„Einfach mehr wissen“ Gesunde Ernährung für unsere Kinder und

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Familienbildungsstätte des Evangelischen Kirchenkreises Gelsenkirchen und Wattenscheid
Ein Beitrag aus der Praxis der Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte zum
Forschungsprojekt „Interkulturelle und interreligiöse Bildung in Kindertagesstätten“.
„Einfach mehr wissen“
Gesunde Ernährung für unsere Kinder und eine
gemeinsame Entdeckungsreise in die Küchenwelt
Ein Angebot für Eltern mit ihren 3-6-jährigen Kindern
In den Eltern-Kind-Kursen der Familienbildungsstätte konnten die Kursleiter/innen
zunehmend feststellen, dass Eltern bzgl. der Ernährung ihrer Kinder das Beste wollen, aber
vorhandenes Wissen um gesunde Ernährung in Theorie und Praxis kaum vorhanden sind.
Gleichzeitig wird diese Wahrnehmung auch in Gesprächen mit den Teams aus
Kindertageseinrichtungen und Familienzentren rückgekoppelt. Oft wird auf Fertiggerichte
und Fast-Food-Produkte zurückgegriffen.
In der Familienbildungsstätte wurde ein Projekt entwickelt um Eltern einen Einstieg in die
Thematik der gesunden Ernährung für Kinder zu geben. Das Projekt wird in Kooperation mit
Familienzentren und Kindertageseinrichtungen in Gelsenkirchen und Wattenscheid
durchgeführt.
Beispielhaft stellen wir das Projekt in Kooperation mit dem Ev. Martin-Luther-Kinderhaus
und Familienzentrum im Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid vor. Dort haben
schon mehrfach die Ernährungskurse stattgefunden.
Vorstellung der Einrichtungen:
Die Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte ist seit 1963 eine Einrichtung im
Evangelischen Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid. Sie bietet Lernorte für
Bildung, Begegnung, Auseinandersetzung, Offenheit und Solidarität. Die Angebote richten
sich an Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen und Lebensbereichen. Die Bandbreite
umfasst Kurse vom Säugling bis zum Senior. Fünf hauptamtlich pädagogische
Mitarbeiterinnen organisieren das vielfältige Angebot. Bei der Durchführung der Kurse
werden sie durch rund 100 Honorarkräfte unterstützt.
Darüber hinaus ist die Familienbildungsstätte für Viele ein kompetenter und verlässlicher
Kooperationspartner, so zum Beispiel für Kindertagesstätten, Familienzentren,
Kirchengemeinden, Seniorengruppen und die Stadt Gelsenkirchen. Im gemeinsamen
Austausch mit den Partnereinrichtungen werden die Bedarfe ermittelt um danach
zielgruppenorientierte Angebote zu formulieren.
Seit März 2009 trägt die Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte das Qualitätssiegel des
Gütesiegelverbundes Weiterbildung.
Eigene Homepage: www.elisabeth-kaesemann-fbs.de
Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte, Brigitte Bogler
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Das Familienzentrum Martin-Luther-Kinderhaus ist eine 4-gruppige Einrichtung in der
Trägerschaft der evangelischen Kindergartengemeinschaft im Kirchenkreis Gelsenkirchen
und Wattenscheid. Sie wurde 1973 als Regelkindergarten für 75 Kinder im Alter von 3 Jahren
bis zum Schuleintritt eröffnet. Seit dieser Zeit haben sich die Betreuungsangebote stets an den
gesellschaftlichen Entwicklungen und veränderten Familienstrukturen orientiert.
Tagesstättengruppe, Betreuung von Schulkindern, Kinder unter drei Jahren und die
Zertifizierung zum Familienzentrum im Juni 2007 sind Stationen der Arbeit.
Die soziale Struktur unserer Familien weißt häufig geringe Einkommen und Arbeitslosigkeit
auf. Sie wird durch neue Formen der Familienzusammensetzung (Patchwork) und durch den
immer höher werdenden Anteil an Familien mit Migrationshintergrund geprägt.
Gerade in diesem Kontext ist die interreligiöse Erziehung und Bildung im Kindergarten eine
wichtige Grundlage zur Wertevermittlung im Sinne von Toleranz, wechselseitiger Achtung,
Respekt und Anerkennung. „Jedes Kind hat ein Recht auf Religion“ und Religion darf ihm
nicht vorenthalten werden. Religion ist im alltäglichen Leben der Kinder immer wieder ein
Thema. Die Kinder bewegen Fragen nach dem Sinn des Lebens, nach dem Woher und
Wohin, nach der Schöpfung, nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden. Auf der Suche nach
den Antworten werden alle Kinder mit ihren Familien einbezogen, unabhängig ihrer Herkunft
und Religionszugehörigkeit. Immer wiederkehrende Themen im Kindergartenalltag sind:
Sprache, Aussehen, Spiele, Essen, Feste, Rituale, Symbole, Geschichten, Bilder und
Darstellungen.
