Medizin & Markt Neue Indikation: Metastasen der Aderhaut Die CE-Kennzeichnung des IRay®Radiotherapie-Systems wurde um die Therapie von Metastasen der Aderhaut, d. h. Tumoren im Auge, die meistens ihren Ursprung in Primärtumoren in der Brust oder Lunge haben, erweitert. Mit dieser neuen Indikation wird die bisherige Zulassung des Radiotherapie-Systems für die Behandlung bei feuchter altersbedingter Makuladegeneration (AMD) ausgedehnt und kann nun Patienten in Großbritannien, Deutschland und in der Schweiz eine neue Therapieoption bieten. Behandlungszimmer mit IRay-RadiotherapieSystem. (Bild: Oraya Therapeutics) Im Gegensatz zum intraokularen Melanom können Metastasen der Aderhaut schnell wachsen und bedürfen gegebenenfalls einer schnellen Behandlung, um dem Visusverlust vorzubeugen. Obwohl eine Chemotherapie möglich ist, wird die Bestrahlung in der Regel bevorzugt – entweder mit der Plaque-Brachytherapie, der externen Strahlentherapie oder invasiv unter Verwendung von Eingriffen mit therapeutischen Schemata, die über mehrere Tage oder Wochen hinweg angewandt werden. „Diese onkologische Indikation beweist die Vielzahl der Möglichkeiten, die sich durch die Eigenschaften der IRay-Plattform ergeben“, so Oraya-Geschäftsführer Jim Taylor. „Während das Hauptaugenmerk von Oraya auch weiterhin der Behandlung bei feuchter AMD gilt, setzen wir unsere Bemühungen fort, auch andere Einsatzgebiete dieser Technologie zu identifizieren und zu bewerten, von denen Patienten und Kliniker profitieren können.“ Therapie ohne Operation Bei der AMD-Radiotherapie-Vorrichtung kommt eine roboterpositionierte niederenergetische Röntgenquelle zum Einsatz, mit der im Rahmen eines 15- bis 20-minütigen nicht invasiven Eingriffs eine genaue Strahlendosis an die Rückwand des Auges abgegeben wird. Aufgrund der stereotaktischen Bestrahlung und Verwendung niederenergetischer Röntgenstrahlen ergibt sich bei Metastasen der Aderhaut so die Möglichkeit für eine Therapie ohne Operation und ohne die damit verbundene Belastung des Pa­ tienten aufgrund mehrerer Therapiesitzungen. „Die Genauigkeit und Unkompliziertheit der Oraya-Technologie bieten im Vergleich zu Alternativen potenzielle Vorteile“, so Prof. Norbert Bornfeld, Essen. „Es besteht hier für uns eine echte Gelegenheit, diese Technologie weiter auszubauen, um unseren klinischen Therapieschatz sinnvoll erweitern zu können.“ Prof. Ian Rennie, Sheffield / Großbritannien, sagt hierzu: „Ich begrüße diese Entwicklung, da so diese Art der Strahlentherapie für die Behandlung bestimmter visusbedrohender Tumore weiter bewertet werden kann. Wenn sich diese Modalität bewährt, wäre sie eine einfache und sichere Alternative zu herkömmlichen Strahlentherapien.“ Nach einer Pressemitteilung (Oraya) Auszeichnung Junius-Kuhnt-Award zum 9. Mal verliehen Im Rahmen des Makula Updates 2015 wurde Prof. Carel B. Hoyng von der Augenklinik des Radboud University Medical Centers in Nijmegen / Niederlande für wichtige Erkenntnisse zur Genetik der AMD und anderer Netzhauterkrankungen mit dem Junius-Kuhnt-Award ausgezeichnet. Genetik, Umwelt und individuelle Risikofaktoren wie Rauchen: Die Pathogenese der altersabhängigen Makuladegenera­ tion (AMD) und anderer Netzhauterkrankungen unterliegt vielfältigen Einflüssen. Diese komplexen Zusammenhänge zu erforschen könnte dazu beitragen, neue Therapien, individualisierte Behand- lungskonzepte oder sogar präventive Strategien zu entwickeln. Hoyng zählt zu einem der international renommiertesten Forscher auf diesem Gebiet. Gemeinsam mit seiner Arbeitsgruppe habe er wesentliche Erkenntnisfortschritte zu retinalen Erkrankungen erzielt, hob Prof. Frank Holz, Bonn, in seiner Laudatio hervor. Diese basieren auf seinen Arbeiten zu den genetischen Faktoren, bei denen neueste molekulargenetische Analysemethoden zur Anwendung kamen. Assoziation zwischen Genen und Umweltfaktoren So beschrieben Hoyng und Kollegen u. a. Assoziationen zwischen Umweltfaktoren und Risikovarianten der Gene CFH (Komplementfaktor H) und ARMS2 (Age-related Maculopathy Susceptibility 2) bei Patienten mit neovaskulärer AMD. Weitere wichtige Erkenntnisse betreffen GenotypPhänotyp-Korrelationen bei Patienten mit Netzhauterkrankungen, die mit Mutationen des Gens ABCA4 (ATP-binding Cassette Transporter) assoziiert sind, etwa Morbus Stargardt und Retinitis pigmentosa. Auch zu anderen selteneren Erkrankungen wie der dominanten zystoiden Makuladystrophie, der autosomal-rezessiven Zapfen-Stäbchen-Dystrophie, der Leberschen kongenitalen Amaurose sowie der zentralen areolären choroidalen Dystrophie hat Hoyng hochrangig publiziert. Zu seinen weiteren Forschungsaktivitäten zählt ein Projekt, das die visuelle Rehabilitation insbesondere von Pa­ tienten im Endstadium der AMD verbessern soll. Hervorzuheben sei weiterhin die intensive Förderung und Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses mit einer Vielzahl an äußerst erfolgreichen PhD-Studenten, die zum Teil schon heute führende Positionen in der Ophthalmologie einnehmen. Mit dem mit 5000 € dotierten JuniusKuhnt-Award werden Ophthalmologen und Grundlagenwissenschaftler seit 2007 im Rahmen des Makula Updates für ihr Engagement in der AMD-Forschung ausgezeichnet. Prof. Hermann Kuhnt und Dr. Paul Junius hatten 1926 mit ihrer Arbeit „Scheibenförmige Entartungen der Netzhautmitte“ die weltweit erste Monografie zur AMD veröffentlicht. Der Junius-KuhntAward wird gemeinsam von der Augenklinik an der Universität Bonn und der Novartis Pharma GmbH Nürnberg getragen. Nach einer Pressemitteilung (Novartis) Klin Monatsbl Augenheilkde 2015; 232 Copyright Thieme Verlagsgruppe. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages. Radiotherapie 831