Die altersabhängige Makuladegeneration AMD Wie funktioniert das Auge? Die Linse ist im Auge direkt hinter der Iris aufgehängt. Die Iris ist der farbige Teil des Auges und wird auch Regenbogenhaut genannt. Zusammen mit der Hornhaut dient die Linse zur Bündelung der Lichtstrahlen und damit zur Schaffung eines scharfen Bildes auf der Netzhaut. Ohne Linse würde man alles so unscharf sehen wie durch eine starke falsche Brille. Die Netzhaut (auch „Retina“ genannt) ist ein feines, lichtempfindliches Gewebe, das den hinteren Teil des Auges auskleidet. Im Zentrum der Netzhaut liegt die Stelle des schärfsten Sehens (auch „Makula“ oder „Gelber Fleck“ genannt). Dieser Netzhautbereich ist nur wenige Quadratmillimeter groß, ist aber besonders wichtig. Das Erkennen von Gesichtern, Lesen, Handarbeit oder das Unterscheiden von Farben funktioniert einwandfrei mit einer gesunden Makula. Mit der restlichen Netzhaut werden hauptsächlich Umrisse und Hell-DunkelKontraste wahrgenommen. 1 Sehnerv 2 Netzhaut 3 klare Linse 4 Pupille 5 Hornhaut 6 Regenbogenhaut 7 Makula 8 Blutgefäße Über den Sehnerven werden alle Seheindrücke der Makula und der Retina an das Sehzentrum im Gehirn weitergeleitet und dort bewußt wahrgenommen. Die Netzhaut im Auge hat die gleiche Funktion wie der lichtempfindliche Chip eines Fotoapparates. Und die Makula stellt die Bildmitte dar. 6 8 2 1 7 3 4 5 Was ist die Altersabhängige Makuladegeneration (AMD)? Worin unterscheidet sich die trockene von der feuchten Form? Frühe „trockene“ AMD Die Augenerkrankung AMD ist eine Erkrankung der Netzhautmitte (Makula), bei der es zu einem Verlust der zentralen Sehkraft kommt. Bei der Makuladegeneration kommt es aufgrund gestörter Stoffwechselleistungen zu Ablagerungen fetthaltiger Abbauprodukte (sogenannter „Drusen“) unter die Netzhaut bzw. Makula. Dieses Frühstadium der Erkrankung wird von den meisten Patienten nicht bemerkt. Etwa 85% der AMD-Erkrankungen nehmen eine „trockene“ Verlaufsform, die wiederum in ein Früh- und Spätstadium unterteilt werden kann. Im Frühstadium kommt es unter der Netzhaut zur Ablagerung fettreicher Abbauprodukte, der zuvor schon erwähnten „Drusen“. Da die Veränderungen oft keine oder nur geringe Einschränkungen der Sehfähigkeit hervorrufen, wird diese Frühform meist nur durch eine Spiegelung des Augenhintergrundes durch den Augenarzt festgestellt. Gesunde Makula Veränderung über viele Jahre Unten: Im Bereich der Makula sieht man viele gelbe Ablagerungen (Drusen). Hier handelt es sich um das Frühstadium einer trockenen Makuladegeneration Späte „trockene“ AMD Im Spätstadium der Erkrankung (auch „geographische Atrophie“ genannt) gehen die Sehzellen der Makula und deren darunter liegendes Ernährungsgewebe zu Grunde. Hierdurch kommt es zu einer erheblichen Verschlechterung des zentralen Sehens. Die „trockene“ AMD schreitet meist nur langsam voran. Sehr ausgeprägtes Spätstadium der trockenen AMD Blutungen im Bereich der Makula bei feuchter AMD Abb. rechts: Darstellung der undichten Blutgefäße mit einer Farbstoffuntersuchung „Feuchte“ AMD Bei einem Teil der Patienten mit früher trockener AMD entwickelt sich eine sogenannte „feuchte“ AMD. Bei dieser Erkrankungsform wachsen als Reaktion auf die Drusenablagerung kleine Gefäßknospen unter die Netzhaut. Die neu gebildeten Gefäße sind