Ensemble4 Ulrich Khuon im Gespräch 49 Premierenübersicht55 Repertoire60 Premieren 16 / 17 September – Peter von Matt Oktober – Jochen Schmidt November – Jens Balzer Dezember – Sammy Khamis Januar – Hilal Sezgin Februar – Stephan Lessenich März – Anja Lemke April – John von Düffel Mai – Hilge Landweer Juni – Harald Welzer 63 69 75 81 89 97 103 111 117 123 Inszenierungsfotos 130 Junges DT148 Mitarbeiter_innen154 Service162 Almut Zilcher Natali Seelig Benjamin Lillie Judith Hofmann Harald Baumgartner Daniel Hoevels Anita Vulesica Ulrich Matthes Bernd Stempel Thorsten Hierse Helmut Mooshammer Katrin Klein Jörg Pose Katrin Wichmann Barbara Schnitzler Franziska Machens Linn Reusse Michael Goldberg Božidar Kocevski Anja Schneider Michael Gerber Kathleen Morgeneyer Andreas Döhler Markwart Müller-Elmau Elias Arens Maren Eggert Christoph Franken Wiebke Mollenhauer Gabriele Heinz Edgar Eckert Felix Goeser Bernd Moss Camill Jammal Marcel Kohler Linda Pöppel Lisa Hrdina Alexander Khuon Moritz Grove Lorna Ishema Das Ensemble des Deutschen Theaters wurde für die Spielzeit 2016 / 2017 von Tom Huber fotografiert. Der Zürcher Fotograf und Musiker studierte Fotografie an der Gerrit Rietveld Academy in Amsterdam. Seine Arbeiten wurden in diversen internationalen Galerien gezeigt und zahlreich ausgezeichnet. Er komponiert zudem Soundtracks für Film und Theater und veröffentlichte bisher zwei eigene Alben. In den 39 Fotos, die gemeinsam mit dem Ensemble entstanden, zeigt sich eine strenge Komposition der Menschen im Raum sowie Tom Hubers Hang zum Absurden. Augenzwinkernd spielt der Fotograf mit Perspektiven und irritiert durch die Verschiebung des Blickwinkels, arrangiert Körper im Kontrast zur Schwerkraft sowie zu einer Umgebung, die einen stutzen lässt. Die architektonische Strenge seiner Fotos ist so konterkariert von einem subtilen Humor und einer einnehmend gebrochenen Farbigkeit. Einige der Schauspieler_innen des Ensembles konnten aus unterschiedlichen Gründen nicht an den Aufnahmen teilnehmen. Sie sind auf den Seiten 130 – 145 dieses Spielzeitbuchs in Inszenierungsfotos von Arno Declair zu sehen. Ensemble Marcel Kohler Ole Lagerpusch* Benjamin Lillie Franziska Machens Dagmar Manzel* Ulrich Matthes Wiebke Mollenhauer Helmut Mooshammer Kathleen Morgeneyer Bernd Moss Markwart Müller-Elmau Linda Pöppel Jörg Pose Linn Reusse Anja Schneider Barbara Schnitzler Michael Schweighöfer* Natali Seelig Bernd Stempel Anita Vulesica Timo Weisschnur Katrin Wichmann Simone von Zglinicki Almut Zilcher *) feste Gäste Elias Arens Harald Baumgartner Margit Bendokat Andreas Döhler Edgar Eckert Maren Eggert Samuel Finzi* Christoph Franken Michael Gerber* Felix Goeser Michael Goldberg Christian Grashof* Moritz Grove Corinna Harfouch* Gabriele Heinz Thorsten Hierse Daniel Hoevels Judith Hofmann Lisa Hrdina Jürgen Huth* Lorna Ishema Camill Jammal Alexander Khuon Katrin Klein Božidar Kocevski Wolfram Koch* Gäste Constanze Becker, Natalia Belitski, Roland Bonjour, Rahul Chakraborty, Anna Drexler, Meike Droste, Aylin Esener, Sven Fricke, Laura Goldfarb, Markus Graf, Olivia Gräser, Sebastian Grünewald, Nina Gummich, Fritzi Haberlandt, Jens Harzer, Barbara Heynen, Nina Hoss, Hyun Jun Ji, Peter Jordan, Sophia Kennedy, Niklas Kohrt, Anne Kulbatzki, Jürgen Kuttner, Georgia Lautner, Hans Löw, Katharina Matz, Wolfgang Menardi, Peter Moltzen, Elisabeth Müller, Julia Nachtmann, Matthias Neukirch, Thomas Neumann, Valerie Oberhof, Martin Otting, Peter Pagel, Heidrun Perdelwitz, Milan Peschel, Elke Petri, Daniele Pintaudi, Vidina Popov, Wolfgang Pregler, Lisa Quarg, Benjamin Radjaipour, Matthias Reichwald, Alexander Rohde, Nele Rosetz, Jens Schäfer, Steven Scharf, Katharina Schenk, Gregor Schleunig, Katharina Schmalenberg, Christine Schorn, Isabel Schosnig, Myriam Schröder, Katharina Marie Schubert, Naemi Simon, Oliver Stokowski, Valery Tscheplanowa, Jonas Vietzke, Henning Vogt, Eric Wehlan, Kathrin Wehlisch, Susanne Wolff, Marof Yaghoubi, Dakying Yoon, Jirka Zett Das Beste liegt noch vor uns Ulrich Khuon im Gespräch Keine Angst vor niemand ist das Motto der neuen Spielzeit. Muss sich das Deutsche Theater Mut machen? Ulrich Khuon: Wir haben schon früher Fragen nach der gesellschaftlichen Verfasstheit oder Stimmung gestellt, die mit Demokratie, Macht oder Gewalt zu tun hatten. Insbesondere mit unserem letzten Motto Der leere Himmel waren wir sehr glücklich, weil es sich im Verlauf der Spielzeit gut eingelöst hat. Damit war nicht nur die religiöse Thematik gemeint, obwohl das am Anfang viele dachten. Aber Religion ist nur ein Teil des Sinnhorizonts, an dem sich Menschen orientieren. Generell sollen Losungen ja Energien mobilisieren. Und wenn jetzt die Angst vor den Geflüchteten geschürt wird, wollen wir an die positive Stimmung im Sommer 2015 erinnern. An diese Woge von Loyalität, Solidarität, Offenheit, der Bereitschaft zum Teilen, an die Initiativkraft. Da hat sich so eine Vision des Gutseins ohne höheren Grund eingelöst, einzig um des Gutseins willen. Und wenn das gelingt, ist der Himmel gefüllt und die Angst vertrieben. Nun transportiert Keine Angst auch in der Negation, dass es um Angst geht. Von der Leere kommt man damit nicht ganz los. Khuon: Es sind natürlich auch die Ängste, die uns interessieren. Und wie man sie überwindet. Angst generell hat ja etwas Verbindendes. Sie ist, wie Heinz Bude in Gesellschaft der Angst schreibt, das Apriori aller Gesellschaften. Welche Angst verbindet unsere Gesellschaft? Khuon: Angst nistet auf verschiedenen Ebenen. In gesellschaftlicher Hinsicht gibt es die Themen der Globalisierung, der Beschleunigung, der Transparenz, des Medialen, dazu die Kommunikationsexzesse. Das alles kommt beim Einzelnen zunächst an wie eine Chance, wird aber schnell zur Bedrohung, weil es ein Riesenfeld an Möglichkeiten eröffnet, 49 das ihn als Individuum wieder schrumpfen lässt, wenn er persönlich nicht in der Lage ist, unter den tausend Optionen eine für sich tatsächlich zu nutzen. In der Kommunikation indessen hat man die Sehnsucht, in Netzwerken vorzukommen, in riesigen Freundeskreisen, und gleichzeitig erwacht man ganz schnell in einem unbeeinflussbaren Negativitätskontext: die Angst vor dem Shitstorm, die Angst vor dem Mobbing. Auch das Soziale ist dann keine Chance mehr, sondern eine Bedrohung. Als Einzelner bin ich in der Fülle der Möglichkeiten noch einsamer als das in jedem analogen Zusammenhang sein könnte. Das produziert in vielen Menschen das Gefühl, dass alles möglich, aber gleichzeitig in Bewegung ist: Der Boden schwankt. Dazu kommen die Aufstiegsversprechen der Globalisierung, die sich kaum einlösen. Die meisten bleiben letztlich auf der Strecke. Angst ist immer Angst vor Veränderung. Sie will die Zustände so erhalten, wie sie sind. Khuon: Wobei es natürlich unerträgliche Zustände gibt, die einem Angst machen und aus denen man durchaus erlöst werden möchte. Allerdings stimmt, dass es in solchen Situationen unerklärlicherweise oft ein Verharren gibt – vielleicht weil das Unerträgliche zumindest das Bekannte ist und damit das trotz allem vergleichsweise Sichere. Erst wenn die Angst überwunden ist, setzt mit dem Widerstand gegen die bestehenden Verhältnisse eine Bewegung ein, und dann scheut man unter Umständen, wie Albert Camus in Der Mensch in der Revolte schreibt, nicht einmal mehr den Tod: „Lieber aufrecht sterben, als auf den Knien leben.“ Khuon: Und in der Bewegung kommt man dann oft mit anderen zusammen. Revolten sind Gemeinschaftsprojekte, und das kräftigt zusätzlich. Das Soziale ist ein ganz wichtiges Moment gegen die Angst. Im Zustand der vereinzelten Nicht-Bewegung wiederum können Mythen oder die großen Erzählungen uns helfen, die Angst zu vertreiben. Sie überwinden das Zufällige des Daseins und begründen eine Zwangsläufigkeit. Der Mythos überformt alles und produziert Verlässlichkeit und Stillhalten. Allerdings haben wir in Deutschland ja keinen Mythos. Wir haben nach der Naziherrschaft geübt, ohne Mythos auskommen zu müssen, und gelernt, im Offenen zu leben. Und was ist mit dem Mythos des Wirtschaftswunders, der aktuell den Hintergrund der AfD-Rhetorik bildet? Die tiefe Überzeugung, dass wir uns diesen Wohlstand selbst geschaffen haben und deshalb nicht davon abgeben dürfen. Und eine dem entgegenwirkende Erzählung des Teilens gibt es in Deutschland ja nicht. Khuon: Dabei ist das Neue Testament doch eine einzige Erzählung des Teilens! Aber diese Botschaft ist offenbar nicht angekommen. Die Angst vor dem Abstieg ist größer. Heinz Bude verbindet diese Angst mit der Überzeugung, dass das Beste schon hinter einem liegt und man, wenn es einem sehr gut geht, ab jetzt nur noch verlieren kann. In den Aufbaujahren der Nachkriegszeit ging es allen schlecht, da war man solidarisch, baute auf, hatte keine Zeit, sich allzu viele Gedanken um anderes zu machen und hat, das stimmt, einen Mythos des Wirtschaftswunders geschaffen. Allerdings ist das als Erzählung nur ein Segment. Es ist nicht umfassend. Das Gleiche gilt für den Mythos der friedlichen Revolution bei der Wiedervereinigung. Auch der umfasst nur einen Teil der Bevölkerung. Der Angst soll am Deutschen Theater in dieser Spielzeit jetzt mit Max Frisch, Peter Weiss, Fritz Kater oder Ferdinand Schmalz zu Leibe gerückt werden. Welche Konzepte von und gegen Angst gibt es denn da? Khuon: Wir beziehen uns in unserem Spielplan auf die großen Ängste, indem wir unsere kleinen Defekte und kleinen Ordnungsverluste thematisieren. Das kann eine Familie sein, eine Stadtgesellschaft oder ein Theater. In Der Mensch erscheint im Holozän von Max Frisch scheint einerseits die Welt zu schwanken, andererseits ist das, was die Figur durchmacht, schlicht und schmerzlich eine Alterserfahrung. Auch der thermale widerstand von Ferdinand Schmalz zeigt die Welt im Mikrokosmos, und zwar in dem einer Badeanstalt, die von einigen Neuerungen heimgesucht wird, worauf sich der Boden des Schwimmbades, dieses gebändigten Meeres, aufwirft wie bei einer Erdplattenverschiebung. Und danach geht der Badebetrieb einfach wieder von Neuem los. . Für welche Ängste und welche Utopie steht denn das Theater? Khuon: Das Theater ist ein Ort, der es aushält und fordert, dass in ihm gesellschaftliche Widersprüche und unterschiedliche Perspektiven verhandelt werden können, ohne dass die Angst vor Konsequenzen diese Verhandlung unterbricht, bevor sie recht eigentlich begonnen hat. Gleichzeitig ist es phänomenal, dass das Theater aller Heterogenität und allen menschlich und technisch möglichen Vorkommnissen zum Trotz jeden Abend wieder stattfindet. Und nicht nach dem zynischen Motto: „Der Lappen muss hochgehen“, sondern mit dem festen Vorsatz, den Zuschauern etwas zu bieten, das wir für wesentlich halten. Wenn wir die Maschine jedes Mal anhalten würden, wenn Sand im Getriebe ist, fielen etliche Vorstellungen im Jahr aus. Da haben wir eine andere Angst: Dass bei diesem hoch komplexen System die Räder nicht ineinandergreifen. Gleichzeitig geht es aber auch nicht darum, dass das Programm unter allen Umständen stattfindet. Alles kommt auf die Balance zwischen Ordnung und Freiheit an. Der Mythos des Theaters ist entsprechend die Erzählung dieser Balance als unser Mittelpunkt. Und welche utopischen Momente bieten die erwähnten Stücke? Khuon: Bei Ferdinand Schmalz ist es sicher der Humor. Bei Max Frisch ist es schwerer zu sagen. Die Tapferkeit vielleicht sich der Vergänglichkeit entgegenzustemmen. Sie nicht zu akzeptieren, obwohl sie unausweichlich ist. Wichtig sind als Mutmacher gerade die kleinen Erzählungen. Da zählt oft die Gemeinsamkeit der Erfahrung: dass sich der Einzelne hier wiedererkennt. In Marat/Sade von Peter Weiss wiederum ist für heute der Vergleich von Individualismus und Revolution interessant. Das totale Sichausleben oder die totale Gemeinschaft. Aus der Distanz und über die Ideologien hinweg lohnt es sich, noch einmal zu überprüfen, ob es da vielleicht einen gangbaren dritten Weg gibt. Wird auch konkret die Angst vor dem, der oder den Fremden thematisiert? Khuon: Wir bringen Ende des Jahres ein Stück von Nuran David Calis zur Uraufführung, Kuffar. Die Gottesleugner, in dem es um die Entwicklung des Sohnes einer türkischstämmigen Einwandererfamilie zum Islam und weiter zum Islamismus geht. Gernot Grünewald, der das erste Mal am Deutschen Theater inszeniert, wird einen Abend über Lesbos und die freiwilligen Helfer_innen der Geflüchteten dort erarbeiten, über die griechische Insel, die zu einem Symbol für die Festung Europa geworden ist: unserer Angst vor dem vermeintlich Anderen. Und für das Junge DT inszeniert Jessica Glause Fassbinders Katzelmacher, die Geschichte einer Gruppe von Jugendlichen, deren labile Langeweile in Gewalt umschlägt, als ein „Fremder“ in der Kleinstadt auftaucht. Und dann machen wir Iphigenie in zwei Versionen: Iphigenie auf Tauris von Goethe und daneben ein Projekt mit einem Ensemble aus Südkorea, an dem wir schon lange arbeiten, Walls – Iphigenia in Exile, das sich ebenfalls auf den Iphigenie-Stoff bezieht, insbesondere auf das Motiv der Angst darin und darüber hinaus, wie der Titel sagt, auf das der Mauer. Wie kam es zu diesem gemeinsamen Projekt? Khuon: Der Austausch mit Südkorea besteht seit mehreren Jahren. Eine Reihe von koreanischen und deutschen Theatermacher_innen haben Szenen aus der Iphigenie bearbeitet, die mit Schauspieler_innen aus beiden Ländern inszeniert werden. Das Endprodukt wird hier wie dort gezeigt. Es gibt viele Modelle von internationalen Kooperationen im Theater. Aber dass sich hier eine ganze Gruppe von Leuten aus zwei Ländern über Jahre hinweg mit einem Thema beschäftigt, das zur Geschichte und Gegenwart beider Länder etwas zu sagen hat – das ist schon ein großer Schritt aufeinander zu, der beide Seiten von der Angst vor dem Fremden oder der fremden Stimme befreit. Gespräch: Petra Kohse Premieren 16 / 17 Der Mensch erscheint im Holozän nach der gleichnamigen Erzählung von Max Frisch Regie: Thom Luz Premiere am 23. September 2016, Deutsches Theater Koproduktion mit dem Theater Basel Buch. Berlin (5 ingredientes de la Vida) von Fritz Kater Regie: Tilmann Köhler Premiere am 24. September 2016, Kammerspiele der thermale widerstand von Ferdinand Schmalz Regie: Matthias Rippert Deutsche Erstaufführung am 30. September 2016, Box Iphigenie auf Tauris von Johann Wolfgang von Goethe Regie: Ivan Panteleev Premiere am 14. Oktober 2016, Deutsches Theater Auerhaus nach dem Roman von Bov Bjerg Regie: Daniela Löffner Uraufführung am 16. Oktober 2016, Kammerspiele Walls – Iphigenia In Exile von ZinA Choi, Mario Salazar und dem Ensemble Regie: ZinA Choi, Tilmann Köhler, Kyungsung Lee, Jungung Yang und Kon Yi Uraufführung am 14. Oktober 2016 in Gwangju und am 23. Oktober 2016 in Berlin, Kammerspiele Der Untergang des Egoisten Johann Fatzer von Bertolt Brecht / Bühnenfassung von Heiner Müller Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner Premiere am 12. November 2016, Kammerspiele Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade von Peter Weiss Regie: Stefan Pucher Premiere am 27. November 2016, Deutsches Theater König Ubu von Alfred Jarry Regie: András Dömötör Premiere am 30. November 2016, Box an der Arche um acht Kinderstück von Ulrich Hub Regie: Anne Bader Premiere am 2. Dezember 