3 Die natürlichen Zahlen Themen: ◮ Vollständige Induktion ◮ Varianten des Induktionsprinzips ◮ Induktion über den rekursiven Aufbau ◮ Die ganzen Zahlen Die natürlichen Zahlen N = {1, 2, 3, . . .}. sind die natürlichen Zahlen. Manche Autoren lassen die natürlichen Zahlen auch mit der Null beginnen, wir schreiben dafür N0 = {0, 1, 2, 3, . . .}. Die natürlichen Zahlen N = {1, 2, 3, . . .}. sind die natürlichen Zahlen. Manche Autoren lassen die natürlichen Zahlen auch mit der Null beginnen, wir schreiben dafür N0 = {0, 1, 2, 3, . . .}. Die natürlichen Zahlen sind induktiv geordnet: Ausgehend von einem Anfang, 1 oder 0, erhält man alle natürlichen Zahlen durch den Nachfolger des Anfangs, den Nachfolger des Nachfolgers des Anfangs usw. Vollständige Induktion – Ein Beispiel Wir wollen die folgende Formel für die Summe der ersten n ungeraden Zahlen beweisen (An ) n X k=1 (2k −1) = 1+3+5+. . .+(2n−1) = n2 , n = 1, 2, 3, . . . . Vollständige Induktion – Ein Beispiel Wir wollen die folgende Formel für die Summe der ersten n ungeraden Zahlen beweisen (An ) n X k=1 (2k −1) = 1+3+5+. . .+(2n−1) = n2 , n = 1 : 1 = 12 n = 2 : 1 + 3 = 4 = 22 n = 3 : 1 + 3 + 5 = 9 = 32 . n = 1, 2, 3, . . . . Vollständige Induktion – Ein Beispiel Wir wollen die folgende Formel für die Summe der ersten n ungeraden Zahlen beweisen (An ) n X k=1 (2k −1) = 1+3+5+. . .+(2n−1) = n2 , n = 1 : 1 = 12 n = 2 : 1 + 3 = 4 = 22 n = 3 : 1 + 3 + 5 = 9 = 32 . Ein Physiker wäre damit schon zufrieden! n = 1, 2, 3, . . . . Prinzip der vollständigen Induktion Wir können Aussagen (A1 ), (A2 ), . . . mit Hilfe des Prinzips der vollständigen Induktion beweisen. Dazu beweist man zwei Dinge: (i) (A1 ) (=Induktionsanfang oder Induktionsverankerung), (ii) (An ) ⇒ (An+1 ) für alle n ∈ N (=Induktionsschritt). Prinzip der vollständigen Induktion Wir können Aussagen (A1 ), (A2 ), . . . mit Hilfe des Prinzips der vollständigen Induktion beweisen. Dazu beweist man zwei Dinge: (i) (A1 ) (=Induktionsanfang oder Induktionsverankerung), (ii) (An ) ⇒ (An+1 ) für alle n ∈ N (=Induktionsschritt). Der zweite Schritt lässt sich so interpretieren: Unter der Voraussetzung, dass wir schon wissen, dass die Induktionsvoraussetzung (An ) richtig ist, können wir auch die Richtigkeit von (An+1 ) nachweisen. Korrektheit der vollständigen Induktion Wir wenden den modus ponens an: (A1 ) = Induktionsanfang (A1 ) ⇒ (A2 ) = Induktionsschritt für n = 1 − − − − − − − − − − − − − − − − − − − −− (A2 ) Korrektheit der vollständigen Induktion Wir wenden den modus ponens an: (A1 ) = Induktionsanfang (A1 ) ⇒ (A2 ) = Induktionsschritt für n = 1 − − − − − − − − − − − − − − − − − − − −− (A2 ) Durch fortgesetzte Anwendung des modus ponens und unter Verwendung des Induktionsschritts für n = 2, 3, . . . erhält man die Wahrheit von (A3 ), (A4 ), . . .. Der Induktionszug 1 2 3 (An ) ⇒ (An+1 ) bedeutet, dass Waggon n + 1 an Waggon n gekoppelt ist. Fährt nun die Lokomotive los, so rollt der ganze Zug. Zurück zum Beispiel (An ) n X k=1 (2k −1) = 1+3+5+. . .