Regionales Ernährungsnetzwerk Ingolstadt e.V. Ludwigstraße 11 85049 Ingolstadt Seite 1 von 2 Malus domestica – Der Apfel Malus domestica - Der Apfel Ein verkanntes Genie Anders als sein germanischer Name stammt der Apfel (german. Apitz) ursprünglich aus Mittelasien. Vor etwa 5000 Jahren begann die Paradiesfrucht ihren Siegeszug mit den Goten vorn Baltikum ans Schwarze Meer. Römer schließlich brachten noch in vorchristlicher Zeit den Baum und seine Früchte über die Alpen zu uns. Heute ist der Apfel die Hauptobstart der gemäßigten Klimazone und der weltwett meistverbreitete Obstbaum. Durch die immer stärkere Präsenz exotischer Erücht fristete die pralle Sammelbalgfrucht über Jahre ein ungerechtfertigtes Schattendasein. Zwar ist der Apfel in Form von Apfelmus, Apfelküchle, Apfelstrudel, Apfelkraut, Trockenäpfel, Gelee, Kuchenbelag, als Most oder Apelsaft und manchmal sogar als saftiger Snack zwischendurch ein beliebtes Früchtchen, sein wahres Können aber wird erst seit Kurzem wieder gewürdigt. Näher betrachtet strotzt unser heimischer Apfel förmlich vor wichtigen Nähr- und Pflanzenstoffen. Nicht umsonst wurde im Angetsächsischen das Sprichwort “One apple a day keeps the doctor away" geprägt. Die Bedeutung des Apfels liegt in seinem hohen ernährungsphysiologischen und diätetischen Wert Mit einem Energiegehalt von etwa 75 Kcal pro 15O g ungeschältem, rohem Apfel und einer Fülle an wichtigen lnhaltsstoffen leistet er in der Tat einen Beitrag zur gesunden Ernährung. Die Schalen sind besonders reich an Pektin, Vitamin C (ca. 10mg) und antioxidativ wirkenden Flavonoiden, weshalb sie auch immer mitverzehrt werden sollten. Der Grad des Vitamin C-Gehaltes variiert jedoch sehr stark und ist abhängg von der Sorte, dem Entwicklungsstadium zum Erntezeitpunkt (unreife Früchte enthalten kaum Vit. C) und den Wachstumsbedingungen. Auch die anschließende Lagerung und Zubereitung kann die Nährstoffdichte des Apfels negativ beeinflussen. Äpfel enthalten kaum Eiweiß (O,3 g pro Apfel), viel Wasser (85%), wenig Fett (0,9 g) und etwa 15 g verwertbare Kohlenhydrate. Was den Apfel so besonders macht, sind folgende Inhaltsstoffe • 4,5g Ballaststoffe • 2 mg Natrium • 216 mg Kalium • 11 mg Calcium • 15 mg Phosphor • O,5 mg Eisen • 0,05 mg Thiamin (Vit. B1) • 0,03 mg Riboflavin (Vit. B2) • 0,08 mg Pyridoxin (Vit. B6) • 10 mg Ascorbinsäure (Vit. C} • Betacarotin (Provitarnin A) • Folsäure Außerdem wichtige Gerbstoffe, Jod, Magnesium und bioaktive Fruchtsäuren wie Äpfel-, Zitronen-, Bernstein- und Milchsäure. Wichtig dabei ist, dass die Schale bis zu siebenmal höhere Konzentrationen aufweisen kann als das Fruchtfleisch. Dezember 2004 Regionales Ernährungsnetzwerk Ingolstadt e.V. Ludwigstraße 11 85049 Ingolstadt Seite 2 von 2 Malus domestica – Der Apfel Eigenschaft für Bluthochdruckpatienten. Während einer sogenannten hypertonen Kirse (> 180/100) empfehlen Ärzte Mahlzeiten aus ungesalzenem Reis und Apfelmus um den Kaliumspiegel zu erhöhen und damit den Blutdruck zu senken. Die Natriumarmut der Äpfel verstärkt diese Wirkung. Zudem ist Kalium ein unerlässlicher Mineralstoff für die Nervenreizübertragung, Nierenfunktion und Muskeltätigkeit. Wegen seines hohen Gehaltes an Fruchtsäuren, gilt der Apfel als “Zahnbürste der Natur", wenngleich er das Zähneputzen nicht ersetzen kann. Ein geriebener Apfel ist für Kinder immer noch ein bewährtes Hausmittel gegen Durchfall, wobei Äpfel generell, auch bei Gesunden, einen positiven Einfluss auf die Darmtätigkeit haben Seinem Vitamingehalt verdankt der Apfel seine Empfehlung zur Vermeidung von Skorbut, Zahnfleischbluten und Lockerung der Zähne. Der hohe Pektinanteil verleiht dem Apfel eine besonders aktuelle Wirkung, denn Pektin zählt zur Gruppe der Ballaststoffe, die im Darm das schädliche LDL-Cholesterin binden und somit seine Wiederaufnahme in die Blutbahn verhindern können. Wissenschaftliche Studien belegen die LDL-senkende und zugleich HDL-erhöhende Wirkung dieser Ballaststoffe. Zugleich profitiert auch die Darmflora von diesen Ballaststoffen, was eine verbesserte Immunfunktion des Darmes bewirkt. Zum medizinischen Potential von Gerbstoffen (hier v.a. Malid- und Tartarinsäure) und Flavonoiden (sog. Sekundäre Pflanzenstoffe) gibt es noch viel Forschungsbedarf. Was allerdings bereits jetzt ausreichend beschrieben ist, sind die antioxidativen Wirkungen dieser Stoffe. Über diese Eigenschaft können sie die Entstehung und das Fortschreiten von Atherosklerose und Krebserkrankungen vermindern und auch zur Stärkung der Abwehrkräfte beitragen. Nicht zuletzt ist der Apfel ein ideales Lebensmittel zum Abnehmen, denn sein geringer Energieanteil bei gleichzeitig hohem Ballaststoffsanteil machen ihn zur sättigenden Nährstoffbombe für zwischendurch. Nicole Binder Diplom-Okotrophologin Ouellen: Bandel, Lothar: Wissenswertes über Früchte und Gemüse. Gardezl Verlag, St. Augustin,1999 Böge, Stefanie: Äpfel- Vom Paradies bis zur Verführung im Supermarkt. Dortmunder Vertrieb für Bauund Planungsliteratur; Dortmund, 2003 Brandt, Eckhart: Brandts Apfellust- Alte Apfelsorten neu entdeckt. Mosaik Verlag, 2000 Liebster, Günter: Warenkunde Obst. Walter Hädecke Verlag , Weil der Stadt 1999 Böge, Stefanie: Apfel- Vom Paradies bis zur Verführung im Supermarkt. Dortmunder Dezember 2004