2016, Saal Kuffar. Die Gottesleugner von Nuran David Calis Regie: Nuran David Calis Uraufführung am 11. Dezember 2016, Kammerspiele Die Glasmenagerie von Tennessee Williams Regie: Stephan Kimmig Premiere am 16. Dezember 2016, Deutsches Theater Das Fest von Thomas Vinterberg und Mogens Rukov Regie: Anne Lenk Premiere am 20. Januar 2017, Kammerspiele Die zehn Gebote Eine Inszenierung von Jette Steckel Premiere am 21. Januar 2017, Deutsches Theater Lesbos – blackbox europa Ein Projekt von Gernot Grünewald Regie: Gernot Grünewald Uraufführung am 26. Januar 2017, Box Eine Inszenierung des Jungen DT Katzelmacher von Rainer Werner Fassbinder Regie: Jessica Glause Premiere am 6. Februar 2017, Kammerspiele Gespenster nach Henrik Ibsen Regie: Sebastian Hartmann Premiere am 24. Februar 2017, Deutsches Theater [li`ku`la]: hier und dort von Auftrag : Lorey und Kolja Kunt Regie: Bjoern Auftrag, Stefanie Lorey Uraufführung am 3. März 2017, Box Tod eines Handlungsreisenden von Arthur Miller Regie: Bastian Kraft Premiere am 17. März 2017, Deutsches Theater Niemand von Ödön von Horváth Regie: Dušan David Pařízek Deutsche Erstaufführung am 25. März 2017, Kammerspiele Glückliche Tage von Samuel Beckett Regie: Christian Schwochow Premiere am 22. April 2017, Deutsches Theater Eine Inszenierung des Jungen DT Die Welt in uns Recherchen zum Thema „Junge Weltbürger“ Regie: Turbo Pascal Uraufführung am 23. April 2017, Box Phädra von Jean Racine Regie: Stephan Kimmig Premiere am 12. Mai 2017, Deutsches Theater Eine Inszenierung des Jungen DT Tausendschönchen. kein märchen nach dem Film von Vĕra Chytilová Regie: Nora Schlocker Premiere am 24. Mai 2017, Box autorentheatertage 2017 Juni 2017, Deutsches Theater, Kammerspiele, Box+Bar und weitere Inszenierungen von Andreas Kriegenburg und Martin Laberenz Im Deutschen Theater und in den Kammerspielen werden alle Neuinszenierungen mit Übertiteln gezeigt. Repertoire Deutsches Theater Berlin Alexanderplatz nach dem Roman von Alfred Döblin Das Spiel ist aus von Jean-Paul Sartre Das weite Land von Arthur Schnitzler Demokratie von Michael Frayn Die Affäre Rue de Lourcine von Eugène Labiche Die Möwe von Anton Tschechow Die Perser von Aischylos Die schmutzigen Hände von Jean-Paul Sartre Diebe von Dea Loher Der Besuch der alten Dame von Friedrich Dürrenmatt Don Carlos von Friedrich Schiller Ein Käfig ging einen Vogel suchen von Franz Kafka Geschichten aus dem Wiener Wald von Ödön von Horváth Gift von Lot Vekemans Hedda Gabler von Henrik Ibsen Herbstsonate nach dem Film von Ingmar Bergman Hiob nach Joseph Roth Idomeneus von Roland Schimmelpfennig In Zeiten des abnehmenden Lichts von Eugen Ruge Kleist. Geschichte einer Seele Szenische Lesung Krankenzimmer Nr. 6 von Anton Tschechow Nathan der Weise von Gotthold Ephraim Lessing Onkel Wanja von Anton Tschechow Terror von Ferdinand von Schirach Unterwerfung nach dem Roman von Michel Houellebecq Warten auf Godot von Samuel Beckett Was ihr wollt von William Shakespeare Kammerspiele 100 Sekunden (wofür leben) Eine Versuchsanordnung Biografie: Ein Spiel von Max Frisch Capitalista, Baby! nach The Fountainhead von Ayn Rand Das Feuerschiff nach der Erzählung von Siegfried Lenz Der Geizige von Molière Die Brüder Brasch von Marion Brasch Eisler on the Beach Eine kommunistische Familienaufstellung mit Musik Endspiel von Samuel Beckett Gespräch wegen der Kürbisse von Jakob Nolte Herr der Fliegen: survival mode nach William Golding Immer noch Sturm von Peter Handke Ismene, Schwester von von Lot Vekemans Muttersprache Mameloschn von Marianna Salzmann münchhausen von Armin Petras Peer Gynt von Henrik Ibsen Romeo und Julia von William Shakespeare Tagebuch eines Wahnsinnigen von Nikolai Gogol Tape von Stephen Belber Tschick nach dem Roman von Wolfgang Herrndorf Väter und Söhne von Brian Friel nach dem Roman von Iwan Turgenjew Verkommenes Ufer Medeamaterial Landschaft mit Argonauten | Mommsens Block von Heiner Müller Box + Bar 2 Uhr 14 von David Paquet Antwort aus der Stille nach der Erzählung von Max Frisch der herzerlfresser von Ferdinand Schmalz Die Legende von Paul und Paula im 60/40-Gemisch Ein Liederabend nach Ulrich Plenzdorf Die Verwandlung nach Franz Kafka er nicht als er von Elfriede Jelinek Geschichten von hier: Glaube Liebe Hoffnung Ein Projekt von Frank Abt Home is where the Heart is Musik vom Land Hundeherz nach Michail Bulgakow Ich wuchs auf einem Schrottplatz auf, wo ich lernte, mich von Radkappen und Stoßstangen zu ernähren nach dem Roman von Antonia Baum Jede Stadt braucht ihren Helden von Philipp Löhle Lenz von Georg Büchner Monster von David Greig Mother von Anita Vulesica Transit von Anna Seghers Wodka-Käfer von Anne Jelena Schulte nach Berliner Mietshaus von Irina Liebmann September September September Der Mensch erscheint im Holozän nach der gleichnamigen Erzählung von Max Frisch Regie: Thom Luz „Plötzlich geht es nur noch mit Glück.” Premiere am 23. September 2016, Deutsches Theater Koproduktion mit dem Theater Basel 64 September Wenn alles zu entgleiten droht von Peter von Matt Beginnt alles um mich herum langsam zu rutschen? Was bisher so fest gefügt und verankert war, ist ihm plötzlich nicht mehr zu trauen? Es gibt für diese Erfahrung kein genaues Wort. Sie kann ja auch nur Einbildung sein. Panik ist vorderhand nicht am Platz. Aber wäre es möglich, dass die bisherige Ordnung – wie soll man sagen? – kippt? Das Jahrzehnt, in dem wir stehen, ist von diesem schleichenden Gefühl geprägt. Dessen exemplarische Inszenierung aber liegt vor in Max Frischs Erzählung Der Mensch erscheint im Holozän von 1979. Er hat jahrelang daran gearbeitet, größtenteils in Berlin, und eine Fassung nach der andern wieder verworfen. Die Freunde erklärten ihm, die Idee sei schlecht, daraus könne nichts werden. Er glaubte es ihnen und wollte doch nicht von der Sache lassen. Heute wissen wir: Er war der Zeit voraus – um dreieinhalb Jahrzehnte. Das Buch verbindet das Privateste mit dem Allgemeinsten. Ein verwirrtes Ich in einem Tessiner Bergwinkel wird verknüpft mit der Geschichte des Planeten Erde. Schon das ist literarisch riskant. Man versteht die Freunde. Aber nun zeigt ein großer Erzähler seine Pranke. Die Erdgeschichte mit ihren wandernden und schiebenden Kontinenten, die aufstoßenden Gebirge, die schleifenden Gletscher, die Ungeheuerlichkeiten der Evolution und irgendwann ihr gefährlichstes Produkt, der schwache, nackte Mensch – das alles wird vom einsamen Herrn Geiser, der um sein Gedächtnis fürchtet, auf Zetteln und Schnipseln an die Wände gepinnt. Auch in seinem Gehirn droht etwas zu rutschen, nicht nur an den Berghängen ringsum. Aber nichts ist nachweisbar. Einzig die Ahnung ist da. Ist dies die Witterung eines Tieres oder das pathologische Symptom eines alten Misanthropen? Wir lesen und wissen es nicht. Doch die Ahnung überträgt sich. Plötzlich spüren wir im eigenen Leib, wie es ist, wenn alles zu entgleiten droht. Herr Geiser beweist sich selbst mit genauen Messungen, dass bisher nichts passiert ist, aber das schafft für ihn und für die Leser diese körperliche Empfindung nicht aus der Welt. „KATASTROPHEN KENNT ALLEIN DER MENSCH, SOFERN ER SIE ÜBERLEBT; DIE NATUR KENNT KEINE KATASTROPHEN.“ Das ist der berühmteste Satz des Buches. Nicht zufällig. In ihm spricht sich am deutlichsten aus, wovon es handelt: von der Allgegenwart der Katastrophen und der erstaunlichen Fähigkeit des Menschen, sich um sie nicht zu kümmern, bis sie eines Tages plötzlich da sind. Goethe hat es einmal auf die schlagende Formel gebracht: „Wir schlafen sämtlich auf Vulkanen“. Aber zwischen diesem unbekümmerten Schlaf und dem Ausbruch des Unheils gibt es die Verfassung des Herrn Geiser. Sie ist nicht prophetisch. Die Propheten haben ein festes Wissen; Herr Geiser hat nur einen Verdacht. Was soll er da machen? Was er macht, während immer noch nichts passiert ist, außer, dass es andauernd regnet und die Strassen ins Tal gesperrt sind, mutet rätselhaft an. Ohne einen Plan entworfen zu haben, bricht er plötzlich auf, mit Rucksack, Regenmantel und Regenschirm. Letzteres ist komisch. Man geht nicht mit einem Schirm in die Berge. Er will über einen schwierigen Passweg ins größere Nachbartal gelangen. Eine Flucht aus dem phantasierten Untergang in die geordnete Zivilisation? Wir wissen es nicht. Oder inszeniert er ein Orakel: wenn ich den Marsch überlebe, habe ich alle Schreckensvisionen besiegt? Mag sein, obwohl Herr Geiser wissenschaftlich denkt und nicht abergläubisch zu sein scheint. Wir schauen ihm zu und fühlen uns gegen-über dem, was da höchst präzis erzählt wird, so hilflos wie Herr Geiser gegenüber der Erdgeschichte und den Dinosauriern. Und dann sehen wir mit an, wie er wieder umkehrt, als er den gefährlichsten Teil endlich hinter sich hat. Max Frischs Erzählung ist eine Meditationsvorlage für Zeiten, in denen es an allen Horizonten wetterleuchtet. September BUCH. BERLIN (5 INGrEDIENTES DE LA VIDA) von Fritz Kater Regie: Tilmann Köhler 1966 diskutieren Wissenschaftler diverse Utopien, 1974 warten zwei Kinder an einem verschneiten Berliner Bahnsteig auf die Rückkehr der Mutter, 1984 spricht ein tod­kranker Alkoholiker seine letzten Gedanken auf Tonband, während sein Sohn die erste Liebe erlebt, von 1998 bis 2006 wird das von Terror bedrohte Leben zweier Elefanten erzählt und 2013 das zermürbende Ringen eines Paares mit der Krankheit seines Kindes. Utopie, Fantasie, Instinkt, Liebe und Tod, Sorge – in fünf Bildern, die von den 60er Jahren bis in die Gegenwart reichen, zeichnet Fritz Kater Geburt, Kindheit, Erwachs­ enen­dasein und Tod. Er stellt der Zukunfts­gläubigkeit die politische Ernüchterung, der Hoffnung das Scheitern und der Gemeinsamkeit die Verein­zelung gegenüber. Abstrus, melancholisch, leicht und voll bösem Witz skizziert Buch. Berlin den Menschen in seiner Zer­ rissenheit zwischen Ansprüchen und ihrer Um­setzung im realen Leben. Premiere am 24. September 2016, Kammerspiele 67 September der thermale widerstand von Ferdinand Schmalz Regie: Matthias Rippert Das Kurbad als Schlachtfeld zwischen Entschleunigung und Turbokapitalismus. Von Investoren bedroht, die aus dem Bad einen Wellness-Tempel für die gutbetuchte Kundschaft machen wollen, läuft Bademeister Hannes Amok. Mittels massivem Aufgussnebeleinsatz und Partisanentaktik will er diese Entwicklung aus dem Untergrund heraus verhindern, den Systemwandel aufhalten. Die Gäste werden zu Kurbadgeiseln, die Ausgänge verbarrikadiert. Das Establishment in Person der Kurbadleitung reagiert darauf mit der totalen Flutung des Bades, das subversive Ungeziefer muss aus den Tiefen ans Tageslicht gespült werden, der Flutentod der zivilen Gäste wird dabei in Kauf genommen. Diese formieren sich zum Chor der Umspülten, ihr revolutionäres Bewusstsein erwacht, aber reicht das aus für einen thermalen Widerstand? Ferdinand Schmalz verlegt den ideologischen Krieg der Weltanschauungen an einen Ort, der mit politischem Bewusstsein und systemzersetzendem Verhalten wohl am wenigsten assoziiert wird. Und doch keimt gerade hier die „Nasszellenbewegung“, die den Traum freier Selbstverwaltung Wirklichkeit werden lassen will. Deutsche Erstaufführung am 30. September 2016, Box 68 September Oktober Oktober Iphigenie auf Tauris von Johann Wolfgang von Goethe Regie: Ivan Panteleev Sie ist die Tochter des fluchbeladenen Geschlechts der Tantaliden. Nur himmlischer Intervention verdankt es Iphigenie, dass sie noch am Leben ist, wollte ihr Vater Agamemnon sie doch einst den Göttern opfern, damit das griechische Heer vorankomme Richtung Troja. In letzter Sekunde entführte Artemis das Mädchen und brachte sie nach Tauris. Jetzt, nach vielen Jahren als Artemis‘ Priesterin in der Fremde, sehnt sie sich nach Rückkehr. Und ist zugleich dem Taurerkönig Thoas tief verpflichtet, dessen Gewaltgesellschaft sie in eine humane verwandelt hat. – „Es fürchte die Götter das Menschengeschlecht“, heißt es im Parzenlied, das Iphigenie in ihrer Kindheit gehört und so gern ver­gessen hatte. Heiner Müller hat einmal gesagt, man müsse nur einen einfachen Druckfehler machen und schon werde der Satz aktuell: „Es fürchten die Götter das Menschengeschlecht“. Das ganze Stück, Feier der Humanität, zittere vor diesem Druckfehler. Premiere am 14. Oktober 2016, Deutsches Theater 70 Oktober Auerhaus nach dem Roman von Bov Bjerg Regie: Daniela Löffner Um seinen Freund Frieder nach einem Selbstmordversuch aus der Klinik zu holen, zieht Höppner mit ihm in das leerstehende Haus von Frieders Großvater. Frieder soll in der Obhut von Gleichaltrigen die Freude an der Welt zurückge­winnen. Aus einer kontrollierten Lebenssituation wird die unbeschwerte Freiheit. Aus einer Hilfeleistung unter Klassenkameraden wird eine tiefe Freundschaft. Aus einer kleinen WG wird das legendäre Auerhaus, dem sich neben Frieder und Höppner auch Vera, Pauline, Harry und Cäcilia anschließen. Verbunden in einem gemein­­samen Versprechen steuern die Sechs auf das Abitur und eine ungewisse Zeit danach zu, bewältigen die Tücken des Alltags, setzen ihn immer wieder außer Kraft, und erfahren die Zeit ihres Lebens. Doch selbst das Auerhaus währt nicht für ewig… Bov Bjerg erzählt in Auerhaus rückblickend von dem Moment zwischen Kindsein und Erwachsenwerden, von dem Augenblick, in dem einem die Welt zu Füßen liegt und das Leben an die Tür klopft. Dies ist nicht nur die Geschichte einer Jugend, sondern eine Parabel über Freundschaft, Liebe, Träume, Ideale, Gegenwart und Tod. Oder wie es im Auerhaus-Sprech heißen würde: „Birth, school, bummbumm, work, death.