rbb PRAXIS sucht Ihre Krankengeschichte! Sie haben gesundheitliche Beschwerden? Sie sind schon bei verschiedenen Ärzten gewesen und haben immer noch keine klare Diagnose? Sie wären bereit, sich einer Live-Diagnose im Studio zu unterziehen? Sie wohnen in Berlin oder Brandenburg? Wir können Ihnen vielleicht helfen. Dann bitten wir Sie, uns kurz Ihre Krankengeschichte zu schildern und Kopien Ihrer Arztbefunde zu schicken. Wenn möglich, legen Sie bitte ein Foto von sich bei. Wir arbeiten mit einer Reihe von Ärzten zusammen, die zur Live-Diagnose zu uns ins Studio kommen. Vielleicht finden wir Ärzte, die Ihnen helfen könnten. Schreiben Sie uns eine E-Mail und schicken Sie Arztbefunde als Anhang an: [email protected] oder schicken Sie uns alles per Post an: Redaktion rbb PRAXIS Masurenallee 8-14, 14057 Berlin rbb Praxis – Das Gesundheitsmagazin am 10.02.2016, 20.15 - 21.00 Uhr Die Themen Zwerchfellbruch – verkannte Brustschmerzen Guillain-Barré-Syndrom Durchbruch in der Diabetes-Therapie? Dicke Beine trotz Diät: Lipödem Zwerchfellbruch – verkannte Brustschmerzen Heftiger Schmerz im Brustkorb ist typisch für einen Herzinfarkt. Doch wenn das EKG unauffällig bleibt, müssen Arzt und Patient auch an andere Ursachen denken: etwa an einen Zwerchfellbruch. Auch der kann starke Brustschmerzen auslösen und bleibt nicht selten unerkannt. Das Zwerchfell ist ein kuppelförmiger Muskel zwischen der der Brust- und der Bauchhöhle. Seine Hauptaufgabe: Der Muskel unterstützt die Organe und Strukturen im Brustraum bei der Atmung. Beim Einatmen dehnt sich das Zwerchfell nach unten aus – und vergrößert den Raum für die sich ausdehnende Lunge. Beim Ausatmen kontrahiert die Muskulatur, das Zwerchfell zieht sich wieder nach oben zusammen. Neben dieser Atemfunktion kommt dem Zwerchfell die Aufgabe zu, die Organe des Brustraumes von denen des Bauchraumes zu trennen. Die Zwerchfellhernie ist eine Alterserscheinung Durch eine kleine Lücke im Zwerchfell treten die Luft- und Speiseröhre in den Bauchraum nach unten über. Vergrößert sich der Durchgang mit den Lebensjahren, kommt es zu einem sogenannten Zwerchfellbruch. Experten sprechen auch von 1 Zwerchfellhernie oder Hiatushernie. Die Ursache für einen Zwerchfellbruch ist einfach: Im Laufe des Lebens kann das Muskelgewebe des Zwerchfells an Straffheit verlieren. Zusätzliche Risikofaktoren für einen Zwerchfellbruch sind Übergewicht, Rauchen oder starkes Pressen bei körperlicher Anstrengung. Der Zwerchfellbruch ist der häufigste Grund für saures Aufstoßen und Sodbrennen. Bleibt der muskuläre Verschluss zwischen Speiseröhre und Magen über längere Zeit funktionsuntüchtig, kann wiederholt saures Sekret nach oben schwappen und die empfindliche Speiseröhrenschleimhaut entzündet sich. Der nach oben verlagerte Magen kann auch aufs Herz drücken. Dann ähneln die Beschwerden denen eines Herzinfarktes. Oft tritt aber auch Magensäure in die Speiseröhre über. Verschlimmert wird die Situation durch Übergewicht, eine erhöhte Magensäureproduktion z. B. durch Alkohol, Nikotin oder Medikamente sowie eine Schwangerschaft. Wenn durch die Öffnung weitere Organe aus dem Bauchraum in den Brustraum gleiten, können im schlimmsten Fall Darmschlingen eingeklemmt werden und absterben. Es gibt jedoch auch große Brüche, die gar keine oder kaum Symptome verursachen und relativ kleine Brüche mit massiver Refluxsymptomatik. Brustschmerzen müssen diagnostisch abgeklärt werden Wer entsprechende Schmerzen bei sich bemerkt, sollte eine Rettungsstelle aufsuchen. Hier ermitteln die Ärzte mittels EKG, CT, im Röntgenbild, einer