Familienbildungsstätte des Evangelischen Kirchenkreises Gelsenkirchen und Wattenscheid Ein Beitrag aus der Praxis der Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte zum Forschungsprojekt „Interkulturelle und interreligiöse Bildung in Kindertagesstätten“. „Einfach mehr wissen“ Gesunde Ernährung für unsere Kinder und eine gemeinsame Entdeckungsreise in die Küchenwelt Ein Angebot für Eltern mit ihren 3-6-jährigen Kindern In den Eltern-Kind-Kursen der Familienbildungsstätte konnten die Kursleiter/innen zunehmend feststellen, dass Eltern bzgl. der Ernährung ihrer Kinder das Beste wollen, aber vorhandenes Wissen um gesunde Ernährung in Theorie und Praxis kaum vorhanden sind. Gleichzeitig wird diese Wahrnehmung auch in Gesprächen mit den Teams aus Kindertageseinrichtungen und Familienzentren rückgekoppelt. Oft wird auf Fertiggerichte und Fast-Food-Produkte zurückgegriffen. In der Familienbildungsstätte wurde ein Projekt entwickelt um Eltern einen Einstieg in die Thematik der gesunden Ernährung für Kinder zu geben. Das Projekt wird in Kooperation mit Familienzentren und Kindertageseinrichtungen in Gelsenkirchen und Wattenscheid durchgeführt. Beispielhaft stellen wir das Projekt in Kooperation mit dem Ev. Martin-Luther-Kinderhaus und Familienzentrum im Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid vor. Dort haben schon mehrfach die Ernährungskurse stattgefunden. Vorstellung der Einrichtungen: Die Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte ist seit 1963 eine Einrichtung im Evangelischen Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid. Sie bietet Lernorte für Bildung, Begegnung, Auseinandersetzung, Offenheit und Solidarität. Die Angebote richten sich an Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen und Lebensbereichen. Die Bandbreite umfasst Kurse vom Säugling bis zum Senior. Fünf hauptamtlich pädagogische Mitarbeiterinnen organisieren das vielfältige Angebot. Bei der Durchführung der Kurse werden sie durch rund 100 Honorarkräfte unterstützt. Darüber hinaus ist die Familienbildungsstätte für Viele ein kompetenter und verlässlicher Kooperationspartner, so zum Beispiel für Kindertagesstätten, Familienzentren, Kirchengemeinden, Seniorengruppen und die Stadt Gelsenkirchen. Im gemeinsamen Austausch mit den Partnereinrichtungen werden die Bedarfe ermittelt um danach zielgruppenorientierte Angebote zu formulieren. Seit März 2009 trägt die Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte das Qualitätssiegel des Gütesiegelverbundes Weiterbildung. Eigene Homepage: www.elisabeth-kaesemann-fbs.de Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte, Brigitte Bogler Seite 1 Das Familienzentrum Martin-Luther-Kinderhaus ist eine 4-gruppige Einrichtung in der Trägerschaft der evangelischen Kindergartengemeinschaft im Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid. Sie wurde 1973 als Regelkindergarten für 75 Kinder im Alter von 3 Jahren bis zum Schuleintritt eröffnet. Seit dieser Zeit haben sich die Betreuungsangebote stets an den gesellschaftlichen Entwicklungen und veränderten Familienstrukturen orientiert. Tagesstättengruppe, Betreuung von Schulkindern, Kinder unter drei Jahren und die Zertifizierung zum Familienzentrum im Juni 2007 sind Stationen der Arbeit. Die soziale Struktur unserer Familien weißt häufig geringe Einkommen und Arbeitslosigkeit auf. Sie wird durch neue Formen der Familienzusammensetzung (Patchwork) und durch den immer höher werdenden Anteil an Familien mit Migrationshintergrund geprägt. Gerade in diesem Kontext ist die interreligiöse Erziehung und Bildung im Kindergarten eine wichtige Grundlage zur Wertevermittlung im Sinne von Toleranz, wechselseitiger