“ Uraufführung am 16. Oktober 2016, Kammerspiele 71 Oktober Keine Angst vor niemandem von Jochen Schmidt Als Kind hatte ich Angst vor einem Atomkrieg, oft lag ich nachts wach, wenn Düsenflugzeuge zu hören waren, und ich wartete auf den Blitz und die Druckwelle. Ich hatte aber auch Angst, die Bildröhre unseres Fernsehers könnte implodieren und die Scherben würden mich durchbohren und an den Sessel nageln. Ich hatte Angst, dass mir das Bücherregal, unter dem ich beim Fernsehen saß, auf den Kopf fallen könnte, ein anderes war einmal einfach runtergekracht, weil die Dübel sich gelöst hatten. Ich hatte Angst, mich am Formaldehyd im Pressholz meines Betts zu vergiften, dass die Sahara bis nach Europa wuchs und dass vom sauren Regen alle Bäume sterben würden. Einmal dachte ich, es sei so weit, weil die Pfützen im Neubaugebiet nach dem Regen einen gelben Rand hatten, es waren aber nur Pollen. Ich hatte Angst, dass im Büchsenfisch Heringswürmer sein könnten, dass meine Bauchschmerzen vom Blinddarm kamen, dass in meinem Darm ein Bandwurm lebte, dass ich vom Brausetrinken Diabetes bekommen könnte, dass meine Eltern sich scheiden ließen oder mein Vater mit unserem Trabant gegen einen Baum fuhr. Ich hatte panische Angst, im Musikunterricht vorsingen zu müssen und ich hatte Angst, mit 18 zur Armee zu müssen und von den Entlassungskandidaten gequält zu werden. Und obwohl ich so viele Ängste hatte, scheint mir die Zeit der Kindheit und Jugend idyllisch, weil es irgendwie ja gutgegangen ist und ich so viele andere Gründe, Angst zu haben, noch gar nicht kannte. Es ist eine Verdrängungsleistung, keine Angst zu haben, denn sowohl wir selbst als auch unser Sonnensystem werden irgendwann verschwinden. Wir müssten eigentlich alle ständig vor Panik zittern. Oder sollte einen die Aussicht, dass das Leben sowieso ein Ende haben wird, gelassen machen? Ich sehne mich nach der Zeit meiner Kindheit und Jugend zurück, als die Zukunft der Teil meines Lebens war, von dem ich dachte, dass sich dort auf wundersame Weise alles von selbst zum Besten regeln würde. Vor allem war ich nur für mich verantwortlich und nicht für meine Kinder. Ich hatte keine Angst um die Demokratie und hielt Katastrophen für einen Denkanstoß, denn die Menschen waren in meinen Augen viel zu bequem. Heute denke ich, wir haben nicht zuviel Bürgerlichkeit sondern zu wenig, Frieden ist die Ausnahme und Langeweile ein Privileg. In meinem Roman Schneckenmühle habe ich die herrliche Zeit jugendlicher Anarchie beschreiben wollen, wenn der Horizont so angenehm beschränkt ist und man sich stark und im Recht fühlt, egal in welchem System. Das Erwachsensein ist für mich der verzweifelte Versuch, einen Weg zurück in diesen Zustand der Unschuld zu finden. Es hat sich ja gar nichts verändert, die Vergangenheit ist vergangen, die Zukunft kennen wir nicht, nur über die Gegenwart lohnt es sich nachzudenken. Wie lebt man in der Gegenwart? Für mich geht das nur durch Schreiben. Mein kleiner Sohn klettert, seit er laufen kann, auf alle Spielplatzgerüste, so hoch reiche ich mit den Händen gar nicht. Und dann lässt er sich von oben rückwärts in meine Arme fallen, weil er nicht den geringsten Zweifel hat, dass ich ihn fangen werde. Ich bin stolz, dass ich ihm dieses Gefühl der Sicherheit vermittle, und es tut mir leid, dass er irgendwann merken wird, dass ich vor den meisten Gefahren genauso hilflos bin wie er. Ich habe nur die Hoffnung, dass meine Liebe ihm dann viel wichtiger sein wird als mein Schutz. Oktober WALLS – IPHIGENIA IN EXILE von ZinA Choi, Mario Salazar und dem Ensemble Regie: ZinA Choi, Tilmann Köhler, Kyungsung Lee Jungung Yang und Kon Yi Südkorea und Deutschland haben etliche Gemeinsam­ keiten: Zwei durch Technologie und Wohlstand bestimmte Gesellschaften stellen Fragen nach Forschrittsund Sicherheitsdenken, nach sozialem, ökologischem und neoliberalem Menschenbild. Die – im Falle Deutschlands ehemalige – Teilung beider Nationen ist wohl die offensichtlichste Gemeinsamkeit: Die „Walls“, ausge­ klügelte Sperrsysteme, deren Macht- und Todesarchitektur sich in das kulturelle Gedächtnis der Menschen ein­ geschrieben hat, sind Grenzen, die sich in ihrer Topologie in den Köpfen der Menschen fort­setzen und Fühlen und Denken bis heute beein­flussen. Zugleich gibt es in beiden Ländern Tendenzen der Abschottung gegenüber Zu­ wanderern und dies trotz des Reichtums beider Länder. Vier koreanische Regis­seur_innen und ein deutscher Regisseur werden mit Hilfe des Iphigenie-Stoffes heutige Lebenswelten in den beiden Nationen untersuchen. Uraufführung am 14. Oktober 2016 in Gwangju und am 23. Oktober in Berlin, Kammerspiele Deutsch-koreanische Koproduktion, gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes Koproduktion mit dem Goethe-Institut Korea, dem Asia Culture Institute und The Walls Committee, veranstaltet im Asia Culture Center, unterstützt vom Arts Council Korea in Zusammenarbeit mit Producer Group DOT 74 Oktober 75 November November Der Untergang des Egoisten Johann Fatzer von Bertolt Brecht / Bühnenfassung von Heiner Müller Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner „Der Fabelansatz von Brecht: Vier Leute desertieren aus dem Ersten Weltkrieg, weil sie glauben, die Revolution kommt bald, verstecken sich in der Wohnung des einen, warten auf die Revolution, und die kommt nicht. Und nun sind sie ausgestiegen aus der Gesellschaft. Da es keine besseren, keine expansiven Möglichkeiten gibt für ihre angestauten revolutionären Bedürfnisse, radikalisieren sie sich gegeneinander und negieren sich gegenseitig.“ (Heiner Müller) – Von ungeheuerlicher Wucht sind die politischen, psychischen, ideologischen Energien, die Brecht in seinem mehr als 500-seitigen Fragment konserviert hat. Sie freizusetzen, ihre Wucht wieder vernehmbar zu machen, daran werden Tom Kühnel und Jürgen Kuttner mit ihrer Inszenierung des „Jahrhunderttextes“ (noch einmal Heiner Müller) arbeiten. Premiere am 12. November 2016, Kammerspiele 76 November Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats dargestellt durch die Schau­ spiel­ gruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade von Peter Weiss Regie: Stefan Pucher „In einer Gesellschaft von Ver­brechern grub ich das Verbrechen aus mir selbst hervor, um es zu erforschen…“ Premiere am 27. November 2016, Deutsches Theater 77 November Wer hat Angst vor der Revolution? von Jens Balzer Im Jahr 1808, knapp zwei Jahrzehnte nach dem Sturm auf die Bastille, knapp ein Jahrzehnt nach dem 18. Brumaire, spielen Insassen des Irrenhauses von Charenton ein Stück über die Ermordung des Jakobiners Jean Paul Marat im Jahr 1793. Das Publikum besteht aus Honoratioren des neuen Pariser Bürgertums, die sich mit wohligem Schauer in die – ihrer Ansicht nach längst überwundenen – Gräuel der Revolutionsjahre zurückzuversetzen gedenken. Die Regie führt der Marquis de Sade, der Prophet des Exzesses, des Individualismus und der sexuellen Befreiung, vor dem sich die Obrigkeit des Ancien Régime ebenso ängstigt wie die Gesellschaft der napoleonischen Republik: Bis 1790 sitzt er im Gefängnis, seit 1801 ist er erneut interniert (und wird es bis zu seinem Tod 1814 bleiben). Der Marquis inszeniert das Stück unter der Aufsicht des Irrenarztes, der immer wieder zensierend eingreift, während die spielenden Insassen der Kontrolle des Regisseurs immer wieder entgleiten. ­Peter Weiss wiederum stellt in das Zentrum seines Stücks Marat/Sade über die Marat-Inszenierung von Sade einen Disput zwischen dem Darsteller des echten Sade und dem Darsteller des echten Irren, der Marat spielt: Letzterer verteidigt noch immer die sozialistische Utopie von der Gleichheit der Menschen, obwohl sie im großen Terror geendet ist; Sade predigt dagegen die Befreiung des Menschen aus allen sozialen Zwängen, obwohl das den völligen Zerfall der Gesellschaft bedeutet. Vor dem exzessiven Individualismus kann man ebenso viel Angst haben wie vor der sozialistischen Gleichschaltung. Darum ist es gut, dass das hier alles nur Theater ist! Denn vor dem, was im Theater passiert, muss sich niemand fürchten – so lange die Schauspieler ihre Rollen nicht real werden lassen und die Irren ihre Wärter nicht überwältigen. In Marat/Sade erscheint nicht nur das Irrenhaus als Theater, sondern auch das Theater als Irrenhaus. Beides sind Einschließungssysteme; eingeschlossen wird, wovor die Gesellschaft sich ängstigt: der Wahnsinn, der Exzess, die Kritik an den Zuständen. Das, wovor man sich ängstigt, erregt aber auch. So ist es erst der Wunsch nach dem wohligen Schauer der Angstlust, der das Publikum zum Marquis de Sade in das Irrenhaus treibt – wie in das Theater des Peter Weiss, in dem er der Gesellschaft und ihrem Theater den Spiegel der Nichtzurechnungsfähigkeit vorhält. Michel Foucault, der Historiker des Wahnsinns und der Einschließungssysteme, hat kurz nach der Premiere von Marat/Sade in einem Interview mit der Zeitschrift Partisan Review darauf verwiesen, dass diese vielfach verspiegelte Kritik der Kritik der theatralischen Repräsentation nur auf die Abschaffung jener Institution hinauslaufen kann, die diesen Verspiegelungsprozess initiierte – so wie der in die Irrenanstalt eingeschlossene Regisseur, der seine Schauspieler zum Aufbegehren gegen ihr Eingeschlossensein anstacheln will, dabei ja auch zur Missachtung seiner eigenen Regie-Anweisungen aufruft und sich also selber entthronisiert. In diesem Sinne wäre ein wahrhaft kritisches Theaterstück kein Theaterstück mehr, sondern eine vollständig dezentrierte Szene, eine entfesselte Orgie oder vielleicht: ein Rave. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass, so lange es das Theater noch gibt, die darin formulierte Kritik an den Verhältnissen beschränkt bleiben muss. Die Bedingung der Möglichkeit des Theaters ist die Beschränkung von Kritik; die Errichtung eines ästhetischen Einschließungssystems, in dem das Wuchern der Kritik in angstlusterregender Weise katalysiert und kontrolliert, entfacht und eingehegt wird. Ein Theater ohne Repression, ohne Hemmung der Triebe, ohne Autorität und ohne Schutz vor dem Exzess ist nicht denkbar. Das Theater zeigt sich als Institution der Kritik, aber als Institution ist es zunächst ein System der Selbstsicherung und Selbsterhaltung, der Einschließung und Repression – das ist die eigentliche Einsicht von Peter Weiss, die auch über fünf Jahrzehnte nach der Uraufführung des Marat/Sade von Bedeutung geblieben ist. November König Ubu von Alfred Jarry Regie: András Dömötör Vater Ubu geht es gut. Mutter Ubu auch. Aber es könnte ihnen noch besser gehen, meint Mutter Ubu, und stachelt ihren Mann zum Königsmord an. Aus Habgier meuchelt er die gesamte Herrscherfamilie nieder, nur der kleine Sohn Buggerlas kann dem Gemetzel entkommen. Vater und Mutter Ubu sind am Ziel und schwingen sich auf den Thron. Doch das Leben in Saus und Braus ist nicht von langer Dauer, und erst recht nicht so geruhsam wie gedacht. Zuerst murrt das Volk und verlangt, von den Reichtümern des Landes etwas abzubekommen. Und dann verfolgt sie auch noch Buggerlas und will die Krone zurück. Ubu wird zum Tyrannen, ein Krieg bricht aus. Die Uraufführung von König Ubu 1896 löste auf­grund der Derbheit der Sprache und der Abstrusität der Handlung einen Skandal aus. Das Stück zeigt eine Gesellschaft, die nur auf Profit und den eigenen Vorteil aus ist, und zeichnet das Bild eines egozentrischen Alleinherrschers. Das Böse wird zum Grauen und ist, wenn es nicht als Groteske verkleidet wäre, kaum zu ertragen. Alfred Jarrys absurdes Drama ist, im besten Sinne, ein schlechter Scherz. Premiere am 30. November 2016, Box 80 Dezember Dezember AN DER ARCHE UM ACHT Kinderstück von Ulrich Hub Regie: Anne Bader „Wenn es keinen Gott gibt, warum reden wir dann pausenlos über ihn?“ (Zweiter Pinguin) Drei Pinguine im Eis langweilen sich und streiten über die großen Fragen des Lebens: Wer ist Gott? Wie sieht er aus? Ist Gott ein großer alter Mann mit weißem Bart oder doch eher so eine Art Toaster? Ist er nachtragend? Würde er einen Fehler zugeben? Und isst er Käsekuchen lieber mit oder ohne Rosinen? Mitten in ihrer philo­ sophischen Auseinandersetzung beginnt es zu regnen: Die Sintflut kommt. Eine Taube erscheint mit zwei rettenden Tickets für die Arche Noah. Für die beiden auserwählten Pinguine ist schnell klar: Streit hin oder her, ihren Freund lassen sie nicht allein zurück und schmuggeln ihn in einem Koffer als blinden Passagier an Bord der Arche. Ein Stück über den Glauben an Gott und vor allem über Freundschaft – nicht nur für Kinder geeignet. Premiere am 2. Dezember 2016, Saal 82 Dezember KUFFAR. Die Gottesleugner von Nuran David Calis Regie: Nuran David Calis „Ihr sucht die Freiheit. Ich suche die Wahrheit.” Uraufführung am 11. Dezember 2016, Kammerspiele 83 Dezember Nicht Liebe und Harmonie, sondern Chaos und Verzweiflung von Sammy Khamis Nuran David Calis sitzt auf einem Stuhl aus Blech, verschraubt mit einer ganzen Reihe von anderen Stühlen. Alle am Boden fixiert. In vier Metern Höhe lassen kleine Fensterscharten etwas Licht durch die Betonwände. Zentimeterdicke Panzerglasscheiben trennen die Sitzreihen von der Anklagebank. Nuran David Calis sitzt im Oberlandesgericht. Im Besucherraum keine weiteren Journalisten, keine Familienmitglieder, keine „Brüder“. Nur Calis mit seinem Team. Auf der Anklagebank seit Monaten zwei junge Syrien-Rückkehrer. Ein paar Monate Syrien, ein paar Kampfeinsätze, ein paar Jahre Knast. Damit ist das Thema abgeschlossen. Zumindest für den Rechtsstaat. Nicht aber für den Theatermacher. Wahrscheinlich gibt es zwei Gruppen von Kulturschaffenden. Für die einen sind Liebe und Harmonie die treibenden Kräfte des Universums. Für die anderen Chaos und Verzweiflung. Nuran David Calis gehört zur letztgenannten Gruppe, zumindest wenn es um die prägenden Strömungen in unseren Gesellschaften geht. In Kuffar. Die Gottesleugner gewährt Calis einen Einblick in eine türkische Familie. Mutter, Vater, Sohn. Exil, Rückkehr, ausgebleichte linke Lebensträume der Eltern. Und ein Sohn, der die Religion für sich entdeckt. Der Wahrheit sucht, nicht Freiheit. Der Regeln findet, nicht Selbstbestimmung. Der Radikalität lebt, nicht Humanität. Im Gerichtsverfahren berichten junge Menschen – Konvertiten und gebürtige Muslime – vom Unrecht in Syrien, vom Krieg gegen „uns Muslime“, von der Aufgabe, der Ummah zu dienen. Das alles kann man erklären. Sozialwissenschaftlich, psychologisch, gesellschaftlich. „Radikalisierung findet im Internet statt“, lauten die Überschriften dann. Oder: „Kämpfer, die nach Syrien gehen, sind oftmals religiöse Analphabeten.“ Das alles steht geschrieben über die Anschläge in Paris, Ankara, Istanbul oder Brüssel. Nuran David Calis treibt in solchen Momenten weniger die Frage um: Wie viele sind gestorben? Wer hätte getroffen werden sollen? Noch weniger die Ansage: Wir sind im Krieg! Es ist die Frage: Was macht Gott in unserem Leben?, die Calis beschäftigt, wenn er in einem Gerichtsgebäude sitzt oder wenn er durch die verwahrlosten Straßen von Dinslaken-Lohberg läuft. „Was macht Gott in unserem Leben?“ Einem Leben, das ohne Gott eigentlich ganz gut funktioniert hatte. Nun hat es eben nur funktioniert, mehr nicht. Vor allem für Menschen wie den jungen Protagonisten in Kuffar. Die Gottesleugner, Hakan alias Abu Ibrahim. Im Gerichtsgebäude berichtet ein Rückkehrer von seiner Zeit in Syrien. Er sei Geheimpolizist gewesen. Er habe Leute festgenommen und ins Foltergefängnis gebracht. Muslim sei er erst seit wenigen Jahren. Davor Kiffen, Klauen, Schule abbrechen. Calis hört zu. Er schüttelt den Kopf, fährt sich durch die Haare, nickt, schließt die Augen, reißt sie auf und geht. Zum Bahnhof und weiter in den ICE nach Dinslaken-Lohberg. Salafisten-Hochburg. Stichwort „LohbergBrigade”. Ausreisen nach Syrien, Kontakte zu den Attentätern von Belgien und Paris. Mit solchen Recherchen beginnt der künstlerische Prozess bei dem Theatermacher aus Bielefeld. Hakan sucht in Nuran David Calis’ neuem Stück nicht die Funktionalität des Westens. Hakan sucht die Wahrheit. Er sucht Gott. Und diese Suche nimmt Nuran David Calis mit einer nahezu erschreckenden Unvoreingenommenheit ernst. Was, wenn er Recht hat? Was, wenn es einen Gott gibt, der diesen Plan verfolgt? Was, wenn die spirituelle Lücke der Postmoderne von der Religion nicht nur gefüllt wird, weil sie Erlösung verspricht, sondern weil sie einen absolut wahren, göttlichen Kern hat? Mit der Konsequenz, dass „die Jungs, die nach Syrien gehen“ wirklich in Gottes Auftrag handeln? Während der Sohn der „Gottesleugner“ im ehemaligen Kinderzimmer sich selbst und andere Glaubensbrüder radikalisiert, liegen die Eltern schlaf- und ratlos in ihrem Zimmer nebenan. Der Vater erkennt den eigenen Sohn nicht wieder: „Er wird so fromm und widerlich. Findest du nicht?! Und so humorlos. Er wehrt sich gegen nichts. Immer dieser milde Blick. So gütig. So unangenehm, findest du nicht?! Ich weiß gar nicht mehr, was er denkt. Immer wenn er mich anschaut, fühle ich mich schlecht. Und schuldig.” Das hören die Zuhörer des Stücks Kuffar. Die Gottesleugner. Das fühlen die Besucher im Gerichtssaal. Das denken viele in dieser Gesellschaft. Und alle hoffen sie dann. Dass es schon gut gehen wird. Dass Hakan oder David oder Nils doch nicht nach Syrien gehen. Dass die ganzen Anschläge doch nichts mit Religion zu tun haben. Dass Gott vielleicht doch wieder aus unserem Leben verschwindet. Dezember Die Glasmenagerie von Tennessee Williams Regie: Stephan Kimmig „Sieht so die Zukunft aus, die wir für uns ins Auge gefasst haben?