsomeren, welche ein bis zwei Fibern mit terminaler Köpfchenstruktur tragen. Die Länge der Fibern beträgt 9–77,5 nm und variiert zwischen den verschiedenen Serotypen. Das Kapsid beherbergt das virale lineare Doppelstrang-DNA-Genom (35–38 kbp). Adenoviren können als Helfervirus mit anderen Viren, so genannten Adeno-assoziierten Viren (AAV) interagieren. Häufig handelt es sich dabei um Parvoviren. SV40 kann als Helfervirus für Adenoviren auftreten. Actinomyces israelii serovar II Aktinomyzeten mit fermentativem Kohlenhydratmetabolismus Actinomyces meyeri Aktinomyzeten mit fermentativem Kohlenhydratmetabolismus Actinomyces pyogenes Arcanobakterien Actinomyces radingae Aktinomyzeten mit fermentativem Kohlenhydratmetabolismus Taxonomie Die humanpathogenen Adenoviren werden in der Familie Adenoviridae dem Genus Mastadenovirus zugeordnet. Gegenwärtig sind 49 Serotypen (Ad1–Ad49) bekannt, welche u.a. aufgrund antigener Kreuzreaktivität, Hämagglutinationsfähigkeit oder DNA-Homologien in die Subgenera A-F eingeteilt werden. Aus HIV-Patienten wurden kürzlich vermutlich zwei neue Serotypen isoliert, Ad50 und Ad51. Historie Adenoviren wurden erstmals 1953 durch Rowe und seine Mitarbeiter aus humanen TonsillenGewebeexplantaten isoliert. Man erkannte bald, dass es verschiedene Serotypen des infektiösen Agens gibt, die antigenetisch durch ein gruppenspezifisches Komplement-bindendes Antigen verwandt sind. 1956 wurde die Bezeichnung Adenovirus etabliert. 7 Adenoviren Trentin, Yabe und Taylor konnten 1962 zeigen, dass Ad12 in neugeborenen Hamstern Sarkome induziert. Beim Menschen hingegen scheinen Adenoviren keine Bedeutung bei der Tumorentwicklung zu haben. Sie stellen jedoch ein wichtiges Modellsystem zur Untersuchung der Onkogenese dar. Eine besondere Rolle kommt den Adenoviren heute als Vektoren in der Gentechnologie zu. Erkrankungen/Symptome Die humanpathogenen Adenoviren verursachen eine Vielzahl respiratorischer, gastrointestinaler und okularer Erkrankungen. Die Primärinfektion erfolgt häufig im Kindesalter, und der Verlauf ist in der Hälfte der Fälle klinisch inapparent. Akute fieberhafte Pharyngitis. Bei Kleinkindern unter 5 Jahren durch Ad1, Ad2, Ad5 und Ad6, gelegentlich auch Ad3. Als Symptome treten Schnupfen, Katarrh der Nasen- und Rachenschleimhaut, Husten, geschwollene Zervikallymphknoten und gelegentlich Tonsillitis auf, begleitet von allgemeinem Unwohlsein, Fieber, Schüttelfrost, Muskel- und Kopfschmerzen. Pertussis-ähnliches Syndrom. Hervorgerufen durch Ad5 bei Säuglingen und Kleinkindern unter 5 Jahren, häufig in Koinfektion mit Bordetella pertussis. Vermutlich schafft die Besiedlung mit Bordetella pertussis günstige Bedingungen für die Reaktivierung von latentem Adenovirus in Tonsillengewebe. Akutes respiratorisches Syndrom (ARD). Tritt epidemisch bei jungen Militärrekruten gehäuft während der Herbst- und Wintermonate auf, seltener bei der Zivilbevölkerung. ARD beruht auf einer Infektion mit Ad4 und Ad7 und nur in manchen Fällen findet man auch Ad3, Ad14 und Ad21. Förderlich sind Erschöpfungszustände und die Zusammenballung vieler Menschen. Die Erkrankung ist durch Fieber, Pharyngitis, Husten und Lymphadenitis gekennzeichnet. Als Komplikation treten Pneumonien auf. Pneumonie. Bei Säuglingen und Kleinkindern werden 10% der kindlichen Pneumonien durch Ad1–Ad3 oder Ad7 induziert. Pneumonien bei Militärrekruten im Zusammenhang mit ARD werden durch Ad4 und Ad7 hervorgerufen, 8 während Ad34 und Ad35 bei immunsupprimierten oder immundefizienten Patienten zu Pneumonien führen können. Der Verlauf ist dann häufig schwer. Pharyngokonjunktivalfieber. Durch Ad3, seltener Ad7 und Ad14. Die Erkrankung tritt epidemisch bei Schulkindern und Vorschulkindern, weniger bei Erwachsenen auf und ist symptomatisch gekennzeichnet durch Pharyngitis, Rhinitis, zervikale Adenitis und Fieber. Begleitend ist eine mild verlaufende, uni- oder bilateral auftretende follikuläre Konjunktivitis möglich. Als Komplikation kann sich eine Pneumonie etablieren. Konjunktivitis. Wird durch Ad3, Ad4 und Ad7, aber auch Ad1, Ad2, Ad6, Ad9, Ad10, Ad11, Ad15–Ad17, Ad20 und Ad22 induziert. Der Infektionsverlauf ist sehr mild, und eine vollständige Genesung ist die Regel. Es können sowohl die bulbären als auch die palpebralen Konjunktiven beider Augen involviert sein, einhergehend mit einer signifikanten präaurikulären Lymphadenopathie. Die Infektion tritt sporadisch bis epidemisch bei Kindern und jungen Erwachsenen häufig während der Sommerperiode auf und wird vor allem in Schwimmbädern übertragen. Keratoconjunctivitis epidemica. Verbreitet in allen Altersgruppen, oft bei Metallarbeitern (Shipyard eye) und als nosokomiale Infektion in Augenkliniken durch Ad8, Ad11, Ad19 und Ad37 (seit 1976 dominierend). Die Infektion ist hoch kontagiös und tritt immer wieder in kleineren oder größeren Epidemien auf. Die Beschwerden setzen plötzlich und unilateral mit einer Rötung des Auges und ringförmiger Bindehautschwellung bei oberflächiger Trübung der Kornea und hochrot-ödematöser Lidschwellung sowie präaurikulärer Lymphadenopathie ein. Die Patienten klagen über Fremdkörpergefühl, Juckreiz und Augentränen. Nach einwöchigem Bestehen kann sich eine Keratokonjunctivitis superfizialis punktata manifestieren. Nach 2 bis 3 Wochen wird i.d.R. durch Schmierinfektion das zweite Auge befallen. Säuglingen und Kleinkindern zeigen bei bestehenden allgemeinen Krankheitssymptomen eine Konjunctivitis pseudomembranacea. Eine Adenoviren hämorrhagische Konjunktivitis kann sich anschließen. Gastroenteritis. Bei Säuglingen und Kleinkindern unter 5 Jahren aufgrund einer Ad40 oder Ad41 Infektion, gehäuft als nosokomiale Infektion in Kliniken. Das Krankheitsbild ist gekennzeichnet durch Diarrhö (bis zu 10 Tage) und respiratorische Symptome, selten Fieber, Erbrechen und Dehydration. Bei vielen Kindern verläuft die Infektion subklinisch. Akute hämorrhagische Zystitis. Ursache kann eine Ad11 oder Ad21 Infektion sein. Das Krankheitsbild, das fast ausschließlich bei männlichen Säuglingen und Kleinkindern auftritt, ist durch eine üppige Hämaturie und Dysurie charakterisiert. Die Infektion grenzt sich durch fehlenden Bluthochdruck und Fieber von einer Glomerulonephritis ab. Die Nierenfunktion (Exkretion und Konzentration) ist normal. Persistierende Harnweginfektion. Tritt gelegentlich bei AIDS, immunsupprimierten Patienten sowie bei Patienten nach Knochenmarktransplantation durch Ad34 und Ad35 auf. Hepatitis. Durch Ad1, Ad2 oder Ad5 bei lebertransplantierten Kindern. Myokarditis. Adenoviren sind bei Kindern in den meisten Myokardbiopsien bei fehlenden Entzündungsmerkmalen nachweisbar. Meningoenzephalitis. Ad7, Ad12 und Ad32 konnten nach Isolierung aus der Zerebrospinalflüssigkeit mit Meningoenzephalitits in Verbindung gebracht werden. Ad32 war im Gehirn eines durch Chemotherapie Immunsupprimierten mit malignem Lymphom nachgewiesen worden. Die Kausalität zum Krankheitsbild ist nicht bewiesen. Differenzialdiagnose Adenovirale Infektionen des Respirationstraktes sind klinisch kaum von anderen respiratorischen viralen und bakteriellen Infektionen zu unterscheiden. Weiße Flecken auf den Tonsillen von Kindern unter 3 Jahren sind häufig Indikation für eine Adenovirus-Infektion. Bei älteren Kindern oder jungen Erwachsenen muss auch eine Streptokokken-Infektion bzw. die infektiö- se Mononukleose durch Epstein-Barr Virus erwogen werden. Die Keratoconjuntivitis epidemica muss differenzialdiagnostisch von der Konjunktivitis bei Pharyngokonjunktivalfieber, der Keratitis punctata superficialis, der Konjunktivitis bei Masern und der durch Chlamydien verursachten „Schwimmbadkonjunktivitis“ abgegrenzt werden. Bei Gastroenteritiden ist nach Ausschluss einer bakteriellen oder anderen viralen Infektion insbesondere dann an Ad40 und Ad41 zu denken, wenn Hinweise auf eine nosokomiale Infektion vorliegen. Labordiagnostik Ein direkter Virusnachweis aus Stuhl, Urin, Liquor, Rachen-, Nasen- und Konjunktivalabstrichen erfolgt über die Virusanzucht in der Zellkultur, wo die lytische Infektion zu einem typischen zytopathischen Effekt (CPE) führt. Eine spezifische Charakterisierung bzw. die Identifizierung nach Kurzzeitkultur erfolgt über Hämagglutinationstest, Neutralisationstest oder durch Analyse der viralen DNA. Für die Genotypisierung der viralen full-length DNA steht die Restriktionsenzymanalyse zur Verfügung. Die Polymerasekettenreaktion (PCR) wird auf der Basis Subgenus-oder Serotypen-spezifischer PCR-Primern (z.B. Sequenzabschnitte des Hexon-Gens) durchgeführt und ist routinemäßig z.B. für Ad8, Ad19, Ad37, Ad31, Ad40 und Ad41 möglich. Die Elektronenmikroskopie dient der schnellen Identifikation nicht-kultivierbarer Adenoviren aus Stuhlproben. Für die Frühdiagnostik aus Rachen-, Nasenoder Konjunktivalabstrichen ist ein zytologischer Antigennachweis hilfreich. Aus Stuhlproben und Nasopharyngealaspirat ist der Antigennachweis durch Enzymimmunoassay möglich. Für den Antikörpernachweis aus dem Serum stehen ELISA und KBR zur Verfügung. Die Serodiagnostik spielt jedoch u.a. aufgrund des hohen Durchseuchungsgrads der Bevölkerung mit Adenoviren nur eine untergeordnete Rolle. Therapie Die meisten Adenovirus-Infektionen verlaufen sehr mild und bedürfen keiner Therapie. Bei schweren Verlaufsformen ist eine symptomatische Behandlung indiziert. Antivirale Einzelthe9 A Adenoviren rapieerfolge liegen mit Ribavirin und Cidofovir vor. Spezifische Merkmale Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Humanpathogene Adenoviren infizieren bevorzugt die Epithelzellen des Respirationstrakts, des Gastrointestinaltrakts und die Konjunktivalzellen. Die Vermehrung bleibt i.d.R. lokalisiert und nur bei AIDS-Patienten werden Virämien beobachtet. Von den 49 Serotypen verursachen nur wenige tatsächliche Infektionskrankheiten. Die meisten Infektionen bleiben subklinisch. Gravierend ist die Infektiosität jedoch bei der Keratoconjunctivitis epidemica und im Zusammenhang mit Pneumonien. Die Virulenz der Adenoviren ist genetisch determiniert und wahrscheinlich mit den E1, E3 und E4 Genen verknüpft. Die Pathogenität der Adenoviren geht mit der Inhibition des Wirts-mRNA-Transports vom Nukleus ins Zytoplama durch den viralen E1B55kd und E4-34kd Proteinkomplex einher. Die daraus resultierende Unterbrechung der WirtsmRNA-Prozessierung resultiert in der Inhibition der zellulären DNA- und Proteinsynthese und führt zur Wirtszelldegenerierung. Diese ist durch vergrößerte Nuklei charakterisiert, die typische basophile nukleäre Einschlusskörperchen beinhalten. Die Einschlusskörperchen sind wahrscheinlich Ort des viralen Assemblys. Im Bezug auf die Pathogenese wird auch eine Bedeutung des Pentonproteins diskutiert. Es wird in weitaus größeren Mengen produziert als für das Virus-Assembly notwendig wäre. In Zellkultur-Monolayern binden die sich im Überschuss befindenden Pentonproteine an die zellulären Integrine und führen zum Abrunden und Ablösen der Zellen von der Oberfläche der Gewebekultur, jedoch nicht zum Zelltod. Die Relevanz der Pentonproteine im Bezug auf die Pathogenität konnte bislang nicht schlüssig belegt werden. Sie konnten jedoch im Blut einiger schwerer Fälle adenoviraler Pneumonien nachgewiesen werden. Einige Vertreter der Adenoviren, wie z.B. Ad1, Ad2 und Ad5 persistieren oft über Jahre latent in den peripheren Lymphozyten, Tonsillen, Polypen und Darmfollikeln ohne eine Erkrankung hervorzurufen und ohne Virus freizusetzen. Die 10 Virusreaktivierung bleibt meistens symptomlos. Sie spielt jedoch eine Rolle bei immunsupprimierten Patienten. Einige Adenoviren, wie z.B. Ad12, Ad18 und Ad31 (stark onkogen), Ad3, Ad7 und Ad11 (schwach onkogen) können in Nagern Tumorwachstum hervorrufen. Alle Adenoviren sind hingegen in der Lage, in vitro Nagerzellen zu transformieren. Hierbei sind die frühen viralen E1A und E1B-Genprodukte involviert. In Adenovirus-transformierten Zellen bzw. induzierten Tumoren ist die virale DNA in mehreren Kopien und an unterschiedlichen Stellen in das zelluläre Genom integriert. Beim Menschen konnte bisher kein Zusammenhang zwischen Tumorenstehung und Adenovirusinfektion hergestellt werden. Transmission Die Transmission erfolgt ausschließlich von Mensch zu Mensch. Der akut Infizierte scheidet das Virus in Respirations- und Augensekreten, Speichel, Stuhl und Urin aus. Die Übertragung erfolgt via Tröpfchen- bzw. Schmierinfektion. Aufgrund der besonders langen und rekurrierenden Ausscheidung im Gastrointestinaltrakt dominiert die fäkal-orale Übertragungsroute. Eine indirekte Infektion ist über kontaminiertes Schwimmbadwasser möglich. Insterile Instrumente, kontaminierte Handtücher, Tropfpipetten und Augenlösungen in Praxen und Kliniken tragen zur Verbreitung der Keratoconjunctivitis epidemica bei. Darüber hinaus ist eine iatrogene Übertragung (Glaukomuntersuchung, Tanometer, Korneatransplantationen) möglich. Vermehrung und Inkubationszeit Ort der Vermehrung der humanpathogenen Adenoviren sind die epithelialen Zellen des Auges, die Schleimhäute des respiratorischen Apparates (Nase, Rachen, Larynx, Bronchien, Lungen), des Genital- und Gastrointestinaltraktes sowie die dazugehörigen Lymphknoten und die Meningen. Der Wirtszelltropismus wird durch die viralen Fibern determiniert, über die die Viren am CAR Rezeptor (Coxsackie-AdenovirusRezeptor) der Wirtszelloberfläche andocken. Eine Ausnahme bilden Adenoviren der Subgruppe B und Ad37, die an Sialinsäure auf der Zelloberfläche binden. Ort der Transkription, Translation, Replikation sowie des Assemblys ist der Nukleus. Die frühen viralen E1B und E4- Adenoviren Genprodukte inhibieren sowohl den zellulären RNA-Transport vom Zellkern ins Cytoplama als auch die zelluläre Translation (E1B und E4-Genprodukte). Dies führt zur Wirtszelldegenerierung innerhalb von 30–40 Stunden nach der Infektion, welche mit der Freisetzung von 104–105 Virionen pro Zelle einhergeht. Parallel werden zelluläre Immunabwehrmechnismen durch die viralen E3- und E1b-Genprodukte blockiert. Da die Infektion relativ lokalisiert bleibt, ist die Inkubationszeit kurz. Sie beträgt bei Infektionen des Respirationstraktes 2–6 Tage, bei Augeninfektionen 5–10 Tage und bei Infektionen des Gastrointestinaltrakts 7–8 Tage. Während der akuten Infektionsphase erfolgt die