Achtung, Respekt und Anerkennung. „Jedes Kind hat ein Recht auf Religion“ und Religion darf ihm nicht vorenthalten werden. Religion ist im alltäglichen Leben der Kinder immer wieder ein Thema. Die Kinder bewegen Fragen nach dem Sinn des Lebens, nach dem Woher und Wohin, nach der Schöpfung, nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden. Auf der Suche nach den Antworten werden alle Kinder mit ihren Familien einbezogen, unabhängig ihrer Herkunft und Religionszugehörigkeit. Immer wiederkehrende Themen im Kindergartenalltag sind: Sprache, Aussehen, Spiele, Essen, Feste, Rituale, Symbole, Geschichten, Bilder und Darstellungen. Ein besonderer Schwerpunkt im interreligiösen Ansatz im Familienzentrum ist das gemeinsame Kochen und Essen mit unseren Kindern und Familien. Die Umsetzung erfolgt in Kooperation mit der Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte. Das Konzept Familienzentrum NRW beruht auf der Idee, familienbezogene Angebote zu verzahnen um Familien zu stärken, zu unterstützen und die ganzheitliche Entwicklung der Kinder zu fördern. Diese Aufgabe wird seit 2007 in einem kooperativen Netzwerk in unserem Sozialraum geleistet. Das Netzwerk ist so gestaltet, dass es den Familien in der Einrichtung und im Stadtteil mit niederschwelligen Zugängen leicht gemacht wird, die Unterstützungsund Bildungsleistungen in Zusammenarbeit mit unseren Kooperationspartnern zu nutzen. In unserem Familienzentrum bieten wir an: Folgende Kooperationspartner unterstützen uns dabei: Angebote zur Förderung der Elternbildung und Erziehungspartne rschaft Familien zentrum St. Nikolaus Angebote zur Mitwirkung und Mitbestimmung Lotse bei der Babysittervermittlung Angebote für Familien mit Zuwanderungsgeschichte Praktische Hilfen Erziehungsb eratungsstelle Watten- scheid JA Fach-bereich Kinder-tagespflege Familienzentrum St. Barbara Elisabeth KäsemannFBS Gemeinschaftsgrundschule Elisabeth- Angebote zur Medienerziehun g und Leseförderung Schnittstelle zur Vermittlung von Tagesmüttern und Tagesvätern Angebote zur Gesundheitsund Bewegungserzi ehung Ambulantes Hilfezentrum Wattenscheid straße Stadtbücherei Bochum „Aktive Kids“ CentrumC ultur Eigene Homepage: www.martin-luther-kinderhaus.de Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte, Brigitte Bogler Seite 2 Durch das Netzwerk mit den Kindertageseinrichtungen und Familienzentren, vorrangig mit den Evangelischen Einrichtungen in Gelsenkirchen und Wattenscheid, ist die Familienbildungsstätte immer im gegenseitigen Austausch, um die aktuellen Bedarfe der Familien zu ermitteln. Als christliche Einrichtungen arbeiten wir auf dem Hintergrund unseres evangelischen Profils. Ziele unserer Arbeit ist es, die Interessen der Familien gleich welcher Herkunft zu vertreten und zu respektieren. Als Familienbildungsstätte in Kooperation mit den Familienzentren und Kindertageseinrichtungen entwickeln wir Angebote, die die Familien stärken, begleiten und befähigen, ihren oft recht schwierigen Familienalltag zu gestalten und zu bewältigen. Das Beispiel des Ernährungskonzeptes zeigt, dass unser niederschwelliger Ansatz die Eltern zur Teilnahme motiviert und begeistert. Die gleich beschriebenen zwei Theorietage finden in den vertrauten Räumen des Familienzentrums/ Kindertageseinrichtung statt. Der Praxistag wird in der Lehrküche der Familienbildungsstätte durchgeführt, so können die Eltern mit ihren Kindern als geschlossene Gruppe die Räumlichkeiten und Angebote der Familienbildungsstätte kennen lernen. Eine vertraute Mitarbeiterin des Familienzentrums/ Kindertageseinrichtung begleitet die Gruppe. Sie wird als Bindeglied und Halt wahrgenommen. Eltern fühlen sich so von beiden kooperierenden Einrichtungen angenommen und wertgeschätzt. Zeitschiene: 3 Treffen - wöchentlich 2 Theorietage: je 2 Ustd. (Die Kinder werden in dieser Zeit von den MA in der Einrichtung betreut). 