I - Klimadatenbedarf und -analyse (Klimadatenmanagement) Kontakt: Helmholtz-Zentrum Geesthacht (HZG) Dr. Insa Meinke: [email protected] Der Bedarf an Informationen zum derzeitigen und zukünftigen Klimawandel wurde in fünf Jahren RADOSTForschung immer wieder innerhalb und außerhalb des Netzwerkes betont. Während jedoch Wissenschaftler nach detaillierten Informationen aus ausgewählten Klimaszenarien und ihren spezifischen Randbedingungen interessiert sind, suchen Entscheidungsträger und die allgemeine Öffentlichkeit meist nach leicht verständlichen und übersichtlich aufbereiteten Aussagen mit möglichst präzisen Informationen für ihr jeweiliges lokales Umfeld. Im Rahmen von RADOST wurde deshalb eine Reihe von unterschiedlichen Medien zur Darstellung von Klimadaten erarbeitet und zur Verfügung gestellt. Zudem wurden Projektpartner über methodische Aspekte der Datenverwendung, -auswertung und -interpretation im Hinblick auf die Möglichkeiten und Grenzen von Klimaszenarien informiert. Klimaszenarien und Klimamodelle Die zukünftige Entwicklung unserer Gesellschaft lässt sich nicht wie das Wetter von morgen vorhersagen. Informationen über den möglichen zukünftigen anthropogenen Klimawandel können wir nur ableiten, indem wir testen, wie das Klimasystem auf verschiedene Treibhausgaskonzentrationen reagiert. Zur Modellierung von Klimaszenarien werden die Treibhausgasszenarien des UN-Ausschusses zur Untersuchung von Klimaveränderungen (IPCC)60 in numerische Klimamodelle eingespeist und für bestimmte Regionen und Zeiträume berechet. B1). Beide Klimaszenarien wurden mit dem Regionalmodell COSMO_CLM berechnet. COSMO_CLM ist das gemeinschaftliche regionale Klimarechenmodell von über 30 internationalen Forschungseinrichtungen. Die Beschränkung auf nur zwei von insgesamt über 40 plausiblen IPCC Emissionsszenarien führt jedoch dazu, dass auch die im Projekt durchgeführten Klimafolgenszenarien nur einen Ausschnitt künftig möglicher Entwicklungen aufzeigen können. Ein wesentliches Instrument des Klimadatenmanagements bildet daher der Norddeutsche Klimaatlas (siehe folgende Seite). Die Ergebnisse dieser Klimaszenarien werden mit dem aktuellen Klima verglichen. Unterschiede zwischen beiden Datensätzen deuten auf mögliche zukünftige Änderungen des Klimasystems aufgrund veränderter Treibhauskonzentraionen hin. Weil aufgrund des hohen Rechenzeitbedarfs nur wenige der vom Weltklimarat IPCC vorgeschlagenen Emissionsszenarien für die regionalen Klimafolgenstudien des Projektes RADOST zu Grunde gelegt werden können, wurde die einheitliche Verwendung von zwei regionalen Klimaszenarien vereinbart. Diese basieren jeweils auf unterschiedlichen gesellschaftlichen Entwicklungen, die aus heutiger Sicht plausibel erscheinen. Ein Szenario führt bis Ende des Jahrhunderts zu einem relativ starken Anstieg der Treibhausgaskonzentrationen (Szenario A1B), das andere beschreibt im selben Zeitraum eine geringere Zunahme der Treibhausgaskonzentration (Szenario 2.2 > Norddeutscher Klimaatlas 60) IPCC – Intergovernmental Panel on Climate Change (2000): IPCC Special Report Emissions Scenarios (SRES). 99 Modul 2: Natur- und ingenieurwissenschaftliche Forschung Norddeutscher Klimaatlas Norddeutscher Klimamonitor Mit dem Norddeutschen Klimaatlas (www.norddeutscher-klimaatlas.de) hat das Norddeutsche Klimabüro zu Projektbeginn eine interaktive Website geschaffen, auf der sich Netzwerkpartner und andere Entscheidungsträger über mögliche zukünftige Klimaänderungen und deren Spannbreite im Projektgebiet informieren können. Viele Planungsprozesse sind auf eine definierte Zahl, einen bestimmten Schwellenwert oder ein Jahrhundertereignis ausgelegt. Weil jedoch alle Szenarien aus heutiger Sicht plausibel, aber unsicher sind und kein Szenario wahrscheinlicher ist als ein anderes, erfordern Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel Planungen, die auf ein größeres Spektrum unterschiedlicher Klimaentwicklungen ausgelegt sind. Der Norddeutsche Klimamonitor (www.norddeutscher-klimamonitor.de) informiert über den aktuellen Forschungsstand zum Klima und bisherigen Klimawandel in Norddeutschland. Dazu wurden Stationsmessungen des Messnetzes des Deutschen Wetterdienstes und messbasierte Flächendatensätze sowie Reanalysen aus dem coastDat-Datensatz für Norddeutschland ausgewertet und auf einer Website grafisch veranschaulicht. Innerhalb der letzten 60 Jahre weisen alle Datensätze auf eine Erwärmung von etwa 1,2°C an der deutschen Ostseeküste hin. Zudem ist die beobachtete Erwärmung der letzten 30 Jahre als exemplarisch für die künftig zu erwartende Erwärmung einzustufen. Für solche Planungen zeigt der Norddeutsche Klimaatlas, worin alle zu Grunde liegenden Klimaszenarien übereinstimmen und für welche Größen in welchen Regionen die Aussagen unklar sind. Für Entscheidungsträger wird somit deutlich, ob eine Aussage eines einzelnen Szenarios für ein bestimmtes Zeitfenster robust ist, wann die Aussage robust wird oder ob sie unklar bleibt. 