rbb Praxis - Das Gesundheitsmagazin

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rbb PRAXIS sucht Ihre Krankengeschichte!
Sie haben gesundheitliche Beschwerden? Sie sind schon bei verschiedenen Ärzten gewesen und
haben immer noch keine klare Diagnose? Sie wären bereit, sich einer Live-Diagnose im Studio zu
unterziehen? Sie wohnen in Berlin oder Brandenburg? Wir können Ihnen vielleicht helfen.
Dann bitten wir Sie, uns kurz Ihre Krankengeschichte zu schildern und Kopien Ihrer Arztbefunde
zu schicken. Wenn möglich, legen Sie bitte ein Foto von sich bei.
Wir arbeiten mit einer Reihe von Ärzten zusammen, die zur Live-Diagnose zu uns ins Studio
kommen. Vielleicht finden wir Ärzte, die Ihnen helfen könnten.
Schreiben Sie uns eine E-Mail und schicken Sie Arztbefunde als Anhang an:
[email protected]
oder schicken Sie uns alles per Post an:
Redaktion rbb PRAXIS
Masurenallee 8-14, 14057 Berlin
rbb Praxis – Das Gesundheitsmagazin
am 10.02.2016, 20.15 - 21.00 Uhr
Die Themen
Zwerchfellbruch – verkannte Brustschmerzen
Guillain-Barré-Syndrom
Durchbruch in der Diabetes-Therapie?
Dicke Beine trotz Diät: Lipödem
Zwerchfellbruch – verkannte Brustschmerzen
Heftiger Schmerz im Brustkorb ist typisch für einen Herzinfarkt. Doch wenn das EKG
unauffällig bleibt, müssen Arzt und Patient auch an andere Ursachen denken: etwa an
einen Zwerchfellbruch. Auch der kann starke Brustschmerzen auslösen und bleibt nicht
selten unerkannt.
Das Zwerchfell ist ein kuppelförmiger Muskel zwischen der der Brust- und der
Bauchhöhle. Seine Hauptaufgabe: Der Muskel unterstützt die Organe und Strukturen im
Brustraum bei der Atmung. Beim Einatmen dehnt sich das Zwerchfell nach unten aus –
und vergrößert den Raum für die sich ausdehnende Lunge. Beim Ausatmen kontrahiert
die Muskulatur, das Zwerchfell zieht sich wieder nach oben zusammen. Neben dieser
Atemfunktion kommt dem Zwerchfell die Aufgabe zu, die Organe des Brustraumes von
denen des Bauchraumes zu trennen.
Die Zwerchfellhernie ist eine Alterserscheinung
Durch eine kleine Lücke im Zwerchfell treten die Luft- und Speiseröhre in den
Bauchraum nach unten über. Vergrößert sich der Durchgang mit den Lebensjahren,
kommt es zu einem sogenannten Zwerchfellbruch. Experten sprechen auch von
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Zwerchfellhernie oder Hiatushernie. Die Ursache für einen Zwerchfellbruch ist einfach:
Im Laufe des Lebens kann das Muskelgewebe des Zwerchfells an Straffheit verlieren.
Zusätzliche Risikofaktoren für einen Zwerchfellbruch sind Übergewicht, Rauchen oder
starkes Pressen bei körperlicher Anstrengung.
Der Zwerchfellbruch ist der häufigste Grund für saures Aufstoßen und Sodbrennen.
Bleibt der muskuläre Verschluss zwischen Speiseröhre und Magen über längere Zeit
funktionsuntüchtig, kann wiederholt saures Sekret nach oben schwappen und die
empfindliche Speiseröhrenschleimhaut entzündet sich. Der nach oben verlagerte Magen
kann auch aufs Herz drücken. Dann ähneln die Beschwerden denen eines Herzinfarktes.
Oft tritt aber auch Magensäure in die Speiseröhre über.
Verschlimmert wird die Situation durch Übergewicht, eine erhöhte
Magensäureproduktion z. B. durch Alkohol, Nikotin oder Medikamente sowie eine
Schwangerschaft. Wenn durch die Öffnung weitere Organe aus dem Bauchraum in den
Brustraum gleiten, können im schlimmsten Fall Darmschlingen eingeklemmt werden und
absterben. Es gibt jedoch auch große Brüche, die gar keine oder kaum Symptome
verursachen und relativ kleine Brüche mit massiver Refluxsymptomatik.
