Der 5. UN-Klimareport - Austrian Doctors for Disabled

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http://www.oekosystem-erde.de/html/ipcc-5-wg1.html
Der 5. UN-Klimareport
Arbeitsgruppe 1: Wissenschaftliche Grundlagen
Im Jahr 2013 hat der Klimarat der Vereinten Nationen (IPCC) begonnen, seinen fünften
Klimareport zu veröffentlichen. Der Klimareport fasst regelmäßig den Stand der weltweiten
Klimaforschung zusammen. Arbeitsgruppe 1 hat den aktuellen Kenntnisstand über
Klimaänderungen, die hierfür verantwortlichen Antriebskräfte, unser Verständnis des
Klimasystems und unser Wissen über künftige Klimaänderungen zusammengefasst. Die
wesentlichen Ergebnisse sind im Folgenden dargestellt.
Für Eilige: >> Erkenntnisfortschritte gegenüber dem 4. UN-Klimareport.
Klimaänderungen
An einer Erwärmung des Klimas gibt es keinen Zweifel: Die Atmosphäre und der Ozean
haben sich erwärmt, Schnee und Eis sind geschmolzen, der Meeresspiegel ist gestiegen und
die Konzentration an Treibhausgasen in der Atmosphäre ist gestiegen.
Erdatmosphäre
Beobachtete Änderung der durchschnittlichen Erdoberflächentemperatur seit Beginn
der
flächendeckenden Temperaturmessung. Die Kurve zeigt Jahresmittelwerte; die Abweichung
bezieht sich auf die Durchschnittstemperatur des Zeitraums von 1961-1990. Quelle der
Abbildung: IPCC: Climate Change 2013: The Physical Science Basis. Summary for
Policymakers,
eigene Übersetzung.
Die Temperatur der Erdoberfläche ist seit 1880 um 0,85 Grad Celsius gestiegen (siehe Abb.
oben). Die letzten drei Jahrzehnte waren jeweils wärmer als alle Jahrzehnte seit Beginn der
flächendeckenden Temperaturmessungen im Jahr 1850. Aufgrund der hohen natürlichen
Schwankung der jährlichen Temperatur können kurzfristige Betrachtungen, die mit einem
warmen Jahr beginnen, von der langjährigen Klimaentwicklung abweichen: So hat sich die
Erde in den 15 Jahren seit 1998 (einem Jahr mit einem starken >> El Niño) "nur" um 0,075
Grad Celsius erwärmt.
Ozean
Die Weltmeere erwärmen sich langsamer als die Erdatmosphäre, nehmen aber insgesamt eine
wesentlich größere Wärmemenge auf; sie stellen damit einen noch besseren Indikator für den
Klimawandel dar - über 90 Prozent der zusätzlichen Energie, die die Erde erwärmt, wird im
Ozean gespeichert, über 60 Prozent in den oberen 700 Metern. Es ist nahezu sicher, dass die
oberen 700 Meter sich seit 1971 erwärmt haben (unklar ist, ob sich diese Erwärmung im
letzten Jahrzehnt verlangsamt hat); wahrscheinlich ist eine Erwärmung der oberen 2000
Meter. In den oberen 75 Metern betrug die Erwärmung seit 1971 0,11 Grad Celsius pro
Jahrzehnt.
Veränderung des Wärmeinhalts in den oberen 700 Metern der Weltmeere seit 1951
im Verhältnis zum Bezugsjahr 1971. Der grüne Bereich zeigt die Unsicherheiten an.
Quelle der Abbildung: IPCC: Climate Change 2013: The Physical Science Basis.
Summary for Policymakers, eigene Übersetzung.
Schnee und Eis
Im Zeitraum von 1993 bis 2009 nahm die Eismasse der Gletscher um 275 Milliarden Tonnen
pro Jahr ab (sehr wahrscheinlich); die Eismasse des grönländischen Eisschildes im Zeitraum
von 2002 bis 2011 um 215 Milliarden Tonnen pro Jahr (sehr wahrscheinlich) und die des
antarktischen Eisschildes im gleichen Zeitraum um 147 Milliarden Tonnen pro Jahr
(wahrscheinlich). Die Ausdehnung des arktischen Meereises während des arktischen
Sommers ging im Zeitraum von 1979 bis 2012 jedes Jahrzehnt um 9,4 - 13,6 Prozent, das sind
730.000 bis 1.070.000 Quadratkilometer, zurück (sehr wahrscheinlich).
