Lavendel Lavandula angustifolia, syn. Lavandula officinalis Drogenname: Lavandulae flos Ist das älteste Heilmittel Gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiace) Der Name Lavendel kommt aus dem lateinischen “Lavare“ = waschen Angustifolia = schmal, bezogen auf die Blätter. Vorkommen: französischen Alpen, von 800 bis 1200 m, Provonce, außerdem Spanien, Marokko, Italien, Kroatien, aber auch Bulgarien. Wilder Lavendel wächst im gesamten Mittelmeergebiet auf kargen und kalkhältigen Böden. (1000 – 2000 m) Botanik: wie schon gesagt gehört zu den Lippenblütler, ein Halbstrauch, ungefähr 40 cm hoch, In endständigen, lang gestielten Scheinähren stehen Halbquirle, junge Zweige sind oft vierkantig. Gegenständig bis wirtelig angeordnete schmale graugrüne Blätter, sind oft behaart. Mehrjährige Pflanze, Klausenfrüchte zerfallen in vier dünnschalige, glänzende Klausen. Die violetten Blüten stehen in Scheinquirlen, die eine unterbrochene Ähre bilden. Jede Scheinquirle besteht aus 6-10 Blüten. Blüten sind kurz gestielt oder fast sitzend. Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kelchblätter sind verwachsen mit meist 13 Nerven. Die Kelchröhre ist walzlich, seine Oberlippe ist meist einzähnig und die Unterlippe vierzähnig. Die Kelchzähne sind klein, der obere trägt an der Spitze ein herzförmiges Anhängsel. Die fünf Kronblätter sind zu einer zweilippigen Krone verwachsen, die meist eine intensiv blaue bis violette Farbe aufweisen. Die Oberlippe hat zwei, die Unterlippe drei rundliche, flache zurückgebogene Kronzipfel. Es gibt zwei längere und zwei kürzere Staubblätter, die alle fruchtbar und vorne gebogen sind. Staubblätter und Griffel sind kürzer als die Kronröhre und daher nicht sichtbar. Zwei Fruchtblätter sind zu einem oberständigen Fruchtknoten verwachsen. Bestäubung erfolgt durch Insekten . Blütezeit von Juli bis September, je nach Art. Wirtschaftlich bedeutend sind der Echte Lavendel, der Speik-Lavendel und der Lavandin Ernte und Aufbereitung: wenn die Blüten sich entfalten, in der Mittagssonne soll geerntet werden. Man schneidet die Blütenstiele ab und hängt sie zum trocknen in luftigen, schattigen Ort zum trocknen auf. Geschichtliches: Lavendel kommt ursprünglich aus Persien verbreitet sich über das Mittelmeer bis zu den atlantischen Inseln. Die alten Ägypter tränkten die Leinentücher mit Lavendelöl und mumifizierten so die Toten. In der Antike wurde Lavendel als Aphrodikum verwendet, auch bei Schlangenbissen und zur Abwehr gegen Insekten angewendet. Bereits in der frühen Antike wurde in der Provonce Lavendel als Heilpflanze angebaut und geerntet. Schon die Römer nutzen die Pflanze zum parfümieren der Wäsche, ebenso für Badewasser, es gab auch schon Lavendel-Duftwasser. Sie waren die Ersten , die sich mit der Wirkung des Lavendel wissenschaftlich auseinandersetzten. Im Mitteleuropa ist der Lavendel seit dem 12 Jahrhundert als Heilpflanze bekannt. Auch durch das Wirken der hl. Hildegard von Bingen die den Lavendel sehr schätzte. Seit dem 15. Jhd. werden Lavendelblüten zur Herstellung von Ölen in Parfum und Seifen verwendet. Außerdem brachte im 15. Jhd. ein italienischer Mönch Lavendelpflanzen