Tierwohl und Nachhaltigkeit in der Putenhahnenmast

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Tierwohl und Nachhaltigkeit in der Putenhahnenmast
Der Tierschutzplan Niedersachsen sieht vor, auf ein Kürzen des Putenschnabels zu
verzichten. Deshalb wurde in Zusammenarbeit der beiden Landwirtschaftskammern
Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen mit Unterstützung der niedersächsischen
Putenwirtschaft ein Putenmastversuch im Landwirtschaftszentrum Haus Düsse
durchgeführt. Es sollte der Thematik nachgegangen werden, ob auf eine
Schnabelbehandlung bei Putenhähnen durch Anwendung von drei verschiedenen
Fütterungsstrategien verzichtet werden kann. Dabei wurde geprüft, inwieweit durch
die Zufuhr von tierischem Protein eine verbesserte Darmstabilität und eine
Verhaltensänderung bei Putenhähnen in Form von verringertem Picken erreicht
werden kann. Gleichzeitig wurde geprüft ob es gelingt, durch ein anfangs reduziertes
Wachstum und die Ausnutzung des kompensatorischen Wachstums in der Endmast
die Einstreu durch eine verbesserte Darmstabilität trockener und die Fußballen
dadurch gesünder zu erhalten. Die biologischen Leistungen und die durch das
Federpicken und den Kannibalismus bedingten Verletzungsraten bzw. Tierverluste
der unbehandelten Tiere wurden mit denen der Putenhähne mit gekürztem Schnabel
verglichen. Darüber hinaus erfolgte ein Vergleich wichtiger Schlacht- und
Einstreuparameter sowie der Fußballengesundheit.
Material und Methode
Der Versuch wurde mit 1104 Putenhähnen der Herkunft BUT Big 6 im Zeitraum 42. KW 2011
bis 12. KW 2012 durchgeführt. Die Mastdauer betrug 142 Masttage (ohne Schlupf- und
Schlachttag). 50 % der Putenhähne wurden nicht schnabelbehandelt, 50 % der
Eintagsküken wurde mittels Novatec-Methode (PSP) der Oberschnabel gekürzt. Jeweils 552
Tiere wurden in zwei identischen Stallabteilen in 12 Boxen von je 17 m2 eingestallt. Je Box
wurden 46 Putenhähne gehalten, was einer Besatzdichte von 2,7 männlichen Tieren je m2
Nutzfläche entspricht. Der Massivstall mit Zwangsbelüftung wurde mit Hobelspänen
eingestreut, wobei je nach Bedarf und Beschaffenheit regelmäßig nachgestreut wurde. Die
Beleuchtung erfolgte über dimmbare Glühbirnen.
Den Putenhähnen wurde ein 6-Phasen-Alleinfutter manuell verabreicht (Übersicht 1).
Während die Kontrollvarianten V1 und V4 ein rein pflanzliches Alleinfutter erhielten, wurden
die Versuchsgruppen V2 und V5 mit einem isoenergetischen und isonitrogenen Futter
versorgt, in dem ein Teil des Sojaextraktionsschrotes durch 2 bzw. 3 % tierisches Eiweiß in
Form von Hämoglobinpulver supplementiert wurde. Die Versuchsgruppen V3 und V6
erhielten bis einschließlich Phase P4 ein Futter mit gleichem Gehalt an Hämoglobinpulver
und Energie wie V2 und V5, aber mit einer 15 %igen Rohproteinreduzierung. In den Phasen
P5 und P6 wurden die Tiere wie V2 und V5 ernährt.
Übersicht 1: Versuchsvarianten im Putenmastversuch (LZ Haus Düsse 2011/12)
Varianten
n = 184
Fütterung
V1 = Schnäbel unbehandelt
6-Phasen-Futter- Standard (Kontrolle)
V2 = Schnäbel unbehandelt
6-Phasen-Futter mit tierischem Eiweiß,
100 % RP-Versorgung wie Kontrolle
V3 = Schnäbel unbehandelt
6-Phasen-Futter mit tierischem Eiweiß,
85% RP-Versorgung bis P4, ab P5 wie V2
V4 = Schnäbel behandelt
6-Phasen-Futter- Standard (Kontrolle)
V5 = Schnäbel behandelt
6-Phasen-Futter mit tierischem Eiweiß
100 % RP-Versorgung wie Kontrolle
V6 = Schnäbel behandelt
6-Phasen-Futter mit tierischem Eiweiß,
85% RP-Versorgung bis P4, ab P5 wie V2
Alle Tiere wurden jeweils nach einem Futterphasenwechsel gewogen. Die Fußballen, jeweils
derselben Tiere, wurden in der 6. und 16. Lebenswoche im Stall sowie in der Schlachterei
bonitiert. Eine repräsentative Stichprobe von 27 Tieren je Variante wurde einer
Schlachtkörperzerlegung zugeführt und durch erfahrenes Personal in der Schlachterei
zerlegt. Je Box wurden Mistproben aus allen Stallbereichen gezogen und zu einer
Sammelprobe vereint. Die LUFA Nord-West analysierte anschließend die einzelnen Proben.