1 Praxistag: 3 Ustd. Finanzierung: Die Eltern, häufig auch die jeweilige Einrichtung (im Rahmen ihrer Finanzierungsmöglichkeiten zur Elternbildung) zahlen die Gebühr für die Veranstaltung (Bearbeitungsgebühr und Honorar). Die Lebensmittelumlage für den Praxistag wird von den Eltern erhoben Öffentlichkeitsarbeit: Die Familienbildungsstätte berät die Einrichtungen in Teamsitzungen oder Leitungskonferenzen über das Angebot und terminiert die Veranstaltung gemeinsam mit der Einrichtung. Sie erstellt anschließend die Flyer für die Veranstaltung. Diese werden im Familienzentrum oder der Tageseinrichtung für Kinder ausgelegt. Eltern können sich in eine Liste eintragen. Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte, Brigitte Bogler Seite 3 Inhalte und Umsetzung in die pädagogische Praxis: 1. Kurstag: Theorie Eltern und Kursleitung lernen sich kennen, unterstützt durch Namensschilder, vorstellen mit Namen, Herkunft, Sprache, Anzahl und Alter der Kinder Einstieg: Was habe ich als Kind gerne gegessen? (vom eigenen Essverhalten zum Essverhalten des Kindes: Kinder lernen uns essen durch Vorbilder) Anhand schriftlicher Unterlagen werden die Ansätze einer ausgewogenen und gesunden Ernährung dargestellt. (Ernährungspyramide DGE) die Eltern erstellen ihre eigene Ernährungspyramide: das schmeckt mir! Wie sehen hier die Mengenverhältnisse aus? plakative Darstellung (malen, Collagen erstellen) anschließenden Diskussion Lieblingsgerichten, Ernährungswissen, Rituale aus der Familie oder dem jeweiligen Kulturkreis und aufgreifen von Fragen Eltern erhalten schriftliche Informationen(Anlage 1) und die Ernährungspyramide Die Eltern werden gebeten, bis zum nächsten Kurstag das eigene Ernährungsverhalten anhand eines Selbstbeobachtungstagebuches aufzuschreiben (Anlage 2) 2. Kurstag: Theorie Hier ist der Schwerpunkt auf eine gesunde Kinderernährung gelegt. Einstieg: Reflektion Umgang mit dem Selbstbeobachtungstagebuch Wie sieht eine gesunde Ernährung für Kinder aus? Diskussion Welche Empfehlungen gibt es? (Anlage 3) Zehn Tipps zum Essen mit Kindern erarbeiten (Anlage 4) Speiseplan für die Familie: Vorteile – Kinder mit in die Planung einbeziehen Wo können Kinder mithelfen?! Was können Kinder?! (Anlage 5+6) Verabschiedung und Ausblick auf das gemeinsame Kochen mit den Kindern 3. Kurstag: Praxis in der Lehrküche Gekocht und gebacken werden kleine Gerichte nach ernährungsphysiologischen, Gesichtspunkten. Einsatz saisonaler und regionaler Nahrungsmittel (Das theoretische neue Wissen wird in die Praxis umgesetzt). Kinder und Kursleitung lernen sich kennen, Schürzen und Namensschilder werden erstellt alle Teilnehmer lernen die zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten kennen Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte, Brigitte Bogler Seite 4 Eltern und Kinder lernen die Rezepte (Berücksichtigung der muslimischen Familien) kennen und die dafür notwendigen Lebensmittel Die Rezepte werden besprochen, Fragen im Vorfeld wenn möglich geklärt Kunterbunte Reispfanne mit Pute Möhren-Apfel-Salat 2 11/2 250 l Teel. g 4 1 1 500 2 g Eßl. etwas Bd. 1 Wasser Salz Reis } mit } zum Kochen bringen } hinzugeben und sprudelnd } kochen lassen Tomaten Zucchini } waschen und achteln } waschen, beide Enden abschneiden, } in Scheiben schneiden } schälen, würfeln } in Streifen schneiden } in einem Bratentopf erhitzen, } Geflügel anbraten, Gemüse } zufügen, alles 10 Min. garen, } den fertigen Reis abtropfen lassen } und unter das Gemüse ziehen, alles mit } würzen, } waschen, in