häufig brüchig und durch austretende Flüssigkeit kann es zu einer Schwellung der Netzhautmitte, einem so genannten „Makulaödem“ kommen. Bei diesem Vorgang wird die Netzhautmitte unregelmäßig abgehoben und es entsteht ein verzerrter Seheindruck. Durch die Undichtigkeit der neuen Gefäße können auch Blutungen auftreten. Diese krankhaften Veränderungen führen im weiteren Verlauf zu einem Absterben der Sehzellen und zur Narbenbildung im Bereich der Makula. Die verschiedenen Unterformen der „feuchten“ AMD können durch spezielle Untersuchungen voneinander unterschieden werden. Die AMD aus der Sicht des betroffenen Patienten Bei Fortschreiten der AMD sterben die Sehzellen der Makula ab. Dies hat zur Folge, dass Betroffene das Zentrum ihres Gesichtfeldes nun verzerrt oder verschwommen sehen bzw. dort nur noch einen dunklen Fleck wahrnehmen können. In diesem Stadium der Erkrankung sind Alltagsbeschäftigungen wie Fernsehen, Lesen und Autofahren nicht mehr möglich. Das äußere Gesichtfeld ist von der Erkrankung nicht betroffen, so dass sich Patienten auch in den Spätstadien der AMD in ihrer gewohnten Umgebung orientieren können und nicht vollkommen erblinden. 1 2 1 Gesundes Auge Das gesunde Auge kann ein Bild scharf und unverzerrt erkennen. 2 Makuladegeneration frühes Stadium Der Patient bemerkt, daß gerade Linien eine Krümmung haben. 3 Makuladegeneration fortgeschritten Lesen und das Erkennen von Gesichtern ist unmöglich. 3 Wie kann ich die Funktion der Makula selbst testen und möglichst in einem Frühstadium selbst erkennen? Die Früherkennung der AMD ist besonders wichtig, da ein einmal eingetretener Sehverlust häufig nicht mehr rückgängig gemacht werden kann und weil viele Therapien in frühen Stadien wirksamer sind. Daher ist eine rechtzeitige Diagnose eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie. Die ersten Symptome lassen sich gut mit dem so genannten „Amsler-Gitter“ zu Hause testen. Die Selbstuntersuchung mit dem AmslerGitter ist einfach: 1. Sehen Sie mit Ihrer Lesebrille im normalen Leseabstand auf das Gitter. 2. Decken Sie ein Auge jeweils ab, so dass Sie nur noch mit einem Auge sehen können. 3. Sehen Sie direkt in der Mitte des Gitters auf den schwarzen Punkt. 4. Achten Sie darauf, ob Sie alle Gitterlinien gerade sehen, oder ob einige Linien verzerrt oder unscharf sind. 5 Wiederholen Sie diesen Vorgang mit dem anderen Auge. 6. Wenn Linien krumm oder einige Berei che verschattet erscheinen, suchen Sie bitte Ihren Augenarzt für weitere Un tersuchungen auf. Eine gute Kontrollmöglichkeit bietet der Amslertest Schmerzfreie und schnelle Untersuchung am OCT Abb. rechts: Im OCT können die einzelnen Netzhautschichten in höchster Qualität dargestellt werden. Diagnose der Altersabhängigen Makuladegeneration beim Augenarzt Beim Augenarzt werden zunächst Ihre Beobachtungen und von Ihnen bemerkte Einbußen der Sehfunktion erfragt. Nach Bestimmung Ihrer Sehfähigkeit erfolgt die Erweiterung der Pupille durch Augentropfen und eine gründliche Untersuchung der Netzhaut an der Spaltlampe mit speziellen Lupen. Werden Veränderungen bemerkt, folgen sehr spezielle Untersuchungen. Optische Kohärenztomographie (OCT) Die optische Kohärenztomographie (OCT) stellt eine der modernsten und genauesten Diagnosemöglichkeiten der AMD dar. Denn durch die vom OCT