Y - Universität Passau

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Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2009/10
y,
s .y
y*
Makroökonomik
c*
f(k)
(n+δ)k
s.f(k)
Hinweis:
Maßgeblich für die Klausur sind die in der
Vorlesung vermittelten Inhalte. Die Folien
erheben nicht den Anspruch auf
Vollständigkeit. Zum Verständnis der
Folien ist ein Besuch der Vorlesung
erforderlich.
s.y*
k*
k
1
2
Verzeichnis der wichtigsten Symbole
Literatur
• Blanchard, O. (2006) Macroeconomics, 4. Aufl.
• Burda, M. und C. Wyplosz (2005), Macroeconomics – A
European Text. 4. Aufl.
• Gärtner, M. (2003), Macroeconomics.
• Lambsdorff, J. Graf und C. Engelen (2007), Das
Keynesianische Konsensmodell, WiST,
Wirtschaftswissenschaftliches Studium, August, S. 387-394.
a autonomer Konsum
G Staatskonsum
A Prod.technologie
BD Budgetdefizit
C Konsum d. Haushalte
c marg. Konsumquote
i nom. Zinssatz
H Humankapital
I Nettoinvestitionen
J‘ Importe von Gütern
und Dienstleistungen
J = J‘ zzgl. Faktorl.
K Kapitaleinsatz
Lr reale Geldnachfrage
N Arbeitseinsatz
n Bev.wachstumsrate
δ Abschreibungsrate
• Mankiw, N. G. (2003), Macroeconomics. 5. Aufl.
• Romer, David, (2006), Short-Run Fluctuations. Manuskript,
University of California, Berkeley, S. 1-19; 44-70:
http://elsa.berkeley.edu/~dromer/
• Taylor, J.B. und A. Weerapana (2009), Economics, 6. Aufl.
3
D Abschreibungen
E Ertragserwartungen
e Wechselkurs ($/€)
F Faktoreinkommen/
Wertschöpfung
4
NKE Nettokapitalexp.
T0 Pauschalsteuern
NNE Nettonationaleink.
Tr Transfers an Ausland
P Verbraucherpreisindex
V Vorleistungen
π Inflationsrate
πe erw. Inflation
Y Nettoinlandsprodukt
r realer Zinssatz
R staatl. Transfers
S Ersparnis
s marg. Sparquote
(= Investitionsquote)
t Steuersatz
T Steuern
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2009/10
y,
s.y
Yb Bruttoinlandsprodukt
Y pot. Inlandsprodukt
Yv verf. Einkommen
y*
I. Das Bruttoinlandsproduktf(k)
c*
X‘ Exporte von Gütern
und Dienstleistungen
(n+δ)k
s.f(k)
s.y*
X = X‘ zzgl. Faktorl.
Z Subventionen
5
Pflichtlektüre:
Frenkel, M. und K.D. John (2006), Volkswirtschaftliche
Gesamtrechnung, 6. Aufl. S. 21-25, 37-39, 50-52, 54-55,
56.
k*
k
• Das Bruttoinlandsprodukt ist ein Maß für die
gesamtwirtschaftliche Produktion. Diese entspricht in
einer (geschlossenen) Volkswirtschaft den gesamten
Einnahmen der Firmen (aus dem Verkauf von
Endprodukten) und den Ausgaben der Haushalte.
• Das Bruttoinlandsprodukt wird bestimmt durch den
gesamten Marktwert aller Endprodukte an Gütern und
Dienstleistungen, welche in einer bestimmten Periode in
einem Land produziert werden.
• Die Produktion wird also nach Marktpreisen bewertet.
7
• Es beinhaltet sowohl „fassbare“ Güter (Nahrung,
Kleidung, Autos) als auch „nicht-fassbare“
Dienstleistungen (Haarschnitt, Reinigungsservice,
ärztliche Beratung).
8
• Das Bruttoinlandsprodukt umfasst nur Güter und
Dienste, welche gegenwärtig produziert werden, nicht
solche der Vergangenheit oder Zukunft. Es bezieht sich
dabei auf ein bestimmtes Zeitintervall (Jahr oder
Quartal).
• Es bezieht sich auf die Produktion innerhalb der
geographischen Abgrenzung eines Landes.
• Gezählt werden alle produzierten und legal auf Märkten
gehandelten Güter. Vernachlässigt werden Güter, welche
zu Hause produziert und konsumiert werden, ohne dabei
über einen Markt ausgetauscht zu werden.
• Illegal gehandelte Güter (z.B. Drogen) werden
vernachlässigt.
L 200
Getreide
300
Müller
L 100
Vorleist.
500
G 100
Brot
700
G 80
Vorleistungen: 800
Wertschöpfung: 700
10
• Das reale Bruttoinlandsprodukt misst die Produktion
von Gütern und Diensten zu konstanten Preisen.
L 120
Produktionswert: 1500
• Das Bruttoinlandsprodukt entspricht damit der
Wertschöpfung. Von der Summe aller
Produktionswerte (einschl. Vorleistungen) müssen
sämtliche Vorleistungen abgezogen werden.
• Das nominale Bruttoinlandsprodukt misst die
Produktion von Gütern und Diensten zu aktuellen
Preisen.
Vorleist.
300
G 100
• Die produzierten Vorleistungen gehören nicht zum
Inlandsprodukt, da sie im gleichen Zeitraum wieder im
heimischen Produktionsprozess verbraucht werden.
Reales und Nominales Bruttoinlandsprodukt
Bäcker
Mehl
500
• Vorleistungen sind solche Güter und Dienste, welche
in der gleichen Periode im Produktionsprozess wieder
verwendet werden.
9
Produktionswert und Wertschöpfung am Beispiel
der Brotproduktion (L steht für Lohn, G für
Gewinn):
Landwirte
• Es werden nur Endprodukte und nicht Vorleistungen
einbezogen (so dass Doppelzählungen vermieden
werden).
11
• Ein zutreffendes Bild der Produktion als Maßstab des
Wohlstands eines Landes erfordert, dass das nominale
BIP mit Hilfe des BIP-Deflators in das reale BIP
umgerechnet wird.
12
Der BIP-Deflator misst das gegenwärtige Preisniveau
relativ zum Preisniveau eines Basisjahres.
Bruttoinlandsprodukt, Deutschland,
real in Preisen von 1995 und nominal
Bill. €
2.2
2
Ein Anstieg des BIP-Deflators bedeutet, dass ein
Anstieg des nominalen BIP auf Preiserhöhungen und
nicht auf eine gestiegene mengenmäßige Produktion
zurück zu führen ist.
1.8
1.6
1.4
BIP, real
1.2
Ein Sinken des BIP-Deflators bedeutet, dass ein
sinkendes nominales BIP aus Preissenkungen resultiert
und nicht durch eine schrumpfende mengenmäßige
Produktion bedingt ist.
BIP, nominal
1
0.8
0.6
13
Das Bruttoinlandsprodukt als Wohlfahrtsindikator
• Das reale Bruttoinlandsprodukt ist das beste
eindimensionale Maß für das Wohlergehen einer
Gesellschaft.
• Als Pro-Kopf-Größe misst es das durchschnittliche
Einkommen und die durchschnittlichen Ausgaben einer
Person.
• Ein höheres Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt indiziert
einen höheren Lebensstandard.
15
Quelle: World Development Indicators, eigene Darstellung
2003
2001
1999
1997
1995
1993
1991
1989
1987
1985
1983
1981
1979
1977
1975
1973
1971
0.4
14
Glaubst du denn, du wärst
klüger als alle unsere
Ökonomen, Statistiker und
Minister? Unser
Lebensstandard hat sich
deutlich erhöht! Du merkst
es bloß nicht, weil dies
durch die erhöhten Kosten
neutralisiert wurde.
Laxman,
Times of India,
16
Aber: Das Bruttoinlandsprodukt ist nicht ein perfektes
Maß des Glücksempfindens oder der Lebensqualität.
Insbesondere fehlen Wertansätze für die folgenden
„Güter“:
Das Bruttoinlandsprodukt weist aber eine hohe
Korrelation mit anderen Messgrößen auf.
• Der Wert der Freizeit.
• Der Wert einer sauberen Umwelt.
• Der Wert von Gütern und Diensten, welche nicht über
den Markt ausgetauscht werden, z.B. freiwillige,
unentgeltliche Arbeiten, gegenseitige Hilfestellungen in
der Familie.
• Der Wert einer gerechteren Verteilung der Einkommen.
17
Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
• Wir unterstellen eine geschlossene Volkswirtschaft, d.h.
wir vernachlässigen das Ausland.
• Wir vernachlässigen die ökonomische Aktivität des
Staates.
• Es existieren daher nur private Haushalte und
Unternehmen.
Arbeitskraft
Lohn (700)
Private
Haushalte
Vorleistungen
(300)
Unternehmen
Zahlung (700)
Konsumgüter
19
18
• Folgende vereinfachende Annahmen gelten:
• Private Haushalte produzieren nicht. Sie
verausgaben ihre gesamten Einkommen vollständig.
• Unternehmen bilden keine Ersparnisse.
• Es entstehen im Produktionsprozess keine Gewinne.
• Aufgrund der fehlenden Ersparnisbildung gibt es
kein Vermögen.
• Unternehmen produzieren nur Konsumgüter und
Dienstleistungen, welche in der gleichen Periode
abgesetzt werden.
• Die Güter werden mit Hilfe menschlicher
Arbeitskraft und Vorleistungen (Rohstoffe,
20
Transportkosten, usw.) produziert.
F steht hierbei für das
Faktoreinkommen
Inlandsprodukt =
Wertschöpfung: 700
Einkommenskonto
F
700
C
700
Produktionswert: 1000
Produktionskonto
V 300
21
• Die eingezeichneten Ströme sind Zahlungsströme (im
Falle einer Kreditgewährung könnten wir auch von
Forderungsströmen sprechen).
• Der mit dem Symbol C versehene Strom bedeutet, dass
den Produzenten aus dem Verkauf von Konsumgütern
an die Einkommensbezieher von diesen Zahlungsmittel
in Höhe von 700 zufließen.
• Dem aus Konsumgüterverkäufen der Produzenten
resultierenden Strom fließt ein gleich starker, aber
entgegen gerichteter Strom von den Produzenten zu den
Einkommensbeziehern entgegen.
• Dieser bringt zum Ausdruck, dass die Produzenten an
die Einkommensbezieher Löhne und Gehälter, so
genannte Faktoreinkommen, zahlen. Mit dem zweiten
Strom entsteht ein Kreislauf.
23
• Entsprechend den wirtschaftlichen Funktionen in
der betrachteten Volkswirtschaft existiert ein
Einkommenskonto und ein Produktionskonto.
• Das Produktionskonto soll hierbei die Produktion,
Einkommensentstehung und Einkommensverteilung
beinhalten.
• Das Einkommenskonto erfasst die
Einkommenserzielung, Einkommensumverteilung
und Einkommensverwendung.
• Anschaulich kann das Einkommenskonto als Konto
der Einkommensbezieher (hier der privaten
Haushalte) und das Produktionskonto als Konto der
Produzenten (hier der Unternehmen) betrachtet
22
werden.
• Die Faktoreinkommen beinhalten die so genannten
Erwerbs- und Vermögenseinkommen.
• Die Erwerbseinkommen sind die Arbeitnehmerentgelte
und die Selbständigeneinkommen.
• Zu den Vermögenseinkommen gehören Zinsen und
Mietzahlungen sowie die verteilten Gewinne in Form von
Dividendenausschüttungen oder Gewinnentnahmen.
• Wir hatten jedoch unterstellt, dass kein Vermögen
angesammelt wurde. Daher besteht das Einkommen
zunächst nur aus Erwerbseinkommen und wird hier als
„Lohn“ bezeichnet.
24
• Unsere vereinfachende Annahme, private Haushalte
würden nicht produzieren, soll nun aufgegeben werden.
Darstellung in Kontenform
Einkommenskonto
Konsumausgaben
700
700
Produktionskonto
Vorleist.
Faktoreinkommen
300
Wertschöpfung
– Löhne
700
300
Vorleist.
700
Konsumgüter
25
• Alle Unternehmungen gehören zum Sektor „private
Haushalte“, sofern sie keine (quasi-)
Kapitalgesellschaften sind (Aktiengesellschaften,
Gesellschaften mit beschränkter Haftung,
Genossenschaften, offene Handelsgesellschaften,
Kommanditgesellschaften).
• Der Begriff „privater Haushalt“ wird gemäß einer
Abgrenzung für die Mitgliedsstaaten der Europäischen
Union durch das europäische System
volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (abgekürzt:
ESVG; verbindlich für alle Mitgliedsstaaten der
Europäischen Union ab April 1999 verbindlich)
vorgenommen.
• Zum Produktionswert der von privaten Haushalten
erzeugten Güter gehören einerseits Dienstleistungen, die
Hausangestellte, Reinigungspersonal, butler u. ä.
Erwerbstätige gegen Entgelt produzieren und an andere
private Haushalte verkaufen.
26
Darstellung in Kontenform
Private Haushalte
• Die Produktion dieser Personengesellschaften o.e.R. wird
auf einem Produktionskonto der privaten Haushalte
verbucht.
27
Produktionskonto
Produktionskonto
Wertschöpfung
-Löhne
• D.h. alle Personengesellschaften ohne eigene
Rechtspersönlichkeit zählen zu den privaten Haushalten
(z.B. selbständige Landwirte, Einzelunternehmer im
produzierenden Gewerbe, Handwerker, Händler,
Gastwirte).
Unternehmen
270
100
Dienstlst.an
Haushalte
170
Konsumgüter
Einkommenskonto
Vorleist.
300
300 Vorleist.
Wertschöpfung
550
-Löhne
550
Konsumgüter
Einkommenskonto
Konsumausgaben 820
720
Faktoreinkommen
Ausgaben für
Dienstlst.
100
28
• Nun soll die Annahme aufgegeben werden, dass private
Haushalte und Unternehmen nicht sparen und nicht
investieren.
• Die Unternehmen erzielen Gewinne.
• Private Haushalte sparen dadurch, dass sie nur einen Teil
ihres Faktoreinkommens für Konsum ausgeben.
• Das hiermit angesammelte Vermögen stellen sie für die
Produktion den Unternehmen (oder den zu den
Haushalten zählenden Personengesellschaften) zur
Verfügung.
• Unternehmen sparen dadurch, dass sie diese Gewinne
nicht vollständig als Dividenden an die private Haushalte
abführen.
• Die Ersparnis der Unternehmen entspricht somit den
einbehaltenen Gewinnen.
• Diese werden verbucht als ein Einkommen, welches sich
die Unternehmen auf ihr Einkommenskonto zuweisen.
• Aufgrund der durch Nutzung eingetretenen
Wertminderung des Anlagevermögens müssen
Unternehmen ferner Abschreibungen verbuchen.
• Hierfür erhalten sie dann Vermögenseinkommen, wie
z.B. Zinsen oder Dividenden.
29
• Auf der Seite der Produzenten wird unterstellt, dass diese
nicht nur Konsumgüter, sondern auch Investitionsgüter, d.h.
dauerhafte Produktionsmittel wie maschinelle Anlagen,
produzieren.
• Unter Konsum (C) verstehen wir nun sämtliche Ausgaben
der Haushalte für (Verbrauchs-) Güter und Dienste mit
Ausnahme von Häusern, welche als Investition gezählt
werden.
• Demgegenüber zählen Ausgaben der Haushalte für
langlebige Konsumgüter (Auto, Fernseher, Waschmaschine
…) zum Konsum.
• Investitionen (I) sind Ausgaben für Kapitalausstattung,
Vorräte und Bauten (Häuser), also für Güter, welche nicht
unmittelbar verbraucht werden.
31
30
Bezüglich der Investitionen sind folgende Begriffe zu
unterscheiden:
Bruttoinvestition: Ib
Nettoinvestition: I
Lagerinvestition: IL
Reinvestition ~ D
(Brutto-) Anlageinvestitition: IbA
Ib 250
Reinvest.
150
D 150
IbA 210
I 100
IL 40
32
Darstellung in Kontenform
Private Haushalte
• Aus der Darstellung ist ersichtlich, dass zu manchen
Posten eine Gegenposition fehlt. Hierfür ist ein
Vermögensänderungskonto zu berücksichtigen.
Unternehmen
Produktionskonto
Produktionskonto
Wertschöpfung
– Löhne
– Zinsen
– einbeh.
Gewinne
Investitionsgüter
Abschreibungen
Einkommenskonto
Konsumausgaben
Einkommenskonto
• Wir betrachten nun zur Vereinfachung nur
gesamtwirtschaftliche Konten, vernachlässigen also die
Unterscheidung in private Haushalte und Unternehmen.
• Eine Darstellung kann entweder in Form eines
Flussdiagramms oder in Kontenform erfolgen.
Faktoreinkommen
Ersparnis
– Löhne
– Zinsen
einbeh.
Gewinne
Ersparnis
33
Flussdiagramm einer einfachen Volkswirtschaft
Einkommenskonto
F
820
S 100
C
720
• Die den Haushalten und Unternehmen zufließenden
Einkommen in Höhe von 820 werden in Höhe von 720
für Konsumzwecke ausgegeben und der Rest in Höhe von
100 wird gespart.
• Die Ersparnis fließt dem Vermögensänderungskonto zu.
Damit wird ein Teil der Bruttoinvestition in Höhe von
250 finanziert.
Vermögensänderungskonto
• Als Gedankenstütze kann man sich vorstellen, dass das
Vermögensänderungskonto beim Produktionskonto
Investitionsgüter in Höhe von 250 kauft und bezahlt.
Ib 250
Produktionskonto
34
D 150
V 300
35
• Der nicht durch Ersparnisse finanzierte Teil der
Bruttoinvestition in Höhe von 150 Einheiten wird durch
Abschreibungen finanziert, genauer aus
Abschreibungsgegenwerten.
36
Gesamtwirtschaftliche Konten einer einfachen
Volkswirtschaft
Produktionskonto
Einkommenskonto
Konsumausgaben
720
Brutto- und Nettoinlandsprodukt
820
Faktoreinkommen
Vorleist.
300
Abschr.
150
Wertschöpfung
– Löhne 680
– Zinsen 140
Ersparnis 100
300
Vorleist.
Y=C+I=820
720
250
Das Nettoinlandsprodukt lässt sich aus dem
Produktionskonto ermitteln:
Konsumgüter
Inv.güter
Es gilt ferner für das Bruttoinlandsprodukt
Yb=Y+D=970
Vermögensänderungskonto
Inv.güter
250
150
Abschr.
100
Ersparnis
37
38
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2009/10
Zur Übung: VWL-Quiz
y,
s.y
y*
http://www.wiwi.uni-passau.de/994.html
f(k)
II. Produktion und Wachstum
c*
Aufgaben 1 und 2
(n+δ)k
s.f(k)
s.y*
39
k*
k
40
Pflichtlektüre:
Gärtner, M. (2003), Macroeconomics, S. 221-250; 267271.
Mankiw, N. G. (2003), Macroeconomics. 5. Aufl. S. 180204; 208-222.
• Der Lebensstandard, gemessen durch das reale
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, variiert stark zwischen
Ländern.
• Der Lebensstandard in den reichsten und in den ärmsten
Ländern, gemessen durch das reale Bruttoinlandsprodukt
pro Kopf, unterscheidet sich ca. um den Faktor 100.
41
42
• Unter Produktivität versteht man die Menge an Gütern
und Diensten, welche in einer Arbeitsstunde produziert
werden.
• Der Lebensstandard wird maßgeblich von der
Produktivität der Arbeitskräfte bestimmt.
• Die Produktivität wird maßgeblich durch die
verschiedenen Produktionsfaktoren bestimmt.
Quelle:
43
44
Unter Produktionsfaktoren versteht man
insbesondere:
• Kapital ist ein aus der vergangenen Produktion
stammender Faktor, welcher in die gegenwärtige
Produktion eingeht.
• Physisches Kapital
• Humankapital
• Physisches Kapital ist der Bestand an Maschinen
und Bauten, welcher in die Produktion von Gütern
und Diensten eingeht.
• Natürliche Ressourcen
• Technischer Fortschritt
• (neuere Forschungen betonen auch „Sozialkapital“.
Hiermit kann z.B. das gegenseitig entgegengebrachte
Vertrauen gemeint sein. Solche Faktoren werden
stärker in den Kulturwissenschaften betont und hier
vernachlässigt.)
45
46
• Natürliche Ressourcen sind Produktionsfaktoren,
welche von der Natur bereit gestellt werden. Beispiele
hierfür sind Boden, Metalle oder Öl. Sie werden
eingeteilt in
• Humankapital ist der ökonomische Begriff für das
Wissen und die Fertigkeiten, welche Arbeiter durch
Erziehung, Training und Erfahrung akquirieren und
zur Produktionssteigerung einsetzen können.
• erneuerbare Ressourcen, wie z.B. Wälder oder
Fischbestände, und
• Die Messung des Humankapitals ist schwierig.
Näherungsweise werden hierfür die Ausgaben
verwendet, welche getätigt werden, um den
Arbeitskräften das Verständnis neuer Prozesse und
Produkte zu vermitteln.
• nicht erneuerbare Ressourcen, wie z.B. Kohle
oder Mineralwasser.
47
• Natürliche Ressourcen sind wichtig. Aber viele
Länder mit wenig Ressourcen (Deutschland, Japan)
können trotzdem einen hohen Lebensstandard erzielen.
Rohstoffbesitzer wie Gabun, Nigeria oder Venezuela
48
sind hingegen teilweise ärmer.