Magenspiegelung und anderen diagnostischen Verfahren, ob die Ursache der Brustschmerzen im Herzen oder im Zwerchfellmuskel liegt. Bei heftigeren Beschwerden führen Experten eine Operation durch. Das Ziel eines solchen Eingriffs ist immer, die Öffnung im Zwerchfell wieder so zu verkleinern, dass der Magen nicht mehr nach oben rutschen kann. Der operative Eingriffe, die so genannte Fundoplikatio kann in einer offenen Operation oder minimal-invasiv durchgeführt werden. In einigen Kliniken wird die Zwerchfellhernie routinemäßig mit einen OP-Roboter operiert. Der Computer bietet eine 3-DVisualsierung und eine starke Vergrößerung des Operationsgebietes, so dass sich besonders präzise arbeiten lässt. In dem rund 60-minütigen Eingriff verengen die Chirurgen zunächst die Durchtrittsstelle der Speiseröhre im Zwerchfell. Dann näht der Chirurg ein Stück des oberen Magens wie eine Manschette um die Speiseröhre und bildet damit eine Rückflusssperre für den sauren Mageninhalt. Im gleichen Eingriff verkleinert er auch die Lücke im Zwerchfell. Für Betroffene mit Sodbrennen erübrigt sich normalerweise danach die Medikamenteneinnahme. Allerdings sind auch Operierte nicht vor einem Rückfall gefeit. Meist ist der Zwerchfellbruch ein Routineeingriff, der in aller Ruhe geplant werden kann. Nur selten entsteht durch eine Zwerchfellhernie eine akut bedrohliche Situation. Dann kann es durch den Druck auf das Herz sogar zu einem Kreislaufkollaps kommen. Experte im Beitrag: Dr. med. Dipl. oec. Colin M. Krüger Minimalinvasive Chirurgie, Gefäßchirurgie Vivantes Humboldt-Klinikum Am Nordgraben 2 13509 Berlin Tel.: 030 - 130 12 1351 2 Guillain-Barré-Syndrom Das durch bestimmte Mückenarten übertragene Zika-Virus breitet sich in Lateinamerika rasant aus. Kürzlich meldeten mehrere Länder nun auch einen möglichen Zusammenhang zwischen einer Infektion mit dem Zika Virus und der Nervenlähmung Guillain-Barré-Syndrom. Das Zika-Virus hält die Welt seit ein paar Wochen in Atem. Zunächst wurden allein in Brasilien tausende Babys, deren Mütter mit dem Virus infiziert waren, mit Mikrozephalie geboren. Experten nehmen an, dass der Erreger bei Embryos im Mutterleib möglicherweise diese Schädel- und Hirnfehlbildung auslösen kann. Geistige Behinderungen sind die Folge. Nun zeigte sich in mehreren südamerikanischen Ländern, dass das Zika-Virus vermutlich auch mit schweren Fällen der Nervenerkrankung Guillain-Barré-Syndrom (GBS) zusammenhängen könnte. Drei Menschen sind in Kolumbien bereits daran gestorben. In Französisch-Polynesien ging ein Zikavirenausbruch bereits 2013/2014 mit einem Anstieg des Guillain-Barré-Syndroms einher. Das Guillain-Barré Syndrom ist eine sogenannte akute Polyradikulitis, es entzünden sich dabei mehrere Nerven. Ursache ist eine Infektion mit Viren oder Bakterien, wie z.B. bestimmten Durchfallerregern, bestimmtem Herpesviren oder wie jetzt vermutet ZikaViren. Daraufhin bildet das körpereigene Immunsystem Antikörper, die sowohl gegen die Erreger als auch „aus Versehen“ gegen die eigenen Nerven gerichtet sind. Durch diese so genannte Antikörper-Kreuzreaktion wird die Schutzschicht der Nerven geschädigt und dadurch die Funktion der Nerven gestört. Typisch ist eine rasch zunehmende, symmetrische Beinschwäche bis hin zur vollständigen Lähmung. Arme und Hände sind seltener betroffen, es kann aber auch eine Lähmung aller Extremitäten auftreten. Dazu kommen häufig Sehstörungen und Doppelbilder sowie Schluck- und Sprechstörungen. In ausgeprägten Fällen kann es sogar zu Atemstörungen kommen, die eine künstliche Beatmung notwendig