+(2n−1) = n2 , (A1 ) ist richtig (=Induktionsanfang). n = 1, 2, 3, . . . . Zurück zum Beispiel (An ) n X k=1 (2k −1) = 1+3+5+. . .+(2n−1) = n2 , n = 1, 2, 3, . . . . (A1 ) ist richtig (=Induktionsanfang). Induktionsschritt: Sei (An ) richtig. Dann 1 + 3+ . . . + (2n − 1) + (2(n + 1) − 1) = 1 + 3 + . . . + (2n − 1) + (2(n + 1) − 1) Zurück zum Beispiel (An ) n X k=1 (2k −1) = 1+3+5+. . .+(2n−1) = n2 , n = 1, 2, 3, . . . . (A1 ) ist richtig (=Induktionsanfang). Induktionsschritt: Sei (An ) richtig. Dann 1 + 3+ . . . + (2n − 1) + (2(n + 1) − 1) = 1 + 3 + . . . + (2n − 1) + (2(n + 1) − 1) = n2 + (2(n + 1) − 1) = n2 + 2n + 1 = (n + 1)2 . Damit ist (An ) ⇒ (An+1 ) bewiesen. Langfassung des Beweises 1 = 12 1 + 3 = 4 = 22 1 + 3 + 5 = (1 + 3) + 5 = 4 + 5 = 9 = 32 1 + 3 + 5 + 7 = (1 + 3 + 5) + 7 = 9 + 7 = 16 = 42 1 + 3 + 5 + 7 + 9 = (1 + 3 + 5 + 7) + 9 = 16 + 9 = 15 = 52 ... Im Induktionsschritt führen wir dies in einem Schritt aus. Aufgabe Man zeige, dass die vorletzte Ziffer von 3n , n ≥ 1, im Dezimalsystem geschrieben geradzahlig ist. Aufgabe Man zeige, dass die vorletzte Ziffer von 3n , n ≥ 1, im Dezimalsystem geschrieben geradzahlig ist. Beweis: Für n = 1 ist das der Fall (=Induktionsanfang). Für den Induktionsschritt ist zu bemerken, dass im Dezimalsystem 3n auf 1, 3, 9 oder 7 endet. Mit 3 multipliziert liefern diese Endziffern den Übertrag 0 oder 2. Aufgabe Man zeige, dass die vorletzte Ziffer von 3n , n ≥ 1, im Dezimalsystem geschrieben geradzahlig ist. Beweis: Für n = 1 ist das der Fall (=Induktionsanfang). Für den Induktionsschritt ist zu bemerken, dass im Dezimalsystem 3n auf 1, 3, 9 oder 7 endet. Mit 3 multipliziert liefern diese Endziffern den Übertrag 0 oder 2. Ist also die vorletzte Ziffer von 3n geradzahlig, so ist das Dreifache der vorletzten Ziffer ebenfalls geradzahlig. Dazu kommt ein geradzahliger Übertrag von der letzten Ziffer multipliziert mit 3. Damit ist auch die vorletzte Ziffer von 3n+1 geradzahlig. Aufgabe n Autos stehen auf einer Kreislinie. Die Autos besitzen zusammen so viel Benzin, um damit einmal um den Kreis herumzufahren. Zeigen Sie, dass es ein Auto gibt, das den Kreis einmal umrunden kann, wenn es das Benzin der Autos, bei denen es vorbeikommt, mitnehmen darf. Aufgabe n Autos stehen auf einer Kreislinie. Die Autos besitzen zusammen so viel Benzin, um damit einmal um den Kreis herumzufahren. Zeigen Sie, dass es ein Auto gibt, das den Kreis einmal umrunden kann, wenn es das Benzin der Autos, bei denen es vorbeikommt, mitnehmen darf. Hinweis: Der Einfachheit halber nehme man an, dass das Umrunden des Kreises eine Entfernungseinheit beträgt und dass manP dazu eine Einheit Benzin benötigt. Das Auto i erhält ti Benzin mit ti = 1. Induktion mit beliebigem Induktionsanfang Ist n0 eine ganze Zahl (auch negativ), so ist die Menge Nn 0 = {n0 , n0 + 1, n0 + 2, . . .