Aufklärung zur Schutzimpfung gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken (MMRV) Masern, Mumps, Röteln und Windpocken sind weit verbreitete Infektionen, hervorgerufen durch die entsprechenden Viren. Sie treten vorwiegend im Kindesalter auf, aber auch bei Erwachsenen. Es gibt lediglich für schwere Windpockenerkrankung eine ursächlich wirkende Therapie, jedoch keine für Masern, Mumps und Röteln. Behandelt werden können lediglich einzelne Symptome. Die einzig wirksame Vorbeugung für alle 4 Krankheiten ist die rechtzeitige und konsequent durchgeführte Impfung. Masern verlaufen häufig schwer und sind keine harmlose Kinderkrankheit. Schon bei unkompliziertem Verlauf verursachen Masern hohes Fieber, starker Husten, eine Bindehautentzündung und einen Hautausschlag. Oft treten Lungenentzündungen und Mittelohrentzündungen auf. Bei etwa 1 von 1000 bis 2000 Erkrankten entwickelt sich eine Hirnentzündung, die zu geistiger und körperlicher Behinderung und in seltenen Fällen auch zum Tod führen kann. Nach Schätzung der WHO sterben weltweit jährlich ca. 2 Millionen Kinder an dieser hochgradig ansteckenden Infektionskrankheit. Mumps (Ziegenpeter) geht mit hohem Fieber einher. Bei etwa jedem 10. Erkrankten tritt eine Hirnhautentzündung und gelegentlich eine Entzündung des Gehirns auf. Eine seltene, aber typische Komplikation ist ein Hörverlust. Bei jedem 4. Jugendlichen oder Mann kommt es im Rahmen der Mumpserkrankung zu einer Hodenentzündung, die auch zur Unfruchtbarkeit führen kann. Röteln verlaufen meist leicht mit Fieber, einem Hautausschlag und Lymphknotenschwellung, nicht selten bleibt die Erkrankung unerkannt, ist aber dennoch ansteckend. Besonders gefürchtet ist die Rötelnerkrankung bei einer Frau während der Schwangerschaft. Hierbei kann die Infektion auf das Ungeborene übergehen, Fehl- oder Totgeburten hervorrufen oder schwere Missbildungen an Auge, Ohr, Herz sowie Gehirn verursachen. Windpocken gehen mit dem für sie typischen Hautausschlag mit Bläschen an Haut und Schleimhaut einher. Fieber tritt selten auf. Bei Erwachsenen, insbesondere Kranke mit Schädigung der Immunabwehr und Neugeborenen können häufiger Komplikationen wie Hautinfektionen durch Bakterien, Lungenentzündungen, Gehirnentzündungen, Herzmuskelentzündungen oder Nierenentzündungen vorkommen. Beim Ungeborenen können durch eine Erkrankung der Mutter während der Schwangerschaft Schäden wie bei Röteln auftreten. Die Windpockenviren verbleiben lebenslang im Körper und führen bei einer ungünstigen Abwehrsituation des Körpers zu einer Gürtelrose, einem lokalisierten Wiederauftreten mit Bläschenbildung und Nervenschmerzen. Impfstoff Der MMRV Impfstoff besteht aus von den 4 Erregern abgeleiteten abgeschwächten, lebenden Impfviren, die sich im Geimpften vermehren. Nach 2 maliger Impfung sind keine Auffrischimpfungen mehr notwendig. Wer und wann sollte geimpft werden? Die Schutzimpfung gegen MMRV wird allen Kindern im Alter von 11 bis 14 Monaten empfohlen. Um einen sicheren Impfschutz zu erlangen, werden alle Kinder im Alter von 15 bis 23 Monaten erneut geimpft. Eine zu diesem Zeitpunkt versäumte Impfung kann zu jedem Zeitpunkt nachgeholt werden. Die MMRV Impfung von Personen, die bereits gegen eine oder mehrere dieser Krankheiten immun sind, ist risikolos. Wer soll nicht geimpft werden? Wer an einer akuten, behandlungsbedürftigen Krankheit mit Fieber leidet, sollte erst nach deren Ausheilung geimpft werden. Kinder mit einer Immunmangelkrankheit, angeboren, erworben oder durch Medikamente bedingt, sollten in der Regel nicht geimpft werden. Die Impfung sollte nicht bei Personen vorgenommen werden, die innerhalb der letzten 3 Monate Immunglobuline oder eine Blutübertragung erhalten haben. Bei einer Überempfindlichkeit gegen den Begleitstoff Neomycin darf die Impfung ebenfalls nicht verabreicht werden. Mögliche Lokal- und Allgemeinreaktionen und Komplikationen Als Ausdruck der normalen Auseinandersetzung des Organismus mit dem Impfstoff kann nach der Impfung die Einstichstelle schmerzen, anschwellen und sich röten. Dieses ist besonders bei Erwachsenen nach der 2. Impfung zu beobachten. Gelegentlich treten Allgemeinsymptome wie Appetitlosigkeit, Mattigkeit, Durchfall, Erbrechen, Reizbarkeit und Schreien auf. 5 bis 12 Tage nach der Impfung werden häufig Anzeichen einer Masern-, Mumps-, Röteln- und Windpockeninfektion (Impfkrankheit) beobachtet. Dieses sind Temperaturerhöhungen, bei Kleinkindern häufig über 39 °C und ein masernähnlichen Hautausschlag oder das Auftreten vereinzelter Bläschen. Gelegentlich schwillt die Ohrspeicheldrüse an. Selten werden bei Jugendlichen länger anhaltende Gelenkentzündungen beobachtet. Sehr selten kann es bei entsprechender Veranlagung des Kindes im Rahmen von Fieber zu einem Fieberkrampf kommen. Über eine allergische Sofortreaktion, z. B. Schock wurde nur in Einzelfällen berichtet. Ebenfalls nur in Einzelfällen kam es nach der Impfung zu Hauteinblutungen infolge verminderter Blutplättchenzahl. In der Regel klingen diese rasch und folgenlos ab. Sehr selten (1 pro 1 Millionen Impflinge) kann eine Gehirnentzündung auftreten. Dies bedeutet, dass diese Komplikation durch die Impfung wesentlich seltener ausgelöst wird, als durch die Krankheit selbst. Verhalten nach de Impfung Impfreaktionen sind in der Zeit 5 bis 12 Tage nach der Impfung möglich. Beobachten Sie Ihr Kind in dieser Zeit gut. Temperaturerhöhung bis 38,5 °C ist im allgemeinen kein Grund zur Beunruhigung. Bei hohem Fieber sollten Sie Ihrem Kind ein Fieber senkendes Medikament (Paracetamol) verabreichen. Dr. med. Jochen Schuster, Dr. med. Rüdiger Ahl, Dr. med. Dagmar Meyer-Schewitz Quelle: Deutsches Grünes Kreuz, Marburg in Zusammenarbeit mit dem Robert Koch Institut