Ein besonderer Schwerpunkt im interreligiösen Ansatz im Familienzentrum ist das
gemeinsame Kochen und Essen mit unseren Kindern und Familien. Die Umsetzung erfolgt in
Kooperation mit der Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte.
Das Konzept Familienzentrum NRW beruht auf der Idee, familienbezogene Angebote zu
verzahnen um Familien zu stärken, zu unterstützen und die ganzheitliche Entwicklung der
Kinder zu fördern. Diese Aufgabe wird seit 2007 in einem kooperativen Netzwerk in unserem
Sozialraum geleistet. Das Netzwerk ist so gestaltet, dass es den Familien in der Einrichtung
und im Stadtteil mit niederschwelligen Zugängen leicht gemacht wird, die Unterstützungsund Bildungsleistungen in Zusammenarbeit mit unseren Kooperationspartnern zu nutzen.
In unserem Familienzentrum
bieten wir an:
Folgende Kooperationspartner
unterstützen uns dabei:
Angebote zur
Förderung der
Elternbildung und
Erziehungspartne
rschaft
Familien
zentrum
St.
Nikolaus
Angebote zur
Mitwirkung und
Mitbestimmung
Lotse bei
der Babysittervermittlung
Angebote für
Familien mit Zuwanderungsgeschichte
Praktische
Hilfen
Erziehungsb
eratungsstelle
Watten-
scheid
JA
Fach-bereich
Kinder-tagespflege
Familienzentrum
St.
Barbara
Elisabeth
KäsemannFBS
Gemeinschaftsgrundschule
Elisabeth-
Angebote zur
Medienerziehun
g und
Leseförderung
Schnittstelle zur
Vermittlung von
Tagesmüttern und
Tagesvätern
Angebote zur
Gesundheitsund
Bewegungserzi
ehung
Ambulantes
Hilfezentrum
Wattenscheid
straße
Stadtbücherei
Bochum
„Aktive
Kids“
CentrumC
ultur
Eigene Homepage: www.martin-luther-kinderhaus.de
Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte, Brigitte Bogler
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Durch das Netzwerk mit den Kindertageseinrichtungen und Familienzentren, vorrangig mit
den Evangelischen Einrichtungen in Gelsenkirchen und Wattenscheid, ist die
Familienbildungsstätte immer im gegenseitigen Austausch, um die aktuellen Bedarfe der
Familien zu ermitteln. Als christliche Einrichtungen arbeiten wir auf dem Hintergrund unseres
evangelischen Profils. Ziele unserer Arbeit ist es, die Interessen der Familien gleich welcher
Herkunft zu vertreten und zu respektieren. Als Familienbildungsstätte in Kooperation mit den
Familienzentren und Kindertageseinrichtungen entwickeln wir Angebote, die die Familien
stärken, begleiten und befähigen, ihren oft recht schwierigen Familienalltag zu gestalten und
zu bewältigen.
Das Beispiel des Ernährungskonzeptes zeigt, dass unser niederschwelliger Ansatz die Eltern
zur Teilnahme motiviert und begeistert. Die gleich beschriebenen zwei Theorietage finden in
den vertrauten Räumen des Familienzentrums/ Kindertageseinrichtung statt. Der Praxistag
wird in der Lehrküche der Familienbildungsstätte durchgeführt, so können die Eltern mit
ihren Kindern als geschlossene Gruppe die Räumlichkeiten und Angebote der
Familienbildungsstätte kennen lernen. Eine vertraute Mitarbeiterin des Familienzentrums/
Kindertageseinrichtung begleitet die Gruppe. Sie wird als Bindeglied und Halt
wahrgenommen. Eltern fühlen sich so von beiden kooperierenden Einrichtungen
angenommen und wertgeschätzt.
Zeitschiene:
3 Treffen - wöchentlich
2 Theorietage: je 2 Ustd. (Die Kinder werden in dieser Zeit von den MA in der Einrichtung
betreut).
1 Praxistag: 3 Ustd.
Finanzierung:
Die Eltern, häufig auch die jeweilige Einrichtung (im Rahmen ihrer
Finanzierungsmöglichkeiten zur Elternbildung) zahlen die Gebühr für die Veranstaltung
(Bearbeitungsgebühr und Honorar).