} ebenfalls induktiv geordnet. Man verankert den Induktionsbeweis mit n0 und muss beachten, dass der Induktionsschritt für alle n ≥ n0 durchgeführt wird. Beispiel: Bernoulli-Ungleichung Mit diesem verallgemeinerten Induktionsprinzip beweisen wir die Bernoulli-Ungleichung, die für eine reelle Zahl a ≥ 0 und für jedes n ∈ 0 Folgendes behauptet, N (Bn ) (1 + a)n ≥ 1 + na. Beispiel: Bernoulli-Ungleichung Mit diesem verallgemeinerten Induktionsprinzip beweisen wir die Bernoulli-Ungleichung, die für eine reelle Zahl a ≥ 0 und für jedes n ∈ 0 Folgendes behauptet, N (Bn ) (1 + a)n ≥ 1 + na. In diesem Fall können wir die Induktion mit n0 = 0 verankern, denn (1 + a)0 = 1. Für n ≥ 0 gilt unter Verwendung der Induktionsvoraussetzung (Bn ) Beispiel: Bernoulli-Ungleichung Mit diesem verallgemeinerten Induktionsprinzip beweisen wir die Bernoulli-Ungleichung, die für eine reelle Zahl a ≥ 0 und für jedes n ∈ 0 Folgendes behauptet, N (Bn ) (1 + a)n ≥ 1 + na. In diesem Fall können wir die Induktion mit n0 = 0 verankern, denn (1 + a)0 = 1. Für n ≥ 0 gilt unter Verwendung der Induktionsvoraussetzung (Bn ) IV (1 + a)n+1 = (1 + a)n (1 + a) ≥ (1 + na)(1 + a) Beispiel: Bernoulli-Ungleichung Mit diesem verallgemeinerten Induktionsprinzip beweisen wir die Bernoulli-Ungleichung, die für eine reelle Zahl a ≥ 0 und für jedes n ∈ 0 Folgendes behauptet, N (Bn ) (1 + a)n ≥ 1 + na. In diesem Fall können wir die Induktion mit n0 = 0 verankern, denn (1 + a)0 = 1. Für n ≥ 0 gilt unter Verwendung der Induktionsvoraussetzung (Bn ) IV (1 + a)n+1 = (1 + a)n (1 + a) ≥ (1 + na)(1 + a) = 1 + na + a + na2 ≥ 1 + (n + 1)a. Beispiel: Bernoulli-Ungleichung IV (1 + a)n+1 = (1 + a)n (1 + a) ≥ (1 + na)(1 + a) = 1 + na + a + na2 ≥ 1 + (n + 1)a. Aufgabe: Der Beweis zeigt, dass man die Voraussetzung an a noch abschwächen kann. Wie? Beispiel: Bernoulli-Ungleichung IV (1 + a)n+1 = (1 + a)n (1 + a) ≥ (1 + na)(1 + a) = 1 + na + a + na2 ≥ 1 + (n + 1)a. Aufgabe: Der Beweis zeigt, dass man die Voraussetzung an a noch abschwächen kann. Wie? Die Voraussetzung a ≥ 0 wird nur an der Stelle IV (1 + a)n (1 + a) ≥ (1 + na)(1 + a) gebraucht. Dazu reicht aber a ≥ −1. Eine Variante in der Induktionsvoraussetzung Statt des Induktionssschritts (An ) ⇒ (An+1 ) darf man auch (A1 ), . . . , (An ) ⇒ (An+1 ) verwenden. Eine Variante in der Induktionsvoraussetzung Statt des Induktionssschritts (An ) ⇒ (An+1 ) darf man auch (A1 ), . . . , (An ) ⇒ (An+1 ) verwenden. Beispiel: Jede Zahl n ≥ 2 besitzt einen Primzahlteiler. Eine Variante in der Induktionsvoraussetzung Statt des Induktionssschritts (An ) ⇒ (An+1 ) darf man auch (A1 ), . . . , (An ) ⇒ (An+1 ) verwenden. Beispiel: Jede Zahl n ≥ 2 besitzt einen Primzahlteiler. Induktionsverankerung n = 2 ist in Ordnung. Eine Variante in der Induktionsvoraussetzung Statt des Induktionssschritts (An ) ⇒ (An+1 ) darf man auch (A1 ), . . . , (An ) ⇒ (An+1 ) verwenden. Beispiel: Jede Zahl n ≥ 2 besitzt einen Primzahlteiler. Induktionsverankerung n = 2 ist in Ordnung. Sei die Behauptung für 2 ≤ m ≤ n richtig. Ist n + 1 eine Primzahl, so besitzt sie den Primzahlteiler n + 1. Eine Variante in der Induktionsvoraussetzung Statt des Induktionssschritts (An ) ⇒ (An+1 ) darf man auch (A1 ), . . . , (An ) ⇒ (An+1 ) verwenden. Beispiel: Jede Zahl n ≥ 2 besitzt einen Primzahlteiler. Induktionsverankerung n = 2 ist in Ordnung. Sei die Behauptung für 2 ≤ m ≤ n richtig. Ist n + 1 eine Primzahl, so besitzt sie den Primzahlteiler n + 1. Andernfalls gilt n + 1 = ab mit 2 ≤ a, b ≤ n. Nach Induktionsvoraussetzung besitzen a und b einen Primzahlteiler, die auch Primzahlteiler von n + 1 sind. Graphen Ein (ungerichteter) Graph besteht aus einer Knotenmenge V (engl. vertex) und einer Kantenmenge E (engl. edge). Anschaulich verbindet eine Kante zwei verschiedene Knoten, wobei es auf die geometrische Form der Kanten meist nicht ankommt. 4 4 5 5 6 3 1 G1 G2 G3 1 2 G4 2 3 G4 6 Eigenschaften von Graphen Ein Graph heißt zusammenhängend, wenn je zwei Knoten durch einen Kantenzug miteinander verbunden werden können. Eigenschaften von Graphen Ein Graph heißt zusammenhängend, wenn je zwei Knoten durch einen Kantenzug miteinander verbunden werden können. Ein Graph heißt planar, wenn er auf der Ebene so gezeichnet werden kann, dass seine Kanten sich nicht überkreuzen. Eigenschaften von Graphen Ein Graph heißt zusammenhängend, wenn je zwei Knoten durch einen Kantenzug miteinander verbunden werden können. Ein Graph heißt planar, wenn er auf der Ebene so gezeichnet werden kann, dass seine Kanten sich nicht überkreuzen. Ein Graph heißt nichtleer, wenn er mindestens einen Knoten besitzt. Eigenschaften von Graphen 4 4 5 5 6 3 1 G1 G2 G3 1 2 G4 2 3 G4 G2 ist nicht zusammenhängend, die anderen Graphen aber schon. 6 Eigenschaften von Graphen 4 4 5 5 6 3 1 G1 G2 G3 1 2 G4 2 3 G4 G2 ist nicht zusammenhängend, die anderen Graphen aber schon. G4 ist planar, weil er kreuzungsfrei gezeichnet werden kann. 6 Die Eulersche Polyederformel Ein zusammenhängender planarer Graph unterteilt die Ebene in f Flächen, wobei die Außenfläche mitgezählt wird. Die Eulersche Polyederformel Ein zusammenhängender planarer Graph unterteilt die Ebene in f Flächen, wobei die Außenfläche mitgezählt wird. Satz Sei G ein nichtleerer, planarer, zusammenhängender Graph mit f Flächen, k Kanten und e Knoten. Dann gilt die Eulersche Polyederformel e − k + f = 2. Beispiel zur Polyederformel 4 5 3 1 2 G4 e = 6, k = 8, f = 4 6 ⇒ e − k + f = 2. Die Eulersche Polyederformel Man beweise e − k + f = 2. durch Induktion über den rekursiven Aufbau eines nichtleeren, planaren, zusammenhängenden Graphen. Die Eulersche Polyederformel Man beweise e − k + f = 2. durch Induktion über den rekursiven Aufbau eines nichtleeren, planaren, zusammenhängenden Graphen. Hinweis: Ausgehend vom Graphen, der nur aus einem Pukt besteht, zeichne man einen zusammenhängenden planaren Graph. Welche ”Operationen” werden dabei benötigt? Beweis der Eulerschen Polyederformel Der Induktionsanfang ist der Graph, der nur aus einem Knoten besteht. In diesem Fall ist e = 1, k = 0 und f = 1, also e − k + f = 2. Beweis der Eulerschen Polyederformel Der Induktionsanfang ist der Graph, der nur aus einem Knoten besteht. In diesem Fall