Trauma und Traumafolgestörungen Psychotrauma

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18.10.2010
Trauma und Traumafolgestörungen Psychotrauma -­‐ Defini9on Vortrag vom 25.09.2010 „Ein psychisches Trauma ist ein vitales Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlichen SituaNonsfaktoren und den individuellen BewälNgungsmöglichkeiten, das mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einhergeht, und so eine dauerhaUe ErschüVerung des Selbst-­‐ und Weltverständnisses bewirkt.“ Heinz Marty Fachpsychologe SBAP in Klinischer Psychologie, Psychotherapie und NoFallpsychologie (Fischer, Ridesser, Lehrbuch der Psychotraumatologie) Traumaerfahrung Traumazange Ein Psychotrauma enthält: Existenziell bedrohliches Ereignis   Existenzielle Bedrohung   Die HeUigkeit/Intensität übersteigt die persönlichen Anpassungs-­‐ und BewälNgungsmöglichkeiten. Bindungssystem Flucht no flight – no fight Kampf   Intensives Erleben von Angst, Panik, Entsetzen, Verzweiflung, ÜberwälNgung, Ohnmacht, Schmerz...   Intensives Gefühl, ausgeliefert zu sein, dem Ende nahe zu sein.   Maximale Hilflosigkeit bei gleichzeiNg minimalen Handlungsmöglichkeiten. Hilflosigkeit
Ohnmacht „freese“ Ausgeliefertsein Unterwerfung Trauma DissoziaNon Erinnerungsfragmente (K.Vavrik, Wien, ergänzt) Bindungssystem Bindungsaufgaben   Der Mensch wird mit einem angeborenen Bedürfnis nach Bindung geboren.   Am Anfang des Lebens ist für den Säugling jedes Erleben mit grosser Erregung verbunden (hohes Niveau, wenig differenziert).   Durch Angst und Trennung wird das Bindungssystem akNviert.   Feinfühligkeit, Empathie, Containing und Dialog bringen das Erfahren und Erlernen von Urvertrauen.   Durch körperliche Nähe und Resonanz der Bindungs-­‐ person wird das Bindungsbedürfnis (und die Stress-­‐ reakNon) wieder beruhigt.   Affektdifferenzierung (was spüre ich?)   AffektregulaNon (wie kann ich das steuern)   AffektabsNmmung (Kontext, Dialog, Intersubjektalität) 1
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Bindung im Erwachsenenalter Häufigkeit Grundannahme:   Die in der Kindheit entstandenen inneren Arbeitsmodelle beeinflussen lebenslang die Erwartungen und Verhaltensweisen gegenüber Beziehungspartnern. Unterschiede:   Eltern-­‐Kind-­‐Beziehungen sind asymmetrischer, Erwachsene agieren gleichrangig. Building Block Effect Je mehr Traumata ein Mensch erlebt hat, desto wahrscheinlicher ist es, dass dieser Mensch traumaNsiert wird. Ab einer besNmmten Menge leiden alle Personen unter dem klinischen Bild einer PTSD. Betroffene   Primär TraumaNsierte   Vom Ereignis selbst und unmiVelbar betroffen   Sekundär TraumaNsierte   Anblick oder Hilfe   TerNär TraumaNsierte   Nicht vor Ort N=3500
Schauer, M., Neuner, F., Karunakara, U., Klaschik, C., Robert, C., Elbert, T. (2003) Trauma und Behinderung Trauma und Forensik   56% der Frauen und 44% der Männer mit einer geisNgen Behinderung waren Opfer sexueller Übergriffe. (Fuery, 1994) Trauma9sierung und BehandlungsbedürGigkeit bei Langzeitgefangenen in Europa   Von 200 Kindern und Erwachsenen, die an der Tavistock Klinik in London behandelt wurden, wurden 70% im Verlauf ihres Lebens sexuell misshandelt.   64% der Frauen und 50% der Männer werden ein-­‐ oder mehrmals im Laufe ihres Lebens sexuell ausgebeutet. (Zemp, Basel, 1996)   ValenN, Hein & Schwarz gehen davon aus, dass mehr als 95% der Menschen mit einer Behinderung mehr als 10 Übergriffe erlebt haben.   