machen. Wegen der Gefahr des Atemstillstands und eines möglichen Herzversagens müssen die Erkrankten in den ersten Tagen auf einer Intensivstation überwacht werden. Oft bleibt die eigentliche Ursache des GBS – die Infektion mit Viren oder Bakterien – unbemerkt. Bei unklaren Lähmungen sollte man schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen. Die Behandlung besteht aus einer Infusion von Immunglobulinen. Diese sollen die Antikörper „binden“ und damit die Wirkung auf die Nerven unterbrechen. Mittels einer Blutwäsche (Plasmapherese) kann zusätzlich versucht werden, die Antikörper aus dem Blut zu entfernen. In der Regel erholen sich die Patienten innerhalb einiger Wochen vollständig. In manchen Fällen dauert es jedoch Monate oder sogar Jahre. Wichtig ist eine konsequente Krankengymnastik zur Kräftigung der geschwächten Muskeln. Experte im Beitrag: Prof. Dr. Andreas Meisel Klinik für Neurologie mit experimenteller Neurologie Charité – Campus Mitte Charitéplatz 1 10117 Berlin http://neurologie.charite.de/ 3 forschung/arbeitsgruppen/clinical_neuroscience_andreas_meisel/ Durchbruch in der Diabetes-Therapie? Diabetiker haben ein deutlich höheres Risiko einen Herzinfarkt zu bekommen als Gesunde. Doch ein neues Medikament macht den Betroffenen jetzt Hoffnung: ein Blutzuckersenker, der auch dabei helfen soll abzunehmen und den Blutdruck zu senken. Doch hält das Medikament wirklich, was es verspricht? Diabetes ist eine chronische Erkrankung, die mit weitreichenden Spätfolgen wie Blindheit, Amputation oder Dialyse einhergehen kann. Doch es gibt auch ein zentrales Organ, das bei Diabetiker extrem gefährdet ist: das Herz. Einerseits schadet der „honigsüße Durchfluss“, wie man früher Diabetes nannte, dem Organ direkt. Andererseits wird die Gefahr der Spätfolgen für das Herz oft verharmlost. Das Risiko von Diabetikern für Herz-Kreislauferkrankungen ist aber doppelt so groß wie für Gesunde. Geschätzt geht weltweit jeder zehnte Herztod auf das Konto von Diabetes. Vor allem Betroffene selbst realisieren diese Gefahr oft nicht. Denn viele Diabetiker fühlen sich gesund, sie haben keine Beschwerden. Vorboten wie Angina pectoris, Luftnot, Engegefühl in der Brust oder Schmerzen im Oberarm sind ihnen oft nicht bekannt. Experten aber wissen: Jeder Diabetiker ist von Beginn an auch ein Herzpatient. Oft ist der Herzinfarkt der erste Hinweis auf Diabetes Was aber richtet der erhöhte Blutzucker am Herzen an? Er schadet kleinen Gefäßen, so erreicht weniger Sauerstoff das Herz. Er sorgt dafür, dass die Herzkranzgefäße schneller verkalken als bei Gesunden. Er verändert die Herzstruktur. Das Herz pumpt nur noch mit halber Leistung, auch im Körper kommt weniger Sauerstoff an. Zudem greift der erhöhte Zucker aber auch die Gefäße im Gehirn, der Niere und den peripheren Arterien an. Auch Schlaganfälle und die periphere arterielle Verschlusskrankheit drohen dem Diabetiker häufiger als Gesunden. Nicht selten ist der Herzinfarkt selber sogar der erste Hinweis auf einen Diabetes. In Deutschland stirbt mindestens jeder zweite Diabetiker an einem akuten Herzinfarkt. Zudem sind die Risiken für die Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen, koronare Herzerkrankung und die Herzmuskelentzündung erhöht. Neues Medikament hilft vor allem herzkranken Diabetikern Einer aktuellen Untersuchung zufolge profitieren nun vor allem diese Diabetes-Patienten mit Herz-Kreislauferkrankungen von einem neuen Wirkstoff. In der groß angelegten Studie besserte sich vor allem der Blutdruck der Probanden. Es trägt den Namen Jardiance® und