Virusausscheidung bei respiratorischen Infekten über einen Zeitraum von 1–3 Tagen, bei Pharyngokonjunktivalfieber 3–5 Tage, bei Keratoconjunctivitis epidemica ca. 2 Wochen, bei generalisierten Infektionen 3–6 Wochen, bei Gastroenteritiden bis 10 Tage und bei Immunsupprimierten 2–12 Monate, gelegentlich aber auch länger. Die in vitro Vermehrung ist auf verschiedenen epithelialen Zelllinien wie HeLa-, A549-, huf-, huN-, FL-, Hep2-HEK- und KB- Zellen möglich. Ein CPE zeigt sich 3–7 Tagen nach der Infektion und ist charakterisiert durch Abrundung der infizierten Zelle, Vergrößerung der Zellnuclei, Aggregation des Chromatins an der Zellkernmembran und Ablagerung von basinophilen Einschlusskörperchen. Bei Vertretern des Subgenus D entwickelt sich ein CPE erst nach 4 Wochen und auch in der Latenzphase ist eine Virusisolierung aus den Tonsillen nur durch Langzeitkultivierung möglich. Ad40 und Ad41 sind Replikations-defekte Viren und wachsen nur auf Adenovirus-transformierten Zellen (e.g. Graham 293-Zellen). Nagerzellen sind nicht permissiv, können jedoch transformiert werden. T-Lymphozyten entscheidend. T-Zell-Epitope konnten in vielen verschiedenen viralen Proteinen nachgewiesen werden. Der Erkennung durch zytotoxische T-Lymphozyten entgehen einige Adenoviren aufgrund der Interaktion eines viralen E3-Genprodukts (Gp19KE3) mit den MHC-Klasse-I-Proteinen, durch die der Transport der MHC-Klasse-I-Proteine an die Zelloberfläche inhibiert und damit die für die Bildung von zytotoxischen T-Lymphzyten notwendige Präsentation von viralen Antigenen unterbunden wird. Andere E3 Genprodukte üben einen Schutzmechanismus gegen die Zytolyse durch aktivierte Makrophagen, natürliche Killerzellen und den Tumornekrosefaktor aus. Auf der Basis dieser Mechanismen können Adenoviren vermutlich persistierende Infektionverläufe hervorrufen. Virus-spezifische Antikörper werden vor allem gegen die Oberflächenstrukturen der viralen Kapside gebildet. Auf den Hexonproteinen befinden sich gruppenspezifische Epitope, die allen humanpathogenen Adenoviren gemein sind, während die meisten typspezifischen Epitope auf den Knöpfchenstrukturen der Fiberproteinen lokalisiert sind. Sie induzieren die Bildung Virustyp-spezifischer neutralisierender Antikörper. Neutralisierende, Hämagglutinin-inhibierende und Komplement-bindende Antikörper sind 7 Tage nach Krankheitsmanifestation in Nasensekret und im Serum nachweisbar und erreichen nach 2–3 Wochen maximale Titer. Die Komplement-fixierende Antikörper-Konzentration nimmt 2–3 Monate nach der Infektion über einen Zeitraum von 6–12 Monaten langsam wieder ab. Neutralisierende und Hämagglutinin-inhibierende Antikörper können 8 bis 10 Jahre persistieren. Der Immunschutz wird von der Mutter auf das Neugeborene übertragen. Resistenz Wirtsbereich Adenoviren sind gegenüber Äther, schwachen Säuren und Lipidlösungsmitteln resistent. Sie überstehen Temperaturen bis –70°C. Eine Inaktivierung erfolgt durch Erhitzen auf 56°C für mehr als 10 Minuten. Der Wirtsbereich der humanpathogenen Adenoviren beschränkt sich fast ausschließlich auf den Menschen. Nur selten werden, i.d.R. symptomlos verlaufende Infektionen über die Speziesbarriere hinweg dokumentiert. Immunantwort Risikogruppen Für die Eliminierung des Virus ist die Erkennung virusinfizierter Zellen durch zytotoxischer Als Risikogruppe gelten in erster Linie Säuglinge, Kindergartenkinder und Schulkinder sowie 11 A Adenoviren Militärrekruten und Patienten in Augenkliniken. Epidemiologie Humanpathogene Adenoviren sind weltweit verbreitet und hoch speziesspezifisch. Die Infektionen treten sporadisch bis epidemisch auf, korrelierend mit dem viralen Serotyp und dem Alter der betroffenen Population. Akute Infektionen des Respirationstrakts manifestieren sich eher sporadisch mit leichten Verläufen und der Neigung zur Latenz. Epidemische Verläufe sind für das Pharyngokonjunktivalfieber, die Keratoconjunctivitis epidemica und das akute respiratorische Syndrom (ARD) bekannt. ARD nimmt hierbei eine Sonderstellung unter Militärrekruten mit einer Morbitiät von ca. 80% und einer Hospitalisierungsrate von 20–40% ein. Eine besondere Bedeutung kommen Adenovirus-Infektionen auch bei immunsupprimierten Patienten zu, wo sie häufig einen sehr schweren disseminierten Verlauf zeigen und vor allem die Lunge, den Gastrointestinaltrakt und die Leber oder auch alle Organe betreffen. Genetik Adenoviren besitzen ein lineares doppelsträngiges DNA–Genom (35–38 kbp) mit terminalen invertierten Repetitionen von 50–200 bp, die nach Denaturierung und Renaturierung eine „panhandle-Struktur“ bilden können. An jedem DNA-Strang ist am 5´Ende ein Virus-kodiertes 55k Protein kovalent gebunden. Die beiden terminalen Proteine interagieren über nicht-kovalente Wechselwirkungen, was eine quasizirkuläre Genomstruktur ermöglicht. Das Adenovirusgenom kodiert für 20–30 verschiedene Proteine. Die Genprodukte der frühen Gene spielen eine Rolle beim Anschalten anderer viraler Gene bzw. beim An- oder Abschalten zellulärer Gene. So wirkt das frühe E1aGenprodukt transaktivierend auf die Expression der frühen E1b, E2a, E3 und E4 Gene. Die frühen Gene E1a und E1b sind darüber hinaus in die Transformation von Nagerzellen bzw. in die in vitro Transformation involviert. In der E2Region lokalisierte Gene sind für die virale Replikation essentiell, während die in der E3-Region kodierten Genprodukte bei der Immunabwehr eine Rolle spielen. Die Gene der E4-Region leiten die Translation der späten Gene ein, die in 12 der Hauptsache für die viralen Strukturproteine kodieren. Die Nukleinsäuresequenzen einiger humanpathogener Adenoviren sind unter folgenden Accession-No. zugänglich: Ad12 (Humanes Adenovirus A): X73487 Ad3 (Humanes Adenovirus B): M15952 Ad2 (Humanes Adenovirus C): J01917 Ad8 (Humanes Adenovirus D): X74663 Ad4 (Humanes Adenovirus E): X74508 Ad40 (Humanes Adenovirus F): L19443 Ad41 (Humanes Adenovirus F): 21163 Adenoviren besitzen in der Gentechnologie eine große Bedeutung als Vektoren für fremde DNA. Hierfür spricht, dass eine Vielzahl von Zellen für Adenoviren suszeptibel sind. Darüber hinaus zeichnen sich Adenoviren durch hohe Transduktionsraten sowohl in vivo als auch in vitro aus und können in hohen Titern (>1011/ ml) produziert werden. Das Adenovirion kann ca. 105% der Länge des Wildtypgenoms verpacken. Deletionsmutanten können bis zu 30 kbp Fremd-DNA aufnehmen. Als Vektoren finden vor allem Ad2 und Ad5 Anwendung. Da Adenoviren nicht in das Wirtsgenom integrieren, sondern im Zellnukleus episomal replizieren, eignen sie sich auch als Vektoren für die Gentherapie. Prävention Eine effektive orale Lebendvakzine gegen ARD wurde auf der Basis von Ad4 und Ad7 entwickelt, die in magensaftresistenten Gelatinekapseln verabreicht wird. Sie führt zu einer asymptomatischen enterischen Infektion und induziert eine ausreichende Immunantwort mit neutralisierenden Antikörpern. Der Impfstoff wird nur bei den amerikanischen Streitkräften eingesetzt. Für die Zivilbevölkerung ist er nicht zugelassen Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Der Prävention von Infektionen des Gastrointestinaltraktes und des Auges dienen in erster Linie Hygienemaßnahmen. Zur Vermeidung von Kontaktinfektionen in Augenkliniken ist besonders auf konsequentes Händewaschen, separate Handtücher, sterile Instrumente ebenso wie auf sterile Bedingungen bei der Verwendung von Augenlösungen zu achten. Zur Vermeidung von Nosokomialinfektionen ist ein frühzeitiger Er- Affenpockenviren, humanpathogene regernachweis anzuraten. In Schwimmbädern ist die Chlorierung des Wassers sinnvoll. Synonym Meldepflicht Morphologie Meldepflicht bei direktem Erregernachweis im Konjunktivalabstrich gemäß § 7 Abs. 1 Nr. 1 IfSG. Das Monkeypoxvirus ist elektronenmikroskopisch ununterscheidbar von Variola und Vaccinia Virus. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Taxonomie Konsiliarlaboratorium für Adenoviren PD Dr. A. Heim, Institut für Virologie der Medizinischen Hochschule Hannover, Carl-Neuberg-Str. 1, D-30625 Hannover, Tel.: +49-511-532 4311, Fax: +49-511532 8736, E-Mail: ahei@ virologie.mh-hannover.de Web-Adressen mit weiterführenden Informationen ◗ Center of Disease Control: http://www.cdc.gov/ncidod/dvrd/revb/ respiratory/eadfeat.htm ◗ All the virology on the www: http://www.virology.net/ garryfavweb11.html ◗ The Big Picture Book of Viruses: http://www.virology.net/Big_Virology/ BVDNAadeno.html ◗ International Committee on Taxonomy of Viruses: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/ ICTVdb/ ICTVdB/01010001.htm Schlüsselliteratur 1. Shenk, T. (2001). Adenoviridae: The viruses and their replication. In: Fields, B.N., Knipe, D.M. (Eds) Virology 4th edition, Raven Press, New York, pp 1053–1079. 2. Horwitz, M.S. (2001). Adenoviruses. In: Fields, B.N. Knipe, D.M. (Eds) Virology 4th edition, Raven Press, New York, pp 2301–2326. 3. Schmitz, H., Wigand, R. and Heinrich, W. (1983). Worldwide epdemiology of human adenoviruses infections. Am. J. Epdemiol. 117, 455–466. 4. Tidona, C.A., Darai, G. (Eds.) (2001), The Springer Index of Viruses, Springer Berlin, Heidelberg, New York, Tokio Affenpockenviren, humanpathogene Erregerbezeichnung Orthopockenviren: Affenpockenvirus A Monkeypox virus, Orthopoxvirus simiae Genus Orthopoxvirus in der Familie Poxviridae und der Unterfamilie Chordopoxvirinae (Wirbeltierpocken). Historie Der Ausbruch einer pockenähnlichen Erkrankung bei Cynomolgus Affen in Kopenhagen 1958 führte zur Erstbeschreibung einer neuen Spezies von Orthopockenviren. Dieses Virus verursachte in der Folge weitere Ausbrüche bei Cynomolgus Affen in Gefangenschaft. Im August 1970 entwickelte ein Kind in einer Region Zaires, die seit 6 Monaten pockenfrei war, das klinische Bild einer Variola Erkrankung. Aus den Hautläsionen dieses Patienten wurde Affenpockenvirus (Monkeypoxvirus) isoliert. Die meisten neuen Fälle dieser Erkrankung wurden in West- und Zentralafrikanischen Ländern, insbesondere aber wegen der intensiven Überwachung durch die WHO in Zaire beschrieben. Erkrankungen/Symptome Die Monkeypoxvirus Infektion verursachte große Besorgnis wegen der großen Ähnlichkeit zur Variolainfektion. Einem 4tägigem Prodrom mit Fieber folgt ein pockenförmiges Exanthem. Im Unterschied zur Variola zeigt die Monkeypox Infektion eine stärker ausgeprägte Lymphadenopathie im Nacken und im Inguinalbereich. Differenzialdiagnose Windpocken (Herpesvirus varicellae): Das Exanthem der Windpocken ist bunt (Sternhimmel) und nicht zentrifugal; Vaccinia generalisata, Dermatitis herpetiformis, Impetigo, Erythema multiforme, Pityriasis, Purpura haemorrhagica, Tierpockeninfektionen (Affenpocken), generalisiertes Molluscum Contagiosum. Wichtige Hilfe bei der initialen klinischen Differenzialdiagnose ist die Art des Exanthems. Entscheidend sind folgende Kriterien: Stadium-alle Pockenläsionen sind im gleichen Stadium; Form-Pockenläsionen sind rund mit weichen 13 Affenpockenviren, humanpathogene Grenzen und ähneln einander; Tiefe-Pockenläsionen sind tief; Tastempfindung-Pockenläsionen sind derb. mokratischen Republik Kongo dokumentierten Fälle; Sekundär-Übertragungsrate: konstant ca. 10%. Labordiagnostik Vermehrung und Inkubationszeit Elektronenmikroskopie und Kultur auf der Hühnerchorionallantoismembran (CAM). Monkeypox Virus zeigt auf der CAM ein deutlich unterschiedliches Bild zu Variola Virus. Unterschiedlich sind außerdem Proteinelektropherogramme, Restriktionsanalysen der viralen DNA und die entsprechenden physikalischen Restriktionskarten. Ein Radioimmunassy unterscheidet Monkeypox von Variola Antikörpern. Therapie Symptomatische Pflege und Behandlung von Superinfektionen. Das einzige wirksame Chemotherapeutikum ist Cidofovir®. Vaccinia Hyperimmunglobulin wird eingesetzt. Spezifische Merkmale Die Ähnlichkeit zu Variola Virus weckte wissenschaftliches Interesse an der Evolution der Pockenviren und ihrer Fähigkeit zu inter-und intraspezifischer Rekombination mit der Möglichkeit der Entstehung neuer Pathogene. Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Einem 4tägigen Prodrom mit Fieber folgt ein pockenförmiges Exanthem. Im Unterschied zu Variola zeigt die Monkeypox Infektion eine stärker ausgeprägte Lymphadenopathie im Nacken und im Inguinalbereich. Bei nicht Pocken-Geimpften häufig Pharyngitis und Tonsillitis, Konjunktivitis mit Lidödem. Selten Erblindung und entstellende Narben, tödlich verlaufende hämorrhagische Formen sind selten. Vorkommen subklinischer Infektionen. Transmission Zoonose: Übertragung auf den Menschen durch Kontakt mit infizierten Tieren (Eichhörnchen, Ratten, Primaten) durch Biss, Umgang (als „Haustier“), Kontakt mit tierischem Blut und Sekreten, Nahrungsaufnahme (infiziertes Affenfleisch) und Tröpfcheninfektion. (Primär-) Übertragbarkeit von Mensch zu Mensch offenbar ansteigend (nachlassender Pockenimpfschutz?) von ursprünglich 30 % bei Einzelfällen bis 1993 auf 73% der 1997 in der De14 7–21 Tage (meist 10–14 Tage). Resistenz Die Resistenzlage bei Verabreichung von DNA Polymerasehemmstoffen (z.B. Cidofovir®) ist nicht untersucht. Immunantwort Kreuzimmunität mit Vaccinia/Variolavirus Wirtsbereich Affen, Eichhörnchen, Ratten, Mensch Risikogruppen Afrikaner in Endemiegebieten. Reiseerkrankung. Auftreten in außerafrikanischen Ländern durch Einschleppung. Epidemiologie Zoonose, die bis jetzt nur in Afrika beim Menschen aufgetreten ist. Die Infektion wird von Affen und Eichhörnchen auf den Menschen übertragen. Das Funisciurus und das Heliosciurus Eichhörnchen wurden als das natürliche Reservoir des Virus identifiziert. Lange Ketten von Mensch zu Mensch Übertragung sind bei Monkeypox sehr selten. Die Übertragung über vier Generationen mit fünf Wirten in einem Zweimonatsintervall wurde beschrieben. Monkeypox Virus ist eine seltene Erkrankung: 404 Fälle in einem Zeitraum von 17 Jahren. Es hat einen niedrigen Kontagionsindex: 15% im Vergleich zu 58% bei Variola Virus. Genetik Das ‘Poxvirus Bioinformatics Centre’ http://www.poxvirus.org/ bietet eine vollständige und kommentierte Sequenzsammlung sowie andere Informationen zur Pockenvirusforschung. Prävention Gabe von Human-Vaccinia-Immunglobulin 0,6 ml/kg i.M. sofort oder 24 Stunden nach Exposition. Schutzimpfung nicht empfohlen. Aktinomyzeten mit fermentativem Kohlenhydratmetabolismus Meldepflicht israeli, Corynebacterium israeli, Brevistreptothrix israeli, Oospora israeli, Nocardia israeli, Cohnistreptothrix israeli, Actinobacterium israeli, Discomyces israeli, Streptothrix israeli; Actinomyces meyeri: Actinobacterium meyer; Actinomyces radingae: CDC coryneform group E partial_1; Actinomyces turicensis: CDC coryneform group E partial_2; Actinomyces viscosus: Odontomyces viscosus Meldepflicht im Verdachts, Erkrankungs- und Todesfall. Morphologie Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Häufig granulierte, grampositive, gerade oder leicht gebogene, kurze oder längere, 0,2–1,0 µm dicke Fäden mit echten Verzweigungen. Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Krankenhausabsonderungspflicht bei Verdacht und im Krankheitsfall. Empfehlungen des Robert-Koch Instituts zum Seuchenschutz: http://www.rki.de/INFEKT/ALARM/ ANHANG.HTM Konsiliarlabor für Pockenviren: Institut für Medizinische Mikrobiologie und Epidemiologie von Infektionskrankheiten an der Ludwig-MaxUniversität; Veterinärstr. 13, 80538 München (Prof. Dr. O. R. Kaaden), Tel: 089/ 2180-2528, Fax: -2597) Web-Adressen Poxvirus Bioinformatics Centre: http://www.poxvirus.org/ Centers for Disease Control and Prevention: http://www.cdc.gov/ World Health Organization: http://www.who.int/en/ Schlüsselliteratur 1. Fenner, F. Pockenviren. In: Virology, Third Edition, edited by Fields, N., et. al., Raven Press, Ltd. New York, Vol. 2, (1996) 2673–2702. 2. Tidona, C.A., Darai, G. (Eds.) (2001), The Springer Index of Viruses, Springer Berlin, Heidelberg, New York, Tokio Aktinomyzeten mit fermentativem Kohlenhydratmetabolismus Taxonomie Bacteria; Firmicutes; Phylum: Actinobacteria; Subklasse: Actinobacteridae; Order: Actinomycetales; Suborder: Actinomycineae; Familie: Actinomycetaceae; Gattung: Actinomyces. Die Gattung Actinomyces umfasst Aktinomyzeten mit fermentativem Kohlenhydratmetabolismus. Gegenwärtig sind 20 Actinomyces-Arten, davon eine mit zwei Subspezies, anerkannt. Humanmedizinische Bedeutung haben A. georgiae, A. gerencseriae, A. israelii, A. meyeri, A. naeslundii, A. neuii ssp. anitratus, A. neuii ssp. neuii, A. odontolyticus, A. radingae, A. turicensis und A. viscosus, hauptsächlich als Besiedler der menschlichen Schleimhäute oder als Krankheitserreger. Historie Beim Menschen wurde die Aktonomykose 1878 von Israel beschrieben und 1891 von Wolff und Israel isoliert genauer bakteriologisch charakterisiert. Erst 1943 gelang es, die Erreger menschlicher und boviner Aktinomykosen sicher zu unterscheiden und zusätzliche ActinomycesArten abzugrenzen. Erregerbezeichnung Gattung: Actinomyces Arten: A. georgiae, A. gerencseriae, A. israelii, A. meyeri, A. naeslundii, A. neuii ssp. anitratus, A. neuii ssp. neuii, A. odontolyticus, A. radingae, A. turicensis und A. viscosus Synonym Actinomyces georgiae: Actinomyces D08; Actinomyces gerencseriae: Actinomyces israelii serovar II; Actinomyces israelii: Proactinomyces Erkrankungen/Symptome Aktinomykosen. Endogene, subakute bis chronische, granulomatös-eitrige Prozesse, die zu multipler Abszess- und Fistelbildung neigen; pathognomonische, jedoch nicht immer vorhandene, „Strahlenpilz-Drusen“; Lokalisation: zervikofazial, seltener pulmonal oder abdominal; mögliche Metastasierung in das ZNS, Muskulatur, Mediastinum und Abdominalorgane; Ätiologie: synergistische anaerobe oder aerob15 A Aktinomyzeten mit fermentativem Kohlenhydratmetabolismus anaerobe Mischinfektionen; häufigste Erreger: A. israelii und A. gerencseriae sowie Propionibacterium propionicum, seltener A. naeslundii, A. viscosus und A. meyeri, ausnahmsweise A. odontolyticus; Eintrittspforten: traumatische oder infektiöse Schleimhautläsionen, Aspiration (Lunge) und (Menschen)-Bißwunden. Canaliculitis lacrimalis. Akute oder subakutrezidivierende, nicht-invasive Prozesse, häufig mit Konkrementbildung; Ätiologie: in erster Linie Propionibacterium propionicum, Actinomyces gerencseriae und A. israelii (oft zwei verschiedene Arten). Intrauterine Infektionen. Klinisch meist wenig auffällige Entzündungen des Cavum uteri und des Zervikalkanals in Zusammenhang mit der Anwendung von Intrauterinpessaren (IUP); Übergang in invasive oder metastasierende Aktinomykosen der Cervix und des parametranen Bindegewebes, des Uterus, der Tuben oder der Ovarien möglich; Ätiologie: A. israelii oder A. gerensceriae, selten A. viscosus und A. naeslundii sowie P. propionicum, gelegentlich auch mehrere Actinomyces-Arten gleichzeitig; regelmäßig typische, synergistische, aktinomykotische Mischflora; Eintrittspforte: wahrscheinlich entlang des Faden des IUPs. Parodontitis und Karies. In der komplexen Ätiologie dieser Erkrankungen sind u.a. A. viscosus, A. naeslundii und A. odontolyticus zu erwähnen. Unspezifische Eiterungen. Pharyngitiden, Otitis, Urethritiden, kutane und subkutane Eiterungen, Abszesse verschiedener Lokalisationen, Dekubitalgeschwüre, Empyeme können durch A. pyogenes (Begleitbakterien nicht obligatorisch), A. bernardiae, A. meyeri, A. naeslundii, A. neuii ssp. anitratus, A. neuii ssp. neuii (mit anaeroben Begleitkeimen), A. radingae (aerobe-anaerobe Mischinfektion) und A. turicensis verursacht werden. Diese Aktinomyzeten sind bei hämatogener Streuung auch aus Blutkulturen nachweisbar. Differenzialdiagnose Jegliche mediastinale, thorakale, zervikale, abdominale Raumforderung wie z.B. Colon Ca, Tuberkulose andere infektiöse Abszesse. 16 Labordiagnostik Gewinnung und Transport von Untersuchungsmaterial. Abszess-, Empyemeiter, Fistelsekret, Bronchialsekret, Granulationsgewebe, vorzugsweise durch Inzision oder Punktion gewonnen, Sekret oder Konkremente aus Tränenkanälchen, Abstrich aus Zervikalkanal, entfernte IUPs mit Faden, Rachen- oder Harnröhrenabstriche, Blutkulturen; Kontamination mit artengleicher Schleimhautflora vermeiden; möglichst große Materialmengen rasch in reduzierenden Transportmedien (z.B. Port-A- Cul®) zum Labor transportieren (NaCl-Lösung schädigt die Erreger). Mikroskopie. Methylenblau-Deckglaspräparat zur Beurteilung fraglicher Drusen; Gram-Färbung: häufig granulierte, grampositive, gerade oder leicht gebogene, kurze oder längere, 0,2– 1,0 µm dicke Fäden mit echten Verzweigungen; nicht säurefest, unbeweglich. Kultur. Nur unter erhöhter CO2-Spannung; transparente Agarmedien werden bei schwacher Vergrößerung im Durchlichtmikroskop auf fädige Mikro- oder Makrokolonien abgesucht, was beim Fortner-Verfahren ohne Störung der Anaerobiose möglich ist; insbesondere A. israelii und A. gerencseriae können spinnenoder spinngewebeartige, fädige Mikrokolonien bilden, A. pyogenes und A. meyeri wachsen fast nie fädig; vollentwickelte Makrokolonien sind 0,5–5 mm groß, rau, undurchsichtig und bröckelig oder glatt, opak bis durchsichtig und weich, überwiegend weiß bis cremefarben; A. odontolyticus kann auf Blutagar dunkelrote Kolonien bilden, A. pyogenes wächst auf Blutagar mit ausgeprägter β-Hämolyse. Differenzierung. Differenzierung bis zur Gattung: alle Arten sind Indol- und meistens Katalase-negativ, fermentative Stoffwechselendprodukte sind Essigsäure, Milchsäure und relativ viel Bernsteinsäure; Zellwände enthalten keine Diaminopimelinsäure und Mykolsäuren; Differenzierung bis zur Spezies: Prüfung physiologischer Leistungen in miniaturisierten Verfahren (z.B. Minitek-System® mit einigen methodischen Modifikationen). Aktinomyzeten mit fermentativem Kohlenhydratmetabolismus Serologische Differenzierung. Zellwandagglutination, Immundiffusion und Immunfluoreszenztest möglich, indirekte und direkte Immunfluoreszenz ausreichend erprobt, erforderliche Antiseren sind nicht kommerziell erhältlich. Serodiagnostik. Mittels IF-Technik oder ELISA, bei Aktinomykoseverdacht nicht befriedigend. Sensibilitätsprüfung. Mittels Agardilutionstest mit DST-Agar (Oxoid), Bebrütung in anaerober oder CO2-angereicheter Atmosphäre bei 36°C, mikroskopische Ablesung nach 2 Tagen, routinemäßige Empfindlichkeitsprüfung nicht erforderlich, da durchgehend sensibel für β-Laktamantibiotika. Therapie Kombination aus chirurgischen und chemotherapeutischen Maßnahmen führt am schnellsten und zuverlässigsten zur Ausheilung; antibakterielle Pharmaka: vorzugsweise Aminopenicilline (10–15g/die für 2–3 Wochen) in Kombination mit β-Laktamase-Inhibitoren (mit Amoxicillin/ Clavulansäure liegen die umfangreichsten Erfahrungen vor), da die synergistische Begleitflora häufig β-Laktamasebildner enthält; zusätzlich unter Berücksichtigung der Begleitkeime und der Lokalisation Clindamycin oder Metronidazol sowie, insbesondere bei abdominalen Aktinomykosen, Aminoglykoside und/oder Cephalosporine der 3. Generation. Zur Behandlung der Canaliculitis lacrimalis reicht häufig die Entfernung der Konkremente aus, ggf. kann zusätzlich eine Penicillin-Lösung in die Tränenkanälchen instilliert werden. Spezifische Merkmale Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Lokale Invasion möglich bei Kontinuitätstrennung der Haut oder Schleimhaut und negativem Redoxpotenzial (z.B. durch mangelhafte Blutversorgung und durch reduzierende und nekrotisierende Wirkung gleichzeitig anwesender Begleitbakterien); bei klinisch typischer Aktinomykose ausnahmslos Mischinfektion; die Aktinomyzeten gelten dabei als Leitkeime, da sie den charakteristischen Verlauf und die Spätsymptomatik der Erkrankung bestimmen. Begleitbakterien verstärken anscheinend die rela- tiv geringe Invasionskraft der Aktinomyzeten durch aggressive Enzyme und Toxine. Aktinomyzeten verfügen über Eigenschaften, die Adhärenz und Aggregation fördern. Transmission Keine Übertragbarkeit und keine Infektionshäufung bekannt und zu erwarten; endogene Infektionen, bis auf den Ausnahmefall einer Erkrankung nach Menschenbiss. Vermehrung und Inkubationszeit Inkubationszeit induviduell, da Besiedler der normalen Haut und Schleimhaut. Resistenz Nicht vorhanden. Immunantwort Nicht ausreichend untersucht. Wirtsbereich Normalbewohner der menschlichen und tierischen Schleimhäute (Mundhöhle incl. Tonsillen, Zahnplaques, periodontaler Sulkus, (Scheide), Konjunktiva und/oder Kornea, evtl. transienter intestinaler Bewohner. A. bovis, A. denticolens, A. hordeovulneris, A. howellii, A. hyovaginalis, A. slackii und A. suis kommen ausschließlich bei Tieren (verschiedene Arten) vor. A. naeslundii, A. pyogenes und A. viscosus werden sowohl beim Menschen als auch beim Tier als Krankheitserreger gefunden. Die übrigen Arten kommen nach heutigem Wissen nur beim Menschen vor. Risikogruppen Sporadisches Auftreten; bisher liegen keine Hinweise auf gehäuftes Vorkommen bei iatrogener, Neoplasie- oder HIV-assoziierter Immunsuppression vor; Geschlechterverteilung: Männer zu Frauen 2,5:1; Altersgipfel bei Männern zwischen dem zwanzigsten und vierzigsten und bei Frauen zwischen dem zwanzigsten und dreißigsten Lebensjahr. Epidemiologie Weltweites Vorkommen der Erreger und – sporadisch – der Erkrankungen. A. pyogenes-Infektionen bei Tieren (Mastitis bei Milchkühen, Peritonitis und Pleuritis bei Schweinen) können 17 A Alcaligenes/Achromobacter als einzige Actinomyces-Infektion gehäuft auftreten. Genetik Das bakterielle Genom ist ein doppelsträngiges DNA Molekül. Das 16S rRNA Gen von A. naeslundii ist in der USA-GenBank unter der „Accessionnumber“ AJ234038 registriert. Weiterhin ist das 16S rRNA Gen von A. georgiae in der USA-GenBank unter der „Accessionnumber“ X80414 registriert. Prävention Keine spezifische Prävention möglich. Eine gute Zahnpflege und das Wissen um eine möglicbe Aktinomykose bei Benutzung eines Intrauterinpessars sind hilfreich. Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Keine. Meldepflicht Zu melden ist die Erkrankung sowie der Tod an bakteriellen Meningitiden. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Arcanobakterien. Schlüsselliteratur Arcanobakterien. Historie Die Gattung Alcaligenes wurde erstmals von Castellani und Chalmers (1919) beschrieben und umfasste nur asaccharolytische Spezies. Später (1974) wurde die frühere Gattung „Achromobacter“ (Bergey et al., 1923) hinzugefügt. Erkrankungen/Symptome Die asaccharolytischen A. faecalis, A. piechaudii und A. xylosoxidans subsp. denitrificans sind als Infektionserreger sehr selten, die saccharolytische A. xylosoxidans subsp. xylosoxidans kommt jedoch als Erreger nosokomialer Infektionen (v.a. Sepsis) nicht selten vor. Labordiagnostik Mikroskopie. Gramnegative Stäbchen (0,5×1– 2,5 µm) mit peritricher Begeißelung. Anzüchtung. Nur auf aerob bebrüteten festen und flüssigen (auch enterischen) Medien bei 37°C. Biochemische Differenzierung. Alle Spezies sind beweglich, obligat aerob, und Oxidase-positiv. Sie lassen sich unterscheiden durch oxidative Säurebildung aus Glukose und Xylose (A. xylosoxidans subsp. xylosoxidans), Nitrat- und Nitritreduktion und Acetamid-Hydrolyse. Pathogenitätsmechanismen. Bisher nicht bekannt. Typisierung. Molekularbiologische Verfahren. Alcaligenes/Achromobacter Therapie Erregerbezeichnung Alcaligenes sp./Achromobacter sp. Synonym Richtet sich nach der zu testenden antibiotischen Resistenz. Die meisten Stämme sind empfindlich gegen Piperacillin und Ticarcillin-Clavulansäure. Nicht bekannt. Spezifische Merkmale Morphologie Gramnegative Stäbchen mit peritricher Begeißelung. Die meisten Stämme von A. faecalis zeigen ein Schwärmphänomen. Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Taxonomie Genus: Alcaligenes mit der Spezies A. faecalis; Achromobacter mit den Spezies A. piechaudii, A. xylosoxidans subsp. denitrificans und subsp. xylosoxidans. 18 Bisher nichts bekannt. Transmission Vorwiegend von der Umgebung (Wasser, Nasszonen, Boden) auf den Menschen. Alphaviren Vermehrung und Inkubationszeit Normale Generationszeiten, Inkubationszeit nicht bekannt. A Alenquer Virus Bunyaviren Resistenz Multiple Antibiotikaresistenzen möglich, Empfindlichkeit gegenüber Piperacillin. Aleurisma brasiliensis Paracoccidioides brasiliensis Immunantwort Nichts bekannt. Alphaviren Wirtsbereich Wahrscheinlich auch im Tierreich vorkommend, mit ähnlicher Signifikanz wie beim Menschen. Risikogruppen Erregerbezeichnung Alphavirus Synonym Keine Angaben. Nicht bekannt. Taxonomie Epidemiologie Familie Togaviridae, Genus Alphavirus (weiteres Genus in der Familie: Rubivirus); Liste der humanpathogenen Spezies siehe Tabelle 1. Umgebungskeime, die sich vor allem in Nasszonen und ineffektiven Desinfizienzen halten können. Genetik Nichts bekannt. Prävention Nichts bekannt. Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Morphologie Die sphärischen Virionen haben einen Durchmesser von 70 nm. Die in die Lipidhülle integrierten Spikes bestehen aus zwei viralen Glykoproteinen, die Heterodimere bilden. Die Hülle umschließt ein ca. 40 nm großes Nukleokapsid, das aus dem Nukleokapsidprotein und der viralen linearen Plus-Einzelstrang-RNA besteht. Sowohl die Anordnung der Spikes auf der Hülle, als auch der Aufbau des Nukleokapsids folgen einer ikosaedrischen Symmetrie. Nichts bekannt. Erkrankungen/Symptome Meldepflicht Keine Meldepflicht nach IfSG. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Kein Referenzzentrum bekannt. Schlüsselliteratur 1. Köhler, W., H. J. Eggers, B. Fleischer, R. Marre, H. Pfister, G. Pulverer (Hrsg.) Medizinische Mikrobiologie, 8. Auflage. Urban & Fischer, München, 2000 2. Murray, P., E. J. Baron, M. Pfaller, F. Tenover, R. H. Yolken (eds.) Manual of Clinical Microbiology, 7th edn. Amer. Soc. Microbiology, 1999 3. Burkhardt, F. (Hrsg.) Mikrobiologische Diagnostik. Georg Thieme Verlag Stuttgart, 1992 Virale Fieber (Chikungunya Virus, O’nyonnyong Virus, Mayaro Virus, Sindbis Virus) Es handelt sich um eine Gruppe febriler Erkrankungen, die für gewöhnlich eine Woche oder kürzer dauern und oft Dengue-ähnlich verlaufen. Sie beginnen gewöhnlich mit Kopfschmerzen, allgemeinem Krankheitsgefühl, Arthralgien oder Myalgien und gelegentlich mit Übelkeit und Erbrechen. Konjunktivitis, Photophobie oder Pharynxerythem findet man häufig als Begleitsymptome. Das Fieber verläuft oft biphasisch. Bei Kindern können Fieberkrämpfe auftreten. Exantheme und Arthralgien/Polyarthritiden findet man typischerweise bei Infektionen mit Mayaro, Sindbis, Chikungunya und O’nyong-nyong Virus. Arthralgien und Polyar19 Alphaviren Tabelle 1 Humanpathogene Alphaviren Virus Subtyp serol. Gruppe Chikungunya (CHIK) SFV x x x Mayaro (MAY) SFV x x x O´nyong-nyong (ONN) Igbo Ora1) Ross River (RRV) Sindbis (SIN)Ockelbo- Babanki SFV SFV SFV WEE x x x x x x x x x x Barmah Forest Barmah Forest SFV VEE x x Semliki Forest (SFV) Venezuelan Equine Encephalitis (VEE)Everglades (EVE)Mucambo (MUC)Tonate Eastern Equine Encephalitis (EEE) Fieber Arthralgie/ Arthritis x x x x EEE Exanthem Enze- Sonstige Verbreitung phalitis Petechien Afrika, Südostasien, Indien, Philippinen trop. Südamerika, Panama, Trinidad tropisches Afrika Zentralafrika, Nigeria Australien, Südpazifik Afrika, Indien, Südostasien, Philippinen, Australien, GUS-Staaten, Europa Australien x x Afrika nördl. Südamerika, Zentralamerika, Trinidad, Panama, Mexiko, Florida x östl. und nördl. Zentralamerika und angrenzende Gebiete Kanadas westl. und zentr. Gebiete der USA,Südamerika östl. USA Western Equine Ence- WEE phalitis (WEE) x Highlands J (HJ)1) 1)selten x WEE thritiden können über mehrere Monate persistieren und auch zu Gelenkdestruktionen führen (Chikungunya Virus, Sindbis Virus, Ockelbo Virus). Milde hämorrhagische Manifestationen (Petechien) wurden bei Infektionen durch Chikungunya Virus in Südostasien und Indien gefunden. Epidemische Polyarthritis (Ross River Virus) Es handelt sich um eine selbstlimitierende Erkrankung, in deren Vordergrund schwere Arthralgien oder Arthritiden stehen. In der Mehrzahl der Fälle findet sich im zeitlichen Zusammenhang mit den Gelenkbeschwerden ein makulöses bis papulöses Exanthem, während Allgemeinsymptome nur mild sind oder fehlen. Die Beschwerden sind meist nach 1–2 Wochen abgeklungen. Von Verläufen mit über mehrere 20 Monate persistierenden Arthralgien wurde berichtet. Passagere Arthralgien stehen auch bei Infektionen mit dem Barmah Forest Virus im Vordergrund des klinischen Bildes. Virale Enzephalitiden (Eastern Equine Encephalitis Virus (EEE), Western Equine Encephalitis Virus (WEE), Venezuelan Equine Encephalitis Virus (VEE)) Es handelt sich um akute entzündliche Viruskrankheiten von kurzer Dauer, die Gehirn, Rückenmark und Meningen betreffen können. Die durch die verschiedenen Erreger hervorgerufenen klinischen Manifestationen sind ähnlich, unterscheiden sich aber im Schweregrad. Die meisten Infektionen verlaufen asymptomatisch. Blande Infektionen gehen häufig nur mit Kopfschmerzen oder aseptischer Meningitis einher. Alphaviren Schwere Infektionen zeichnen sich gewöhnlich durch einen akuten Beginn mit Kopfschmerzen, hohem Fieber, meningealer Reizung, Stupor, Desorientiertheit, Koma, Tremor, gelegentlich Krampfanfällen und spastischer Lähmung aus. Häufig bleiben neurologische Residuen zurück. Die EEE ist die am schwersten verlaufende arbovirale Enzephalitis mit einer Letalität von 50– 75%. Die WEE hingegen weist nur eine Letalität von 3–7% bei Enzephalitis-Manifestationen auf, bei der VEE beträgt sie ca. 10%. Dem Krankheitsbild können febrile Prodromi von bis zu 11 Tagen Dauer vorausgehen. Die Manifestationsindices für die Enzephalitis sind bei der WEE (Kinder 1/50, Erwachsene 1/1000) und VEE (1/ 100) gering, bei der EEE (Kinder 1/17, Erwachsene 1/40) hingegen hoch. Differenzialdiagnose Die Abgrenzung muss – je nach Leitsymptom – von zahlreichen anderen fieberhaften Infektionskrankheiten erfolgen. Die Diagnose von Alphavirus-Infektionen kann wegen der wenig spezifischen Krankheitsbilder, die sie verursachen, nicht allein nach klinischen Kriterien erfolgen, sondern bedarf eines spezifischen labordiagnostischen Nachweises. Richtungsweisend ist neben den Organsymptomen die Expositionsanamnese. Da die Endemiegebiete geographisch determiniert sind, ergibt sich daraus bereits eine Eingrenzung der in Frage kommenden Erreger. Labordiagnostik Zellkultur. Alphaviren lassen sich auf verschiedenen animalischen Zelllinien anzüchten. Die Identifizierung erfolgt mit Hilfe spezifischer monoklonaler oder polyklonaler Antikörper. Die Virusisolierung gelingt aus Seren bzw. Hirnbioptaten. Versuchstier. Die intrazerebrale Inokulation von neugeborenen Mäusen mit Serum oder Hirngewebsmaterial ist eine sehr empfindliche Methode der Virusisolierung. Serologische Methoden. Alle Alphaviren sind serologisch verwandt und reagieren in den immundiagnostischen Techniken wie dem Indirekten Immunfluoreszenztest, dem Enzymimmuntest (ELISA), dem Radioimmuntest (RIA) oder der Komplementbindungsreaktion (KBR) kreuz. Spezifischer reagiert der Hämagglutinationsinhibitionstest (HHT), mit dem sich mehrere serologische Gruppen definieren lassen (vgl. Tabelle 1). Die Identifikation der ätiologisch relevanten Virusspezies gelingt am besten mit dem Neutralisationstest (NT). Eine frische oder kurz zurückliegende Infektion wird anhand eines signifikanten Titeranstiegs im Serumpaar nachgewiesen. Mit Hilfe des sehr empfindlichen IgM(µ)-capture-ELISA kann bereits aus einem einzigen Akutphaseserum die Diagnose gestellt werden. Therapie Die Therapie beschränkt sich auf symptomatische und supportive Maßnahmen. Bei Gelenkmanifestationen (Chikungunya V., Ross River V.) sollten Aspirin bzw. nichtsteroidale Antiphlogistika eingesetzt werden. Bei therapierefraktären Chikungunya-Infektionen wurden mit Chloroquinphosphat (250mg/Tag) Erfolge erzielt. Spezifische Merkmale Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Das Spektrum der Alphavirus-Infektionen beim Menschen reicht von der asymptomatischen Infektion über unspezifische fieberhafte Erkrankungen bis hin zur fatalen Enzephalitis. Nach der Inokulation des Virus kommt es zur Virämie und zur Beteiligung der Zielorgane. Einige Viren dringen, möglicherweise über eine endotheliale Infektion, ins ZNS ein, wo sie eine neuronale Infektion sowie eine inflammatorische Reaktion hervorrufen. Andere Erreger infizieren die Gelenke und verursachen eine Arthritis. Die meisten pathologischen Veränderungen kommen durch eine direkte Zellschädigung zustande, erst sekundär durch die inflammatorische Reaktion. Die häufigen Myalgien können durch eine Virusvermehrung im Muskelgewebe oder die Einwirkung von Entzündungsmediatoren erklärt werden. Viruselimination und Immunschutz werden hauptsächlich durch neutralisierende Antikörper vermittelt. Alle Alphaviren sind serologisch miteinander verwandt (vgl. Tabelle 1). Die Aminosäuresequenzhomologie beträgt minimal 40% bei den Struktur- und 60% bei den Nichtstrukturproteinen. Wichtige antigene Domänen für Neutrali21 A Alphaviren sation und Hämagglutination befinden sich auf den Glykoproteinen. Transmission Alle humanpathogenen Alphaviren werden durch Stechmücken übertragen. Die Insekten sind lebenslang infiziert und erkranken selbst nicht. Um das Virus übertragen zu können, müssen sie bei der Blutmahlzeit eine ausreichend große Virusmenge aufnehmen. Die Viren penetrieren dann den Gastrointestinaltrakt der Insekten und erreichen über das Haemocoel die Speicheldrüsen, wo sie eine persistierende Infektion induzieren. Es bestehen die folgenden Virus-Vektor-Assoziationen: CHIK-Aedes aegypti und möglicherweise andere; ONN-Anopheles spp.; MAY-Mansonia und Haemagogus spp.; SIN-verschiedene Culex spp., insbesondere Culex univittatus, ebenso Culex morsitans und Aedes communis; RRV-Culex annulirostris, Aedes vigillax, Aedes polynesiensis und andere Aedes spp.; EEV- Culiseta melanura unter Vögeln; Aedes spp. und Coquilletidia spp. von Vögeln und Vertebraten zum Menschen. WEECulex tarsalis; VEE-Culex spp., Aedes spp., Mansonia spp., Psorophora spp., Haemagogus spp., Sabethes spp. und Anopheles spp. Vermehrung und Inkubationszeit Alphaviren induzieren in vitro in allen Vertebratenzellen zytopathische Effekte. Insektenzellen werden hingegen ohne Zytolyse infiziert. Im Vertebratenwirt findet die Virusvermehrung vornehmlich in den entsprechenden Zielorganen statt. In den Vektoren werden persistierende Infektionen hervorgerufen. Die verschiedenen Viren besitzen unterschiedlich breite Wirtsspektren. Die Inkubationszeit der natürlichen Infektionen beträgt ca. 10–11 Tage bei der epidemischen Polyarthritis (Ross River Virus), 2–3 (1–12) Tage bei der Infektion durch Chikungunya Virus, 1–6 Tage bei den viralen Enzephalitiden (EEE, WEE, VEE). Resistenz Eine Suszeptibilität gegenüber bekannten Virostatika besteht nicht. Immunantwort Bei allen Alphavirus-Infektionen entwickelt sich eine typische humorale Immunantwort, die die Virämie begrenzt und in den meisten Fällen 22 klinisch zur Genesung führt. Anfangs überwiegen IgM-, später IgG-Antikörper. Das Nukleokapsidprotein ist das Hauptantigen. Es besitzt gruppenreaktive und typspezifische Epitope. Neutralisierende Antikörper richten sich gegen die Glykoproteine E1 und E2 und verleihen Immunschutz. Wirtsbereich Alphaviren können eine große Zahl von Vertebraten- und Arthropoden-Spezies infizieren. Hauptwirte sind Vögel, Nager und Primaten, wenngleich Pferde, Känguruhs, Fledermäuse und andere Tiere ebenso eine Rolle spielen. Zumeist entwickeln die natürlichen VertebratenWirte keine Erkrankung. Die Naturherde werden durch einen Arthropoden-Vertebraten-Zyklus unterhalten, in dem Vögel und Kleinnager die wirksamsten Amplifikationswirte darstellen. Die Amplifikationswirte bestimmen sich aus der Fähigkeit des Virus, in ihnen eine übertragungsrelevante Virämie zu induzieren, sowie aus den Wirtspräferenzen der übertragenden Stechmücken. Der Mensch ist in der Regel nur Nebenwirt und trägt meist nicht zur Erhaltung des Virus in der Natur bei. Seine Involvierung ergibt sich aus dem Kontakt mit dem jeweiligen Naturherd und hängt von der Wirtsaffinität der lokal relevanten Stechmückenarten ab. Risikogruppen Bewohner von Endemiegebieten und Reisende in solche Gebiete. In Abhängigkeit von Vektor und Klima kann das Risiko saisonal begrenzt sein (s.o.). Die Erreger der VEE, WEE und EEE gelten überdies als potenziell Biowaffen-tauglich. Ihre mögliche Verwendung im Rahmen bioterroristischer Aktionen muss in Betracht gezogen werden. Epidemiologie Alphaviren, als Genus betrachtet, kommen weltweit vor, wenngleich keine einzelne Virusspezies global verbreitet ist (siehe Tabelle 1). Prinzipiell besitzen sie zwei ökologische Strategien: Bei der ersten (A) sind tierische Vertebraten die hauptsächlichen Amplifikationswirte und der Arthropodenvektor ist eine Stechmückenart mit Affinität zu diesem Wirt (z.B. WEECulex tarsalis; CHIK-Aedes africanus). Bei der zweiten (B) ist der Mensch selbst der bedeutendste virämische Amplifikationswirt und als Alphaviren Vektoren fungieren Aedes aegypti oder andere Stechmückenarten mit hoher Affinität zum Menschen (z.B. CHIK-Aedes aegypti; RRV-Aedes polynesiensis). Epidemiologische Aspekte spezieller Alphavirusinfektionen Chikungunya Virus. In Afrika wird CHIK in den tropischen Savannen und Wäldern durch verschiedene Aedes-Arten übertragen. Als Reservoirwirte dienen Cercopithecus-Affen und Paviane. Die Übertragung findet hauptsächlich in der Regenzeit statt. Infektionsfälle beim Menschen treten sporadisch oder in Form kleinerer Epidemien auf. Größere Ausbrüche kommen in urbanen Regionen vor. Hier ist insbesondere Aedes aegypti als Vektor beteiligt und der Mensch kann selbst als Amplifikationswirt wirksam werden. In Asien wird die Infektion hauptsächlich durch Aedes aegypti von Mensch zu Mensch übertragen. Affen spielen hingegen als Amplifikationswirte kaum eine Rolle. Epidemien traten in der Vergangenheit in verschiedenen Teilen Südostasiens, Indiens und Afrikas (vorwiegend Südafrika) auf. O’nyong-nyong Virus. Das Virus trat erstmals 1959 als Erreger einer größeren Epidemie in Ostafrika auf, die bis zu ihrem Ende in den späten 60er Jahren über 2 Millionen Menschen erfasste. Seither ist es im tropischen Afrika endemisch. Ross-River-Virus. Das Virus tritt endemisch und epidemisch in den tropischen und gemäßigten Klimazonen Australiens auf und verursacht immer wieder Ausbrüche. Starke Regenfälle können das epidemische Auftreten mit Infektionsraten von bis zu 1/100 bei der betroffenen Bevölkerung induzieren. Die Antikörperprävalenz beträgt in den hyperendemischen Regionen (Murray Valley) bis zu 39%. Im Südpazifik verursachte das Virus erstmals 1979 eine Epidemie mit über 50000 klinischen Fällen auf den Fiji-Inseln und trat später auch auf anderen Inseln auf. Der Mensch scheint dabei eine Rolle als Amplifikationswirt gespielt zu haben. Mit einer Ausbreitung von RRV nach Südostasien und Südamerika muss gerechnet werden. Sindbis-Virus. SIN ist in weiten Teilen Europas, Afrikas und Australiens verbreitet und wird durch Culex spp. übertragen. Hauptreservoire sind verschiedene Vogelarten. Hyperendemiegebiete sind das Niltal sowie Südafrika. Die Antikörperprävalenz in der Durchschnittsbevölkerung reicht dort bis zu 30%. Epidemien mit Hunderten bis Tausenden von Erkrankungsfällen wurden beschrieben. In Europa tritt SIN (Subtyp Ockelbo) zwischen dem 60. und 65. nördlichen Breitengrad auf, vorwiegend in Schweden, Finnland und Karelien. SIN-Infektionen betreffen dort vor allem Erwachsene, die sich beruflich (Holzfäller) oder hobbymäßig (Pilzsammler) häufig in Wäldern aufhalten. Eastern und Western Equine Encephalitis Virus. EEE kommt an der Ostküste der Vereinigten Staaten von Kanada bis zum nördlichen Südamerika vor, wobei die meisten Endemiegebiete von Neu England bis Florida und an der Golfküste lokalisiert sind. Kleinere Ausbrüche kommen nahezu jährlich vor. Vögel fungieren als Amplifikationswirte, während Pferde ebenso wie der Mensch Nebenwirte sind, die zur Verbreitung des Virus kaum beitragen. 