April 2007 bis April 2009   Forschung zu Langstrafenvollzug und   1055 Probanden aus elf Ländern   Traumavariablen mit der PDS und die BehandlungsbedürUigkeit miVels des BSI erfasst.   Im MiVel drei Traumata pro Proband = hoch traumaNsierte PopulaNon.   Nahezu 14% entwickelten eine PosVraumaNsche Belastungsstörung.   Jeder sechste Gefangene berichtete über selbstverletzendes Verhalten und mindestens einen Suizidversuch.   Depressive Symptome waren in der Beschreibung führend.   Zusammenfassend: BehandlungsbedürUigkeit zur Besserung und Minimierung der Rückfallwahrscheinlichkeit. Dudeck, Dr. Manuela, 2009 2
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Abgrenzung ...ist nicht unbedingt ein Psychotrauma:   Frustrierende Erfahrung (intensive Gefühle wie Ärger, Trauer, Wut, Neid, EnVäuschung, Eifersucht, Angst, Verlust, Zurückweisung u.a)   Ein belastendes Erlebnis   Eine schmerzliche Kränkung oder Verlust   Ein dysfunkNonales Beziehungsmuster oder eine belastende InterakNon Big-­‐T-­‐Trauma Ereignis, das als katastrophal oder als verheerend erlebt wird   Kriegshandlungen   Angriffe auf Leib, Leben, emoNonale oder soziale Existenz   Sexueller Missbrauch, VergewalNgung   Folter, Kidnapping   Raubüberfall, Gewalt   Naturkatastrophen   Schwere Unfälle   Eine konflikthaUe innere Spannung   Krankheit, medizinische Eingriffe   .......   Plötzlicher Verlust sozialer Sicherheit oder vertrauter Menschen Small-­‐t-­‐Trauma Verletzungen, die durch ihre QuanNtät traumaNsieren   TraumaNsierung durch die Häufigkeit   Wiederkehrende Erlebnisse   DemüNgung, grosse Peinlichkeit   Scham und Hilflosigkeit   Verrat   Erhöht die Vulnerabilität   toxisches Familienklima   Misshandlungen   Sexueller Missbrauch   ... Typologie Traumtyp Akzidentelle Traumata (zufällig) Zwischenmenschliche Traumata Big-­‐T-­‐Traumata   Verkehrsunfälle   Berufsbedingt (z.B. Polizei) einmalig,   Arbeitsunfälle unerwartet,   Kurz dauernde lebensbedrohend Naturkatastrophen   Kriminelle Gewalt   Körperliche Gewalt   VergewalNgung   Zivile Gewalterlebnisse (z.B. Banküberfalle) Small-­‐t-­‐Traumata   Lang andauernde Naturkatastrophen   Technische Katastrophen (z.B. GiUgaskatastrophen)   Früher sexueller Missbrauch   Frühe Misshandlungen   GeiselhaU   Krieg   InhaUierung   Massenvernichtung Reinszenierung Gehirn Wenn eine traumaNsche Erfahrung nicht integriert wird:   Amygdala ist die Bibiliothekarin, die entscheidet, ob InformaNonen wichNg sind oder nicht:   Ist man gezwungen, diese zu wiederholen   Oder sie zu reinszenieren   Alle Sinneseindrücke gehen zuerst zur Amygdala   EmoNonale Bewertung (posiNv, negaNv oder nicht wichNg)   Droht Unheil wird sofort Abwehr mobilisiert   Hippocampus ist die Poststelle des Gehirns:   Alle InformaNonen der verschiedenen sensorischen Systeme   SchniVstelle zwischen Kurzeit-­‐ und Langzeitgedächtnis   Triage der InformaNonen (Dinglichkeit, WichNgkeit, Neuigkeit) (Pierre Janet, 1902) 3
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Übliche Informa9onsverarbeitung Informa9onsverarbeitung bei Stress Adrenalin/Noradrenalin Cor9sol implizites Gedächtnis implizites Gedächtnis Hirnrinde/Cortex Hirnrinde/Cortex Pförtner/Thalamus Pförtner/Thalamus Informa9onsverarbeitung bei trauma9sierenden Situa9onen Erinnerungsfragmente   FragmenNerte Speicherung im impliziten Gedächtnis (Amygdala) Adrenalin/Noradrenalin Cor9sol