• Technischer Fortschritt ist das Verständnis innovativer
Produktionstechnologien und Organisationsmethoden
(Prozessinnovationen) sowie verbesserter oder
neuartiger Produkte (Produktinnovationen).
• Humankapital ist im Gegensatz zu technischem
Fortschritt fest mit einer Arbeitskraft verbunden. Es
kann nicht käuflich erworben und transferiert werden.
Die Produktionsfunktion
• Ökonomen verwenden oft eine Produktionsfunktion,
um das Verhältnis zwischen der Menge an
Einsatzfaktoren und der erzielten (Brutto-)
Produktionshöhe auszudrücken.
Yb=AF(N, K, H)
• Während die Erfindung der Schreibmaschine
technischer Fortschritt ist, ist das Erlernen der ZehnFinger-Technik eine Form von Humankapital.
• Für Humankapital müssen Ausgaben getätigt werden,
um den Arbeitskräften das Verständnis neuer Prozesse
49
und Produkte zu vermitteln.
• Hierbei indiziert Yb das Bruttoinlandsprodukt (die
Produktion), A die Produktionstechnologie, N die Anzahl
an Arbeitskräften, K die Menge an physischem Kapital,
H die Menge an Humankapital und F() eine Funktion,
welche diese Faktoren kombiniert. Auf die
Berücksichtigung von Rohstoffen wird hier verzichtet.50
• Eine Produktionsfunktion hat „konstante Skalenerträge“,
wenn für jede positive Zahl x gilt:
• Produktionsfunktionen mit konstanten Skalenerträgen
haben eine interessante Implikation. Ersetzen wir x durch
1/N, dann folgt:
xYb=AF(xN, xK, xH)
Yb/N=AF(1, K/N, H/N)= Af(K/N, H/N).
• Dies bedeutet, dass z.B. eine Verdoppelung aller
Einsatzfaktoren zu einer Verdoppelung der Produktion
führt.
• Die Term 1 in der Funktion ist überflüssig. Wir können
ihn auch weglassen und zur Unterscheidung der Funktion
den Kleinbuchstaben, f(), verwenden.
• Konstante Skalenerträge erscheinen plausibel: Wenn zu
einer existierenden Betriebsstätte eine zweite, identische
an einem anderen Ort und unter sonst gleichen
Bedingungen erstellt wird, sollte diese die gleiche
Produktion hervorbringen können.
• Hierbei ist nun Yb/N die Produktion pro Arbeitskraft,
K/N der Kapitaleinsatz je Arbeitskraft und H/N das
Humankapital je Arbeitskraft.
51
• Die Produktivität, Yb/N, wird also von den diversen ProKopf-Einsatzfaktoren sowie dem Stand der Technologie,
52
A, bestimmt.
Die Frage der Konvergenz
• Sind Länder mit niedrigem Einkommen durch höhere
Wachstumsraten gekennzeichnet?
• Falls dies so wäre, würden Einkommensunterschiede im
Zeitverlauf abgebaut. Dies wird als catch-up-Effekt
bezeichnet.
• Ein solcher catch-up-Effekt würde sich einstellen, wenn
„sinkende Grenzerträge“ vorliegen.
• Werden alle Pro-Kopf Einsatzfaktoren der gegebenen
Produktionsfunktion verdoppelt, so ergibt sich nur ein
unterproportionaler Anstieg:
AF(1, 2.K/N, 2.H/N) < 2.Yb/N
• Dies ergibt sich, da die 1 sich nicht verdoppelt hat. Es
liegen also bei der gegebenen Funktion sinkende
Grenzerträge vor.
• Werden Einsatzfaktoren nämlich mit steigendem Einsatz
tendenziell unproduktiver, so hätten Länder mit geringer
Ausstattung eine höhere Grenzproduktivität und damit
einen Produktionsvorteil gegenüber reicheren Ländern.53
54
Wachstum und Pro-Kopf-Inlandsprodukt in US-Staaten
Quelle für Graphik:
55
Quelle: Barro und Sala-i-Martin (1995), Economic Growth, S. 28.
56
• Konvergenz scheint aufgrund empirischer Evidenz dort
vorzuliegen, wo Länder relativ ähnliche Ausgangsbedingungen haben.
• Für die Welt insgesamt liegt gemäß empirischer Evidenz
keine Konvergenz vor.
Für das Solow-Wachstumsmodell unterstellen wir eine
Cobb-Douglas-Produktionsfunktion, wobei wir
natürliche Ressourcen vernachlässigen:
• Die fehlende weltweite Evidenz ist evtl. auf die sehr
unterschiedlichen politischen Rahmenbedingungen dieser
Länder zurückzuführen.
• Eine mögliche Begründung hierfür könnte darin liegen,
dass das Wachstumsmodell nur dort gültig ist, wo
Eigentum geschützt ist. Investitionen lohnen sich dort
nicht, wo eine Enteignung durch Raub oder Staatszugriff
57
droht.
Yb=AF(N,K)=AKαN1-α , 0<α<1.
Hierbei indiziert Yb das Bruttoinlandsprodukt (die
Produktion), A die Produktionstechnologie, N die
Anzahl an Arbeitskräften und K die Menge an
physischem und Humankapital.
•
58
Yb b=F(K,N)
Es liegen positive und abnehmende Grenzerträge beider
Produktionsfaktoren vor. Es gilt z.B.:
•
dYb/dK=AαKα−1N1-α>0;
d2Yb/dK2= Aα(α−1) Kα−2N1-α <0.
N0
•
Es liegen konstante Skalenerträge vor:
A(xK)α(xN)1-α = AxαKαx1-αΝ1-α
=xAKαN1-α=xYb.
59
Quelle:
60
Schreiben wir diese Funktion in Pro-Kopf-Terme um, so
folgt mit k=K/N und y=Yb/N:
•
y=Yb/N=F(K,N)/N= f(k).
•
Im konkreten Fall gilt: y=AKαN1−α/Ν = Akα .
Wir unterstellen, dass die Wirtschaftseinheit eine feste
Relation wählt für die Aufteilung des Einkommens in
Konsum und Investition.
•
Bei einer festen Aufteilung beträgt somit die gesamte
Investition pro Kopf
sy=sAkα.
•
Das Pro-Kopf-Einkommen, y, ist somit eine positive, aber
abnehmende Funktion des Pro-Kopf-Kapitalstocks, k.
•
Mit der Funktion wird das Verhalten einer einzelnen
Wirtschaftseinheit, einem Kopf der Bevölkerung, dargestellt.
•
Diese Wirtschaftseinheit wird nicht nur produzieren und in
Höhe der Produktion ein Einkommen erzielen. Sie wird Teile
dieses Einkommens für Konsumzwecke verwenden und
andere Teile für Investitionszwecke.
•
Die Investitionsquote ist in dem Modell identisch zur
Sparquote der Wirtschaftseinheit. Daher bezeichnen wir
den Anteil als „s“ (savings).
•
61
•
Die zeitliche Veränderung des Kapitalstocks wird
durch die Bruttoinvestitionen (I) und die
Abschreibungen (δK) bestimmt:
•
•
Die Pro-Kopf-Kapitalausstattung variiert sowohl mit
Veränderungen der Kapitalausstattung als auch mit
Veränderungen der Bevölkerung (= des
Arbeitseinsatzes). Es gilt:
& & K& KN&
d ( K N ) NK-KN
k& ≡
=
= − 2.
dt
N2
N N
•
Einsetzen erbringt:
k& = K& N − nk .
&
& δ K =sF − δ K ⇔ K/N=s
⋅ f (k)-δ k
K=I•
62
Wir nehmen ferner an, dass ein konstantes
Bevölkerungswachstum exogen vorgegeben ist. Es
gilt somit N(t)=ent, bzw. n ≡ N& N.
63
Wird dies berücksichtigt, so folgt für die Dynamik des
Pro-Kopf-Kapitalstocks:
k& = s ⋅ f ( k ) - (δ + n ) k .
•
Ein Anstieg des Pro-Kopf-Kapitalstocks ergibt sich,
wenn von den aus der bestehenden Produktion
resultierenden Pro-Kopf-Investitionen die
Abschreibungen abgezogen werden. Ferner müssen
neue Arbeitskräfte mit demselben Kapitalstock
ausgestattet werden.
64
•
•
•
•
Der Pro-Kopf-Kapitalstock verringert sich durch
Abschreibungen, welche proportional zum
existierenden Kapitalstock sind.
Zusätzlich verringert sich der Pro-Kopf-Kapitalstock
durch einen Anstieg der Bevölkerung, da der
bestehende Kapitalstock dann auf mehr Arbeitskräfte zu
verteilen ist.
Diese beiden Effekte zusammen bewirken ein
Schrumpfen des Pro-Kopf-Kapitalstocks gemäß:
(δ+n)k .
Zum Erhalt des Pro-Kopf-Kapitalstocks müssen die
Investitionen gerade (δ+n)k betragen. Diese Größe wird
daher auch als „notwendige Investition“ bezeichnet.
•
Insgesamt folgt für die Dynamik des Pro-KopfKapitalstocks folgende Funktion:
k& = s ⋅ Ak α - (δ + n ) k .
•
•
•
Mit den aus der bestehenden Produktion
resultierenden Pro-Kopf-Investitionen müssen zuerst
die Abschreibungen beglichen werden.
Ferner müssen neue Arbeitskräfte mit demselben
Kapitalstock ausgestattet werden.
Ein Anstieg des Pro-Kopf-Kapitalstocks ergibt sich
nur, wenn die notwendigen Investitionen geringer sind
als die tatsächlichen Investitionen.
65
y,
s .y
y*
•
f(k)
steady state
c*
66
(n+δ)k
•
y0
s.f(k)
c0
•
s ⋅ Ak α =( δ + n)k
s.y*
s.y0
•
Notwendige
Investition
k0
k*
Ein steady-state ist definiert als eine Situation, in der
alle makroökonomischen Aggregate mit einer über die
Zeit konstanten Rate wachsen.
Hierfür ist ein konstanter Pro-Kopf-Kapitalstock (k*)
erforderlich.
Im steady-state gilt also:
Hieraus folgt für den Pro-Kopf-Kapitalstock im
steady-state:
1 (1−α )
k
67
⎛ sA ⎞
k* = ⎜
⎟
⎝δ +n⎠
68
Eine Verlagerung der Produktionsfunktion
•
•
•
Dies impliziert, dass das Niveau der Variablen K, Yb,
und C mit einer konstanten Wachstumsrate n wächst.
Die sonstigen Parameter des Modells haben auf diese
Wachstumsrate keinen Einfluss.
Eine Verlagerung der Produktionsfunktion aufgrund
einer Änderung der Technologie, A, einer
Veränderung der Sparquote, s, der Wachstumsrate der
Bevölkerung, n, und der Abschreibungsrate, δ, haben
Einfluss auf die diversen Pro-Kopf-Variablen.
Ein fortgesetztes Wachstum von Pro-Kopf-Variablen
lässt sich mit dem Modell nicht erklären.
y,
s.y
f2(k)
y*2
f1(k)
y*1
(δ+n)k
sy*2
s.f2(k)
s.f1(k)
sy*1
k*1
69
k*2
k
70
Eine Erhöhung der Sparquote
y, s.y
y*2
y*1
f(k)
(δ+n)k
s2.f (k)
s2y*2
s1.f (k)
s1y*1
k*1
k*2
k
71
Quelle:
72
Eine Erhöhung der Wachstumsrate der Bevölkerung
y, s.y
y*1
y*2
f(k)
(δ+n2)k
(δ+n1)k
sy*1
sy*2
s.f (k)
k*2
k*1
k
73
•
•
•
•
Eine Angleichung des Pro-Kopf-Einkommens können
wir erwarten, wenn die Produktionstechnologie, die
Sparquote, das Wachstum der Bevölkerung und die
Abschreibungsrate der jeweiligen Länder gleich sind.
Mit Konvergenz ist dort nicht unbedingt zu rechnen,
wo diese Größen unterschiedlich sind.
Solche Unterschiede sind geeignet, die empirischen
Belege für eine weltweit fehlende Konvergenz zu
begründen.
Ein anderer Grund besteht darin, dass bei fehlendem
Schutz des Eigentums in manchen Ländern das
Wachstumsmodell nur begrenzte Gültigkeit besitzt.
75
Quelle:
74
Die goldene Regel der Kapitalakkumulation
• Eine erhöhte Sparquote bewirkt immer ein höheres
Pro-Kopf-Einkommen.
• Aber der Konsum steigt nicht unbedingt, da Ersparnis
immer Konsumverzicht impliziert.
• Eine Verringerung der Sparquote führt, insbesondere
langfristig, zu einem geringeren Pro-KopfEinkommen, erhöht aber kurzfristig den Konsum.
• Ein Verhalten gemäß der goldenen Regel beinhaltet,
dass diejenige Sparquote angestrebt wird, welche
langfristig das Konsumniveau maximiert.
76
•
•
y,
s .y
Die Bezeichnung geht auf die biblische „goldene
Regel“ zurück:
„Was dir selbst verhasst ist, das mute auch einem
anderen nicht zu!“ (Buch Tobit 4,15)
„Alles, was Ihr wollt, dass euch die Menschen tun,
das tut auch Ihr ihnen ebenso.“ (Mt 7,12; Lk 6,31)
Wir streben das maximale Konsumniveau an unter
der Bedingung, dass wir es jedem Mitglied der
gegenwärtigen und der zukünftigen Generation
ermöglichen können.
f(k)
Steigung=(n+δ)
c*2
c*1
•
cgold
s>sgold
•
Zeit
79
kgold
k*2
k
78
•
s wechselt
zu sgold
sgold.f(k)
s1.f(k)
77
s<sgold
s2.f(k)
cgold
k*1
c
(ProKopfKonsum)
(n+δ)k
Bei exzessiver Investition liegt eine „dynamische
Ineffizienz“ vor, da zu jedem Zeitpunkt ein höherer
Konsum möglich ist.
Liegt die Investition unterhalb von sgold, so kann der
Konsum erhöht werden. Während des Anpassungspfades wird der gegenwärtige Konsum aber
unterschritten.
Ob ein solches Opfer in Kauf genommen wird ist a
priori nicht zu sagen. Es hängt davon ab, wie die
Wirtschaftssubjekte gegenwärtigen und zukünftigen
Konsum gewichten.
80
Armutsfalle: Typ I
Armutsfallen
•
•
•
•
•
y,
s .y
Es wäre denkbar, dass die Grenzproduktivität des
Kapitals nicht kontinuierlich sinkt.
Statt dessen können sich Phasen sinkender und solche
steigender Kapitalproduktivität ergeben.
Bei geringer Kapitalausstattung kann die Produktivität
anfangs gering sein, da sich Arbeitskräfte erst an den
Einsatz von Kapitalgütern gewöhnen müssen.
Erst mit steigendem Kapitaleinsatz steigt die
Grenzproduktivität.
Mit hohem Kapitaleinsatz ergibt sich, wie bisher, ein
Sättigungseffekt, so dass die Grenzproduktivität dann
wieder sinkt.
81
•
•
•
In der Armutsfalle liegt auch ein steady-state vor.
Dies ist aber ein instabiles Gleichgewicht.
Ein Abweichen des Kapitalstocks nach unten bewirkt,
dass die Investitionen geringer sind als diejenigen zur
Aufrechterhaltung des Kapitalstocks pro effektiver
Arbeitseinheit. Der Kapitalstock wird deshalb stetig
abnehmen.
Ein Abweichen des Kapitalstocks nach oben bewirkt,
dass die Investitionen höher sind als die notwendigen
Investitionen. Der Kapitalstock wird deshalb stetig
wachsen.
83
f(k)
c*
(n+δ)k
sf(k)
sy*
sy
Armutsfalle
•
•
steady state
•
•
k
82
Ein identischer Verlauf der Investitionsfunktion syˆ
ergibt sich auch bei der ursprünglichen
Produktionsfunktion, also bei einer stetig
abnehmenden Grenzproduktivität.
Notwendig ist dann ein komplexeres
Investitionsverhalten (Armutsfalle Typ II). Hierbei ist
die Sparquote, s, anfangs gering und erreicht erst bei
einem mittleren Einkommen eine normale und dann
konstante Größenordnung.
Dies lässt sich damit begründen, dass ein geringes
Einkommen für den täglichen Bedarf aufgezehrt
werden muss, so dass anteilig nur weniger investiert
und damit gespart werden kann.
84
Armutsfalle: Typ II
y,
s .y
•
steady state
f(k)
•
c*
(n+δ)k
s(y)f(k)
•
sy*
sy
k
Armutsfalle
85
Armutsfalle: Typ III
86
•
y,
s .y
f(k)
•
(nniedrig +δ ) ⋅ k
(nhoch +δ ) ⋅ k
•
sf(k)
•
k*hoch Armutsfalle
k*niedrig
k
87
Eine andere Form der Armutsfalle entsteht bei einer
Unstetigkeit von n.
Für Länder mit einem geringen Kapitalstock könnte
ein hohes Bevölkerungswachstum nhoch vorliegen. Ist
ein Grenzwert überschritten, so sinkt das
Bevölkerungswachstum auf nniedrig.
Ein Grund kann darin bestehen, dass Familienplanung
sich mit dem Entwicklungsniveau verändert. So
dienen Kinder als Alterssicherung in ärmeren
Ländern, wohingegen Sozialsysteme für ein
Renteneinkommen in reicheren Ländern sorgen.
Entwicklungshilfe ist dann unwirksam, wenn sie in
kleinen Dosen verabreicht wird.
Zur Überwindung einer Armutsfalle sollte ein „big
push“ erfolgen, d.h. Ländern sollte ein Betrag gegeben
werden, welcher sie über die Armutsfalle hinaus trägt.
Gegen dieses Argument wird allerdings vorgebracht,
dass eine sinnvolle Verwendung derart vieler
Hilfsgelder nicht organisiert werden kann und evtl. in
Unterschlagung und Korruption endet.
In diesem Fall würde sich die Produktion nicht gemäß
dargestellter Produktionsfunktion entwickeln, sondern
bei einem mit Hilfsgeldern finanzierten Anstieg des
Pro-Kopf Kapitalstocks evtl. sinken.
88
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2009/10
Jarchow, H.-J. (2003), Theorie und Politik des Geldes,
11. Aufl., Göttingen: UTB, S. 1-20; 451-455.
y,
s .y
y*
Pflichtlektüre:
III. Geld und Inflation
c*
f(k)
(n+δ)k
Mankiw, N. G. (2003), Macroeconomics. 5. Aufl. S. 75108; 524-525.
s.f(k)
s.y*
k*
k
89
90
• Inflation kennzeichnet eine Situation, in der das
allgemeine Preisniveau einer Volkswirtschaft ansteigt.
• Die Inflationsrate ist der prozentuale Anstieg des
Preisniveaus gegenüber dem Ausgangsniveau.
• Die Lebenshaltungskosten sind ein Maß für die
gesamten Kosten der Güter und Dienste, welche von
einem typischen Konsumenten gekauft werden.
• Ein Anstieg der Lebenshaltungskosten bedeutet, dass
ein typischer Konsument mehr Euro ausgeben muss, um
den Lebensstandard zu halten.
• Das Statistische Bundesamt stellt hierfür monatliche
Daten zur Verfügung. Diese erlauben es, die zeitliche
Veränderung der Lebenshaltungskosten zu verfolgen.
91
92
• Die Lebenshaltungskosten werden auch
Verbraucherpreisindex genannt und im Folgenden mit P
gekennzeichnet.
• Zur Bestimmung der Lebenshaltungskosten muss
zunächst ein Warenkorb bestimmt werden.
• Die wichtigsten Güter eines typischen Konsumenten
werden hierfür zu einem Warenkorb zusammengefasst.
• Mit Hilfe von Befragungen von Haushalten werden in
periodischen Abständen die passenden Gewichte der
einzelnen Güter bestimmt.
• Haushalte werden hierzu seitens des Statistischen
Bundesamtes aufgefordert, ein Jahr lang über ihre
Einnahmen und Ausgaben Buch zu führen.
• Zu den wichtigsten Gütern müssen dann regelmäßig die
Preise zusammengetragen werden.
• Hiermit können dann die gesamten Kosten des
Warenkorbes zu unterschiedlichen Zeitpunkten bestimmt
werden.
• Ein Jahr wird als Basisjahr festgelegt und die
Ergebnisse anderer Jahre mit denen des Basisjahres
verglichen.
• Die Inflationsrate, π, im Jahre 2009, beispielsweise,
ergibt sich gemäß:
P
– P2008
π 2009 = 2009
× 100
P2008
93
• Der Verbraucherpreisindex ist ein akkurates Maß für
das Preisniveau des ausgewählten Warenkorbes, aber
er ist kein perfektes Abbild der Lebenshaltungskosten.
1. Substitutionsbias
94
2. Einführung neuer Produkte
• Der Warenkorb vernachlässigt die veränderte
Kaufkraft, welche durch die Einführung neuer
Produkte entsteht.
• Neue Produkte erhöhen die Wahlmöglichkeiten
eines Konsumenten. Dies macht jeden Euro
wertvoller.
• Veränderungen relativer Preise bewirken eine
Veränderung des Warenkorbes hin zu preiswerteren Produkten. Durch diese Substitutionseffekte wird der gesamte Warenkorb günstiger.
• Der Index unterstellt einen konstanten Warenkorb,
vernachlässigt also diesen Substitutionseffekt.
• Hierdurch überschätzt der Index die Inflationsrate.
95
• Konsumenten brauchen weniger Euro, um den
gleichen Lebensstandard zu erreichen.