Die Lebensmittelumlage für den Praxistag wird von den Eltern erhoben
Öffentlichkeitsarbeit:
Die Familienbildungsstätte berät die Einrichtungen in Teamsitzungen oder
Leitungskonferenzen über das Angebot und terminiert die Veranstaltung gemeinsam mit der
Einrichtung.
Sie erstellt anschließend die Flyer für die Veranstaltung. Diese werden im Familienzentrum
oder der Tageseinrichtung für Kinder ausgelegt. Eltern können sich in eine Liste eintragen.
Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte, Brigitte Bogler
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Inhalte und Umsetzung in die pädagogische Praxis:
1. Kurstag: Theorie
 Eltern und Kursleitung lernen sich kennen, unterstützt durch Namensschilder,
vorstellen mit Namen, Herkunft, Sprache, Anzahl und Alter der Kinder
 Einstieg: Was habe ich als Kind gerne gegessen? (vom eigenen Essverhalten
zum Essverhalten des Kindes: Kinder lernen uns essen durch Vorbilder)
 Anhand schriftlicher Unterlagen werden die Ansätze einer ausgewogenen und
gesunden Ernährung dargestellt. (Ernährungspyramide DGE)
 die Eltern erstellen ihre eigene Ernährungspyramide: das schmeckt mir! Wie
sehen hier die Mengenverhältnisse aus? plakative Darstellung (malen, Collagen
erstellen)
 anschließenden Diskussion Lieblingsgerichten, Ernährungswissen, Rituale aus
der Familie oder dem jeweiligen Kulturkreis und aufgreifen von Fragen
 Eltern erhalten schriftliche Informationen(Anlage 1) und die
Ernährungspyramide
 Die Eltern werden gebeten, bis zum nächsten Kurstag das eigene
Ernährungsverhalten anhand eines Selbstbeobachtungstagebuches
aufzuschreiben (Anlage 2)
2. Kurstag: Theorie
Hier ist der Schwerpunkt auf eine gesunde Kinderernährung gelegt.
 Einstieg: Reflektion Umgang mit dem Selbstbeobachtungstagebuch
 Wie sieht eine gesunde Ernährung für Kinder aus? Diskussion
 Welche Empfehlungen gibt es? (Anlage 3)
 Zehn Tipps zum Essen mit Kindern erarbeiten (Anlage 4)
 Speiseplan für die Familie: Vorteile – Kinder mit in die Planung einbeziehen
Wo können Kinder mithelfen?! Was können Kinder?! (Anlage 5+6)
 Verabschiedung und Ausblick auf das gemeinsame Kochen mit den Kindern
3. Kurstag: Praxis in der Lehrküche
Gekocht und gebacken werden kleine Gerichte nach ernährungsphysiologischen,
Gesichtspunkten. Einsatz saisonaler und regionaler Nahrungsmittel (Das
theoretische neue Wissen wird in die Praxis umgesetzt).
 Kinder und Kursleitung lernen sich kennen, Schürzen und Namensschilder
werden erstellt
 alle Teilnehmer lernen die zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten kennen
Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte, Brigitte Bogler
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

Eltern und Kinder lernen die Rezepte (Berücksichtigung der muslimischen
Familien) kennen und die dafür notwendigen Lebensmittel
Die Rezepte werden besprochen, Fragen im Vorfeld wenn möglich geklärt
Kunterbunte Reispfanne mit Pute
Möhren-Apfel-Salat
2
11/2
250
l
Teel.
g
4
1
1
500
2
g
Eßl.
etwas
Bd.
1
Wasser
Salz
Reis
} mit
} zum Kochen bringen
} hinzugeben und sprudelnd
} kochen lassen
Tomaten
Zucchini
} waschen und achteln
} waschen, beide Enden abschneiden,
} in Scheiben schneiden
} schälen, würfeln
} in Streifen schneiden
} in einem Bratentopf erhitzen,
} Geflügel anbraten, Gemüse
} zufügen, alles 10 Min. garen,
} den fertigen Reis abtropfen lassen
} und unter das Gemüse ziehen, alles mit
} würzen,
} waschen, in kleine Röllchen schneiden
Zwiebel
Putenfleisch
Margarine
Salz, Pfeffer
Schnittlauch
Birnen-Quarkcreme mit gerösteten Flocken
500
100
g
g
etw.
Eßl.
Quark
Buttermilch
Mineralwasser
Honig
}}
}}
}}
}} alle Zutaten cremig rühren
250
g
Birnen
} (bei harter Schale evtl. schälen)
} sonst waschen, entkernen, in Stücke
} schneiden, unter die, Quarkcreme
} geben in Glasschälchen füllen, kühl
} stellen
2
Eßl.