ist e = 1, k = 0 und f = 1, also e − k + f = 2. Zum Zeichnen des Graphen benötigen wir die Operationen: 1. Setzen eines neuen Knotens und verbinden dieses Knotens mit einem alten Knoten. In diesem Fall ändert sich e um +1 und k um +1. Beweis der Eulerschen Polyederformel Der Induktionsanfang ist der Graph, der nur aus einem Knoten besteht. In diesem Fall ist e = 1, k = 0 und f = 1, also e − k + f = 2. Zum Zeichnen des Graphen benötigen wir die Operationen: 1. Setzen eines neuen Knotens und verbinden dieses Knotens mit einem alten Knoten. In diesem Fall ändert sich e um +1 und k um +1. 2. Verbinden zweier Knoten. Hier ändert sich k um +1 und f um +1. Warum Polyederformel? Tetraeder und Würfel Wir können einen Polyeder an einer Fläche aufschneiden und auf die Ebene klappen. Daher wird in der Polyederformel die Außenfläche mitgezählt, weil sie einer Fläche des Polyeders entspricht. Die Fibonacci-Zahlen Die Fibonacci-Zahlen Fn sind definiert durch die Anfangsvorgaben F0 = 0, F1 = 1, sowie durch die Rekursion Fn+1 = Fn + Fn−1 für alle n ∈ N. Die Fibonacci-Zahlen Die Fibonacci-Zahlen Fn sind definiert durch die Anfangsvorgaben F0 = 0, F1 = 1, sowie durch die Rekursion Fn+1 = Fn + Fn−1 für alle n ∈ N. Jede Fibonacci-Zahl ist die Summe ihrer beiden Vorgänger: F0 = 0, F1 = 1, F2 = 1, F3 = 2, F4 = 3, F5 = 5, F6 = 8, F7 = 13, F8 = 21, F9 = 34, F10 = 55, F11 = 89, F12 = 144. Modell einer Kaninchenpopulation Fn sei die Zahl der Paare einer Kaninchenpopulation. Jedes Weibchen setzt jeden Monat ein neues Kaninchen in die Welt, das mit Verzögerung von einem Monat selbst geschlechtsreif wird. Modell einer Kaninchenpopulation Fn sei die Zahl der Paare einer Kaninchenpopulation. Jedes Weibchen setzt jeden Monat ein neues Kaninchen in die Welt, das mit Verzögerung von einem Monat selbst geschlechtsreif wird. Fn+1 Paare in n + 1 = Fn Paare in n + Fn−1 geschlechtsreife Paare in n Wachstum einer Population Wäre jedes Neugeborene sofort geschlechtsreif, hätten wir die Rekursion Gn+1 = 2Gn , also Gn = 2n . Wachstum einer Population Wäre jedes Neugeborene sofort geschlechtsreif, hätten wir die Rekursion Gn+1 = 2Gn , also Gn = 2n . Aufgabe: Bestimme ein möglichst kleines a mit Fn ≤ an . Wachstum einer Population Wäre jedes Neugeborene sofort geschlechtsreif, hätten wir die Rekursion Gn+1 = 2Gn , also Gn = 2n . Aufgabe: Bestimme ein möglichst kleines a mit Fn ≤ an . a ist dann der Wachstumsfaktor der Population. Wachstum der Kaninchen-Population Idee: Zeige Fn ≤ an durch Induktion über n und benutze dabei (natürlich) Fn+1 = Fn + Fn−1 und die Induktionsvoraussetzung für Fn und Fn−1 . Wachstum der Kaninchen-Population Idee: Zeige Fn ≤ an durch Induktion über n und benutze dabei (natürlich) Fn+1 = Fn + Fn−1 und die Induktionsvoraussetzung für Fn und Fn−1 . Der Induktionsanfang muss daher für n = 0 und n = 1 nachgewiesen werden. Wachstum der Kaninchen-Population Induktionsanfang: 0 = F0 ≤ a0 = 1 und 1 = F1 ≤ a1 ist richtig für alle a ≥ 1. Wachstum der Kaninchen-Population