• Der Verbraucherpreisindex vernachlässigt dies und
überschätzt daher die Inflationsrate.
96
3. Vernachlässigte Qualitätsverbesserungen
• Wenn sich die Qualität eines Gutes über die Jahre
verbessert, erhöht sich der Wert eines hierfür
ausgegebenen Euro, ohne dass sich das Preisniveau
des Gutes verändert.
• Sofern im Mittel eher Qualitätsverbesserungen
auftreten kommt es dazu, dass der
Verbraucherpreisindex die Inflationsrate
überschätzt.
• Bei ausgewählten Produkten versucht das Statistische
Bundesamt die Berechnung des Verbraucherpreisindex, um solche Qualitätsveränderungen zu
bereinigen (hedonische Methode).
• Ein Gut wird gedanklich in Qualitätseigenschaften
zerlegt und dann mit Hilfe einer Regressionsanalyse
der Einfluss dieser Qualitätsmerkmale auf den Preis
ermittelt.
• Diejenigen Preisänderungen, die nur auf qualitativen
Veränderungen bestimmter Eigenschaften beruhen,
werden von den reinen Preisänderungen rechnerisch
getrennt und eliminiert.
97
• Insgesamt neigt der Verbraucherpreisindex aufgrund
des Substitutionsbias, der Einführung neuer Produkte
und vernachlässigter Qualitätsverbesserungen dazu,
die Lebenshaltungskosten zu überschätzen.
• Dies kann problematisch sein, sofern ein
Inflationsausgleich bei staatlichen Programmen oder
in Tarifverhandlungen festgelegt wird (dies wird auch
„Indexierung“ genannt. Eine solche Indexierung ist in
Deutschland rechtlich aber nur eingeschränkt
möglich).
• Schätzungen ergeben, dass der Verbraucherpreisindex
den tatsächlichen Anstieg der Lebenshaltungskosten
um ca. einen Prozentpunkt pro Jahr überzeichnet. 99
98
• Inflation muss unterschieden werden von einem
Anstieg einzelner Preise und einer Veränderung
relativer Preisverhältnisse zwischen einzelnen Gütern
und Diensten.
• Seit Ende des 2. Weltkriegs lag die Inflation in
Deutschland bei etwa 3 Prozent.
• Eine Deflation bezeichnet ein allgemeines Sinken des
Preisniveaus.
• Deflationsphasen gab es z.B. während des 19.
Jahrhunderts, während der großen Depression der 30er
Jahre und in Folge der Finanzkrise von 2007.
100
• Hyperinflation bezeichnet einen extrem starken
Anstieg des Preisniveaus. Deutschland erlebte dies in
den 20er Jahren.
• Eine Phase weltweit relativ hoher Inflation wurde
zuletzt in den 70er Jahren als Folge der beiden
Ölpreisschocks erreicht.
• Seitdem ist die Inflationsrate in Deutschland und in
den USA etwa 2 Prozent.
• Unter der Annahme, dass die Inflationsrate die
tatsächliche Abnahme der Kaufkraft überzeichnet,
kennzeichnet dieser Wert weitgehend
Preisniveaustabilität.
Was ist Geld?
• Alles, was zur Bezahlung von Gütern und
Dienstleistungen oder zur Abdeckung wirtschaftlicher
Verpflichtungen akzeptiert wird.
• Die konkrete Erscheinungsform ist evtl. Änderungen
unterworfen. Bei ausgeprägter Inflation verlieren Noten
oftmals ihre Bedeutung und werden durch knappe Güter
wie Zigaretten oder Butter ersetzt.
101
Funktionen des Geldes
1. Tauschmittelfunktion (Wertübertragungsfunktion).
• Dies ist ein wichtiger Bestandteil einer arbeitsteiligen
Wirtschaft, die hierdurch zu einer „Geldwirtschaft“
wird.
• Naturaltausch ist kaum zu organisieren, da eine
doppelte Übereinstimmung der Bedürfnisse oder eine
Kette von Tauschtransaktionen organisiert werden
muss.
• Dies würde hohe Suchkosten implizieren.
• Geld hilft dabei, den Tausch in Kauf und Verkauf
aufzuspalten.
103
102
2. Recheneinheit; allgemeines Wertausdrucksmittel.
• Der Wert aller Güter, Forderungen und
Verbindlichkeiten wird in Einheiten ein und derselben
Bezugsgröße ausgedrückt.
• Werden 200 Güter gegeneinander getauscht, müssten
(n⋅(n-1))/2=19900 Austauschverhältnisse bekannt
sein.
• Ist ein Gut davon eine Recheneinheit, so reduziert sich
die Anzahl der Austauschverhältnisse auf 199.
• Dies bewirkt eine Einsparung an Informationskosten.
104
3. Wertaufbewahrungsfunktion; Wertspeicher.
• Oftmals liegt eine zeitliche Trennung von Kauf und
Verkauf vor.
• Geld ermöglicht es, Kaufkraft zu „lagern“.
• Geld hat hierbei allerdings den Nachteil, dass es
keine Zinsen abwirft.
• Andere Formen der Vermögensanlage
(Sparguthaben, Wertpapiere oder Sachvermögen)
bringen Zinsen, Dividenden, Pacht oder Mieten
hervor. Außerdem partizipieren diese u.U. an
Preissteigerungen.
• Dafür ist Geld allerdings risikolos (keine
Kursschwankungen).
105
• Geld hat aber im Vergleich zu anderen
Vermögensanlagen den Nachteil, keine Zinsen
oder Dividenden zu erbringen.
Geldnachfrage
• Die drei genannten Gründe sprechen dafür, dass
Wirtschaftssubjekte Geld zu halten wünschen.
• Auch wenn Geld „an sich wertlos“ ist, stiftet es
dennoch Nutzen.
• Insgesamt wird um so mehr Geld nachgefragt, je
mehr Gütertransaktionen in einer Volkswirtschaft
getätigt werden, je höher also das reale
Inlandsprodukt ist.
• Zudem wird bei einem Anstieg des Preisniveaus eine
erhöhte Geldhaltung erforderlich.
• Wird die Geldnachfrage hingegen durch den
Verbraucherpreisindex, P, dividiert, so sprechen wir
106
von der „realen“ Geldnachfrage.
• Steigt der Zinssatz, so werden Bonds attraktiver.
• Wirtschaftssubjekte reduzieren dann die
Geldhaltung, um verstärkt die zinstragenden
Staatsanleihen zu halten.
• Daher werden Wirtschaftssubjekte um so weniger
Geld zu halten wünschen, je höher der (nominale)
Zinssatz ist.
• Bei der knappen Geldausstattung müssen sie für
die täglichen Güterkäufe häufiger zur Bank gehen
und einen geringen Betrag Bargeld abheben.
Bonds werden häufig ge- und verkauft um den
Saldo des Girokontos gering zu halten.
• Hierzu können wir uns die Abwägung eines
Wirtschaftssubjekts zwischen dem Halten von
Geld und dem Halten von festverzinslichen
Staatsanleihen (Bonds) vorstellen.
• Bei niedrigen Zinsen wird hingegen mehr Geld
gehalten und die häufigen Käufe und Verkäufe von
Bonds lohnen sich nicht.
• Die Geldnachfrage und die Bondnachfrage sind
voneinander abhängig.
107
108
• Das nominale Zinsniveau und das reale Inlandsprodukt
bestimmen somit die reale Geldnachfrage, L.
L = L(Y , i )
• Bei einer Verdoppelung des Verbraucherpreisindex, P,
wird sich die nominale Geldnachfrage ebenfalls
verdoppeln.
i
r
• Für alle Güterkäufe ist die doppelte Kasse für
Transaktionszwecke notwendig.
Lr(Y,i)
i
• Daher resultiert für die nominale Geldnachfrage:
Ln = P ⋅ L(Y , i )
^
Lr
Lr
109
110
Geldmengenaggregate der Europäischen Zentralbank. Stand:
Juli 2007/August 2008
• Ein Anstieg des Inlandsprodukts bewirkt eine
Verschiebung der Geldnachfragekurve nach rechts.
• In der Folge ergibt sich ein Anstieg der realen
Geldnachfrage.
• Demgegenüber bewirkt ein Anstieg des Zinssatzes
eine Bewegung auf der Geldnachfragekurve nach
links oben.
• Dies bewirkt eine Reduktion der realen
Geldnachfrage.
• Bargeldumlauf im Nichtbankensektor (612) 654
• Sichteinlagen der Nichtbanken bei den
Geschäftsbanken (3193) 3178
M1
M2
• Einlagen der Nichtbanken bei den
Geschäftsbanken mit vereinbarter Laufzeit von bis
zu zwei Jahren sowie mit vereinbarter
Kündigungsfrist von bis zu drei Monaten (3228)
3956
111
• Repogeschäfte, Geldmarktfondsanteile und
Geldmarktpapiere, Schuldverschreibungen bis zwei
Jahre von Nichtbanken (1240) 1361
M3
112
• Die Höhe der Zinsen kann weitgehend von der
Zentralbank bestimmt werden.
• Die beherrschende Stellung der Zentralbank bei der
Bestimmung des Zinsniveaus ergibt sich aus ihrem
Recht zur Emission von Banknoten und der Kontrolle
des Bankensystems.
• Das Recht zur Emission von Euro-Noten liegt bei der
Europäischen Zentralbank (EZB) und den ihr
untergeordneten 16 nationalen Notenbanken.
• Genauso bestimmt die EZB über das Ausgabevolumen
an Münzen.
113
• Die Durchführung der
Geldpolitik wird
vom EZB-Rat
vorgenommen.
• Der EZB-Rat
besteht aus dem
Direktorium mit
dem Präsidenten,
dem Vizepräsidenten und vier
weiteren Mitgliedern sowie den Präsidenten der
nationalen Zentralbanken.
114
• Grundsätzlich beschließt der EZB-Rat (wie auch
das Direktorium) mit einfacher Mehrheit, wobei
im Falle der Stimmengleichheit die Stimme des
Präsidenten den Ausschlag gibt.
• Das Direktorium ist für die Umsetzung der
geldpolitischen Entscheidungen des EZB-Rats und
für die Führung der laufenden Geschäfte der EZB
verantwortlich.
• Die Ausführung der geldpolitischen Beschlüsse
obliegt den Nationalen Zentralbanken.
• Hierzu erhalten sie die erforderlichen Weisungen
vom Direktorium.
115
116
• Nichtbanken wünschen Geld teilweise in Form von
Bargeld zu halten.
• Wenn also Banken Kredite an Nichtbanken vergeben,
so müssen sie sich für die Auszahlung teilweise
Bargeld verschaffen.
• Hierbei sind sie auf die Zentralbank angewiesen.
• Die Banken müssen sich zur Versorgung mit Bargeld
bei der Zentralbank verschulden.
• Für diese von der Zentralbank gewährten Kredite sind
Zinsen fällig.
• Zuletzt vergab die EZB Kredite an die Banken i.H.v.
ca. 460/840 Mrd. € (Stand August 2007/Nov. 2008).
• Erhöht die Zentralbank ihre Zinsen, so werden die
Banken diesen Anstieg bei ihrer Kreditvergabe an
Nichtbanken weitergeben.
• Die Zentralbank hat weitere Möglichkeiten, die
Kosten der Kreditvergabe der Banken, und damit die
von Nichtbanken zu bezahlenden Zinsen, zu
beeinflussen.
• Zum einen kann sie eine Mindestreservepflicht
einführen.
• 2 % der Sichteinlagen von Nichtbanken bei den
Banken müssen demgemäß verpflichtend bei der EZB
gehalten werden.
117
• Vergibt eine Bank einen Kredit i.H.v. 1000 €, so wird
der Kreditnehmer hiermit Zahlungen durchführen, die
bei Empfängern zu Sichteinlagen führen. Dann
werden aber 20 € Mindestreserven fällig. In dieser
Höhe müssten die Banken Kredite bei der Zentralbank
aufnehmen.
• Die Kredite der EZB haben derzeit Laufzeiten von
einer Woche (Hauptrefinanzierungsfazilität,
Mindestbietungssatz im August 2009: 1,00%) oder
drei Monaten (längerfristige Refinanzierungsfazilität).
• Daneben gewährt die Zentralbank eine unbegrenzte
Spitzenrefinanzierungsfazilität zu einem höheren
Zinssatz von 1,75% (Stand August 2009).
119
118
Die Quantitätstheorie der Inflation
• Die Quantitätstheorie des Geldes ist eine Faustformel,
mit der die langfristigen Determinanten des
Preisniveaus und der Inflationsrate prognostiziert
werden.
• Für diese Faustformel werden die Menge an Gütern
einer Volkswirtschaft mit der Höhe der realen
Geldmenge verglichen.
• Ist die nominale Geldmenge zu hoch, so sollten
langfristig zum Ausgleich die Preise steigen.
• Hat also die Zentralbank durch niedrige Zinsen die
Geldmenge erhöht, so wird dies langfristig die Preise
erhöhen.
120
• Für diese Relation ist die Umlaufgeschwindigkeit des
Geldes zu berücksichtigen.
• Diese kennzeichnet die Schnelligkeit, bildlich
gesprochen, mit der ein Euro im Durchschnitt in der
Wirtschaft von einer Geldbörse zur anderen wandert.
• Die Umlaufgeschwindigkeit wird als Relation
zwischen dem nominalen Inlandsprodukt (P.Y) und
der Geldmenge (M) bestimmt:
Umlaufgeschwindigkeit=P.Y/M
• Dies können wir als „Quantitätsgleichung“ schreiben:
M.Umlaufgeschwindigkeit=P.Y
Nominales BIP, Geldmenge und
Umlaufgeschwindigkeit, USA
Indizes
(1960 = 100)
1,500
M2
1,000
500
Geschwindigkeit
0
1960
121
• Die Quantitätstheorie konstatiert, dass die
Umlaufgeschwindigkeit des Geldes im Zeitablauf
relativ konstant ist.
• Hat die Zentralbank durch Setzen niedriger Zinsen die
Geldmenge erhöht, so wird vermutet, dass dies auf die
Produktion und das Inlandsprodukt keinen Einfluss
haben wird. Daher muss daher das Preisniveau
ansteigen.
• Die Faustformel impliziert die „Neutralität des
Geldes“: reale Größen wie das Inlandsprodukt werden
dabei nicht durch nominale Größen wie die
Geldmenge beeinflusst.
1965
1970
1975 1980
1985
1990
1995
122
2000
Geld und Preise in der Hyperinflation
(b) Ungarn
(a) Österreich
Index (Jan.
1921 = 100)
Index (Jan.
1921 = 100)
100,000
Preisniveau
100,000
Preisniveau
10,000
Geldangebot
1,000
100
123
Nominales BIP
10,000
Geldangebot
1,000
1921
1922 1923 1924 1925
100
1921
1922 1923 19241241925
Geld und Preise in der Hyperinflation
c) Deutschland
d) Polen
Index (Jan.
1921 = 100)
100 Bill.
1 Bill.
10 Mrd.
Index (Jan.
1921 = 100)
Preisniveau
Preisniveau
Geldangebot
100,000
1 Mill.
10,000
Geldangebot
1,000
100
1
• Dieser Zusammenhang ist z.B. gültig bei
Hyperinflation, also einer Inflation, welche
einen Wert von 50 v.H. im Monat übersteigt.
• Allerdings ist die Annahme einer konstanten
Geldumlaufgeschwindigkeit nur eine grobe
Vereinfachung.
• Sowohl kurz- als auch langfristig kann sich die
Umlaufgeschwindigkeit ändern.
• Bei hohen Zinsen steigt die Umlaufgeschwindigkeit,
da wenig Geld schneller kursiert.
• Insgesamt wird dieser Faustformel in der
Zentralbankpolitik heutzutage keine herausragende
Bedeutung mehr beigemessen.
127
1 Mill.
100 Mill.
10,000
125
10 Mill.
100
1921 1922 1923 1924 1925
1921 1922 1923 1924 1925
126
Die Kosten der Inflation
• Inflation bei konstantem nominalen Einkommen
würde die Kaufkraft reduzieren.
• Aber dieses Argument ist irreführend: Alle nominalen
Größen steigen gleichermaßen bei Inflation.
• Eine Veränderung der Kaufkraft stellt sich nicht ein,
da Löhne genauso steigen wie die Preise des
repräsentativen Warenkorbes.
• Andere Kosten der Inflation bleiben aber bestehen.
128
1. „Schuhlederkosten“ entstehen, weil Menschen
versuchen, ihre Geldhaltung bei hoher Inflation zu
reduzieren.
• Dies impliziert ein häufigeres Aufsuchen der Bank
zum Zweck der Abhebung von zinstragenden
Vermögensanlagen.
• Hierbei entstehen Kosten für die involvierte Zeit und
Unannehmlichkeiten.
129
3. Steuerverzerrung
• Inflation erhöht die nominalen Erträge aus
Ersparnissen und Kapitalbesitz.
• Nominale Wertsteigerungen führen evtl. beim Verkauf
der Anlage zu einem steuerpflichtigen Bilanzgewinn.
Sofern die nominale Wertsteigerung aber der Inflation
entspricht, hat sich der Wert real nicht erhöht.
Trotzdem wird er besteuert.
• In der Einkommensteuererklärung wird das nominale
Zinseinkommen erfasst. Das reale Einkommen ist aber
geringer, da die Inflation einen Wertverlust darstellt.
• Insgesamt wird Sparen hierdurch unattraktiver.
131
2. „Menukosten“ entstehen, weil Preise angepasst
werden müssen.
• Preislisten und Aushängeschilder müssen häufiger
aktualisiert werden. Die Bestimmung neuer Preise
erfordert kostspielige Informationen,
Entscheidungsprozesse, Verhandlungen und
Kommunikation.
• Hierbei werden Ressourcen verbraucht, die ansonsten
im Produktionsprozess sinnvoller verwendet werden
könnten.
• Wird hingegen auf häufige Preisanpassungen
verzichtet und stattdessen starke Preiserhöhungen
relativ selten durchgeführt, dann beeinflusst Inflation
die relativen Preise. Dies bewirkt aber allokative
130
Verzerrungen.
• Wie bildet sich der nominale Zinssatz in Reaktion auf
unterschiedliche Inflationsraten?
• Kreditnehmer können nominal höhere Erträge erzielen
und sind daher in der Lage, auch nominal höhere
Zinsen zu bezahlen. Dies entschädigt dann
Kreditgeber für die reale, inflationsbedingte
Entwertung ihre Kapitals.
• Insgesamt erscheint es daher plausibel, dass eine
erhöhte Inflation in voller Höhe die nominalen Zinsen
ansteigen lässt:
i=r+π
• Dieser Zusammenhang wird Fisher-Effekt genannt.
132
Percent
(per year)
• Eine Erhöhung der Inflation kann aber nun einen
Einfluss auf den Realzins nach Steuern haben. Eine
Erhöhung der nominalen Zinsen kompensiert nämlich
lediglich für einen inflationsbedingten Wertverlust,
muss aber trotzdem versteuert werden.
The Nominalzins und die
Inflationsrate, USA
15
Stabiles
Land
4%
Inflationsland
4%
Inflationsrate
0
8
Nominalzins
4
12
Zinsminderung durch 25% Steuer
1
3
Nominalzins nach Steuer
3
9
Nominalzins nach Steuer abzgl. Inflation
3
1 134
12
Realzins
10
Nominal interest rate
6
3
Inflation
0
1960
1965 1970 1975 1980 1985 1990
1995
133
4. Konfusion und Unbequemlichkeit
• Mit Inflation sind reale Werte schwerer über die Zeit
zu vergleichen. Geld verliert teilweise seine
Bedeutung als Recheneinheit.
• Eine realistische Darstellung von Kosten, Profiten und
Erträgen einer Firma wird so erschwert.
• Investoren haben größere Schwierigkeiten,
erfolgreiche von erfolglosen Firmen zu unterscheiden.
• Der Kapitalmarkt wird behindert.
135
5. Willkürliche Umverteilung
• Die bisher erwähnten Kosten ergeben sich auch bei
einer konstant hohen Inflationsrate.
• Weitere Kosten ergeben sich bei einer unerwarteten
Inflation.
• Bei Hyperinflation ist die Inflationsrate auch sehr
volatil und kaum vorherzusagen.
• Bezieher eines nominal fixierten Lohneinkommens
werden dann benachteiligt.
136
• Kreditgeber werden von einer unerwarteten Inflation
benachteiligt.
• Dies resultiert, da zumeist in Kreditverträgen die
Nominalzinsen fixiert sind.
• Kreditnehmer werden von Inflation begünstigt, da ihre
Tilgung real günstiger wird.
• Eine Deflation hingegen belastet Kreditnehmer.
• Vermögen wird somit willkürlich umgeschichtet.
• Hierdurch ergeben sich Verteilungsprobleme, evtl.
auch eine abnehmende Bereitschaft, mit regulärer
Arbeit Einkommen zu erzielen.
137
2. Ein temporärer Produktionseinbruch kann auch länger
anhaltende nachteilige Folgen haben. Eine Rezession
kann Investoren abschrecken. Damit sinkt der
Kapitalstock und temporär die Produktivität.
Temporäre Arbeitslosigkeit kann auch Humankapital
vernichten weil Erfahrungswissen verloren geht.
3. Inflation wirkt wie eine Besteuerung von
Geldvermögen und verschafft der Zentralbank und
damit dem Staat zusätzliche Einnahmen
(Inflationssteuer). Gerade in Ländern, in denen das
Steuersystem nicht gut funktioniert, kann dies eine
effiziente Form der Finanzierung öffentlicher
Aufgaben darstellen.