Brustschmerzen müssen diagnostisch abgeklärt werden
Wer entsprechende Schmerzen bei sich bemerkt, sollte eine Rettungsstelle aufsuchen.
Hier ermitteln die Ärzte mittels EKG, CT, im Röntgenbild, einer Magenspiegelung und
anderen diagnostischen Verfahren, ob die Ursache der Brustschmerzen im Herzen oder
im Zwerchfellmuskel liegt. Bei heftigeren Beschwerden führen Experten eine Operation
durch. Das Ziel eines solchen Eingriffs ist immer, die Öffnung im Zwerchfell wieder so zu
verkleinern, dass der Magen nicht mehr nach oben rutschen kann.
Der operative Eingriffe, die so genannte Fundoplikatio kann in einer offenen Operation
oder minimal-invasiv durchgeführt werden. In einigen Kliniken wird die Zwerchfellhernie
routinemäßig mit einen OP-Roboter operiert. Der Computer bietet eine 3-DVisualsierung und eine starke Vergrößerung des Operationsgebietes, so dass sich
besonders präzise arbeiten lässt.
In dem rund 60-minütigen Eingriff verengen die Chirurgen zunächst die Durchtrittsstelle
der Speiseröhre im Zwerchfell. Dann näht der Chirurg ein Stück des oberen Magens wie
eine Manschette um die Speiseröhre und bildet damit eine Rückflusssperre für den
sauren Mageninhalt. Im gleichen Eingriff verkleinert er auch die Lücke im Zwerchfell. Für
Betroffene mit Sodbrennen erübrigt sich normalerweise danach die
Medikamenteneinnahme. Allerdings sind auch Operierte nicht vor einem Rückfall gefeit.
Meist ist der Zwerchfellbruch ein Routineeingriff, der in aller Ruhe geplant werden kann.
Nur selten entsteht durch eine Zwerchfellhernie eine akut bedrohliche Situation. Dann
kann es durch den Druck auf das Herz sogar zu einem Kreislaufkollaps kommen.
Experte im Beitrag:
Dr. med. Dipl. oec. Colin M. Krüger
Minimalinvasive Chirurgie, Gefäßchirurgie
Vivantes Humboldt-Klinikum
Am Nordgraben 2
13509 Berlin
Tel.: 030 - 130 12 1351
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Guillain-Barré-Syndrom
Das durch bestimmte Mückenarten übertragene Zika-Virus breitet sich in Lateinamerika
rasant aus. Kürzlich meldeten mehrere Länder nun auch einen möglichen
Zusammenhang zwischen einer Infektion mit dem Zika Virus und der Nervenlähmung
Guillain-Barré-Syndrom.
Das Zika-Virus hält die Welt seit ein paar Wochen in Atem. Zunächst wurden allein in
Brasilien tausende Babys, deren Mütter mit dem Virus infiziert waren, mit Mikrozephalie
geboren. Experten nehmen an, dass der Erreger bei Embryos im Mutterleib
möglicherweise diese Schädel- und Hirnfehlbildung auslösen kann. Geistige
Behinderungen sind die Folge.
Nun zeigte sich in mehreren südamerikanischen Ländern, dass das Zika-Virus vermutlich
auch mit schweren Fällen der Nervenerkrankung Guillain-Barré-Syndrom (GBS)
zusammenhängen könnte. Drei Menschen sind in Kolumbien bereits daran gestorben. In
Französisch-Polynesien ging ein Zikavirenausbruch bereits 2013/2014 mit einem
Anstieg des Guillain-Barré-Syndroms einher.
Das Guillain-Barré Syndrom ist eine sogenannte akute Polyradikulitis, es entzünden sich
dabei mehrere Nerven. Ursache ist eine Infektion mit Viren oder Bakterien, wie z.B.
bestimmten Durchfallerregern, bestimmtem Herpesviren oder wie jetzt vermutet ZikaViren. Daraufhin bildet das körpereigene Immunsystem Antikörper, die sowohl gegen die
Erreger als auch „aus Versehen“ gegen die eigenen Nerven gerichtet sind. Durch diese
so genannte Antikörper-Kreuzreaktion wird die Schutzschicht der Nerven geschädigt
und dadurch die Funktion der Nerven gestört.