kleine Röllchen schneiden Zwiebel Putenfleisch Margarine Salz, Pfeffer Schnittlauch Birnen-Quarkcreme mit gerösteten Flocken 500 100 g g etw. Eßl. Quark Buttermilch Mineralwasser Honig }} }} }} }} alle Zutaten cremig rühren 250 g Birnen } (bei harter Schale evtl. schälen) } sonst waschen, entkernen, in Stücke } schneiden, unter die, Quarkcreme } geben in Glasschälchen füllen, kühl } stellen 2 Eßl. Haferflocken } in einer kleinen Pfanne rösten, 1 500 2 ½ 1 g Möhren Äpfel Zitrone (Saft) Orange (Saft) } schälen, raspeln } schälen, vierteln, } grob raspeln }} }} zugeben + gut }} vermengen, auf }} Salatteller anrichten Apfelmuffins 150 150 3 g g Margarine Honig Eier } } }} schaumig rühren 4 250 250 1 Trpf g g Pck Backöl Zitrone Mehl Vollkornmehl Backpulver }} }} }} }} zugeben + unterrühren 1/8 500 ltr g Milch Äpfel 50 g Rosinen } zugeben } schälen, entkernen, in } kleine Stücke schneiden, } mit } zum Teig geben + alles } unterrühren, je 2 Teel. } Teig in Muffinformen } füllen, bei } 175° ca. 30 Min. backen Die Rezepte werden per Lose verteilt (Vermeidung von Gruppenbildung, Integration der Familien mit Migrationshintergrund Eine praktische Einführung der Schränke und Schubladen in der Lehrküche erfolgt (Wo finde ich was?) Die vorhandenen Lebensmittel werden kontrolliert und mit dem Rezept verglichen (Ist alles da?) Bei der gemeinsamen Essenszubereitung entstehen Diskussionen zu Ernährungsfragen, Erziehungsfragen oder zum Umgang mit bestimmten Nahrungsmitteln, schonende Zubereitungsart, praktische Tipps aber auch Hinweise zu ökologischen und ökonomischen Handeln im Haushalt (z.B. welche Putz- und Reinigungsmittel sind notwendig, wie kann ich Abfall trennen usw.) Die Kinder werden Ihren Fähigkeiten entsprechend angeleitet und begleitet Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte, Brigitte Bogler Seite 5 Die Eltern nehmen ihr Kind in einer anderen Situation wahr, Eltern lernen, ihr Kind loszulassen Gemeinsames Decken des Tisches und das nachfolgende gemeinsame Essen stehen im Mittelpunkt der zu vermittelnden Rituale: es wird erst gegessen wenn alle am Tisch sitzen vorab wird ein Gebet (Einsatz Gebetswürfel) oder ein Dank gesprochen, evtl. ein Lied gesungen, alle wünschen sich einen „guten Appetit“, jeder bedient sich selber aber es wird darauf geachtet, dass alle von allen Gerichten probieren können Pflichten: Abräumen und Spül- und Aufräumarbeiten erfolgen gemeinsam mit den Kindern Evaluation: Nach der Veranstaltung findet eine kurze Elternbefragung (Fragebogen) statt (Anlage 7). Fazit: Die Eltern betrachten das Ernährungsangebot als unterstützend und informativ. Vorhandenes Wissen wird bestätigt, ergänzt und erweitert. Gemeinsam mit den Kindern haben sie Spaß und Freude bei der praktischen Umsetzung in der Lehrküche und erhalten Tipps und Anregungen für den eigenen Haushalt. Oftmals sind Kinder dann zu Hause die „Lehrmeister“. Sie erinnern an die Erfahrungen in der Küche und fordern auch manche Zubereitung ein. Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte, Brigitte Bogler Seite 6 Mit besonderem Interesse nehmen wir wahr, dass auch andersgläubige Familien dieses Angebot nutzen, um entsprechend bei Ritualen und Wertevermittlung Unterstützung zu erhalten. Immer häufiger fragen Familien an, wann ein neuer Kurs beginnt. Das zeigt deutlich das Interesse an dem Angebot. Durch positive „Mund zu Mund-Propaganda“ wird das Interesse noch mehr geweckt. Das Miteinander mit den muslimischen Familien wird als bereichernd, kommunikativ und sehr lehrreich erfahren. Gegenseitig lernen die Familien Leben und Glauben direkt kennen, können nachfragen und sich informieren. Als Rückmeldung wird die entspannte