139
Der Nutzen der Inflation
1. Die Erfahrung lehrt, dass sich Inflation nur durch
einen Produktionseinbruch und Unterbeschäftigung
reduzieren lässt.
• Gemäß Schätzungen ist zur Reduzierung der Inflation
um einen Prozentpunkt ein temporärer
Produktionseinbruch zu erwarten. Aggregiert über den
Anpassungszeitraum beläuft sich der Einbruch auf 5
Prozent des Inlandsprodukts (z.B. in den ersten beiden
Jahren jeweils 2 Prozent und im dritten Jahr 1
Prozent).
• Diese Kosten können als zu hoch empfunden werden.
138
4. Nominale Löhne sind teilweise nach unten starr, z.B.
weil Gewerkschaften gegen Lohnsenkungen Streiks
organisieren können. Dies gelingt aber nicht bei einer
schleichenden Entwertung der Löhne durch Inflation.
Dies ist kompatibel mit Umfrageergebnissen: Eine
Reduzierung des Nominallohnes bei Nullinflation
wird als unfair eingeschätzt, ein konstanter Lohn bei
Inflation aber nicht. Dieses Verhalten wird auch als
„Geldillusion“ bezeichnet. Eine moderate und
konstante Inflation kann daher die notwendige
Anpassung der realen Löhne in Krisenbranchen
ermöglichen. Dies kann auch langfristig die
Produktion eines Landes erhöhen.
140
5. Höhere Inflation verringert das Risiko, dass eine Krise
zu Deflation, also einem sinkenden Preisniveau, führt.
Warum diese besonders gefährlich ist, wird in
Abschnitt VIII gezeigt.
141
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2009/10
• In Abwägung der Vor- und Nachteile der Inflation
sollte bedacht werden, dass eine Inflation von Null
übermäßig restriktiv wirkt.
• Aufgrund des Substitutionsbias ist eine Inflationsrate
von 1% als Preisniveaustabilität zu werten.
• Darüber hinaus kann aus den genannten
Nutzenerwägungen ein wenig Inflation zugelassen
werden.
• Die EZB hat sich daher ein Inflationsziel von
zwischen 1% und 2% gesetzt. Andere Zentralbanken
wie die Norwegens haben höhere Inflationsziele von
142
2,5%.
Pflichtlektüre:
Blanchard, O. (2006), Macroeconomics. 4. Aufl. S. 335341.
Keynes, J.M. (2008), On Air – Der Weltökonom am
Mikrofon der BBC. S. 61-69.
y,
s .y
y*
Optimale Inflation
(n+δ)k
Mankiw, N. G. (2003), Macroeconomics. 5. Aufl. S. 257262.
s.f(k)
McDowell, M. et al. (2006), Principles of Economics, S.
703-716.
f(k)
IV. Kurzfristige Schwankungen
c*
Taylor, J.B. und A. Weerapana (2009), Economics, 6.
Aufl., S. 640-670.
s.y*
k*
k
143
144
145
Bruttoinlandsprodukt Deutschland
Niveau, Quartalszahlen, indexiert (2005=100),
Wachstum gegenüber Vorjahresquartal
Q1 2008
Q3 2006
Q1 2005
Q3 2003
Q1 2002
Q3 2000
Q1 1999
Q3 1997
Q1 1996
Q3 1994
Q1 1993
Q3 1991
Q1 1990
Q3 1988
Q1 1987
Q3 1985
Q1 1984
Q3 1982
Q1 1981
Q3 1979
-0.10
Q1 1978
0
Q3 1976
-0.05
Q1 1975
20
Q3 1973
0.00
Q1 1972
40
Q3 1970
0.05
Q1 1969
60
Q3 1967
0.10
Q1 1966
80
Q3 1964
0.15
Q1 1963
100
Q3 1961
0.20
Q1 1960
120
1960-1992: Früheres Bundesgebiet; ab 1991: Gesamtes Bundesgebiet. Datenquelle: International Financial Statistics, IWF
147
• Bei der Betrachtung längerer Zeiträume ist,
insbesondere bei konstantem technischem Fortschritt,
mit einem stetigen Wachstum des BIP zu rechnen.
• In manchen Jahren fällt dieses Wachstum aber aus.
• Eine Rezession ist eine Periode
unterdurchschnittlichen Wachstums; evtl. stellt sich
sogar ein fallendes Inlandsprodukt und ein sinkendes
Einkommen ein.
• Dies geht zumeist einher mit einer erhöhten
Unterbeschäftigung.
• Eine Depression ist eine besonders schwerwiegende
Rezession.
• Diese periodischen Entwicklungen werden
146
Konjunkturzyklus genannt.
• Wie unterscheiden sich kurzfristige von langfristigen
Entwicklungen der Produktion?
• Langfristig wird die Produktion durch das Wachstum
der Einsatzfaktoren und den technischen Fortschritt
bestimmt, also durch die Angebotsseite einer
Volkswirtschaft determiniert.
• Dieses Niveau der Produktion nennen wir auch das
„potentielle Inlandsprodukt“ oder die
„Vollbeschäftigungsproduktion“.
• Kurzfristig können Änderungen der physischen
Menge an Einsatzfaktoren auftreten, z.B. durch
Ernteausfälle. Auch der Stand des technischen
Wissens könnte plötzlichen Veränderungen ausgesetzt
sein.
148
• Kurzfristig kann aber die tatsächliche Produktion von
ihrem potentiellen Niveau abweichen. Wie ist das zu
erklären?
• Kurzfristig wird die Produktion entscheidend durch
die gesamtwirtschaftliche Nachfrage beeinflusst.
• Während eines Booms erhöhen Firmen die
Produktion, um die zusätzliche Nachfrage zu
befriedigen.
• In einer Rezession wird die Produktion dagegen
reduziert um eine hohe Lagerhaltung zu vermeiden.
• Wodurch wird aber die gesamtwirtschaftliche
Nachfrage bestimmt?
149
• Kein einzelner Sektor ist alleine verantwortlich für die
Bestimmung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage.
Vielmehr beeinflussen die Aktionen eines jeden
Sektors die Nachfrage der anderen Sektoren.
• Hiermit ergibt sich das Problem der Zirkularität: Wie
ein System von Zahnrädern hängen die
Entscheidungen einzelner Wirtschaftssysteme von
einander ab.
• In der Folge lässt sich beobachten, dass im Rahmen
eines Konjunkturzyklus die meisten
makroökonomischen Variablen im Gleichlauf
reagieren.
151
• Im Wachstumsmodell waren Produktion und
gesamtwirtschaftliche Nachfrage identisch. Alles
Produzierte wurde für Konsum- oder
Investitionszwecke verwendet.
• In der Realität können Wirtschaftssubjekte aber auch
sparen ohne zu investieren. Andere
Wirtschaftssubjekte investieren, obwohl sie keine
Ersparnisse gebildet haben. Sie verschulden sich dann
bei anderen Wirtschaftssubjekten, die überschüssige
Ersparnisse gebildet haben.
• Wir müssen uns überlegen, wie diese Entscheidungen
auf Produktion und gesamtwirtschaftliche Nachfrage
wirken.
150
• Eine steigende Produktion geht mit steigenden
Einkommen der Haushalte und mit erhöhter
Beschäftigung einher. Die gesamtwirtschaftliche
Nachfrage steigt. Investoren sind zuversichtlich
bezüglich zukünftiger Erträge und steigern ihre
Investitionen.
• Eine fallende Produktion geht mit sinkenden
Einkommen der Haushalte einher sowie erhöhter
Arbeitslosigkeit. Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage
sinkt. Investoren befürchten Überkapazitäten und
werden keine zusätzlichen Investitionen durchführen.
152
• Diese Zirkularität lässt sich formal veranschaulichen.
• Für die Konsumentscheidung können viele
Einflussgrößen relevant sein (Vermögen,
Steuerzahlungen, das zu erwartende
Lebenseinkommen …).
• Im Rahmen der absoluten Einkommenshypothese
von Keynes (1936) wird dem laufenden Einkommen
eine zentrale Rolle zugewiesen:
C = C(Y)
• Hierbei wird argumentiert, dass ein Anstieg des
Einkommens zu einem Anstieg des Konsums als
auch einem Anstieg der Ersparnis führt.
153
C,S
S>0
S>0
45°
-a
Y0
Y1
154
C = a+cY
S = -a+(1-c)Y
a
• In linearisierter Form gilt: C = a + cY, mit
a>0, autonomer Konsum
c, marginale Konsumquote, mit 0<c<1.
• Die private Ersparnis, S, ist die Differenz zwischen
Einkommen und privatem Konsum:
S = Y – C.
Es folgt in linearisierter Form:
S = Y – a – cY = –a + sY; s=1-c
Hierbei ist s die marginale Sparquote (0 < s < 1). Für den
einzelnen Haushalt ist die Ersparnis nun nicht mehr
identisch zur Investition, im Gegensatz zum
Wachstumsmodell.
Y
155
• Die Produzenten planen dabei die Produktion, Y,
kurzfristig in Höhe der gesamtwirtschaftlichen
Nachfrage, Y=YD.
• Im Gegensatz zu obigem Cartoon unterstellen wir
unterausgelastete Produktionskapazitäten.
• Diese bewirken, dass Unternehmen eine zusätzliche
Nachfrage befriedigen können.
156
• Kurzfristig werden Überstunden oder höhere
Maschinenlaufzeiten hingenommen, um die Produktion
zu erhöhen.
• Bei fehlender Nachfrage ergibt sich hingegen
Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit sowie eine Unterauslastung
der Kapazitäten.
• Wir unterstellen dabei, dass eine zusätzliche Nachfrage
nicht die Inflation erhöht. Solche Rückwirkungen
werden wir erst später betrachten.
• Die Inflation und das Preisniveau sind daher im
Rahmen der Modellierung konstant (z.B. aufgrund von
Menukosten).
• Alle Umsätze aus dem Produktionsprozess werden als
Einkommen an die Haushalte wieder ausgeschüttet.
Von einbehaltenen Gewinnen sehen wir hierbei ab.
• Alle Größen wie Konsum und Produktion werden
hierbei real geplant. Der Konsumplan bezieht sich also
nicht auf eine nominale €-Größe, sondern auf
(gewichtete) Mengen an Konsumgütern. Die
Inflationsrate ist für die Modellierung mithin ohne
Belang.
• Die Investoren werden in einem vorgegebenen
Ausmaß Investitionsgüter (netto) nachfragen, I=I.
Damit lautet die gesamtwirtschaftliche Nachfrage
YD=C+I.
157
Das Gütermarktmodell
158
Zusammengefasstes Modell:
Y = C + I = a + cY + I
(1) Y=YD
1
⇔ Yˆ =
(a + I )
1− c
(2) I=I
(3) C=a+cY
Multiplikator
(4) YD=C+I
159
autonome
Komponenten
160
Einkommens-Nachfrage-Diagramm
• Es existieren Verhaltenshypothesen über geplante
Größen. Diese sind die Produktion, die Nettoinvestition
und der geplante Konsum (Y, I, C). Bei diesen Größen
werden die Pläne auch realisiert. Es gibt aber außerhalb
des Gleichgewichts ungeplante Investitionen
(Lagerinvestitionen).
• Bei Ungleichgewichten, Y > YD oder Y < YD,
erfolgen Planrevisionen in Form ungeplanter
Lagerbestandsänderungen. Bei dieser Größe können
Plan und Realisierung also voneinander abweichen.
(Keynessches-Kreuz)
Y,YD
C, I
IU
YD=C+I
P
S(Y1)
I
C=a+cY
a+I
I=I
a
45°
^
Y
161
• Dieses Gütermarktgleichgewicht lässt sich auch
dadurch abtragen, dass die gesamtwirtschaftliche
Ersparnis der Nettoinvestition gegenüber gestellt
wird.
• Es gilt die Definitionsgleichung S=Y-C.
• Unter Verwendung der Gleichungen (1), (2) und (4)
wird hieraus die (alternative)
Gleichgewichtsbedingung:
S=I
Y1
162
S, I
S=-a+sY
P
^
-a
163
Y
I
Y
Y
164
Die Gleichung Y = 1 (1 − c ) (a + I ) wird total
differenziert:
• In einer Volkswirtschaft können nun Störungen
auftreten. Wie verändert sich hierbei das
Gleichgewicht?
• Diese Frage wird im Rahmen einer so genannten
komparativ-statischen Analyse beantwortet.
• Hierzu leiten wir den Investitionsmultiplikator
(dY/dI) her:
dY =
1
(da + dI ).
1− c
Sofern sich der autonome Konsum nicht ändert, gilt
da=0. Eine solche Konstanz nicht näher betrachteter
Variablen wird als „ceteris paribus“-Annahme
bezeichnet. Es folgt dann:
1
dY
=
.
dI 1 − c
165
166
Y,YD,
C, I
P1
YD=a+cY+I1
YD=a+cY+I0
P0
dI
I=I1
dI
I=I0
45°
Y^1
Y^0
dY (>dI)
Y
167
168
• Der Multiplikatorprozess kann mit Hilfe einer
quasi-dynamischen Analyse beschrieben werden.
• Eine andere Störung ergibt sich bei einer Variation des
autonomen Konsums.
• Hierfür wird die Anpassung in einzelne
Multiplikatorrunden zerlegt.
• Haushalte könnten die Ersparnis erhöhen durch eine
Absenkung von a.
• Es wird angenommen, dass die Anpassung nicht
sofort erfolgt, sondern die Auswirkung eine
gewisse Zeit benötigt.
• Der Multiplikator hierzu lautet:
• Es ergibt sich dann folgende Wirkungskette:
• Dies entspricht einer Verschiebung der Nachfragekurve
im Einkommens-Nachfrage-Diagramm nach unten.
IÇ
YÇ
dY =
CÇ
SÇ (Sickerverlust)
• Alternativ kann eine Darstellung im S/Y-Diagramm
vorgenommen werden.
169
S, I
S=-a1+sY
da < 0
P1
P0
^
^
Y1
1
da < 0.
1− c
S=-a0+sY
I=I
Y
Y0
-da
171
170
• Hierbei ergibt sich das, was als „Sparparadoxon“
bezeichnet wird: Der einzelwirtschaftliche Versuch, die
Ersparnis zu erhöhen, scheitert im gesamtwirtschaftlichen
Kontext.
• Einzelwirtschaftlich halten wir einen Menschen, der
hinreichend spart, für weise und vorausschauend. In einer
Krise wünschen sich viele eine Rückkehr zu solchen
Tugenden. Aber dieses Kalkül verschlimmert die Krise,
die Produktion bricht weiter ein und nicht einmal die
Ersparnis nimmt gesamtwirtschaftlich zu.
• Seit Keynes (1936) wird dieser Zusammenhang auch
fallacy of composition genannt, also der Irrtum, aus der
Summe einzelwirtschaftlicher Kalküle auf
172
makroökonomische Zusammenhänge zu schließen.
• Bestimmungsgröße für die gesamtwirtschaftliche
Ersparnis ist allein die Investition.
• Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass Ersparnisse keine
Restriktion für die Durchführung von Investitionen
darstellen. Wir können also nicht vermuten, dass „zu
geringe“ Ersparnisse die Durchführung einer Investition
behindern.
• Das erstaunliche Ergebnis ist, dass nicht etwa das
Zinsniveau zu einem Gleichgewicht zwischen
Investitionen und Ersparnis beiträgt.
• Eine jede Investition schafft sich durch die
Multiplikatorrunden selbst die zu ihrer Durchführung
notwendige Ersparnis.
• Das Inlandsprodukt treibt die Ersparnis auf die Höhe der
durchgeführten Investitionen.
• Bereits direkt bei Durchführung der Investition wird dies
erreicht. Alle durch den Multiplikator induzierten
Konsumgüterkäufe übertragen die Ersparnistätigkeit nur
173
auf andere Schultern.
• Eine zum Sparparadoxon ähnliche Logik ergibt sich in
einer Finanzkrise für den Bankensektor. Einzelne Banken
halten wir für solide, wenn sie relativ zu ihren teilweise
riskanten Anlagen hinreichend Reinvermögen besitzen.
Gehen die Kurse ihrer Anlagen herunter, so vermindert
sich ihr Reinvermögen. Daher sollten sie durch Verkäufe
ihre Bilanz verkürzen. Diese Maßnahme hilft aber nur der
einzelnen Bank. Alle anderen Banken werden durch die
Verkäufe und dadurch sinkenden Vermögenspreise noch
stärker in die Krise gestürzt.
• Investitionen benötigen keine „vorhandenen“
Ersparnisse, die sich z.B. in Form von Bankguthaben
angesammelt haben.
• Es reicht vielmehr aus, dass eine Bank eine Bürgschaft
für die Durchführung einer Investition ausstellt.
• Die Finanzierungsmittel entstehen dann automatisch mit
der Durchführung der Investition.
174
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2009/10
y,
s.y
y*
V. Die Aktivität des Staatesf(k)
c*
(n+δ)k
s.f(k)
• Der Versuch einzelner Banken, die Risiken ihrer
Geschäftstätigkeit zu verringern, scheitert im
gesamtwirtschaftlichen Kontext.
s.y*
175
k*
k
176
Pflichtlektüre:
Blanchard, O. (2006), Macroeconomics. 4. Aufl. S. 45-63.
Frenkel, M. und K.D. John (2006), Volkswirtschaftliche
Gesamtrechnung, 6. Aufl. S. 25-27, 41-45, 52-53, 55.
• Im Rahmen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ist
zu berücksichtigen, dass öffentliche Haushalte Güter
produzieren.
Mankiw, N. G. (2003), Macroeconomics. 5. Aufl. Worth
Publishers: S. 262-266.
• Dies sind z.B. Dienstleistungen, wie Landesverteidigung,
Rechtssicherheit und Bildung.
McDowell, M. et al. (2006), Principles of Economics, S.
717-730.
• Hierbei können keine Lagerbestandsänderungen entstehen,
da Dienstleistungen nicht lagerfähig sind.
177
• Stattdessen ist
• Zur Produktion werden vom Staat Güter und
Dienstleistungen von Unternehmen und privaten
Haushalten gekauft (V) und Arbeitsleistungen
unselbständig Beschäftigter bezogen (F).
- der Empfänger der Leistung häufig nicht bekannt,
- die Produktion unentgeltlich bereitgestellt und
• Es sind ferner Abschreibungen auf Investitionsgüter (D) im
Produktionskonto zu berücksichtigen.
Produktionskonto des öfftl. Haushalts
225
Konsumausgaben
Käufe v. Vorleist. (V) 70
des Staates (G)
Abschreibungen (D)
30
125
• Staatskonsum beinhaltet nicht Güter mit investivem
Charakter. Ausgaben für öffentliche Infrastruktur gehören
somit nicht zum Staatskonsum.
178
• Es existieren keine Verkäufe der Produktion an andere
Wirtschaftssubjekte.
• Allerdings sind die Kosten der Bereitstellung (z.B.
Abschreibungen) dem Staatskonsum zuzurechnen.
Wertschöpfung (F)
• Zu den öffentlichen Haushalten zählen die
Gebietskörperschaften und die Sozialversicherungen. Alle
öffentlichen Haushalte bilden den Sektor „Staat“.
179
- einzelne sollen oder können von der Nutzung solcher
Güter nicht ausgeschlossen werden.
• Die Bezeichnung „Konsumausgaben des Staates“
unterstellt daher, dass die Endverbraucher kollektiv die
Produktion konsumieren.
• Reine Transferzahlungen werden hiervon ausgenommen,
da diese nicht im Austausch für gegenwärtig produzierte
Güter oder Dienste geleistet werden.
180
• Manche Dienstleistungen des Staates gehen auch als
Vorleistung in den Produktionsprozess der Unternehmen
und privaten Haushalte ein.
• Eine statistische Abgrenzung zwischen Konsum und
Vorleistungen ist aber nicht möglich.
• Daher wird die gesamte Produktion vereinfachend als
Konsum bezeichnet.
• Es ergibt sich ferner die Schwierigkeit der Bewertung der
staatlichen Leistungen. Da keine Marktpreise existieren,
wird die Bewertung zu Herstellungskosten
vorgenommen.
• Durch die Bewertung zu Herstellungskosten kann das
Produktionskonto keinen Gewinn ausweisen.
181
• Die Finanzierung erfolgt weitgehend über
Zwangsabgaben (direkte und indirekte Steuern,
Sozialbeiträge).
• Über die öffentlichen Haushalte vollzieht sich der
überwiegende Teil der Einkommensumverteilung in der
Volkswirtschaft.
• Zinszahlungen auf ausstehende Verbindlichkeiten
werden als reine Einkommensumverteilung betrachtet,
nicht als Faktoreinkommen, welches aus dem
Produktionsprozess resultiert.
• Das Einkommen wird verwendet für Transferzahlungen
an die privaten Haushalte (Sozialleistungen; R) und an
Unternehmen (Subventionen; Z).
• Nach Abzug von R und Z ergibt sich das Einkommen des
öffentlichen Haushalts, welches er für Konsum,
Zinszahlung auf ausstehende Verbindlichkeiten und
Ersparnis verwenden kann.
• Die Gegenbuchungen zum Eingang der indirekten
Steuern erfolgen im Produktionskonto der Unternehmen
oder privaten Haushalte, da diese Zahlungen unmittelbar
mit der Produktion und dem Absatz eines Gutes
verbunden sind.