Typisch ist eine rasch zunehmende, symmetrische Beinschwäche bis hin zur
vollständigen Lähmung. Arme und Hände sind seltener betroffen, es kann aber auch
eine Lähmung aller Extremitäten auftreten. Dazu kommen häufig Sehstörungen und
Doppelbilder sowie Schluck- und Sprechstörungen. In ausgeprägten Fällen kann es sogar
zu Atemstörungen kommen, die eine künstliche Beatmung notwendig machen. Wegen
der Gefahr des Atemstillstands und eines möglichen Herzversagens müssen die
Erkrankten in den ersten Tagen auf einer Intensivstation überwacht werden.
Oft bleibt die eigentliche Ursache des GBS – die Infektion mit Viren oder Bakterien –
unbemerkt. Bei unklaren Lähmungen sollte man schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen.
Die Behandlung besteht aus einer Infusion von Immunglobulinen. Diese sollen die
Antikörper „binden“ und damit die Wirkung auf die Nerven unterbrechen. Mittels einer
Blutwäsche (Plasmapherese) kann zusätzlich versucht werden, die Antikörper aus dem
Blut zu entfernen. In der Regel erholen sich die Patienten innerhalb einiger Wochen
vollständig. In manchen Fällen dauert es jedoch Monate oder sogar Jahre. Wichtig ist
eine konsequente Krankengymnastik zur Kräftigung der geschwächten Muskeln.
Experte im Beitrag:
Prof. Dr. Andreas Meisel
Klinik für Neurologie mit experimenteller Neurologie
Charité – Campus Mitte
Charitéplatz 1
10117 Berlin
http://neurologie.charite.de/
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forschung/arbeitsgruppen/clinical_neuroscience_andreas_meisel/
Durchbruch in der Diabetes-Therapie?
Diabetiker haben ein deutlich höheres Risiko einen Herzinfarkt zu bekommen als
Gesunde. Doch ein neues Medikament macht den Betroffenen jetzt Hoffnung: ein
Blutzuckersenker, der auch dabei helfen soll abzunehmen und den Blutdruck zu senken.
Doch hält das Medikament wirklich, was es verspricht?
Diabetes ist eine chronische Erkrankung, die mit weitreichenden Spätfolgen wie
Blindheit, Amputation oder Dialyse einhergehen kann. Doch es gibt auch ein zentrales
Organ, das bei Diabetiker extrem gefährdet ist: das Herz. Einerseits schadet der
„honigsüße Durchfluss“, wie man früher Diabetes nannte, dem Organ direkt.
Andererseits wird die Gefahr der Spätfolgen für das Herz oft verharmlost. Das Risiko
von Diabetikern für Herz-Kreislauferkrankungen ist aber doppelt so groß wie für
Gesunde. Geschätzt geht weltweit jeder zehnte Herztod auf das Konto von Diabetes.
Vor allem Betroffene selbst realisieren diese Gefahr oft nicht. Denn viele Diabetiker
fühlen sich gesund, sie haben keine Beschwerden. Vorboten wie Angina pectoris,
Luftnot, Engegefühl in der Brust oder Schmerzen im Oberarm sind ihnen oft nicht
bekannt. Experten aber wissen: Jeder Diabetiker ist von Beginn an auch ein Herzpatient.
Oft ist der Herzinfarkt der erste Hinweis auf Diabetes
Was aber richtet der erhöhte Blutzucker am Herzen an? Er schadet kleinen Gefäßen, so
erreicht weniger Sauerstoff das Herz. Er sorgt dafür, dass die Herzkranzgefäße
schneller verkalken als bei Gesunden. Er verändert die Herzstruktur. Das Herz pumpt
nur noch mit halber Leistung, auch im Körper kommt weniger Sauerstoff an. Zudem
greift der erhöhte Zucker aber auch die Gefäße im Gehirn, der Niere und den peripheren
Arterien an. Auch Schlaganfälle und die periphere arterielle Verschlusskrankheit drohen
dem Diabetiker häufiger als Gesunden. Nicht selten ist der Herzinfarkt selber sogar der
erste Hinweis auf einen Diabetes. In Deutschland stirbt mindestens jeder zweite
Diabetiker an einem akuten Herzinfarkt. Zudem sind die Risiken für die Herzschwäche,
Herzrhythmusstörungen, koronare Herzerkrankung und die Herzmuskelentzündung
erhöht.