“ Tom und Laura leben mit ihrer Mutter Amanda in einfachen Verhältnissen. Ihr Vater hat die Familie vor Jahren ver­lassen. Tom ernährt sie durch seine Arbeit in einem Lagerhaus, träumt aber von einer Karriere als Schrift­ steller. Während Amanda von ihrer Jugend schwärmt und die Restfamilie mit übertriebener Mutterliebe traktiert, konzentriert sich die schüchterne Laura ganz auf ihre Sammlung zerbrechlicher Glastiere. In dieser Menagerie sonderbarer Figuren findet sie Halt und kann die Realität vergessen. Als Tom eines Tages auf Wunsch der Mutter seinen Arbeitskollegen Jim zum Abendessen mitbringt, implodiert ihr Plan, Laura zu verkuppeln, auf absurde Weise. Tennessee Williamsʻ Stück, 1944 uraufgeführt, erzählt von der Fesselung an Träume, die dem Alltag die Angst rauben, ohne ihm standhalten zu können. Premiere am 16. Dezember 2016, Deutsches Theater 87 September 89 Januar Januar Das Fest von Thomas Vinterberg und Mogens Rukov Regie: Anne Lenk Die Familie, sagt Thomas Vinterberg, gewinnt immer. Sie überdauert die Verbrechen, die sie begeht. An Flucht ist nicht zu denken. Die Sehnsucht nach Nähe treibt die Menschen zusammen, sie gebiert Ungeheuer, Unglück und nur manchmal Momente von Liebe und Geborgenheit. Helge Klingenberg, erfolgreicher Hotelier und Vater von vier Kindern, feiert seinen 60. Geburtstag. Familie und Freunde sind angereist, Wiedersehensfreude mischt sich mit altbekannten Konflikten, es ist ein Familienfest wie viele – wäre da nicht der über allem liegende Selbstmord der Tochter Linda. Es wird aufgetischt und wie es die Tradition will, hält der älteste Sohn Christian aus diesem Anlass eine Rede. Er serviert dem Publikum eine Geschichte aus seiner Kindheit mit dem Titel: Vater nimmt ein Bad. Sie handelt davon, wie der Vater ihn und seine Zwillingsschwester Linda missbraucht. Die Festgesellschaft stutzt, schweigt, und feiert weiter, Braten, Kartoffeln, Alkohol, die immer gleichen frivolen Witze, Großmutter singt ein Lied. Ihr Sohn, sagt die Mutter, hatte schon als Kind viel Fantasie. Das Fest ist eine Geschichte von Ohnmacht und Wut, von Ver­drängung und Maskerade, von Lüge und der Kraft der Wahrheit. Premiere am 20. Januar 2017, Kammerspiele 90 Januar Die zehn gebote Eine Inszenierung von Jette Steckel „Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst nicht andere Götter haben neben mir. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht unnütz gebrauchen, denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht. Du sollst den Feiertag heiligen. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass dir’s wohlgehe und du lange lebest auf Erden. Du sollst nicht töten. Du sollst nicht ehebrechen. Du sollst nicht stehlen. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was sein ist.” Premiere am 21. Januar 2017, Deutsches Theater 91 Januar Müsste man die Zehn Gebote für heute neu formulieren? Wie? Warum? von Hilal Sezgin Im Grunde ist bereits diese Frage kennzeichnend für unser heutiges, spätmodernes Verhältnis zu den Zehn Geboten, aber auch zu überlieferten Religionen generell. Wenn wir die Heiligen Bücher der Menschheit anschauen, sind wir voll ambivalenter Gefühle. Einerseits wünschen wir uns etwas Ewiges, Uraltes, das heute noch gilt und uns mit den Früheren verbindet. Andererseits sehen wir, dass diese Früheren offenbar teils von etwas anderen Problemen getrieben waren und daher – salopp formuliert – blöderweise auch ihre Antworten bisweilen anders ausfielen, als wir uns das heute wünschen. Man liest einen heiligen, ein paar tausend Jahre alten Text, und immer ist so eine Art innerer Redakteur am Werk, der denkt: „Ließe sich das nicht treffender sagen, indem... Musste dieses Verbot, des Nächsten Weib zu begehren, wirklich mit hinein, das klingt ja nach einem Besitzverhältnis?“ Undsoweiter. Allerdings stammen der Überlieferung nach die Zehn Gebote von Gott, Er ist Quelle und sozusagen Autor der Zehn Gebote, Er hat sie Moses für sein Volk geschenkt. Entsprechend umformuliert würde die Eingangsfrage wohl lauten: „Hätte Gott dem Moses nicht etwas anderes mitgeben können?! Was würden Sie Gott empfehlen?“ Diese Überlegung wäre allerdings entweder anmaßend oder sinnlos oder beides. Und auch wenn die Rede von den Zehn Geboten heute oft so ­etwas wie eine universale, zeitüberdauernde Ethik meint, enthalten sie nicht allein Ethik, verstanden als Verhalten des Menschen gegenüber dem anderen Menschen. Sondern die ersten vier Gebote beziehen sich auf das Verhältnis des Menschen zu Gott, die angemessene Achtung und Dankbarkeit gegenüber Gott, auch durch das Halten des Sabbat. Es ist ein großes Missverständnis, zu meinen, dass sich die „Ethik“ der Zehn Gebote nur auf weltliches Handeln gegenüber Anderen erstreckt – so wie es umgekehrt übrigens auch ein Missverständnis ist, zu meinen, Religion sei ausschließlich ein nützlicher Mantel für (zwischenmenschliche) Ethik. Als vor einigen Jahren in Berlin darüber diskutiert wurde, ob Religionsunterricht obligatorisch sein müsse, damit Kinder ein solides ethisches Fundament erhielten, zeigten die vehementesten Verfechter_innen dieser Meinung, dass sie ein sehr reduziertes Verständnis von Religion besitzen. Sie reduzierten Religion nämlich vollständig auf Ethik und unterschlugen die spirituelle Seite. Dieses Verhältnis von Religion und Ethik kann sehr unterschiedlich sein, aber ich würde sagen: Religiosität ist eine bestimmte Weise, sich mit der Welt und dem, was uns mit anderen verbindet, ins Verhältnis zu setzen; das hat auch Konsequenzen für unser innerweltliches Handeln gegenüber Anderen. Aber weder Religion noch Beten noch anderes religiöses Tun lässt sich darauf reduzieren. Daher sollten wir, wenn wir die Zehn Gebote bzw. die entsprechenden Textzeilen lesen, meiner Meinung nach nicht über „das Ganze mit dem eifersüchtigen Gott und dem Sabbat“ hinweglesen, bis der innere Redakteur endlich bei dem ankommt, was er ohnehin gutheißt: „Nicht morden! Seht ihr, der Moses hat's auch schon gesagt!“ Sondern gerade auch wir Heutigen sollten uns – wenn wir willens sind, uns auf die religiöse Dimension einzulassen – mit den ersten Geboten beschäftigen und uns notfalls von ihnen irritieren, jedenfalls daran erinnern lassen, dass auch unser Verhältnis zu Gott des Handelns, der Übung, einiger Regeln und Hilfestellungen bedarf. Nach alttestamentlichem/jüdischem Verständnis gibt es übrigens noch ältere Gebote, die nicht Moses, sondern Noah von Gott empfing und die nicht nur für die Angehörigen einer bestimmten Religion gelten, sondern für alle Menschen. Auch in diesen sieben ­Noachidischen Geboten sind zwei rein religiöse enthalten, das Verbot der Götzenanbetung und der Gotteslästerung. Die anderen sind tatsächlich im heutigen Sinne ethischer Natur, auch eines, das heute kaum ein Nicht-Jude kennt, das aber speziell Noah mitgegeben war. Wir erinnern uns: Gott war von seinen Geschöpfen sehr enttäuscht, wollte alles Leben in einer gewaltigen Flut untergehen lassen, aber Noah verhandelte mit ihm und schlug eine zweite Chance für uns heraus. Der solchermaßen resignierte Gott erhoffte sich nicht mehr ganz so viel von den Menschen wie im ersten Anlauf und gestattete ihnen jetzt, das Fleisch bestimmter Tiere zu essen (ursprünglich sollte, laut Genesis, die Menschheit vegetarisch ­leben). Er trug ihnen aber auf, weitere Grausamkeiten gegen Tiere, wie Verstümmelungen, zu unterlassen. Vermutlich ist es kein Zufall, dass dieses Verbot in Vergessenheit geriet: Die Agrarindustrie verstößt ständig dagegen, und die Tatsache, dass Gott ursprünglich wollte, wir Menschen sollten uns rein pflanzlich ernähren, passt natürlich denjenigen nicht in den Kram, die meinen, laut Bibel durfte der Mensch „schon immer“ Tiere essen, weil er „die Krone der Schöpfung“ ist. Was übrigens gar nicht in der Bibel steht. Insofern würde ich – bei aller Liebe zur kritischen Auseinandersetzung mit den Traditionen und der Freude am Diskutieren über Ethik – meinen, an vielen Stellen wäre gar nicht so viel „umzuschreiben“ an den Geboten, sondern hinzuhören, nachzusinnen und offenen Auges und Geistes zu lesen. Januar Lesbos – blackbox europa Ein Projekt von Gernot Grünewald Regie: Gernot Grünewald 2015 sind zirka 460.000 Geflüchtete über Lesbos nach Europa gereist. Lesbos ist zum Symbol für die „Flüchtlingskrise“ Europas geworden: Sinnbild einer sich in Internierungslagern und Grenzzäunen manifestierenden „Festung Europa”. Mit einer großen Anzahl gut vernetzter „Freiwilliger” bleibt es aber zugleich auch Ausdruck einer transnationalen, sich jeglicher Art von Abschottung widersetzenden gewaltlosen Zivilgesellschaft. Jetzt, da die europäischen Autobahnen wieder von Geflüchteten befreit sind, muss man vielleicht dahin gehen, wo versucht wird, das Problem der Migration in die Unsichtbarkeit auszulagern. Dorthin, wo verhindert wird, dass uns das Leid nochmal zu nahe kommt. Um nicht zu vergessen, dass sinkende Flüchtlingszahlen nicht ein Abnehmen des Problems, sondern bloß ein Erhöhen der Zäune markieren. Lesbos – Blackbox Europa will Augenzeuge werden, durch Gespräche mit jenen Helfer_innen, die trotz allem immer noch da sind. In dokumentarischer Arbeitsweise nähert sich Gernot Grünewald mit seinem Ensemble einem Ort an, der bis vor kurzem Fluchtpunkt für Bürgerkriegsopfer und Urlauber war, und auf einmal, merk­­­­ würdig verlassen, wie das Abbild eines geschei­­t­erten Experimentes wirkt. Uraufführung am 26. Januar 2017, Box 95 September 97 Februar Februar Katzelmacher von Rainer Werner Fassbinder Regie: Jessica Glause Eine Inszenierung des Jungen DT Kleinstadttristesse. Eine Gruppe Jugendlicher hängt ab – auf dem Spielplatz, der Straße, in der Kneipe. Man säuft, hat Sex und geht fremd, lästert, ödet sich an und hält sich aus. Man langweilt sich und ist frustriert von der Leere in und um sich herum. Weil das wohl so sein muss und immer schon so war. Weil die Fantasie fehlt, wie es anders sein könnte. Dann taucht Jorgos auf, löst Sehnsüchte und Aggressionen aus und stellt die alte Ordnung in Frage. Als der 24-jährige Rainer Werner Fassbinder 1968 in Katzelmacher lakonisch sezierte, wie emotionale Verwahrlosung sich beim Auftauchen eines Fremden in Gewalt entlädt, waren die ersten „Gastarbeiter“ gerade im BRD-Wirtschaftswunderland angekommen. 2016 leben sie hier in der dritten Generation, und Deutschland ist bemüht, hunderttausende Geflüchteter in die Ein­wanderungsgesellschaft zu integrieren. Gleichzeitig schüren neue Rechte die alte Angst vor Islamisierung, vor „Überfremdung“ und fordern heute wie damals: „Eine Ordnung muss wieder her.“ Jessica Glause wird das Stück mit jungen Berliner_innen inszenieren, die einen Migrationshintergrund haben, und fragen, was heute das Fremde ist. Premiere am 6. Februar 2017, Kammerspiele Mit freundlicher Unterstützung der K.S. Fischer-Stiftung 98 Februar Gespenster nach Henrik Ibsen Regie: Sebastian Hartmann „Ich glaube, wir alle sind Gespenster. Nicht nur das, was wir von Vater und Mutter geerbt haben, geht in uns um. Es sind alle erdenklichen alten, toten Ansichten und allerhand alter, toter Glaube und so weiter. Unser ganzes Land ist voller Gespenster. Sie sind so zahlreich wie Sand am Meer.“ Premiere am 24. Februar 2017, Deutsches Theater 99 Februar „Alternde Gesellschaft“ – eine emanzipatorische Katastrophe? von Stephan Lessenich Unter den vielen Katastrophenszenarien, die Politik und Wirtschaft, Wissenschaft und Feuilleton bewegen, rangiert die „alternde Gesellschaft“ seit geraumer Zeit ganz oben. Immer weniger junge Menschen, immer mehr Alte: Das ist das mittlerweile auch im Alltagsbewusstsein verbreitete Bild einer Gesellschaft der Zukunft, der eben wegen ihrer Alterung die Zukunftsfähigkeit abgesprochen wird. Zu den offensichtlichen Ungereimtheiten dieses Bildes zählt nicht nur die Tatsache, dass die kursierenden Bevölkerungsstatistiken keineswegs eine linear fortschreitende Zunahme des Anteils älterer Menschen prognostizieren. Ebenso irritierend ist es, dass mit Blick auf den demographischen Wandel noch immer die nationalgesellschaftliche Perspektive dominiert: Die Vision von den „aussterbenden Deutschen“ vermag nach wie vor soziale Ängste zu mobilisieren. Am erstaunlichsten aber mutet an, dass wir alle eine Vorstellung von einer „alternden Gesellschaft“ zu haben scheinen – und zwar eine, die nichts Gutes verheißt. Aber können Gesellschaften überhaupt altern? Wie soll das gehen – so wie beim Menschen? Mit einem Volkskörper, der zunächst betulicher wird, um schon bald bei jeder Bewegung zu ächzen und zu stöhnen? Der sich auf seine alten Tage störrisch, verbittert und eigensinnig gibt? Der immer öfter mal etwas vergisst, sich zunehmend wirr und abwesend zeigt, um am Ende dann bloß noch unentwegt ins Nichts zu starren? Die eingängige und vermutlich auch deshalb so verbreitete Rede von der „alternden Gesellschaft“ unterstellt, dass die Altersstruktur den Charakter einer Gesellschaft prägt. Sie gibt zu verstehen, dass es Quantitäten sind – mehr oder weniger Jüngere und Ältere –, die über das Wesen des Sozialen Aufschluss zu geben vermögen: darüber, ob wir in einer Sozialordnung der Lebendigkeit, Innovationsfreude und Zukunftsorientierung oder aber der Langsamkeit, Besitzstandswahrung und Vergangenheitsverhaftung leben. Seltsam: Die moderne, aufgeklärte, postmetaphysische Gesellschaft naturalisiert ihre eigene Zukunft. Und sie tendiert offensichtlich dazu, sozialstrukturellen Wandel jeder Art a priori mit Katastrophenerwartungen zu verbinden. Zuwanderung ohne „Obergrenzen“? Überfordert unsere Integrationskraft! Außereheliche Geburten, Patchwork-Familien und gleichgeschlechtliche Elternpaare? Wehe dem Kindeswohl! Mehr Ältere um uns herum? Na dann gute Nacht, Standort D! Wohin man auch hört: Katastrophen allenthalben. Der unlängst verstorbene Münchner Soziologe Ulrich Beck hat, die Katastrophenhassliebe der modernen Gesellschaft vor Augen, den Begriff der „emanzipatorischen Katastrophe“ geprägt. Er meinte damit soziale Ereignisse und Prozesse, die dem öffentlichen Bewusstsein zunächst als folgenschweres Unglück erscheinen müssen, deren Folgen sich aber unverhofft auch als positiv erweisen können – im Sinne der gesellschaftlichen Selbsterkenntnis und der Erweiterung gesellschaftspolitischer Handlungsspielräume. Beck hatte dabei insbesondere die gesellschaftlichen Naturverhältnisse im Blick, namentlich den offenbar unaufhaltsamen Klimawandel. Aber man könnte auch den scheinbar ebenso unumkehrbaren Altersstrukturwandel entsprechend deuten: als eine soziale Tatsache, die diese Gesellschaft in die Lage versetzt, sich in einem anderen Licht zu sehen, sich in ein verändertes Verhältnis zu sich selbst zu setzen. Man muss den politischen Diskurs, wonach der demographische Wandel auch Chancen eröffne, nicht – wie üblich – neoliberal führen und händeringend nach den produktiven Potenzialen des Alters suchen. Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Ihr „Altern“ bietet dieser Gesellschaft womöglich die Chance auf eine Abkehr von jenem Produktivitätsfetisch, der sie seit Menschengedenken beherrscht und auf immer irrationalere Weise antreibt. Während die herrschende Politik den Leuten die Idee des „Ruhestands“ austreiben möchte, wäre dieser Gesellschaft zu wünschen, dass sie endlich einmal zur Ruhe käme. Vielleicht helfen ihr – und uns – die vielen Alten ja dabei. September 103 März März [li`ku`la]: hier und dort von Auftrag : Lorey und Kolja Kunt Regie: Bjoern Auftrag, Stefanie Lorey „Als meine Tante nach Guinea-Bissau auswanderte, um ihrem Mann in seine Heimat zu folgen, war ich noch ein Kind. Seitdem gehört das kleine Land zu meiner Familie. Von jetzt an aßen wir Daheimgebliebenen den Reis mit den Händen aus einer Schüssel und hörten dazu politische Musik von José Carlos Schwartz aus der Zeit des Befreiungskrieges. Stolz auf unsere ferne Verwandtschaft schmückten wir unser Haus mit Kunsthandwerk aus Bissau. Wir saugten die Informationen auf, die uns von dort erreichten und doch blieben wir außen vor. Durch die Lichterkette, die man von meinem Kinder­ zimmer­fenster aus nachts am Horizont sehen konnte, war der ‚Eiserne Vorhang‘ stets präsent. Es waren die Lichter der Grenzanlagen zur BRD.” (Kolja Kunt) In [li`ku`la]: hier und dort trifft dokumentarisches Theater auf Dokumentarfilm, das Regieduo Auftrag : Lorey auf die Filmemacherin Kolja Kunt. Gemeinsam mit Schauspieler_innen des Ensembles begeben sie sich auf die Suche nach Bildern vergangener und zukünftiger Vor­stellungswelten. Ein Stück über die Momente lebensverändernder Entscheidungen, die Bedeutung eigener und fremder Migrationsbewegungen, über die Macht von Vorurteilen und die Kraft der Liebe. Uraufführung am 3. März 2017, Box 104 März TOD EINES HANDLUNGSREISENDEN von Arthur Miller Regie: Bastian Kraft „Ich werdʻs dir und allen anderen zeigen, dass Willy Loman nicht umsonst gestorben ist. Er hatte den richtigen Traum. Den einzigen Traum, der sich lohnt, nämlich: Nummer Eins zu werden!” Premiere am 17. März 2017, Deutsches Theater 105 März Ich arbeite, also bin ich Zur Verschränkung von Arbeit und Selbstwert in der modernen Leistungsgesellschaft von Anja Lemke Auch wenn Musterkoffer in Zeiten des Web 3.0 aus der Mode gekommen sind, das, was Willy Loman im Gepäck hat, mutet seltsam vertraut an. Sein Scheitern als Handlungsreisender kündet von der ebenso schlichten wie unerbittlichen Einsicht: Wo jeder seines eigenen Glückes Schmied ist, kann auch nur das eigene Ich für das Misslingen des Lebenstraums zur Verantwortung gezogen werden. Die große Verheißung des American Dream, dass Leistung, Eigeninitiative und unternehmerischer Mut mehr zählen als Geburt und Stand, befreit einerseits zur Gleichheit vor dem Kapital und lässt andererseits die Chance „etwas aus sich zu machen“ zum alternativlosen Imperativ werden, der nicht nur die Arbeitswelt, sondern den „ganzen Menschen“ betrifft. Neben den drückenden Schulden, die den bescheidenen Konsum der Kleinfamilie Loman begleiten, geht es vor allem um die permanente Gefährdung des Selbstgefühls, das Brüchigwerden der Anerkennung und um die Angst zu scheitern – nicht allein beruflich, sondern als Mensch. Es ist die elementare Verknüpfung von Selbstwert und Arbeit, die Willy ­Lomans reales Leben überwölbt und zu den grotesken Phantasmen von Erfolg, Beliebtheit und Anerkennung führt. Um die Situation von Willy Loman zu verstehen, hilft ein Blick zurück. Dass Arbeit zu einer anthropologischen Größe wurde, ist gerade zweihundert Jahre her. Dem Ethos der bürgerlichen Leistungsgesellschaft, das sich im 18. Jahrhundert herausbildet, liegt die entscheidende Prämisse zugrunde, dass sich ein Individuum erst dann konstituiert, wenn es sich mit seiner Hände Arbeit die Welt aneignet, und sich von ihr als unabhängiges, souveränes Individuum abhebt. Früh findet sich dieser Zusammenhang bei dem englischen Philosophen John Locke formuliert, der in den Two Treaties of governement (1690) das Recht des Menschen auf Eigentum an den Akt der Aneignung durch Arbeit bindet. „Die Arbeit seines Körpers und das Werk seiner Hände sind, so können wir sagen, im eigentlichen Sinne sein Eigentum. Was immer er also dem Zustand entrückt, den die Natur vorgesehen und in dem sie es belassen hat, hat er mit seiner Arbeit gemischt und ihm etwas Eigenes hinzugefügt. Er hat es somit zu seinem Eigentum gemacht... Denn da diese Arbeit das unbestreitbare Eigentum des ­Arbeiters ist, kann niemand außer ihm ein Recht auf etwas haben, was einmal mit seiner Arbeit verbunden ist.“ Ausgehend von dieser Gründungsszene der modernen Arbeit kann man die Geschichte des modernen homo oeconomicus als Entfremdungsgeschichte erzählen, in der sich der Mensch infolge der Ausdifferenzierungen in der arbeitsteiligen Gesellschaft fortwährend weiter von der Idee der unmittelbaren materiellen Verbindung von Selbstentwurf und Bearbeitung von Welt entfernt. Die Kapitalisierung der Warenproduktion wäre in diesem Szenario die entscheidende erste Entfremdungsstufe. Die ansteigende Zirkulation von Waren und Geld eine zweite, auf der sich Millers Handlungsreisender befindet, der eben nicht ‚von seiner Hände Arbeit’ lebt, sondern Teil der kapitalistischen Waren- und Geldzirkulation ist. „Er fügt“, wie es bei Miller heißt, „kein Brett in Nut und Feder, er spricht kein Recht und verschreibt keine Arznei. Er ist allein da draußen im Nichts, und sein Lächeln und seine blankgeputzten Schuhe sind seine einzigen Waffen.“ Das Stück führt Stationen dieser Entwicklung vor, indem es eine Reihe von Topoi des American Dream aufruft: Die erfolgreiche Kolonisierung des Kontinents durch die weißen Siedler, das Bezwingen der Naturgewalten, für das Willys Bruder Ben symbolisch zeugt, der „mit siebzehn in den Dschungel ging und mit einundzwanzig steinreich wieder rauskam“. Oder die Figur des homo faber, die der Heimwerker Willy verkörpert und die von seinem Sohn zum hoffnungsvollen Gegenentwurf inmitten der Einsamkeit der Warenwelt stilisiert wird. „Es steckt mehr von ihm in der Holztreppe vorm Haus, als in allen Verkäufen, die er je tätigte“. Doch der nostalgische Ton, der hier anklingt und der die Kritik am „flexiblen Menschen“ (Richard Sennett) bis heute zuweilen begleitet, bleibt ungeeignet, eine echte Alternative zu konturieren, weder zur Entfremdungserfahrung des 20. Jahrhunderts noch zur sogenannten „postfordistischen“ Arbeit der Gegenwart. Schon die Gründungsszene moderner Arbeitsanthropologie, die das Ideal unentfremdeter Arbeit mit der gelingenden Herstellung des eigenen Ich verbindet, basiert auf der Kopplung von Arbeit und Selbstwert, und an dieser Kopplung hält die Figur des homo faber ebenso fest wie kapitalistische Modelle der Warenzirkulation. Ob bei der Produktion oder der Zirkulation von Waren oder wie gegenwärtig bei der erfolgreichen Vermarktung von Kommuni­kation und Dienstleistung, immer liegt, trotz aller gravierender Differenzen, die Annahme zugrunde, das Wesen des Menschen sei von dessen Vermögen bestimmt, sich durch Arbeit selbst als Subjekt hervorzubringen. Am Ende bedeutet dies, dass sich nur im gelingenden Vollzug die Verheißung der menschlichen Vervollkommnungsfähigkeit einzulösen vermag. Wer hier scheitert, scheitert ganz: beruflich und als Mensch. Ironischerweise, und hierin mag die unheimliche Nähe liegen, die wir zu Willy Loman verspüren, ohne seine 50er-Jahre-Welt noch zu teilen, ist es gerade die Verschiebung von der Waren- zur Kommunikationsproduktion, die uns die Ambivalenz der Verbindung von Selbstwert und Arbeit vor Augen führt. Die Herstellung von Kommunikation veranschaulicht, dass es in der modernen Arbeitsanthropologie immer schon weniger die tatsächlich geleistete Arbeit und das aus ihr entstehende Produkt war, das der Mensch in die Waagschale kapitalistischer Produktionsverhältnisse zu werfen hat, als vielmehr „die Arbeitskraft als reines Vermögen“ (Paulo Virno); kurzum: sein Potenzial, das als Potenzial niemals von der eigenen Existenz zu trennen ist – anders als die sich daraus jeweils aktualisierende konkrete Arbeit. März NIEMAND Tragödie in sieben Bildern von Ödön von Horváth Regie: Dušan David Pařízek In den neunziger Jahren taucht ein 95-seitiges Typoskript in einem Auktionshaus auf. Es gibt nur einen einzigen Bieter. Niemand sonst scheint zu wissen, dass es sich dabei um ein vollständig erhaltenes, nie gespieltes und verschwundenes Theaterstück von einem der meist­ gespielten Dramatiker des 20. Jahrhunderts handelt. Auch der Titel der Entdeckung ist ähnlich rätselhaft wie seine Geschichte: Niemand. 1924 geschrieben, ist es stark vom Expressionismus geprägt, grell, roh und unheimlich, weist aber in der Figurenzeichnung und den Motiven bereits auf das spätere Werk Horváths voraus. Der 23-jährige versammelt sein Personal der kleinen Leute, allesamt Getriebene, in einem Mietshaus: ein tyrannischer, verkrüppelter Hausherr, den die Liebe dann doch nicht zum Wohltäter wandelt, Dirnen und Künstler, brutale Zuhälter, unschuldige Mädchen und ein geheimnisvoller Fremder, dessen Auftauchen die Katastrophe auslöst. Wer aber ist Niemand? Das erbarmungslose Schicksal oder der abwesende barmherzige Gott? Deutsche Erstaufführung am 25. März 2017, Kammerspiele 109 September 111 April April Glückliche Tage von Samuel Beckett Regie: Christian Schwochow „Ich höre natürlich Schreie.“ Premiere am 22. April 2017, Deutsches Theater 112 April Keine-Angst-Tage Samuel Beckett und der Zwang, glücklich zu sein von John von Düffel „Oh, dies ist ein glücklicher Tag! Dies wird wieder ein glücklicher Tag gewesen sein!“, ruft die vielleicht berühmteste Frauenfigur Samuel Becketts aus. Winnie heißt sie, und entgegen allen Widrigkeiten, Bedrohungen und Einschränkungen ist sie fest entschlossen, das Leben schön zu finden. Schon allein deshalb nimmt sie unter Becketts Charakteren eine Sonderstellung ein. Fast ist es so, als hätte der scharfblickende Theater-Experimentator mit seinen absurd-existentiellen Versuchsanordnungen im Fall von Winnie einen Test auf den Überlebenswillen und den unkaputtbaren Optimismus des Menschen machen wollen. Der Titel seines Stückes Glückliche Tage ist keineswegs Ironie, sondern ein geradezu unerbittliches Programm: eine Studie des fast schon monströsen Zwangs zum Glück, zum Positiven, in einer Welt, die alles andere als rosig aussieht. Was Winnie in Glückliche Tage abspult, ist eine Selbsterhaltungsstrategie, die stärker und größer zu sein scheint als das Individuum, ein Glücksprogramm der Evolution, der Gattung. Das Ganze wäre kein Beckettscher Text und Test, wenn das Experiment mit dem Glück nicht auch ein grausames wäre. In ihrer Entschlossenheit, am Ende wieder einen glücklichen Tag erlebt zu haben, sieht sich Winnie vielen Hindernissen gegenüber. Ihr Bewegungsradius ist brutal eingeschränkt. Ihr Leben ist auf einen Beutel mit Erinnerungsstücken reduziert. Die einzige Beziehung, die sie noch hat, ist die zu einem (ihrem?) Mann – Willie –, der meist außerhalb ihres Blickfelds herumkriecht und nur wenige unwillige Sätze mit ihr wechselt. Kurz gesagt: Sie ist nicht frei, und die Unterhaltung ist spärlich. Eigentlich spricht alles dafür zu verzweifeln, wäre da nicht Winnies bedingungsloser Wille zum Glück! Sogar wenn ihr von dem Wenigen, was ihr bleibt, tags drauf noch mehr genommen wird, ist ihre Entschlossenheit zum Positiven ungebrochen. Winnie, die sich am Ende kaum mehr rühren kann, würde noch von Glück reden, wenn sie nur noch Mund ist. Man kann die existentielle Metapher der Beengung und zunehmenden Reduktion von Winnie, von ihren Lebens- und Bewegungsmöglichkeiten, auf viele verschiedene Arten deuten: als Bild und Symbol des Alterns, der Zeit, des nahenden Todes, des Frohsinns im Verfall oder auch als Königinnendrama eines Untergangs, einer Herabwürdigung, eines fortschreitenden Verlusts. Für die Interpretation ist entscheidend: Worin genau besteht die Bedrohung, die Dunkelheit und die Angst, die Winnie mit ihrem Glücksprogramm besiegen will? Was ist das für eine Welt, die sie mit ihrer Glücksentschlossenheit niederredet, wegdenkt, ausblendet? Wie allgemein oder konkret, wie allegorisch oder direkt ist der Angriff dieser Welt auf ihr Glück? Winnies (Über-)Lebensfrage, wie schaffe ich es, dass heute wieder ein glücklicher Tag gewesen sein wird, ist ein Versuch, die Zeit nicht nur auf schmerzfreieste Weise totzuschlagen. Es ist auch eine große gedankliche Zeit-Vernichtungsmaschinerie, eine Gegenwartsnegation. Die Welt da draußen muss draußen bleiben, damit sie ihre Tage glücklich nennen kann. Insofern ist Winnie aus heutiger Sicht der Prototyp einer Verdrängerin im Namen ihres persönlichen Glücks. Ihr Triumph am Ende des Tages ist der Sieg der Scheuklappen über die Angst vor einer immer komplexer, immer bedrohlicher werdenden Welt, vor ihren Bedrohungen und veränderten Bedingungen. Winnies Welt wird also nicht nur im Sinne eines schicksalhaften Verhängnisses immer eingeschränkter und unfreier, auch sie selbst macht ihre Welt immer kleiner. Das ist der Preis für die Möglichkeit ihres Glücks. Denn nur im Kleinen ist sie noch zu Hause, kennt sie sich noch aus. Winnie ist eine von der Zeit Gelähmte, doch sie lähmt und paralysiert sich auch selbst, weil sie nur im allerengsten Radius eine Welt behaupten kann, die noch in Ordnung ist. Sie kann sich nicht mehr bewegen, aber sie bewegt sich nicht mehr, aus Angst, sich in die Angst zu begeben. Die Möglichkeiten, von denen sie meint, dass sie ihr genommen wurden und werden, nimmt sie sich auch selbst, um die Kontrolle über den Rest ihres Lebens nicht zu verlieren. Die kleinste aller möglichen Welten wäre demnach die beste. Insofern ist Winnie, bei allem Optimismus, doch eine typische Beckett-Figur, eine tragische, hochnotkomische, eine Angstbewältigungsvirtuosin, eine Verlorene und Verblendete. Die Tragik dieser Meisterin der Weltverkleinerung und des Glücks im allerletzten Winkel ist eben jene Ironie des Schicksals, von der Beckett so perfide viel weiß: Sogar in Winnies kleine Welt bricht immer mehr die Angst ein. Denn auch die kleinste Welt wird schon bald keine heile mehr sein. April Die Welt in uns Recherchen zum Thema „Junge Weltbürger“ Regie: Turbo Pascal Eine Inszenierung des Jungen DT In vielen Ländern sehen sich die Menschen eher als Weltbürger denn als Bürger ihres jeweiligen Landes. Außer in Deutschland. Sind wir es, die in die globale Gesellschaft integriert werden müssen? Was heißt es heute, Weltbürger zu sein oder zu werden? Die Weltbürgerbewegung wurde 1949 von dem amerikanischen Bomberpiloten und Aktivisten Gary Davis ins Leben gerufen. Vor den Vereinten Nationen forderte er die Überwindung der Nationalstaaten und einen Welt­ bürgerpass. Das Theaterkollektiv Turbo Pascal macht sich auf die Suche nach jungen Weltbürgern – in der Mitte der Gesellschaft, in Unterkünften für Geflüchtete, an den Rändern der Stadt. Sie fragen junge Berliner_innen und Neu-Berliner_innen, was Deutschsein eigentlich bedeutet und was an dessen Stelle treten kann, wenn man seinen Pass abgibt. Welche Welten ­tragen wir in uns und für welche Zugehörigkeit würde man sich gerne ein Dokument ausstellen lassen? Der ­Köpenicker? Der Gamer? Das Fangirl? Der Hybrid? Sind wir in der grenzenlosen Kommunikation im Netz schon alle Weltbürger? Aber was würde es bedeuten, tatsächlich Weltbürgerschaft für alle Menschen zu fordern? Uraufführung am 23. April 2017, Box 116 Mai Mai Phädra von Jean Racine Regie: Stephan Kimmig „So sei es denn! So lerne Phädra kennen Und ihre ganze Raserei! Ich liebe.