Die Versuchsergebnisse wurden mittels Statistikprogramm SPSS ausgewertet. Dabei wurde
eine zweifaktorielle Varianzanalyse zwischen Fütterung und Schnabelbehandlung
durchgeführt. Die Merkmale Futterverbrauch je kg Zuwachs, Mastendgewicht, Tierverluste
wurden mittels des Kolmogorov-Smirnov-Tests hinsichtlich ihrer Normalverteilung untersucht
und erwiesen sich als normal verteilt. Die Bewertung der Fußballengesundheit wurde mittels
Kryskal-Wallis Test geprüft.
Versuchsergebnisse
Innerhalb der Gruppen ohne Schnabelbehandlung (V1-V3) wies die Kontrollvariante mit 22,3
kg zwar das höchste Mastendgewicht auf, die drei Futtervarianten unterschieden sich aber
nicht signifikant voneinander (Übersicht 2). Auch in den Gruppen mit Schnabelbehandlung
erreichten die rein pflanzlich ernährten Kontrolltiere die höchsten Endgewichte, wobei die
Differenz zur proteinreduzierten Variante abzusichern war. Die Futterverwertung der beiden
Behandlungsgruppen unterschied sich kaum, nur bei der Variante V6 war der
Futterverbrauch signifikant höher.
Bei den Tierverlusten waren zwischen den schnabelbehandelten und den unbehandelten
Hähnen erhebliche Unterschiede zu verzeichnen. Während in den unbehandelten Gruppen
Verluste von 10,15 % in der rein pflanzlich gefütterten Gruppe und von 14,47 % in der mit
tierischem Eiweiß gefütterten Variante auftraten, wies die proteinreduzierte Variante die
absolut höchste Verlustrate von 16,21 % auf. Allerdings konnten diese Unterschiede nicht
abgesichert werden. Mit 5,36% (proteinreduzierte Gruppe) bis 7,05% (Kontrollgruppe)
verzeichneten die schnabelbehandelten Gruppen deutlich geringere Verlustraten. Während
die beiden Hämoglobinpulver-Varianten (V2 und V3) der unbehandelten Gruppen mehr als
doppelt so hohe signifikante Verluste wie die mit tierischem Eiweiß versorgten Tiere der
behandelten Gruppen aufwiesen, unterschieden sich die beiden Kontrollvarianten in diesem
Merkmal nicht signifikant. Die statistische Prüfung ergab, dass es keine Wechselwirkungen
zwischen Futterstrategie und Schnabelbehandlung gab, sondern dass die Unterschiede
bezüglich der Verlustraten ausschließlich auf die Schnabelbehandlung zurückzuführen sind.
Variante
V1
Kontrolle
pflanzlich
V2
100 % RP
+ HBP
V3
85 % RP
+ HBP
ohne Schnabelbehandlung
V4
Kontrolle
pflanzlich
V5
100 % RP
+ HBP
V6
85 % RP
+ HBP
mit Schnabelbehandlung
Futtermenge, kg
59,22
57,98
Endgewicht, kg
22,32
a
21,83
21,42
2,660a
2,664a
2,688 a
2,642 a
2,651a
2,747
10,15ab
14,47b
16,21b
7,05a
6,96a
5,36a
Futterverbrauch in
a
57,38
ab
58,49
22,19
a
56,71
21,46
ab
56,55
20,65
b
b
kg je kg Zuwachs
Tierverluste, %
(HBP = Hämoglobinpulver)
a,b: Verschiedene Hochbuchstaben kennzeichnen signifikante Differenzen (p<0,05).