nach Deutsch-land, wo er zunächst in den Klostergärten eingepflanzt und kultiviert wurden. Paracelsus schätzte die Pflanze sehr gegen Nervosität, Schmerzen und verwendete sie auch beim Räuchern. Man verwendete in der Pestzeit Rosmarin- und Lavendelzweige zum Ausräuchern. Ebenso Kräuteressig mit Lavendel zum Schutz vor Ansteckung. Im 17. Jhd. gab es in London das erste Lavendelwasser, und ist bis zum heutigen Tag die nationale Duftmarke “England“ Heilpflanze für die Soldaten, wenn die Schlacht nahte, holte man sich Mut von dem Duft der Blüte. Lavendel wurde früher in den Krankenzimmer zum Ausräuchern verwendet! Also als Desinfektionsmittel verwendet, auch gegen Ungeziefer (Läuse ,Motten usw.) Auch im ersten Weltkrieg wurde Lavendel zur Wunddesinfektion verwendet. Lavendel wurde in den Jahren um 1930 zum Modeparfum. Wirkung: Je nach Lavendelart Anwendungen für: beruhigend, entspannend , gegen Schlafstörung,Migräne, Schweißfüße, Abwehrkräfte steigernd, schmerzlindernd, entzündungs-hemmend, antiseptisch, krampflösend. Lavendelöl wird durch Wasserdampfdestillation gewonnen. 140 kg Lavendelblüten benötigt man für 1 Liter Lavendelöl. Alle Pflanzenteile enthalten ätherische Öle Anwendung ist sehr vielfältig: Küche: junge Blätter zum Verfeinern von Gerichten, Desserts usw. Parfümerie: Duftstoff Als Droge: Tee, sehr beliebt als ätherische Öle Portugiesische Forscher konnten zeigen, dass Lavendelöl bereits in geringen Konzentrationen verschiedene Hefe- und Fadenpilze abtötet, die beim Menschen Haut- und Nagelpilzerkrankungen verursachen können. In der Aromatherapie findet das Lavendelöl eine große Beliebtheit. o Lavendelbad: vor dem Einschlafen am Abend ein Vollbad mit Lavendelöl, ca. 15 Tropfen ins Vollbad geben und als Emulgator zum Beispiel 3 Esslöffel Schlagobers dazu geben. Man kann auch Meersalz und Lavendelöl vermischen und ins Badewasser geben. Bad ca. für 10 – 15 min bei einer Temperatur von 38 – 39 Grad. o Zum besseren Einschlafen kann man auch auf den Kopfpolster Lavendel sprühen. o Oder man kann auch einen Raumspray mit Lavendelöl herstellen. o Abwehrkräfte steigern: Duftlampe, aber auch zur Raumdesinfektion o Lavendelfußbad: gegen Schweißfüße o Mundwasser: antiseptische Wirkung 1 gtt Lavendelöl und 2 gtt Bergamotte in einen Glas mit Wasser und gurgeln o Massageöl: Mandelöl und einige gtt Lavendelöl dazu geben o Lavendel-Sackerl: in den Kleiderschrank geben, guter Duft, aber auch gegen Motten. o Lavendelkissen ins Bett legen, gegen Einschlafstörung, hält auch die Hausstaubmilben fern. o Lavendeltee: 2 gehäufteTL Lavendelblüten mit 250 ml kochendes Wasser übergießen und zugedeckt 5 – 10 min ziehen lassen und abseihen. Schluckweise trinken am Abend o Lavendelessig: ist ein gutes Gesichtswasser für fettige Haut. Frisch gepflückte Blüten 1 Woche im Weißweinessig geben , täglich schütteln. Essig reguliert die Talgdrüsen und der Lavendel stimuliert das Wachstum neuer Hautzellen. Lavendelrezepte Lavendelwein: Zutaten: 1 Tl Lavendelblüten 1 Vanilleschote 3 Gewürznelken 1 Zimtstange 2 Liter lieblicher Rotwein 4 cl Cognac Zubereitung: Die Lavendelblüten mit allen anderen Gewürzen in einen Topf geben. Den