2.3 > Der Norddeutsche Klimaatlas ist verfügbar unter: www.norddeutscher-klimaatlas.de Mit dem Klimamonitor wird dem häufig geäußerten Wunsch nach einer Art Beweis für den Klimawandel Rechnung getragen, um bewerten zu können, wie sich der Klimawandel tatsächlich auf ein Bundesland ausprägt und ob avisierte Anpassungsmaßnahmen erfolgsversprechend und ausreichend sind. 2.4 > Der Norddeutsche Klimamonitor ist verfügbar unter: www.norddeutscher-klimamonitor.de Dossier „Klimawandel in Norddeutschland“ Auf der Webplattform „www.klimanavigator.de“ hat das Norddeutsche Klimabüro zusammen mit dem Alfred-Wegener Institut, dem Internationalen BALTEX-Sekretariat am HZG und der EUCC-D Forschungsergebnisse zum bisherigen und zukünftigen Klimawandel in Norddeutschland und dessen Auswirkungen auf Ökosysteme, Landwirtschaft und Tourismus in einem Dossier zusammengefasst. Einen räumlichen Schwerpunkt des Dossiers bildet die deutsche Ostseeküste mit Ergebnissen des RADOST-Projektes. Anhand der Beispiele Tourismus und Ökosysteme werden Auswirkungen des Klimawandels auf die Ostseeküste dargestellt. Das Dossier Klimawandel in Norddeutschland wird fortlaufend aktualisiert und um weitere Aspekte des regionalen Klimawandels erweitert. Der Klimanavigator ist eine von deutschen Forschungseinrichtungen gemeinsam gestaltete Website, die Erkenntnisse zum Klimawandel bündelt. 100 2.5 > Das Dossier ist abrufbar unter: www.klimanavigator.de/klimawandel-norddeutschland I - Klimadatenbedarf und -analyse (Klimadatenmanagement) Handbuch: „Ostseeküste im Klimawandel“ Um dem Bedarf an wissenschaftlich fundierten und verständlich aufbereiteten Informationen zum Klimawandel an der Ostseeküste unter Entscheidungsträgern und der allgemeinen Öffentlichkeit entgegenzukommen wurde eine verständliche Zusammenfassung des aktuellen Forschungsstandes zum Thema Ostseeküste im Klimawandel in Form eines 60 Seiten umfassenden Handbuchs erarbeitet. Dieses kann kostenfrei beim Norddeutschen Klimabüro sowie auf der RADOST-Website bestellt und heruntergeladen werden. „Regionale Klimaszenarien in der Praxis – Beispiel deutsche Ostseeküste“ Das vom Norddeutschen Klimabüro des HZG erstellte Infoheft „Regionale Klimaszenarien in der Praxis – Beispiel deutsche Ostseeküste“ stellt den Einsatz regionaler Klimaszenarien in der Praxis dar. Im Rahmen von RADOST- und anderen Veranstaltungen wurde deutlich, dass bei vielen Akteuren noch Unsicherheiten im Umgang mit Klimaszenarien bestehen. Insbesondere die Bewertung einzelner Szenarien entspricht oft nicht oder nur zum Teil den Vorgaben des IPCC, der mit dem im Jahr 2000 veröffentlichten Special Report Emissions Scenarios die Basis für die verwendeten regionalen Klimaszenarien liefert. Das Factsheet erklärt die wesentlichen Unterschiede zwischen Szenarien und Vorhersagen und gibt wesentliche Hinweise für die Bewertung von Szenarien und deren Einsatz für Planungszwecke. Das Infoheft steht auf der RADOST-Website zum Download zur Verfügung unter: http://klimzug-radost.de/publikationen/ regionale-klimaszenarien. Website zum Küstenschutzbedarf an der deutschen Ostseeküste Neben den atmosphärischen Größen sind an der deutschen Ostseeküste vor allem auch Wasserstände und deren Wechselwirkungen mit den zu erwartenden Klimaänderungen von Bedeutung. In Zeiten des Klimawandels ist es besonders wichtig, das Bewusstsein für Ostseesturmfluten wach zu halten und auf mögliche Änderungen hinzuweisen. Im Rahmen von RADOST wurde daher die interaktive Website www.kuestenschutzbedarf.de entwickelt (Abb. 2.6). Politiker, Planer und Bewohner können auf der Website unter Angabe einer Postleitzahl erfahren, ob am jeweiligen Ort bereits heute Küstenschutzbedarf besteht oder ob dies künftig der Fall sein könnte. Unter der Annahme, dass der Meeresspiegelanstieg an der deutschen Ostseeküste auch weiterhin etwa dem globalen mittleren Durchschnitt entspricht, könnte sich das vor Sturmfluten zu schützende Gebiet an der deutschen Ostseeküste bis Ende des 21. Jahrhunderts um etwa 25 % vergrößern. 2.6 > Website www.kuestenschutzbedarf.de, Region Rostock-Warnemünde (Norddeutsches Klimabüro 2012) 101