Induktionsanfang: 0 = F0 ≤ a0 = 1 und 1 = F1 ≤ a1 ist richtig für alle a ≥ 1. Induktionsschritt: IV ! Fn+1 = Fn + Fn−1 ≤ an + an−1 ≤ an+1 . Wachstum der Kaninchen-Population Induktionsanfang: 0 = F0 ≤ a0 = 1 und 1 = F1 ≤ a1 ist richtig für alle a ≥ 1. Induktionsschritt: IV ! Fn+1 = Fn + Fn−1 ≤ an + an−1 ≤ an+1 . Wir müssen das minimale a > 0 finden mit an + an−1 ≤ an+1 ⇔ a + 1 ≤ a2 . Wachstum der Kaninchen-Population Induktionsanfang: 0 = F0 ≤ a0 = 1 und 1 = F1 ≤ a1 ist richtig für alle a ≥ 1. Induktionsschritt: IV ! Fn+1 = Fn + Fn−1 ≤ an + an−1 ≤ an+1 . Wir müssen das minimale a > 0 finden mit an + an−1 ≤ an+1 ⇔ a + 1 ≤ a2 . Das ist die größere der Lösungen der quadratischen Gleichung a2 = a + 1, also √ 5 1 Φ= + = 1.618033 . . . , 2 2 Die Fibonacci-Zahlen in der Natur 34 blau 21 rot Fibonacci-Aufgaben Man zeige: F12 + F22 + . . . + Fn2 = Fn Fn+1 , F1 + F2 + . . . + Fn = Fn+2 − 1. Lösungen der Fibonacci-Aufgaben Die Behauptungen lassen sich für n = 1, 2 leicht überprüfen. 2 2 F12 + F22 + . . . + Fn2 + Fn+1 = Fn Fn+1 + Fn+1 = Fn+1 (Fn + Fn+1 ) = Fn+1 Fn+2 . Lösungen der Fibonacci-Aufgaben Die Behauptungen lassen sich für n = 1, 2 leicht überprüfen. 2 2 F12 + F22 + . . . + Fn2 + Fn+1 = Fn Fn+1 + Fn+1 = Fn+1 (Fn + Fn+1 ) = Fn+1 Fn+2 . F1 + F2 + . . . + Fn + Fn+1 = Fn+2 − 1 + Fn+1 = Fn+3 − 1. Folgerungen Die vollständige Induktion ist ein Beweisprinzip, das für alle rekursiv aufgebauten Strukturen geeignet ist: Natürliche Zahlen, zusammenhängende Graphen, rekursiv definierte Folgen usw. Folgerungen Die vollständige Induktion ist ein Beweisprinzip, das für alle rekursiv aufgebauten Strukturen geeignet ist: Natürliche Zahlen, zusammenhängende Graphen, rekursiv definierte Folgen usw. Beim Induktionsanfang müssen alle ”Wurzeln” der rekursiven Struktur berücksichtigt werden. Beispiel: Bei den Fibonacci-Zahlen sind das F0 und F1 . Fundamentalsatz der Arithmetik Eine natürliche Zahl p heißt Primzahl, wenn sie genau zwei Teiler hat, nämlich 1 und p. Fundamentalsatz der Arithmetik Eine natürliche Zahl p heißt Primzahl, wenn sie genau zwei Teiler hat, nämlich 1 und p. 1 ist keine Primzahl. Fundamentalsatz der Arithmetik Eine natürliche Zahl p heißt Primzahl, wenn sie genau zwei Teiler hat, nämlich 1 und p. 1 ist keine Primzahl. Satz (Fundamentalsatz der Arithmetik) Ist p1 = 2, p2 = 3, p3 = 5, . . . die Folge der Primzahlen, so gibt es zu jeder natürlichen Zahl a > 1 eindeutige Exponenten r1 , . . . , rk ∈ 0 mit N a = p1r1 p2r2 . . . pkrk , rk > 0. Eine Anwendung des Fundamentalsatzes Satz Die n-te Wurzel einer natürlichen Zahl a ist ganzzahlig oder irrational, also in keinem Fall eine gebrochene rationale Zahl. Eine Anwendung des Fundamentalsatzes Satz Die n-te Wurzel einer natürlichen Zahl a ist ganzzahlig oder irrational, also in keinem Fall eine gebrochene rationale Zahl. √ Beweis: ist ähnlich wie der Beweis, dass 2 irrational ist. Widerspruchsannahme: √ n a= p , q p, q ∈ N. Eine Anwendung des Fundamentalsatzes Potenzieren ergibt qn a = pn . Eine Anwendung des