Rotwein angießen und langsam erhitzen. Der Ansatz darf aber nicht kochen. Kurz vor dem Siedepunkt den Topf vom Herd ziehen und den Inhalt erkalten lassen. Alles in ein gut schließendes Gefäß füllen und für drei Wochen an einem stillen, kühlen Ort ziehen lassen. Danach den Ansatz abseihen und den Cognac zufügen. Auf kleine Flaschen ziehen und kühl lagern. Lavendelsirup: Zutaten: 1 l Wasser 750g Zucker 1 kleine Handvoll Lavendelblüten 25 g Zitronensäure 1 Stück Zitrone Zubereitung: Für den Lavendelsirup Wasser in einem Topf mit Zucker aufkochen und wieder abkühlen lassen. Zitrone in Scheiben schneiden und gemeinsam mit der Zitronensäure zugeben. Lavendelblüten und Lavendelblätter gut waschen, abtropfen lassen und ebenfalls einmengen. Mit Klarsichtfolie gut abdecken und mindestens 3 Tage ziehen lassen. Dann abseihen und in eine heiß ausgespülte, gut verschließbare Flasche (oder Einmachglas) füllen. Den Lavendelsirup kühl aufbewahren. Tipp: Lavendelsirup eignet sich wunderbar zum Aufspritzen mit Mineral- oder Leitungswasser, aber auch mit Sekt. Je nach gewünschter Süße können Sie auch mehr Zucker mit Wasser aufkochen und dieses etwas länger einkochen lassen. Inhaltsstoffe: Monoterpene, Monoterpenole, Ketone, Ester, Oxide, Flavanoide, Gerbstoffe, Harze, Cumarine, Ursalsäure, usw. Zu den Monoterpene gehört Campher, Linalool, Cineol, Linalylacetat o Kampfer: wirkt auf das ZNS, durchblutungsfördernd, bei Rheuma, Muskelzerrung, Erkältung. Achtung auf Überdosierung! Dämmerzustand o Linalool: Farblos, blumiger Geruch hat antiseptische, entzündungshemmende und antimikrobische Wirkung o Linalylazetat: verantwortlich für Duft, gehört zur Stoffgruppe der Ester. Wirkt beruhigend auf das ZNS, schützt die Nerven, verleiht Mut, steigert die Lebensqualität o Cineol: wirkt auf die Lunge und Nasennebenhöhlen, schleimfördernd. Campher und Cineol haben eine belebende, erfrischende, krampflösende und fiebersenkende Wirkung. Campher wirkt entzündungshemmend auf die Bronchien. Äußere Anwendung: schmerzlindernd. Campher und Cineol sind nur in geringen Mengen im Lavendel. Je nach Lavendelart, gibt es einen verschieden hoher Anteil der Inhaltsstoffe. Im Lavendelöl sind über 2000 Wirkstoffe, und über 200 sind erst nachgewiesen. Lavendelöl hat eine hohe Bioverfügbarkeit, wird sehr schnell im Körper aufgenommen, ist lipophil und wirkt mit Fetten. Je höher die Anbauregion, desto mehr Ester und Inhaltsstoffe hat der Lavendel. Je höher die Gegend, desto geruchsärmer der Lavendel. Lavendelarten: es gibt ca. 26 verschiedene Arten 1) Echter Lavendel oder Schmalblättriger Lavendel. Winterhart, Vermehrung durch Samen. Aus Lavendula angustifolia werden“ Lavendel fein“ und „Lavendel extra“ gewonnen. Wächst ab 800 m Meereshöhe, sonnige , kalkhältige, trockene Gebirgshänge, hoher Estergehalt und kaum Kampfer. Lavendel extra ist der wilde Berglavendel 800- 1800 hoher Estergehalt. Diese Öle haben den größten Wirkungsspektrum, auch das beliebteste Öl in der Aromatherapie. Anwendung: gegen Stress, Verbrennung, Wunden, immunstimulierend, usw.man kann es direkt auf die Haut auftragen, enthält 40-50 % Linalylacetat, 30 -40 % Linalool 2) Speiklavendel