Neues Medikament hilft vor allem herzkranken Diabetikern
Einer aktuellen Untersuchung zufolge profitieren nun vor allem diese Diabetes-Patienten
mit Herz-Kreislauferkrankungen von einem neuen Wirkstoff. In der groß angelegten
Studie besserte sich vor allem der Blutdruck der Probanden. Es trägt den Namen
Jardiance® und enthält als Wirkstoff Empagliflozin. Das Medikament gehört in die
Gruppe der sogenannten SGLT2-Hemmer. Neu ist vor allem dessen Wirkprinzip: Der
Wirkstoff reguliert den Blutzucker und reduziert zugleich das Gewicht – und zwar völlig
unabhängig von der Insulinausschüttung und -wirkung im Körper.
Nehmen wir zum Beispiel Kohlehydrate mit der Nahrung auf, erhöhen sie den
Blutzucker. Bei Patienten mit Empagliflozin werden nun aber zunächst bestimmte
Rezeptoren in der Niere blockiert. Normalerweise sorgen die Rezeptoren dafür, dass die
Zuckernährstoffe ins Blut gelangen. Durch ihre Hemmung scheidet die Niere
übermäßigen Zucker vorher direkt über den Harn aus. Ergebnis: Der Blutzucker
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normalisiert sich langfristig. Das Gewicht sinkt durch die reduzierte Menge an
aufgenommenen Kalorien.
Im Schnitt scheiden Patienten überschüssigen Zucker bei einem Blutzuckerwert von
etwa 180 mg/dl Zucker mit dem Urin aus. Mit dem SGLT2-Hemmer geschieht das schon
ab einem Wert von circa 120 mg/dl. Bis zu 80 Gramm Glucose pro Tag können auf
diesem Weg über die Niere ausgeschieden werden. Das entspricht in etwa 320 kcal
Energieeinsparung.
Vorsicht vor Unterzuckerungen
Vor allem Patienten, die gleichzeitig Insulin einnehmen, müssen mit dem neuen
Medikament aufpassen, dass sie nicht zu wenig Zucker zuführen. Sonst drohen
Unterzuckerungen. Prinzipiell macht Empagliflozin zwar keine Unterzuckerung. In
Kombination mit dem Hormon Insulin kann es jedoch schnell passieren, dass der Zucker
zu niedrig ist und die Schwelle zur Unterzuckerung früher als gewöhnlich erreicht wird.
Wichtig ist daher, dass das Insulin an die neue Medikation angepasst wird. Meist führt die
Kombination sogar dazu, dass die Hormondosis gesenkt werden kann.
Herzspezialisten und Diabetologen sind überzeugt, dass Empagliflozin für viele
Patienten von großem Vorteil ist. Als Monotherapie ist es zugelassen, wenn Diät und
Bewegung allein den Blutzucker nicht ausreichend senken und die Patienten bei
Metformin Unverträglichkeiten zeigen. Darüber hinaus dürfen Ärzte Empagliflozin in
Kombination mit anderen blutzuckersenkenden Arzneimitteln, einschließlich Insulin,
einsetzen, wenn diese den Blutzucker zusammen mit Diät und Bewegung nicht
ausreichend kontrollieren kann.
Wie häufig die Patienten allerdings von den Vorteilen profitieren werden, wird sich
zukünftig zeigen. Denn nach dem AMNOG-Verfahren hatte Empagliflozin wie die
anderen zwei hierzulande zugelassenen SGLT2-Hemmern 2014 keinen Zusatznutzen
vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
bescheinigt bekommen. Dies war allerdings vor Erscheinen der neuen Studie im 2015,
die zu dem Ergebnis kam, dass Jardianca bei Diabetes-Typ2-Patienten mit HerzkreislaufBeschwerden, das Sterblichkeitsrisiko um etwa ein Drittel (32 Prozent) senkt. Das IQWIG
hat seine Einschätzung seitdem nicht aktualisiert. Der Gemeinsame Bundesausschuss
der Krankenkassen, Ärzte und Kliniken (G-BA), hat im Januar2016 eine KostenÜbernahme für Jardiance und einen den zweiten auf dem Markt befindlichen SGLT2Hemmer Dapagliflozin Forxiga beschlossen.
Diabetesexperten halten Zusatznutzen für angemessen
Aus Sicht der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) ist dies eine Fehlentscheidung, die
auch viele internationale Diabetesexperten nur mit Unverständnis und Ablehnung zur
Kenntnis genommen haben. Darüber hinaus entspricht dies auch nach aktuellen
Therapieempfehlungen der Amerikanischen und Europäischen Diabetes Gesellschaft
vom Januar dieses Jahres nicht mehr dem medizinischen Standard. In Deutschland hat
somit keiner der SGLT2-Hemmer Dapagliflozin, Empagliflozin und Canagliflozin einen
bescheinigten Zusatznutzen, obgleich dieses Therapieprinzip bereits in circa 40 Ländern
der Welt Eingang in die Diabetestherapie gefunden hat.
