Winterblühende Topfpflanzen Tipps von Ing. Stephan Ludescher Winterblühende Topfpflanzen bringen Farbe in die trüben Herbst- und Wintertage. Denn jetzt ist die Sehnsucht nach Blüten, Duft und Frische besonders groß. Viele der winterblühenden Topfpflanzen sind schon seit Jahrzehnten beliebte Begleiter in unseren Wohnungen. Manche gibt es schon so lange, dass ihnen sogar ein etwas verstaubtes Image anhaftet, doch spätestens wenn Sie in einer Gärtnerei die Farbenpracht erblicken, werden Sie sehen: Von verstaubt kann hier keine Rede sein! Ing. Stephan Ludescher Weihnachtsstern (Euphorbia pulcherrima) Der Klassiker unter den Winterblühern in der Adventzeit ist bestimmt der Weihnachtsstern, auch Poinsettie genannt. Die Pflanze stammt aus Mexiko, gehört zur Familie der Wolfsmilchgewächse und blüht in ihrer Heimat als Kurztagspflanze in den Wintermonaten. Kurztagspflanze heißt, der Weihnachtsstern benötigt weniger als 12 Stunden Tageslicht, sonst verfärben sich die Hochblätter nicht. Es sind nämlich die Hochblätter, der Gärtner spricht von Brakteen, die in Rot, Rosa und Weiß oder auch zweifärbig Blicke auf sich ziehen. Schon der Schein einer Leselampe oder Straßenlaterne reicht aus, um diese gewünschte Umfärbung zu stören. Die eigentlichen Blüten, im Fachjargon Cyathien genannt, sind eher unscheinbar in der Mitte der Hochblätter gelegen. Blüten umgeben von bunten Hochblättern Weihnachtsstern dekoriert 1 Standort und Pflege: Der Weihnachtsstern fühlt sich in unseren geheizten Wohnungen richtig wohl. Helle Standorte, z.B. in der Nähe der Fenster, und Temperaturen um 20 °C sowie trockene Luft verträgt er bestens. Also, wie gemacht für uns. Empfindlich reagieren die Topfpflanzen jedoch auf Zugluft und Kälte. An kalten Tagen sind die Pflanzen unbedingt vor tiefen Temperaturen zu schützen, auch wenn der Heimweg von der Gärtnerei nur kurz ist. Gießen Sie den Weihnachtsstern, sowie der Erdballen zu trocknen beginnt. Die Fühlprobe mit einem Finger ist hier ein verlässliches Hilfsmittel. Ganz wichtig ist das Entfernen des sich im Übertopf oder Untersetzer nach dem gießen ansammelnden Wassers. Stauende Nässe ist Gift für den Weihnachtsstern und führt rasch zu Wurzelschäden bis hin zum Absterben. An kühleren Standorten, moderne Sorten halten schon Temperaturen ab 15 °C aus, sind die Pflanzen trockener zu halten. Benetzen Sie die Blätter beim Gießen möglichst nicht, sonst stellen sich rasch pilzliche Probleme ein. Buschige Poinsettien-Ampel in weiß. Weihnachtssterne aus dem gärtnerischen Fachhandel sind in der Regel gut mit Vorratsdünger versorgt. Hier reicht lediglich wässern, um die Nährstoffe verfügbar zu machen. Färben sich die unteren Blätter hellgrün, können Sie mit Flüssigdünger ein Mal pro Woche die fehlenden Nährstoffe ergänzen. Wussten Sie, dass Weihnachtssterne auch gut als Schnittblumen zu verwenden sind? Nach dem Schnitt soll der austretende Milchsaft in lauwarmem Wasser ausbluten können, danach sind die Triebe für die Vase bereit. Zyklame, Alpenveilchen (Cylamen persicum u. a.) Ebenfalls ein Dauerbrenner in unseren Haushalten ist die aus Persien und dem östlichen Mittelmeerraum stammende Zyklame. Sie gehört zu den Primelgewächsen und findet sich als Mini-, Midi- oder normalgroße