Einführung in die Mikroökonomie Die individuelle Nachfrage und die Marktnachfrage Universität Erfurt Wintersemester 08/09 Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Die individuelle Nachfrage und die Marktnachfrage Winter 1 / 22 Winter 2 / 22 Übersicht Die individuelle Nachfrage Einkommens- und Substitutionseffekte Die Marktnachfrage Die Konsumentenrente Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Die individuelle Nachfrage und die Marktnachfrage Die Nachfragefunktion Die Nachfragefunktion des Konsumenten gibt die optimale Konsumentscheidung als Funktion der Preise und des Einkommens an Formal: x1? (p1 , p2 , I) optimale Nachfrage nach Gut 1 in Abhängigkeit der Preise p1 und p2 sowie dem Einkommen I Die inverse Nachfragefunktion Die inverse Nachfragefunktion des Konsumenten misst die marginale Zahlungsbereitschaft eines Gutes als Funktion der Menge des Gutes, der anderen Preise und des Einkommens Formal: p1? (x1 , p2 , I) maximaler Preis für eine zusätzliche Einheit von Gut 1 in Abhängigkeit der Menge x1 und des Preises p2 sowie dem Einkommen I Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Die individuelle Nachfrage und die Marktnachfrage Winter 3 / 22 In jedem Punkt der Nachfragekurve maximiert der Konsument seinen Nutzen, indem er die Bedingung erfüllt, dass die MRS von Bekleidung durch Lebensmittel gleich dem Verhältnis der Preise von Lebensmittel und Bekleidung ist. Sinkt der Preis PF , sinken auch das Negative der Steigung der Budgetgeraden PPCF und die MRS. 10 20 30 Das erzielbare Nutzenniveau ändert sich, wenn wir uns entlang der Kurve bewegen. Preis−Konsum−Kurve D Lebensmittelpreis 4 2 B A 6 5 4 10 Bekleidung Eigenschaften von Nachfragekurven 40 Lebensmittel E Nachfragekurve E: G: H: G 1 0.50 H 4 10 20 30 40 PF PC PF PC PF PC = = = 2 2 = 1 = MRS 1 2 = 0, 5 = MRS 0,5 2 = 0, 25 = MRS Lebensmittel Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Die individuelle Nachfrage und die Marktnachfrage Winter 4 / 22 Winter 5 / 22 Bekleidung Die Auswirkungen von Einkommensänderungen 20 Es sei angenommen: PF = 1 Euro 15 PC = 2 Euro 10 7 5 3 A I1 = 10 Euro D B I2 = 20 Euro U2 U1 4 I3 = 30 Euro U3 10 20 30 Prof. Dittrich (Universität Erfurt) 40 Lebensmittel Die individuelle Nachfrage und die Marktnachfrage Die Einkommens-Konsumkurve beschreibt die Veränderung in der Wahl der Güterbündel bei einer Änderung des Einkommens aber unveränderten Preisen. Bei einem Anstieg des Einkommens von 10 Euro auf 20 Euro und auf 30 Euro bei unveränderten Preisen verschiebt sich die Nachfragekurve des Konsumenten nach rechts. Bekleidung Lebensmittelpreis Einkommens-Konsumkurve und individuelle Nachfrage 20 15 Einkommens− Konsum−Kurve 10 7 5 3 A B 10 E G H D D1 D2 D3 U3 U2 U1 4 1 20 Prof. Dittrich (Universität Erfurt) 30 40 Lebensmittel 4 10 Die individuelle Nachfrage und die Marktnachfrage 20 30 40 Lebensmittel Winter 6 / 22 Bekleidung Einkommensänderungen und Nachfragekurven 20 15 7 5 3 D B A U3 U2 U1 Lebensmittelpreis 4 1 Die Einkommens-Konsumkurve stellt die mit jedem Einkommensniveau verbundenen nutzenmaximierenden Kombinationen von Güterbündeln dar. Einkommens− Konsum−Kurve 10 10 E 20 G 30 Bei einem Anstieg des Einkommens verschiebt sich die Budgetgerade nach rechts, wobei sich der Konsum entlang der Einkommens-Konsumkurve erhöht. 40 Lebensmittel H Gleichzeitig wird durch den Anstieg des Einkommens die Nachfragekurve nach rechts verschoben. D1 D2 D3 4 10 20 30 40 Lebensmittel Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Die individuelle Nachfrage und die Marktnachfrage Winter 7 / 22 4 10 20 Prof. Dittrich (Universität Erfurt) 30 Preis−Konsum−Kurve B D A 6 5 4 10 Verläuft die Preis-Konsumkurve negativ geneigt, so ist die Nachfrage preiselastisch. Bekleidung Preiselastizität und die Preis-Konsumkurve 40 Lebensmittel Verläuft die Preis-Konsumkurve horizontal, so ist die Nachfrage preis-einheitselastisch. Verläuft die Preis-Konsumkurve positiv geneigt, so ist die Nachfrage preisunelastisch. Verläuft die Preis-Konsumkurve U-förmig, so ist die Nachfrage preiselastisch bei hohen Preisen und preisunelastisch bei niedrigen Preisen. Die individuelle Nachfrage und die Marktnachfrage Winter 8 / 22 Substitutions- und