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24.1 · Fortgeschrittener Hodentumor
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24.1.2 PEI
Patientenaufklärung
Polychemotherapie mit Cisplatin, Etoposid und Ifosfamid
Patientenaufkleber
Sehr geehrter Patient,
bei Ihnen wurde ein fortgeschrittener Hodentumor oder ein Hodentumor mit Absiedlung von Tochtergeschwülsten (Metastasen) festgestellt. Aus diesem Grund empfehlen wir eine Kombinationschemotherapie mit Cisplatin, Etoposid und Ifosfamid. Ein Zyklus umfasst dabei 21 Tage und die Therapie
wird nach folgendem Schema verabreicht:
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Gabe von Cisplatin 20 mg/m2 intravenös an den Tagen 1, 2, 3, 4, 5
Gabe von Etoposid 75 mg/m2 intravenös an den Tagen 1, 2, 3, 4, 5
Gabe von Ifosfamid 1200 mg/m2 intravenös an den Tagen 1, 2, 3, 4, 5
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Welche Vorbereitungen sind vor der ersten Gabe notwendig?
Da es sich bei Cisplatin um eine potenziell herz- und gehörschädigende Substanz handelt, müssen
alle Patienten vor der ersten Gabe eine Audiometrie (Gehörmessung) und ein EKG durchführen lassen.
Daneben muss vor Beginn der Therapie mit Ifosfamid eine Abflussstörung der ableitenden Harnwege
ausgeschlossen bzw. gegebenenfalls behoben werden.
Wie wird die Chemotherapie mit Cisplatin, Etoposid und Ifosfamid verabreicht?
Cisplatin, Etoposid und Ifosfamid sind in Deutschland zur Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Hodentumor zugelassen. Die Chemotherapie an den Tagen 1 bis 5 wird im Rahmen eines stationären Aufenthalts verabreicht. Alle drei Substanzen werden als Infusion über die Vene über einen
zentralen Venenkatheter oder ein Portsystem gegeben. Vor und nach der Gabe des jeweiligen Medikaments sind weitere Infusionen notwendig, um mögliche Nebenwirkungen zu verhindern oder zu
mildern sowie eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr des Patienten zu gewährleisten. In der Regel verbleiben die Patienten vom Zyklusbeginn bis Tag 7 in der Klinik. Danach sind regelmäßige Kontrollen
der Blutwerte und des Urins ambulant erforderlich. Da die drei Substanzen relativ häufig Übelkeit und
Erbrechen auslösen können, werden sie schon während der Therapie Tabletten (z. B. Aprepitant) und
Infusionen (z. B. Granisetron) erhalten, welche diese Nebenwirkungen erheblich reduzieren oder gänzlich verhindern können. Außerdem kann Ifosfamid die Entstehung von schweren Harnblasenentzündungen begünstigen, weshalb zur Vorbeugung solcher Entzündungen weitere Infusionen mit Mesna
(2-Mercaptoethansulfonat-Natrium) wichtig sind. Diese Kombinationschemotherapie kann zusätzlich
in mehr als 20 % der Fälle das Abwehrsystem der Patienten durch ein Absinken einer Untergruppe der
weißen Blutkörperchen stark schwächen und damit die Patienten einer erhöhten Infektionsgefahr aussetzen. Daher wird prophylaktisch ein Medikament (Filgastrim, Pegfilgastrim) als Injektion gegeben,
das ein Absinken der weißen Blutkörperchen bzw. einer ihrer Untergruppen verhindern soll.
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Kapitel 24 · Hodentumor
Wann sollten Cisplatin, Etoposid und Ifosfamid nicht gegeben werden?
Cisplatin darf nicht bei einer eingeschränkten Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance <45 ml/min) sowie bei einer Erniedrigung der weißen Blutkörperchen (Leukozyten < 3000/μl) und der Blutplättchen
(Thrombozyten <100.000/μl) gegeben werden. Bei eingeschränktem Hörvermögen (besonders Hochfrequenzbereich), bestehender Knochenmarkschädigung, akuten Entzündungen und wenn es bereits
durch Cisplatin zu einer Schädigung des Nervensystems gekommen ist, muss die Dosis reduziert oder
auf die Gabe verzichtet werden.