Haferflocken
} in einer kleinen Pfanne rösten,
1





500
2
½
1
g
Möhren
Äpfel
Zitrone (Saft)
Orange (Saft)
} schälen, raspeln
} schälen, vierteln,
} grob raspeln
}}
}} zugeben + gut
}} vermengen, auf
}} Salatteller anrichten
Apfelmuffins
150
150
3
g
g
Margarine
Honig
Eier
}
}
}} schaumig rühren
4
250
250
1
Trpf
g
g
Pck
Backöl Zitrone
Mehl
Vollkornmehl
Backpulver
}}
}}
}}
}} zugeben + unterrühren
1/8
500
ltr
g
Milch
Äpfel
50
g
Rosinen
} zugeben
} schälen, entkernen, in
} kleine Stücke schneiden,
} mit
} zum Teig geben + alles
} unterrühren, je 2 Teel.
} Teig in Muffinformen
} füllen, bei
} 175° ca. 30 Min. backen
Die Rezepte werden per Lose verteilt (Vermeidung von Gruppenbildung,
Integration der Familien mit Migrationshintergrund
Eine praktische Einführung der Schränke und Schubladen in der Lehrküche
erfolgt (Wo finde ich was?)
Die vorhandenen Lebensmittel werden kontrolliert und mit dem Rezept
verglichen (Ist alles da?)
Bei der gemeinsamen Essenszubereitung entstehen Diskussionen zu
Ernährungsfragen, Erziehungsfragen oder zum Umgang mit bestimmten
Nahrungsmitteln, schonende Zubereitungsart, praktische Tipps aber auch
Hinweise zu ökologischen und ökonomischen Handeln im Haushalt (z.B.
welche Putz- und Reinigungsmittel sind notwendig, wie kann ich Abfall
trennen usw.)
Die Kinder werden Ihren Fähigkeiten entsprechend angeleitet und begleitet
Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte, Brigitte Bogler
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


Die Eltern nehmen ihr Kind in einer anderen Situation wahr, Eltern lernen, ihr
Kind loszulassen
Gemeinsames Decken des Tisches und das nachfolgende gemeinsame Essen
stehen im Mittelpunkt der zu vermittelnden Rituale: es wird erst gegessen
wenn alle am Tisch sitzen vorab wird ein Gebet (Einsatz Gebetswürfel) oder
ein Dank gesprochen, evtl. ein Lied gesungen, alle wünschen sich einen „guten
Appetit“, jeder bedient sich selber aber es wird darauf geachtet, dass alle von
allen Gerichten probieren können
Pflichten: Abräumen und Spül- und Aufräumarbeiten erfolgen gemeinsam mit
den Kindern
Evaluation:
Nach der Veranstaltung findet eine kurze Elternbefragung (Fragebogen) statt (Anlage 7).
Fazit:
Die Eltern betrachten das Ernährungsangebot als unterstützend und informativ. Vorhandenes
Wissen wird bestätigt, ergänzt und erweitert. Gemeinsam mit den Kindern haben sie Spaß und
Freude bei der praktischen Umsetzung in der Lehrküche und erhalten Tipps und Anregungen
für den eigenen Haushalt. Oftmals sind Kinder dann zu Hause die „Lehrmeister“. Sie erinnern
an die Erfahrungen in der Küche und fordern auch manche Zubereitung ein.
Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte, Brigitte Bogler
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Mit besonderem Interesse nehmen wir wahr, dass auch andersgläubige Familien dieses
Angebot nutzen, um entsprechend bei Ritualen und Wertevermittlung Unterstützung zu
erhalten. Immer häufiger fragen Familien an, wann ein neuer Kurs beginnt. Das zeigt deutlich
das Interesse an dem Angebot. Durch positive „Mund zu Mund-Propaganda“ wird das
Interesse noch mehr geweckt.
Das Miteinander mit den muslimischen Familien wird als bereichernd, kommunikativ und
sehr lehrreich erfahren. Gegenseitig lernen die Familien Leben und Glauben direkt kennen,
können nachfragen und sich informieren. Als Rückmeldung wird die entspannte Atmosphäre
beim gemeinsamen Tun benannt und das man über „Gott und die Welt“ ins Gespräch kommt.
Besonders erwähnenswert ist, das muslimische Jungen Freude und Spaß an den
Küchenabläufen finden (Gemüse putzen, kochen, backen aber auch spülen abtrocknen, Abfall
entsorgen). Dies fördert ein Umdenken bei deren Eltern. Das klassische Bild (Frauen und
Mädchen in die Küche, Männer und Jungen nicht) verschiebt sich zunehmend, je mehr
Familien ihren eigenen Kulturkreis aufbrechen.