Pflanze in unseren Gärtnereien. Durch züchterische Anpassung stehen uns Zyklamen von August bis ins Frühjahr zur Verfügung. Viele der 16 ursprünglichen Arten sind genetisch durch hundertfünfzigjährige Züchtung in den heutigen Zimmerpflanzen verewigt. Sie finden jetzt sogar gekräuselte 2 oder stark geschwungene Blütenblätter in allen Farbtönen zwischen Weiß und Rot und auch mehrere Duft-Zyklamen sind zu finden. Einige Sorten halten sogar leichte Fröste aus und eignen sich für die Grabbepflanzung in milden Lagen. In ihrer Heimat überdauern Zyclamen sommerliche Hitzeperioden mit bis zu 40°C laublos in das knollige Rhizom zurückgezogen. Erst bei kühleren und feuchteren Bedingungen treiben sie wieder Blätter und Blüten hervor. Zyklamen mit schöner Blütengarnierung Standort und Pflege: Zyklamen eigenen sich ideal für kühle, luftige und helle Räume. Gegossen sollte immer über den Untersetzer werden, da nasse Blätter und Knollen rasch zu Problemen mit Grauschimmel, einer gefürchteten Pilzkrankheit, führen. Während und nach dem Blühen ist die Pflanze gleichmäßig feucht zu halten, wöchentlich flüssig nachzudüngen und auch hier Staunässe zu vermeiden. Welke Blätter und faule Blüten werden regelmäßig mit einem leichten Ruck entfernt. Bleiben Stielreste zurück, bildet sich leicht Grauschimmel, also sorgsam vorgehen. Zyklame mit gefransten Blüten Will man Zyklamen wieder zum Blühen bringen, wird im Hochsommer etwas weniger gegossen und das Düngen eingestellt, der Ballen darf aber nicht ganz austrocknen. Die Pflanzen können im lichten Schatten übersommern, bis sich im September wieder ein Neuaustrieb entwickelt. Dann setzt man die Pflanzen in humose Blumenerde um, wässert wieder normal und düngt regelmäßig. Die Blüten sind bis zu drei Wochen als Schnittblumen haltbar, wenn die Stiele vor dem Wässern unten etwa 2 – 3 cm gespalten werden. Azalee (Rhododendron simsii Hybriden) Diese Wintergäste stammen ursprünglich aus Japan und China und wurden in den letzten Jahrzehnten züchterisch stark verändert. Als Moorbeetpflanzen lieben sie torfige Erde und entsprechend weiches Wasser. Topfazaleen blühen von Rot über Rosa und Weiß. 3 Standort und Pflege: Azaleen brauchen einen ständig feuchten Wurzelballen und hohe Luftfeuchtigkeit aber keine Staunässe. Dies gilt besonders in der Blütezeit. Ein Tauchbad des Wurzelballens für mehrere Minuten in weichem Wasser, z. B. Regenwasser, tut den Pflanzen von Zeit zu Zeit gut. Blühende Topfazaleen sollten durch wöchentliche Flüssigdüngung mit Nährstoffen versorgt werden. Übrigens, düngen Sie nie auf trockene Erde! In diesem Fall sollten Sie vorwässern und dann erst auf den feuchten Erdballen düngen. Eine hohe Nährstoffkonzentration Azalee mit einfachen Blüten im Substrat kann den Wurzeln noch die letzte Feuchtigkeit entziehen und sie somit dauerhaft schädigen. Während der Blüte ist eine Temperatur von 12 – 15 °C am idealsten. Nach dem Verblühen sind die unschönen Blütenreste zu entfernen. Jetzt kann die Pflanze zurück geschnitten werden. Bis Mai sind alle jungen, weichen Triebe einmal zu pinzieren, also mit dem Fingernagel abzuknipsen. Das regt die Verzweigung an und ergibt schön buschige Pflanzen. Ab Mai siedeln die Azaleen an lichte, aber nicht vollsonnige