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Etoposid darf nur intravenös verabreicht werden. Bei schweren Leber- und Nierenschäden (KreatininClearance <15 ml/min) ist auf die Gabe des Medikaments zu verzichten. Ebenso verhält es sich bei
Vorliegen einer schweren Knochmarksfunktionsschädigung. Bei einer Leukopenie (Zahl der weißen
Blutkörperchen <2000/μl) oder Thrombozytopenie (Blutplättchen <50.000/μl) sollte kein Etoposid
gegeben werden. Sollten Störungen des peripheren Nervensystems vorliegen, darf die Therapie nur
unter strenger Beobachtung durchgeführt werden. Das Medikament enthält Alkohol und darf bei bestimmten Patienten (z. B. Alkoholiker, Leberkranke, Epileptiker) nicht oder nur unter Vorsicht angewandt werden.
Ifosfamid darf nicht bei akuten Blasenentzündungen gegeben werden. Auch hier sollte auf die Gabe
bei einer Leukopenie (Zahl der weißen Blutkörperchen <2500/μl) oder Thrombozytopenie (Blutplättchen <50.000/μl) verzichtet werden.
Cisplatin, Etoposid und Ifosfamid dürfen nicht bei Überempfindlichkeit gegen einen der Wirkstoffe
selbst oder gegenüber einem der Hilfsstoffe angewandt werden. Darüber hinaus sollten akute Entzündungen vor Therapiebeginn abgeklungen sein.
Bei Jugendlichen mit Hodentumoren muss eine entsprechende Dosisanpassung erfolgen!
Welche Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln sind zu erwarten?
Substanzen, bei denen ebenfalls eine Schädigung der Nierenfunktion möglich ist, sollten nicht oder
nur in reduzierter Dosis gleichzeitig mit Cisplatin gegeben werden. Dazu gehören bestimmte Antibiotika/Antimykotika (Aminoglykoside, Cephalosporine, Amphotericin B) und Entwässerungsmedikamente (Schleifendiuretika, z. B. Lasix®). Eine Dosisanpassung von Medikamenten gegen erhöhte
Harnsäure (z. B. Allopurinol) und gegen Krampfanfälle ist evtl. notwendig.
Etoposid kann durch seinen Alkoholgehalt grundsätzlich Einfluss auf die Wirkung anderer Arnzeimittel haben. Das Medikament sollte nicht verwendet werden mit den Wirkstoffen: Acetylsalicysäure, Phenylbutazon, Natriumsalicylat und Cyclosporin. Eine Antikoagulationstherapie mit Cumarinen
muss strenger überwacht werden, da die Wirkung durch Etoposid verstärkt werden kann.
Ifosfamid kann die Hautschädigung einer Strahlentherapie verstärken. Eine gleichzeitige Einnahme
nierenschädigender Medikamente muss streng überwacht werden (Aminoglykoside, Cisplatin, Amphotericin B oder Aciclovir). Auch folgende Medikamente sollten nur unter genauer Beobachtung neben
Ifosfamid verabreicht werden, weil sie entweder die Wirkung von Ifosfamid beeinflussen oder ihre eigene Wirkung beeinflusst wird: Warfarin, Antiemetika, Tranquilizer, Narkotika, Antihistaminika, Allopurinol,
Hydrochlorothiazid, Chlorpromazin, Trijodthyronin, Disulfiram (Antabus), Sulfonylharnstoffe, Phenobarbital, Phenytoin, Chloralhydrat, Suxamethonium. Grapefruits und Grapefruitsaft können die Wirkung
von Ifosfamid vermindern. Während der Therapie mit Ifosfamid sollte kein Alkohol konsumiert werden.
Die Kombination von Cisplatin, Etoposid und Ifosfamid verstärkt die knochenmarkschädigende
Wirkung der drei Einzelsubstanzen.
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Welche Nebenwirkungen sind zu erwarten?