“ Premiere am 12. Mai 2017, Deutsches Theater 118 Mai Die Angst vor der Macht der Leidenschaften von Hilge Landweer Heute wird eher selten über Scham gesprochen. Es ist ein Gefühl, bei dem viele sich schämen, es überhaupt zu haben. Denn es gilt die Ideologie als Norm, Scham sei ein unzeitgemäßes Gefühl, da es das Selbstbewusstsein ankratzen könnte – und das muss heute zumindest nach außenhin strotzen, egal, was hinter der Fassade ist. Gefühle sind aber eine Macht, derer man sich nicht erwehren kann. Der mythische Stoff über Phaidra und Hippolytos stammt aus einer Zeit, als Gefühle noch als Mächte angesehen wurden, die Menschen von außen und oft gegen ihren Willen ergreifen. Was macht Racine im 17. Jahrhundert aus diesem Stoff? Phädra versucht die verbotene Liebe zum Sohn ihres Mannes zu bekämpfen. Nach außen demonstriert sie statt der Liebe sogar Hass gegen ihn aus Angst und Scham, ihre Gefühle könnten entdeckt werden. Nichts treibt sie mehr an als die Angst, durch diese unmögliche Liebe ihre Schamhaftigkeit, ihre Ehre und die ihrer Kinder aufs Spiel zu setzen. Für diese Ehre wird am Schluss sogar die Tugend geopfert, wie es heißt, und ein Verbrechen begangen: Hippolytos wird verleumdet, er wird zu Unrecht der Vergewaltigung seiner Stiefmutter bezichtigt. Phädra schämt sich zu Beginn, den eigenen Stiefsohn zu lieben und so ein Tabu zu brechen. Scham bezieht sich immer auf eine Norm, die man übertreten hat, aber dennoch anerkennt. Die Scham zeigt: Da ist jemand, der sich eigentlich an die Norm halten möchte. Würde man die Norm nicht ernst nehmen, bräuchte man sich nicht zu schämen – man wäre dann „unverschämt“ und hätte die Norm „frech“ übertreten. Den bereuten Normbruch gibt es auch bei Phädra: Ihr Gefühl selbst, ihre Liebe, stellt ein Unrecht dar, weil sie das Gefühl nicht beherrschen kann. Die Macht des verbotenen Begehrens bricht sich Bahn in Phädras Geständnis, das zu hören Hippolytos, abgewandt vor Scham, kaum ertragen kann; unvorstellbar erscheint ihm der Tabubruch. Ist es wirklich die verschmähte Liebe, die Phädras Gefühle kippen lässt und sie zu ihrer Verleumdung des Hippolytos antreibt? Es ist zumindest auch die Angst vor der eigenen Scham und Reue, Angst davor, dass es einen Zeugen ihrer Untreue, ihrer Scham und Schande gibt. Nur vordergründig geht es um die Angst, Hippolytos könnte seinem Vater nach ihrem Geständnis ihre Untreue bezeugen. Schlimmer noch scheint die Vorstellung, sie werde gesehen in ihrer vielfachen Scham, die sie zu verbergen sucht: die Scham, diese Gefühle überhaupt zu haben, sie nicht bekämpfen zu können, die Scham, sie geäußert zu haben, die Scham darüber, dass sie vergeblich gehofft hatte, ihre Liebe werde erwidert, die Scham, trotz all dieses Beschämenden ihrem Gatten gegenübertreten zu müssen und dabei von einem Dritten, von Hippolytos, in ihrer Schuld gesehen zu werden. So zieht die Scham, die verborgen werden soll, erneute Normverstöße nach sich bis hin zum Verbrechen, und damit noch größere Scham und Schuldgefühle. Scham ist begleitet von dem Wunsch, der Boden möge sich auftun, um zu verschwinden, nicht mehr sichtbar zu sein für die ­Blicke der anderen, die einen zu durchbohren drohen. Aber Scham ist bei Racine – anders als in archaischer Zeit – in die Seele, einem unzugänglichen Innenraum, gewandert. Phädra wird für ihre Gefühle verantwortlich gemacht, sie hat sie zu kontrollieren und DARF ihnen nicht ausgeliefert sein. Wenn andere bemerken, dass jemand sich schämt, so wird dessen Gefühl der Scham verstärkt: Noch mehr Blicke sind auf ihn gerichtet. Auch dies ist ein Grund, warum in R ­ acines Tragödie so oft von Verbergen und Verschweigen die Rede ist: Jede Entdeckung würde die Macht der Scham, die schwer zu ertragen ist, vergrößern. Mit der Scham sanktioniert das eigene Gefühl die Überschreitung der Norm; Zorn und Empörung dagegen bestrafen andere, wenn sie Unrecht tun. Durch Scham und Zorn erfahren wir, was für uns Unrecht ist. Auch wenn es auf den ersten Blick um zwei verbotene Lieben geht – um die erotische Liebe zum Stiefsohn, um die Liebe zur Feindin: Letztlich ist es die Macht der Unrechtsgefühle, der Scham über selbst zu verantwortendes Unrecht und des gerechten Zorns, vor denen die Liebe kapitulieren muss. Gegen das Verschweigen aus Scham rebelliert der Leib. „Doch schweigt sein Mund, so sprechen seine Augen“: Es gibt sie, die unverwechselbaren Zeichen, unfreiwillig brechen sie sich Bahn, verraten jene, die mit ihren Gefühlen ringen und sie verschweigen wollen. Die Macht der Gefühle besteht nicht zuletzt im Drang zur Artikulation, zum Bekenntnis. Die Gefühlskontrolle, eine bedeutende Herrschaftstechnik, ist gescheitert. Und heute? Der Macht der Gefühle wird heute anders beizukommen versucht – sie wird von vornherein verleugnet, klein geredet auch dann, wenn an die Heilkraft des Geständnisses geglaubt wird: Sprich aus, was dich bewegt, die Wahrheit heilt. Das löst jedes Problem, aber auch die Gefühle auf. Alles kann besprochen und gestanden werden. Die Blicke haben sich umgekehrt, freiwillig wird sich ihnen ausgesetzt. In Talkshows und anderswo wird der eigene Gefühlszustand öffentlich und geradezu obszön ausgebreitet. Mit Ausnahme der Scham, sie verbirgt sich. Mächtiger als die Scham scheint unter modernen Bedingungen die Angst vor der Scham zu werden. Darüber gesprochen werden kann sowieso nicht in Echtzeit, denn wer sich schämt, kann den Blick nicht mehr heben, schon gar nicht gleichzeitig sprechen. Wer sich ernsthaft schämt, kann sich nicht zugleich als souverän inszenieren. Es ist uncool, sich zu schämen. Der Boden soll sich auftun, wenn es doch passiert. Der Macht der Scham ist aber auch mit diesem neuen Tabu nicht beizukommen. Mai TAUSENDSCHÖNCHEN. KEIN MÄRCHEN nach dem Film von Věra Chytilová Regie: Nora Schlocker Eine Inszenierung des Jungen DT Am Anfang waren einmal zwei Mädchen: Marie 1 und Marie 2 hocken in einem Schwimmbad. Wenn sie Arme und Beine bewegen, quietscht es, als öffne der Prinz die seit 100 Jahren verschlossene Tür zu Dornröschens Turmzimmer. Sie sind sich einig: Die Welt ist verdorben und man kann ihr nur begegnen, indem man noch verdorbener wird. Gesagt, getan – und wie es sich für zwei verdorbene, quietschfidele Mädchen gehört, geht’s vom Schwimmbad direkt ins Paradies. Von da an tun sie, was ihnen gefällt: Es wird geschlemmt, in Whiskey gebadet und sich daneben benommen, bis am Ende nichts mehr sicher ist. Sehr unter­ haltsam und systematisch richten sie sich und die Welt zugrunde. Hochgelobt als „randalierendes Punk-RockGedicht“, als urkomisch und „derart innovativ, dass es einen heute noch wundern und staunen lässt“, wurde der tschechische Experimentalfilm von Věra Chytilová (1966) bald verboten – war er doch zu anarchistisch-fröhlich und durch­ gedreht-subversiv für die CSSR. Premiere am 24. Mai 2017, Box 122 Juni Juni Autoren thEateRtage berlin 2017 Die beste Autorenförderung ist die Uraufführung eines guten S ­ tückes. Die Autorentheatertage 2017: wieder mit drei Uraufführungen neu entdeckter Stücke, ausgewählt von einer unabhängigen Jury. Der Einsendeschluss für neue, nicht bereits eingereichte Texte ist der 15. September 2016. Außerdem: zwei Wochen Festivalprogramm mit Gast­ spielen bemerkenswerter Inszenierungen zeit­ genössischer Dramatik, Diskussionen, Spotlights und Symposium im Juni 2017. Wir danken der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin für ihre großzügige Unterstützung. 124 Juni Keine Angst, nirgends von Harald Welzer Seit nunmehr zwei Jahren geht eine Angst durchs Land, und diese Angst beruht seltsamerweise auf einer Angst vor Leuten, die vorgeben Angst zu haben. Denn die Leute, die sich unter dem Namen Pegida, Pogida, Bigida und ähnlich Dusseligem versammeln, erzählen ja die tolle Geschichte, dass sie Ängste und Besorgnisse hegen, die weder von Politik noch Medien gehört werden. Politik und Medien hingegen machen seither nichts anderes, als aus völlig unerfindlichen Gründen zu befürchten, dass die Ängste und Besorgnisse dieser Menschen, die vorgeben, welche zu haben, von ihnen nicht gehört werden, weshalb sie desto intensiver auf sie hören. Ja, so sehr, dass sie in ihrem ganzen intensiven „Auf-die-Ängste-und Besorgnisse“ dieser Leute einzugehen, eine ganz neue Partei hochdebattiert und -geschrieben haben, die sich ebenfalls der Überfremdung und andere Absurditäten fürchtenden Menschen annimmt, ihrerseits aber vor wirklich furchterregenden Phänomenen wie etwa dem Klimawandel oder dem digitalen Kapitalismus so gar keine Angst hat. Das ist insofern nicht verwunderlich, als es sich hier zwar um eine Partei der ressentimentgeladenen Menschen handelt, keineswegs aber solchen aus der Unterschicht, sondern ganz im Gegenteil aus der Gruppe der Besserverdienenden. Gutverdienende Menschen mit Ressentiments sind logischerweise gegen alles, was sie in der Bräsigkeit ihres beharrlichen Einverstandenseins mit U ­ ngleichheit, Ungerechtigkeit, Naturzerstörung, Ausbeutung usw. irritieren könnte. Ressentimentgeladene Menschen aus der Unterschicht und der unteren Mittelschicht wählen nun also ressentimentgeladene Menschen aus der gehobenen Mittelschicht, in der irrigen Annahme, diese würden ihren Ängsten und Besorgnissen abhelfen, woran diese wiederum im Traum nicht denken, sind diese Ängste und Besorgnisse doch ihr politisches Kapital, das sie künftig weiter zu mehren gedenken. Das passt, sind doch die Ängste und Besorgnisse aller Ressentimentgeladenen ohnehin reine Erfindungen, denn die meisten von ihnen haben ja noch nie einen Muslim gesehen, geschweige denn je mit einem zu tun gehabt. Ängste haben sie vielleicht davor, dass irgendjemand mehr hat als sie, dass sie Bauer sucht Frau auf RTL verpassen oder irgendein Computerspiel nicht kopieren können. Vielleicht haben einige von ihnen auch Angst zu dick zu sein, oder zu doof, um zu kapieren, worum es in einer freiheitlichen Demokratie eigentlich geht. Aber Ängste und Besorgnisse, die irgendjemand aus der Politik oder aus den Medien ernst nehmen sollte, haben weder die Schlechtnoch die Besser-Verdienenden; schließlich leben sie ja allesamt in einer Gesellschaft, die sie zwar beseitigen möchten, die aber sicherstellt, dass sie alle in dieser Gesellschaft auskömmlich und angstfrei leben können, auch wenn sie noch so viele Ressentiments haben und noch so doof sind. Diesen komplizierten Sachverhalt müsste man ihnen erklären, anstatt auf den Reklamequatsch, sie seien „besorgte Bürger“, einzugehen. Sie sind weder besorgt noch Bürger in einem republikanischen Sinn, sondern Menschenfeinde, die – wenn überhaupt vor irgendetwas Substantiellem – Angst vor der Freiheit haben. Die Art und Weise, wie bislang mit diesen Leuten öffentlich umgegangen wird, hat Herbert Marcuse vor einem halben Jahrhundert auf den Begriff gebracht: repressive Toleranz. Das ist die Toleranz gegenüber den Feinden der Freiheit und des Rechts, und die ist grundfalsch. Man darf diesen Leuten nicht die Motive unterstellen, die sie selbst zu haben vorgeben. Sondern man muss sie bekämpfen. Das kann man in einem freien Land ganz angstfrei tun. Anstatt ihnen auf den Leim der vorgeblichen Besorgnis zu gehen, muss man ihre Bestrebungen, eine Ausgrenzungsgesellschaft autokratischen Typs herzustellen, angreifen. Offene Gesellschaften, das wissen wir seit Karl Popper, haben grundsätzlich mit Feinden zu rechnen: mit Menschen, die Freiheit und Demokratie verachten und Ambivalenzen nicht aushalten wollen. Offene Gesellschaften müssen mithin immer verteidigt werden, sie sind nie sicher und niemals gegeben. Sie leben vom aktiven und wachen Einsatz ihrer Bürgerinnen und Bürger, die sie gegen die Freiheitsfeinde verteidigen, immer dann, wenn es nötig ist. Jetzt ist es nötig. 126 Die Autorinnen und Autoren Petra Kohse ist Autorin, Redakteurin und Theaterwissen­schaftlerin. Ulrich Khuon ist Intendant des Deutschen Theaters Berlin. Der Literaturwissenschaftler Peter von Matt (Universität Zürich) hat Max Frisch persönlich gekannt und vielfach über ihn und sein Werk publiziert. Jochen Schmidt stammt aus Berlin. Wichtige Veröffentlichungen waren Schmidt liest Proust, Meine wichtigsten Körperfunktionen, Schneckenmühle, Gebrauchsanweisung für Ostdeutschland. Jens Balzer ist stellvertretender Feuilletonchef bei der Berliner Zeitung, zuletzt erschien sein Buch Pop. Ein Panorama der Gegenwart (Rowohlt Berlin). Zusammen mit Tobi Müller kuratiert er den Popsalon in der Bar des Deutschen Theaters. Sammy Khamis, geboren 1986, ist Journalist beim Bayerischen Rundfunk. Gemeinsam mit Nuran David Calis hat er im Winter 2015/16 in der salafistischen Szene recherchiert. Hilal Sezgin arbeitet als Schriftstellerin und Journalistin. Sie schreibt vor allem für die taz, Frankfurter Rundschau und Berliner Zeitung über Philosophie, Islam, Feminismus und Tierrechte. Stephan Lessenich lehrt Soziologie an der Ludwig-MaximiliansUniversität München und ist Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Anja Lemke ist Professorin für Neuere Deutsche Literatur an der Universität zu Köln. Arbeiten u.a. zur Ästhetik des Post­fordismus (b_books 2016) und zum Verhältnis von Kunst und Arbeit (Fink 2014). John von Düffel ist Autor, Dramaturg am Deutschen Theater Berlin und leitet den Studiengang Szenisches Schreiben an der Universität der Künste. Zahlreiche Theaterstücke, Bearbeitungen und Romane, zuletzt Wassererzählungen und KL – Gespräch über die Unsterblichkeit. Hilge Landweer ist Professorin für Philosophie an der Freien Universität Berlin. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Sozial- und Rechtsphilosophie, Ethik, interdisziplinären Geschlechterforschung, Phänomenologie und der Philosophie der Gefühle. Harald Welzer ist Direktor von Futurzwei – Stiftung Zukunfts­fähigkeit, Professor für Transformationsdesign an den Universitäten Flensburg und St. Gallen. Er hat mit Alexander Carius die Debatten-Reihe Welches Land wollen wir sein? Die offene Gesellschaft initiiert, die u.a. am Deutschen Theater stattfand. September September 131 Ole Lagerpusch in Das weite Land September 132 September 133 Margit Bendokat in Was ihr wollt September 134 September 135 Christian Grashof in Warten auf Godot (mit Andreas Döhler) September September Timo Weisschnur in Terror (mit Aylin Esener, Franziska Machens) September September 139 Wolfram Koch, Samuel Finzi in Warten auf Godot Simone von Zglinicki, Michael Schweighöfer in Eisler on the Beach (mit Daniel Hoevels , Ole Lagerpusch) Jürgen Huth in Geschichten aus dem Wiener Wald (mit Ensemble) Dagmar Manzel in Gift (mit Ulrich Matthes) Corinna Harfouch in Wassa Schelesnowa Junges DT Ausnahme – Zustand An euch alle, die ihr kurz vor oder nach der Jahrtausendwende geboren seid, an die Generation Z, an alle pragmatischen Optimisten und experimentierfreudigen Individualisten: Wie lebt sichʼs im Umbruch? Welche Chance steckt in welcher Krise? Welche Zustände sind eine Zumutung und welche Ausnahme sollte zur Regel werden? Wir leben in einer Zeit der radikalen Veränderungen. Vieles scheint gefährdet und muss gesichert, geschützt, gerettet werden: Der soziale Friede und die innere Sicherheit, Renten, Ressourcen, Randgruppen, unsere Daten und natürlich die Banken, die deutsche Sprache und die private Sphäre, das Klima und die Umwelt, die Artenvielfalt und die Fachkräfte... Soll es wirklich bleiben wie es nie war? „Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Ich weiß nur, dass es anders werden muss, wenn es besser werden soll.