Genetisches Praktikum 2010 (20160) Anwesenheitspflicht - maximal ein Fehltag Klausur: 01.04.2010 (Gründonnerstag) im H15 09:00 - 10.15 Klausur zu Vorlesung u. Repetitorium 10:30 - 11:30 Klausur zum Praktikum Anmeldung bis Do. 25.03. über FlexNow – nur die, die planen zu kommen! (für Nachholklausur: Anmeldung im Sekretariat der Genetik) Um zu bestehen, müssen ! 50% der max. erreichbaren Punktzahl in jeder der beiden Klausuren erreicht werden. nur eine Nachholklausur in 2010! – danach erst ca. 1 Jahr später wieder neuer Versuch möglich!!! Protokolle keine Abgabe von Protokollen; Auswertungen gemeinsam im Kurs; Protokollieren der Ergebnisse sowie gute Vor- und Nachbereitung sind essentiell, um Überblick zu behalten Genetisches Praktikum 2010 (20160) Mitzubringen sind: Laborkittel Taschenrechner Millimeterpapier Organisatorischer Ablauf: Morgens: Repetitorium H12, Beginn 9:00 (s.t.) (Theorie zu Versuchen, Bezug zur Vorlesung, Gelegenheit zum Fragen!) Anschließend: praktischer Teil (Mikroskopiersaal) Mittagspause variabel (siehe Zeitplan) Ende zwischen 16:00 und 18:00 Uhr Skript: Versuche sind übergeordneten Themen zugeordnet (I - IV, s.S. 3) Skript-Aufbau: Unterpunkte 1-7 zu jedem Versuch Warnhinweise beachten Zeitplan: Verschachtelung der Versuche (s.S. 38) Zuordnung: Sitzplätze zu Gruppennamen: 36 – 39 Zweiergruppen ausgehend von A1 die Plätze bitte lückenlos füllen! H H H H H Genetik Praktikum Praktikumsversuche I. Allgemeines A. Plasmid-Curing B. F-Plasmid-Nachweis C. Komplementations-Test mit rII-Mutanten des Phagen T4 D. PCR-Fingerprint mittels STR-Analyse II. Methoden A. Titerbestimmung bei Bakterienkulturen B. !-Galaktosidase-Test III. Mutagenese und DNA-Reparatur A. Isolierung und Identifizierung von Auxotrophie-Mutanten B. Nachweis der Transposon-Mutagenese des Plasmids pTS115 C. Ames-Test IV. Projekt: Klonierung eines Genfragments A. PCR B. Gelelektrophorese C. Ligation D. Elektrotransformation E. Plasmid-Präparation Versuch IIA Modellorganismus Escherichia coli •! benannt seinem Entdecker Theodor Escherich (1919) •! kommt im menschlichen und tierischen Darm vor •! Familie der Enterobacteriaceae (griech. „enteron“: Darm) •! Gram-negativ, stäbchenförmig, peritrich begeißelt •! einer der am besten untersuchten Organismen der Welt •! 4,6 Mb zirkuläres Chromosom; ca. 4000 Gene •! Plasmide: kleine, zirkuläre, autonom replizierende, extrachromosomale DNA-Moleküle Versuch IIA Titerbestimmung bei Bakterienkulturen (Wachstumskurve) In der Molekularbiologie werden Bakterien z.B. verwendet: - zur Vermehrung rekombinanter DNA-Moleküle - zur Expression und Isolation von Proteinen Am häufigsten verwendet: Escherichia coli - K12 - harmloser Stamm - mikrobiologisch, biochemisch und genetisch sehr gut untersucht ("Haustierchen aller Molekularbiologen") Kultivierung im Labor - meist in Komplett- oder Vollmedium: z.B. LB (Luria Bertani) Medium - Trypton (Pepton): enzymatisch verdaute Proteine (Aminosäurequelle) - Hefeextrakt: Vitamine, Spurenelemente - NaCl: Osmolarität - Flüssigkultur oder feste Nährböden durch Zugabe von Agar - Minimalmedium: def. Zusammensetzung; zur Identifikation von Auxotrophien (s.u.) Versuch IIA Bestimmung der Bakterienzahl Gesamtzellzahl: - Bakterien sind sehr klein, für das blosse Auge nicht zu erkennen - Auszählen in dünner Schicht unter dem Mikroskop (Thoma Zählkammer) - Automatisiert durch elektrisches Zählgerät, basierend auf Leitfähigkeitsverlust einer Elektrolytlösung beim Durchtritt eines Bakteriums durch eine enge Öffnung (Coulter-Counter) - Nachteil: lebende von toten Bakterien nicht ohne zusätzliche Färbung zu unterscheiden Versuch IIA Bestimmung der Bakterienzahl Lebendzellzahl: - Koch‘sches Plattengussverfahren - Spatelplattenverfahren - jedes lebende Bakterium führt zur Bildung einer Kolonie bzw. jede Kolonie geht auf ein einzelnes Bakterium zurück - cfu = colony forming unit - Titer = cfu / ml Kultur - Nachteil: Inkubationszeit von mindestens einem Tag Versuch IIA Lebendzellzahl: Bestimmung der Bakterienzahl je 0,9 ml Saline vorgelegt Versuch IIA Bestimmung der Bakterienzahl Indirekte Methoden: - Trübungsmessung bei einer bestimmten Wellenlänge (578 nm) - Messung der Lichtabsorption und Lichtstreuung als "optische Dichte" (OD) - lineare Proportionalität nur im Bereich OD ! 0,05 – 0,5 (Beschattungseffekte) - schnelle Methode, aber relativ unempfindlich (noch keine Trübung bei 106 cfu/ml » geringe Zellzahlen schlecht messbar - muss jeweils geeicht werden, da sehr von der Größe und Gestalt der Bakterien und dem jeweiligen Gerät abhängig (Eichkurve) Versuch IIA Wachstum durch Zweiteilung 20 " 21 " 22 " 23 "24 " 25 " 26 " ..... " 2n N = N0!2n (n = Anzahl der Zellteilungen) (N = Bakterienzahl, N0 = Ausgangsbakterienzahl) Exponentieller Anstieg (» Gerade bei halblogarithmischer Auftragung) Steilheit der Gerade entspricht der Teilungsrate Berechnung der Anzahl der Zellteilungen » Auflösen nach n (: N = N0 2n " N / N0 = 2n " lg(N/N0) = n ! lg2 " n = lg(N/N0) / lg2 Teilungsrate " = n / t n / t = lg(N/N0) / [lg2 ! (t – t0)] Generationszeit g = 1 / " = t / n Beispielrechnung (lg2 = 0,3010): in 10 h Vermehrung von 103 auf 109 Bakterien n / t = lg(109/103) / [lg2 ! 10 h] = 6 / [0,3010 ! 10 h] ! 2 h-1 » Teilungsrate = 2 h-1; » Generationszeit = 0,5 h Versuch IIA Wachstum in statischer Kultur Wachstum bestimmt durch: Temperaturoptimum, aerobe / anaerobe Bedingungen Wuchstoffbedürfnis lag-Phase: Anlaufphase, Anpassung an neue Bedingungen durch ansteigende RNA-, Ribosomen- und Enzymsynthese log-Phase: exponentielles Wachstum konstante maximale Teilungsrate abhängig von Bakterienart und Wachstumsbedingungen stationäre Phase: maximale Bakteriendichte, Ausbeute, Ertrag bestimmter Faktor aufgebraucht, Übergang allmählich, zunächst Wachstumsabnahme, schließlich kein Wachstum Absterbephase: Autolyse Versuch III.A Isolierung und Identifizierung von