Ein Beispiel: - Nach dem Kochtag gibt eine türkische Mutter, die mit ihren zwei Söhnen den
Kurs besucht hat, die Rückmeldung, dass sie zukünftig auch ihre Söhne im häuslichen
Bereich zur Mitarbeit anhalten will. Sie hat jetzt gesehen, mit wie viel Freude und
Begeisterung ihre Kinder teilgenommen haben. Das will sie zu Hause fördern-.
Durch den praxisorientierten Ansatz in dem Ernährungskonzept verändert sich die
Wahrnehmung der Eltern im Hinblick auf die Selbstständigkeit ihrer Kinder. Sie lernen, ihnen
etwas zuzutrauen und sie loszulassen. Das schafft eine gute Voraussetzung für eine
zukünftige, gesellschaftliche Teilhabe. Dies werden wir als Kooperationspartner weiterhin
fördern.
Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte, Brigitte Bogler
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Anlage 1
10 Ansätze für eine gesunde und ausgewogene Ernährung
 Vielseitig essen
Genießen Sie die Lebensmittelvielfalt. Es gibt keine „gesunden“, „ungesunden“ oder gar
„verbotenen“ Lebensmittel. Auf die Menge, Auswahl und Kombination kommt es an.
 Getreideprodukte – mehrmals am Tag und reichlich Kartoffeln
Brot, Nudeln, Reis, Getreideflocken, am besten aus Vollkorn, sowie Kartoffeln enthalten
kaum Fett, aber reichlich Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente sowie Ballaststoffe und
sekundäre Pflanzenstoffe.
 Gemüse und Obst – Nimm „5“ am Tag…
Genießen Sie 5 Portionen Gemüse und Obst am Tag, möglichst frisch, nur kurz gegart, (oder
auch als Saft) – idealer weise zu jeder Hauptmahlzeit und auch als Zwischenmahlzeit: Damit
werden Sie reichlich mit Vitaminen, Mineralstoffen sowie Ballaststoffen und sek. Pflanzenstoffen (z.B. Carotinoide, Flavonoide) versorgt. Das Beste, was Sie für Ihre Gesundheit tun
können.
 Täglich Milch und Milchprodukte, ein- zweimal in der Woche Fisch; Fleisch,
Wurstwaren sowie Eier in Maßen
Diese Lebensmittel enthalten wertvolle Nährstoffe, wie z.B. Calcium in Milch, Jod, Selen und
Omega-3-Fettsäuren in Seefisch. Fleisch ist wegen des hohen Beitrags an verfügbarem Eisen
und an den Vitaminen B1, B6 und B12 vorteilhaft. Mengen von 300-600 g Fleisch und Wurst
pro Woche reichen hierfür aus. Bevorzugen Sie fettarme Produkte, vor allem bei
Fleischerzeugnissen und Milchprodukten.
 Wenig Fett und fettreiche Lebensmittel
Fett liefert lebensnotwendige Fettsäuren und fetthaltige Lebensmittel enthalten auch
fettlösliche Vitamine. Fett ist besonders energiereich, daher kann zu viel Nahrungsfett
Übergewicht fördern. Zu viele gesättigte Fettsäuren fördern langfristig die Entstehung von
Herz-Kreislauf-Krankheiten. Bevorzugen Sie pflanzliche Öle und Fett (z.B. Raps und Sojaöl
und daraus hergestellte Pflanzenfette). Achten Sie auf unsichtbares Fett, das in Fleisch und
Wurst, Milchprodukten, Gebäck und Süßwaren sowie Fast-Food und Fertigprodukten meist
enthalten ist. Insgesamt 70 – 90 g pro Tag reichen aus.
 Zucker und Salz in Maßen
Genießen Sie Zucker und mit Zuckerersatz hergestellte Lebensmittel bzw. Getränke nur
gelegentlich. Würzen Sie kreativ mit Kräutern und Gewürzen und wenig Salz. Verwenden Sie
auf jeden Fall jodiertes Speisesalz.
 Reichlich Flüssigkeit
Wasser ist absolut lebensnotwendig. Trinken sie rund 1,5 Liter Flüssigkeit jeden Tag.
Alkoholische Getränke sollen nur gelegentlich und dann in kleinen Mengen konsumiert
werden.
 Schmackhaft und schonend zubereiten
Garen Sie die jeweiligen Speisen bei möglichst niedrigen Temperaturen, soweit es geht kurz,
mit wenig Wasser und wenig Fett – das erhält den natürlichen Geschmack, schont die
Nährstoffe und verhindert die Bildung schädlicher Verbindungen.