1991 wurde das Virus erstmals von Aedes albopictus isoliert. Die Einbeziehung dieser für den Menschen sehr aggressiven Stechmücken-Spezies in den Infektionszyklus könnte die Epidemiologie der EEE verändern. Das an der Westküste der USA verbreitete WEE folgt einem analogen Infektionszyklus mit Vögeln als Amplifikations- und Mensch und Pferd als Nebenwirten. 1941 ereignete sich die größte WEE-Epidemie mit über 300.000 Enzephalitis-Fällen bei Pferden und über 3300 beim Menschen. Venezuelan Equine Encephalitis Virus. Die VEE tritt in einem enzootischen und in einem epizootischen Infektionszyklus auf. Bei ersterem sind Pferde nicht als Amplifikationswirte beteiligt. Vielmehr unterhält die Infektkette Culex-Nager die Naturherde. Der Mensch kann sich in den Endemiegebieten infizieren. Bei der epizootischen Form treten – bevorzugt in der Regenzeit – große Epidemien bei Pferden auf, oft gefolgt von Ausbrüchen beim Menschen. Die Pferde fungieren dabei als effiziente Amplifikationswirte. Bei Epidemien können zwischen 10 und 60% der Bevölkerung in den entsprechen23 A Alphaviren den Gebieten erkranken. Zahlreiche Stechmücken-Arten können als Überträger fungieren. Genetik Die einzelsträngige genomische PlusstrangRNA ist polyadenyliert mit einem cap am 5´Ende und dient als mRNA für die Nicht-Strukturproteine des Virus. Das Genomprodukt wird als Polyprotein translatiert und durch eine im nsP2 befindliche Protease in die Proteine nsP1, nsP2, nsP3 und nsP4 prozessiert. Polyproteine, die nsP2 enthalten, wirken dabei als Enzyme. Zur Replikation wird eine Negativstrang-RNA-Kopie produziert. Diese dient als Template bei der Synthese der genomischen RNA sowie einer subgenomischen 26S mRNA, die das 3´-Drittel des viralen Genoms repräsentiert und die Strukturproteine kodiert. Diese RNA wird in ein Polyprotein translatiert, das bei Alphaviren durch das Zusammenwirken einer Autoprotease-Aktivität des Kapsid-Proteins und zellulärer Proteasen in die einzelnen Strukturproteine prozessiert wird. Das Kapsidprotein assoziiert mit der viralen RNA im Cytoplasma zum Nukleokapsid. Die Glykoproteine werden im endoplasmatischen Retikulum synthetisiert und erreichen über den Golgi-Apparat die Plasmamembran, in die sie integriert werden. Die in Genbanken hinterlegten und veröffentlichten Nukleotid- und Aminosäuresequenzen von Alphaviren sind auf folgender Internet-Seite abrufbar: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/ Prävention Persönliche protektive Maßnahmen in den Endemiegebieten richten sich auf die Vermeidung der Exposition gegenüber den relevanten Vektoren, z.B. durch Anwendung von Repellentien, Bettnetzen u.ä. Wenngleich keine Vakzinen für die breite Anwendung am Menschen zur Verfügung stehen, gibt es doch Impfstoffe, die sich bei Laborpersonal oder anderen Personen mit hohem Erkrankungsrisiko als protektiv erwiesen haben. Hierzu gehören inaktivierte Virusimpfstoffe gegen EEE, WEE und VEE sowie eine attenuierte Lebendvakzine gegen VEE (TC-83; verfügbar über US Army Medical Research and Materiel Command, Fort Detrick, Frederick, Maryland, USA). Ähnliche Präparate stehen auch der Veterinärmedizin zur Verfügung. Für RRV gibt es einen Prototyp-Totimpfstoff, der im Tierversuch protektive Wirkung zeigte, aber 24 beim Menschen noch nicht angewandt wurde. Eine attenuierte Lebendvakzine gegen CHIK wurde an Freiwilligen erfolgreich getestet. Die Entwicklung rekombinanter Vakzinen ist noch im experimentellen Stadium. Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Maßnahmen der Vektorkontrolle umfassen die Vernichtung von Stechmücken-Brutplätzen oder das Residual Spraying in menschlichen Behausungen. Realistische Erfolgsaussichten bestehen allerdings nur bei Vektoren, die eine Rolle im Rahmen des beschriebenen B-Zyklus spielen (z.B. Aedes aegypti). Meldepflicht Alphaviren sind in §§ 6,7 Infektionsschutzgesetz nicht ausdrücklich benannt. Dennoch könnte – insbesondere im Hinblick auf die mögliche Verwendung der Erreger in Biowaffen – beim Auftreten von Alphavirus-induzierten Enzephalitiden die Bestimmung des § 6, Abs.5 IFSG in Frage kommen, wonach jede bedrohliche Krankheit oder Krankheitshäufung zu melden ist, wenn dies auf eine schwerwiegende Gefahr für die Allgemeinheit hinweist. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Konsiliarlaboratorium für importierte Virusinfektionen Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Berhard-Nocht-Str. 74, 20359 Hamburg, Tel. 040/31182-401/-460, Fax 040/31182-400, Ansprechpartner: Herr Prof. Dr. Schmitz Eine aktuelle Liste der sonstigen diagnostischen Institute, die Arbovirusinfektionen nachweisen, gibt das Robert-Koch-Institut in Berlin heraus. Web-Adressen Centers for Disease Control and Prevention URL: http://www.cdc.gov All the Virology (mit weiteren Links) URL: http://www.tulane.edu/~dmsander/ garryfavwebindex.html Schlüsselliteratur 1. Chin, J. (Hrsg.). Control of communicable diseases Manual. 17. Ausgabe (2000), American Public Healh Association, Washington Arcanobakterien 2. Johnston, R.E., Peters, C.J.: Alphaviren. In: Fields, B.N., Knipe, P.M. et al. (Hrsg.) Virology, Lippincott-Raven Publishers, Philadelphia, 3rd ed. (1996), Vol. I, 843–892 3. Murphy, F.A., Fauquet, C.M., Bishop, D.H.L., Ghabrial, S.A., Jorvis, A.W., Martelli, G.P., Mayo, M.A. und Summers, M.D., Virus Taxonomy, Archives of Virology, Suppl. 10 (1995), Springer Verlag New York 4. Tidona, C.A., Darai, G. (Eds.) (2001), The Springer Index of Viruses, Springer Berlin, Heidelberg, New York, Tokio Alteromonas putrefaciens Shewanella A Arcanobacterium haemolyticum Arcanobakterien Arcanobacterium pyogenes Arcanobakterien Arcanobakterien Erregerbezeichnung Amyloid, infektiöses Prione Gattung: Arcanobacterium Arten: Arcanobacterium haemolyticum, A. bernardiae und A. pyogenes Synonym Ancylostoma Hakenwürmer Angiostrongylus (syn. Parastrongylus) Nematoden, seltenere Anisakis Nematoden, seltenere Apeu Virus Bunyaviren Arcanobacterium haemolyticum: Arcanibacterium haemolyticum Arcanobacterium bernardiae: CDC coryneform group 2, Arcanibacterium bernardiae, Actinomyces bernardiae Arcanobacterium pyogenes: Bacillus pyogenes, Arcanibacterium pyogenes, Actinomyces pyogenes, Corynebacterium pyogenes Morphologie Schlanke, unregelmäßige, vor allem nach längerer Bebrütung auch kokkoide, häufig diphtheroid gelagerte, grampositive Stäbchen. Taxonomie Bacteria; Firmicutes; Phylum: Actinobacteria; Subklasse: Actinobacteridae; Order: Actinomycetales; Suborder: Actinomycineae; Familie: Actinomycetaceae; Gattung: Arcanobacterium Spezies: Arcanobacterium haemolyticum, A. bernardiae und A. pyogenes (früher bei den Actinomyces-Arten) Historie Arcanobacterium (Corynebacterium) haemolyticum Corynebacterium jeikeium Bis 1982 der Gattung Corynebacterium zugeordnet, seither als Arcanobacterium haemolyticum klassifiziert. A. bernardiae und A. pyogenes war früher bei den Actinomyces-Arten klassifiziert. Erkrankungen/Symptome Arcanobacterium bernidiae Arcanobakterien Entzündungen des Rachenringes mit generalisierten Hautexanthemen, Hauteiterungen, Abszesse, Sinusitiden und Bakteriämien. 25 Arcanobakterien Differenzialdiagnose Immunantwort Diverse Erreger, die Entzündungen des Rachenringes auslösen. Nicht ausreichend untersucht. Wirtsbereich Labordiagnostik Unbekannt. Gewinnung und Transport von Untersuchungsmaterial. Siehe Gattung Actinomyces. Risikogruppen Mikroskopie. Schlanke, unregelmäßige, vor allem nach längerer Bebrütung auch kokkoide, häufig diphtheroid gelagerte, grampositive Stäbchen. Kultur. Fakultative, kapnophile Anaerobier; Optimaltemperatur 36°C; Mikrokolonien nach 24 Stunden schon recht groß, nicht fädig, mit βHämolyse; Makrokolonien rund, leicht erhaben, durchsichtig oder opaleszierend, 1,5– 2,5 mm groß. Differenzierung. Differenzierung bis zur Gattung: katalasenegativ; Zellwände besitzen keine Diaminopimelinsäure und keine Mykolsäuren; fermentative Stoffwechselendprodukte: Essigsäure und Milchsäure; Differenzierung bis zur Spezies anhand physiologischer Leistungen: bei uncharakteristischem Ausfall können Abgrenzungsschwierigkeiten gegenüber Actinomyces pyogenes auftreten. Sensibilitätsprüfung. Mittels Agardilutionstest möglich Therapie Vorzugsweise Erythromycin; in vitro gut wirksame β-Laktamantibiotika scheinen in vivo nicht ausreichend therapeutisch zu wirken. Spezifische Merkmale Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Nicht ausreichend untersucht. Transmission Sporadisches Auftreten; Häufigkeitsgipfel der durch A. haemolyticum bedingten Pharyngitiden im Kindes- und jungen Erwachsenenalter. Epidemiologie Wahrscheinlich weltweites Vorkommen der Erreger und der Erkrankungen. Genetik Das bakterielle Genom ist ein doppelsträngiges DNA Molekül. Das 16S rRNA Gen von Arcanobacterium haemolyticum (CIP 103370) ist in der USA-GenBank unter der „Accessionnumber“ AJ234059 registriert Das 16S rRNA Gen von A. pyogenes (NCTC 5224) ist in der USA-GenBank unter der „Accessionnumber“ X79225 registriert Prävention Keine spezifische bekannt. Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Keine spezifischen bekannt. Meldepflicht Keine Meldepflicht. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Prof. Dr. med. K.P. Schaal, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Institut für Med. Mikrobiologie und Immunologie, Aktinomyzetenlaboratorium, Sigmund-Freud-Str. 25, 53105 Bonn, Tel. 0228-287-5520, Fax: 0228-287-4480, E-Mail: [email protected] Keine Übertragbarkeit. Webadressen Vermehrung und Inkubationszeit Nicht ausreichend untersucht Resistenz Nicht ausreichend untersucht. 26 Kobert-Koch-Institut: http://www.rki.de WHO World Health Organization: http://www.who.org Centers for Disease Control and Prevention: http://www.cdc.gov Arenaviren Schlüsselliteratur 1. Bergey’s Manual of Systematic Bacteriology, Volume II, P.H.A Sneath, N.S. Mair, M.E. Sharpe, J.G. Holt (ed.). Williams & Wilkins, Baltimore, USA (1986) 2. Lehrbuch der Medizinischen Mikrobiologie, H. Brandis, W. Köhler, H.J. Eggers, G. Pulverer (Hrsg.), 7. Auflage, Gustav Fischer Verlag Stuttgart (1994) 3. Mikrobiologische Diagnostik, F. Burkhardt (Hrsg.), Thieme Stuttgart (1992) 4. Raymond, A., Smego, Jr., and Ginamarie Foglia. (1998). Actinomycosis. Clinical Infectious Diseases, 26:1255–1263. Arenaviren Erregerbezeichnung Lassa-Virus, Junin-Virus, Machupo-Virus, Lymphozytäres Choriomeningitis-Virus u.a. Synonym Lymphozytäres Choriomeningitis-Virus = LCMV Morphologie Die Viruspartikel sind polymorph (80–300 nm) und sehen im EM durch Einlagerung von Ribosomen wie mit Sand (lat. Arena) bestreut aus. Das Virion enthält zwei helikale Capside, die die ringförmige L = long und S = short RNA umhüllen. Die zwei Kapside sind von einer Lipidhülle umgeben. Die Kapsomeren beider Strukturen bestehen aus dem N-Protein (ca. 60 kD). Auf der Hülle befinden sich zwei Glykoproteine G1 (ca. 44 kD) und G2 (ca. 72 kD). Taxonomie Genus Lassa-Virus und Genus Junin-Virus in der Familie der Arenaviridae. Durch andere Arenaviren wie das lymphozytäre Choriomeningitis-Virus (LCMV) oder das Machupo-Virus kommen beim Menschen sehr selten Erkrankungen vor. Historie Das Junin (Ort in der Nähe von Buenos Aires)Virus wurde 1958 als Erreger des lebensbedrohlichen Argentinischen Hämorrhagischen Fiebers (AHF) isoliert, das bereits 1955 genauer beschrieben worden war. Über ein ähnliches Fieber wurde 1969 bei Ordensschwestern in dem Ort Lassa im Norden Nigerias berichtet und der Erreger dieses Lassa-Fiebers, das Lassa-Virus, wenig später in den USA in Gewebekultur isoliert. Der Nachweis des Virus in Mastomys nata- lensis gelang 1972. Bereits seit 1935 ist das LCMV bekannt. Erkrankungen/Symptome Nach Ansteckung am Nager kommt es nach einer Inkubationszeit von ca. 1–2 Wochen zu einem grippeartigen Krankheitsbild mit hohem Fieber, Kopfschmerzen, Halsschmerzen, gastrointestinalen Symptomen. Gegen Ende der ersten Krankheitswoche können sich Organmanifestationen (Hirn, Myokard, Niere, Lunge) entwickeln. Oft bildet sich ein Ödem im Gesicht und in der Halsregion aus; auch kommt es zu Ateminsuffizienz durch die Lungenbeteiligung. Fast immer besteht eine Hepatitis mit hohen Transaminasen- Werten wobei schon früh die SGOT die SGPT übertrifft. Auch die LDH ist frühzeitig als Ausdruck einer Muskelbeteiligung erhöht. Eine Enzephalitis kann spät im Krankheitsverlauf vorkommen, wenn die anderen Symptome bereits weitgehend abgeklungen sind. In schweren Fällen kann sich ein hämorrhagisches Fieber mit Blutungsneigung (petechiale Blutungen in die Haut, Magen- Darmblutungen) entwickeln. Die Blutungsneigung ist beim AHF stärker ausgeprägt als beim LassaFieber. Durch hypovolämischen Schock und Herz-Kreislaufversagen kommt es bei ca. 10% der Patienten bei Lassa-Fieber und bei 20% der Personen mit AHF zum Tode, wenn keine spezifische Therapie eingeleitet wird. Häufige Spätfolgen bei Lassa-Erkrankungen sind Innenohrschwerhörigkeit beidseits. Arenavirus-bedingte hämorrhagische Fieber durch das Machupo-Virus (Bolivianische Hämorrhagische Fieber), durch das Sabbia-Virus oder das Guanarito-Virus (Neuwelt-Arenaviren) sind selten. Auch durch das LCMV kommt es beim Menschen nur selten zu klinischen Erscheinungen. Dem LCMV wird allerdings eine Rolle bei intrauterinen Infektionen zugesprochen Viele Menschen besitzen in Europa durch Kontakt mit infizierten Mäusen (Mus musculus) Antikörper, ohne dass eine dazu passende Erkrankung erinnerlich ist. Differenzialdiagnose Arenavirus Infektionen können in frühen Stadien als schwerer grippaler Infekt ev. mit Lungenbeteiligung imponieren. Die Differenzialdiagnose hängt natürlich stark von der Vorgeschichte (Tropenaufenthalt?) ab. Eine Malaria27 A Arenaviren infektion sollte nach Tropenaufenthalt immer ausgeschlossen werden. Schon bevor eine Thrombopenie oder Blutungen aus den Kapillaren auftreten, müssen alle möglichen anderen hämorrhagischen Fieber (Ebola, Marburg, Krim-Kongo, Rift-Tal, Gelbfieber u.a.) differenzialdiagnostisch mit einbezogen werden. Die genaue Abklärung kann aber nur im Labor mittels einer breit gefächerten PCR Diagnostik erfolgen. Hierfür ist die schnelle Einsendung einer Blut- oder Serumprobe erforderlich. Meist sind die Aminotransferasen früh erhöht, ebenso die LDH, sodass auch an eine Hepatitis A,B,C gedacht werden kann. Bei der lymphozytären Choriomeningitis stehen Zeichen einer Meningoenzephalitis im Vordergrund. Beim Lassafieber oder dem Argeninischen Hämorrhagischen Fieber tritt die ZNS -Symptomatik erst im Stadium der Organmanifestationen am 6.