Auxotrophie Mutanten Ein durch eine Mutation hervorgerufener Phänotyp lässt Rückschlüsse auf die Funktion des mutierten Gens zu. Mutation - ungerichtete, zufällige Veränderung des Erbmaterials spontan - selten, ca. 10-8 pro Basenpaar, Zelle und Generation induziert (Erhöhung der Effizienz in Mutagenese Screens) - physikalisch: Strahlung - chemisch: mutagene Substanzen (s. Ames Test) - biologisch: durch Transposons Versuch III.A Auxotrophe Bakterien als Beispiele für Mutanten Auxotrophie Wuchsstoffbedürftigkeit auxotrophe Bakterien können auf Minimalmedium nicht wachsen, sondern benötigen bestimmte Wuchsstoffe (Aminosäuren, Vitamine, Purinbasen etc.) Prototrophie alle Zellbestandteile können selbst hergestellt werden prototrophe Bakterien können auf Minimalmedium (anorganische Salze; Kohlenstoffquelle) wachsen Auxotrophie wird meist hervorgerufen durch Mutation in einem Gen, das für ein Enzym des Aufbaustoffwechsels kodiert, wobei Stoffwechselwege meist mehrere Schritte beinhalten. Vorstufe B Vorstufe A Endprodukt Vorstufe C Enzym 1 Enzym 2 Enzym 3 Gen 1 Gen 2 Gen 3 Versuch III.A Wechselwirkung von Genen in Stoffwechselwegen verschiedene Arginin auxotrophe Mutanten lassen sich unterschiedlich supplementieren Ornithin Vorstufe Enzym 1 arg1 Ein-Gen - Ein-Enzym Hypothese Citrullin Arginin Enzym 2 Enzym 3 arg2 arg3 Ein-Gen - Ein-Polypeptid Hypothese Warum ist auch diese Hypothese streng genommen nicht zutreffend? Versuch III.A Auxotrophe Bakterien als Beispiele für Mutanten Replika Plattierung nach Lederberg: Versuch IV.A Klonierung eines Genfragments - Übersicht PCR zur Amplifikation der rDNA Isolierung genomischer DNA SacI Ligation SacI Transformation KpnI KpnI Schnitt mit KpnI und SacI Versuch IV.A Klonierung eines Genfragments - Übersicht Identifizierung positiver Klone: Plasmidpräparation Gelelektrophoretische Analyse 1 M 1 2 2 Versuch IV.A !-Komplementation lacZ! auf Plasmid kodiert für !-Peptid der "-Galaktosidase (Aminosäuren 1-26) lacZ# im Genom von E. coli $M15 kodiert für "-Galaktosidase der die Aminosäuren 11-41 fehlen LacZ# und LacZ! komplementieren sich zu aktiver tetramerer "-Galaktosidase Monomer der "-Galaktosidase Blau-Weiß-Screening X-Gal "-Gal blaugrüner Farbstoff Versuch IV.A Expressionsplasmid Replikationsursprung (ori) Selektionsmarker: Antibiotikumsresistenz (z.B. AmpR: #-Lactamase) Polylinker Promotor / Terminator (Operator) RBS / Start / Stop - z.B. Produktion Humaninsulin seit 1982 Verfahren von Hoechst entwickelt, aber Verbot der Produktion in Deutschland, Zulassung seit 1987 Versuch IV.A Polymerase Kettenreaktion (PCR) Kary Banks Mullis, Nobelpreis 1993 5‘ Primer GAATTC ATG GAG GAA TGT ACA GAA ... ATG GAG GAA TGT ACA GAA ATC GTG ....... CTC CTA GGA CCC AAA ATA TAA ... ... TAC CTC CTT ACA TGT CTT TAG CAC ....... GAG GAT CCT GGG TTT TAT ATT ... GAT CCT GGG TTT TAT ATT AAGCTT HindIII Anhängen von Schnittstellen mittels 5' verlängerter Primer 3‘ Primer EcoRI