 Nehmen sie sich Zeit, genießen sie Ihr Essen
Bewusstes Essen hilft, richtig zu essen. Auch das Auge isst mit. Lassen Sie sich Zeit beim
Essen. Das macht Spaß, regt an vielseitig zuzugreifen und fördert das Sättigungsempfinden.
 Achten Sie auf Ihr Wunschgewicht und bleiben Sie in Bewegung
Mit dem richtigen Gewicht fühlen Sie sich wohl und mit reichlich Bewegung bleiben sie in
Schwung. Tun Sie etwas für Fitness, Wohlbefinden und Ihre Figur.
In Anlehnung an die 10 Regeln der DGE
Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte, Brigitte Bogler
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Anlage 2
Anlage 3
Kinder essen sehr unterschiedlich, Kinder nicht zum Essen zwingen, ein gesundes Kind hat
ein gutes, natürliches Hunger- und Sättigungsgefühl, Essen soll dem Kind Freude bereiten
Empfehlungen für Mahlzeiten
 2 kalte Hauptmahlzeiten (z. B. morgens und abends)
 1 warme Hauptmahlzeit (z. B. mittags)
 2 Zwischenmahlzeiten (z.B. vormittags und nachmittags)
Quelle: http://www.fke-do.de
Warme Mahlzeit

Hauptbestandteil der warmen Mahlzeit sind Kartoffeln, Reis oder Nudeln, dazu
reichlich Gemüse oder ein Rohkostsalat.

Eine kleine Portion fettarmes Fleisch – sozusagen als „Beilage“ – braucht Ihr Kind nur
etwa 3-mal in der Woche.

An den anderen Tagen gibt es vegetarische Gerichte mit Hülsenfrüchten (z. B. als
Eintopf), Kartoffeln, Reis, Nudeln oder anderem Getreide (z. B. als Auflauf).

Einmal pro Woche steht eine Mahlzeit mit Fisch auf dem Speisenplan. Dazu kommt
ein kalorienfreies oder –armes Getränk.

Üblicherweise ist die warme Mahlzeit das Mittagessen.

Natürlich kann das warme Essen auch auf den Abend verlegt werden. Dann wird

stattdessen mittags eine kalte Hauptmahlzeit gegessen.
Kalte Mahlzeiten
Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte, Brigitte Bogler
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Die beiden kalten Hauptmahlzeiten sind in der Regel das Frühstück und das Abendessen.
Das mengenmäßig wichtigste Lebensmittel der kalten Hauptmahlzeit ist Milch oder ein
Milchprodukt, z. B. Joghurt.
Dazu kommen Obst oder Gemüserohkost, sowie Getreideflocken (als Müsli) oder ein belegtes
Brot.
Beispiele für kalte Mahlzeiten:
- Müsli aus Joghurt, Obst und Getreideflocken
- Ein Glas Milch, ein Apfel und ein Wurstbrot
- Käsebrot mit einem Rohkostsalat
- Nudelsalat mit Tomaten, Gurken und einem Joghurtdressing.
- Dazu kommt ein kalorienfreies oder –armes Getränk.
Zwischenmahlzeiten
Die zwei Zwischenmahlzeiten werden üblicherweise vormittags (z. B. als Frühstück im
Kindergarten oder Pausenbrot in der Schule) und nachmittags gegessen.
Zwischenmahlzeiten bestehen hauptsächlich aus Brot und Obst oder Gemüserohkost.
Beispiele:
 ½ Rosinenbrötchen mit einer Mandarine
 ein Vollkornbrötchen mit einem Glas Obstsaft
 gelegentlich auch Süßigkeiten, Kekse oder Kuchen
Dazu kommt ein kalorienfreies oder –armes Getränk
Anlage 4
Zehn Tipps zum Essen mit Kindern
1. Beim Essen für eine angenehme Atmosphäre sorgen.
Zu einer behaglichen Atmosphäre beim Essen gehört zum Beispiel ein schön gedeckter Tisch. Hierbei können
die Kinder mit einbezogen werden. Nicht nur ein schön gedeckter Tisch wirkt appetitanregend, sondern auch
eine kindgerechte Dekoration der Speisen, die das Auge anspricht. Hier ist der Phantasie keine Grenzen gesetzt
und die Kinder entwickeln bei der Gestaltung viel Kreativität.