Doch ganz gleich, ob es ein neues Medikament und damit eine neue Hoffnung für
Diabetiker mit Herzproblemen gibt: Wichtig ist immer auch die Eigeninitiative der
Patienten. Sie müssen darauf achten, dass ihr Blutdruck und der Langzeit-
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Blutzuckerwert HbA1c gut eingestellt sind. Der HbA1c-Wert erlaubt einen Rückschluss
auf die Höhe des Blutzuckers der letzten sechs bis acht Wochen. Beim Gesunden liegt er
bei etwa fünf Prozent, für herzkranke Diabetiker empfehlen Experten zwischen sieben
und siebeneinhalb Prozent. Werte drunter und drüber erhöhen das Risiko für
Herzversagen. Regelmäßig sollten Patienten zudem ihr Herz, die Gefäße und die Nieren
checken lassen. Ein Ernährungs- und Bewegungsplan hilft beim Abbau des meist
bestehenden Übergewichts.
Gesunde Ernährung kann beginnenden Diabetes verhindern
Neben der regelmäßigen Kontrolle der Werte kommt auch der Ernährung eine
Schlüsselrolle zu. Für Diabetiker empfohlen wird eine fettarme, fleischarme gesunde
Kost. Statt Butter und Wurst kommen Frischkäse mit Tomate aufs Brötchen, dazu
Rohkost. Insgesamt sollten Diabetiker ausprobieren, ob sie ihr Gewicht und ihren
Blutzucker regulieren, indem sie weniger Brot, Nudeln und Kartoffeln, also weniger
Kohlehydrate, essen. Oder ob sie eher von einer fettarmen Kost profitieren, das ist bei
jedem Patienten individuell verschieden. Eines aber ist immer klar: Von Gemüse
profitieren alle Diabetiker, mit Obst sollten sie wegen des Fruchtzuckers lieber sparsam
umgehen. So versprechen Experten: Mit einer gesunden Ernährung lässt sich ein
beginnender Diabetes noch ganz ohne Medikamente in den Griff bekommen.
Experte im Beitrag und im Studio:
PD Dr. med. Knut Mai
Charité Campus Berlin-Buch
Experimental & Clinical Research Center (ECRC)
Leiter der Hochschulambulanz für Endokrinologie, Diabetes und Ernährungsmedizin am
ECRC der Charité Universitätsmedizin Berlin
Lindenberger Weg 80
Haus 47, Erdgeschoss
13125 Berlin-Buch
Tel.: 030 - 450 540 660
E-Mail: [email protected]
Experte im Beitrag:
Prof. Dr. med. A. F. H. Pfeiffer
Dr. Stefan Kabisch
Deutsches Institut für Ernährungsforschung (DIfE)
Potsdam-Rehbrücke
Abt. Klinische Ernährung
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal
Tel.: 033 - 200/88-2771
E-Mail: [email protected]
E-Mail: [email protected]
www.dife.de
Dicke Beine trotz Diät: Lipödem
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Wenn Arme und Beine auch nach einer Ernährungsumstellung besonders dick bleiben,
könnte ein Lipödem dahinter stecken: eine Fettverteilungsstörung. Die Krankheit betrifft
ausschließlich Frauen und kann zu schwerwiegenden Gesundheitsproblemen führen.
Obwohl ein Lipödem nicht heilbar ist, gibt es für die Betroffenen Hoffnung: Denn die
Symptome lassen sich erheblich lindern – mit der richtigen Therapie.
Zunächst spannt nur das Gewebe und schmerzt, beim kleinsten Druck bildeten sich
blaue Flecke. Dann wächst der Umfang der Unter- und Oberschenkel und nimmt
mitunter monströse Ausmaße an. Oft gesellen sich zu den geschwollenen Beinen weitere
starke Schmerzen und eine hohe Hautsensibilität. Manche der Betroffenen ertragen
keinerlei Berührung. Viele Patienten meiden die Öffentlichkeit. Ärzte definieren diese
Krankheit als eine diätresistente, unproportionale Fettgewebseinlagerung vor allem der
unteren Extremitäten.