Cisplatin:
Sehr häufige Nebenwirkungen (>10 %):
▬ Leuko-/Neutropenie (Erniedrigung der Gesamtzahl und/oder einer speziellen Untergruppe der
weißen Blutkörperchen)
▬ Anämie (Blutarmut)
▬ Thrombozytopenie (Erniedrigung der Blutplättchen mit erhöhter Blutungsneigung)
▬ Übelkeit, Erbrechen, Durchfall (mit Flüssigkeitsverlust), Appetitverlust, Bauchschmerzen
▬ Akutes Nierenversagen, Hyperurikämie (erhöhte Blutharnstoffwerte)
▬ Hörstörungen, Tinnitus (Ohrgeräusche)
Häufige Nebenwirkungen (1–10 %):
▬ Erhöhung der Bluteisenwerte, Hypercholesterinämie (Erhöhung der Blutfettwerte)
▬ Periphere Polyneuropathien (Nervenschädigungen), Parästhesien (Empfindungsstörungen), Verlust von Sehnenreflexen, Schmerzen, Krämpfe, Muskelschwäche, Bewegungseinschränkungen,
Geschmacksverlust, Hör-/Sehverlust, Taubheit
▬ Schwindel, Schwäche, Müdigkeit, Unwohlsein
▬ Ödeme, Venenreizungen und -entzündungen, Rötungen oder Geschwüre an der Einstichstelle
Etoposid:
Sehr häufige Nebenwirkungen (>10 %):
▬ Leuko-/Neutropenie (Erniedrigung der Gesamtzahl der weißen Blutkörperchen und/oder einer
speziellen Untergruppe)
▬ Anämie (Blutarmut)
▬ Thrombozytopenie (Erniedrigung der Blutplättchen mit erhöhter Blutungsneigung)
▬ Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit
▬ Haarausfall
Häufige Nebenwirkungen (1–10 %):
▬ Allergische Reaktion (Juckreiz, Fieber, Schüttelfrost, Herzrasen, Bronchospasmus, Atemnot, Blutdruckabfall)
▬ Müdigkeit, Schläfrigkeit
▬ Durchfall, Entzündung der Mundschleimhaut und/oder Speiseröhre
▬ Leberfunktionsstörungen (Erhöhung von alkalischer Phosphatase, GOT und Bilirubin)
Ifosfamid:
Sehr häufige Nebenwirkungen (>10 %):
▬ Leuko-/Neutropenie (Erniedrigung der Gesamtzahl der weißen Blutkörperchen und/oder einer
speziellen Untergruppe)
▬ Enzephalopathie (Hirnschädigung), Schläfrigkeit, Schwäche
▬ Übelkeit, Erbrechen
▬ Haarausfall
▬ Blutausscheidung im Urin (sichtbar und unsichtbar)
▬ Fieber
Häufige Nebenwirkungen (1–10 %):
▬ Infektionen
▬ Thrombozytopenie (Erniedrigung der Blutplättchen mit erhöhter Blutungsneigung)
▬ Nierenfunktionsstörung (Nephropathie) mit der Folge einer Übersäuerung des Bluts
▬ Blutige Harnwegsinfekte (hämorrhagische Zystitiden)
▬ Störung der Samenbildung (Spermatogenese)
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Zytostatika können prinzipiell die Bildung von Samenzellen verhindern oder stören. Damit keine Befruchtung von Eizellen mit fehlgebildeten Samenzellen erfolgt, empfehlen wir die Einhaltung von Verhütungsmaßnahmen bis 6 Monate nach Beendigung der Chemotherapie. Vor Therapiebeginn sollte
bei zeugungsfähigen Männern eine Samenspende und -konservierung diskutiert werden.
Auswirkung auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen:
Alle drei Substanzen können die Fähigkeit zum Führen von Fahrzeugen und zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigen. Daher ist erhöhte Vorsicht geboten.