Atmosphäre beim gemeinsamen Tun benannt und das man über „Gott und die Welt“ ins Gespräch kommt. Besonders erwähnenswert ist, das muslimische Jungen Freude und Spaß an den Küchenabläufen finden (Gemüse putzen, kochen, backen aber auch spülen abtrocknen, Abfall entsorgen). Dies fördert ein Umdenken bei deren Eltern. Das klassische Bild (Frauen und Mädchen in die Küche, Männer und Jungen nicht) verschiebt sich zunehmend, je mehr Familien ihren eigenen Kulturkreis aufbrechen. Ein Beispiel: - Nach dem Kochtag gibt eine türkische Mutter, die mit ihren zwei Söhnen den Kurs besucht hat, die Rückmeldung, dass sie zukünftig auch ihre Söhne im häuslichen Bereich zur Mitarbeit anhalten will. Sie hat jetzt gesehen, mit wie viel Freude und Begeisterung ihre Kinder teilgenommen haben. Das will sie zu Hause fördern-. Durch den praxisorientierten Ansatz in dem Ernährungskonzept verändert sich die Wahrnehmung der Eltern im Hinblick auf die Selbstständigkeit ihrer Kinder. Sie lernen, ihnen etwas zuzutrauen und sie loszulassen. Das schafft eine gute Voraussetzung für eine zukünftige, gesellschaftliche Teilhabe. Dies werden wir als Kooperationspartner weiterhin fördern. Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte, Brigitte Bogler Seite 7 Anlage 1 10 Ansätze für eine gesunde und ausgewogene Ernährung Vielseitig essen Genießen Sie die Lebensmittelvielfalt. Es gibt keine „gesunden“, „ungesunden“ oder gar „verbotenen“ Lebensmittel. Auf die Menge, Auswahl und Kombination kommt es an. Getreideprodukte – mehrmals am Tag und reichlich Kartoffeln Brot, Nudeln, Reis, Getreideflocken, am besten aus Vollkorn, sowie Kartoffeln enthalten kaum Fett, aber reichlich Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente sowie Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Gemüse und Obst – Nimm „5“ am Tag… Genießen Sie 5 Portionen Gemüse und Obst am Tag, möglichst frisch, nur kurz gegart, (oder auch als Saft) – idealer weise zu jeder Hauptmahlzeit und auch als Zwischenmahlzeit: Damit werden Sie reichlich mit Vitaminen, Mineralstoffen sowie Ballaststoffen und sek. Pflanzenstoffen (z.B. Carotinoide, Flavonoide) versorgt. Das Beste, was Sie für Ihre Gesundheit tun können. Täglich Milch und Milchprodukte, ein- zweimal in der Woche Fisch; Fleisch, Wurstwaren sowie Eier in Maßen Diese Lebensmittel enthalten wertvolle Nährstoffe, wie z.B. Calcium in Milch, Jod, Selen und Omega-3-Fettsäuren in Seefisch. Fleisch ist wegen des hohen Beitrags an verfügbarem Eisen und an den Vitaminen B1, B6 und B12 vorteilhaft. Mengen von 300-600 g Fleisch und Wurst pro Woche reichen hierfür aus. Bevorzugen Sie fettarme Produkte, vor allem bei Fleischerzeugnissen und Milchprodukten. Wenig Fett und fettreiche Lebensmittel Fett liefert lebensnotwendige Fettsäuren und fetthaltige Lebensmittel enthalten auch fettlösliche Vitamine. Fett ist besonders energiereich, daher kann zu viel Nahrungsfett Übergewicht fördern. Zu viele gesättigte Fettsäuren fördern langfristig die Entstehung von Herz-Kreislauf-Krankheiten. Bevorzugen Sie pflanzliche Öle und Fett (z.B. Raps und Sojaöl und daraus hergestellte Pflanzenfette). Achten Sie auf unsichtbares Fett, das in Fleisch und Wurst, Milchprodukten, Gebäck und Süßwaren sowie Fast-Food und Fertigprodukten meist enthalten ist. Insgesamt 70 – 90 g pro Tag reichen aus. Zucker und Salz in Maßen Genießen Sie Zucker und mit Zuckerersatz hergestellte Lebensmittel bzw. Getränke nur gelegentlich. Würzen Sie kreativ mit Kräutern und Gewürzen und wenig Salz. Verwenden Sie auf jeden Fall jodiertes Speisesalz. Reichlich Flüssigkeit Wasser ist absolut lebensnotwendig. Trinken sie rund 1,5 Liter Flüssigkeit jeden Tag. Alkoholische Getränke sollen nur