gelieferten Daten können Bilder der einzelnen Netzhautschichten in höchster Qualität und Auflösung dargestellt werden. Dabei nimmt die Untersuchung nur eine sehr kurze Zeit in Anspruch und ist absolut schmerzfrei (keine Berührung des Auges, keine Gabe von Kontrastmitteln). Mittels der OCT können bereits sehr frühe Netzhautveränderungen erkannt werden. Fluoreszein-Angiographie Die „feuchte“ Form der AMD verursacht Veränderungen oder Erkrankungen des Gefäßsystems der Netzhaut, welche gut durch eine Fluoreszein-Angiographie dargestellt werden können. Hierbei wird der gut verträgliche Farbstoff Fluoreszein in die Armvene gespritzt. Eine Beleuchtung des Auges mit blauem Licht bringt das Fluoreszein zum Leuchten. Durchblutungsstörungen, neu gewachsene Gefäße und Undichtigkeiten können deutlich erkannt werden. Die Untersuchung dauert etwa 15-20 Minuten und wird in der Regel gut vertragen. Für 1-2 Tage kann eine leichte Gelbfärbung der Haut und des Urins auftreten. Sehr selten kommt es zu Übelkeit oder allergischen Reaktionen. In der Universitäts-Augenklinik Bonn wird die Fluoreszein-Angiographie mit modernster konfokaler Laserscanner Technologie durchgeführt, die exzellente hochauflösende Aufnahmen liefert. Durch das Kontrastmittel werden die haarfeinen Blutgefäße sichtbar und Undichtigkeiten können so erkannt werden. Welche Therapiemöglichkeiten bestehen? Trockene AMD Prophylaxe mit Vitaminen Für die „trockene“ AMD gibt es bisher noch keine Therapie. Allerdings bleibt diese Form der Erkrankung oft über lange Zeit stabil oder schreitet nur sehr langsam fort. In einer großen internationalen Studie (ARED-Studie) wurde nachgewiesen, dass bei bestimmten Formen der frühen, trockenen AMD die Einnahme hochdosierter Vitamine das Fortschreiten der Erkrankung verzögern kann. Der Vitamincocktail besteht aus Vitamin C (500 mg), Karotin (15 mg), Vitamin E (400 IE) und Zink (80 mg). Ob die Einnahme des Vitaminpräparates für Sie sinnvoll ist, kann nur Ihr Augenarzt nach einer gründlichen Untersuchung entscheiden. Späte „trockene“ AMD Gegenwärtig werden verschiedene Präparate hinsichtlich Wirksamkeit und Sicherheit getestet. Zur Zeit steht noch keine gesicherte Therapie zur Verfügung. Hochdosierte Vitaminpräparate können unter bestimmten Voraussetzungen das Fortschreiten der Erkrankung verzögern Feuchte AMD Gabe innovativer Medikamente Für das Aussprossen krankhafter Gefäße und Ödembildung unter der Netzhaut ist bei der „feuchten“ AMD das Wachstumshormon VEGF (vascular endothelial growth factor) verantwortlich. Inzwischen gibt es gezielte Hemmstoffe gegen dieses Hormon, die Angiogenese-Hemmer (Lucentis®, Macugen®, Avastin® und VEGF Trap®). Diese Wirkstoffe werden unter sterilen OPBedingungen mit einer feinen Nadel direkt in den Glaskörper des Auges eingegeben. Da diese Medikamente nur für einige Wochen wirken, müssen die Injektionen zumeist wiederholt werden. Wie häufig dies genau erforderlich wird, ist individuell sehr unterschiedlich. Ihr Augenarzt wird mit Ihnen ein individuell auf Sie passendes Behandlungsschema erarbeiten und Termine mit der Universitäts-Augenklinik Bonn abstimmen. Innovative Medikamente können helfen Gabe von VEGF-Hemmstoffen in das Auge – Ablauf des Klinikbesuches Zu Hause In der Klinik Bitte fahren Sie zum Eingriff nicht selbst mit dem PKW