  Unfassbarkeit, Entsetzen, ZerspliVerung der Erfahrung Cor9sol implizites Gedächtnis Hirnrinde/Cortex   Keine explizite Speicherung via Hippocampus   Bedeutungskontext fehlt, zusammenhangslose Erinnerung   KogniNver Bearbeitung unzugänglich   Unveränderte, Ursprüngliche Erlebnisqualität   Auch nach Jahren   EmoNonale Überflutung   Durch äussere Reize (Flashbacks u.a.)   StressreakNonen Pförtner/Thalamus   Hyperarousal...   Albträume Traumagedächtnis Gehirn   Bilder, Geräusche, Gerüche   DeprivaNon bei Waisenhauskindern:   Gesicht des Peinigers   Geruch von Feuer   Tsunami   KogniNon   Bewertungen („jetzt sterbe ich“ usw.)   EmoNon   Angst, Wut, Scham usw.   Körperempfindungen   DurchschniVlicher IQ von 70   Deutlich kleineres Hirnvolumen   Allgemeine Wachstumsverzögerung   Schwere Entwicklungsstörungen   Ausreichende Ernährung und Versorgung allein reicht nicht aus.   Kinder brauchen für eine gesunde psychische Entwicklung auch Bindungspersonen, die ihre emoNonalen Bedürfnisse befriedigen. (R.Spitz, 1910) 4
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Veränderungen Traumaphasen   Bei frühkindlichen TraumaNsierungen   Schockphase   Hippocampus ist unterentwickelt   Brücke zwischen den Hemisphären ist kleiner   Kleineres Hirnvolumen   Weniger Synapsen   Amygdala ist grösser   Erste Stunden bzw. Tage nach dem Ereignis   Überleben -­‐ Sozialer Bruch   Phase der hohen Vulnerabilität   Wochen bis Monate   Erschöpfung, Intrusionen   Spontanverarbeitung   Konsolidierungsphase   Erholungsphase oder   Chronifizierung der Traumaphysiologie Verhaltenschema Schweregrad   Traumaschema   Art des Traumas   Kampf, Flucht, Lähmung, Unterwerfung...   Kompensatorisches Schema   Vermeidung   ÜberkompensaNon   Kontraphobisches Verhalten   VikNmisierung anderer (Zuschreibung Opferrolle) (K. Vavrik, Wien)   HeUigkeit (subjekNves Erleben)   Zeitpunkt (Alter, Entwicklung)   Dauer der TraumaexposiNon   Häufigkeit – RetraumaNsierung   Geheimhaltungsdruck, nicht darüber sprechen zu können   PeritraumaNsche DissoziaNon   OrienNerungs-­‐ oder Kontrollverlust   DerealisiaNons-­‐ und DepersonalisaNonserleben   Amnesien, Wahrnehmungsverzerrungen Schweregrad Verarbeitung   Persönliche Faktoren Besonders schwer zu verarbeitende Traumata:   Umgang mit StresssituaNonen   Aktuelle Verfassung   Nähe zum Täter (emoNonal, räumlich)   GrundorienNerung (Religion, Familie, Umgang mit Gefühlen)   Soziale Faktoren   Beziehungsnetz   Vertraute Menschen   Soziale Sicherheit   Dauern sehr lange   Wiederholen sich häufig   Beinhalten zwischenmenschliche Gewalt   Der Täter ist ein nahe stehender Mensch   Das Opfer mochte den Täter   Das Opfer fühlte sich an der Tat mitschuldig   Die Persönlichkeit des Opfers ist noch nicht gefesNgt oder gar gestört   Beinhaltet neben körperlicher und seelischer auch sexuelle Gewalt   Mehrere Täter   Das Opfer hat viele DissoziaNonen während und nach dem Trauma   Niemand hilU dem Opfer   Niemand spricht mit dem Opfer nach der Tat darüber (Michaela Huber) 5
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Mögliche Traumasymptome   DepersonalisaNon   DissoziaNon   Intrusionen (Wiedererleben)   Vermeidung und EnFremdung   Hyperarousal   Andauer von Wut und Ärger   EmoNonale Taubheit   Wendung der Wut gegen die eigene Person   Selbstverletzung, Suizidvorstellungen, -­‐gedanken Assozia9on vs. Dissozia9on   Assoziieren: zusammenfügen, verknüpfen.   Dissoziieren: trennen, in Fragmente zerspliVern.   Wir dissoziieren UnwichNges und Brisantes. Symptome?   Jedes Symptom macht Sinn:   Von anderen ist der Sinn oU nicht zu erkennen.   Trotzdem sind Symptome für die Betroffenen unangenehm oder gar quälend.   