Ausdehnung des arktischen Meereises im Sommer. Quelle der Abbildung:
IPCC: Climate Change 2013: The Physical Science Basis. Summary for Policymakers,
eigene Übersetzung.
Meeresspiegel
Seit 1901 ist der Meeresspiegel im 19 Zentimeter angestiegen (sehr wahrscheinlich). Dieser
Anstieg ist schneller als jede Veränderung des Meeresspiegels in den letzten 2.000 Jahren.
Zwischen 1993 und 2010 betrug der Anstieg sogar 3,2 Millimeter pro Jahr (sehr
wahrscheinlich). Der Anstieg des Meeresspiegels geht im wesentlichen auf die Ausdehnung
des wärmer werdenden Meerwassers und das schmelzende Eis aus Gletschern und Eisschilde
zurück, die einen Anstieg von 2,8 Millimetern im Jahr verursachen.
Anstieg des Meeresspiegels seit 1901. Quelle der Abbildung:
IPCC: Climate Change 2013: The Physical Science Basis. Summary for Policymakers,
eigene Übersetzung.
Kohlenstoff- und andere biogeochemische Kreisläufe
Von 1750 bis 2011 hat die Menschheit durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe und die
Zementproduktion 365 Milliarden Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre freigesetzt,
weitere 180 Milliarden Tonnen stammen aus der Abholzung von Wäldern und anderen
Änderungen der Landnutzung, so dass in der Summe 545 Milliarden Tonnen Kohlendioxid
freigesetzt wurden. Von diesen blieben 240 Milliarden Tonnen in der Atmosphäre, 155
Milliarden Tonnen wurden von den Weltmeeren und 150 Milliarden Tonnen von den
Ökosystemen auf dem Festland aufgenommen. Die 240 Milliarden Tonnen, die in der
Atmosphäre blieben, erhöhten hier die Konzentration bis 2011 auf 391 ppm, rund 40 Prozent
über der vorindustriellen Konzentration. Die 155 Milliarden Tonnen, die von den Weltmeeren
aufgenommen wurden, senkten den pH-Wert an der Meeresoberfläche um 0,1 (sehr
wahrscheinlich).
Auch die Konzentration der Treibhausgase Methan und Distickstoffoxid (Lachgas) in der
Atmosphäre nahmen durch menschliche Aktivitäten zu. Bei Methan liegen sie um 150
Prozent, beim Lachgas um 20 Prozent über der vorindustriellen Konzentration.
Die Zunahme der Kohlendioxid-Konzentration in der Erdatmosphäre.
Dargestellt ist die Entwicklung an zwei Messstationen seit 1958: Mauna Loa
auf Hawaii (rot) und am Südpol (schwarz). Quelle der Abbildung:
IPCC: Climate Change 2013: The Physical Science Basis. Summary for Policymakers,
eigene Übersetzung.
Antriebskräfte der Klimaänderungen
Klimaänderungen wurden durch natürliche und vom Menschen verursachte Treiber ausgelöst,
die den Strahlungshaushalt der Erde verändern. Beziffert werden die Änderungen mit dem
sogenannten Strahlungsantrieb, der in Watt pro Quadratmeter angegeben wird. Ein positiver
Strahlungsantrieb führt zu einer Erwärmung der Erde, ein negativer Strahlungsantrieb zu einer
Abkühlung. Die folgende Abbildung zeigt den durchschnittlichen Strahlungsantrieb für den
Zeitraum von 1750 bis 2011:
Schätzung des Strahlungsantriebs verschiedener Treiber des Klimawandels im Jahr 2011.
Die schwarzen Rauten geben die besten Schätzung an, die Linien stellen die Unsicherheiten
dar. Rechts stehen die Zahlenangaben (Unsicherheiten in Klammern) in Watt/m², ganz rechts
ist das Ausmaß des wissenschaftlichen Verständnisses (AWV) dargestellt. SH steht für sehr
hoch, H für hoch, M für mittel und N für niedrig. Ganz unten die Abschätzung der Summe der
vom Menschen verursachten Klimaveränderungen für drei Jahre dargestellt. Quelle der
Abbildung: IPCC: Climate Change 2013: The Physical Science Basis. Summary for
Policymakers, eigene Übersetzung.