2. Essen braucht Zeit und Ruhe
Eine harmonische Mahlzeit setzt voraus, dass jeder sich beim Essen Zeit lässt, aber auch Zeit hat und seine
Aufmerksamkeit auf das richtet, was gegessen wird. Der Rhythmus der Mahlzeiten in der Familie ist sicherlich
von unterschiedlichen Gegebenheiten abhängig. Für Kinder ist es aber wichtig täglich mehrere Mahlzeiten
(mindestens 5) einzunehmen, um eine Überlastung der Verdauungsorgane zu vermeiden und Nährstoffe besser
zu verwerten.
3. Kinder essen so oft wie möglich gemeinsam mit den Erwachsenen
Gemeinsame Mahlzeiten mit Kindern und Erwachsenen sollten kommunikative Treffpunkte im Alltag sein. Hier
finden Unterhaltungen statt, Erlebnisse und Meinungen werden ausgetauscht und kommende Ereignisse können
geplant werden. Gemeinsam mit anderen essen regt den Appetit an, soll Spaß machen und schafft
möglicherweise Begeisterung für Speisen, die sonst abgelehnt werden. Einleitende Tischlieder, Gebete oder
Sprüche, die häufig zu Ritualen werden, verstärken das Gemeinschaftsgefühl und schaffen dabei eine besondere
Atmosphäre.
4. Kinder werden bei der Planung der Mahlzeiten mit einbezogen
Im Idealfall stellt der Erwachsene einen abwechslungsreichen Speisenplan zusammen, bezieht die Meinungen
der Kinder mit ein und greift deren Wünsche auf. Die Kinder entscheiden dann ob und wie viel sie essen wollen.
Die Küche sollte ebenfalls attraktiver Erfahrungsraum für Kinder sein, denn durch eine aktive Beteiligung der
Kinder an der Nahrungszubereitung wird nicht nur der Appetit angeregt, sondern können Kinder auch
Kenntnisse und Fertigkeiten beim Kochen erwerben.
5. Die Eltern sind beim Essen Vorbild
Kinder lernen durch Beobachtung und durch Vorbilder! Deshalb ist es wichtig, wenn die Eltern ihr eigenes
Essverhalten beobachten und ggf. überdenken.
6. Kinder entscheiden selbst, wie viel sie essen wollen
Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte, Brigitte Bogler
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Bei einem vielfältigen und abwechslungsreichen Nahrungsangebot haben Kinder die Möglichkeit selbst zu
entscheiden, wie viel sie essen möchten. Unter dieser Voraussetzung können sie ihren Bedarf eigenständig
regeln. Untersuchungen haben gezeigt, dass Kinder einen eigenen Mechanismus haben, Hunger und Sättigung
wahrzunehmen. Kinder sind keine Automaten: Was gesunde Kinder heute und morgen nicht essen, holen sie sich
eben übermorgen.
7. Kinder sollen viel trinken
Kinder reagieren empfindlich auf mangelnde Flüssigkeit. Am besten ist es, Kinder zu und zwischen jeder
Mahlzeit Getränke zur Verfügung zu stellen. Ein 4- bis 6-jähriges Kind benötigt ca. 1 Liter Flüssigkeit am Tag,
am besten natürlich zuckerfreie Durstlöscher.
8. Kinder werden nicht gezwungen, den Teller leer zu essen
Jeder „Esser“ hat bestimmte Geschmacksvorlieben und Ess- und Trinkgewohnheiten. Bei manchen Kindern sind
die Augen größer als der Magen, sie müssen erst noch lernen, die für sie richtigen Mengen einzuschätzen.
9. Süßigkeiten in Maßen und zur richtigen Zeit
Den Kindern werden keine bestimmten Nahrungsmittel, auch nicht Süßigkeiten, bewusst vorenthalten, denn was
verboten ist, schmeckt selbstverständlich am besten. Süßigkeiten unmittelbar vor den Mahlzeiten verderben
jedoch den Appetit. Deshalb werden zuckerhaltige Produkte am besten nach den Mahlzeiten angeboten oder als
selbstständige Zwischenmahlzeit, z.B. am Nachmittag in Form von Kuchen. Die richtige Zahnpflege danach
sollte selbstverständlich sein. Natürliche süße Mahlzeiten, wie z.B. Obst können regelmäßig zu den Mahlzeiten
gegessen werden.
10. Nahrungsmittel sind keine Erziehungsmittel
Dies gilt besonders für Süßigkeiten. Hat ein Kind erst einmal erfahren, dass die Zuneigung der Eltern darin
besteht, es mit Süßem zu belohnen, so kann es leicht zur Gewohnheit werden. Belohen Sie Ihr Kind mit Zeit und
Zuwendung! Nahrungsmittel sollten weder als Belohnung, als Trost noch – durch Entzug – als Strafe eingesetzt
werden!