Die Frage lautet: Wofür ist ein Symptom da, was bringt es?   Freeze (Vermeidung)  Todstellreflex   Flight (Hyperarousal)  Flucht   DissozialNon  nicht erleben müssen   ... Formen von Dissozia9on   Gefühl, neben sich zu stehen oder sich von aussen selbst zu beobachten (DepersonalisaNon)   Gefühl, die Umgebung stark verändert zu erleben (DerealisaNon)   Reizüberflutung > ausblenden = dissoziieren   Amnesien inklusive Fuge Fuge: Sich an einem Ort wiederfinden und nicht wissen, wie man dorthin gekommen ist.   AlltagsdissoziaNon   Jemanden treffen, den man eigentlich kennen müsste:   IdenNtätsveränderungen   Wie heisst er/sie schon wieder?   Woher kenne ich ihn/sie?   Sich in etwas verNefen:   Bei einem Buch lesen rundherum alles vergessen.   DDNOS   DIS   Borderline   ...   Strukturelle DissoziaNon (Michaela Huber) Dissozia9on Strukturelle Dissozia9on   PeritraumaNsche DissoziaNon   APN (Alltags-­‐Ich nach dem Trauma)   SchutzfunkNon, um körperlich oder seelische Qualen nicht wahrzunehmen.   Zustand, der dem Bewusstsein nicht zugänglich ist.   PosVraumaNsche DissoziaNon   Auch lange nach der traumaNsierenden SituaNon.   Durch sogenannte Trigger auslösbar.   Gefühl, neben sich zu stehen.   Erinnerungslücken, Zeitverlust.   Unempfindlich gegen Schmerzen.   Seh-­‐, Hör-­‐, Geruchs-­‐ und/oder Geschmacksveränderungen.   Anscheinend normale Persönlichkeit   Trauma-­‐nahe EmoNonen (EP) sind abgespalten   EPs werden dissoziiert   EP (Trauma-­‐nahe Parts)   EmoNonale Persönlichkeitsanteile   Abspaltung der EP von der APN dient dazu... ...die subjekNve nicht ertragbare Wucht der traumaNschen Erinnerung zu schubladisieren. ...das Trauma irgendwie zu überleben und zu ertragen. 6
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Primär PosVraumaNsche Belastungsstörung Angststörungen Depressionen Borderline DESNOS u.a. Sekundär DissoziaNve IdenNtätsstörung APN können Täter-­‐ Introjekte sein TerNär Intrusionen   Wiedererleben des Traumas   Wiederkehrende belastende Träume   Plötzliche und lebhaUe Flashbacks   Intensive psychische Belastung   Intensive körperliche ReakNonen bei KonfrontaNon mit Hinweisreizen Mit freundlicher Genehmigung von Michaela Huber www.michaela-­‐huber.com Vermeidung und EnYremdung Konstrik9on Hyperarousal/Übererregung   Vermeidung traumarelevanter Gedanken, Gefühle oder Gespräche   Ein-­‐ und Durchschlafschwierigkeiten   Vermeidung traumarelevanter AkNvitäten, Orte oder Personen   IrriNerbarkeit und Wutausbrüche   Amnesien   Erhöhte Impulsivität   Intereresseverlust   KonzentraNonsprobleme   Gefühle der Losgelöstheit und EnFremdung von anderen.   Eingeschränkte Bandbreite des Affektes   Übermässige Wachsamkeit   Gefühl einer eingeschränkten ZukunU   Übermässige SchreckreakNonen Weitere kogni9v-­‐emo9onal Veränderungen Selbstheilungsversuche Auf die eigene Person bezogen Auf Mitmenschen bezogen   Gefährdung, Vulnerabilität   Misstrauen   Hilflosigkeit   EnFremdung   Beschämung   Ärger, Wut, Aggression, Rache   EnFremdung   ‚Unangepasste‘ EmoNonen   Ärger, Wut, Aggression, Rache   Scham   Schuldgefühle vs. Schuld   Ekel   Schamgefühle   gestörte InNmität   Selbstverletzung   Selbstbetäubung (SuchtmiVelmissbrauch)   Zwangsrituale   Exzessives Sich-­‐spüren-­‐wollen (Extremsport u.a.)   Todessehnsucht   Reinszenierung alter TraumasituaNonen   Gewaltausbrüche   Ekel   Verminderte Selbstachtung 7