zur Augenklinik. Wenn Ihnen Ihr Hausarzt keine besondere Anweisung gegeben hat, können Sie wie gewohnt und zur gleichen Tageszeit Ihre üblichen Medikamente einnehmen. Für diesen Eingriff müssen Sie nicht nüchtern sein. Das heißt, Sie können Ihre Mahlzeiten wie gewohnt einnehmen und dürfen auch getrunken haben. Der Eingriff wird unter sterilen OP-Bedingungen durchgeführt. Sie können Ihre Kleidung allerdings anlassen. Unmittelbar vor der Operation wird Ihr Auge mit einer desinfizierenden Lösung gründlich gereinigt und Sie werden mit einem dünnen sterilen Tuch abgedeckt, unter dem Sie aber frische Luft erhalten. Der Eingriff selbst dauert nur einige Sekunden. Nach der Spritze wird der Operateur Sie fragen, ob Sie mit dem behandelten Auge seine Finger sehen können. Danach wird Salbe verabreicht. Eine Kontrolle in den folgenden Tagen ist sinnvoll. Nach dem Eingriff Bei folgenden Beschwerden sollten Sie sofort mit Ihrer Klinik Kontakt aufnehmen: V Starke Schmerzen im Auge V Neu auftretende Rötungen des Auges V Ungewohnte Kopfschmerzen, Übelkeit V Deutliche Sehverschlechterung V Lichtblitze und/oder Rußregen im Auge Risikofaktoren und Vorbeugung In den letzten Jahren wurde intensiv nach AMD verursachenden Risikofaktoren gesucht. Diese lassen sich in nicht-beeinflussbare und beeinflussbare Faktoren unterteilen. Nicht-beeinflussbare Faktoren Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko an einer AMD zu erkranken. Während 50jährige Menschen noch ein 2%iges Erkrankungsrisiko haben, erhöht sich das Risiko der über 75jährigen auf 30%. Ob und wie schwer man im Alter an AMD erkrankt, wird zu einem großen Teil von den Genen eines Menschen bestimmt. Es gibt eine Reihe von Genvarianten, die das Risiko an einer AMD zu erkranken erheblich erhöhen. Aus diesem Grunde tritt die AMD in manchen Familien gehäuft auf, während sie in anderen Familien überhaupt nicht vorkommt. Frauen haben im Vergleich zu Männern ein 2,5fach höheres Risiko an einer AMD zu erkranken. Beeinflussbare Faktoren Den wichtigsten selbst beeinflussbaren Faktor stellt das Rauchen dar. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass AMD - abhängig von der Anzahl der täglichen Zigaretten - bei Rauchern doppelt bis dreifach häufiger vorkommt. Zudem erkranken Raucher etwa 10 Jahre früher an einer AMD als Nichtraucher. In wieweit Gefäßerkrankungen wie Bluthochdruck, Arteriosklerose, erhöhte Blutfettwerte oder Diabetes zur Entstehung bzw. dem negativen Verlauf einer AMD beitragen, ist zwar intensiv untersucht worden, konnte aber noch nicht eindeutig geklärt werden. Obwohl die Rolle des Sonnenlichtes und der UV-Strahlung noch nicht ganz geklärt sind, sollte längere Sonneneinwirkung durch das Tragen von Sonnenbrillen bzw. Sonnenhüten vermieden werden. Pro Retina Selbsthilfevereinigung von Menschen mit Netzhautdegenerationen PRO RETINA Deutschland e. V. Vaalser Str. 108 52074 Aachen Telefon: +49 (241) 870018 Fax: +49 (241) 873961 www.pro-retina.de Die Öffnungszeiten der Geschäftsstelle sind Montag - Donnerstag von 8.00 Uhr - 16:00 Uhr und Freitag bis 14:00 Uhr. (c) copyright Universitäts-Augenklinik Bonn Direktor: Prof. Dr. med. F.G. Holz Ernst-Abbe-Straße 2 53127 Bonn Telefon: 0228 / 287-15505 (Zentrale) Telefax 0228 / 287-14817 E-Mail: [email protected] www.augenklinik.uni-bonn.de