–10. Krankheitstag auf. In diesem Stadium können viele weitere Organe (Lunge, Niere, Pankreas, Herz) involviert sein. Labordiagnostik Alle Arenaviren können gut in Gewebekultur auf Verozellen vermehrt werden. Aus dem Plasma/Serum akut Erkrankter lassen sich Lassaund Junin-Virus innerhalb weniger Tage anzüchten. Zur Identifizierung des Lassa-Virus stehen monoklonale Antikörper zur Verfügung. Innerhalb weniger Stunden lässt sich das Virus im Serum vom Patienten mit der RT-PCR nachweisen. Inzwischen gibt es auch eine RT-PCR, die alle Arenaviren nachweisen kann. Der RNA Nachweis gelingt schon, bevor die Antikörper mit der indirekten Immunfluoreszenz ca. 1 Woche nach Krankheitsbeginn nachweisbar sind. Die Antikörper sind stark stammspezifisch, sodass mit mehreren Lassavirus-Antigenen getestet werden sollte. Therapie Die Vermehrung des Lassa-Virus kann beim Patienten mit Ribavirin (Rebetol®, Virazole®) reduziert werden. Eine antivirale Therapie sollte möglichst frühzeitg eingeleitet werden; dann liegt die Mortalität nur noch bei 1%. In Gegensatz zum Lassa-Fieber hilft beim Argentinischen Hämorrhagischen Fieber auch die Infusion von Rekonvaleszenten-Plasma. 28 Spezifische Merkmale Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Auf Grund serologischer Untersuchungen kann zwischen einem Sierra-Leone-, einem Coted´Ivoire- und einem Nigerastamm unterschieden werden. Bei den Infektionen des Menschen ist bislang nicht geklärt, wie es während der ArenavirusInfektion zur hämorrhagischen Diathese kommt. Wir finden kurz vor Auftreten der Blutungen einen starken Anstieg proinflammatorischer Chemokine. Die Gerinnungsfaktoren der Leber und die Thrombozyten sind nur mäßig erniedrigt, auch kommt es zu keiner ausgedehnten intravaskulären Gerinnung. Große Mengen Virus werden in der Leber und im Blut Erkrankter gefunden. Die Viren können über viele Wochen im Urin ausgeschieden werden Transmission Alle bekannten Arenaviren werden von Nagetieren auf den Menschen übertragen. Die Nager sind latent infiziert und können große Mengen Virus im Urin ausscheiden. Wahrscheinlich kommt es zu einer Infektion des Menschen durch Kontakt mit Nagetierexkrementen. Allerdings konnten wir in umfangreichen Studien zeigen, dass beim Lassa-Virus der Kontakt der afrikanischen Bevölkerung mit dem Blut der Nager (Rattenzubereitung als Proteinquelle) das gefährlichste Risiko darstellt. Weiterhin können fast alle hämorrhagischen Fieberviren auch von Mensch zu Mensch, vor allem bei der Krankenpflege durch Blutkontakt, weitergegeben werden. Vermehrung und Inkubationszeit In vivo können im Verlauf der Lassa-Virus Infektion sehr hohe Virustiter bis 108/ml erreicht werden. Die Inkubationszeit beträgt 3–21 Tage. Resistenz Arenaviren besitzen eine Lipidhülle und sind daher sensibel gegenüber Lipidlösungsmitteln (Detergentien, Alkoholen). Immunantwort Bei Arenaviren, insbesondere beim LCMV kann das Phänomen der Immuntoleranz in der Maus beobachtet werden. Bei Infektion der Nager in Arenaviren utero oder bei der Geburt entwickelt sich eine Viruspersistenz ohne deutliche klinische Symptome, während bei erwachsenen Mäusen mit kompetentem Immunsystem schwere Krankheitssymptome und eine Elimination des Virus beobachtet werden. Ein Transfer von Immunzellen (T- Zellen) kann auch beim neonatal infizierten, immuntoleranten Tier zu Krankheit und Viruselimination führen. Gegen die verschiedenen Lassa-Virusstämme (Sierra Leone, Elfenbeinküsten, Nigeria) werden typenspezifische Antikörper gebildet. Ohne Reinfektion fallen die Antikörpertiter relativ rasch nach einer Primärinfektion wieder auf nicht nachweisbare Werte ab. Bei Lassa-Viren kommt es neben der humoralen Immunantwort auch zu einer ausgeprägten T-Zellantwort. Einige CD4+-Zellepitope sind allerdings stark stammspezifisch, sodass möglicherweise keine Kreuzimmunität nach durchgemachter Infektion mit einem Stamm besteht. Wirtsbereich Verschiedene Nagetiere in mehreren Erdteilen und Menschen sind betroffen. Als Hauptüberträger für das Lassa-Fieber gilt in Westafrika der Nager Mastomys natalensis und für das AHF Calomys laucha. Empfänglich sind aber auch verschiedene Primaten und Meerschweinchen. Diese sind aber wie auch der Mensch nicht latent infiziert. Risikogruppen In Endemiegebieten haben Personen, die mit den speziellen Nagern in Berührung kommen, ein besonders hohes Risiko (z.B. Erntearbeiter). Beim Lassa-Fieber ist die Mortalität für Schwangere und Frucht besonders hoch. Weiterhin besteht eine gewisse Exposition bei Krankenhauspersonal. Epidemiologie In Endemiegebieten weisen bis zu 30% der Untersuchten Antikörper auf. Allerdings verlieren ca. 6% der Seropositiven pro Jahr ihre Antikörper, so dass mit einer noch höheren Durchseuchung gerechnet werden muss. Die Seroprävalenz ist eng an das Vorkommen infizierter Nager gebunden. Re-Infektionen sind wahrscheinlich häufig, zeigen aber keine klinische Symptomatik. Genetik Arenaviren-Partikel enthalten eine separate lange und eine kurze genomische RNA. Erstere kodiert für die Polymerase und ein regulatorisches (Z)Protein, während letztere die genetische Information für o.a. Strukturproteine enthält. Die kurze RNA hat eine „Ambisense“ Struktur, bei der der kodierende Abschnitt für das N-Protein Negativ-Strang (3‘-5‘)- und der für die Glykoproteine kodierende Abschnitt Positiv- Strang(5‘-3‘) Orientierung aufweist. Verschiedene Isolate von Lassa-Viren unterscheiden sich in der Nukelotid-Zusammensetzung des Nukleo- und des Glyoproteins um bis zu 20%. ◗ Lassa Josiah S-RNA: J04324, Prot.: AAA46285.1; L-RNA: U73034, Prot.: AAC05817.1 und AAC05816.2 ◗ LCMV S- und L-RNA: M20869, Prot.: AAA46256.1 ◗ Junin-Virus S-RNA: X15827, Prot.: CAA33824.1; L-RNA: U70799, Prot.: AAB65462.1 Prävention Gegen eine Erkrankung mit Junin-Virus wurde eine Impfung mit einem attenuierten Virus entwickelt, die in Argentinien intensiv eingesetzt wird. Ein wirksamer Impfschutz gegen das Lassa-Virus ist für den Menschen bislang nicht vorhanden. Vaccinia-rekombinante Impfstoffe schützen Affen. Bei Vermeidung eines Kontaktes mit dem Blut und Urin von Nagetieren kann eine Infektion mit Lassa-Virus weitgehend vermieden werden. Nach unseren Erfahrungen ist eine strikte Benutzung von Einmal-Handschuhen und Mundschutz beim Umgang mit infizierten Personen ausreichend, um vor einer Infektion zu schützen. Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Meiden des Nagetierkontaktes. Bei medizinischen Personal ist in Endemiegebieten besondere Vorsicht geboten. Meldepflicht Der Verdacht auf ein hämorrhagisches Fieber mit Arenaviren muss direkt an das Robert-Koch Institut in Berlin gemeldet werden. 29 A Armillifer Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Der Nachweis von Lassa-Virusinfektionen ist im Bernhard-Nocht-Institut möglich. In akuten Fällen ist eine RT-PCR angesagt. Es können aber auch serologisch Antikörper gegen verschiedene Arenaviren nachgewiesen werden. Informationen und Abbildungen im Internet ◗ www2.bni.uni-hamburg.de/bni/bni2/ german/Forschung/med-mikrobiologie/ viro/Lassa.html ◗ www.cdc.gov/ncidod/dvrd/spb/mnpages/ dispages/arena.htm Schlüsselliteratur 1. M. Salvato, The Arenaviruses, Plemum Press, N.Y. 1993 2. D.H.L. Bishop and J.B.Mc Cormick, Arenaviridae, in B.N. Fields: Virology, Raven Press, 1995. 3. D. Cummings, Arenaviral Haemorrhagic Fevers in Blood Reviews 5, 129–137 (1991) 4. Günther, S., Emmerich, P., Laue, T., Kühle, O., Asper, M., Jung, A., Grewing, T., ter Meulen, J., Schmitz, H., Imported Lassa fever in Germany: molecular characterization of a new Lassa virus strain. Emerging Inf. Dis. 6, 466–476 (2000) 5. Ter Meulen, J., Badusche, M., Kunhnt, K., Doetze, A., Satguina, J., Marti, T., Loelinger, C., Koulemou, K., Koivogui, L., Schmitz, H., Fleischer, B., Hoerauf, A.: Characterisation of human CD4+ T-cell clones recognizing conserved and variable epitopes of the Lassa virus nucleoprotein. J. Virol. 74, 2186–2192 (2000) 6. Tidona, C.A., Darai, G. (Eds.): The Springer Index of Viruses, Springer Berlin, Heidelberg, New York, Tokio (2001) Armillifer Pentastomida Ascaris lumbricoides Erregerbezeichnung Ascaris lumbricoides Synonym Spulwurm Morphologie Zylindrisch geformter, dicker Fadenwurm von auffallender Größe. Die Weibchen messen 20– 30 49×0,3–0,6 cm, 0,4 cm. die Männchen 15–31×0,2– Taxonomie Klasse: Nematoda Ordnung: Ascaridida Familie: Ascarididae Historie Seit dem Altertum bekannt, von den Römern als Lumbricus teres bezeichnet. Beschreibung der Anatomie durch Tyson 1683. Klassifizierung und heute gültige Namensgebung durch Linnaeus 1758. Darstellung des Lebenskreislaufes durch Ransom und Foster 1917. Demonstration des klinischen Verlaufs einer Ascaridiasis 1922 durch Selbstversuche der Brüder Keino. Erkrankungen/Symptome Pathogenese. Als Folge der larvalen Wanderung treten in Leber und Lungen eosinophile Infiltrate und granulomatöse Entzündungen auf, dazu kommen allergische, wahrscheinlich IgE-vermittelte Reaktionen. Erkrankungen treten i.d.R. nur bei schweren und wiederholten Infektionen speziell in der Lunge auf; sie äußern sich in peribronchialen entzündlichen Infiltrationen, sowie serösen Exsudationen in die Alveolen, z.T. mit gesteigerter Schleimsekretion und Bronchospasmus (das Lungeninfiltrat mit peripherer Eosinophilie wird als Löffler-Syndrom bezeichnet). Im Darm verursachen hohe Wurmzahlen über mechanische und nutritive Einwirkungen allgemeine Darmstörungen. Komplikationen. Obstruktionen durch verknäuelte Wurm-Konglomerate, über wandernde Adulte Darmperforationen mit folgender Peritonitis und Gallengangsverschlüsse mit konsekutiver Cholangitis und Pankreatitis. Symptomatik. Die larvale Lungenpassage kann sich in Form von Dyspnoe, Husten, Blut im Sputum und mäßigem Fieber äußern, die intestinale Phase ist – wenn überhaupt – durch unspezifische gastrointestinale Symptome wie abdominelle Schmerzen, Nausea, Erbrechen, Resorptionsstörungen u.a. gekennzeichnet. Obstruktionen äußern sich in Ileus-artigen Erscheinungen, Gallengangsverschlüsse in plötzlichen Schmerzen im rechten Oberbauch z.T. mit galligem Erbrechen. Ascaris lumbricoides Differenzialdiagnose Ein eosinophiles Lungensyndrom kann auch durch die Larven von Strongyloides stercoralis und Hakenwürmern sowie von Schistosomen verursacht werden. Der intestinale Spulwurmbefall ist von anderen intestinalen Helminthosen sowie Protozoonosen abzugrenzen, ggf. auch von chronischen bakteriellen Enteritiden. Zu berücksichtigen sind auch nichtinfektiöse Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, der Gallenwege und des Pankreas. Labordiagnostik Wandernde oder absterbende adulte Ascariden finden sich häufiger im Stuhl (gelegentlich Erbrechen über Nase und Mund) und sind dann leicht zu identifizieren. I.d.R. erfolgt der Nachweis einer Askariden-Infektion über den mikroskopischen Nachweis der Eier, am effektivsten mit einem Anreicherungsverfahren. Die Eier sind oval (Größe ca. 75×50 µm) oder rund (Durchmesser ca. 60 µm); die äußerste Ei-Hülle weist eine charakteristische gebuckelte Struktur auf, die gelegentlich fehlt. Eine abweichende Form und Größe (Länge 90 µm) weisen unbefruchtete Eier auf. Therapie Eine ätiologische Therapie in der migratorischen Phase existiert nicht; zur Behandlung der Adulten gelten Benzimidazolcarbamate wie Albendazol (1×400mg p.o.) und Mebendazol (1×200mg p.o.) als Mittel der 1. Wahl; Pyrantel (1×20mg/kg p.o.) ist ebenfalls wirksam. Temperatur und Feuchtigkeit innerhalb 3 Wochen bis mehreren Monaten embryonieren und damit infektiös werden. Beim Verschlucken solcher Eier durch den Menschen schlüpfen die Larven im Dünndarm, wo sie zunächst jedoch nicht verbleiben sondern als Zweitlarven eine sog. Herz-Lungen-Passage durchmachen. Hierbei dringen sie durch die Darmwand in den venösen Blutstrom ein, mit dem sie durch die Leber hindurch in Herz und Lunge verschleppt werden. Nach Erreichen des dritten Larvenstadiums dringen sie hier in die Alveolen ein und gelangen über den Bronchialbaum in den Rachenraum, wo sie abgeschluckt werden, um sich dann endgültig im Lumen des Dünndarms anzusiedeln. Die Gesamtentwicklung vom Ei über den 9–15 Tage dauernden Lungenaufenthalt bis zu den Adultwürmern währt 8–10 Wochen. Die Inkubationszeit lässt sich nicht präzise definieren, da das Entstehen von Krankheitserscheinungen von der Zahl der in der Regel akkumulativ aufgenommenen, infektiösen Eier und einer möglichen Wanderung der Adultwürmer abhängt. Immunantwort Die durch Spulwürmer hervorgerufene Immunantwort führt weder zur Abtötung der Parasiten noch schützt sie vor Reinfektionen. Wirtsbereich Ascaris lumbricoides ist ein Humanparasit mit ausgeprägter Wirtsspezifität; Kreuzinfektionen mit dem Schweinespulwurm A. suum sind jedoch möglich. Spezifische Merkmale Risikogruppen Transmission Die Übertragung erfolgt oral ohne Einschaltung eines Zwischenwirts. Die infektiösen, reifen Eier werden i.d.R. mit fäkalkontaminierter, roher Nahrung oder über kontaminierte Erde oder Staub aufgenommen, eine unmittelbare Infektion von Mensch zu Mensch ist wegen der langen Ei-Reifungszeit ausgeschlossen. Vermehrung und Inkubationszeit Die Adultwürmer leben im Lumen des oberen Dünndarms. Die Weibchen legen bis zu 200.000 Eier/Tag, ihre Lebenszeit beträgt ca. 1 Jahr. Die Eier gelangen in noch unreifem Zustand mit dem Stuhl ins Freie, wo sie in Abhängigkeit von Durch den Verzehr fäkalkontaminierter Lebensmittel sind vor allem Menschen in den Entwicklungsländern gefährdet, für Kinder besteht eine zusätzliche Infektionsgefahr über kontaminierte Böden. Epidemiologie Ascaris-Infektionen kommen weltweit vor. Sie treten gehäuft jedoch in Entwicklungsländern mit niedrigem Hygiene-Standard auf, speziell in feucht-warmen Klimabereichen. Wesentliche Ursachen für die Infektionsverbreitung sind die Verwendung menschlicher Fäkalien zur Düngung sowie das wahllose Absetzen von Stuhl. Die Zahl der Infizierten wird weltweit auf über 31 A Aspergillus eine Milliarde geschätzt, regional wie in Slumgebieten kann die Prävalenz 70–90% erreichen. Prävention Die Prävention besteht generell in der hygienischen Entsorgung menschlicher Fäkalien in Gruben bzw. in dem Verbot einer Verwendung als Dünger. Individuell sollte man in Endemiegebieten auf den Genuss von rohen Nahrungsmitteln wie Salate, Gemüse oder Obst verzichten. Meldepflicht Nach Infektionsschutzgesetz (Juli 2000) ist bei einer Ascariasis weder die Erkrankung noch der Erregernachweis meldepflichtig. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Offizielle Referenzzentren existieren nicht; als fachlich qualifiziert anzusehen sind sämtliche parasitologische und tropenmedizinische Institutionen. Expertenlaboratorien ◗ Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin, Leopoldstr. 5, 80802 München ◗ Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Bernhard-Nocht-Str. 74, 20359 Hamburg ◗ Hygiene-Institut, Abteilung Parasitologie, Im Neuenheimer Feld 324, 69120 Heidelberg ◗ Hygiene-Institut, Abteilung Tropenmedizin, Im Neuenheimer Feld 324, 69120 Heidelberg ◗ Institut für Medizinische Parasitologie, Sigmund-Freud-Str. 25, 53105 Bonn ◗ Institut für Parasitologie, Rudolf-BuchheimStr. 2, 35392 Gießen ◗ Institut für Parasitologie, Bünteweg 17, 30559 Hannover ◗ Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin, Königsweg 65, 14163 Berlin ◗ Institut für vergleichende Tropenmedizin und Parasitologie, Leopoldstr. 5, 80802 München ◗ Institut für Tropenmedizin, Wilhelmstr. 31, 72074 Tübingen ◗ Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, Wiederholdstr. 15, 70174 Stuttgart ◗ Landesinstitut für Tropenmedizin, Engeldamm 62/64, 10179 Berlin 32 Web-Adressen Deutsche Gesellschaft für Parasitologie: http://www.dgp.parasitologie.de Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft: http://www.dvg.net u.a. Infos zur Fachgruppe „Parasitologie und parasitäre Krankheiten“ Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit: http://www.dtg.mwn.de British Society for Parasitology: http://www.abdn.ac.uk/bsp/ American Society of Parasitologists: http://www.museum.unl.edu/asp Universität Berlin: Lehrstuhl für molekulare Parasitologie: http://www.biologie.hu-berlin.de/ molpara CDC-Center for Disease Control and Prevention: http://www.cdc.gov/ WHO-World Health Organization: http://www.who.int/ Schlüsselliteratur 1. Beaver PC, Jung RC, Cupp EW (1984) Clinical Parasitology. 9th edition. Lea & Febiger, Philadelphia 1984. 2. Despommier DD, Gwadz R, Hotez PJ (1995) Parasitic diseases. 3rd Edition. Springer Verlag, New York etc. 3. Janitschke K, Kimmig P, Seitz HM, Frosch M, Groß U, Hlobil H, Reiter-Owona I (1998) MIQ, Qualitätsstandards in der mikrobiologisch-infektiologischen Diagnostik. 4, Parasitosen, Gustav Fischer 1998. 4. Lang W, Löscher T, Hrsg. (2000): Tropenmedizin in Klinik und Praxis, 3. Aufl. Georg Thieme Verlag Stuttgart 5. Mehlhorn H, Eichenlaub D, Löscher T, Peters W (1995) Diagnostik und Therapie der Parasitosen des Menschen, 2. Aufl. Gustav Fischer Verlag Stuttgart Aspergillus Erregerbezeichnungen Aspergillus fumigatus, Aspergillus flavus, Aspergillus niger, Aspergillus terreus, Aspergillus nidulans, sowie 29 weitere Aspergillus-Arten. Synonym Gießkannenschimmel. Aspergillus fischeri = Aspergillus fumigatus, Emericella nidulans = perfekte Form von Aspergillus nidulans. Morphologie Wirtsgewebe. Einheitlich starke, ca. 3 bis 4 µm durchmessende Hyphen, die sich dichotom, spitzwinklig (ca. 30 bis 50°), verzweigen und zentrifugal wachsen. Anfärbbarkeit mit Gro- Aspergillus cott-Gomorri-Versilberung oder PerjodsäureSchiff-Reagenz (PAS). Ohne Immunfärbung (Fluoreszenz oder Peroxidase) ist pathohistologisch keine Abgrenzung zu Fusariosen und Pseudallescheriosen (Scedosporiosen) möglich. Kultur. Nach 24 Stunden bei 37°C auf Sabouraud-Glucose-Agar beginnendes Wachstum weißen Luftmyzels, das nach weiteren 24 bis 48 Stunden die charakteristischen Nebenfruchtformen (Gießkannen-Köpfchen) aufweist, die dem Thallus die Farbe verleihen. Aspergillus fumigatus: Nach 2 bis 3 Tagen im Zentrum blaugrün, nach 7 Tagen rauchgrau. Das Bläschen (Vesikel) ist im Durchmesser zweimal so stark wie die Traghyphe (Konidiophor). Nur die obere Hälfte ist fertil, d.h. sie trägt eine Reihe flaschenförmiger, konidiogener Zellen (Phialiden oder Sterigmata), die alle nach oben ausgerichtet sind und sehr lange Ketten von Konidiosporen abschnüren. Dadurch entsteht im Stereomikroskop der Eindruck eines säulenförmigen Aufbaus des Köpfchens. Aspergillus flavus: Nach 2 bis 3 Tagen im Zentrum gelb, nach 7 Tagen gelbgrün bis dunkel ockergelb. Das Bläschen (Vesikel) ist im Durchmesser dreimal so stark wie die Traghyphe (Konidiophor, rauhwandig, farblos). Es ist auf seiner gesamten Oberfläche fertil und trägt zwei Reihen flaschenförmiger, konidiogener Zellen (Phialiden oder Sterigmata), die radiär angeordnet sind und sehr lange Ketten von Konidiosporen abschnüren. Insgesamt entstehen sehr große, bereits makroskopisch gut erkennbare Köpfchen (Konidiosporangien), die zusammen mit der Farbe bereits makroskopisch die Spezies-Diagnose erlauben. Aspergillus niger: Nach 1 bis 2 Tagen im Zentrum gelb, nach einem weiteren Tag braun bis schwarz werdend, nach 7 Tagen braunschwarz. Das Bläschen (Vesikel) ist im Durchmesser viermal bis fünfmal so stark wie die Traghyphe (Konidiophor), die bis zu 1 mm lang wird. Es ist auf seiner gesamten Oberfläche fertil und trägt zwei Reihen flaschenförmiger, konidiogener Zellen (Phialiden oder Sterigmata), die radiär angeordnet sind und sehr lange Ketten von Konidiosporen abschnüren. Insgesamt entstehen sehr große, bereits makroskopisch gut erkennbare Köpfchen (Konidiosporangien), die zusammen mit der Farbe bereits makroskopisch die Spezies-Diagnose erlauben. Aspergillus terreus: Nach 2 bis 3 Tagen im Zentrum hellgelb bis bräunlich, nach 7 Tagen haselnussbraun. Die Mehrzahl der Stämme gibt ein bernsteinfarbenes Exsudat in den Agar ab. Als einzige Aspergillus-Species weist A. terreus Aleuriosporen auf: Dies sind seitlich an den vegetativen Myzelien und auch an den Traghyphen sehr kurzstielig ansitzende, einzellige, runde, glattwandige Mikrokonidien. Der Aufbau des Köpfchens unterscheidet sich nur durch die Farbe von A. fumigatus: Das Bläschen (Vesikel) ist im Durchmesser zweimal so stark wie die Traghyphe (Konidiophor). Nur die obere Hälfte ist fertil: Sie trägt eine Reihe flaschenförmiger, konidiogener Zellen (Phialiden oder Sterigmata), die alle nach oben ausgerichtet sind und sehr lange Ketten von Konidiosporen abschnüren. Aspergillus nidulans: Nach 2 bis 3 Tagen im Zentrum hellgelb bis bräunlich, nach 7 Tagen braunrot mit einer fakultativen grünlichen Komponente. Nach 3 bis 6 Wochen werden konzentrisch angeordnete braunrote 1 bis 2 mm große „Tröpfchen“ (Ascomata) sichtbar: Diese Hauptfruchtformen des Teleomorphs von A. nidulans (Emericella nidulans) enthalten eine Vielzahl von Asci, die ihrerseits jeweils 8 rote Ascosporen mit einem äquatorialen Ring enthalten. Aufbau der Nebenfruchtformen (Köpfchen): Das Bläschen (Vesikel) ist im Durchmesser zweimal so stark wie die Traghyphe (Konidiophor), die eine charakteristische, braune Eigenfarbe aufweist. Nur die obere Hälfte ist fertil: Sie trägt zwei Reihen flaschenförmiger, konidiogener Zellen (Phialiden oder Sterigmata), die alle nach oben ausgerichtet sind und sehr lange Ketten von Konidiosporen abschnüren. Taxonomie Abteilung: Ascomycota Klasse: Euascomycetes Ordnung: Eurotiales Familie: Trichocomaceae Gattung: Aspergillus Insgesamt sind mehr als 30 Arten beschrieben. Von den fünf als fakultativ humanpathogen beschriebenen Aspergillus-Arten ist nur von Aspergillus nidulans die perfekte Form, Emericella nidulans, bekannt. 33 A Aspergillus Historie Die Gattung Aspergillus wurde 1768 von dem Florentiner Botaniker Micheli beschrieben. Die Namensgebung erfolgte in Anlehnung an das „Aspergillum“, eine in der katholischen Kirche zur Weihwasser-Versprengung verwendete, perforierte Metall-Kugel an einem Stab. Die erste humane Aspergillose wurde 1856 von Virchow beschrieben. Erkrankungen/Symptome ◗ Allergische bronchopulmonale Aspergillose (ABPA). ◗ Aspergillose der Nasennebenhöhlen als Aspergillom oder invasive Sinusitis. ◗ Aspergillom der Lunge. ◗ Invasive pulmonale Aspergillose, disseminierte Aspergillose. ◗ Otitis externa. Allergische bronchopulmonale Aspergillose (ABPA). Asthma, Anamnese passagerer pulmonaler Infiltrate, zentrale Bronchiektasen, kutane Immunreaktion auf Aspergillus-Antigene vom Soforttyp, präzipitierende Anti-Aspergillus-Antikörper im Serum. Aspergillose der Nasennebenhöhlen als Aspergillom oder invasive Sinusitis. Im Allgemeinen ist die Kieferhöhle betroffen, selten Sinus ethmoidalis, sphenoidalis und frontalis. Die Aspergillose der Nasennebenhöhle kann sich einerseits als nicht invasiver Pilzball im Gefolge schlecht belüfteter und drainierter Nebenhöhlen bei vorbestehender chronischer Sinusitis manifestieren. Andererseits kann bei immunsupprimierten Patienten eine invasive Aspergillose der Nebenhöhlen mit den Symptomen einer akuten oder chronischen Sinusitis oder Rhinitis auftreten. Diese Infektion gleicht in vielen Aspekten der kraniofazialen Zygomykose. Aspergillom der Lunge. Pilzball in einer präformierten Höhle der Lunge. Die Höhlenwand ist nicht mit Bronchialschleimhaut ausgekleidet. Die einzige ernsthafte Komplikation besteht in einer tödlichen Hämoptyse (3 von 85 Patienten in einer repräsentativen Serie), wobei unklar ist, wie es dazu kommt, da der Pilz die Höhlenwand im Allgemeinen nicht angreift. 34 Invasive pulmonale Aspergillose, disseminierte Aspergillose. Manifestation als akute Pneumonie in immunsupprimierten Patienten. Die Patienten versterben innerhalb von 2 bis 3 Wochen, wenn sich die Granulozytenfunktion nicht rasch erholt. Gefäßbefall durch Pilzhyphen führt zu Infarzierungen distalen Gewebes. Ausbreitung per continuitatem und in 1/3 der Fälle auch hämatogen. Das erste Symptom ist Fieber, gefolgt nach 1 bis 2 Tagen von primär hilusnahen, schlecht abgegrenzten Infiltraten im Röntgenthorax. Pleuraschmerzen und geringgradige Hämoptysen können auf einen Lungeninfarkt hinweisen. Husten, Sputumproduktion und Pleuraergüsse fehlen entweder vollständig oder sind nur minimal ausgeprägt. Es besteht eine Tendenz zur Ausbildung von Kavernen, die zur Aushustung nekrotischen, pilzhyphen-haltigen Gewebes führen können. Nach hämatogener Aussaat können alle Organe betroffen sein. Häufig finden sich singuläre metastatische zerebrale Läsionen. Otitis externa. Kolonisation des äußeren Gehörgangs zumeist mit Aspergillus niger. Die Patienten leiden unter vermindertem Hörvermögen, Juckreiz, Schmerz oder Ausfluss aus dem Gehörgang. Die Otoskopie zeigt grünliches oder schwärzliches Wachstum auf Cerumen. Differenzialdiagnosen Allergische bronchopulmonale Aspergillose (ABPA). Andere allergische Asthma-Formen, passagere pulmonale Infiltrate anderer Genese (z.B. Ascarias, Lungenödem), zentrale Bronchiektasen. Aspergillose der Nasennebenhöhlen. Aspergillom, invasive Sinusitis. Andere infektiöse Sinusitiden, Zygomykose oder Tumoren. Invasive pulmonale Aspergillose, disseminierte Aspergillose. Bei Manifestation als akute Pneumonie in immunsupprimierten Patienten stellen in erster Linie andere invasive Schimmelpilzmykosen die Diffentialdiagnosen (Fusariose, Scedosporidiose, Zygomykose). Diese sind selbst pathohistologisch ohne Immunfärbung oder molekulare Untersuchung nicht abgrenzbar (siehe Morphologie). Aspergillus Otitis externa. Bakterielle und SchimmelpilzOtitiden. Labordiagnostik Allergische bronchopulmonale Aspergillose (ABPA). Serologische Teste zum Nachweis von Anti-Aspergillus-IgE- und IgG-Antikörpern bei Asthmatikern. Aspergillose der Nasennebenhöhlen: Aspergillom, invasive Sinusitis. Biopsie und Kultur des Gewebes sind im Allgemeinen zur Diagnose erforderlich. Mikroskopische und kulturelle Untersuchungen wie bei invasiver pulmonaler Aspergillose. Aspergillom der Lunge. Das Röntgenthoraxbild ist diagnostisch. Aspergillome können asymptomatisch sein und Zufallsbefunde darstellen. In einem geringen Prozentsatz führen sie jedoch zu tödlichen Hämoptysen. Invasive pulmonale Aspergillose, disseminierte Aspergillose. Die Symptomatik unterscheidet sich nicht von anderen akuten, Antibiotika-resistenten Pneumonien immunsupprimierter Patienten (z.B. Mucorales, Legionella, Nocardia, und andere Bakterien). Die offene Lungenbiopsie hat die größte diagnostische Treffsicherheit, obwohl selbst hier die Diagnose verfehlt werden kann, wenn z.B. nur peripheres, infarziertes Gewebe gewonnen wird. Geringere Ausbeuten haben die transbronchiale Lungenbiopsie und die Bronchiallavage. Sputumkulturen sind nur selten positiv. Der immunologische Nachweis von Aspergillus-Antigen (Glucuronoxylomannan) in Blut oder Urin ist diagnostisch, kommt jedoch wegen der relativen Unempfindlichkeit der Methodik zu spät. Ebenfalls zu spät im Verlauf einer invasiven Aspergillose tritt das diagnostische Halozeichen im Röntgenthorax auf, als Ausdruck einer Nekrosehöhle mit Aspergillus-Pilzball. Anti-Aspergillus-AntikörperNachweis-Systeme sind nicht effektiv. Pulmonale Untersuchungsmaterialien werden