“, so der Experimentalphysiker Lichtenberg im Zeitalter der Aufklärung. Inzwischen ist viel passiert, so einiges habt ihr miterlebt: 9/11, Fukushima, den ersten schwarzen US-Präsidenten und die erste Kanzlerin, die Einführung des Euro, die Weltfinanzkrise und den demografischen Wandel, den Arabischen Frühling, Renationalisierung und die Flüchtlingskrise, Einschulung mit 5 und G8. Euch ist vollkommen klar, dass sich unsere Welt durch Globalisierung und Digitalisierung radikal verändert. Ihr habt gelernt: Nichts ist mehr sicher. Und: Es geht immer irgendwie weiter. Ihr kommt klar. Aber: In welcher Welt wollt ihr leben? Und was ist dafür zu tun? Wann, wenn nicht jetzt? Wo, wenn nicht hier? Wer, wenn nicht ihr? 148 Geplante Projekte In der Spielzeit 2016/17 geht es um Ausnahmezustände, in denen Enthaltung keine Haltung ist: In dem Projekt Hier.Stehe.Ich setzen sich – 500 Jahre nach Luthers „Hier stehe ich, ich kann nicht anders.“ – russische, polnische und deutsche Jugendliche mit Persönlichkeiten auseinander, die Standfestigkeit bewiesen haben. Die nicht gefragt haben, was ihnen nützt, sondern was gut ist, richtig und wahr. Zusammen mit der Regisseurin Uta Plate reisen wir gemeinsam in die drei Länder und fragen uns, mit Blick auf die aktuelle politische Situation vor Ort, wofür stehen wir und wofür würden wir uns bedingungslos einsetzen? Im Herbstcamp 2016 können alle, die von einer anderen Zukunft träumen, gemeinsam mit Künstler_innen den Aufstand proben. Mit Theater, Tanz, Animation, Gamedesign und Performance erkunden wir die Gegenwart und bereiten uns auf neue Zeiten vor. Was nehmen wir mit, was bleibt Geschichte? Wir erklären die Herbstferien zum 10-tägigen Ausnahmezustand und geben unseren Zukunftsvisionen eine Bühne. Inszenierungen Auch die Inszenierungen der Spielzeit erzählen von Menschen in besonderen Zuständen. In Rainer Werner Fassbinders Katzel­macher ist es eine stumpfe Normalität, in der sich gelangweilte Jugendliche durch die Ankunft eines Fremden gestört fühlen. Frustration entlädt sich in Fremdenfeindlichkeit. Denn: „Eine Ordnung muss wieder her“. Die Regisseurin Jessica Glause wird das Stück aus dem Jahr 1968 in den Kammerspielen mit Jugendlichen inszenieren, die selbst einen Migrationshintergrund haben. Aber was ist das Fremde heute? Und wie könnte eine globale Identität aussehen? Dieser Frage und was „Deutschsein” eigentlich konkret bedeutet, geht die Gruppe Turbo Pascal in Die Welt in uns nach, einem Projekt zum Thema „Junge Weltbürger“. Wie nennen wir uns, wenn wir keine „Deutschen”, „Syrer”, „Ukrainer”... mehr sind? Kosmopoliten? Erdlinge? Oder haben wir schon längst andere hybride Identitäten und tragen viele Welten in uns? Radikale Grenzgängerinnen sind auch Marie 1 und Marie 2 in dem tschechischen Experimentalfilm Tausendschönchen. Kein Märchen, den Nora Schlocker mit jungen Menschen in der Box fürs Theater adaptieren wird. Die beiden fröhlichen Anarchistinnen beschließen die Verdorbenheit der Welt mit einer lustvollen Zerstörungsorgie zu beantworten. In An der Arche um acht von Ulrich Hub (Regie: Anne Bader) schmuggeln sich gleich drei Pinguine auf die Arche Noah, um sich vor der Sintflut zu retten. Sieht Gott alles? Gibt es ihn überhaupt? Das zugleich komische und tiefgründige Stück über Glauben und Freundschaft im Ausnahmezustand zeigen wir in der Vorweihnachtszeit im Saal. Nicht nur für Kinder geeignet! Junges DT Club Junge Menschen mit und ohne Fluchterfahrung probieren bei Making Friends im Selbstversuch verschiedene Formen des Kennenlernens aus: Sie knüpfen Brieffreundschaften, sie speed-daten, chatten auf Whatsapp, tanzen Leute in der U-Bahn an und lassen sich von Dating-Experten coachen. Und: Sie erfinden ganz neue Formen und Formate der Begegnung! Bei Big Sis Is Watching You! Heißt es: XOXO – alle sind informiert. Privat war gestern, teilen ist jetzt sofort. Was aber, wenn ich auf Schritt und Tritt beobachtet werde? Die Informationen schneller sind als ich selbst? Behalte ich die Kontrolle und wann übernehmen andere? Big Brother ist so 1984. Wer liest heute mit? Gossip Girl, Google, die NSA? Für alle Bücherfans: In Kooperation mit LesArt bringen wir den für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominierten Roman Mädchenmeute auf die Bühne. Kirsten Fuchs erfindet ein abenteuer­ liches Ausnahmeszenario: Eine Gruppe Teenager flüchtet aus dem Sommercamp in den Wald und schlägt sich alleine durch. Was kann man alles tun, wenn dich niemand vermisst? Für alle, die lieber schreiben, fotografieren, filmen und interviewen: Ihr seid genau richtig bei DT Welt. Hier habt ihr die Möglichkeit, hinter die Kulissen zu schauen und über die Zustände im DT und alle bemerkenswerten Ausnahmen zu berichten. Theater und Schule Im neuen Klassenzimmerstück Komm Näher! nach Woe von Edit Kaldor finden wir zusammen mit dem Regisseur Bjørn de Wildt heraus, wie nah man der Erfahrung einer anderen Person kommen kann. Wie kann man Worte finden für eine Kindheit im Ausnahmezustand? Wie kann man ein Trauma mitteilen? Ab dieser Spielzeit laden wir Schulklassen ein, in dem fächerübergreifenden Theaterlabor „Zugriffe“ ausgewählte Inszenierungen von Probenbeginn bis zur Premiere intensiv zu begleiten und aus der individuellen Perspektive auf das Stück oder das Thema heraus ein eigenes künstlerisches Kleinformat zu entwickeln. Auch mit Lehrer_innen möchten wir weiterhin in unseren „Stop-Teaching“Fortbildungen in Anlehnung an aktuelle Inszenierungen neue Lesarten auf bekannte Stoffe hinterfragen. Künftig werden wir besonders Willkommensklassen einladen, mit uns in Austausch zu kommen. Weitere Projekte, Aktionen und Angebote unter www.jungesdt.de. European Theatre Convention 1988 gegründet, hat sich die ETC zum größten europäischen Theaternetzwerk entwickelt mit mehr als 40 Mitgliedstheatern in über 20 Ländern, seit 2009 gehört auch das DT dazu. Die ETC, wie das Theater überhaupt, ist ein Spiegel der großen Veränderungen und neuen Herausforderungen, die sich in Politik, Gesellschaft und Kultur seitdem ereignet haben. Professionellen Austausch, künstlerische Zusammenarbeit jenseits sprachlicher und nationaler Grenzen zu fördern, den Reichtum, die Vielfalt und die Zeitgenossenschaft des europäischen Theaters zu reflektieren und ins Bewusstsein zu bringen, ist das Ziel der ETC. Zwei beispielhafte Projekte aus jüngster Zeit seien genannt: The Art of Ageing (2014/15), an dem das DT in Koproduktion mit dem Slowakischen Nationaltheater Bratislava mit Nino Haratischwilis zweisprachigem Stück Land der ersten Dinge / Bludičky beteiligt war, sowie das seit 2015 laufende Projekt Focus: Ukraine. Theatre, Freedom, Dialogue: European Networking with Theatres in Ukraine and Belarus. Viele weitere Informationen auf der ETC-Homepage. EUROPA-ABO: Alle Inhaber einer DT-Card haben freien Eintritt in alle ETC-Theater jenseits der Grenzen und erhalten ermäßigte Karten bei den deutschen Mitgliedstheatern. Kartenreservierung über Besucherservice: Telefon 030. 284 41-221 www.etc-cte.org 152 mitos21 Das internationale Theaternetzwerk wurde 2008 ins Leben gerufen mit dem Ziel, über Länder- und Sprachgrenzen hinweg Gelegenheiten für professionellen Austausch, Nachwuchsförderung und künstlerische Zusammenarbeit zu schaffen und zu außergewöhnlichen Projekten anzuregen. Zwölf führende europäische Theater und zwei Schauspielakademien gehören zu den Mitgliedern: Toneelgroup Amsterdam; Katona Theater Budapest; Deutsches Theater Berlin; Düsseldorfer Schauspielhaus; Schauspiel Frankfurt; Det Kongelike Teater Kopenhagen; Narodow Stary Teatr Krakau; London National Theatre; Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg; La Colline, Théâtre National, Paris; Universität Mozarteum Salzburg; Dramaten Stockholm; Schauspielhaus Zürich. Mit dem vom DT initiierten Projekt The Lost Ring / Der verlorene Ring, einem theatralischen Kommentar zu Lessings Ringparabel mit Theaterschaffenden aus Athen, Berlin, Frankfurt, Kopenhagen, London und Stockholm wurde 2015 das neue Probebühnenzentrum des DT eröffnet. In Vorbereitung ist Topographies of Paradise, ein multinationales Projekt des dänischen Künstlers Madame Nielsen. www.mitos21.com/ 153 Mitarbeiter_innen Künstlerische Leitung Intendant: Ulrich Khuon; Chefdramaturgin und stellv. Intendantin: Sonja Anders; Künstlerischer Betriebsdirektor: Michael de Vivie; Atelierleiterin: Anne Ehrlich; Pers. Referentin des Intendanten, Sponsoring: Lona Wulff; Leiterin Kommunikation: Katharina Wenzel; Leiterin Junges DT: Birgit Lengers Intendanz Intendant: Ulrich Khuon; Pers. Referentin, Sponsoring: Lona Wulff; Mitarbeiterin und DT Freunde: Friederike Ludewig Geschäftsführende Direktion Geschäftsführender Direktor und stellv. Intendant: Klaus Steppat; Pers. Referentin des Geschäftsführenden Direktors: Selma Ilhan; Assistent: Karl Sand Dramaturgie und Junges DT Chefdramaturgin: Sonja Anders; Dramaturg_innen: Ulrich Beck, Claus Caesar, John von Düffel, David Heiligers, Juliane Koepp; Dramaturgieassistent: Joshua Wicke; Internationale Kontakte, Autorentheatertage: Christa Müller; Gäste: Malin Nagel, Hannes Oppermann, Meike Schmitz, Anika Steinhoff, Danbi Yi; Leitung Junges DT: Birgit Lengers; Theater und Schule: Anne Tippelhoffer; Mitarbeiter Junges DT: Peter Kolb, Lukas Müller; Gast DT Welt und Herbstcamp: Lasse Scheiba; Koordinatorin tusch: Amelie Mallmann; FSJ Kultur: Elena Gomez Alvarez Künstlerisches Betriebsbüro Künstlerischer Betriebsdirektor: Michael de Vivie; Mitarbeiter, Leiter Statisterie: Andreas Däscher, Mitarbeiterin Gastspiele und Sonderveranstaltungen: Christine Drawer; Mitarbeiterin: Simone Pasemann Technische Direktion Technischer Direktor: Olaf Grambow; Stellv. Technischer Direktor: Marco Fanke; Mitarbeiterin: Susann Rakowski Kommunikation Leiterin Kommunikation, Pressesprecherin: Katharina Wenzel; Marketing: Friederike Busch; Mitarbeiterin Presse, Onlineredaktion: Lena Domeyer; Mitarbeiterin: Angela Modest; Grafik: Sabine Meyer, Julia Kuon; Fotograf: Arno Declair DT-Besucherservice Vertriebsleiter: Jörg Freckmann; Mitarbeiter: Philip Mario Jakobs, Peter Schmeißer, Sarah Wierzbinski; Abenddienstleiter: Thomas Koch; Mitarbeiterin: Maria Dinkel; Kassenleiter: Olaf Grolmes; Kassierer_innen: Florian Eder, Andreas Prien, Barbara Schmidt Archiv und Bibliothek Karl Sand Regie Frank Abt, Auftrag : Lorey (Bjoern Auftrag, Stefanie Lorey), Anne Bader, Brit Bartkowiak, Anja Behrens, Yannik Böhmer, Jan Bosse, Felicitas Brucker, Nuran David Calis, ZinA Choi, András Dömötör, Jessica Glause, Jürgen Gosch, Dimiter Gotscheff, Gernot Grünewald, Martin Grünheit, Sebastian Hartmann, Karin Henkel, Ronny Jakubaschk, Stephan Kimmig, Tilmann Köhler, Bastian Kraft, Andreas Kriegenburg, Tom Kühnel, Jürgen Kuttner, Martin Laberenz, Kyungsung Lee, Anne Lenk, Robert Lehniger, Daniela Löffner, Thom Luz, Jenke Nordalm, Ivan Panteleev, Dušan David Pařízek, Uta Plate, Stefan Pucher, Alexander Riemenschneider, Matthias Rippert, Josua Rösing, Hanna Rudolph, Christopher Rüping, Lilja Rupprecht, Kristo Šagor, Nora Schlocker, Christian Schwochow, Simon Solberg, Jette Steckel, Michael Thalheimer, Anna Töws, Miriam Tscholl, Turbo Pascal (Frank Oberhäußer, Angela Löer, Eva Plischke), Hasko Weber, Bjørn de Wildt, Jungung Yang, Kon Yi Bühne und Kostüme Atelierleiterin: Anne Ehrlich; Geraldine Arnold, Dagmar Bald, Ben Baur, Peter Baur, Victoria Behr, Jil Bertermann, Eva Veronica Born, Katrin Brack, Adriana Braga Peretzki, Katharina Bruderhofer, Amelie von Bülow, Sigi Colpe, Camilla Daemen, Julia Dietrich, Barbara Drosihn, Barbara Ehnes, Henrike Engel, Nikolaus Frinke, Sebastian Hartmann, Katja Haß, Oliver Helf, Sabine Hilscher, Volker Hintermeier, Pauline Hüners, Irene Ip, Sophie Klenk-Wulff, Matthias Koch, Mira König, Michael Köpke, Katharina Kownatzki, Iris Kraft, Halina Kratochwil, Mareile Krettek, Andreas Kriegenburg, Aino Laberenz, Stéphane Laimé, Mark Lammert, Silja Landsberg, Sophie Leypold, Florian Lösche, Regina Lorenz-Schweer, Thom Luz, Nina von Mechow, Simeon Meier, Wolfgang Menardi, Jonathan Mertz, Moritz Müller, Johanna Pfau, Kathrin Plath, Anja Rabes, Viktor Reim, Thilo Reuther, Karoly Risz, Jessica Rockstroh, Karin Rosemann, Carolin Schogs, Anna Maria Schories, Andrea Schraad, Jo Schramm, Johannes Schütz, Lene Schwind, Daniela Selig, Rimma Starodubzeva, Maike Storf, Katja Strohschneider, Katrin Lea Tag, Harald Thor, Linda Tiebel, Inga Timm, Nicole Timm, Selina Traun, Susanne Uhl, Janja Valjarević, Teresa Vergho, Åke Warnow, Bettina Werner, Veronika Witlandt, Annabelle Witt, Steffi Wurster Musik Mark Badur, Bastian Bandt, Arvild Baud, Michael Emanuel Bauer, Friederike Bernhardt, Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot, Björn SC Deigner, Matthias Erhard, Romain Frequency, Christoph Hart, Philipp Haagen, Markus Hübner, Arne Jansen, Sebastian Katzer, Sophia Kennedy, Arno Kraehahn, Stephan Läufer, Joe Masi, Tamás Matteó, Thies Mynther, Martin Person, Leo Schmidthals, Ingo Schröder, Jacob Suske, The Notwist, The New Roman Empire, SØS Gunver Ryberg, Christopher Uhe, Michael Verhovec, Tobias Vethake, Mathias Weibel, Bert Wrede, Volker Wendisch Einstudierung Chor: Christine Groß Einstudierung Musik: Katharina Debus, Rolf Fischer Bühnenmusiker Jo Ambros, Mark Badur, Friederike Bernhardt, Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot, Philipp Haagen, Christoph Hart, Arne Jansen, Sophia Kennedy, Michael Mühlhaus, Thies Mynther, Masha Qrella, Simon Pauli, Daniele Pintaudi, Philipp Rohmer, Ingo Schröder, Tobias Vethake, Björn Werra Video Voxi Bärenklau, Timo Baumgärtel, Peter Baur, Marlene Blumert, Alexander Bunge, Meika Dresenkamp, Adrian Figueroa, Moritz Grewenig, Daniel Hengst, Phillip Hohenwarter, Stephan Komitsch, Chris Kondek, Julian Krubasik, Felix Johannes Lange, Robert Lehniger, Jonas Link, Ane Nicolás-Rodriguez, Anna Pawlicki, Jo Schramm, Joscha Sliwinski, Clemens Walter, Ayca Nina Zuch Regieassistenz Philipp Arnold, Anna Magdalena Berndt, Lena Brasch, Anna Carolina Freiheit, Marike Moiteaux, Josua Rösing Gäste: Denise Biermann, Miriam Anna Glöckler, Elena Hoof, Bettina Ihde, Maxie Oehrlein, Theokleia Psifidi, Anna-Katharina Schröder, Theresa Schütz Ausstattungsassistenz Aslı Bakkallar, Ulrich Belaschk, Julia Dietrich, Nurel Kestel, Mira König, Sophie Leypold, Viktor Reim, Janja Valjarević, Veronika Witlandt Choreographie Ronni Maciel, Emanuel Obeya Inspizienz Kathrin Bergel, Maria Bergel, Anna Carolina Freiheit, Erika KurthLuxath, Marike Moiteaux, Frank Ulbig Soufflage Anna