Einkommenskonto des öfftl. Haushalts
Transferzahlungen (R) 45
Konsumausgaben des
Staates (G)
Zinszahlungen
Ersparnis (Sst)
195
Direkte Steuern und
Sozialabgaben (Td)
225
5
20
182
• Die Gegenbuchungen zum Eingang der direkten Steuern
erfolgen im Einkommenskonto der Unternehmen oder
privaten Haushalte, da diese Zahlungen eine
Einkommensumverteilung darstellen.
100
Indirekte Steuern
abzgl. Subventionen (Ti-Z)
183
184
• Zur Vereinfachung bezeichnen wir die Unternehmen und
privaten Haushalten als privaten Sektor und verwenden
zur Kennzeichnung den Index „p“.
• Das vom Staat gebildete Vermögen wird im
Vermögensänderungskonto abgetragen.
• Der Staat kann Investitionsgüter vom privaten Sektor
kaufen. Diese Investitionen gehen nicht in der laufenden
Produktion unter. Hierfür muss der Staat allerdings
Abschreibungen vornehmen.
• Für die staatliche Ersparnis muss eine Gegenbuchung im
Vermögensänderungskonto erfolgen.
185
• Werden die jeweiligen Konten für alle Sektoren zu
gesamtwirtschaftlichen Konten zusammengefasst, so
ergibt sich das unten stehende Flussdiagramm.
Td - R 145
Einkommenskonto
Produktionskonto
V 400
Vermögensänderungskonto des öfftl. Haushalts
Bruttoinvestitionen des
Staates (IBSt)
70
30
Abschreibungen (D)
20
Ersparnis (SSt)
186
20 Finanzierungsdefizit (BD)
Werden indirekte Steuern (abzüglich Subventionen)
berücksichtigt, so ergibt sich das Nettoinlandsprodukt
zu Marktpreisen:
YM=C+G+IP+ISt = 1015
Vermögensänderungskonto
IbP 220
IbSt 70
DP 140
DSt 30
• Der Staat kann ein Defizit durch Kreditaufnahme
finanzieren. In diesem Fall weisen die
Vermögensänderungskonten der anderen Sektoren einen
Überschuss auf.
Bei der Bestimmung des Nettoinlandsprodukts können
nun zwei verschiedene Preisniveaus zu Grunde gelegt
werden. Güter können zu Marktpreisen oder zu
Herstellungskosten bewertet werden.
SSt 20
SP 100
F
C
G
Ti-Z
915 670 225 100
• Im Gegensatz zu einem gesamtwirtschaftlichen
Vermögensänderungskonto einer geschlossenen
Volkswirtschaft muss das eines einzelnen Sektors nicht
ausgeglichen sein.
187
188
Werden alternativ die indirekten Steuern (abzüglich
Subventionen) herausgerechnet, so ergibt sich
derjenige Anteil des Inlandsprodukts, welcher dem
„Volk“ als Faktoreinkommen zufließt. Es resultiert das
Volkseinkommen:
Werden alle Produktionskonten zusammengefasst, so
ergibt sich das gesamtwirtschaftliche
Produktionskonto:
Gesamtwirtschaftliches Produktionskonto
Indirekte Steuern ./.
225
Konsumausgaben
Subventionen (Ti-Z)
des Staates (G)
100
Volkseinkommen=F = 915
Abschreibungen (D)
170
670 Privater Konsum (C)
Wertschöpfung (F)
915
220
Private Invest. (IbP)
70
Staatl. Invest. (IbSt)
Yb M
189
Da gilt
YM=C+G+IP+ISt ,
190
• Wird das Vermögensänderungskonto des Staates
(SSt+BD= ISt ) mit demjenigen des privaten Sektors (SP=
IP+BD ) aggregiert, so folgt:
folgt YM -Ti+Z-Td+R -C=G+IP+ISt - Ti+Z -Td+R .
F
S=SP+SSt= IP +ISt .
Der Term auf der linken Seite entspricht der privaten
Ersparnis. Damit folgt:
SP= IP+G+ISt- Ti+Z -Td+R.
• Wir benötigen eine Theorie, mit der die Wirkung genau
bestimmt wird.
BD
Private Ersparnis und private Nettoinvestitionen können
im Ausmaß des Finanzierungsdefizits voneinander
abweichen.
• Ein Anstieg des Staatskonsums (SSt sinkt) könnte also
entweder zu einem Anstieg der privaten Ersparnis oder zu
einem Rückgang der (privaten) Investitionen führen.
191
192
• Für eine modelltheoretische Berücksichtigung des Staates
werden folgende Annahmen gemacht.
• Der Staat fragt das Güterbündel Y für öffentliche Zwecke
nach (G). Er erhebt Zwangsabgaben (T=Td). Dies sind die
Steuern und Sozialversicherungsbeiträge. Der Staat zahlt
Transferzahlungen an private Haushalte (R).
• Staatl. und private Investitionen werden zusammengefasst,
(I).
• Indirekte Steuern (Ti) und Subventionen (Z) werden
vernachlässigt. Diese können parallel zu den direkten
Steuern (Td) und Transferzahlungen an Haushalte (R)
modelliert werden.
• Haushalte planen ihren Konsum in Abhängigkeit vom
verfügbaren Einkommen Yv=Y-T+R.
Das Gütermarktmodell mit Staat
(1) Y=YD
(2)
Fünf Gleichungen und
fünf endogene Variablen:
YD=C+I+G
(3) C=a+cYv ;(a>0, 0<c<1)
Y, YD, C, Yv, T
(4) Yv=Y–T+R
Exogene Variablen: G, T0,
R, I, t
(5) T=T0+tY ;(T0>0, 0≤t<1)
193
• Zur Berechnung des Gleichgewichtseinkommens werden
die Verhaltenshypothesen, Definitionen und
institutionellen Beziehungen in die
Gleichgewichtsbedingung (1) eingesetzt:
194
Y,
Y D,
C
I
C+G
S
Y = a + c(Y – T0 – tY + R) + I + G
C=a+c(1-t)Y-c(T0-R)
1
⇒ Yˆ =
( a − cT0 + cR + I + G ) .
1 − c(1 − t )
Multiplikator
YD=C+I+G
P0
autonome
Komponenten
45°
195
Y^0
Y
196
Im Rahmen einer komparativen Statik lässt sich die
Wirkung einer Veränderung einer autonomen
Komponente auf das Inlandsprodukt durch das totale
Differential bestimmen:
Der Anpassungsprozess zum neuen Gleichgewicht lässt
sich graphisch illustrieren:
G Ç Î YÇ Î YvÇ Î CÇ
TÇ
1
dY =
( da − cdT0 + cdR + dI + dG ) .
1 − c(1 − t )
Multiplikator
SÇ
Sickerverluste
Im Falle einer Erhöhung der autonomen Steuern oder
Senkung der Transferzahlungen ergibt sich folgende
Anpassung:
Veränderungen der
autonomen Komponenten
= Impulse
RÈ
Y È Î Yv È Î C È
197
TÈ
SÈ
Sickerverluste198
Eine Erhöhung des Staatskonsums geht mit einem
erhöhten Budgetdefizit einher. Dieser Anstieg wird jedoch
durch den Multiplikatorprozess gedämpft.
Das Haavelmo Theorem
Für das Budgetdefizit (BD) gilt:
BD= G + InSt+ R – T = G + InSt + R – T0 – tY.
Wir unterstellen eine vollständig durch Steuern finanzierte
Steigerung der Staatskonsums, d.h. dBD = 0; dG = dT0 > 0.
Mit da=dR=dI=0 folgt:
Das totale Differential (mit dInSt = dT0 = dR = dt = 0)
erbringt:
dBD= dG – tdY.
Von einer gleichzeitigen Erhöhung des Staatskonsums und
Steuern geht ein positiver Impuls aus, (Haavelmo 1945).
dY =
Einsetzen für dY erbringt:
(1 − c )(1 − t ) > 0; < 1.
dBD
1
= 1− t
=
dG
1 − c(1 − t )
1 − c(1 − t )
1
1− c
dG.
( −cdT0 + dG ) =
1 − c(1 − t )
1 − c(1 − t )
Werden die Steuern nur pauschal erhoben, ist also der
Steuersatz (t) Null, so gilt dY=dG (Haavelmo-Theorem).
199
200
Der Staat hat hier zusätzlich die Möglichkeit, den
Steuersatz, t, zu variieren. Die Auswirkung lässt sich
mit Hilfe der zusammengefassten Gleichung
analysieren:
Y = a + c(Y – T0 – tY + R) + I + G
Bei totaler Differentiation ist nun die Produktregel
anzuwenden. Mit da=dT0=dR=dI=dG=0 folgt:
Exkurs 1: Das Wirtschaftsministerium hat seine
Wachstumsprognose im April 2004 für das laufende Jahr von 1,7%
auf 1,4% reduziert. Eine Reduktion des Wachstums um 0,5
Prozentpunkte bewirkt Mindereinnahmen bei den Steuern i.H.v. 2
Mrd. €. Noch stärker fallen die Defizite bei den
Sozialversicherungen aus. Gemäß einer Faustregel beträgt das
Defizit bei der Arbeitslosenversicherung 3 Mrd. €, weitere 2 Mrd.
€ bei der Arbeitslosenhilfe sowie 0,5 Mrd. € bei der Rentenkasse.
dY = cdY – ctdY – cYdt
Ù dY(1 – c + ct) = – cYdt
dY =
• Welcher Multiplikator ergibt sich, wenn R=R0-rY angenommen
wird?
1
( −cYdt ) .
1 − c(1 − t )
Multiplikator
• Was könnte mit dem Begriff „automatischer Stabilisator“
bezüglich der Steuern und der Sozialversicherung gemeint sein?
Impuls
201
Exkurs 2:
Eine erhöhte Verschuldung des Staates führt notgedrungen in
der Zukunft zu erhöhten Steuerzahlungen. Wieso ist diese
Überlegung im Rahmen der Keynesschen absoluten
Einkommenshypothese irrelevant? Könnten zukünftige
Steuerzahlungen trotzdem einen Einfluss auf den
gegenwärtigen Konsum ausüben? Erläutern Sie dies! Wieso
könnte in dieser Hinsicht eine Erhöhung des Staatskonsums
ohne Einfluss auf das Inlandsprodukt bleiben
(Ricardianisches Äquivalenztheorem)?
203
202
Exkurs 3:
• Eine genauere Behandlung der offenen Volkswirtschaft
wird in einem späteren Kapitel erfolgen.
• Im Rahmen der Multiplikatoranalyse lässt sich bereits
hier berücksichtigen, dass Konsumprodukte teilweise
importiert werden.
• Ein Anstieg der Konsumausgaben führt dann aber nicht
mehr vollständig zu einem Anstieg der inländischen
Nachfrage.
• Ein Anstieg des verfügbaren Einkommens um 1 erhöht
den Konsum um c und die Importe um m. Dann steigt
die inländische Nachfrage nur um c-m.
• Im Modell könnte dann die Konsumhypothese (4)
modifiziert werden, so dass sie nur die Nachfrage nach
inländischen Konsumprodukten erfasst: Ci=a+(c-m)Yv.204
• Eine autonome Erhöhung der Investitionen induziert
nun die folgende Ausweitung des Inlandsprodukts.
1
dY =
dI .
1 − ( c − m ) (1 − t )
Multiplikator Impuls
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2009/10
y,
s.y
y*
VI. Investition und Zins
Der Anpassungsprozess bei einer Steigerung der
Exportnachfrage lässt sich graphisch illustrieren:
c*
SÇ
JÇ
(n+δ)k
s.f(k)
I Ç Î YÇ Î YvÇ Î CiÇ
TÇ
f(k)
s.y*
Sickerverluste
205
k*
k
206
Pflichtlektüre:
Mankiw, N. G. (2003), Macroeconomics. 5. Aufl. S. 267271.
Blanchard, O. (2006), Macroeconomics. 4. Aufl. S. 341349.
207
• Die folgenden drei Abschnitte stellen ein
makroökonomisches Modell für eine geschlossene
Volkswirtschaft vor. Ziel ist es, Inlandsprodukt, Realzins
und Inflationsrate miteinander in Beziehung zu bringen.
• In dem Modell wird das nachgefragte Inlandsprodukt
maßgeblich vom Realzins beeinflusst. Dieser wiederum
wird von der Zentralbank festgelegt. Abweichungen von
nachgefragten und angebotenem Inlandsprodukt führen
zu Änderungen der Inflationsrate. Auf diese reagiert
wiederum die Zentralbank mit einer Änderung des
Realzinses.
208
• Wir betrachten ein einzelwirtschaftliches
Investitionskalkül.
• Hierbei wird die Methode des internen Zinsfußes
angewandt.
• Es findet eine Abwägung statt zwischen der
erwarteten Rendite und den Kosten (oder
Opportunitätskosten) der Investition.
• Die Investitionsnachfrage wird ausgedehnt, bis der
interne Zinsfuß (ρ) dem nominalen Zinssatz
entspricht.
• In diesem Fall ist der Kapitalwert der Investition (also
der Barwert der zukünftigen Erträge abzüglich der
Anschaffungsausgaben) gleich Null.
Ausgangspunkt des Modells sind die
Bestimmungsgrößen der Investitionstätigkeit. Hierfür
werden verschiedene Variablen angeführt:
• Der Realzins (r).
• Zukünftige Ertragserwartungen (E).
• Staatliche Anreize (Steuern und
Abschreibungsgeschwindigkeit)
Die ersten beiden Bestimmungsgrößen leiten wir hier
genauer her. Die dritte Größe kann exogen vom Staat
festgelegt werden.
209
• In einer inflationsfreien Welt gilt für den internen
Zinsfuß (ρ), die Anschaffungsausgaben (A0), die
realen Nettoeinnahmen der Periode i (Ei) und die
Lebensdauer des Investitionsobjektes (n) folgender
Zusammenhang:
E3
En
E
E2
A0 = 1 +
+
+ ... +
.
2
3
n
1 + ρ (1 + ρ ) (1 + ρ )
ρ
1
+
(
)
Bei konstanten erwarteten Nettoeinnahmen (Ei=E) und
unendlich langer Lebensdauer des Investitionsobjektes
n → ∞ folgt:
⎛
⎞ E
1
E
=
−
=
⇔
=
ρ
E
1
.
⎜
⎟
i
⎜
⎟
−
+
A
ρ
ρ
1
1
1
(
)
j =1 (1 + ρ )
0 211
⎝
⎠
∞
A0 = E ∑
210
• Ein Investor wird nun einen Vergleich anstellen zwischen
dem internen Zinsfuß (ρ) und dem nominalen Marktzins
(i).
• Falls ρ > i ist der Kapitalwert der Investition größer als
Null; das Investitionsobjekt wird durchgeführt.
• Falls ρ < i ist der Kapitalwert der Investition kleiner als
Null; das Investitionsobjekt wird nicht durchgeführt.
• In einer Wirtschaft mit Inflation ist diese Berechnung
anzupassen.
1
212
Für die USA ergibt sich folgender
Zusammenhang zwischen den nominalen und
den realen Zinsen
Zinsniveau
(Prozent pro
Jahr)
15
Nominales
Zinsniveau
10
5
0
Reales Zinsniveau
-5
1965
1970
1975
1980
1985
1990
, Monatsbericht, Juli 2001
213
• Im Falle von Inflation werden automatisch alle
zukünftigen realen Erträge, Ei, mit der Inflationsrate
nominal ansteigen. Es gilt folgender Zusammenhang
bei unendlich langer Laufzeit:
(1 + π ) Ei
A0 = ∑ i =1
i
(1 + ρ )
∞
214
1995 1998
i
• Hieraus folgt bei konstanten erwarteten realen
Nettoeinnahmen (Ei=E) und unter der Annahme einer
geringen Inflationsrate (1+π ~ 1):
i
⎛
⎞
1
E
∞ (1 + π )
=
−
≈
1
A0 = E ∑ i =1
E
⎜
⎟
i
⎜ 1 − (1 + π ) (1 + ρ ) ⎟ ρ − π
(1 + ρ )
⎝
⎠
E
⇔ρ=
+π
215
A0
• Ein Investor erwartet, dass der interne Zinsfuß (ρ) mit der
Inflationsrate steigt. Er vergleicht ρ mit dem nominalen
Zinssatz i=r+π.
• Falls ρ > i Ù E/A0 > r ist der Kapitalwert der
Investition größer als Null; das Investitionsobjekt wird
durchgeführt.
• Falls ρ < i Ù E/A0 < r ist der Kapitalwert der
Investition kleiner als Null; das Investitionsobjekt wird
nicht durchgeführt.
• Die Höhe der insgesamt in einer Volkswirtschaft
durchgeführten Investitionen lässt sich graphisch dadurch
bestimmen, dass alle Investitionen gemäß ihrem realen
Ertrag E im Verhältnis zu den Anschaffungskosten A0
216
angeordnet werden.
• Die Investitionsnachfrage lässt sich auch als stetige
Funktion darstellen.
r, E/A0
E1/A0
• Der bisherige Fall zinsunabhängiger Investitionen ergäbe
sich bei I r = 0, also bei einer vertikal verlaufenden
Kurve.
E2/A0
E3/A0
r=r0
E4/A0
E5/A0
r
I(r)
I
I1
I2
I3
I4 I5
Iˆ
r = r0
• Investoren werden ihre Nachfrage so lange
ausdehnen, bis gilt: E/A0 = r.
217
• Verbessern sich die Zukunftsaussichten, d.h. für alle
Projekte steigt der erwartete reale Erträge E, so
verschiebt sich die Investitionskurve nach oben.
I(r)
I
218
• Sollten aber steigende Investitionen nicht zu einer
Erhöhung des Realzinsniveaus führen, da die
Investoren die Preise für knappe Finanzierung
(Ersparnisse) und damit die Zinsen nach oben
treiben?
• Bei gegebenem Realzins werden mehr
Investitionsprojekte durchgeführt.
r
Iˆ
I1(r)
• Nein, denn makroökonomisch erzeugen
Investitionen die zu ihrer Durchführung
erforderlichen Ersparnisse selbst.
• Zusätzliche Investitionen führen zu erhöhten
Einkommen, die nur als Ersparnisse die
Multiplikatorrunden verlassen können.
r = r0
Iˆ0
I
Iˆ1
219
220
• Sinkende Realzinsen erhöhen die Investitionen.
• Steigende Investitionen erhöhen die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage.
• Hierdurch steigt die Produktion und führt zu einem
erneuten Anstieg des privaten Konsums.
• Es ergibt sich ein Multiplikatorprozess, der das
Inlandsprodukt insgesamt stark ansteigen lässt.
• Hieraus ergibt sich
r
ein negativer
IS-Kurve
Zusammenhang
zwischen dem
Realzins und dem
Inlandsprodukt.
Y
• Punkte außerhalb der IS-Kurve bedeuten, dass die
Dynamik der Multiplikatorrunden noch nicht
abgeschlossen ist.
r
P1
P‘2
221
• In Anlehnung an das Gütermarktmodell in
Abschnitt V haben diverse Lageparameter einen
Einfluss auf die Lage der IS-Kurve.
r
IS
IS
GÇ, T0È, RÇ ,
a Ç, E Ç
GÈ, T0Ç,
RÈ, a È, E È,
Y
223
P‘1
P2
Y
222
• Neben den bisher bekannten Einflussgrößen
(Staatskonsums, autonome Steuern,
Transferzahlungen, autonomer Konsum) sind nun
zwei weitere Einflussgrößen auf das Inlandsprodukt
zu erwähnen.
• Der Realzins steht an der Ordinate, bewirkt also eine
negative Neigung der Kurve.
• Die zukünftigen Erwartungen bezüglich realer
Erlöse für Investitionsprojekte, E, stellen einen
Lageparameter der IS-Kurve dar. Optimistische
Zukunftserwartungen erhöhen die
Investitionsneigung und verschieben die IS-Kurve
nach rechts.
224
• Wie stabil und sicher sind aber die zukünftigen
Erwartungen? Dies wurde zumeist kontrovers
diskutiert. Die Krise der letzten Jahre hat deutlich
gemacht, dass zukünftige Erwartungen sehr unsicher
sind und dass Investitionen stark davon abhängen,
wie optimistisch Investoren in die Zukunft blicken.
• Dabei kann der Optimismus des einen denjenigen
des anderen wecken. Genauso kann der
Pessimismus eines Investors andere zu ähnlich
düsteren Voraussagen bewegen.
225
• Aus vielen Gründen treten solche Abhängigkeiten
zwischen Investoren in einer Volkswirtschaft auf.
• So möchte ein Investor die Möglichkeit haben, sein
Anlagevermögen in der Zukunft zu verkaufen, kann
dies aber nur, wenn andere Akteure im Markt aktiv
sind.
• Zulieferbetriebe für notwendige Vorprodukte
entstehen nur dann, wenn hierfür viele konkurrierende
Abnehmer existieren.
• Der Optimismus eines Investors kann andere
anstecken, nicht zuletzt deshalb, weil diese einen
Informationsvorsprung bei dem aktiven Investor
vermuten.
227
• Zwei Investoren überlegen sich z.B., ob sie ein Haus
in New Orleans nach der Flutkatastrophe wieder
aufbauen wollen.
• Keiner möchte aber ohne Nachbarn leben. Hierbei
ergibt sich dann ein Koordinationsproblem und zwei
Gleichgewichte:
Ertrag
Investor 1
Nein
Ja
Investor 2
Nein
0
-2
Ja
0
0
0
5
-2
5
• Sofern ein Investor eher pessimistische Einstellungen
von anderen vernimmt, wird er seine Investitionen
ebenfalls zurückstellen. Das Gleichgewicht ohne
226
Investitionen resultiert.