Die Abbildung zeigt, dass der Strahlungsantrieb von 1980 bis 2011 um über ein Watt/m²
zugenommen hat, schneller als zuvor. Die Veränderung der Konzentration des Treibhausgases
Kohlendioxid in der Atmosphäre seit Beginn der Industriellen Revolution hat alleine einen
Strahlungsantrieb von 1,68 Watt/m² verursacht. Aerosole (in der Luft gelöste oder
schwebende Flüssigkeiten und Schwebstoffe) in der Atmosphäre haben die Auswirkungen des
Klimawandels wahrscheinlich gemindert, insbesondere wenn man ihren Einfluss auf die
Wolkenbildung berücksichtigt. Diese Prozesse sind aber noch nicht gut verstanden, das
Ausmaß des wissenschaftlichen Verständnisses ist niedrig. Änderungen in der
Sonneneinstrahlung haben nur einen Strahlungsantrieb von 0,05 Watt/m² ausgelöst, ihr
Beitrag zum Klimawandel ist gering.
Unser Verständnis des Klimasystems
Unser Wissen über das Klimasystem stammt aus der Verknüpfung von Erkenntnissen aus
Beobachtungen, der Untersuchung von Rückkoppelungen und der Simulation mit
Klimamodellen. Die Qualität von Klimamodellen wird getestet, indem die Ursachen
beobachteter Klimaänderungen mit ihrer Hilfe untersucht werden. Inzwischen sind die
Modelle in der Lage, die Klimaänderungen seit 1950 mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu
erklären. Kurzfristige Änderungen werden weniger gut abgebildet. So besteht am
überwiegenden menschlichen Beitrag zum Klimawandel fast kein Zweifel mehr, er gilt als
extrem wahrscheinlich (siehe auch Abb. unten). Es ist aber weniger klar, ob der langsamere
Anstieg der Erdtemperatur seit 1998 an Änderungen des Strahlungsantriebs (durch
Schwankungen in der Sonnenstrahlung und häufigere Vulkanausbrüche) oder durch eine
erhöhte Wärmeaufnahme durch die Weltmeere verursacht ist. Auch sind regionale
Voraussagen noch weniger zuverlässig als globale.
Unser begrenztes Wissen über komplexe Rückkoppelungen führt auch dazu, dass nach wie
vor nur ungenau bekannt ist, zu welcher Temperaturänderung die Änderung des
Strahlungsantriebs führen wird: Eine Änderung des Strahlungsantriebs, die einer
Verdoppelung der Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre entspricht, wird
wahrscheinlich zu einer Temperaturänderung von 1,5 bis 4,5 Grad Celsius führen.
Vergleich beobachteter und simulierter Klimaveränderungen: Klimamodelle, die nur
natürliche Faktoren
berücksichtigen, können die beobachteten Klimaveränderungen nicht erklären. Erst die
Berücksichtigung
der vom Menschen verursachten Faktoren erklärt den Klimawandel. Quelle der Abbildung:
IPCC: Climate Change 2013: The Physical Science Basis. Summary for Policymakers, eigene
Übersetzung.
Dass menschliche Aktivitäten den größten Anteil an diesen Klimaveränderungen haben,
bedeutet auch, dass der Mensch verantwortlich ist für die Erwärmung der Erde einschließlich
der oberen 700 Meter der Weltmeere; wahrscheinlich hat dieser Einfluss auch den globalen
Wasserkreislauf verändert, die Gletscher und das grönländische Eisschild abschmelzen lassen
und sehr wahrscheinlich die Häufung von Wetterextremen erhöht sowie den Anstieg des
Meeresspiegels verursacht.
Künftige Klimaänderungen
Die weitere Freisetzung von Treibhausgasen wird zu einer weiteren Klimaerwärmung und den
damit einhergehenden Änderungen am Klimasystem führen. Um mögliche Auswirkungen
abschätzen zu können, wurden eine Reihe von Szenarien (RCPs, von engl. representative
concentration pathways, "repräsentative Konzentrationspfade") untersucht, die zu
unterschiedlichen Entwicklungen der Konzentration von Treibhausgasen führen würden. Das
Ausmaß der künftigen Klimaänderung hängt davon ab, welche Mengen an Treibhausgasen
tatsächlich noch freigesetzt werden. Dies zeigt die folgende Abbildung:
Die vom Menschen verursachte Temperaturerhöhung der Erde hängt von der Summe der
vom Menschen
verursachten Treibhausgas-Emissionen ab. Die Abbildung zeigt ausgewählte
Emissionsszenarien bis zum Jahr 2100 sowie zum Vergleich die Entwicklung, wenn die
Kohlendioxid-Konzentration um ein Prozent pro Jahr zunimmt (schwarz-grau dargestellte
untere Entwicklung). Quelle der Abbildung: IPCC: Climate Change 2013: The Physical
Science Basis. Summary for Policymakers, eigene Übersetzung.