enthält als Wirkstoff Empagliflozin. Das Medikament gehört in die Gruppe der sogenannten SGLT2-Hemmer. Neu ist vor allem dessen Wirkprinzip: Der Wirkstoff reguliert den Blutzucker und reduziert zugleich das Gewicht – und zwar völlig unabhängig von der Insulinausschüttung und -wirkung im Körper. Nehmen wir zum Beispiel Kohlehydrate mit der Nahrung auf, erhöhen sie den Blutzucker. Bei Patienten mit Empagliflozin werden nun aber zunächst bestimmte Rezeptoren in der Niere blockiert. Normalerweise sorgen die Rezeptoren dafür, dass die Zuckernährstoffe ins Blut gelangen. Durch ihre Hemmung scheidet die Niere übermäßigen Zucker vorher direkt über den Harn aus. Ergebnis: Der Blutzucker 4 normalisiert sich langfristig. Das Gewicht sinkt durch die reduzierte Menge an aufgenommenen Kalorien. Im Schnitt scheiden Patienten überschüssigen Zucker bei einem Blutzuckerwert von etwa 180 mg/dl Zucker mit dem Urin aus. Mit dem SGLT2-Hemmer geschieht das schon ab einem Wert von circa 120 mg/dl. Bis zu 80 Gramm Glucose pro Tag können auf diesem Weg über die Niere ausgeschieden werden. Das entspricht in etwa 320 kcal Energieeinsparung. Vorsicht vor Unterzuckerungen Vor allem Patienten, die gleichzeitig Insulin einnehmen, müssen mit dem neuen Medikament aufpassen, dass sie nicht zu wenig Zucker zuführen. Sonst drohen Unterzuckerungen. Prinzipiell macht Empagliflozin zwar keine Unterzuckerung. In Kombination mit dem Hormon Insulin kann es jedoch schnell passieren, dass der Zucker zu niedrig ist und die Schwelle zur Unterzuckerung früher als gewöhnlich erreicht wird. Wichtig ist daher, dass das Insulin an die neue Medikation angepasst wird. Meist führt die Kombination sogar dazu, dass die Hormondosis gesenkt werden kann. Herzspezialisten und Diabetologen sind überzeugt, dass Empagliflozin für viele Patienten von großem Vorteil ist. Als Monotherapie ist es zugelassen, wenn Diät und Bewegung allein den Blutzucker nicht ausreichend senken und die Patienten bei Metformin Unverträglichkeiten zeigen. Darüber hinaus dürfen Ärzte Empagliflozin in Kombination mit anderen blutzuckersenkenden Arzneimitteln, einschließlich Insulin, einsetzen, wenn diese den Blutzucker zusammen mit Diät und Bewegung nicht ausreichend kontrollieren kann. Wie häufig die Patienten allerdings von den Vorteilen profitieren werden, wird sich zukünftig zeigen. Denn nach dem AMNOG-Verfahren hatte Empagliflozin wie die anderen zwei hierzulande zugelassenen SGLT2-Hemmern 2014 keinen Zusatznutzen vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) bescheinigt bekommen. Dies war allerdings vor Erscheinen der neuen Studie im 2015, die zu dem Ergebnis kam, dass Jardianca bei Diabetes-Typ2-Patienten mit HerzkreislaufBeschwerden, das Sterblichkeitsrisiko um etwa ein Drittel (32 Prozent) senkt. Das IQWIG hat seine Einschätzung seitdem nicht aktualisiert. Der Gemeinsame Bundesausschuss der Krankenkassen, Ärzte und Kliniken (G-BA), hat im Januar2016 eine KostenÜbernahme für Jardiance und einen den zweiten auf dem Markt befindlichen SGLT2Hemmer Dapagliflozin Forxiga beschlossen. Diabetesexperten halten Zusatznutzen für angemessen Aus Sicht der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) ist dies eine Fehlentscheidung, die auch viele internationale Diabetesexperten nur mit Unverständnis und Ablehnung zur Kenntnis genommen haben. Darüber hinaus entspricht dies auch nach aktuellen Therapieempfehlungen der Amerikanischen und Europäischen Diabetes Gesellschaft vom Januar dieses Jahres nicht mehr dem medizinischen Standard. In Deutschland hat somit keiner der