In den Gruppen mit unbehandeltem Oberschnabel konnten frühzeitige und beharrliche
Pickaktivitäten ab dem 4. Lebenstag und in einem zweiten Peak ab der 9. Lebenswoche
beobachtet werden. Während im Stall der unbehandelten Putenhähne 153 angepickte und
wundbehandelte Tiere (darunter 76 tote Hähne, fast nur Kannibalismusopfer) festgestellt
wurden, waren in dem Stall mit behandeltem Oberschnabel nur 39 Hähne betroffen, davon
37 Hähne verendet. Alle stark verletzten Tiere wurden aus der Gruppe entnommen und
gemäß der Versuchsanstellung als Totalverluste zugeordnet. In einem gesonderten
Krankenabteil wurden diese Tiere behandelt.
Aufgrund des ungewöhnlich frühen Auftretens des Pickgeschehens wurden allen Hähnen in
allen Boxen ab dem 4. Lebenstag als Beschäftigungsmaterial CDs und ab dem 63.
Lebenstag auch Futterpickblöcke in Plastikeimern angeboten. Des Weiteren wurde die
Lichtintensität bis auf 3 Lux stark reduziert. Die Anhebung der Lichtintensität erfolgte nur
sehr zögerlich und erreichte bis zum 39. Lebenstag 18 Lux. Ohne die Fürsorge des
Fachpersonals wären die entstandenen Verletzungen und Kannibalismusschäden
dramatisch höher ausgefallen.
Im vorliegenden Versuch war die Verlustrate durch Pickverletzungen bei den Hähnen mit
unbehandeltem Schnabel doppelt so hoch wie bei den Tieren mit Schnabelbehandlung. Es
konnte bei den unbehandelten Putenhähnen eine 4-fach höhere Verletzungsrate durch
Pickschäden festgestellt werden. Der Einsatz des tierischen Eiweißes in Form von
Hämoglobinpulver brachte nicht die erhoffte Eindämmung der Pick- und
Kannibalismusaktivitäten.
Übersicht 3: Ergebnisse der Schlachtkörperzerlegung
Variante
V1
Kontrolle
pflanzlich
V2
100 % RP
+ HBP
V3
85 % RP
+ HBP
V4
Kontrolle
pflanzlich
ohne Schnabelbehandlung
Schlachtgewicht
kg
Standardabw.
Min. – Max.
V6
85 % RP
+ HBP
mit Schnabelbehandlung
b
15,72
c
17,29
a
16,64
b
15,65
0,758
0,511
0,652
0,742
0,410
0,626
16,77 – 17,37
16,41 – 16,87
15,45 – 15,98
16,99 – 17,59
16,49 – 16,82
15,41 – 15,89
17,07
ab
V5
100 % RP
+ HBP
16,62
c
Brustgewicht kg
(ohne Haut und
Knochen)
5,056
a
4,617
b
4,220
c
5,022
a
4,674
b
4,240
Standardabw.
0,604
0,347
0,336
0,392
0,276
0,323
3,745 – 6,160
4,085 – 5,275
3,675 – 4,945
3,965 – 5,610
4,205 – 5,505
3,715 – 4,810
Min. – Max.
Eine repräsentative Stichprobe von 27 Putenhähnen je Variante wurde am Schlachttag
zusammengestellt. Von insgesamt 160 Hähnen wurde das Lebendgewicht bestimmt und bei
159 Tieren fand in einem kleineren Zerlegebetrieb eine Totalzerlegung durch erfahrenes
Fachpersonal statt. Die gemittelten Werte der Ergebnisse der repräsentativen Stichprobe
sind in der untenstehenden Übersicht 3 dargestellt. Während die Unterschiede in den
Gruppen mit und ohne Schnabelbehandlung annähernd gleich waren, traten deutliche
Differenzen zwischen den Futtervarianten in allen Schlachtkörperparametern auf.
Putenhähne der rein pflanzlich gefütterten Variante wiesen die absolut besten Schlachtkörpermerkmale auf. Die Futtervariante (V3 und V6) mit der Proteinabsenkung (85%
RP+HBP) in Futterphasen P1 bis P4 erzielte die schlechtesten Schlacht- und Brustgewichte.
c
Schlachtkörperzerlegung. Die Futtervariante V2/V5 (Zusatz von Hämoglobinpulver, nicht
proteinreduziert (100% RP+HBP) war in der Schlachtkörperzerlegung zwar deutlich besser
als die proteinreduzierte Futtervariante, erreichte jedoch in keinem Schlachtkörpermerkmal
die Ergebnisse der Kontrollvariante.