Wenn wir das Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen, mit einer
Wahrscheinlichkeit von 66 Prozent erreichen wollen, dürften - wenn auch andere
Treibhausgase berücksichtig werden - insgesamt nicht mehr als 800 Mrd. Tonnen
Kohlendioxid emittiert werden (das entspräche dem Szenario RCP 2.6, das ambitionierte
Klimaschutzmaßnahmen voraussetzt).
Erdatmosphäre
Bis zum Zeitraum 2016 - 2035 wird die Erdatmosphäre in jedem Fall wahrscheinlich um
weitere 0,3 bis 0,6 Grad Celsius wärmer. Bis zum Ende des Jahrhunderts (Zeitraum 2081 bis
2100) hängt die Erderwärmung vom gewählten Szenario ab (siehe Abb. unten): Im besten Fall
bleibt sie bei 0,3 bis 1,7 Grad Celsius (so beim erwähnten "Klimaschutz-Szenario" RCP 2.6),
sie könnte aber auch 2,6 bis 4,8 Grad Celsius betragen (bei zukünftig hohen TreibhausgasEmissionen, Szenario 8.5).
Wahrscheinliche zukünftige Entwicklung der Temperatur der Erdoberfläche für
verschiedene Emissionsszenarien. Die mittlere Abbildung zeigt die Ergebnisse verschiedener
Modellrechnungen für zwei Emissionsszenarien bis zum Jahr 2100, die Balken rechts den
Durchschnittswert 2081-2100 für vier Emissionsszenarien. Quelle der Abbildung: IPCC:
Climate Change 2013: The Physical Science Basis. Summary for Policymakers, eigene
Übersetzung.
Wetterextreme werden fast sicher zunehmen, sehr wahrscheinlich sind heißere und längere
Hitzewellen. Kalte Winter wird es gelegentlich auch in Zukunft geben. Auch extreme
Regenfälle werden sehr wahrscheinlich sowohl häufiger als auch heftiger werden, vor allem
in den mittleren Breiten und in den Tropen. Monsunregen werden wahrscheinlich zunehmen
und ein größeres Gebiet betreffen.
Wahrscheinlich werden Rückkoppelungen dazu führen, dass in Gebieten mit hoher
Umweltverschmutzung die Konzentration von erdnahem Ozon und von Feinstaub in der
Atemluft zunehmen wird.
Ozean
Die Weltmeere werden weiter erwärmt, besonders betroffen sind die tropischen Gewässer und
die subtropischen der Nordhalbkugel. Hier nimmt die Temperatur der oberen 100 Meter je
nach Szenario zwischen 0,6 und 2,0 Grad Celsius zu. Sehr wahrscheinlich wird die atlantische
Meeresströmung (der "Golfstrom") durch die Erwärmung abgeschwächt. Diese allgemeine
Tendenz kann von natürlichen Schwankungen überlagert werden. Ein Zusammenbrechen oder
eine abrupte Verlagerung der Meeresströmung im 21. Jahrhundert gilt als sehr
unwahrscheinlich, danach kann sie aber nicht ausgeschlossen werden.
Schnee und Eis
Sehr wahrscheinlich wird das arktische Meereis weiter zurückgehen. Je nach Szenario beträgt
der projizierte Rückgang im Sommer (September) zwischen 43 und 94 Prozent. Bereits vor
2050 könnte der arktische Ozean bei fortgesetzt sehr hohen Treibhausgas-Emissionen
(Szenario RCP 8.5) im Sommer eisfrei sein.
Das Volumen der Gletscher auf der Erde könnte bis zum Ende des Jahrhunderts je nach
Emissionen zwischen 15 und 55 (RCP 2.6) und 25 und 85 Prozent (RCP 8.5) zurückgehen.