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Bewäl9gung/Ressourcen Resilienz   Unterschiedliche Strategien zur StressbewälNgung Resilienz ist die psychische WiderstandskraU gegenüber biologischen, psychologischen und psychosozialen Entwicklungsrisiken.   Unterschiedliche Ressourcen, Resilienz (Wustmann 2004)   Individuelle DisposiNon oder Vulnerabilität   Soziales Netzwerk   Beziehungen   Lebensverlauf   ... Wenn sich Personen trotz gravierender Belastungen oder widrigen Lebensumständen psychisch gesund entwickeln, spricht man von Resilienz. Damit ist keine angeborene EigenschaU gemeint, sondern ein variabler und kontextunabhängiger Prozess. (Fröhlich 2009) Resilienz Risikofaktoren/Stressoren Zwei Bedingungen:   Es besteht eine RisikosituaNon.   Das Individuum bewälNgt diese posiNv.   Resilienz ist somit ein dynamischer Entwicklungsprozess.   Niedriger, sozioökonomischer Status, chronische Armut   Aversives Wohnumfeld (z.B. Kriminalitätsanteil hoch)   Chronische familiäre Disharmonie   Elterliche Trennung und Scheidung   Alkohol-­‐ / Drogenmissbrauch der Eltern   Psychische Störungen oder Erkrankungen eines bzw. beider Elternteile   Kriminalität der Eltern   Obdachlosigkeit   Niedriges Bildungsniveau der Eltern   Abwesenheit eines Elternteils, alleinerziehender Elternteil   Ausserfamiliäre Unterbringung Risikofaktoren/Stressoren Traumafolgen   Resilienz ist nicht angeboren, sondern entwickelt sich in einem InterakNonsprozess zwischen Individuum und Umwelt.   Erziehungsdefizite / ungünsNge ErziehungsprakNken   Sehr junge ElternschaU (vor dem 18. Lebensjahr)   Häufige Umzüge, Schulwechsel   MigraNonshintergrund in Verbindung mit niedrigem sozioökonomischen Status   Soziale IsolaNon der Familie   Verlust eines Geschwisters oder engen Freundes   Geschwister mit einer Behinderung, Lern-­‐ oder Verhaltens-­‐ störungen   Mehr als vier Geschwister   Mobbing / Ablehnung durch Gleichaltrige (Fröhlich & Rönnau, 2009) Traumatisches Ereignis
Anpassungsstörung F43.2
Bewältigung
Integration
Kompensation
Akute Belastungsreaktion F43.0
Depression, Angst, Sucht,
Somatisierung, Dissoziation
PTBS
F43.1
Persönlichkeitsveränderungen
Komplexe PTBS
Persönlichkeitsstörungen
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Traumafolgestörungen Traumafolgestörungen bei Kindern   Akute BelastungsreakNon (Stunden bis Tage)   Anpassungsstörung (Wochen bis sechs Monate)   PosVraumaNsche BelastungsreakNon   PosVraumaNsche Belastungsstörung   Komplexe PosVraumaNsche Belastungsstörung   Verhaltensstörungen (Störung des Sozialverhaltens, ADHS usw.)   Störungen im Bereich des Lernens und des Gedächtnisses   Selbstverletzungen, Suizidalität   Zwangshandlungen   DESNOS (Disorder of Extrem Stress, Not Otherwise Specified)   Andauernde Persönlichkeitsveränderung nach Extrembelastung   Nicht näher bezeichnete dissoziaNve Störung (NNBDS)   DissoziaNve Störung, nicht näher spezifiziert   DDNOS (DissociaNve Disorder Not Otherwise Specified)   DissoziaNve IdenNtätsstörung (DIS)   Störungen in der AffektregulaNon   Suchtverhalten   Borderline-­‐Störung   DissoziaNve IdenNtätsstörung, MulNple Persönlichkeit, ego state disorder   DID (DissociaNve IdenNty Dosorder) Symptomverständnis ADHD Pos]rauma9sche Belastungsreak9on   Unaufmerksamkeit   Angstzustände, erhöhte SchreckhaUigkeit   Albträume. Schlafstörungen   Häufiges Wiedererleben von Teilen des Traumas (Bilder, Schmerzen)   Vermeidung von Trauma-­‐Reizen   Empfindungslosigkeit, Losgelöstsein, Einsamkeit   EnFremdung, Kontaktscheue   Umwelt, Körper und Gefühle nicht richNg wahrnehmen – dissoziieren   KonzentraNons-­‐ und Leistungsstörungen   Gereiztheit, Impulsdurchbrüche   Störung in der InformaNonsverarbeitung (Wahrnehmungs-­‐ blockaden)   DissoziaNve Phänomene   Impulsivität   Flucht-­‐ oder Kampfimpulse   HyperakNvität   DesorienNere Bindungsmuster, Bindungsstörungen   Anhaltender Hyperarousel (K.Vavrik, Wien) Akute Belastungsreak9on (Michaela Huber, 2010) ICD-­‐10 F43.0 DSM-­‐IV 308.3 Angststörungen (differenzierter beschrieben)