Werden die LSQ-Mittelwerte zwischen den drei Fütterungsvarianten und der
Schnabelbehandlung des Oberschnabels (mit/ohne Schnabelbehandlung) miteinander
verglichen, so hat die Fütterungsvariante einen signifikanten Einfluss auf das Schlacht- und
Brustgewicht (ohne Haut und Knochen), demgegenüber hat die Schnabelbehandlung keinen
Einfluss auf die Schlachtkörpermerkmale.
Fußballenveränderungen
Die klinische Beurteilung der Fußballen erfolgte in Anlehnung an das von Mayne (2005) und
Hocking et al. (2008) vorgeschlagene System. Es wurden insgesamt fünf Scores (von 0 =
klinisch unauffällig bis 4 = Nekrosen auf > 50 % der Sohlenoberfläche), anhand derer der
Zustand der Fußballenveränderungen beurteilt wurde, verwendet.
Die Fußballen der Putenhähne wurden an drei Terminen untersucht, in der 6., 16. und in der
21. Lebenswoche. Dabei wurden alle Tiere von jeweils denselben sechs Abteilen
ausgewählt, in denen alle Fütterungsvarianten (V1-V3) mit und ohne Schnabelbehandlung
vertreten waren, 46 Tiere je Abteil, jeweils drei Abteile aus beiden Ställen. Zur genauen
Feststellung der Fußballengesundheit wurden die Füße mit warmem Seifenwasser
gewaschen und anschließend fotografiert.
Die Schnabelbehandlung hatte keinen Einfluss auf den Zustand der Fußballen. Die Tiere der
Versuchsgruppe, die mit Hämoglobinpulver gefüttert und bei der der Proteingehalt im Futter
nicht abgesenkt wurde, hatten tendenziell die besseren Füße.
Fußballenveränderungen wurden bereits in der 6. Lebenswoche festgestellt, teilweise sind
die Fußsohlen bis zur Schlachtreife wieder abgeheilt, d. h. der Zustand der Füße hat sich
zum Mastende verbessert. Die untenstehende Abbildung gibt exemplarisch einen Überblick
über die Fußballenbonitierung und deren Abheilungsprozess von der 6. Lebenswoche bis zur
Schlachtung und in Abhängigkeit der Schnabelbehandlung wieder.
Abbildung 1: Fußballenbonitierungen (Stufe 0-4) der Kontrollgruppen (V1, Schnabel
unbehandelt, und V4, Schnabel behandelt) in der 6., 16. und 21.
Lebenswoche, Angaben der Auszählungen in %
Stall 1
Kontrollgruppe
Schnabel unbehandelt
Stall 2
Kontrollgruppe
Schnabel behandelt
Auffallend war bereits die schlechte Bewertung der Fußballenbeschaffenheit in den ersten
Lebenswochen. Obwohl die Einstreu, bestehend aus Hobelspänen, regelmäßig und nach
Bedarf laufend nachgestreut wurde, waren die Fußballen bereits bei
der ersten
Untersuchung in der 6. Lebenswoche verändert. Deutlich zu erkennen ist die Verbesserung
der Fußballen im Laufe der Zeit. Leichte und mittlere Verletzungen heilten mit zunehmendem
Alter wieder ab. Eine Reinigung der Fußballen mit einer warmen Lösung aus Seifenwasser in
jedem Beobachtungsabschnitt sollte nicht unerwähnt bleiben.
Es bleibt festzuhalten, dass die Fütterungsvarianten mit dem Hämoglobinpulver am
Schlachttag
weniger veränderte Fußballen hatten als die rein pflanzlich gefütterte
Kontrollgruppe. Im Vergleich zur Kontrollgruppe war die Fußballengesundheit der
proteinreduziert gefütterten Tiere nicht stärker verändert, obwohl die Einstreu dieser
Fütterungsgruppe feuchter war. (38,5 % TS).
Ergebnisse der Mistuntersuchung
Je Gruppenbox wurde eine Mistprobe von der LUFA Nord-West untersucht. Die
Analysenergebnisse der beiden Ställe (mit und ohne Schnabelbehandlung) zeigt Übersicht 4.
