4 Anmerkungen zum praktischen Kantionalsatz

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Anmerkungen zum praktischen Kantionalsatz
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4.
5.
Prim-, Quint- und Oktavparallelen sind – wie das Handspiel beim Fußball – verboten. In der
Popularmusik und im Neuen Geistlichen Lied (NGL) kommen Quintparallelen als Stilmittel
gelegentlich vor.
Weisen zwei aufeinanderfolgende Akkorde gemeinsame (gleiche) Töne auf, so ist es am sichersten und
einfachsten, die gemeinsamen Töne in der gleichen Stimme liegen zu lassen.
Bei der Verbindung von zwei Akkorden werden am sichersten und einfachsten die Töne von Alt und
Tenor auf dem kürzesten Wege aufwärts oder abwärts zum nächsten Akkordton geführt.
Zu vermeiden ist ein Abstand zwischen den drei Oberstimmen von jeweils mehr als einer Oktave; der
Abstand zwischen Bass und Tenor sollte eine Dezime nicht überschreiten.
Dreiklangsfremde Töne bereitet man am besten im vorausgehenden Akkord konsonant vor. Der
Doppelvorhalt (→ Quart-Sext-Vorhalt) mit vorbereiteter Quarte und frei eintretender Sexte ist auch eine
mögliche Form der Kadenzgestaltung. Beide Vorhalte lösen sich schulmäßig stufenweise nach unten
auf.
6.
Bei Zeilenübergängen ist →querständige Chromatik, wie auch die querständige Aufeinanderfolge von
Moll und Dur (etwa bei →picardischen Schlussakkorden) möglich.
7.
Beim → Leitton in den Mittelstimmen (Alt oder Tenor) hat man freie Wahl: entweder man gibt der
Schulregel der Aufwärtsführung des Leittones nach und es ergibt sich ein Schlussakkord ohne Terz
oder Quint oder man wählt die gleichwertige Möglichkeit des abspringenden Leittones bzw. des
Aufwärtssprunges zu Gunsten eines vollständigen Akkordes. Bei einem Vokalsatz liegt die strenge
Stimmführung nahe, beim Orgelsatz ist der volle Akkord ein gutes Argument.
Bei der geteilten → Penultima kann man gut die → sixte ajoutée verwenden.
Ein zweitöniges Motiv am Anfang aus dem gleichen Dreiklang – beispielsweise Grundton gefolgt von
Terz – harmonisiert man am einfachsten durch eine Akkordwiederholung; es ergibt sich dann ein
Lagenwechsel.
10. Bei einer auftaktigen Melodie setzt man am besten auf den ersten Akzent die Tonika.
11. Eine anspringende Quarte harmonisiert man gut mit Dominant-Sextakkord gefolgt von der Tonika. Eine
zweite Möglichkeit ist Dominante gefolgt von Tonika-Sextakkord.
12. Barocklieder haben gerne die Subdominante auf dem Höhepunkt.
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Literatur
Reinhard Amon, Lexikon der Harmonielehre; Wien-München 2005.
Peter Rummenhöller, Artikel „Harmonielehre“ in MGG (II) Bd.4.
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Thomas Daniel, Kontrapunkt; Köln-Rheinkassel 1997.
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Diether de la Motte, Harmonielehre, Kassel 1976, 111999.
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Carl Dahlhaus, Untersuchungen über die Entstehung der harmonischen Tonalität; Kassel 1967.
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Paul Hindemith, Aufgaben für Harmonieschüler, 1949 (Nachdruck 1985).
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Michael Dachs / Paul Söhner; Harmonielehre, München 1953, 141997.
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