Die Ausdehnung der Permafrost-Böden könnte zwischen 37 Prozent (RCP 2.6) und 81
Prozent (RCP 8.5) zurückgehen.
Meeresspiegel
Der Meeresspiegel wird sehr wahrscheinlich - und unabhängig vom Emissionsszenario während des 21. Jahrhunderts schneller ansteigen als in den letzten 50 Jahren, da die
Erwärmung der Weltmeere und das Abtauen der Eisschilde und Gletscher zunehmen. Das
Ausmaß des Anstiegs hängt aber vom Emissionsszenario ab: Die Spannweite des
wahrscheinlichen Anstiegs bis zum Zeitraum 2081 bis 2100 reicht von 26 bis 55 Zentimeter
für Szenario RCP 2.6 und von 45 bis 82 Zentimeter für Szenario 8.5 (bei dem der
wahrscheinliche Anstieg im Jahr 2100 zwischen 52 und 98 Zentimeter beträgt).
Wahrscheinlicher zukünftiger Anstieg des Meeresspiegels für verschiedene
Emissionsszenarien. Die mittlere Abbildung zeigt die Ergebnisse verschiedener
Modellrechnungen für zwei Emissionsszenarien bis zum Jahr 2100, die Balken rechts den
Durchschnittswert 2081-2100 für vier Emissionsszenarien. Quelle der Abbildung: IPCC:
Climate Change 2013: The Physical Science Basis. Summary for Policymakers, eigene
Übersetzung.
Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Anstieg auch deutlich stärker ausfällt, falls
Teile des antarktischen Eisschildes kollabieren. Die Wahrscheinlichkeit hierfür kann aber zur
Zeit noch nicht abgeschätzt werden. Der Anstieg des Meeresspiegels wird schon aufgrund der
Ausdehnung des erwärmten Wassers auch nach 2100 noch für viele Jahrhunderte
weitergehen, er könnte bis 2300 alleine hierdurch mehr als drei Meter betragen. Darüber
hinaus könnte das Abschmelzen der Eisschilde auf Grönland und in der Antarktis zu einem
noch deutlich höheren Anstieg führen. Deren Wahrscheinlichkeit kann mit heutigem Wissen
noch nicht abgeschätzt werden - aber das Abschmelzen des Eisschildes auf Grönland könnte
nach (noch unsicheren) neueren Erkenntnissen durch eine Temperaturerhöhung zwischen 1
und 4 Grad Celsius ausgelöst werden und würde langfristig zu einem Anstieg des
Meeresspiegels um sieben Meter führen.
Kohlenstoff- und andere biogeochemische Kreisläufe
Je nach Emissionsszenario werden von 2012 bis 2100 sehr unterschiedliche Mengen an
Kohlendioxid freigesetzt - von 270 Milliarden Tonnen Kohlenstoff (Szenario RCP 2.6) bis
1.682 Milliarden Tonnen (Szenario RCP 8.5). Die Ozeane werden sehr wahrscheinlich weiter
einen großen Anteil des freigesetzten Kohlendioxids aufnehmen. Unklarer ist das zukünftige
Verhalten der Land-Ökosysteme: Die meisten Modelle gehen davon aus, dass diese auch
zukünftig Kohlendioxid aufnehmen, nach manchen Modellen kommt es infolge des
Klimawandels und von Änderungen der Landnutzung aber auch zu einer Freisetzung von
Kohlendioxid. So könnte das Tauen der Permafrostböden große Mengen der dort
gespeicherten Treibhausgase Kohlendioxid und Methan freisetzten. Insgesamt ist es sehr
wahrscheinlich, dass ein größerer Anteil des freigesetzten Kohlendioxids in der Atmosphäre
verbleibt.
Die weitere Aufnahme von Kohlendioxid in die Weltmeere führt zu einer weiteren
Versauerung des Ozeans: Je nach Emissionsszenario sinkt der pH-Wert von 0,06 bis 0,32.
Geo-Engineering
Zur Bekämpfung der Erderwärmung wurden zahlreiche Maßnahmen des Geo-Engineering
vorgeschlagen, etwa eine Verringerung der Sonneneinstrahlung oder die Entfernung von
Kohlendioxid aus der Atmosphäre. Mit heutigem Wissen kann der potenzielle Beitrag solcher
Methoden zur Bekämpfung der Erderwärmung nicht abgeschätzt werden; sicher ist aber, dass
sie Nebenwirkungen haben. Eine Verringerung der Sonneneinstrahlung etwa würde den
Wasserkreislauf der Erde verändern und die Versauerung der Weltmeere nicht verhindern.