Carolina Freiheit, Martina Jonigk, Marion Rommel, Simona Wanko; Gäste: Dorothea Bartelmann, Bettina Ihde, Suse Kipp, Bärbel Kleemann Maske Chefmaskenbildner: Andreas Müller; Stellvertreterin: Susanne Rothert; Maskenbildner_innen: Franziska Becker, Julia Berten, Franziska Hartmann, Bernd Heinemann, Meike Hildebrand, Grischa Hörmann, Vanessa Müller, Karin Polze, Mike Schmiedel, Karen Schulze, Monika Stahl, Günther Trümpelmann; Auszubildende: Tobias Büttner, Rivka Salome Dette, Julia Halewat, Marco Höfer, Juliane Schulz, Maj Paulick, Lena Pagel, Elisa Zarniko Produktionsleitung Produktionsleiter: Herbert Lines-Weber; Konstrukteure: Torben Bohl, Nico Hoppe Betriebs- und Gebäudemanagement Abteilungsleiterin: Katrin Dywicki; Leiter Hausinspektion: Ronald Fritz; Leiter Betriebstechnik: Siegbert Braatz; Burkhard Jastram, Dirk Kirchhof, Karsten Matthes, Frank Schmidt, Harald Sporn; Hausinspektion: Rolf Heyne, Reinhard Kania, Andreas Keyser, Gerhard Schultz Bühnentechnik Leiter: Jörg Luxath; Theaterobermeister: Thomas Lachmann, Dirk Salchow, Bühnenmeister: Enrico Knorr, Steffen Labahn, Mario Müller, Denny Petrick; Bühnentechniker: Thomas Ahrend, Mark Aust, Ralf Diel, Andreas Dietrich, Karsten Franz, Michael Graßmann, Ralf Haase, Jörn Herold, Michael Höhn, Jean Hofer, Jan Hoffmann, Jörg Hoffmann, Patrick Janicke, Karl-Heinz Karow, Ulrich Kehm, Heiko Keller, HansJoachim Klemme, Stefan Klost, Daniel Koch, Stefan Koch, Hans-Martin Kolasinski, Jochen Kolasinski, Michael Kroker, Philipp Kurth, Frank Lehmann, Lars Lehmann, Rainer Marx, Oliver Mende, Martin Merker, Michael Mett, Roland Perl, Jörn Prawitz, Carsten Raatzsch, Karsten Rahnenführer, Enrico Sachse, Stefan Schlegel, Frank Schulz, Michael Schulz, Thomas Schulze, Guido Sentek, Christian Sterl, Horst Strohmann, Jörg Tiepelmann, Martin Vorwald, Olaf Wachlin, Swen Wagner, Hendrik Wendt, Jens Weihrauch, Martin Ziehbart, Arne Zimmermann; Fuhrpark: André Däweritz, Horst Fischbeck, Frank Mohaupt Beleuchtung Leiter: Robert Grauel; Lichtgestaltung: Matthias Vogel; Beleuchtungsobermeister: Heimhart von Bültzingslöwen, Marco Scherle; Beleuchtungsmeister: Cornelia Gloth, Ingo Greiser, Thomas Langguth; Erste Beleuchter: Frank Kuhnert, Ralf Reckmann; Beleuchter_innen: Bodo Ahlenstorf, Helmuth Esch, Peter Grahn, Mike Herrford, Peter Heymann, Dirk Hilgenhof, Margit Jacob, Bernd Krakowski, Bella Kühne, Daniel Kuhn, David Kusche, Udo Merker, Ronald Mühlnikel, Thorsten Nickstat, Peter Radtke, Andreas Ripperger, Holger Sand, Mike Schmitz, Peter Schniegeler, Maria Schreiber, Heiko Thomas, Lothar Urban, Kay Welz, Olaf Winter, Linus Zahn Ton und Video Leiter: Marek Sawitza; Stellv. Leiter: Matthias Lunow; Tonmeister_innen: Marcel Braun, Richard Nürnberg, Martin Person, Wolfgang Ritter, Björn Mauder, Anna Schlegel; Videotechniker: Jens Kuffel, Robert Hanisch, Lennart Löttker Auszubildende der Veranstaltungstechnik Annika Tavira Bartsch, Johannes Chlubna, Charley-Beth Kriehn, Ilias Rahimi, Jonathan Scharnberg, Alexander Seeligmüller, Jakob Wilde, Yannic Wollenhaupt Ankleidedienst Leiterin: Sabine Reinfeldt; Stellv. Leiterin: Bärbel Krepp; Doris Müller-Gehrcke, Undine Heydenbluth, Kordula Horn, Sandra Luber, Jessika Reichel, Kathrin Rünger, Ines Scheminowski, Katja Tausch, Christina Tscharntke, Gabriele Wax, Maike Wiehle Requisite Leiter: Jens Thomas Günther; Sven Arnold, Sabine Balkow, Ines Duckert, Andreas Heider, Regina Heinrich, Karsten Klein, Sigmar Kuske, Dietmar Lebus, Frank Papist, Jan Quaiser, Friederike Sailer, Frank Schulz, Dragan Vasić, Marco Weihrauch Recht und Organisation Leiter: Markus Ritter; Fortbildung und Gesundheitsmanagement: Christine Hoffmann; Bewerberservice: Semra Ilhan Behördlicher Datenschutzbeauftragter Markus Ritter IT-Management Leiter: Andreas Rutenberg; Christian Birzle, Hardy Dittmar, Christoph Küchler Finanzen und Personal Leiterin: Beate Katzenbach; Gruppenleitung Finanzbuchhaltung: Irena Pella; Ingrid Döll, Anke Flemme, Corina Golditzsch, Jeanette Krause, Kristiane Lindner, Natalia Poniakowska; Personal­wesen: Manuela Bernt, Stephanie Metzger, Angela Schellhorn, Martina Stark, Katrin Vogel, Julia Waleczek; Gruppen­leitung Einkauf und Materialwirtschaft: Cornelia Schulze; Zentrallager: Peter Mrozinski; Poststelle: Jana Looks, Christine Wohlatz Auszubildender Kaufmann für Büromanagement: Julius Koesling Personalrat Vorsitzender: Frank Kuhnert, stellv. Vorsitzender: Michael Graßmann; Peter Grahn, Jean Hofer, Stefan Koch, David Kusche, Frank Lehmann, Susann Rakowski, Barbara Schmidt Schwerbehindertenvertretung Stefan Koch Frauenvertretung Friederike Busch Übertitel KITA, Kleine Internationale Theater Agentur Service Besucherservice Montag bis Freitag 11.00 – 18.30 Uhr Telefon: 030.28 441-221 Fax: 030.28 241-17 Adresse: DT Besucherservice Postfach 04 02 09, 10061 Berlin [email protected] Serviceleistungen · Kartenbuchungen für DT Freu­n­de · Reservierung für Schüler und Besucher-Gruppen · Verkauf der DT Cards · Reservierung von Eintritts­karten · Informationen über den Spielplan und die Aktivitäten des Theaters · Unterstützung bei der Gestaltung Ihres Theater­ besuchs vor und nach der Vorstellung · Sonderarrangements für Gruppen · Vermittlung von Gesprächen mit Schauspielern, Regisseuren und Dramaturgen · Vermittlung von Führungen durch das Deutsche Theater · Verkauf von Programmheften und anderen Publikationen 163 Kasse Tageskasse im Foyer des DT Montag bis Samstag: 11.00 – 18.30 Uhr Sonn- und Feiertage: 15.00 – 18.30 Uhr Telefon: 030.28 441-225 Die Abendkasse öffnet eine Stunde vor Vorstellungsbeginn. An der Abendkasse nur ein­geschränkter Vorverkauf. Vorverkauf Der Vorverkauf beginnt am 10. des Monats für den Folgemonat. DT Freunde können bereits ab 7. des Vor­monats ihre Karten buchen, Gruppen und DT Card-Besitzer ab dem 8. des Vormonats. Telefonischer und OnlineKartenvorverkauf (www.deutschestheater.de) mit Kreditkarte (Visa, Master­ card, American Express) und per giropay. Online gebuchte Karten können Sie zu Hause auch selbst ausdrucken. Kartenbestellungen Schriftliche Bestellungen (per Post, Fax, E-Mail) richten Sie bitte an den Besucherservice. Bestellungen sind ab Veröffentlichung des Spielplans im Internet möglich und werden mit Beginn des Vorverkaufs in der Reihenfolge des Eingangs bearbeitet. Reservierungen über unsere Internetseite sind ab Vor­ verkaufsbeginn möglich. Telefonische Kartenbestellung über die Kasse und den Besucherservice. Gruppen und Schulklassen · Einmal im Monat ist „Blauer Tag”: 12 € auf allen Plätzen · Ermäßigungen werden auch im Vorverkauf (nach Verfügbarkeit) gewährt. Sie gelten nicht für Premieren und Sonderveranstaltungen. Bitte bringen Sie Ihre Ermäßigungsberechtigung auch zum Besuch der Vorstellung mit. Buchung Klassenzimmer­stück und Theaterpädagogik Junges DT: 030.28 441-220 [email protected] www.jungesdt.de Geschenk-Gutscheine Verschenken Sie DT Gutscheine, die für einen Vorstellungs­besuch Ihrer Wahl innerhalb von drei Jahren eingelöst werden können. Gutscheine können auch auf unserer Internetseite gekauft (aber nicht eingelöst!) werden. Eintrittspreise und Ermäßigungen · Die für die jeweilige Vorstellung geltenden Eintrittspreise entnehmen Sie bitte dem Monats­spielplan · Karten zum Preis von 9 € für Schüler, Studierende, Auszubildende und Empfän ger von Arbeitslosengeld I · Karten zum Preis von 3 € bei Vorlage des berlinpass · Sonderkonditionen für DT Card Mit der DT Card erhalten Sie 40 % Ermäßigung in den Preisgruppen I bis IV. Sie ist personengebunden und gilt 12 Monate. Sie gilt nicht für Premieren, einige Sonderveranstaltungen und den monatlichen „Blauen Tag”. Sie haben die Wahl: · Die DT Card für 55 €: eine ermäßigte Karte pro Vorstellung · Die DT Partner-Card für 90 €: 164 Bühne Parkett Links 2. Rang 2. Rang 1. Rang 1. Rang Rechts Links Mitte Rechts Deutsches Theater A B C Preisgruppe I 48 € 42 € 35 € Preisgruppe II39 €34 €28 € Preisgruppe III30 €26 €21 € Preisgruppe IV 21 € 18 € 14 € Preisgruppe V12 €10 € 8 € Preisgruppe VI 5 € 5 € 5 € Kammerspiele A B C Preisgruppe I 30 € 25 € 19 € Preisgruppe II 23 € 19 € 14 € Hinweise für Vorstellungen mit Übertiteln: Um eine gute Sicht auf Übertitel und Bühne zu haben, empfehlen wir Ihnen im DT in den Rängen oder im Parkett in den Reihen 10 – 15 zu buchen, in den Kammerspielen ab Reihe 8. 165 Box/Bar/Saal A B C D Preisgruppe16 €12 € 8 € 6 € Ermäßigt 6 € 6 € 6 € 4 € zwei ermäßigte Karten pro Vorstellung · Die DT Familien-Card für 100 €: zwei ermäßigte Karten für zwei Erwachsene und bis zu drei Karten für jeweils 3 € für Kinder und Jugend­ liche bis 18 Jahre · Für DT Card-Besitzer beginnt der Vorverkauf immer am 8. des Monats für den folgen- den Monat. Weitere Vorteile mit der DT Card Gegen Vorlage Ihrer DT-Card erhalten Sie in der Deutschen Oper 10 % Ermäßigung für zwei Eintrittskarten. Das Restaurant im Deutschen Theater gewährt Ihnen ebenfalls einen Rabatt von 10% auf Ihre Rechnung. ETC Europa Abo: Mit der DT Card können Sie die Vorstell­ungen aller Mitglieds­ theater der European Theatre Con­vention im Ausland kostenlos besuchen, die deutschen Mitgliedstheater gewähren Ermäßigungen. Mehr Infos: www.etc-cte.org Garderobe Ihre Garderobe können Sie kostenlos an den Garderoben im Foyer des DT und der Kammerspiele abgeben. 166 Buchstand Am Buchstand im Foyer des DT finden Sie eine gut sortierte Auswahl von Büchern zu unserem Programm sowie weitere Theater- und Musikliteratur. Unser Kooperationspartner ist die Buchhandlung Starick. Restaurant &Bar Vor den Vorstellungen sowie in der Pause erhalten Sie Getränke und kleine Speisen im Spiegel­ foyer, im Saal (Rangfoyer) und in der Bar. Das Restaurant im Deutschen Theater ist täglich zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn geöffnet. Reservierungen unter Tel: 030.490 82 412 Mail: [email protected] Angebote für Studierende Ermäßigte Karten Karten für Studierende kosten 9 € bzw. 6 € in der Box, auch im Vorverkauf (ausgenommen Premieren und Sonderver­ anstaltungen). DT Campus Zweimal im Jahr kommen Studierende noch günstiger ins DT. Bei DT Campus kosten alle Tickets für Studierende 6 €. MitarbeiterInnen des DT bieten kostenlose Workshops, Gespräche und Führungen an. Theaterscouts Die Theaterscouts sind eine Gruppe von Studier­enden aus Berlin, die sich regelmäßig trifft. Neben gemeinsamen Theaterbesuchen planen und organi­ sieren sie auch Gespräche und Probenbesuche. Einfach melden und mitmachen: theater­scouts@ deutschestheater.de 167 Junges DT Improvisieren, Experimentieren und Theater spielen! Das Programm des Jungen DT bietet zahlreiche Möglichkeiten selber aktiv zu werden: www.jungesdt.de Junge DT Freunde Noch näher dran: die Jungen DT Freunde begleiten in Workshops, Gesprächen und Probenbesuchen die Arbeitsprozesse am DT. Für alle unter 30 beträgt die Mitgliedschaft bei den DT Freunden nur 1€ pro Lebensjahr. Weitere Infos auf www.dtfreunde.de Hinweise zur Barrierefreiheit Schwerbehinderte, die auf eine Begleitperson angewiesen sind, erhalten zwei Karten zum halben Preis. Nutzen Sie die Möglichkeit des schriftlichen Vorverkaufs. Ihre Karten­wünsche werden vorrangig bearbeitet. Barrierefreiheit Das Deutsche Theater und die Kammerspiele verfügen über Rollstuhlfahrerplätze. Rollstuhlfahrer bitten wir, ihren Besuch bis einen Tag vor der Vorstellung anzumelden. Zugang zu den Spielstätten über die Rampe und den Hublift am Eingang zum Deutschen Theater. Die behinderten­ gerechte Sanitäranlagen befinden sich im ­Foyer des DT. Schwerhörigenanlage Das Deutsche Theater verfügt im gesamten Parkett über eine Schwerhörigenanlage, die Kammerspiele bis Reihe sieben. Geschäftsbedingungen Die AGB können an der Theaterkasse und unter www.deutschestheater.de eingesehen werden. 168 DT Freunde Freunde und Förderer des Deutschen Theaters und der Kammerspiele „Noch näher dran am Deutschen Theater” sind Sie als DT Freund oder bis einschließlich 30 Jahre als Junger DT Freund: Gemeinsam mit Mitgliedern des Hauses werfen Sie Blicke hinter die Kulissen, besuchen Proben oder exklusive Sonderveranstalt­ungen, treffen Regisseur_innen, Dramaturg_innen und Schauspieler_innen, be­gleiten das Theater auf Gastspielreisen, können bevorzugte Reservierungen von Premierenkarten in Anspruch nehmen und über den Besucherservice bereits vier Tage vor dem offiziellen Vorverkauf Karten bestellen. Darüber hinaus gibt es speziell für die Jungen DT Freunde Treffpunkte, gemeinsame Premieren­ besuche und Möglichkeiten des Austauschs mit dem künstler­ischen Team. Künstlerische Spielräume ermöglichen und sichern, Ihre Verbundenheit zum DT ausdrücken – das können Sie als DT Freund durch ihre ideelle und finanzielle Unterstützung im Rahmen des Vereins. Weitere Informationen rund um die DT Freunde und die Jungen DT Freunde finden Sie unter: www.dtfreunde.de Ihr DT Freunde-Kontakt im Deutschen Theater: Friederike Ludewig Schumannstr. 13a 10117 Berlin E-Mail: [email protected] Telefon 030.28 441-229 Fax 030.28 441-410 169 Den Spielplan, Eintrittskarten, ergänzende Informationen, Biografien des Ensembles und der Regisseure, Videotrailer, Audio-Einführungen, Podcasts, Programmhefte und vieles mehr unter www.deutschestheater.de Besuchen Sie uns auch hier: facebook.com/deutschestheater youtube.com/DTPresse twitter.com/DT_Berlin Abonnieren Sie unseren wöchentlichen Newsletter unter www.deutschestheater.de/service/newsletter und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Impressum Herausgeber: Deutsches Theater Berlin Intendant: Ulrich Khuon Geschäfts­führender Direktor: Klaus Steppat Redaktion: Sonja Anders, Claus Caesar, Gaby Schweer Grafik: Julia Kuon, Sabine Meyer Umschlagseiten: velvet.ch Fotos: Arno Declair (Seite 130 – 147), Tom Huber (Seite 4 – 42 ) www.tom-huber.net Druck und Herstellung: Elbe-Druckerei Wittenberg GmbH Redaktionsschluss: 27. Mai 2016 134. Spielzeit 2016 / 17 Berlin 170 Verkehrsanbindungen Ch e To str raß ee rst raß e aß e Schumannstr. chts tr. Wilhelmstraße Or S Friedrichstraße Luisenstraße Tram M6 U Albre Reinhardtstraße nst ss Karlplatz de au ali Inv U anie nb urg er Str aß Tram M1 Tram M1 Unter den Linden Schumannstraße 13a, 10117 Berlin S-/U-Bahn: Bahnhof Friedrichstraße U-Bahn: Oranienburger Tor Bus: Linie 147: Haltestelle Deutsches Theater TXL: Haltestelle Charité – Campus Mitte Straßenbahn: M1, M5, 12 Haltestelle Oranienburger Tor 171 e DIE DRUCKFRISCHEN EDITIONEN 2016/2017 FAHRRAD 132 Seiten / 9,90 € PLUS: Tourenatlas für das Kartenfach der Fahrradlenker-Tasche FAMILIE IN BERLIN 196 Seiten / 9,90 € Geschichten, Tipps und mehr als 600 Adressen für Kinder und Eltern SOMMER IN BERLIN 132 Seiten / 7,90 € Der ultimative Wegweiser für die schönste Jahreszeit in der Großstadt Tierchen: Freepik.com BRANDENBURG 164 Seiten / 8,90 € PLUS: 32 Seiten Atlas mit detaillierten Karten der handverlesenen Orte Jetzt bestellen unter: tip-berlin.de/shop Über 400 gute Adressen für Feinschmecker September Gleich bestellen Nur 9,50 € www.tagesspiegel.de/shop Bestellhotline (030) 290 21 - 520 173 5 BIS 10 UHR DER SCHÖNE MORGEN NUR FÜR ERWACHSENE 174 DAS THEATER KANN SICH SCHWÄRMEREI LEISTEN. September ROLAND SCHIMMELPFENNIG FAZ.NET HELMUT ZEIGT DIR DIE HERRLICHSTEN SCHWÄRMEREIEN AUF BERLINS BÜHNEN UND DIE SCHÖNSTE GÄSTELISTE DER STADT. BESSER AUSGEHEN. ASKHELMUT.COM 175