Anlage 5
Speiseplan für die Familie
Damit das Essen abwechslungsreich ist, können Sie folgende Tage einplanen:
1 Reistag, 1 Nudeltag, 1 Eintopftag, 1 Eiertag, 1 Fischtag und 2 -3 Fleischtage ein.
Essen und Getränke
Wer hilft beim
Kochen?
Wer deckt
den Tisch?
Neues probiert?
Montag
Dienstag
Mittwoch
Donnerstag
Freitag
Samstag
Sonntag
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Seite 11
Anlage 6
Kochen mit Kindern ab 3 Jahren
Je unerfahrener die Kinder sind, umso einfacher sollten die Handreichungen und Tätigkeiten sein, die
sie in der Küche ausführen. Das gilt auch für die Rezepte. Entsprechend ihrer Entwicklung haben
Kinder schon ein Erfolgserlebnis, wenn sie dabei sein und helfen dürfen oder wenn ihnen kleine
Aufgaben übertragen werden. Nachfolgend einige Anregungen dafür, welche Leistungen für Kinder
möglich sind:
Kindern ab etwa 3 Jahre:
-
Kartoffeln, Obst, Gemüse waschen
Obst auf Teller verteilen, Gemüse in eine Schüssel legen
Müsli mischen
Haferflocken in kalte Milch rühren
Quarkspeise mit dem Schneebesen glatt rühren
Brotscheiben mit Streichfett und Marmelade bestreichen oder mit Käse belegen
Banane schälen und in Scheiben schneiden.
Geschirr auf den Tisch stellen
Kinder ab etwa 4-5 Jahren:
-
Zutaten abmessen, Teig rühren, kneten und ausrollen
Plätzchen mit Ausstechformen ausstechen
Kartoffeln und Gurken mit dem Sparschäler schälen, in Scheiben oder Stücke schneiden
Gemüse- und Obstspieße herstellen
Kräuter pflücken, waschen und mit der Schere fein schneiden
Pizzateig belegen, Käse raspeln
Tisch für mehrere Personen decken, dekorieren und später abräumen
Geschirr und Besteck abtrocknen
Kinder ab etwa 6-7 Jahren:
-
Brötchen aufschneiden
Obstsalat zubereiten
Eier aufschlagen, Rühreier herstellen
Mehl und Milch für den Pfannkuchenteig abmessen, verrühren und in den Teig in der Pfanne
ausbacken.
Nudeln kochen, Garzeit kontrollieren
Geschirr, Geräte und Arbeitsfläche reinigen
einfache Bilderrezepte „lesen“ und ausführen
fast selbstständig: Einkaufsliste erstellen, einkaufen, kochen, servieren und spülen
aus: Das große Ernährungsbuch für KITA und Kindergarten
Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte, Brigitte Bogler
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Anlage 7
Familienzentrum
Martin-Luther-Kinderhaus
„Einfach mehr wissen!“
Fragebogen
Liebe Eltern,
bitte füllen Sie mit Ihrem Kind den vorliegenden Fragebogen aus und teilen Sie uns Ihre
Eindrücke und Wünsche mit. Sie unterstützen uns bei der Erstellung von Kursen in
Kooperation mit den Familienzentren und Kindertageseinrichtungen.
Fragen an die Eltern:
1. Halten Sie es für Wichtig, etwas über die
Ernährung der Kinder zu erfahren?
1
2
3
4
5
6
2. War es gut, dass ein Teil der Veranstaltung in Ihrer
Einrichtung stattfand?
1
2
3
4
5
6
3. War der Umfang angemessen?
1
2
3
4
5
6
4. Wurden Ihre Fragen ausreichend beantwortet?
1
2
3
4
5
6
5. Waren die schriftlichen Materialien ausreichend
und wichtig?
1
2
3
4
5
6
6. Haben Sie sich im Kurs wohl gefühlt?
1
2
3
4
5
6
7. Werden Sie die Informationen und Anregungen in
Ihrer Familie umsetzen?
1
2
3
4
5
6
8. Sind Sie gerne in die Lehrküche gekommen?
1
2
3
4
5
6
3
4
weniger gut
5
9. Hat Ihnen der Praxistag mit den Kindern gefallen?
1
sehr gut
2
6
gar nicht
Fragen an die Kinder:
1. Hast Du schon mal zu Hause beim Kochen mitgeholfen? Ja
2. Hat Dir das Kochen Spaß gemacht?
Nein



3. Was hat Dir am Besten geschmeckt?...................................................................................................
Wünsche, Anregungen,……………………………………………………………….…
Vielen Dank für die Mühe!
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