Würden die Maßnahmen aus irgendeinem Grund eingestellt, würden sehr wahrscheinlich alle
möglichen Effekte schnell wieder wirkungslos.
Neue Erkenntnisse gegenüber dem 4. Klimareport
Vorweg: Die wichtigste Erkenntnis aus dem 5. UN-Klimareport ist, dass die Erkenntnisse des
2007 erschienen >> 4. UN-Klimareports weitgehend bestätigt wurden. Das dort gezeichnete
Bild vom Ausmaß, den Ursachen und möglichen Auswirkungen des Klimawandels wurde
nicht wesentlich verändert. Sechs Jahre intensiver weltweiter Forschung haben keine
Tatsachen zutage gefördert, die das Bild revidiert hätten. Zu Entwarnung ist also kein Anlass:
Der Klimawandel bleibt eine zentrale Herausforderung der Zukunft.
Die neuen Erkenntnisse, die es den Forschern erlauben, im Detail ein genaueres Bild zu
malen, führen überwiegend sogar dazu, dass insbesondere die Gefährdungen durch den
Klimawandel höher eingeschätzt werden. So dürfte der Meeresspiegel schneller ansteigen
als zuvor erwartet: Der 4. UN-Klimareport ging noch davon aus, dass der Meeresspiegel bei
ungebremst ansteigenden Treibhausgas-Emissionen zum Jahr 2100 um 18 bis 59 Zentimeter
ansteigen würde, nach dem 5. UN-Klimareport würde der Anstieg in diesem Fall 28 bis 98
Zentimeter betragen. Auch könnte in diesem Fall der arktische Ozean bereits vor 2050 im
Sommer eisfrei sein; der 4. UN-Klimareport rechnete damit erst gegen Ende des Jahrhunderts.
Das Abschmelzen der grönländischen und antarktischen Eisschilde könnte zudem den
Anstieg des Meeresspiegel weiter erhöhen. Das Wissen der Klimaforscher reicht noch nicht
aus, um sich auf Wahrscheinlichkeiten hierfür einigen zu können, aber die Gefahr wird
deutlicher benannt als im 4. UN-Klimareport, und die genannten Zahlen sinken: Im 4.
Klimareport wurde nach davon ausgegangen, dass das grönländische Eisschild bei einer
Temperaturerhöhung der Erde irgendwo zwischen 1,9 und 4,6 Grad Celsius abschmelzen
könnte, im 5. Klimareport wird ein Temperaturbereich zwischen 1 und 4 Grad Celsius
genannt.
Das Abschmelzen des grönländischen Eisschildes würde zu einem Anstieg des
Meeresspiegels um weitere sieben Meter führen. Dass diese Gefahr ab einer
Temperaturerhöhung von 1,9 Grad Celsius gesehen wurde, war eines der Argumente dafür,
dass die Klimapolitik sich auf das Ziel geeinigt hat, die Erderwärmung auf höchstens 2 Grad
Celsius zu begrenzen. Die neuen Zahlen zeigen, dass dieses Ziel womöglich nicht ausreicht,
die Überflutung zahlreicher Küsten zu verhindern - wenn es denn überhaupt erreicht wird.
Weitere Informationen:
Der Bericht der Arbeitsgruppe 1 "Wissenschaftliche Grundlagen" und die offizielle
Zusammenfassung "Summary for Policymakers" können in englischer Sprache als pdf-Datei
auf der Webseite >> www.climatechange2013.org heruntergeladen werden.
(Der Bericht liegt zur Zeit als "finaler Entwurf" vor. Die fertige Fassung, an der noch
redaktionelle Bearbeitungen vorgenommen werden, soll im Januar 2014 veröffentlicht
werden. Dort werden auch die Änderungen aufgenommen werden, die notwendig sind, damit
der Bericht mit der Zusammenfassung übereinstimmt. Diese sind in einem >>
Änderungsbericht [pdf, 210 kB] zusammengestellt.)
Zur Zusammenfassung des vorherigen >> 4. UN-Klimareport.
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