oder Breitblättriger Lavendel: Lavandula Latifolia Ist ein aromatischer, weißfilziger, immergrüner Strauch. Duft ist schwächer als der echte Lavendel, günstiger, wird auch als Gewürz verwendet. Botanik: die Pflanze wächst bis zu 600 m, trockene Böden, benötigt viel Wärme, hat weniger Blüten, Blätter 4 -5 x länger als breit, verzweigte und lange Blütenstiele, blau violette Blüten, jeder Stängel trägt mehrere kleine Blütenrispen, riecht nach Kampfer Hält Schädlinge für umliegende Pflanzen fern, hat die stärkste antibakterielle Wirkung , hemmt Wachstum TBC Bakterium, auswurfsfördernd bei Bronchitis, gut gegen Erkältung, gegen Pilze und Viren, wirkt belebend und anregend, aktiviert die Gehirntätigkeit! Beim Speiklavendel fehlt die beruhigende Komponente. hat hohen Gehalt an Linalool 35-40%, besonders Öl aus Portugal und Spanien kann hohen Gehalt an Kampfer und Cineol haben! Vorsicht bei Kindern und Schwangeren! 3) Schopflavendel: Lavandula Stoechas Sagt schon der Name, die Blüten violett-rosa sitzen wie Schöpfchen am Lavendel, lockt die Insekten an. 20 bis 40 cm hoher Halbstrauch, Blätter am Rand eingerollt, Blätter lang und graufilzig, duften nach Kampfer. Nicht winterhart. Vorkommen: Madeira, Kanarische Inseln Schopflavendel als Wildpflanze in den mediterranen Küsten auf sandigen Böden. Stark schleimlösend und zellerneuernd. Hat hohen Monoterpenketongehalt bis 80%, dadurch ausgezeichnet mukolytische Wirkung , Bronchitits , Erkältungskrankheiten, fördert Wundheilung und Narbenbildung. Vorsicht! Durch den hohen Monoterpenketongehalt hat er neurotoxischen und abortiven Eigenschaften. Gehört in die Hand eines erfahrenen Therapeuten. Nicht bei Kinder und Schwangeren anwenden 4) Lavandin oder Hybrid Lavandin: Lavandula Intermedia Kreuzung zwischen echten und Speiklavendel, wächst auf einer Höhe bis 800 m 60 cm hoher Strauch , zweigeteilte Rispen blauviolette Blüten, können auch weiß sein, duftet schwächer als echter Lavendel. Ist ein steriler Hybrid, setzt also auch bei Befruchtung keine Samen an. Im Wildwuchs erkennt man dass er buschiger ist und seine Blüten intensiveres blau haben, als Wildlavendel. Lavandin wird durch Stecklinge vermehrt, sehr ertragreich und billigeres Öl. Lavandinanbau begann 1930 in der Provence. Vorteil: Ernte bereits im ersten Jahr , beim echten Lavendel erst nach 2 oder 4 Jahren. 40 Kg Blüten für 1 Liter Öl! Lavandinöl ist ein gutes Herz-Kreislauf Tonikum, es reguliert niedrigen Blutdruck uns stärkt das Herz, gut für körperliche und geistige Vitalität, Wohlfühlöl, in der Industrie als Duftstoff-, Reinigungs- und Pflegemittel verwendet. 5) Lavandin super: ist dem echten Lavendel am ähnlichsten(hoher Estergehalt) Ausgezeichnetes Öl für Kinder. Wunddesinfektion, schmerlindernd, entspannende Wirkung auf die Muskel (für Sportler), Linaloolgehalt 30 – 40 % 6) Woll-Lavendel: Lavendula Lanato Wächst breiter, silbriges buschiges dichtes Kraut, süßlicher, aromatischer Duft. Antivirale Wirkung, nur begrenzte antimykotische und antibakterielle Wirkung . Zum Abschluss kann man also noch sagen, Lavendel ist wohltuend für Körper, Geist und Seele. Das wusste auch Hildegard von Bingen schon.