Komplementärgüter Zwei Güter werden als Substitutionsgüter betrachtet, wenn ein Anstieg (Rückgang) des Preises des einen zu einem Anstieg (Rückgang) der nachgefragten Menge des anderen führt. I z.B. Kinokarten und Leihvideokassetten Die Kreuzpreiselastizität von Substituten ist positiv. Zwei Güter werden als Komplementärgüter betrachtet, wenn ein Anstieg (Rückgang) des Preises des einen zu einem Rückgang (Anstieg) der nachgefragten Menge des anderen Gutes führt. I z.B. Benzin und Motorenöl Die Kreuzpreiselastizität von Komplementen ist negativ. Zwei Güter sind voneinander unabhängig, wenn eine Änderung des Preises des einen Gutes keine Auswirkungen auf die nachgefragte Menge des anderen hat. Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Die individuelle Nachfrage und die Marktnachfrage Winter 9 / 22 10 20 Prof. Dittrich (Universität Erfurt) 30 Ist die Preis-Konsumkurve negativ geneigt, werden die beiden Güter als Substitutionsgüter betrachtet. Ist die Preis-Konsumkurve positiv geneigt, werden die beiden Güter als Komplementärgüter betrachtet. 4 Preis−Konsum−Kurve D B A 6 5 4 10 Bekleidung Substitutions- und Komplementärgüter 40 Sie könnten beides sein! Lebensmittel Die individuelle Nachfrage und die Marktnachfrage Winter 10 / 22 Ein Rückgang des Preises eines Gutes hat zwei Effekte: Substitutionseffekt: Die Konsumenten neigen dazu, größere Mengen des Gutes, das vergleichsweise billiger geworden ist, und geringere Mengen des Gutes, das vergleichsweise teurer geworden ist, zu kaufen Der Substitutionseffekt ist die mit einer Änderung des Preises des Gutes verbundene Änderung des Konsums bei konstantem Nutzenniveau. Sinkt der Preis eines Gutes, führt der Substitutionseffekt immer zu einer Erhöhung der nachgefragten Menge des Gutes. Einkommenseffekt: Wenn der Preis eines Gutes sinkt, erleben die Konsumenten eine Erhöhung ihrer realen Kaufkraft Der Einkommenseffekt ist die durch die Erhöhung der Kaufkraft verursachte Änderung des Konsums eines Gutes, wobei der Preis des Gutes konstant bleibt. Erhöht sich das Einkommen einer Person, kann die nachgefragte Menge des Produktes steigen oder sinken. Selbst bei inferioren Gütern ist der Einkommenseffekt nur selten groß genug, um den Substitutionseffekt auszugleichen. Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Die individuelle Nachfrage und die Marktnachfrage Winter 11 / 22 Bekleidung Einkommens- und Substitutionseffekte: Normale Güter U1 U2 R C1 Sinkt der Lebensmittelpreis, erhöht sich der Konsum um F1 F2 , während der Konsument von A zu B wechselt. A B C2 F1 S F2 Lebensmittel Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Die individuelle Nachfrage und die Marktnachfrage Winter 12 / 22 Bekleidung Einkommens- und Substitutionseffekte: Normale Güter U1 In Punkt D befinden wir uns auf dem alten Nutzenniveau, konsumieren aber zu geänderten (relativen) Preisen. U2 Durch den Substitutionseffekt F1 E (von A zu D) ändern sich die relativen Preise, aber das reale Einkommen (Nutzen) bleibt konstant. R A C1 C2 B D Substitutions− effekt F1 E S F2 Einkommenseffekt Lebensmittel Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Der Einkommenseffekt EF2 (von D zu B) hält die relativen Preise konstant, erhöht aber die Kaufkraft. Die individuelle Nachfrage und die Marktnachfrage Winter 13 / 22 Bekleidung Einkommens- und Substitutionseffekte: Inferiore Güter A Bei einem inferioren Gut ist der Einkommenseffekt negativ. Allerdings ist hier der Substitutionseffekt größer als der Einkommenseffekt. B U2 D U1 F1 Substitutions− effekt F2 E Einkommenseffekt Lebensmittel Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Die individuelle Nachfrage und die Marktnachfrage Winter 14 / 22 Einkommens- und Substitutionseffekte Ein Sonderfall: Das Giffen-Gut Der Einkommenseffekt kann theoretisch so groß sein, dass die Nachfragekurve eines Gutes positiv geneigt ist. I Je teurer, desto mehr wird nachgefragt. Bsp. 1 ein minderwertiges Gut, das durch ein höherwertiges substituiert wird (Kartoffeln in Rußland). Bsp. 2 „Snobeffekt”; die Nachfrage nach einem Luxusgut geht zurück, wenn der Preis fällt, weil es dann kein Statussymbol mehr ist. Giffen-Güter treten selten auf und sind von