gelegentlich und dann in kleinen Mengen konsumiert werden. Schmackhaft und schonend zubereiten Garen Sie die jeweiligen Speisen bei möglichst niedrigen Temperaturen, soweit es geht kurz, mit wenig Wasser und wenig Fett – das erhält den natürlichen Geschmack, schont die Nährstoffe und verhindert die Bildung schädlicher Verbindungen. Nehmen sie sich Zeit, genießen sie Ihr Essen Bewusstes Essen hilft, richtig zu essen. Auch das Auge isst mit. Lassen Sie sich Zeit beim Essen. Das macht Spaß, regt an vielseitig zuzugreifen und fördert das Sättigungsempfinden. Achten Sie auf Ihr Wunschgewicht und bleiben Sie in Bewegung Mit dem richtigen Gewicht fühlen Sie sich wohl und mit reichlich Bewegung bleiben sie in Schwung. Tun Sie etwas für Fitness, Wohlbefinden und Ihre Figur. In Anlehnung an die 10 Regeln der DGE Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte, Brigitte Bogler Seite 8 Anlage 2 Anlage 3 Kinder essen sehr unterschiedlich, Kinder nicht zum Essen zwingen, ein gesundes Kind hat ein gutes, natürliches Hunger- und Sättigungsgefühl, Essen soll dem Kind Freude bereiten Empfehlungen für Mahlzeiten 2 kalte Hauptmahlzeiten (z. B. morgens und abends) 1 warme Hauptmahlzeit (z. B. mittags) 2 Zwischenmahlzeiten (z.B. vormittags und nachmittags) Quelle: http://www.fke-do.de Warme Mahlzeit Hauptbestandteil der warmen Mahlzeit sind Kartoffeln, Reis oder Nudeln, dazu reichlich Gemüse oder ein Rohkostsalat. Eine kleine Portion fettarmes Fleisch – sozusagen als „Beilage“ – braucht Ihr Kind nur etwa 3-mal in der Woche. An den anderen Tagen gibt es vegetarische Gerichte mit Hülsenfrüchten (z. B. als Eintopf), Kartoffeln, Reis, Nudeln oder anderem Getreide (z. B. als Auflauf). Einmal pro Woche steht eine Mahlzeit mit Fisch auf dem Speisenplan. Dazu kommt ein kalorienfreies oder –armes Getränk. Üblicherweise ist die warme Mahlzeit das Mittagessen. Natürlich kann das warme Essen auch auf den Abend verlegt werden. Dann wird stattdessen mittags eine kalte Hauptmahlzeit gegessen. Kalte Mahlzeiten Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte, Brigitte Bogler Seite 9 Die beiden kalten Hauptmahlzeiten sind in der Regel das Frühstück und das Abendessen. Das mengenmäßig wichtigste Lebensmittel der kalten Hauptmahlzeit ist Milch oder ein Milchprodukt, z. B. Joghurt. Dazu kommen Obst oder Gemüserohkost, sowie Getreideflocken (als Müsli) oder ein belegtes Brot. Beispiele für kalte Mahlzeiten: - Müsli aus Joghurt, Obst und Getreideflocken - Ein Glas Milch, ein Apfel und ein Wurstbrot - Käsebrot mit einem Rohkostsalat - Nudelsalat mit Tomaten, Gurken und einem Joghurtdressing. - Dazu kommt ein kalorienfreies oder –armes Getränk. Zwischenmahlzeiten Die zwei Zwischenmahlzeiten werden üblicherweise vormittags (z. B. als Frühstück im Kindergarten oder Pausenbrot in der Schule) und nachmittags gegessen. Zwischenmahlzeiten bestehen hauptsächlich aus Brot und Obst oder Gemüserohkost. Beispiele: ½ Rosinenbrötchen mit einer Mandarine ein Vollkornbrötchen mit einem Glas Obstsaft gelegentlich auch Süßigkeiten, Kekse oder Kuchen Dazu kommt ein kalorienfreies oder –armes Getränk Anlage 4 Zehn Tipps zum Essen mit Kindern 1. Beim Essen für eine angenehme Atmosphäre sorgen. Zu einer behaglichen Atmosphäre beim Essen gehört zum Beispiel ein schön gedeckter Tisch. Hierbei können die Kinder mit einbezogen werden. Nicht nur ein schön gedeckter Tisch wirkt appetitanregend, sondern auch eine kindgerechte Dekoration der Speisen, die das Auge anspricht. Hier ist der Phantasie keine Grenzen gesetzt und die Kinder entwickeln bei der Gestaltung viel Kreativität. 