Da ein Lipödem vor allem anfangs schwer von normalem Übergewicht zu unterscheiden
ist, durchleben Betroffene bis zur Diagnose oft einen langen Leidensweg. Ihnen wird
vorgeworfen, selbst für die dicken Beine verantwortlich zu sein. Doch beim krankhaften
Übergewicht bleiben die Proportionen normal, das Fettgewebe verursacht keine
Schmerzen. Das vermehrte Fettgewebe beim Lipödem hat hingegen nichts mit der
Kalorienaufnahme zu tun und wird mit einer Diät nicht besser. Maßnahmen, die gegen
die Ödeme helfen, ändern nichts an dem angeschwollenen Fettgewebe. Das Lipödem ist
wahrscheinlich eine erblich bedingte Erkrankung – und reagiert nicht auf
Kalorienreduktion. Im Gegenteil: Mit den Jahren kommt es zusätzlich zu
Ödemeinlagerungen.
Lipödem trifft meist Frauen nach Hormonumstellung
Das Lipödem lässt sich nicht nachweisen, genetisch oder im Blut. Ärzte können es nur
durch das Ausschlussverfahren diagnostizieren. Die chronische Fettspeicherkrankheit
tritt meist bei Frauen nach einer Hormonumstellung wie Pubertät, Schwangerschaft
oder Menopause auf. Dann schwellen vor allem die Beine stark und dauerhaft an,
entweder nur Ober- oder Unterschenkel, manchmal sogar das ganze Bein. Und auch die
Arme können betroffen sein.
Was passiert in den Zellen beim Lipödem? Die Kapillargefäße sind besonders
durchlässig, so dass mehr Gewebsflüssigkeit austritt. Das Zellwasser sammelt sich
zwischen den Fettzellen an, die sich vergrößern und verformen. Da sie auf Blut- und
Lymphgefäße drücken, behindern sie den Abtransport der Lymphflüssigkeit. In der
Unterhaut sammelt sich immer mehr Fett an. Wassereinlagerungen – Ödeme –
verstärken das Problem. Sie nehmen bei Wärme, langem Sitzen und Stehen zu.
Ein Lipödem lässt sich nach heutigem Wissen nicht heilen. Linderung kann eventuell der
Lymphologe bieten, also ein Experte für das Lymphgefäßsystem. Er verschreibt
Kompressionsstrümpfe sowie die mehrmalige, wöchentlich Lymphdrainage. Bei der
Lymphdrainage entstaut der Physiotherapeut Beine oder Arme durch sanfte Handgriffe,
die Schwellungen unter der Haut verringern sich. Diese Maßnahme wird vor allem beim
Lymphödem angewandt, wo sich hauptsächlich Flüssigkeit im Gewebe staut. Sie ist aber
auch beim Lipödem wirksam.
Eine neue Behandlung besteht in der Fettabsaugung des Lipödems. Viele ästhetische
Chirurgen bieten die sogenannte Liposuktion mittlerweile an. Die Operation gilt beim
Lipödem mittlerweile als Standardmaßnahme, wird von den gesetzlichen Krankenkassen
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jedoch in der Regel nicht bezahlt. Der Eingriff dauert zwischen zwei bis drei Stunden. Es
werden pro Sitzung etwa sechs bis acht Liter Fett abgesaugt. Mehr verträgt der
Kreislauf auf einmal nicht. Bei der Fettabsaugung werden insgesamt drei Sitzungen
nötig, dazwischen liegen jeweils drei Monate Pause. Durch die Liposuktion kann die
chronische Erkrankung des Lipödem nicht geheilt, aber deutlich gebessert werden.
Experten im Beitrag:
Dr. med. Anya Miller
Hautärztin
Die Hautexperten
Dr. med. Anya Miller
Wilmersdorfer Straße 62
10627 Berlin
Tel.: 030 - 3199 7836
Email: [email protected]
Dr. med. Mojtaba Ghods
Chefarzt, Klinik für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Mikrochirurgie /
Handchirurgie
Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie/Handchirurgie/ Facharzt für Chirurgie
Klinikum Ernst von Bergmann gemeinnützige GmbH
Akademisches Lehrkrankenhaus der Humboldt-Universität Berlin (Charité)
Charlottenstraße 72
14467 Potsdam
Tel.: 0331 - 2410
E-Mail: [email protected]
RBB
„rbb Praxis“
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10.02.2016
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