SGLT2-Hemmer Dapagliflozin, Empagliflozin und Canagliflozin einen bescheinigten Zusatznutzen, obgleich dieses Therapieprinzip bereits in circa 40 Ländern der Welt Eingang in die Diabetestherapie gefunden hat. Doch ganz gleich, ob es ein neues Medikament und damit eine neue Hoffnung für Diabetiker mit Herzproblemen gibt: Wichtig ist immer auch die Eigeninitiative der Patienten. Sie müssen darauf achten, dass ihr Blutdruck und der Langzeit- 5 Blutzuckerwert HbA1c gut eingestellt sind. Der HbA1c-Wert erlaubt einen Rückschluss auf die Höhe des Blutzuckers der letzten sechs bis acht Wochen. Beim Gesunden liegt er bei etwa fünf Prozent, für herzkranke Diabetiker empfehlen Experten zwischen sieben und siebeneinhalb Prozent. Werte drunter und drüber erhöhen das Risiko für Herzversagen. Regelmäßig sollten Patienten zudem ihr Herz, die Gefäße und die Nieren checken lassen. Ein Ernährungs- und Bewegungsplan hilft beim Abbau des meist bestehenden Übergewichts. Gesunde Ernährung kann beginnenden Diabetes verhindern Neben der regelmäßigen Kontrolle der Werte kommt auch der Ernährung eine Schlüsselrolle zu. Für Diabetiker empfohlen wird eine fettarme, fleischarme gesunde Kost. Statt Butter und Wurst kommen Frischkäse mit Tomate aufs Brötchen, dazu Rohkost. Insgesamt sollten Diabetiker ausprobieren, ob sie ihr Gewicht und ihren Blutzucker regulieren, indem sie weniger Brot, Nudeln und Kartoffeln, also weniger Kohlehydrate, essen. Oder ob sie eher von einer fettarmen Kost profitieren, das ist bei jedem Patienten individuell verschieden. Eines aber ist immer klar: Von Gemüse profitieren alle Diabetiker, mit Obst sollten sie wegen des Fruchtzuckers lieber sparsam umgehen. So versprechen Experten: Mit einer gesunden Ernährung lässt sich ein beginnender Diabetes noch ganz ohne Medikamente in den Griff bekommen. Experte im Beitrag und im Studio: PD Dr. med. Knut Mai Charité Campus Berlin-Buch Experimental & Clinical Research Center (ECRC) Leiter der Hochschulambulanz für Endokrinologie, Diabetes und Ernährungsmedizin am ECRC der Charité Universitätsmedizin Berlin Lindenberger Weg 80 Haus 47, Erdgeschoss 13125 Berlin-Buch Tel.: 030 - 450 540 660 E-Mail: [email protected] Experte im Beitrag: Prof. Dr. med. A. F. H. Pfeiffer Dr. Stefan Kabisch Deutsches Institut für Ernährungsforschung (DIfE) Potsdam-Rehbrücke Abt. Klinische Ernährung Arthur-Scheunert-Allee 114-116 14558 Nuthetal Tel.: 033 - 200/88-2771 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] www.dife.de Dicke Beine trotz Diät: Lipödem 6 Wenn Arme und Beine auch nach einer Ernährungsumstellung besonders dick bleiben, könnte ein Lipödem dahinter stecken: eine Fettverteilungsstörung. Die Krankheit betrifft ausschließlich Frauen und kann zu schwerwiegenden Gesundheitsproblemen führen. Obwohl ein Lipödem nicht heilbar ist, gibt es für die Betroffenen Hoffnung: Denn die Symptome lassen sich erheblich lindern – mit der richtigen Therapie. Zunächst spannt nur das Gewebe und schmerzt, beim kleinsten Druck bildeten sich blaue Flecke. Dann wächst der Umfang der Unter- und Oberschenkel und nimmt mitunter monströse Ausmaße an. Oft gesellen sich zu den geschwollenen Beinen weitere starke Schmerzen und eine hohe Hautsensibilität. Manche der Betroffenen ertragen keinerlei Berührung. Viele Patienten meiden die Öffentlichkeit. Ärzte definieren diese Krankheit als eine diätresistente, unproportionale Fettgewebseinlagerung vor allem der unteren Extremitäten. Da ein Lipödem vor allem anfangs schwer von normalem Übergewicht zu unterscheiden ist, durchleben Betroffene bis zur Diagnose