2. Essen braucht Zeit und Ruhe Eine harmonische Mahlzeit setzt voraus, dass jeder sich beim Essen Zeit lässt, aber auch Zeit hat und seine Aufmerksamkeit auf das richtet, was gegessen wird. Der Rhythmus der Mahlzeiten in der Familie ist sicherlich von unterschiedlichen Gegebenheiten abhängig. Für Kinder ist es aber wichtig täglich mehrere Mahlzeiten (mindestens 5) einzunehmen, um eine Überlastung der Verdauungsorgane zu vermeiden und Nährstoffe besser zu verwerten. 3. Kinder essen so oft wie möglich gemeinsam mit den Erwachsenen Gemeinsame Mahlzeiten mit Kindern und Erwachsenen sollten kommunikative Treffpunkte im Alltag sein. Hier finden Unterhaltungen statt, Erlebnisse und Meinungen werden ausgetauscht und kommende Ereignisse können geplant werden. Gemeinsam mit anderen essen regt den Appetit an, soll Spaß machen und schafft möglicherweise Begeisterung für Speisen, die sonst abgelehnt werden. Einleitende Tischlieder, Gebete oder Sprüche, die häufig zu Ritualen werden, verstärken das Gemeinschaftsgefühl und schaffen dabei eine besondere Atmosphäre. 4. Kinder werden bei der Planung der Mahlzeiten mit einbezogen Im Idealfall stellt der Erwachsene einen abwechslungsreichen Speisenplan zusammen, bezieht die Meinungen der Kinder mit ein und greift deren Wünsche auf. Die Kinder entscheiden dann ob und wie viel sie essen wollen. Die Küche sollte ebenfalls attraktiver Erfahrungsraum für Kinder sein, denn durch eine aktive Beteiligung der Kinder an der Nahrungszubereitung wird nicht nur der Appetit angeregt, sondern können Kinder auch Kenntnisse und Fertigkeiten beim Kochen erwerben. 5. Die Eltern sind beim Essen Vorbild Kinder lernen durch Beobachtung und durch Vorbilder! Deshalb ist es wichtig, wenn die Eltern ihr eigenes Essverhalten beobachten und ggf. überdenken. 6. Kinder entscheiden selbst, wie viel sie essen wollen Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte, Brigitte Bogler Seite 10 Bei einem vielfältigen und abwechslungsreichen Nahrungsangebot haben Kinder die Möglichkeit selbst zu entscheiden, wie viel sie essen möchten. Unter dieser Voraussetzung können sie ihren Bedarf eigenständig regeln. Untersuchungen haben gezeigt, dass Kinder einen eigenen Mechanismus haben, Hunger und Sättigung wahrzunehmen. Kinder sind keine Automaten: Was gesunde Kinder heute und morgen nicht essen, holen sie sich eben übermorgen. 7. Kinder sollen viel trinken Kinder reagieren empfindlich auf mangelnde Flüssigkeit. Am besten ist es, Kinder zu und zwischen jeder Mahlzeit Getränke zur Verfügung zu stellen. Ein 4- bis 6-jähriges Kind benötigt ca. 1 Liter Flüssigkeit am Tag, am besten natürlich zuckerfreie Durstlöscher. 8. Kinder werden nicht gezwungen, den Teller leer zu essen Jeder „Esser“ hat bestimmte Geschmacksvorlieben und Ess- und Trinkgewohnheiten. Bei manchen Kindern sind die Augen größer als der Magen, sie müssen erst noch lernen, die für sie richtigen Mengen einzuschätzen. 9. Süßigkeiten in Maßen und zur richtigen Zeit Den Kindern werden keine bestimmten Nahrungsmittel, auch nicht Süßigkeiten, bewusst vorenthalten, denn was verboten ist, schmeckt selbstverständlich am besten. Süßigkeiten unmittelbar vor den Mahlzeiten verderben jedoch den Appetit. Deshalb werden zuckerhaltige Produkte am besten nach den Mahlzeiten angeboten oder als selbstständige Zwischenmahlzeit, z.B. am Nachmittag in Form von Kuchen. Die richtige Zahnpflege danach sollte selbstverständlich sein. Natürliche süße Mahlzeiten, wie z.B. Obst können regelmäßig zu den Mahlzeiten gegessen werden. 