Anpassungstörung ICD-­‐10 F43.2   Vorübergehend   Beträchtlicher Schweregrad   Aussergewöhnliche seelische oder körperliche Belastung   TraumaNsches Ereignis oder   Änderung im sozialen Beziehungsnetz oder der sozialen Stellung   Vulnerabilität oder BewälNgungsmechanismen spielen eine Rolle   Traumasymptome   Zustände von subjekNvem Leiden und emoNonaler BeeinträchNgung   Nach belastenden Lebensereignissen oder auch nach schwerer körperlicher Krankheit   Individuelle DisposiNon oder Vulnerabilität spielen eine grosse Rolle   Belastendes Ereignis oder Lebenskrise muss eindeuNg nachgewiesen sein   Symptome   Aufmerksamkeitsschwierigkeiten   DesorienNertheit   ÜberakNvität, panische Angst   körperliche Symptome   Amnesie u.a.   Symptome rasch rückläufig, nach drei Tagen nur noch minimal vorhanden   Depressive SNmmung, Angst, Besorgnis   Gefühl unmöglich zurechtzukommen, vorauszuplanen oder in der gegenwärNgen SituaNon forFahren zu können.   Einen Monat nach dem Ereignis   Zumeist nicht länger als sechs Monate 9
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Pos]rauma9sche Belastungsstörung ICD-­‐10 F43.1   Aussergewöhnliche Bedrohung, katastrophenarNges Ausmass   Selbst erlebt oder Zeuge davon   Small-­‐t-­‐Traumata sind nicht enthalten   Symptome   Wiedererleben (Nachhallerinnerungen, Flashbacks)   Träume, Schlaflosigkeit   Vermeidungssymptome (Betäubtsein, emoNonale Stump{eit, Vermeiden von SituaNonen   u.a.   Selten kommt es zu dramaNschen, akuten Ausbrüchen (Angst, Panik,   Aggression   Latenz = Wochen bis selten mehr als sechs Monate neu: nach zwei Jahren   Chronischer Verlauf bei wenigen PaNenten (wenn ja Diagnose einer dauernden Persönlichkeitsveränderung (F 62.0) = problemaNsch Fazit zu PTBS Die meisten Menschen erholen sich nach einem Trauma ohne fremde Hilfe! Die PosVraumaNsche Belastungsstörung... ...ist eine inadäquate, aber natürliche Verarbeitung von Erlebtem. ...ist eine der häufigsten psychischen Erkrankungen. ...kann in jedem Lebensalter auUreten. ...verläuU ohne entsprechende Behandlung chronisch. ...kann phasenweise in der Intensität der SymptomaNk verschieden sei. ...ist eine belastende und behindernde Erkrankung. Risikofaktoren für PTBS (Michaela Huber, 2005)
  Faktoren vor dem belastenden Ereignis:   Resilienz...   Geringe soziale Unterstützung   Schicksalsschläge   Introversion oder extrem gehemmtes Verhalten   Schlechte körperliche oder psychische Gesundheit   Faktoren während des belastenden Ereignisses:   Länge und Ausmass der traumaNschen Einwirkung   SubjekNves Bedrohungsgefühl   andere damit verbundene Traumata   Faktoren nach dem belastenden Ereignis:   Fortgesetzte negaNve Lebensereignisse   Mangelnde Anerkennung des Traumas durch andere   Sekundäre Stressfaktoren (Angst vor dem Täter, Zerstörung des Zuhauses u.a.   Mangelnde soziale Unterstützung Komplexe PTBS DESNOS (Disorder of extrem Stress, not otherwise specified)