Exkurs 1:
• Die Realzinsen beeinflussen nicht nur die Investitionen.
• Mit sinkenden Realzinsen steigen die Kurse von
Anleihen und Aktien.
• Das Nettovermögen der privaten Haushalte steigt
hierdurch an.
• Beim Konsumverhalten ist ein Einfluss des Vermögens
plausibel. Ein Anstieg des Vermögens wird zu einem
erhöhten realen Konsum führen.
• Auch hiermit wird eine negative Steigung der IS-Kurve
belegt.
228
Exkurs 2:
• Ein weiterer Grund für eine negative Steigung der ISKurve betrifft den Devisenmarkt.
• Sinkende Realzinsen lassen Finanzanlagen im Ausland
attraktiver erscheinen. Anlagen in Inland sind
demgegenüber unattraktiver.
• Dies induziert Kapitalexporte, welche bei flexiblen
Wechselkursen den Kurs der ausländischen Währung, z.B.
dem Dollar, ansteigen lassen, der Wert der heimischen
Währung sinkt (z.B. von e=1,60 $/€ auf e=1,50 $/€).
• Aufgrund des teuren Dollar nehmen Güterimporte aus den
USA ab. Europäische Güter können demgegenüber
leichter exportiert werden.
• Insgesamt erhöht sich der Außenbeitrag und damit die
229
Nachfrage nach Inlandsgütern.
Eine Berücksichtigung des Auslands führt zudem dazu, dass
die folgenden Lageparameter zu Verschiebungen der ISKurve führen:
Auslandskonjunktur. Ein Konjunkturaufschwung in den
USA bewirkt, dass verstärkt Exporte dorthin getätigt
werden können. Die IS-Kurve verschiebt sich nach rechts.
Wechselkurs. Verringert sich durch die Aktionen von
Spekulanten oder durch Kapitalflucht der Kurs des Euro,
so erhöht sich der Außenbeitrag. Die IS-Kurve verschiebt
sich nach rechts.
230
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
Exkurs 3:
• Das aktuelle Inlandsprodukt kann auf die Höhe der
Investitionen wirken (Akzeleratorhypothese). Dies kann
zum einen daraus resultieren, dass sich in einer Rezession
Pessimismus durchsetzt und die Ertragserwartungen, E,
nach unten revidiert. Zum anderen sinken oftmals in einer
Rezession die Buchwerte der Aktiva. Hierdurch sinkt die
Kreditwürdigkeit von Unternehmen und die für
Investitionen notwendigen Kredite werden nicht bereit
gestellt.
• Dieses Verhalten liefert einen weiteren Grund dafür, dass
Schwankungen der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage sich
selbst verstärken. Es gilt dann I=I(Y,r).
• Frage: Was gilt in diesem Fall für das Sparparadoxon, also
den einzelwirtschaftlichen Versuch, mehr zu sparen durch
231
Erhöhung der Sparquote?
WS 2009/10
y,
s.y
y*
VII. Zinssatz und Gütermarkt f(k)
bei
(n+
δ)k
konstanter Inflation
c*
s.f(k)
s.y*
k*
k
232
Pflichtlektüre:
Lambsdorff, J. Graf und C. Engelen (2007), Das
Keynesianische Konsensmodell, WiST,
Wirtschaftswissenschaftliches Studium, August, S. 387394.
Jarchow, H.-J. (2003), Theorie und Politik des Geldes.
11. Aufl. 40-43 und 70-77.
Keynes, J.M. (2008), On Air – Der Weltökonom am
Mikrofon der BBC. S. 71-77.
Romer, D. (2006), Short-Run Fluctuations. Manuskript,
University of California, Berkeley, S. 1-19,
http://elsa.berkeley.edu/~dromer/
• Die vorherigen Abschnitte hatten gezeigt, dass
Investitionen sich die zu ihrer Finanzierung
notwendigen Ersparnisse selbst erzeugen aufgrund
des Multiplikatorprozesses.
• Wie wird dann aber der Realzins bestimmt?
• Wir hatten in Abschnitt III bereits gesehen, dass
der nominale Zinssatz von der Zentralbank
bestimmt wird.
• Die Zentralbank beobachtet permanent die
laufende und in der Zukunft erwartete Inflation.
233
• Wird dieser Wert vom nominalen Zinsniveau
subtrahiert, so ergibt sich das reale Zinsniveau.
• Die Zentralbank führt die Geldpolitik durch mit dem
Ziel, makroökonomische Größen optimal zu steuern.
• Da hohe Realzinsen die Investitionen dämpfen und
niedrige Realzinsen zu einem expansiven Impuls
führen, wird die Zentralbank der Höhe der
Realzinsen besondere Aufmerksamkeit schenken.
• Sie wird daher direkt das Realzinsniveau steuern.
235
234
• Bei hoher Inflation wird die Zentralbank den
Realzins erhöhen. Hierdurch soll der Preisauftrieb
gedämpft werden.
• Bei zu niedriger Inflation wird der Realzins gesenkt,
damit zusätzliche gesamtwirtschaftliche Nachfrage
entsteht.
• Ist das reale Inlandsprodukt, Y, niedriger als das
potentielle Inlandsprodukt, so resultiert
Arbeitslosigkeit und vorhandene Kapazitäten an
Sachkapital sind ungenutzt. Die Zentralbank steuert
dem durch Senkung des Realzinses entgegen.
236
• Ist das Inlandsprodukt höher als sein potentielles Niveau,
so müssen Arbeitskräfte Überstunden machen.
Sachkapital wird übermäßig verschleißt. Um die
Wirtschaft zu dämpfen wird die Zentralbank den
Realzins erhöhen.
• Es ergibt sich eine geldpolitische Reaktionsfunktion, die
positiv vom realen Inlandsprodukt und ebenfalls positiv
von der Inflationsrate abhängig ist.
• Diese Regel wird als Taylor-Regel bezeichnet:
r = r '+ λP (Y − Y ) + λI π ;
r ', λP , λI > 0
237
238
• Dies impliziert, dass r' einen von der Zentralbank im
langfristigen Mittel für geeignet angesehenen Realzins
bezeichnet.
• Hierbei bezeichnen λP das Ausmaß mit dem die
Zentralbank auf Schwankungen des Inlandsprodukts
reagiert. Je ausgeprägter der Wunsch nach einer
Stabilisierung des Inlandsprodukts, desto größer fällt
dieser Parameter aus.
• Eine Änderung von r' bringt eine bewusste Änderung der
geldpolitischen Ausrichtung zum Ausdruck.
• Mit einem Anstieg von r' wird der Übergang zu einer
restriktiveren geldpolitischen Regel ausgedrückt.
• Analog fällt λI groß aus, falls bereits kleine
Schwankungen der Inflationsrate vermieden werden
sollen.
• Sofern die Zentralbank eine Inflationsrate größer als Null
anstrebt, wäre dies im letzten Term zu berücksichtigen,
worauf wir hier verzichten.
239
• Mit einem Senken von r' wird ausgedrückt, dass die
Zentralbank gezielt eine laxerer geldpolitische Regel
verfolgt.
• Hiervon ist eine fehlerhafte Realzinssteuerung der
Zentralbank zu unterscheiden, die durch ein Abweichen
von der MP-Kurve dargestellt wird.
240
• Wir setzen dabei den Wert für das potentielle
Inlandsprodukt, Y , auf 100 und passen den Wert der
Güternachfrage, Y, dementsprechend an.
• Damit erhalten wir eine Kurve, welche die monetäre
Politik der Zentralbank beschreibt. Diese Kurve
bezeichnen wir als MP-Kurve.
• Bei einem Produktionspotential von 2500 Mrd. € und
einer Güternachfrage von 2400 Mrd € schreiben wir
dann:
• Sie hat eine positive Steigung.
Y −Y =
• Ein Anstieg der Inflation oder ein Übergang zu einer
restriktiveren geldpolitischen Regel (r' steigt)
verschieben die MP-Kurve nach oben.
2400 − 2500
× 100 = 96 − 100
2500
r
• Wir bringen somit zum Ausdruck, dass die
Güternachfrage 4% unterhalb des Produktionspotentials
liegt.
• Taylor schlägt als Werte für λP und λI jeweils 0,5 vor.
MP-Kurve
π↑; r'↑
Y
241
• Die IS-Kurve sei durch die folgende Gleichung
charakterisiert (b0 bezeichnet die in den vorherigen
Abschnitten identifizierten Einflüsse).
Y = b0 − b1r;
242
• Im Gleichgewicht muss die nominale Geldmenge,
Ln, mit der Inflationsrate steigen.
b0 , b1 > 0.
• Die geldpolitische Regel und die IS-Kurve können
zusammengefasst werden, um das gleichgewichtige
Inlandsprodukt und den hierzu gehörigen Realzins
zu bestimmen.
• Dies zeigt ein Blick auf die
Geldnachfragegleichung.
Ln = P ⋅ L(Y , r + π e )
• Da im Gleichgewicht der Realzins, die erwartete
Inflationsrate und das Inlandsprodukt konstant sind,
ist auch die reale Geldnachfrage konstant.
• Dies ergibt sich nur bei einer proportionalen
Entwicklung von Geldmenge und Preisniveau.
r
IS
MP
r0
• So lange somit der Zinssatz konstant ist, gilt die
Quantitätsgleichung.
P0
Y0
Y
243
244
• Die Erhöhung des Staatskonsums auf ein dauerhaft höheres
Niveau verschiebt die IS-Kurve nach rechts.
Erhöhung der Staatskonsums
• Aufgrund des Anstiegs des Inlandsprodukts ergibt sich eine
Überauslastung der Kapazitäten.
IS1
r
IS0
b0Ç
• Die Zentralbank wird gemäß ihrer Reaktionsfunktion den
Realzins erhöhen.
MP
rA
r0
P0
Y0
PA
YA
• Die Inflationsrate ist kurzfristig konstant. Daher bleibt die
MP-Kurve unverändert in ihrer Lage. Es ergibt sich ein
neues Gleichgewicht im Punkt PA.
Y
• Das Inlandsprodukt ist angestiegen, allerdings ist der
Anstieg gedämpft, da die höheren Realzinsen die
Investitionen reduzieren.
245
246
• Der Anstieg des Inlandsprodukts fällt insgesamt
geringer aus als bei der bisherigen
Multiplikatoranalyse.
Straffere geldpolitische Regel
• Die Zentralbank wirkt stabilisierend einer Ausweitung
des Inlandsprodukts entgegen.
r
• Dies wird auch in der Literatur als „Dämpfungseffekt
des Geldmarkts“ oder genauer als „Dämpfungseffekt
der Zentralbankpolitik “ bezeichnet.
247
MP1
IS0
rA
r0
r'Ç
MP0
PA
P0
YA
Y0
Y
248
• Eine straffere geldpolitische Regel verschiebt die MPKurve nach oben.
• Der Realzins erhöht sich.
• Aufgrund des steigenden Realzinses sinkt das
Inlandsprodukt.
• Eine straffere geldpolitische Regel geht mit einer
einmaligen Reduktion der Geldmenge einher.
• Dies zeigt die Gleichung für die Geldnachfrage:
Ln = P ⋅ L(Y , r + π e )
• Dies wiederum bewirkt, dass die Erhöhung des
Realzinses etwas gedämpft wird.
• Es ergibt sich ein Gleichgewicht in PA bei kurzfristig
konstanter Inflationsrate.
• Da das Inlandsprodukt sinkt und der Realzins
steigt, sinkt die reale Geldnachfrage.
249
• Wieso geht eine einmalige Reduktion der Geldnachfrage
mit einem Sinken des Inlandsprodukts einher?
• Teilweise finden sich hier irreführende,
vulgärökonomische Argumente für diesen
Zusammenhang, z.B. : „Die Güternachfrage verringert
sich weil weniger Geld für Konsumzwecke zur
Verfügung steht“.
• Dieses Argument ist falsch, denn für Konsum ist
Einkommen notwendig. Geld wird zu
Transaktionszwecken gehalten. Konsumgüter werden
verbraucht, Geld nicht.
• Der Grund besteht vielmehr darin, dass durch den
höheren Realzins die Investitionen sinken und als
Begleiterscheinung auch die Geldnachfrage sinkt.
251
250
Liquiditätsfalle
• Die Zentralbank kann keine negativen nominalen
Zinssätze am Markt durchsetzen.
• Ein Grund für dieses Versagen besteht darin, dass die
Geschäftsbanken keine Kredite mit negativen
Nominalzinsen vergeben, weil sie stattdessen die
Geldhaltung bevorzugen.
• Dies wird als Liquiditätsfalle bezeichnet, da alle
Wirtschaftssubjekte eine unbegrenzte Neigung zur
Haltung von Liquidität hätten.
• Bei einer Inflationsrate von Null kann die Zentralbank
dann keine negativen Realzinsen erreichen.
252
Expansivere geldpolitische Regel mit Liquiditätsfalle
• Statt Punkte auf der MP-Kurve zu erreichen muss die
Zentralbank dann von dieser Kurve abweichen.
r
• Unterhalb von r=0 gilt die MP-Kurve nicht mehr.
IS0
MP
P0=P1
r0=0
• Eine expansivere geldpolitische Regel ist dann ohne
Einfluss auf r.
r'↓
Y
Y0=Y1
• Demzufolge kann sich auch kein Anstieg der
Investitionen und des Inlandsprodukts einstellen.
• Eine Änderung der geldpolitischen Regel ist in der
Liquiditätsfalle somit wirkungslos.
253
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
254
Pflichtlektüre:
WS 2009/10
Lambsdorff, J. Graf und C. Engelen (2007), Das
Keynesianische Konsensmodell, WiST,
Wirtschaftswissenschaftliches Studium, August, S. 387394.
y,
s .y
y*
VIII. Das makroökonomischef(k)
Konsensmodell
c*
(n+δ)k
s.f(k)
Romer, D. (2006), Short-Run Fluctuations. Manuskript,
University of California, Berkeley, S. 44-70,
http://elsa.berkeley.edu/~dromer/
Taylor, J.B. und A. Weerapana (2009), Economics, 6.
Aufl. S. 672-693; 694-708.
s.y*
k*
k
255
256
Weiterführende Lektüre:
Blanchard, O. (2006), Macroeconomics. 4. Aufl. S. 1215.
Burda, M. und C. Wyplosz (2005), Macroeconomics – A
European Text. 4. Aufl. S. 281-302.
Mankiw, N. G. (2003), Macroeconomics. 5. Aufl. S. 358371.
• Bisher haben wir ein konstantes Inflationsniveau
unterstellt.
• Tatsächlich aber schwankt die Inflationsrate und
reagiert auf geld- und fiskalpolitische Aktionen.
• Wir müssen daher die Bestimmungsfaktoren der
Inflationsrate herausarbeiten und die Rückwirkung
auf Realzins und Inlandsprodukt modellieren.
• Das gesamtwirtschaftliche Angebot wird langfristig
von den Einsatzfaktoren und dem technischen
Fortschritt bestimmt.
257
•
•
•
•
•
Dieses langfristige Niveau wird auch als „potentielles
Inlandsprodukt“ bezeichnet oder als
„Vollbeschäftigungsproduktion“.
Wir hatten das entsprechende Niveau im Rahmen eines
Wachstumsmodells bestimmt.
Hat die Inflationsrate hierauf einen Einfluss?
Zum einen existieren Kosten der Inflation
(Schuhlederkosten, Menukosten …), welche einen
negativen Einfluss nahelegen.
Zum anderen wird darauf verwiesen, dass diese Kosten bei
mäßiger Inflation gering sind und zu starre Preise auch die
Anpassungsfähigkeit einer Volkswirtschaft behindern.
259
258
•
•
•
Für das letztere Argument spricht auch, dass es in
Betrieben oftmals schwer ist, die Löhne zu senken, auch
wenn die wirtschaftliche Lage dies erfordert.
Bei mäßiger Inflation könnte demgemäß bei konstantem
nominalen Lohn stetig (und ohne drohenden Streik) das
passende reale Lohnniveau erreicht werden.
In Abwägung der konträren Argumente erscheint die
Annahme vertretbar, dass insgesamt die Inflationsrate
keinen Einfluss auf das langfristige Inlandsprodukt besitzt.
π
Y
Y
260
•
• Im Falle eines Zustroms von Arbeitskräften, Kapital
oder natürlichen Ressourcen sowie bei technischem
Fortschritt erhöht sich das „potentielle
Inlandsprodukt“ und die Angebotskurve verschiebt
sich nach rechts.
• Kurz- und mittelfristig ist es jedoch möglich, dass das
gesamtwirtschaftliche Angebot von diesem
langfristigen Niveau abweicht.
• Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Inflationsrate
kurzfristig konstant ist. Dies resultiert einerseits aus
Menukosten.
•
So sind Löhne kurzfristig fixiert (sticky wages).
Lohnverhandlungen werden nur alle 1-2 Jahre
durchgeführt. Hierbei wird die zukünftige Inflationsrate
abgeschätzt und als Zuschlag auf den Lohn gewährt. Oder
es wird ein Ausgleich für die Inflation der Vergangenheit
gewährt. Für den Zeitraum des Vertrages bleibt das
Lohnniveau dann konstant.
Genauso sind Preise kurzfristig konstant (sticky prices).
Preise werden je nach Branche teilweise seltener als
einmal pro Jahr angepasst. Bei der Bestimmung des
Preisniveaus wird die Inflationsrate der Vergangenheit und
die für die Zukunft erwartete Rate berücksichtigt.
261
•
•
•
Angenommen, ein Wirtschaftssubjekt hat Information
über eine verringerte gesamtwirtschaftliche Nachfrage.
Trotzdem könnte es davon absehen, den Preis seines Gutes
(oder den Lohn) zu senken, sofern diese Information nicht
allen Anbietern von Gütern, Diensten oder
Faktorleistungen zur Verfügung steht (sticky information).
Wirtschaftssubjekte ohne Besitz der Information werden
Preise und Löhne nicht verringern, sondern sich nur an der
bestehenden Inflationsrate orientieren. Diejenigen im
Besitz der Information sehen daher keine (oder nur eine
geringe) Veranlassung, als einzige die Absenkung ihres
Preis- oder Lohnniveaus durchzuführen.
Information über einen Boom führt umgekehrt nicht zu
steigenden Preisen und Löhnen, sofern verringerte
Marktanteile gegenüber uninformierten Marktteilnehmern
263
befürchtet werden.
262
• Die Ausführungen implizieren, dass die Inflationsrate
kurzfristig konstant ist.
• Bei einer gegebenen Inflationsrate sind
Produktionsbetriebe und Arbeitskräfte bereit, jede
beliebige nachgefragte Produktion durchzuführen. Es
variiert also kurzfristig nur die Produktion.
• Wir erhalten wir eine horizontale
Inflationsanpassungs-Kurve (IA) im π/Y-Diagramm.
π
π0
IA
Y
264
• Die IA-Kurve wiederholt die im Rahmen der
Multiplikatoranalyse gemachte Annahme bezüglich
des Angebotsverhaltens: Dieses orientiert sich nur an
der Nachfrage. Anbieter sind bereit, ohne einen
Anstieg des Preisniveaus (und damit der Inflation)
jede nachgefragte Menge zu produzieren.
• Wie wird nun aber die Höhe der Inflationsrate
bestimmt? Erfahrung lehrt, dass diese aus der
Vergangenheit „ererbt“ wird. Eine hohe Inflationsrate
in der Vergangenheit bewirkt, dass auch in der
Zukunft mit einer hohen Inflationsrate gerechnet wird.
• Es können aber auch unabhängig von der
Inflationsrate der Vergangenheit erhöhte
265
Inflationserwartungen auftreten.
Veränderungen der erwarteten Inflation. Eine
autonome Erhöhung der Inflationserwartung
verschiebt die IA-Kurve nach oben.
• So würde z.B. ein Anstieg der Ölpreise zur Erwartung
einer erhöhten zukünftigen Inflation führen.
• Auch die Glaubwürdigkeit einer Zentralbank kann
Einfluss auf die Inflationserwartung haben. Kündigt
eine Zentralbank eine straffere geldpolitische Regel an
und wird ihr dies geglaubt, so verschiebt sich
unmittelbar die IA-Kurve nach unten. Bei fehlender
Glaubwürdigkeit verharrt die IA-Kurve in ihrer Lage.
• Wie wirken nun die kurzfristige
Inflationsanpassungsgerade und die langfristige
Angebotskurve zusammen?
• Die Inflationsrate erhöht sich, wenn das
Inlandsprodukt größer ist als sein potentielles Niveau.
• In diesem Fall bewirkt nämlich eine Überauslastung
der Kapazitäten einen schnelleren Anstieg der Preise.
• Maschinen verschleißen schneller, die Motivation und
Konzentration der Mitarbeiter sinkt. Dies müssen die
Firmen durch einen beschleunigten Anstieg der Preise
ausgleichen.
• Für abgeleistete Überstunden muss ein Zuschlag
bezahlt werden, der den Lohnsatz erhöht.
• Zudem steigen die Löhne schneller, weil aufgrund der
geringen Arbeitslosigkeit sich leichter
Lohnsteigerungen durchsetzen lassen.
• Ist das Inlandsprodukt dagegen kleiner als sein
potentielles Niveau, so resultiert Arbeitslosigkeit.
• Bei hoher Arbeitslosigkeit können Unternehmen die
Löhne drücken.
• Nur die hoch motivierten und qualifizierten
Arbeitskräfte verbleiben in den Betrieben und
erlauben es den Firmen, die Preissteigerungen
moderater ausfallen zu lassen.