geringem praktischen Interesse. Wirkung eines Preisanstieges Art des Gutes Substitutionseffekt Einkommenseffekt Gesamteffekt Normal Inferior Giffen Mengenreduktion Mengenreduktion Mengenreduktion Mengenreduktion Mengenanstieg Mengenanstieg Mengenreduktion Mengenreduktion Mengenanstieg Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Die individuelle Nachfrage und die Marktnachfrage Winter 15 / 22 Von der individuellen Nachfrage zur Marktnachfrage Marktnachfragekurven: Eine Kurve, in der die Menge eines Gutes, die alle Konsumenten auf einem Markt kaufen, mit dessen Preis in Beziehung gesetzt wird. Preis (Euro) Person A (Einheiten) Person B (Einheiten) Markt (Einheiten) 0 1 2 3 4 5 3.3 1.7 0 0 10 7.5 5 2.5 0 15 10.8 6.7 2.5 0 Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Die individuelle Nachfrage und die Marktnachfrage Winter 16 / 22 Addition zu Bestimmung einer Marktnachfragekurve Die Marktnachfrage wird durch die „horizontale” Addition der Nachfragekurven der Konsumenten ermittelt. Preis Preis 4 4 3 3 2 2 1 1 10 20 30 Menge 10 20 30 Die Marktnachfragekurve verschiebt sich nach rechts, wenn mehr Konsumenten in den Markt eintreten. Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Die individuelle Nachfrage und die Marktnachfrage Winter Menge 17 / 22 Netzwerkeffekte Präferenzen und damit die Nachfrage können auch interdependent sein. Hängt die individuelle Nachfrage auch von der Nachfrage anderer Konsumenten ab, spricht man von Netzwerkeffekten. Positive Netzwerkeffekte führen zu einer Rechtsverschiebung der individuellen Nachfrage mit steigender Konsumentenzahl. Die Marktnachfrage wird elastischer. Bsp. Telekommunikation, Software, Sprache Negative Netzwerkeffekte führen zu einer Linksverschiebung der individuellen Nachfrage mit steigender Konsumentenzahl. Die Marktnachfrage wird unelastischer. Bsp. Luxusgüter Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Die individuelle Nachfrage und die Marktnachfrage Winter 18 / 22 Die Konsumentenrente Konsumentenrente Differenz zwischen dem Betrag, den ein Konsument für den Kauf eines Gutes zu zahlen bereit ist, und dem von ihm tatsächlich gezahlten Betrag. Preis 20 18 16 14 12 10 Konsumentenrente 11 + 9 + 7 + 5 + 3 + 1 = 36 1 2 3 4 5 Prof. Dittrich (Universität Erfurt) P* 6 Die Konsumentenrente des Kaufs von 6 Konzertkarten ist die Summe der aus jeder einzelnen Karte erzielten Konsumentenrente. Menge Die individuelle Nachfrage und die Marktnachfrage Winter 19 / 22 Die Konsumentenrente Die Nachfragekurve in Treppenform kann durch eine Verkleinerung der Einheiten des Gutes in eine gerade Nachfragekurve umgewandelt werden. Preis 20 18 16 14 12 10 Konsumentenrente 1/2 * (22−10) * 6 = 36 P* Durch die Verbindung der Konsumentenrente mit den von den Produzenten erzielten Gesamtgewinnen können wir folgendes bewerten: Kosten und Vorteile verschiedener Marktstrukturen Ausgaben 1 2 3 4 Prof. Dittrich (Universität Erfurt) 5 6 Menge Staatliche Politiken, die das Verhalten von Konsumenten und Unternehmen ändern. Die individuelle Nachfrage und die Marktnachfrage Winter 20 / 22 Anwendungen der Konsumententheorie Konsumentenrente und Preissenkung Staatl. Subvention und Konsumentenrente / Wohlfahrtsverlust Direkte staatl. Finanzierung vs. Gutscheine Intertemporale Konsumentscheidung Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Die individuelle Nachfrage und die Marktnachfrage Winter 21 / 22 Zusammenfassung Preis-Konsumkurven beschreiben die Beziehung zwischen der konsumierten Menge eines Gutes und seinem Preis im Zwei-Güter-Diagramm. Engelkurven beschreiben die Beziehung zwischen der konsumierten Menge eines Gutes und dem Einkommen. Zwei Güter sind Substitutionsgüter (Komplementärgüter), wenn ein Anstieg des Preises des einen Gutes zu einem Anstieg (Rückgang) der nachgefragten Menge des anderen führt. Die Auswirkungen einer Preisänderung auf die nachgefragte Menge können in einen Substitutionseffekt und einen Einkommenseffekt unterteilt werden. Die Marktnachfragekurve ist die horizontale Addition der individuellen Nachfragekurven für alle Konsumenten. Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Die individuelle Nachfrage und die Marktnachfrage Winter 22 / 22