Plätze im Garten. Hier erhalten Sie die nötige Wärme zur Blütenbildung. Danach führt eine Kühlphase von mehreren Wochen zu früher Blütenbildung. Regelmäßiges Wässern und Füttern mit speziellem Rhododendrendünger ist bis kurz vor dem ersten Frost beizubehalten. Dann folgt wieder die Übersiedelung ins Zimmer. Kissenprimel (Primula vulgaris, syn. P. acaulis) Diese aus Kleinasien stammenden Pflanzen sind der Inbegriff für Frühling. Im Fachhandel werden verschiedenste Größen angeboten um uns diesen frühzeitig in die Wohnungen zu holen. Aber aufgepasst: Primel ist nicht gleich Primel. Es ist ein Unterschied, ob die Pflanzen aus Engstand kommen oder bei ausreichend Platz kultiviert große Blattrosetten und viele Blüten ausbilden können. Als Topfpflanzen sind Kissenprimeln von Dezember bis April in Kissenprimel mit gefüllten Blüten den Gärtnereien erhältlich. Über einer Blattrosette bilden Kissenprimel zahlreiche Blüten aus. In den letzten Jahren bereichern gestielte Primelsorten (Primula elatior u. P. veris sowie Kreuzungen davon) und gefüllt blühende Kissenprimel das Sortiment. 4 Primula elatior Standort und Pflege: Kissenprimel lieben helle, sehr kühle Standorte. Je wärmer sie stehen, desto kürzer ist die Blütendauer. Gute Sorten halten Temperaturen bis -5 °C aus. Sie eigenen sich somit auch für Frühlingskombinationen im Freien. Nach dem Verblühen können sie sogar ins Freie gepflanzt werden, wo robuste Sorten durchaus für Jahre Fuß fassen. Primeln lieben wie die meisten Landpflanzen ebenfalls keine Staunässe. Diese führt zu Wurzelschäden und Krankheiten. Primeln lieben gute Gärtnererde. Diese versorgt sie mit Langzeitdünger und enthält Ton. Beides hilft Trockenphasen leichter zu überdauern. Becherprimel (Primula obconica) Eine schöne Zimmerpflanze stellt die Becherprimel dar. Diese aus China und Tibet stammende fand ihren Weg über England nach Europa, wo sie seit etwa 140 Jahren bekannt und beliebt ist. Sie blüht in klarem Rot, Rosa, Hellblau und Orange, aber auch zweifärbig. Manchmal werden sogar gefüllte und gefranste Sorten angeboten. Alte Sorten der Becherprimel waren verrufen, da sie das Sekret Primin absonderten, welches bei vielen Menschen allergische Reizungen der Schleimhäute hervorrief. Die heute in den Gärtnereien kultivierte Sorte „Touch me“ ist Primin-frei und somit auch für Allergiker kein Problem mehr. Becherprimel blühen das ganze Jahr über, Höhepunkte bilden aber Herbst und Frühjahr. Becherprimel zweifärbig Standort und Pflege: Becherprimel lieben temperierte Standorte. Sie benötigen nur wenig Feuchtigkeit im Wurzelballen. Wenn sie zu nass stehen, bilden sich chlorotische Blattaufhellungen, verursacht durch die Eisenfestlegung im Substrat. Auch Trockenheit und die damit verbundenen hohe Salzkonzentrationen in der Erde führen zu Vergilbungen der Blattränder, die später eintrocknen. Ausgewogenes, aber eher vorsichtiges Wässern ist ideal. Regelmäßiges Düngen in niedriger Konzentration alle zwei Wochen, im Winter alle vier Wochen, versorgt die Pflanzen mit allem, was sie braucht. So gepflegt sind Becherprimel sehr haltbare Dauerblüher. Die Tipps von Ing. Stephan Ludescher wurden von Ing. Harald Rammel, Landwirtschaftskammer Vorarlberg, zusammengefasst und bebildert. 5