268
267
266
• Formal gilt für die Inflationsrate:
π = π e + δ (Y−1 − Y ) ; mit π e = π −1
• Entspricht das Inlandsprodukt seinem potentiellen Niveau,
Y−1 = Y , so folgt :
π = π e = π −1
• Liegt also bei der Produktion eine dauerhafte Ruhelage vor
mit Y = Y , dann ändert sich die Inflationsrate nicht.
• Weicht jedoch die Höhe des Inlandsprodukts von seiner
potentiellen Höhe ab, so hat dies eine Veränderung der
zukünftigen Inflationsrate zur Folge.
• Mittelfristig dürfte die Angebotskurve weder
horizontal noch vertikal verlaufen, sondern eine
positive Steigung aufweisen.
• Eine solche Angebotskurve wird auch als PhillipsKurve bezeichnet.
• Hiermit wird verdeutlicht, dass mittelfristig ein
erhöhtes Inlandsprodukt und eine Absenkung der
Unterbeschäftigung nur mit einer Inflation „erkauft“
werden kann.
• Wir verzichten in der Graphik auf die Darstellung
dieses mittelfristigen Zusammenhangs.
269
270
Steigung der AD-Kurve
• Die Nachfragekurve (aggregate demand) im π/YDiagramm ist durch eine negative Steigung
gekennzeichnet.
MP1
r
• Sie ergibt sich aus dem Zusammenspiel von IS-Kurve
und MP-Kurve.
• Ein Anstieg der Inflationsrate verschiebt die MP-Kurve
nach oben.
πÇ
IS
MP0
r0
P0
Y0
π
Y
AD
• Aufgrund des steigenden Realzinses verringert sich
daher das Inlandsprodukt.
π1
π0
• Die AD-Kurve stellt die Schar der Inflationsraten und
des jeweils korrespondierenden Inlandsprodukts dar.
271
P0
Y
Y
272
• Die negativ geneigte Nachfragekurve ähnelt einer aus
der Mikroökonomie bekannten Nachfragekurve.
• Erhöht sich der Preis für Bier, so sinkt die Nachfrage.
• Dieser mikroökonomische Effekt ist aber auf
Substitutionsbeziehungen zurückzuführen: Der
relative Preis für Bier steigt an; statt Bier werden
andere Güter nachgefragt.
• Diese Substitution ist aber gesamtwirtschaftlich nicht
möglich.
• Die negative Neigung ist daher anders zu begründen:
Die Zentralbank möchte einen Anstieg der Inflation
vermeiden. Daher erhöht sie den Realzins und bewirkt
einen Rückgang der gesamtwirtschaftlichen
273
Nachfrage.
Erhöhung des Staatskonsums
IS1
r
r1
IS0
b0Ç
r0
πÇ
MP
P0
π
AD1
Y
π0
P1
PA
P0
Y
MP
r0
P0
Y0
π
Y
AD
π0
P0
Y
IA
Y
274
• Aufgrund einer Überschussnachfrage erhöht sich nun die
Inflation. Hierdurch wird die Zentralbank veranlasst, den
Realzins zu erhöhen. Die MP-Kurve verschiebt sich nach
oben.
AD0
π1
IS
• Die Inflationsrate ist kurzfristig konstant. Daher liegt die
Zwischenlösung im π/Y-Diagramm auch im Punkt PA.
PA
Y0 =Y1
r
• Die Erhöhung des Staatskonsums auf ein dauerhaft höheres
Niveau verschiebt die IS-Kurve nach rechts. Aufgrund des
Anstiegs des Inlandsprodukts wird die Zentralbank gemäß
ihrer Reaktionsfunktion den Realzins erhöhen. Es ergibt
sich ein Zwischenpunkt in PA.
MP
P1
Das Grundmodell
IA
Y
275
• Die Anpassung verläuft so lange, bis wieder ein
Gleichgewicht im Punkt P1 erreicht ist, mit einem
Inlandsprodukt i.H. des potentiellen Niveaus.
276
• Die Inflationsrate ist nun gegenüber der Ausgangslage
dauerhaft angestiegen.
• Dies resultiert daraus, dass die Zentralbank den
anfänglichen Güternachfrageimpuls nicht vollständig
neutralisiert. Erst durch eine steigende Inflationsrate
wird dann die Zentralbank zu der weiteren,
notwendigen Erhöhung der Realzinsen induziert.
• Möchte die Zentralbank entgegen dieser Lösung
dauerhaft an der Inflationsrate der Ausgangslage
festhalten, so müsste sie auf die erhöhte
Güternachfrage mit einer Straffung der geldpolitischen
Regel, r'↑, antworten.
• Mit der nun variierenden Inflationsrate kann auch die
Sparquote wieder auf die Investitionen wirken,
entgegen der Modellergebnisse bei konstanter
Inflationsrate.
• Sofern nämlich die Sparquote steigt, verschiebt sich
die IS-Kurve nach links. Die Zentralbank beobachtet
eine zu geringe gesamtwirtschaftliche Nachfrage und
eine nachlassende Inflationsrate. Sie wird die Zinsen
senken. Die gesunkenen Zinsen erhöhen dann die
Investitionen.
• Allerdings funktioniert dieser Zusammenhang nicht in
der Liquiditätsfalle.
277
278
Straffere geldpolitische Regel
• Eine erhöhte Investitionsneigung führt nun auch nicht
mehr unbedingt zu steigender Ersparnis.
• Sie bewirkt eine Rechtsverschiebung der IS-Kurve und
damit eine erhöhte Nachfrage und zukünftige
Inflationsgefahren.
• Um dies zu vermeiden, wird die Zentralbank die
Zinsen erhöhen.
MP1
r
π↓
IS0
r'↑
PA
r0
π
P0=P1
AD0
AD1
• Hierdurch kann sich eine erhöhte Investitionsneigung
aber nicht durchsetzen.
π0
Y0 =Y1
P0
π1
Y
IA
PA
P1
Y
279
MP
Y
280
• Eine straffere geldpolitische Regel verschiebt die MPKurve nach oben. Aufgrund des steigenden Realzinses
sinkt das Inlandsprodukt. Es ergibt sich ein
Zwischenpunkt in PA.
• Die Inflationsrate ist kurzfristig konstant. Daher liegt
die Zwischenlösung im π/Y-Diagramm auch im Punkt
P A.
• Aufgrund eines Überschussangebots verringert sich die
Inflation. Hierdurch wird die Zentralbank veranlasst,
den Realzins wieder zu senken. Die MP-Kurve
verschiebt sich nach unten.
281
• Die Anpassung verläuft so lange, bis wieder ein
Gleichgewicht im Punkt P1 erreicht ist, mit einem
Inlandsprodukt i.H. des potentiellen Niveaus.
• Wir sehen also, dass die Zentralbank bei Straffung der
geldpolitischen Regel die Inflationsrate reduzieren kann.
• Hierbei muss sie aber eine temporäre Reduktion der
Produktion und des Einkommens in Kauf nehmen.
• Dem langfristigen Vorteil einer reduzierten Inflation stehen
daher temporäre Einbußen gegenüber.
• Da zukünftige Vorteile im Kalkül der Wirtschaftssubjekte
abdiskontiert werden müssen, ist nicht sichergestellt, dass
eine straffere Geldpolitik insgesamt vorteilhaft ist.
282
• Möchte die Zentralbank langfristig die Inflationsrate
reduzieren, so kündigt sie für die laufende und die
zukünftigen Perioden einen erhöhten Wert für r' an.
• Das gegenteilige Ergebnis folgt für eine Zentralbank, die
das Inlandsprodukt dauerhaft erhöhen möchte. Sie müsste
hierfür r' von Periode zu Periode weiter absenken.
• Inwieweit die resultierende Verschiebung der AD-Kurve
eine Verringerung des Inlandsproduktes zur Folge hat,
hängt allerdings auch von der Glaubwürdigkeit der
Zentralbank ab.
• Ob sich hiermit aber tatsächlich das Inlandsprodukt
dauerhaft erhöhen lässt, wurde insbesondere von dem
Nobelpreisträger Robert Lukas bezweifelt. Sein Argument,
auch als Lukas-Kritik bezeichnet, zieht in Zweifel, ob
Wirtschaftssubjekte ihre Inflationserwartung nur an Werten
der Vergangenheit orientieren. Bei einem substantiellen
Politikwechsel sind Wirtschaftsubjekte vielmehr in der
Lage, die zukünftige Entwicklung korrekt zu antizipieren.
• Schätzen die Wirtschaftssubjekte die Glaubwürdigkeit
nämlich als hoch ein und erwarten, dass die Zentralbank
ihre Politik auch in der Zukunft beibehalten wird, so
passen sie ihre Erwartungen der zukünftig geringeren
Inflation an. Dadurch verschiebt sich die IA-Kurve sofort
nach unten, wodurch die Reduktion des Inlandsproduktes
relativ geringer ausfällt als im Punkt PA.
283
• In obigem Beispiel bewirkt die erhöhte Inflationserwartung
eine schnelle Verschiebung der IA–Kurve nach oben; ein
Anstieg des Inlandsprodukts könnte unterbleiben.
284
• Eine andere Situation liegt vor, wenn die Zentralbank
jedoch den Ruf hat, ihre Ankündigungen nicht konsequent
durchzusetzen, sondern oftmals ihren geldpolitischen Kurs
unter politischem Druck zu revidieren.
• In diesem Fall werden die Wirtschaftssubjekte nicht
unbedingt den Ankündigungen einer lascheren oder
schärferen geldpolitischen Regel in der Zukunft glauben.
• Die bloße Ankündigung wird dann nicht sofort zu einer
veränderten Inflationserwartung führen. In diesem Fall
würde sich die IA-Kurve nicht unmittelbar verschieben.
• Die Anpassung erfolgt dann bei einer kurzfristig
konstanten IA-Kurve. Für die Anpassung ist dann eine
längere Phase erforderlich, in der die Produktion von ihrem
285
potentiellen Niveau abweicht.
• Die Zentralbank kann keine negativen Nominalzinsen
erzielen, denn die Geschäftsbanken würden lieber horten
(z.B. Bargeld in den Tresoren halten), als Kredite mit
negativem Ertrag auszugeben und die Nichtbanken würden
Sichteinlagen halten und unbegrenzt Kredite bei den
Geschäftsbanken aufnehmen.
• Daher kann eine Senkung der Realzinsen bei
Preisniveaustabilität (π=0) nicht herbeigeführt werden.
Unterhalb von r=0 gilt die MP-Kurve nicht mehr.
• In dieser Situation kann die Zentralbank die Inflationsrate
nicht mehr steigern, da sie nicht kurzfristig die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage erhöhen kann.
287
Deflation und Liquiditätsfalle
r
MP(π=0)
IS0
r0=1
P0
r0=0
π
π0=0
Y
Y0
AD0
P0
IA
Y
π0=-1
Y
286
• Sinkt die Inflationsrate nun (Deflation), so möchte die
Zentralbank wie bisher mit einer Senkung der Realzinsen
reagieren.
• Da die Nominalzinsen aber bereits Null betragen, gelingt
ihr dies nicht.
• Entgegen dem Wunsch der Zentralbank führt die Deflation
zu einem Anstieg der Realzinsen. Hierdurch sinkt die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage weiter ab.
• Insgesamt ergibt sich bei einer Kombination aus Deflation
und Liquiditätsfalle ein positiver Verlauf der
gesamtwirtschaftlichen Nachfragekurve.
288
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2009/10
Frenkel, M. und K.D. John (2006), Volkswirtschaftliche
Gesamtrechnung, 6. Aufl. S. 27-29, 45-49, 53-54, 56.
y,
s .y
y*
IX.
Pflichtlektüre:
f(k)
Außenbeitrag und Kapitalimporte
c*
(n+δ)k
s.f(k)
Jarchow, H.-J. (2000), Monetäre Außenwirtschaft I:
Monetäre Außenwirtschaft. 5. Aufl. S. 1-32.
McDowell, M. et al. (2006), Principles of Economics, S.
717-730.
s.y*
k*
k
289
• Eine geschlossene Volkswirtschaft ist dadurch
gekennzeichnet, dass sie keine Interaktion mit anderen
Volkswirtschaften aufweist.
• Dies beinhaltet insbesondere das Fehlen von Exporten
und Importen.
• Das beinhaltet das Fehlen von Einkommensströmen
(Faktorströmen) über Landesgrenzen hinweg.
• Auch fehlen Kapitalströme mit dem Ausland.
291
290
• Für viele makroökonomische Fragestellungen wird
vereinfachend die Interaktion mit dem Ausland
vernachlässigt.
• Empirische Beispiele für geschlossene
Volkswirtschaften sind dagegen seltener.
• Nordkorea ist ein Beispiel einer geschlossenen
Volkswirtschaft.
• Daneben ist aber insbesondere die globale Wirtschaft
selbst als geschlossene Volkswirtschaft zu verstehen.
• Für alle anderen Fälle sind die vielfältigen Ströme von
Leistungen und Zahlungen mit dem Ausland zu
berücksichtigen.
292
Die Bedeutung des Außenhandels für die USA
Prozent
des BIP
15
• Die Bedeutung der außenwirtschaftlichen Öffnung hat
in den letzten fünf Jahrzehnten deutlich zugenommen.
• Weltweit steigt der Handel stärker als die Produktion.
• Dies ist ein Indikator einer zunehmenden
„Globalisierung“ der Weltwirtschaft.
Importe
40
10
35
Exporte (%
vom BIP),
Deutschland,
WDI
30
Exporte
5
Importe (%
vom BIP),
Deutschland,
WDI
25
20
1950 1955
1960
1965
1970
1975
• Die Exporte setzen sich zusammen aus den Exporten
von Gütern und Diensten (X‘) und den Exporten von
Faktorleistungen (FAI).
• Faktorleistungen werden exportiert, wenn ein Inländer
ein Einkommen im Ausland erzielt, z.B. indem er als
Grenzgänger im Ausland arbeitet oder Zins- oder
Mieteinnahmen im Ausland erzielt.
• Die Importe setzen sich zusammen aus den Importen
von Gütern und Diensten (J‘) und den Importen von
Faktorleistungen (FIA).
• Inländische Produktionsbetriebe importieren solche
Faktorleistungen, indem sie im Ausland wohnende
Arbeitskräfte oder Zinsen für ausländisches Kapital
bezahlen.
295
2005
2003
2001
1999
1997
1995
1993
1991
1989
1987
1985
1983
1981
1979
1977
1975
1973
293
1980 1985 1990 1995 2000
1971
15
0
294
• Die jährlichen Überschüsse und/oder Defizite, X‘-J‘,
werden in der Handels- und Dienstleistungsbilanz
eines Landes erfasst.
• Dieser Wert wird auch als „Außenbeitrag“ bezeichnet.
• Werden noch Faktorexporte und –importe
berücksichtigt, so resultieren die gesamten NettoExporte (X-J=X‘+ FAI -J‘- FIA), die auch als
Leistungsbilanzsaldo bezeichnet werden.
• Falls X>J, erwirtschaftet ein Land einen Überschuss
und baut dadurch Nettoforderungen gegenüber dem
Ausland auf.
• Sind die Importe hingegen größer als die Exporte, so
akkumuliert ein Land Schulden oder verliert
296
Vermögensobjekte an das Ausland.
• Der Außenbeitrag bzw. die Leistungsbilanz werden
von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst:
- Den Konsumpräferenzen bezüglich inländischer
und ausländischer Produkte.
- Den Preisen der inländischen und ausländischen
Produktion.
- Dem Wechselkurs, also dem Preis der
ausländischen Währung in Einheiten der
inländischen Währung.
- Dem Einkommen von Inländern und Ausländern.
- Transportkosten.
- Handelspolitik und Handelsbeschränkungen.
297
• Nettokapitalexporte werden von einer Vielzahl von
Faktoren beeinflusst:
- Den Realzinsen, welche für ausländische
Vermögensobjekte bezahlt werden.
- Den Realzinsen, welche für inländische
Vermögensobjekte bezahlt werden.
- Der erwarteten Entwicklung des Wechselkurses.
- Den wahrgenommenen ökonomischen und
politischen Risiken einer Anlage von Vermögen im
Ausland.
- Den politischen Rahmenbedingungen, welche
einen Transfer von Vermögen ins Ausland
ermöglichen oder behindern.
299
• Kapitalexporte kennzeichnen den von Inländern
getätigten Kauf ausländischer Vermögensobjekte (z.B.
Aktien, Anleihen oder Bauten) oder die Vergabe von
Krediten an das Ausland.
• Kapitalimporte entsprechen dem Verkauf inländischer
Vermögensobjekte an Ausländer oder der Aufnahme
von Krediten aus dem Ausland.
• Nettokapitalexporte sind Kapitalexporte abzüglich der
Kapitalimporte. Sie entsprechen dem Saldo der
Kapitalbilanz.
• So erhöht ein Kauf von US-Anleihen durch einen EUInländer die Nettokapitalexporte der EU.
• Kaufen Japaner Aktien in Deutschland, so verringern
298
sich die Nettokapitalexporte der EU.
• Die Nettoexporte und der Saldo der Kapitalbilanz
stehen in einem engen Verhältnis zueinander.
• Beide Bilanzen sind ein Teil der „Zahlungsbilanz“
eines Landes, also einer Zusammenstellung aller
Transaktionen mit dem Ausland.
• Ein Land verliert dadurch Vermögen oder akkumuliert
Schulden, dass die Importe an Gütern, Diensten und
Faktoren größer sind als die Exporte.
• Im Gegenzug müssen in gleichem Ausmaß
Nettokapitalimporte vorhanden sein.
• Diese spezifizieren, in welcher Form Kapital in das
Land fließt, als Kredit oder durch den Verkauf von
Vermögensobjekten.
300
• Es gilt also, dass die Nettoexporte von Gütern,
Diensten und Faktoren (X-J) den Nettokapitalexporten
(NKE) entsprechen müssen:
X-J =NKE.
• Einem Verkauf von Gütern und Diensten an die USA
(X-J>0) steht zunächst die Entgegennahme von US-$
gegenüber, also einem Vermögensobjekt (NKE).
• Dieses Vermögensobjekt kann getauscht werden
gegen andere Vermögensobjekte, oder aber es kann
für den Import von Gütern aus den USA verwendet
werden.
• In jedem Fall behält die obige Gleichung ihre
Gültigkeit.
301
• Transaktionen mit dem Ausland sind in der
volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zu
berücksichtigen.
• Dort werden folgende Wirtschaftssubjekte als
„Inländer“ bezeichnet:
- natürliche Personen mit ständigem (mindestens
ein Jahr) Wohnsitz im Inland und
- alle anderen Wirtschaftssubjekte einschließlich
rechtlich unselbständiger Produktionsstätten und
Zweigniederlassungen, soweit der Schwerpunkt
ihrer wirtschaftlichen Aktivität im Inland liegt.
302
• Daneben können Transferzahlungen stattfinden, also
Übertragungen ohne entgeltliche Gegenleistung wie
z.B. Entwicklungshilfe,
Wiedergutmachungsleistungen, Beiträge an
internationale Organisationen (Tr).
Inländerkonzept
Inlandskonzept
303
304
Flussdiagramm für die volkswirtschaftliche
Gesamtrechnung mit Ausland
Aus der Graphik lässt sich das Nettoinlandsprodukt
(NIP) zu Marktpreisen herleiten:
S 110
Einkommenskonto
YnM=C+G+In +X′– J′=1065
Durch Zusammenfassung ergibt sich gemäß
Produktionskonto:
FI C G Ti-Z
945 700 225 100
Ib 250
Produktionskonto
FAI
10
TrIA
FIA
J´
(netto) 20
300
20
Auslandskonto
(aus Sicht des
Inlands)
Vermögensänderungskonto
D 160
FI+FIA+(Ti – Z) = C+G+In+X′– J′.
X´ 350
KE (netto) 20
305
306
USA (2008)
Deutschland 2008
Exporte minus
Importe
Konsum
57 %
Konsum
6%
18%
19%
-5 %
70 %
17%
18%
Staatskonsum
Investitionen
Exporte minus
Importe
Staatskonsum
Investitionen
307
308
Werden auf beiden Seiten der oben formulierten
Gleichung die netto aus dem Ausland zugeflossenen
Primäreinkommen hinzugezählt (FAI-FIA=-13 Mrd €),
dann erhält man:
Das durch Umformung aus dem
gesamtwirtschaftlichen Produktionskonto hergeleitete
Nettonationaleinkommen zu Marktpreisen lässt sich
auch aus dem gesamtwirtschaftlichen
Einkommenskonto ermitteln. Eine Erfassung aller
eingehenden und ausgehenden Buchungen erbringt:
FI+FAI+(Ti–Z) = C+G+In+(X’+FAI) – (J’+FIA).
Volkseinkommen
X
J
FI+FAI+(Ti – Z)=C +G+ S + TrIA=1055
Nettonationaleinkommen zu Marktpreisen
(NNP)
Es folgt:
C + G + In + (X – J) = C + G + S + TrIA
Ù S=In + (X – J – TrIA).
309
310
• Die Ersparnis kann somit für inländische
Investitionen verwendet oder im Ausland angelegt
werden.
• Ein hohes Leistungsbilanzdefizit (X-J-TrIA=NKE<0)
impliziert dabei, dass das Ausland für das Inland
spart.
• Dies könnte Symptom eines Problems sein: Ein
Land spart nicht hinreichend, um für die Zukunft
gewappnet zu sein.
• Als Reaktion auf eine niedrige Sparquote ist es aber
eventuell besser, mit hohen Kapitalimporten
Investitionen durchzuführen als sinkende
Investitionen in Kauf zu nehmen.