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Ärztliche Maßnahmen, bzw. Medikamentengabe als Folge von Nebenwirkungen:
In einigen Fällen von Nebenwirkungen müssen Medikamente verabreicht werden. Übelkeit und Erbrechen klingen im Allgemeinen innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Behandlung ab und sprechen in der Regel auf entsprechende Medikamente (Antiemetika) an. Durch die Gabe von Allopurinol
können erhöhte Harnsäurewerte gesenkt werden. Dabei ist auf mögliche Wechselwirkungen dieser
Medikamente mit einem der Chemotherapiewirkstoffe zu achten. Somit es wichtig, dass Sie Nebenwirkungen registrieren und uns mitteilen, damit wir entsprechende Maßnahmen einleiten können.
In seltenen Fällen können die Medikamente in das umliegende Gewebe der Einstichstelle der Infusionsnadel austreten (Paravasat) und eine unerwünschte Gewebereaktion hervorrufen. Dann müssen
ggf. gezielte Maßnahmen von Ihrem behandelnden Arzt ergriffen werden.
Beim Auftreten anderer Nebenwirkungen, wie z. B. Überempfindlichkeitsreaktionen, können wir mit
einer medikamentösen Therapie entgegenwirken. Bitte teilen Sie uns daher alle beobachteten Nebenwirkungen mit.
Sollten eine dieser oder andere Nebenwirkungen auftreten, können Sie sich selbstverständlich jederzeit an uns wenden. (Tel.: ………… oder nachts Notfalldienst: …………). Beim Auftreten schwerer
Nebenwirkungen kann ein stationärer Krankenhausaufenthalt notwendig werden.
Anmerkungen zum Ablauf:
Vor und während der Chemotherapie werden regelmäßige Blutwertkontrollen notwendig, außerdem
sollten EKG, Urinuntersuchungen sowie Hörtest im Verlauf der Chemotherapie bzw. nach Therapieende wiederholt werden. Bei Beschwerden entsprechend eher.
Um Ihnen den Aufenthalt in unserer Klinik so angenehm und kurz wie möglich zu gestalten, bitten wir
Sie um Ihre Unterstützung:
Bitte faxen Sie uns einen Tag vor der geplanten Chemotherapie folgende aktuelle Blut- und Urinwerte zu, die in aller Regel bei Ihrem Hausarzt oder Urologen abgenommen werden:
Kreatinin, Harnstoff, Natrium, Kalium, GOT, GPT, alkalische Phosphatase, Bilirubin,
Differenzialblutbild und Urinstatus
Faxnummer: …………
Bei Rückfragen stehen wir Ihnen unter ………… zur Verfügung.
Vielen Dank für Ihre Mithilfe und mit den besten Wünschen für eine gute Zusammenarbeit und eine
erfolgreiche Behandlung,
Ihr Klinik-Team
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Patientenaufklärung
Polychemotherapie mit Cisplatin, Etoposid und Ifosfamid
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Chemotherapieschema:
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Gabe von Cisplatin 20 mg/m2 intravenös an den Tagen 1, 2, 3, 4, 5
Gabe von Etoposid 75 mg/m2 intravenös an den Tagen 1, 2, 3, 4, 5
Gabe von Ifosfamid 1200 mg/m2 intravenös an den Tagen 1, 2, 3, 4, 5
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Ärztliche Anmerkungen zum Aufklärungsgespräch:
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(Ort, Datum, Uhrzeit)
(Unterschrift der Ärztin / des Arztes)
● Über die geplante Chemotherapie sowie evtl. auftretende Nebenwirkungen wurde ich in einem
Aufklärungsgespräch mit Frau/Herrn Dr. _______________________ ausführlich informiert. Dabei
konnte ich alle mir wichtig erscheinenden Fragen über Art und Bedeutung der Behandlung, über
Risiken und mögliche Komplikationen sowie über Neben- und Folgeeingriffe und deren Risiken
stellen.
● Ich habe die Patienteninformation (Seiten 1 bis 4) erhalten und den Inhalt verstanden.
● Ich habe keine weiteren Fragen, fühle mich genügend informiert und willige hiermit nach ausreichender Bedenkzeit in die geplante Chemotherapie ein. Mit erforderlichen, auch unvorhersehbaren Erweiterungen der Behandlung bin ich ebenfalls einverstanden.
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(Ort, Datum, Uhrzeit)
(Unterschrift des Patienten)
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