oft einen langen Leidensweg. Ihnen wird vorgeworfen, selbst für die dicken Beine verantwortlich zu sein. Doch beim krankhaften Übergewicht bleiben die Proportionen normal, das Fettgewebe verursacht keine Schmerzen. Das vermehrte Fettgewebe beim Lipödem hat hingegen nichts mit der Kalorienaufnahme zu tun und wird mit einer Diät nicht besser. Maßnahmen, die gegen die Ödeme helfen, ändern nichts an dem angeschwollenen Fettgewebe. Das Lipödem ist wahrscheinlich eine erblich bedingte Erkrankung – und reagiert nicht auf Kalorienreduktion. Im Gegenteil: Mit den Jahren kommt es zusätzlich zu Ödemeinlagerungen. Lipödem trifft meist Frauen nach Hormonumstellung Das Lipödem lässt sich nicht nachweisen, genetisch oder im Blut. Ärzte können es nur durch das Ausschlussverfahren diagnostizieren. Die chronische Fettspeicherkrankheit tritt meist bei Frauen nach einer Hormonumstellung wie Pubertät, Schwangerschaft oder Menopause auf. Dann schwellen vor allem die Beine stark und dauerhaft an, entweder nur Ober- oder Unterschenkel, manchmal sogar das ganze Bein. Und auch die Arme können betroffen sein. Was passiert in den Zellen beim Lipödem? Die Kapillargefäße sind besonders durchlässig, so dass mehr Gewebsflüssigkeit austritt. Das Zellwasser sammelt sich zwischen den Fettzellen an, die sich vergrößern und verformen. Da sie auf Blut- und Lymphgefäße drücken, behindern sie den Abtransport der Lymphflüssigkeit. In der Unterhaut sammelt sich immer mehr Fett an. Wassereinlagerungen – Ödeme – verstärken das Problem. Sie nehmen bei Wärme, langem Sitzen und Stehen zu. Ein Lipödem lässt sich nach heutigem Wissen nicht heilen. Linderung kann eventuell der Lymphologe bieten, also ein Experte für das Lymphgefäßsystem. Er verschreibt Kompressionsstrümpfe sowie die mehrmalige, wöchentlich Lymphdrainage. Bei der Lymphdrainage entstaut der Physiotherapeut Beine oder Arme durch sanfte Handgriffe, die Schwellungen unter der Haut verringern sich. Diese Maßnahme wird vor allem beim Lymphödem angewandt, wo sich hauptsächlich Flüssigkeit im Gewebe staut. Sie ist aber auch beim Lipödem wirksam. Eine neue Behandlung besteht in der Fettabsaugung des Lipödems. Viele ästhetische Chirurgen bieten die sogenannte Liposuktion mittlerweile an. Die Operation gilt beim Lipödem mittlerweile als Standardmaßnahme, wird von den gesetzlichen Krankenkassen 7 jedoch in der Regel nicht bezahlt. Der Eingriff dauert zwischen zwei bis drei Stunden. Es werden pro Sitzung etwa sechs bis acht Liter Fett abgesaugt. Mehr verträgt der Kreislauf auf einmal nicht. Bei der Fettabsaugung werden insgesamt drei Sitzungen nötig, dazwischen liegen jeweils drei Monate Pause. Durch die Liposuktion kann die chronische Erkrankung des Lipödem nicht geheilt, aber deutlich gebessert werden. Experten im Beitrag: Dr. med. Anya Miller Hautärztin Die Hautexperten Dr. med. Anya Miller Wilmersdorfer Straße 62 10627 Berlin Tel.: 030 - 3199 7836 Email: [email protected] Dr. med. Mojtaba Ghods Chefarzt, Klinik für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Mikrochirurgie / Handchirurgie Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie/Handchirurgie/ Facharzt für Chirurgie Klinikum Ernst von Bergmann gemeinnützige GmbH Akademisches Lehrkrankenhaus der Humboldt-Universität Berlin (Charité) Charlottenstraße 72 14467 Potsdam Tel.: 0331 - 2410 E-Mail: [email protected] RBB „rbb Praxis“ Masurenallee 8 –14 14057 Berlin www.rbb-praxis.de Redaktion: Red.-Assistenz Moderation: Infotext: Stand der Information: Benjamin Kaiser Christine Salminger Raiko Thal Beate Wagner 10.02.2016 8