direkt mikroskopisch untersucht, wobei hier besonders makroskopisch verdächtige, weißliche, drusenähnliche Gebilde zur Herstellung des Präparates verwendet werden. Die Färbung erfolgt mit Calcofluorweiß in 10%iger KOH. Dadurch wird gleichzeitig das Gewebe aufgelöst. Zur Kultur werden Saubouraud-Glucose-AgarPlatten beimpft (ebenfalls bevorzugt mit verdächtigen Probenteilen) und 7 Tage bei 37°C bebrütet, wobei täglich auf Wachstum geprüft wird. Außerdem wird eine Sabouraud-Bouillon zur Anreicherung beimpft. Molekulare Diagnostik. Mehrere universelle und Aspergillus-spezifische PCR-Assays, geeignet zur Untersuchung pulmonaler Materialien oder auch von Blutproben, wurden beschrieben. Kommerzielle PCR-Teste existieren noch nicht (November 2001). Otitis externa. Mikroskopische und kulturelle Untersuchung eines Gehörgangabstrichs (siehe invasive pulmonale Aspergillose). Therapie Allergische bronchopulmonale Aspergillose (ABPA). Ähnlich allgemeine Asthmatherapie: Kortikosteroide. Aspergillose der Nasennebenhöhlen. Aspergillom: Chirurgische Drainage, keine systemische antimykotische Chemotherapie. Invasive Sinusitis: Chirurgische Maßnahmen, Amphotericin B i.v. Aspergillom der Lunge. Chirurgische Maßnahmen, Amphotericin B i.v. Invasive pulmonale Aspergillose, disseminierte Aspergillose. Amphotericin B 1,5mg/kg KG×Tag i.v. (evtl. kombiniert mit Flucytosin: Synergismus nur in vitro und tierexperimentell belegt). Itraconazol 400mg pro Tag per os. Caspofungin bislang (2001) nur in USA und Mexiko zugelassen. Cave: Fluconazol ist unwirksam. Otitis externa. Sorgfältige Reinigung des Gehörgangs, spülen mit H2O2, Applikation lokaler Entzündungshemmer (z.B. Aluminiumacetat). Spezifische Merkmale Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Pathogenität. Von den fünf als fakultativ humanpathogen bekannten Aspergillus-Arten 35 A Aspergillus verursacht A. fumigatus mehr als 90% der Aspergillosen. Dies ist ein höherer Prozentsatz als der Anteil der A. fumigatus-Konidiosporen in der Natur. Es müssen also auch auf Erregerseite Faktoren gegeben sein, die speziell A. fumigatus zur Infektion befähigen. Das Pigment der graugrünen Konidiosporen scheint eine Rolle beim Überleben dieser infektiösen Partikel in der Lunge zu spielen. Doppel-knock-out-Mutanten ohne die Fähigkeit, 1,8-DihydroxynaphthalinMelanin zu produzieren, waren im Mausmodell weniger virulent. Antigenvariabilität. Die oberflächlichen Galactomannan-Epitope der fünf fakultativ humanpathogenen Aspergillus-Arten sind kreuzreaktiv und stabil. Dies erlaubt den effektiven Einsatz monoklonaler Antikörper in der Labordiagnostik. Transmission Inhalation aerogen verbreiteter Konidiosporen. Diese werden von fruchtenden Aspergillen auf organischem Material freigesetzt. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich. conazol ist im Allgemeinen sehr gut wirksam gegen alle Aspergillus-Arten. In vitro Itraconazol-resistente A. fumigatus-Stämme wurden vereinzelt beschrieben. Diese Daten bedürfen jedoch noch der Bestätigung. Forschungs-Projekte zur Klärung der Inzidenz von AspergillusResistenzen und der Aufklärung von Resistenzmechanismen werden zurzeit bearbeitet bzw. wurden beantragt. Immunantwort Aspergillus-Konidiosporen werden primär durch alveoläre Makrophagen und sekundär durch neutrophile Granulozyten bekämpft. Es kommt im Allgemeinen beim Gesunden trotz Exposition weder zur Ausbildung einer spezifischen zellulären Immunlage noch zur Bildung von Anti-Aspergillus-Antikörpern, die mit kommerziellen Test-Kits messbar wären. Wirtsbereich Aspergillen kommen weltweit auf totem organischem Material vor. Risikogruppen Vermehrung und Inkubationszeit Alle pathogenen Aspergillus-Arten (mit Ausnahme des apathogenen Aspergillus versicolor) sind bei 37°C besser vermehrungsfähig als bei Raumtemperatur. Diese Eigenschaft kann und sollte differenzialdiagnostisch genutzt werden. Kulturen auf festen Nährmedien sollten 5–7 Tage inkubiert werden. Bei hoher Keimzahl zeigt sich meist schon am ersten Tag makroskopisch sichtbares, weißes Luftmyzel, z.T. schon mit den ersten jungen Aspergillus-Köpfchen, die mikroskopisch dann bereits eine SpeciesDiagnose erlauben können. Bei geringer Keimzahl wachsen Aspergillus-Kolonien jedoch oft erst am zweiten oder dritten Tag langsam an. Resistenz Nur Aspergillus terreus-Stämme wurden gehäuft als Amphotericin B-resistent beschrieben, A. fumigatus ist durchweg Amphotericin B empfindlich. Gegen Flucytosin können die einzelnen Aspergillus-Arten unterschiedlich empfindlich sein. Hier empfiehlt sich eine Resistenztestung. Alle Aspergillus-Arten sind nur sehr wenig empfindlich gegenüber Fluconazol. Itra36 Allergische bronchopulmonale Aspergillose. Patienten mit vorbestehendem Asthma bronchiale und vor allem Mucoviszidose-Patienten können bronchiale, allergische Reaktionen auf inhalierte Aspergillus-Konidien entwickeln. Aspergillose der Nebenhöhlen. Aspergillom: Betroffen sind überwiegend Frauen jenseits des 45. Lebensjahres. Sinusitis: Leukämiker. Aspergillom der Lunge. Patienten mit vorbestehenden Schäden der Lungenarchitektur: Karzinom, Tuberkulose, Histoplasmose, Sarkoidose, rekurrierende bakterielle Pneumonien, Vaskulitis, Silikose, Lungenabszess. Invasive pulmonale Aspergillose, disseminierte Aspergillose. 90% der Patienten erhielten entweder Steroide, hatten anhaltende Neutropenie oder erhielten zytotoxische Chemotherapie. Otitis externa. Keine spezifischen Risikogruppen. Aspergillus nidulans Epidemiologie Die Aspergillose ist weltweit die zweithäufigste invasive, systemische Mykose nach der Candidose. Aspergillus fumigatus stellt mehr als 80% der klinischen Isolate. Mit wenigen Prozenten folgen in abnehmender Häufigkeit Aspergillus flavus, Aspergillus terreus und Aspergillus nidulans. Aspergillus niger findet sich am häufigsten bei der Gehörgangsmykose. Genetik Im Jahr 2000 lief ein Aspergillus-Genom-Projekt an. Die Größe des Gesamt-Genoms wird auf ca. 30 Megabasen (Mb) geschätzt. Etwa 8000 Gene befinden sich auf 5 bis 8 Chromosomen, die ihrerseits zwischen 1,5 und 5,7 Mb groß sind. Der aktuelle Stand sowie links zu accession numbers und Sequenzen können unter www.sanger.ac.uk/Projects/A_fumigatus/ abgefragt werden. Aspergillus nidulans-Sequenzen sind unter www.cereon.com zugänglich. Prävention Hochrisikopatienten, z.B. Knochenmarktransplantierte, sollten tunlichst die Inhalation von Aspergillus-Konidiosporen vermeiden. Dies ist in Räumen, die mit R3-Luftfiltern ausgestattet sind, gewährleistet. Bei unumgänglichem Transport für diagnostische Maßnahmen, muss die Passage durch stark Konidien-haltige Luft (wie sie z.B. bei Baumaßnahmen entsteht) vermieden werden, bzw. die Patienten müssen einen Mundschutz tragen. Zudem besteht die Möglichkeit einer gezielten Chemoprophylaxe für bestimmte Patientengruppen, z.B. mit Itraconazol 400 bis 600mg per os pro Tag für die Dauer der Neutropenie. Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Neben den oben genannten präventiven Maßnahmen wird bei Hochrisikopatienten für invasive Aspergillosen (Neutropeniker) ein mindestens einmal wöchentliches, serologisches Screening mit dem Aspergillus-Galactomannan-Enzymimmunoassay (siehe Labordiagnostik) empfohlen. Meldepflicht Im Rahmen gehäuft auftretender nosokomialer Infektionen (gleichzeitig in einem Stationsbe- reich 2 oder mehr invasive Aspergillosen) besteht eine nichtnamentliche Meldepflicht an das zuständige Gesundheitsamt. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen Referenzzentren: Ein nationales Referenzzentrum für Aspergillen wurde im April 2001 vom RKI ausgeschrieben. Expertenlabor in Deutschland Prof. Dr. Reinhard Kappe, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Nordhäuserstr. 74, D-99089 Erfurt, (0361-781-2710, fax 0361781-2712, E-Mail: [email protected]. Allgemeine Aspergillus-Website: http://www.aspergillus.man.ac.uk Genom-Project http://www.sanger.ac.uk/Projects/ A_fumigatus/ Schlüsselliteratur 1. De Hoog GS, Guarro J, Gene J, Figuera MJ. 2000. Atlas of Clinical Fungi, 2nd ed. Aspergillus, pp. 442–519. Centraalbureau voor Schimmelcultures, Utrecht. 2. Brakhage AA, Jahn B, Schmidt A. 1999. Contributions to Microbiology Vol. 2: Aspergillus fumigatus. Karger, Basel. 3. Kwon-Chung KJ, Bennett JE. 1992. Medical Mycology, 2nd ed. Chapter 11: Aspergillosis, pp. 201–247. Lea & Febiger, Philadelphia, London. 4. Raper KB, Fennell DI. 1965. The genus Aspergillus, 686 Seiten. Williams & Wilkins, Baltimore. Aspergillus fischeri Aspergillus Aspergillus fumigatus Aspergillus Aspergillus nidulans Aspergillus 37 A Astroviren Astroviren Erregerbezeichnung Astroviren Synonym Kein Synonym Morphologie Astroviren besitzen ein nicht-umhülltes sphärisches Kapsid mit einem Durchmesser von 27– 30 nm. In elektronenmikroskopischen Darstellungen zeigt sich bei 10% der Virionen eine charakteristische sternförmige Oberflächenstruktur, bestehend aus 5–6 Strahlenpunkten. Taxonomie Die humanpathogenen Astroviren werden dem Genus Astrovirus in der Familie Astroviridae zugeordnet. Es ist das einzige Genus dieser Virusfamilie und beinhaltet gegenwärtig neben diversen animalischen Spezies auch acht humanpathogene Astrovirus Serotypen d.h. Humanes Astrovirus 1 bis 8. Historie Die Erstbeschreibung erfolgte 1975 durch Madeley und Cosgrove nach elektronenmikroskopischer Darstellung der Viruspartikel aus Stuhlproben von Kindern, die an Gastroenteritis erkrankt waren. Die Bezeichung Astrovirus leitet sich vom griechischen Wort „Astron“ ab und bezieht sich auf die charakteristische sternförmige Oberflächenstruktur des Virions im Elektronenmikroskop. In den folgenden Jahren wurden Astroviren auch in einer Vielzahl von Tieren, z.B. in der Ente, Maus, Hund, Katze, Schaf, Reh, Schwein und Kuh nachgewiesen. 1981 gelang es Lee und Kurtz, Astroviren aus menschlichen Fäkalien auf primären humanen embryonalen Nierenzellen zu vermehren und zu isolieren. Diese Eigenschaft unterscheidet Astroviren von Norwalk-Virus und anderen humanpathogenen Caliciviren. Anorexie und Abdominalschmerzen begleitet sind. Differenzialdiagnose Die Astrovirus-Gastroenteritis ist differenzialdiagnostisch sehr schwer von einer Rotavirusinfektion abzugrenzen. Im Allgemeinen verläuft die Astrovirusinfektion etwas milder bei fehlender signifikanter Dehydrierung. Norwalk-Virus und andere humanpathogene Caliciviren sollen ebenso differenzialdiagnostisch in Betracht gezogen werden. Labordiagnostik Der direkte Virusnachweis aus Stuhlproben ist im Elektronenmikroskop mit Negativkontrastierung und mit RT-PCR-Technik möglich. Für den indirekten Virusnachweis eignet sich der Enzymimmunoassay. Therapie Astrovirus-induzierte Gastroenteritiden verlaufen in der Regel sehr mild, sind selbstlimitierend und bedürfen keiner spezifischen Therapie. Spezifische Merkmale Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität Der Infektionsverlauf ist meistens mild und betroffen sind primär Kinder. Die Pathogenität für Erwachsene scheint niedrig zu sein. Schwere Verläufe beschränken sich auf immunsupprimierte und geschwächte Personen. Transmission Die Transmission erfolgt auf fäkal-oraler Route. Vermehrung und Inkubationszeit Die Inkubationszeit beträgt 1–4 Tage. Resistenz Astroviren zeigen sich relativ resistent gegenüber Ethanol. Erkrankungen/Symptome Die humanpathogenen Astroviren führen primär bei Kindern zu Gastroenteritiden, welche sich mit milder wässriger Diarrhö über 2 bis 3 Tage manifestieren und von Erbrechen, Fieber, 38 Immunantwort Die fundamentalen Prinzipien der Immunantwort gegenüber einer Astrovirusinfektion sind noch wenig bekannt. Astroviren Wirtsbereich Astroviren sind sehr speziesspezifisch; d.h. der Wirtsbereich der humanpathogenen Astroviren beschränkt sich auf den Mensch. Risikogruppen Die Risikogruppe umfasst hauptsächlich Kinder. Gelegentlich werden Ausbrüche auch bei Erwachsenen registriert, vor allem in immunsupprimierten oder geschwächten Populationen. Epidemiologie Die humanpathogenen Astroviren sind weltweit verbreitet. Die meisten Fälle betreffen Kinder unter 5 Jahren mit einem Maximum bei Kindern unter einem Jahr. Nach den Rotaviren sind Astroviren die Haupterreger von Diarrhöen des Kindesalters. In 91% der Fälle handelt es sich dabei um eine Infektion mit dem humanen Astrovirus Serotyp1. Sporadische Ausbrüche von Astrovirus-Gastroenteritiden sind bei älteren Erwachsenen, immunsupprimierten Patienten und Angehörigen der Streitkräfte beschrieben. In den gemäßigten Regionen ist eine Häufung von Ausbrüchen über die Wintermonate, in tropischen Regionen während der Regenzeit zu verzeichnen. Genetik Das virale Genom besteht aus einer Einzelstrang RNA mit Positivpolarität. Sie umfasst ca. 6.800– 7.900 Nukleotide mit einem polyA-Schwanz am 3´ Terminus. Das Genom beinhaltet 3 offene Leserahmen, ORF1a (virale Protease), ORF 1b (RNA abhängige RNA Polymerase) und ORF 2 (Nichtstrukturproteine). ORF 1a und ORF 1b überlappen im Bereich von 70 Nukleotiden und weisen einen (-1) ribosomalen Frameshift auf. Die komplette Nukleotidsequenz der Astroviren ist in der GenBank (NBCI, U.S.A) unter der Accession-No.: L23513 (Humanes Astrovirus Typ 1), NC_001943 (Humanes Astrovirus) und AF260508 (Humanes Astrovirus Typ 8) zugänglich. Prävention Zur Vermeidung der Mensch-zu-Mensch Übertragung eignen sich in erster Linie gezielte Hygienemaßnahmen. Gute Desinfektionsergebnisse werden mit Methanol erreicht. Strategien zur Krankheitsvorbeugung und Kontrolle Die Immunitätsdeterminanten der Astroviren sind noch wenig bekannt. Daher existiert bislang keine Vakzine. Aufgrund der hohen Inzidenz astroviraler Diarrhöen bei Kindern ist die Entwicklung eines Kombinationsimpfstoffs gegen Astrovirus/Rotavirus vorrangig. Meldepflicht Es besteht keine Meldepflicht. Referenzzentren, Expertenlaboratorien und Web-Adressen ◗ http://www.phls.co.uk/topics_az/astrovirus/ guidelines_schools.htm ◗ http://www.iah.bbsrc.ac.uk/virus/Astroviridae/ ◗ http://www.cdc.gov ◗ http://www.who.int/en/ ◗ http://virology.net/Big_Virology Schlüsselliteratur 1. Matsui, S.M., and H.B. Greenberg. 2001. Astroviruses. In: Fields Virology, Fourth Edition, pp. 875–893. 2. Carter, M.J., and M.M. Willcocks. 2002. Astrovirus. In: The Springer Index of Viruses. Tidona, C.A., and G. Darai (eds.), Springer-Verlag, pp.66–71. 39 A