• Auf der rechten Seite steht in Klammern der
Leistungsbilanzsaldo. Dieser entspricht den
Kapitalexporten.
• Die Gleichung bringt zum Ausdruck, dass die
heimische Ersparnis entweder in heimische
Investitionen fließt oder in Kapitalexporte.
• Ein positiver Leistungsbilanzsaldo setzt voraus,
dass im Inland mehr gespart als investiert wird.
• Eine Verbesserung der Leistungsbilanz ist nur
möglich, wenn die Ersparnis ansteigt oder die
Investitionen sinken.
311
312
• Durch die Berücksichtigung des Auslands verändern
sich auch die anderen Konten der
volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung.
• Ersparnis und Investitionen lassen sich in einen
privaten und einen staatlichen Anteil zerlegen:
• Alle drei Konten lassen sich nun vollständig
darstellen.
Spr+ Sst – Inpr – Inst = (X – J – TrIA).
• Da gilt Sst – Inst = – BD,
folgt
Spr – Inpr – BD = (X – J – TrIA) = NKE.
Gesamtwirtschaftliches
Produktionskonto, Deutschland 2008
• Dies illustriert das, was als twin-deficit
bezeichnet wird: Ein erhöhtes Budgetdefizit geht
bei konstantem Verhalten inländischer Haushalte
und Investoren mit Kapitalimporten einher, also
einem Saldo in der Leistungsbilanz.
Verwendung
Importe, J‘
Abschreibungen
Indir. Steuern ./.
Subventionen
Faktorentlohnung
An Inländer
An Ausländer
313
Verwendung
Aufkommen
(Brutto-) Investitionen
Aufkommen
Ersparnis
477 Abschreibungen
Finanzierungsüberschuss
168
Faktorentlohnung aus dem
Inland
1634
Faktorentlohnung aus dem
Ausland
248
Indir. Steuern ./.
Subventionen
286
Quelle: Stat. Bundesamt und Bundesbank, Januar 2009, Angaben in Mrd. €, gerundet.
314
Gesamtwirtschaftliches
Vermögensänderungskonto,
Deutschland 2008
Gesamtwirtschaftliches
Einkommenskonto, Deutschland 2008
Nettotransferzahlungen an
das Ausland
30
Privater Konsum
1404
Staatskonsum
453
Ersparnis
281
Quelle: Stat. Bundesamt und Bundesbank, Januar 2009, Angaben in Mrd. €, gerundet.
• Das Vermögensänderungskonto weist einen
Finanzierungsüberschuss aus, also Kapitalexporte.
• Die Faktorentlohnung im Produktionskonto
unterscheidet sich nun von der im
Einkommenskonto aufgrund internationaler
Faktorströme.
Verwendung
Aufkommen
Privater
Konsum
1033
1404
364 Staatskonsum
453
(Brutto-) Investitionen
477
286
Exporte, X‘
1190
1634
207
315
281
364
Quelle: Stat. Bundesamt und Bundesbank, Januar 2009, Angaben in Mrd. €, gerundet.
316
• Wie wird ein Anstieg der Investitionen in einer
offenen Volkswirtschaft mit konstanter Inflation
finanziert? Wir können zeigen, dass auch hier alle
Investitionen automatisch die zu ihrer Durchführung
notwendigen Ersparnisse schaffen.
• Wir betrachten einen autonomen Anstieg der
Investitionen von der Finanzierungsseite.
• Es gilt: Spr+Sst – Inpr – Inst = (X – J – TrIA) = KE.
• Ferner gilt der folgende Multiplikator:
dY =
• Das verfügbare Einkommen steigt um (1-t)dY.
• Damit steigt die private Ersparnis um (1-c)(1-t)dY.
• Die Steuereinnahmen steigen um tdY; in diesem
Ausmaß steigt also die öffentliche Ersparnis.
• Die Importe steigen um m(1-t)dY. In diesem Ausmaß
steigt der ausländische Beitrag zur Ersparnis.
• Insgesamt steigt die Ersparnis um:
dS = ⎡⎣(1 − c )(1 − t ) + t + m (1 − t ) ⎤⎦ dY
= ⎡⎣1 − ( c − m )(1 − t ) ⎤⎦ dY ,
1
dI .
1 − ( c − m ) (1 − t )
Also genauso stark, wie die Investitionen.
317
318
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2009/10
Pflichtlektüre:
Gärtner, Manfred (2003), Macroeconomics, S. 255; 259267.
y,
s .y
f(k)
Langfristige Bestimmungsgründe
(n+δ)k
außenwirtschaftlicher
Aggregate
c*
y*
X.
s.f(k)
s.y*
k*
k
319
320
• Das Wachstumsmodell in Abschnitt II. hatten wir für
eine geschlossene Volkswirtschaft aufgestellt. Es stellt
sich die Frage, wie dies für eine offene
Volkswirtschaft modifiziert werden sollte.
• Für den Fall normal verlaufender
Produktionsfunktionen ergeben sich Anreize,
Investitionen nicht im Heimatland, sondern im
Ausland durchzuführen.
• Dies lässt sich bei unterschiedlichen steady-stateWerten für zwei Länder erkennen.
• Die Steigung der Produktionsfunktion entspricht der
(wertmäßigen) Grenzproduktivität des Faktors
Kapital.
f(k )= y
sy
f(k )
Kapitalexport
pro Kopf
( n +δ ) ⋅ k
s D f(k )
Bruttoinvestitionen im
Ausland
Deutschland
f(k )= y
sy
k*D
Kapitalimport
pro Kopf
k
f(k )
( n +δ ) ⋅ k
Bruttoinvestitionen aus
dem Ausland
s P f(k )
Portugal
321
322
k*P
• Die (wertmäßige) Grenzproduktivität des Faktors
Kapital ist der Realpreis des Faktors Kapital, also der
reale (Brutto-) Ertrag, den Investoren erzielen.
• Angenommen, ein repräsentativer Haushalt in
Deutschland spart viel. Dann lohnt es sich für ihn,
Investitionen in Portugal zu tätigen, da diese einen
höheren Ertrag erbringen.
• Er wird daher Direktinvestitionen durchführen, z.B.
indem er eine Fabrik in Portugal aufbaut. So
verschafft er Teil des deutschen Kapitalstocks ins
Ausland (Güterexport) und baut Forderungen
gegenüber dem Ausland auf (Kapitalexport).
323
k * In t
k
• In Portugal steigt dabei die Produktion stärker, als sie
in Deutschland sinkt.
• Die erhöhte Produktion kann wieder zurück nach
Deutschland transferiert werden. Hierdurch kann z.B.
der Konsum in Deutschland steigen. Deutschland
importiert diese Güter (Güterimport) als
Gegenleistung für das überlassene Kapital
(Faktorexport). Die Leistungsbilanz ist ausgeglichen.
• Das ausländische Kapital muss nun abgeschrieben
werden mit dem Faktor δ (auch das ausländische
Bevölkerungswachstum muss ausgeglichen werden).
Um das ausländische Kapital pro Kopf in seiner
Höhe zu erhalten, muss Deutschland permanent
324
Bruttoinvestitionen im Ausland tätigen.
• Ist Kapital sehr mobil, so wird sich der Ertrag im Inund im Ausland einander angleichen. Es muss eine
identische Steigung der Produktionsfunktion erreicht
werden.
• Länder mit einer hohen Sparquote werden daher
mehr sparen als sie im Heimatland investieren. Sie
werden Brutto-Investitionen im Ausland
durchführen, und hierfür im Gegenzug die
Produktionsgüter aus dem Ausland beziehen.
• Eine analoge Herleitung zeigt, dass Länder mit einem
höheren Bevölkerungswachstum ebenfalls
Investitionen anziehen (und dafür ihre produzierten
Güter exportieren).
325
• Der Unterschied zwischen NNE und Y ist größenmäßig
in Deutschland zu vernachlässigen.
• Irland beherbergt viele Niederlassungen ausländischer
multinationaler Unternehmungen, wodurch aus Irland in
hohem Maße Erwerbs- und Vermögenseinkommen an
das Ausland abfließen (Y>NNE).
• Kuwait hat mit seinen Einnahmen aus der Ölforderung
im Ausland Vermögen angekauft, aus dem ihm dann
Vermögenseinkommen zufließen (Y<NNE).
327
• Leidet Deutschland unter der Öffnung der
Kapitalmärkte?
• Das Inlandsprodukt sinkt.
• Aber es erhöht sich das Nettonationaleinkommen: Im
Optimum müssen Inländer von der Öffnung
profitieren, da sie freiwillig im Ausland investieren.
Der Rückgang des Inlandsprodukts wird
überkompensiert durch den Bezug von
Produktionsgütern aus dem Ausland.
• Aber es ergibt sich ein Verteilungsproblem sofern
(realistischerweise) manche Haushalte eher mit Arbeit
und andere mit Kapital ihr Einkommen erzielen: Der
geringere Kapitalstock in Deutschland lässt das
Grenzprodukt der Arbeit sinken, wodurch manche 326
Haushalte schlechter gestellt werden.
• Das besondere an den dargestellten
Auslandsinvestitionen ist ihre Befähigung, eine
Armutsfalle zu überwinden.
• Dies funktioniert jedoch nur bei Armutsfallen des
Typs II und III. Da hier stets fallende Grenzerträge
vorliegen, existiert immer ein Anreiz für reichere
Länder in ärmeren Ländern zu investieren.
• Bei einer Armutsfalle des Typs I liegt u.U. ein
geringerer Grenzertrag des Kapitals in ärmeren
Ländern vor, so dass kein Anreiz zu
Auslandsinvestitionen resultiert. Eine Öffnung für
Direktinvestitionen wäre unzureichend, um arme
Länder aus der Armutsfalle zu holen.
328
Bestimmungsfaktoren des Wechselkurses
• Im vorigen Kapitel hatten wir gesehen, dass die
Nettokapitalimporte von vielen Einflussgrößen
abhängen, insbesondere den Renditen im In- und
Ausland, den involvierten politischen Risiken und
evtl. existierenden Kapitalverkehrsbeschränkungen.
• Gleichzeitig gilt, dass die Nettokapitalexporte den
Nettoexporten von Gütern, Diensten und Faktoren
(X-J) entsprechen:
X-J =NKE.
• Allerdings sahen wir auch, dass Nettoexporte von
anderen Einflussgrößen abhängen, insbesondere ist
hierbei der Wechselkurs zu nennen.
• Wie kann sich unter diesen Bedingungen ein
329
Gleichgewicht einstellen?
• Sinkt der Wechselkurs, e, z.B. von 1,60 $/€ auf 1,50
$/€, so verbilligen sich europäische Produkte und
werden dadurch attraktiver. Die Exporte steigen und
die Importe nehmen ab, so dass der Außenbeitrag
steigt.
• Aber dies wäre dann im Widerspruch zu X-J =NKE,
denn der rechte Term hat sich nicht verändert.
• Langfristig gibt es nur eine plausible Erklärung: Der
Wechselkurs ist eine endogene Variable: Er stellt
sich gerade so ein, dass X-J =NKE gilt.
• Eine Störung kann z.B. darin bestehen, dass
Auslandsinvestitionen attraktiv werden (z.B. aufgrund
einer hohen Rendite im Ausland). Dies führt zu einer
hohen Nachfrage nach Dollar. Der Euro wird, wie in
dem Zahlenbeispiel, billiger, e sinkt. Der Dollar wird
teurer.
• Dies erhöht dann den Außenbeitrag.
• Am Ende der Anpassung steht den erhöhten
Nettokapitalexporten tatsächlich ein erhöhter
Außenbeitrag gegenüber.
• Während in einem Wachstumsmodell die (reale)
Rendite langfristig durch die Produktionsfunktion
bestimmt wird, wurden kurzfristige Abweichungen
hiervon im Keynesianischen Konsensmodell durch die
Zentralbank bestimmt, da sie die Höhe des Realzinses
kontrolliert.
• Es stellt sich die Frage, ob Auslandsinvestitionen nur
von den langfristigen Renditen bestimmt werden, oder
auch den kurzfristigen von den Zentralbanken
festgelegten Niveaus.
• Sofern Kapital kurzfristig mobil ist und keinen
Kapitalverkehrsbeschränkungen unterliegt, werden
Finanzinvestoren die kurzfristigen Ertragsunterschiede
332
ausnutzen.
331
330
• In diesem Fall wird der Wechselkurs insbesondere
von Zentralbanken beeinflusst.
• Wird z.B. ein niedriger Realzins von der EZB fixiert,
so lohnen sich Nettokapitalexporte, der Dollar steigt
im Wert, der Euro fällt (z.B. von 1,60 $/€ auf 1,50
$/€).
• Hiermit kann die EZB die Güternachfrage anregen
und hierbei insbesondere die exportierende Industrie
fördern.
• Diesen Effekt hatten wir bereits als Wechselkurseffekt
auf die Güternachfrage angesprochen.
333
Pflichtlektüre:
Mankiw, N. G. (2003), Macroeconomics. 5. Aufl. S. 522525.
335
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2009/10
y,
s.y
y*
f(k)
XI. Offene makroökonomische
(n+δ)k
Fragestellungen
c*
s.f(k)
s.y*
k*
k
334
1. Sollte die Wirtschaft mit Hilfe eines
situationsbedingten Einsatzes der Geld- und
Fiskalpolitik stabilisiert werden?
• Pro (Keynesianische Sichtweise):
- Kurzfristige Schwankungen können lange
anhalten. Dies ist z.B. darauf zurückzuführen,
dass selbstverstärkende Mechanismen
existieren. Eine Rezession verstärkt sich selbst
durch Multiplikatoreffekte, bei denen ein
Produktionseinbruch z.B. durch eine Reduktion
des Konsums noch verstärkt wird.
336
• Pro:
- Das wirtschaftliche Gleichgewicht ist damit
instabil; Die Wirtschaft wird unerwünschten
Schwankungen ausgesetzt sein, wenn sie sich
selbst überlassen ist.
- die langfristige Anpassung kommt zu spät
(Keynes: „in the long-run we are all dead“);
- Mit Hilfe politischer Instrumente kann die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage gesteuert
werden. Hierdurch wird die Instabilität
neutralisiert und Schwankungen abgemildert.
• Contra:
- Geldpolitik beeinflusst die Wirtschaft mit
langen und unvorhersehbaren Verzögerungen
zwischen dem Zeitpunkt der Notwendigkeit
einer Maßnahme und ihrer Auswirkung.
- Studien belegen, dass Änderungen der
Geldpolitik die gesamtwirtschaftliche
Nachfrage frühestens nach sechs Monaten
spürbar beeinflussen. Hier existiert eine starke
Wirkungsverzögerung.
337
• Contra:
- Änderungen der Fiskalpolitik benötigen einen
langen politischen Prozess für ihre Durchsetzung
aufgrund der notwendigen Gesetzesänderungen.
- Es kann Jahre dauern, bis solche Änderungen
vorgeschlagen, beschlossen und implementiert
werden.
- Aufgrund der Verzögerungen und der
Schwierigkeit der Prognose zukünftiger
Entwicklungen wird evtl. nicht eine
gegenwärtige Rezession abgeschwächt, sondern
ein zukünftiger Boom verstärkt.
339
338
2. Sollte die Geldpolitik, anstatt unstetig auf aktuelle
Anforderungen zu reagieren, an strenge Regeln
gebunden sein?
• Pro:
- Eine situationsbedingte Politik kann unter
Inkompetenz und Machtmissbrauch leiden.
- Zentralbanker könnten gemäß ihrer politischen
Präferenz Einfluss auf den Wahlausgang
nehmen und damit einen political business
cycle auslösen.
340
• Pro:
- Zentralbanker sind der Versuchung ausgesetzt, zur
Reduzierung der Inflation mit bloßen
Ankündigungen die Wirtschaft zu beeinflussen,
die angekündigten Maßnahmen dann aber zu
unterlassen. Dies wird das Problem der
„Zeitinkonsistenz“ genannt.
- Aufgrund von Erfahrungen mit falschen
Ankündigungen sind Menschen skeptisch
gegenüber der Zentralbank und rechnen mit hohen
Inflationsraten.
- Dies wird vermieden, wenn der Zentralbank
verboten wird, überraschend niedrige Realzinsen
zu setzen.
341
• Contra:
- Unflexible Regeln erlauben es einer
Zentralbank nicht, auf sich verändernde
ökonomische Bedingungen angemessen zu
reagieren.
- Probleme der Inkompetenz und des
Machtmissbrauchs sind rein hypothetisch.
- Die Bedeutung von political business cycles ist
unklar.
- Probleme der Zeitinkonsistenz werden
abgemildert, wenn sich Zentralbanken um die
Reputation bemühen, dass ihre
342
Ankündigungen glaubwürdig sind.
3. Sollte die Staatsverschuldung reduziert werden?
• Pro:
- Die Staatsverschuldung muss von der
zukünftigen Generation zurückgezahlt
werden, welche deshalb unberechtigt unter
hohen Steuern und geringem Einkommen
leidet.
- Ein Staatsdefizit verringert die
gesamtwirtschaftliche Ersparnis. Hierdurch
verringert sich der Kapitalstock und das
Wachstum.
• Contra:
- Staatsausgaben werden teilweise auch für
Investitionen in physisches Kapital und
Humankapital getätigt, wovon auch zukünftige
Generationen profitieren.
- Produktivitätsfortschritte (und in manchen
Ländern auch ein Anstieg der Bevölkerung)
steigern die Fähigkeit der zukünftigen Generation,
den Schuldendienst zu leisten.
- Ein Anstieg der Verschuldung im Ausmaß des
Wachstums des nominalen Inlandsprodukts ist
unproblematisch.
343
344
4. Welches sind die wichtigsten
Konjunkturindikatoren für Deutschland?
CHILD'S PAY by Charlie Fisher of Denver, CO
„Bush in 30 seconds“, Overall Best Ad and People's
Choice Winner:
Der ifo-Geschäftsklimaindex (ifo-GK) beruht auf einer
Befragung des ifo-Instituts (München) von über 7000
Unternehmen in Deutschland, gemäß ihrer
Einschätzung der Geschäftslage sowie nach ihrer
Erwartung für die nächsten 6 Monate (ifo-GE) . Die
Antworten werden nach Bedeutung der Branchen
gewichtet und aggregiert. Das Geschäftsklima wird aus
den Antworten zur aktuellen Geschäftslage und den
Geschäftserwartungen als geometrisches Mittel
berechnet.
345
Die ZEW-Konjunkturerwartungen basieren auf einer
Befragung von 400 Finanzmarktexperten (270
Fachleute von Banken und 50 von Versicherungen, 40
Analysten von Kapitalanlagegesellschaften und 40
Vertreter von Industrieunternehmen) des Zentrums für
Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim. Die
Teilnehmer werden nach der Einschätzung der
derzeitigen konjunkturellen Lage also auch nach der
erwarteten gesamtwirtschaftlichen Entwicklung befragt.
Aus den Salden der positiven und negativen
Einschätzungen wird eine durchschnittliche
Einschätzung der Teilnehmer bestimmt.
347
346
Der Earlybird-Indikator (EBIRD) wird seit 2001 in der
Wirtschaftswoche publiziert und seit 1991 von der
Commerzbank erstellt. In diesen Index gehen die
folgenden (standardisierten) Einzelreihen ein:
1.
Der kurzfristige Realzins, d.h. 3-Monats-Euribor
bereinigt um den Preisanstieg der
Lebenshaltungskosten ohne Energie (40%),
negative Wirkung.
2.
Jahresdifferenz des realen Außenwerts der DM, ab
1999 des €, berechnet von der Deutschen
Bundesbank. (35%), negative Wirkung.
3.
Der Einkaufsmanagerindex (NAPM) für das
Verarbeitende Gewerbe in den USA. (25%),
positive Wirkung.
348
In den Handelsblatt-Frühindikator (HB) gehen ein:
1.
Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe
(20%)
2.
Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe (10%)
3.
Einzelhandelsumsätze, real (30%)
4.
ifo-Geschäftsklimaindex für das Verarbeitende
Gewerbe (30%)
5.
Zinsstruktur, d.h. Renditedifferenz zwischen
langfristigen und kurzfristigen Zinsen, (10%)
Der Konjunkturindikator der FAZ wird vom Institut für
Weltwirtschaft in Kiel monatlich ermittelt und seit
1989 in der FAZ veröffentlicht. Folgende
(standardisierten) Einzelreihen gehen hier ein:
1.
Auftragseingänge des Verarbeitenden Gewerbes
(18%)
2.
FAZ-Aktienindex (5%)
3.
FAZ-Stellenagebote (5%)
4.
ifo-Geschäftsklimaindex für das Verarbeitende
Gewerbe (32%)
5.
Realer Außenwert der DM (13%)
6.
Differenz zwischen der Umlaufrendite
festverzinslicher Wertpapiere und dem Zinssatz für
Dreimonatsgeld. (27%
349
Der R-Wort Indikator der HypoVereinsbank basiert auf
einer Idee, welche die Zeitschrift Economist in den
USA anwendet. Er misst die absolute Häufigkeit
des Wortes „Rezession“ im Handelsblatt und in der
350
Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Bei einem statistischen Vergleich der konjunkturellen
Wendepunkte der Konjunkturindikatoren zeigt sich
gemäß Breitung und Jagodzinski (2002):
http://ideas.repec.org/p/wop/humbsf/2002-36.html
Vorlauf (Monate)
5
EBIRD
4
3
2
Ifo-GE
ZEW
Nachlauf
1
0
1
FAZ R-Wort
2
Ifo-GK
3
4
HB
351
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