  Störung der Affekte und Impulse   Wut wird zu starker Wut   Angst wird zu existenzieller Angst   Existenzielle Verzweiflung (Depression, Suizid)   Grosse Probleme in der ImpulsregulaNon   Störung der Selbstwahrnehmung   SNgmaNsierung   Schuld, Scham   Unzureichende SelbsFürsorge)   Störung in der Beziehung zu anderen Menschen   SomaNsierungsstörung   Veränderung von Lebenseinstellungen (Michaela Huber) Andauernde Persönlichkeitsveränderung nach Extrembelastung F 62.0 Dissozia9ve Störung ICD-­‐10 F44.X   Andauernde, wenigstens über zwei Jahre bestehende Persönlichkeitsänderung   F44.0 dissoziaNve Amnesie   Diese kann einer Belastung katastrophalen Ausmasses folgen.   F44.1 dissoziaNve Fuge   Die Störung ist gekennzeichnet durch.... ...eine feindliche oder misstrauische Haltung gegenüber der Welt. ...sozialen Rückzug, Gefühle der Leere oder Hoffnungslosigkeit. ...ein chronisches Gefühl der Anspannung wie bei ständigem Bedrohtsein und EnFremdungsgefühl.   F44.2 dissoziaNver Stupor   F44.3 Trance und Besessenheitszustände   Persönlichkeitsänderungen nach   Andauerndem Ausgesetztsein lebensbedrohlicher SituaNonen   Etwa als Opfer von Terrorismus   Andauernder GefangenschaU mit unmiVelbarer Todesgefahr   Folter   Katastrophen   KonzentraNonslagererfahrungen   F44.4 – 7 dissoziaNve Störung der Bewegung und der Sinnesempfindungen   F44.8 sonsNge dissoziaNve Störungen   F44.9 nicht näher bezeichnete dissoziaNve Störung   Die Belastung muss extrem sein, dass die Vulnerabilität der betreffenden Person als Erklärung für die Nef greifende Auswirkung auf die Persönlichkeit nicht in Erwägung gezogen werden muss.   dissoziaNver Amnesie   Zielgerichtete Ortsveränderung   Aufrechterhaltung der einfachen SelbsFürsorge   Bewegungslosigkeit   Katatonie? 10
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Dissozia9ve Iden9tätsstörung (DIS) DSM-­‐IV 300.14 ICD-­‐10 F44.81 mul9ple Persönlichkeitsstörung Persönlichkeitsstörungen   Anwesenheit von zwei oder mehreren unterscheidbaren IdenNtäten oder Persönlichkeitszuständen.   Viele Studien belegen, dass weit über 90% der Menschen mit einer Persönlichkeitsstörungsdiagnose frühe Traumata erlebt haben.   Mindestens zwei dieser übernehmen wiederholt die Kontrolle über das Verhalten der Person.   Eine Unfähigkeit, sich an wichNge persönliche InformaNonen zu erinnern, ...   Ausschluss von IntoxikaNon oder medizinischen Krankheitsfaktoren.   Unbehandelbarkeit: Hypothese:   Herkömmliche Behandlungen berücksichNgen das Trauma-­‐ erleben nicht.   Da frühkindliche Traumaerfahrungen nicht in den Hippo-­‐ campus gelangen, sind sie Bewusstseinsfern.   Bindungsstörungen benöNgen viel Zeit, die man als Behandler oU nicht hat.   ... Literatur Biner M. (2008). Neben der Spur – Vorlesungsunterlagen. Bad Bentheim: Eylarduswerk Brauchle G. (2008). Vorlesungsskript in No5allpsychologie. Zürich: SBAP Dilling H., Mombour W., Schmidt M.H. (2005). Interna;onale Klassifika;on psychischer Störungen – ICD-­‐10, Kapitel V. Bern: Huber Hausmann C. (2003). Handbuch No5allpsychologie und Traumabewäl;gung, Wien: Facultas Huber M. (2005, 2.Auflage). Trauma und die Folgen. Paderborn: Junfermann Huber M. (2010). Diagnos;k und Behandlung dissozia;ver Störungen – Vorlesungsunterlagen. Illnau: SITT Möller H.J., Laux G., Kap{ammer H.P. (2005). Psychiatrie und Psychotherapie. Heidelberg: Springer Payk T.R. (2007, 2.Auflage). Psychopathologie – vom Symptom zur Diagnose. Heidelberg: Springer Rogers C.R. (1973, 2000). Entwicklung der Persönlichkeit. StuVgart: KleV-­‐CoVa Van der Hart O., Nijenhuis E.R.S., Steele K. (2006). Das verfolgte Selbst. Paderborn: Junfermann 11
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