Fundamentalsatzes Potenzieren ergibt qn a = pn . Wir bezeichnen die Exponenten in den Primfaktorzerlegungen von p, q, a mit pl , ql , al . Es muss dann gelten nql + al = npl für alle l . Eine Anwendung des Fundamentalsatzes Potenzieren ergibt qn a = pn . Wir bezeichnen die Exponenten in den Primfaktorzerlegungen von p, q, a mit pl , ql , al . Es muss dann gelten nql + al = npl für alle l . Das kann aber nur dann sein, wenn alle Exponenten von a Vielfache von n sind, was bedeutet, dass die n-te Wurzel von a ganzzahlig ist. Die ganzen Zahlen sind Z = {. . . , −2, −1, 0, 1, 2, . . .}. Die ganzen Zahlen bilden eine abelsche Gruppe (genauere Definition später). Die ganzen Zahlen sind Z = {. . . , −2, −1, 0, 1, 2, . . .}. Die ganzen Zahlen bilden eine abelsche Gruppe (genauere Definition später). Es gilt das Assoziativgesetz (a + b) + c = a + (b + c). Die Null ist neutral: a + 0 = a. Die ganzen Zahlen sind Z = {. . . , −2, −1, 0, 1, 2, . . .}. Die ganzen Zahlen bilden eine abelsche Gruppe (genauere Definition später). Es gilt das Assoziativgesetz (a + b) + c = a + (b + c). Die Null ist neutral: a + 0 = a. Zu jedem a ∈ gibt es ein inverses Element −a ∈ a + (−a) = 0. Z Z mit Die ganzen Zahlen sind Z = {. . . , −2, −1, 0, 1, 2, . . .}. Die ganzen Zahlen bilden eine abelsche Gruppe (genauere Definition später). Es gilt das Assoziativgesetz (a + b) + c = a + (b + c). Die Null ist neutral: a + 0 = a. Zu jedem a ∈ gibt es ein inverses Element −a ∈ a + (−a) = 0. Die Operation + ist kommutativ: a + b = b + a. Z Z mit Teiler und Kongruenz Mit a, b bezeichnen wir von nun an immer ganze Zahlen. Teiler und Kongruenz Mit a, b bezeichnen wir von nun an immer ganze Zahlen. Wir schreiben a | b, wenn a ein Teiler von b ist, wenn also b = aq für eine ganze Zahl q. Teiler und Kongruenz Mit a, b bezeichnen wir von nun an immer ganze Zahlen. Wir schreiben a | b, wenn a ein Teiler von b ist, wenn also b = aq für eine ganze Zahl q. a ist kongruent zu b modulo m, wenn die natürliche Zahl m ein Teiler von b − a ist. Dann schreiben wir a ≡ b mod m. Die Zahl m heißt Modul der Kongruenz. Kongruenz Es gilt a≡b mod m ⇔ m|a−b ⇔ Z a = b + qm für ein q ∈ . Kongruenz Es gilt a≡b mod m ⇔ m|a−b ⇔ Z a = b + qm für ein q ∈ . Ist a eine natürliche Zahl, so hinterlässt sie beim Teilen durch m einen Rest in der Menge {0, 1, . . . , m − 1}. Zwei natürliche Zahlen a, b sind genau dann kongruent modulo m, wenn sie beim Teilen durch m den gleichen Rest besitzen. Kongruenz Es gilt a ≡ b mod m, c ≡ d mod m ⇒ a ± c ≡ b ± d mod m, ac ≡ bd mod m. Kongruenz Es gilt a ≡ b mod m, c ≡ d mod m ⇒ a ± c ≡ b ± d mod m, ac ≡ bd mod m. Aus diese Regeln folgt: Ist p(x) ein Polynom mit ganzzahligen Koeffizienten, so gilt a≡b mod m ⇒ p(a) ≡ p(b) mod m. Beispiel Gibt es ein Polynom p mit ganzzahligen Koeffizienten mit p(7) = 11 und p(15) = 13 ? Beispiel Gibt es ein Polynom p mit ganzzahligen Koeffizienten mit p(7) = 11 und p(15) = 13 ? Lösung: Es gilt 7 ≡ 15 mod 4, aber 11 6≡ 13 mod 4. Ein solches Polynom gibt es daher nicht.