10. Nahrungsmittel sind keine Erziehungsmittel Dies gilt besonders für Süßigkeiten. Hat ein Kind erst einmal erfahren, dass die Zuneigung der Eltern darin besteht, es mit Süßem zu belohnen, so kann es leicht zur Gewohnheit werden. Belohen Sie Ihr Kind mit Zeit und Zuwendung! Nahrungsmittel sollten weder als Belohnung, als Trost noch – durch Entzug – als Strafe eingesetzt werden! Anlage 5 Speiseplan für die Familie Damit das Essen abwechslungsreich ist, können Sie folgende Tage einplanen: 1 Reistag, 1 Nudeltag, 1 Eintopftag, 1 Eiertag, 1 Fischtag und 2 -3 Fleischtage ein. Essen und Getränke Wer hilft beim Kochen? Wer deckt den Tisch? Neues probiert? Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte, Brigitte Bogler Seite 11 Anlage 6 Kochen mit Kindern ab 3 Jahren Je unerfahrener die Kinder sind, umso einfacher sollten die Handreichungen und Tätigkeiten sein, die sie in der Küche ausführen. Das gilt auch für die Rezepte. Entsprechend ihrer Entwicklung haben Kinder schon ein Erfolgserlebnis, wenn sie dabei sein und helfen dürfen oder wenn ihnen kleine Aufgaben übertragen werden. Nachfolgend einige Anregungen dafür, welche Leistungen für Kinder möglich sind: Kindern ab etwa 3 Jahre: - Kartoffeln, Obst, Gemüse waschen Obst auf Teller verteilen, Gemüse in eine Schüssel legen Müsli mischen Haferflocken in kalte Milch rühren Quarkspeise mit dem Schneebesen glatt rühren Brotscheiben mit Streichfett und Marmelade bestreichen oder mit Käse belegen Banane schälen und in Scheiben schneiden. Geschirr auf den Tisch stellen Kinder ab etwa 4-5 Jahren: - Zutaten abmessen, Teig rühren, kneten und ausrollen Plätzchen mit Ausstechformen ausstechen Kartoffeln und Gurken mit dem Sparschäler schälen, in Scheiben oder Stücke schneiden Gemüse- und Obstspieße herstellen Kräuter pflücken, waschen und mit der Schere fein schneiden Pizzateig belegen, Käse raspeln Tisch für mehrere Personen decken, dekorieren und später abräumen Geschirr und Besteck abtrocknen Kinder ab etwa 6-7 Jahren: - Brötchen aufschneiden Obstsalat zubereiten Eier aufschlagen, Rühreier herstellen Mehl und Milch für den Pfannkuchenteig abmessen, verrühren und in den Teig in der Pfanne ausbacken. Nudeln kochen, Garzeit kontrollieren Geschirr, Geräte und Arbeitsfläche reinigen einfache Bilderrezepte „lesen“ und ausführen fast selbstständig: Einkaufsliste erstellen, einkaufen, kochen, servieren und spülen aus: Das große Ernährungsbuch für KITA und Kindergarten Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte, Brigitte Bogler Seite 12 Anlage 7 Familienzentrum Martin-Luther-Kinderhaus „Einfach mehr wissen!“ Fragebogen Liebe Eltern, bitte füllen Sie mit Ihrem Kind den vorliegenden Fragebogen aus und teilen Sie uns Ihre Eindrücke und Wünsche mit. Sie unterstützen uns bei der Erstellung von Kursen in Kooperation mit den Familienzentren und Kindertageseinrichtungen. Fragen an die Eltern: 1. Halten Sie es für Wichtig, etwas über die Ernährung der Kinder zu erfahren? 1 2 3 4 5 6 2. War es gut, dass ein Teil der Veranstaltung in Ihrer Einrichtung stattfand? 1 2 3 4 5 6 3. War der Umfang angemessen? 1 2 3 4 5 6 4. Wurden Ihre Fragen ausreichend beantwortet? 1 2 3 4 5 6 5. Waren die schriftlichen Materialien ausreichend und wichtig? 1 2 3 4 5 6 6. Haben Sie sich im Kurs wohl gefühlt? 1 2 3 4 5 6 7. Werden Sie die Informationen und Anregungen in Ihrer Familie umsetzen? 1 2 3 4 5 6 8. Sind Sie gerne in die Lehrküche gekommen? 1 2 3 4 5 6 3 4 weniger gut 5 9. Hat Ihnen der Praxistag mit den Kindern gefallen? 1 sehr gut 2 6 gar nicht Fragen an die Kinder: 1. Hast Du schon mal zu Hause beim Kochen mitgeholfen? Ja 2. Hat Dir das Kochen Spaß gemacht? Nein 3. Was hat Dir am Besten geschmeckt?................................................................................................... Wünsche, Anregungen,……………………………………………………………….… Vielen Dank für die Mühe! Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte, Brigitte Bogler Seite 13