Übersicht 4: Vergleich der Mistanalysen der beiden Ställe (unbehandelte und behandelte
Tiere), Mittelwerte und Streubreiten, Angaben in 100 % TS
Trockensubstanz %
Stickstoff
PO
2
KO
2
5
%
%
%
Ohne Schnabelbehandlung
12 Proben
Mit Schnabelbehandlung
12 Proben
41,2
44,5
35,5 - 52,5
35,5 - 57,3
3,4
3,5
2,8 - 3,8
3,0 - 4,2
2,3
2,6
1,6 - 2,7
2,4 - 2,9
2,2
2,3
1,6 - 2,7
1,9 - 2,7
Der Trockensubstanzgehalt variierte von 35,5 bis 57,3 %. Der Mist im Stall der
unbehandelten Tiere war feuchter als der aus dem Stall der behandelten Puten. Insgesamt
betrug der Unterschied im Wassergehalt mehr als 3 %. Im Stall ohne Schnabelbehandlung
war ein höherer Wasserverbrauch festzustellen. Es konnte festgestellt werden, dass Infolge
höherer Pickaktivitäten die Tiere unruhiger waren und gegen die Tränken stießen, worauf
diese überliefen.
Zusammenfassung:
In Zusammenarbeit der beiden Landwirtschaftskammern Niedersachsen und NordrheinWestfalen wurde im Landwirtschaftszentrum Haus Düsse ein Mastversuch mit Putenhähnen
durchgeführt. Dabei sollte untersucht werden, welche Auswirkungen ein Verzicht auf
Schnabelkürzen bei Putenhähnen im Vergleich zu behandelten Schnäbeln im Hinblick auf
Federpicken und Kannibalismus mit sich bringt. Darüber hinaus sollte geprüft werden, ob
eine Versorgung mit tierischem Eiweiß, in diesem Versuch mit max. 3 % Hämoglobinpulver,
im Austausch von Sojaextraktionsschrot Federpicken und Kannisbalismus mildern könnte.
Unter den Rahmenbedingungen von Haus Düsse (Dunkelstall und Beleuchtung mittels
dimmbarer Glühbirnen, kleine Gruppenboxen zu je 46 Hähnen, Besatzdichte mit 2,7 Hähnen
je m²) kommen die beteiligten Institutionen zu dem Schluss, dass aufgrund der hohen
Verlustraten von Putenhähnen mit unbehandelten Schnäbeln auf ein Kürzen des
Oberschnabels durch die Infrarot-Methode derzeit nicht verzichtet werden kann. Darüber
hinaus konnte gezeigt werden, dass ein Austausch von Sojaextraktionsschrot durch
Hämoglobinpulver keinen Effekt auf Federpicken und letztlich auf Mortalität zeigt. Ferner
konnte diesbezüglich kein positiver Einfluss auf biologische Leistungen festgestellt werden.
Auch bei der Totalzerlegung und der Untersuchung der Schlachtparameter war die
Kontrollgruppe mit der pflanzlichen Standardfütterung allen anderen Gruppen überlegen.
Unter dem Aspekt der Fußballenveränderungen zeigte die mit Hämoglobinpulver gefütterte
Gruppe (100% RP+HBP) weniger Fußballenveränderungen als die Kontrollvariante und die
proteinreduziert gefütterte Gruppe (85% RP+ HBP). Die Kontrollgruppe wies die
schlechtesten Fußballen auf.
Weitere Versuche müssen folgen, um im Hinblick auf Schnabelkürzen bei Putenhähnen
konkrete und allgemein gültige Aussagen treffen zu können.
Autoren:
Landwirtschaftskammer Niedersachsen: Dr. Peter Hiller, Silke Schierhold, Andrea Meyer,
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Landwirtschaftszentrum Haus Düsse:
Ingrid Simon, Josef Stegemann
Statistische Auswertung: Ingrid Simon, Dieter Gehrmeyer (Hochschule Osnabrück).
Dr. Hartmut Meyer, Moorgut Kartzfehn
Abb 1: erster Kannibalismuspeak in der ersten Lebenswoche
Abb. 2: zweiter Kannibalismuspeak zwischen der 9. und 11. Lebenswoche
Fotos: Ingrid Simon, Haus Düsse
Abbildung 3: Stufe 2
Abbildung 4: Stufe 3
Abbildung 5: Stufe 4
Fotos: Silke Schierhold, LWK Niedersachsen
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