Leseprobe

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Klimatische Gegebenheiten im Verbreitungsgebiet
mm
250
Der Schlüssel zur artgerechten Haltung jeder Tierart ist die Kenntnis
der klimatischen Gegebenheiten in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet. Im großen Verbreitungsgebiet von Hierodula
membranacea herrschen keine einheitlichen Klimabedingungen.
Hier werden drei Klimadiagramme von drei weit voneinander
entfernten Orten im Areal dargestellt. Aus diesen Klimadiagrammen
lassen sich folgende generelle Aussagen machen: Erstens ist die
Temperatur über das ganze Jahr hinweg gleichbleibend warm.
Zweitens schwanken die Niederschläge sehr stark und führen in
Indien und Thailand zu Trockenperioden während der Wintermonate. 250
225
200
175
Neu Delhi, Indien
216 m NN
28 °N 77° O
Temperatur im Jahresmittel: 25.0°C
Jährlicher Niederschlag: 808 mm
225
200
175
500
450
400
350
300
125
250
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25
50
°C
mm
450
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0
0
JAN FEB MAR APR MAI JUN JUL AUG SEP OKT NOV DEZ
400
350
250
150
300
225
125
250
200
100
200
75
150
50
100
25
50
°C
500
Bangkok, Thailand
20 m NN
13 °N 100° O
Temperatur im Jahresmittel: 28.4°C
Jährlicher Niederschlag: 1507 mm
0
0
JAN FEB MAR APR MAI JUN JUL AUG SEP OKT NOV DEZ
175
mm
500
Medan, Sumatra
25 m NN
3 °N 98° O
Temperatur im Jahresmittel: 26.3°C
Jährlicher Niederschlag: 2113 mm
450
400
350
150
300
125
250
100
200
°C75
150
50
100
25
50
Klimadiagramme von drei Wetterstationen innerhalb des Verbreitungsgebietes
0
0
von Hierodula membranacea. Standardmäßig werden mittlere Temperatur und
JAN FEB MAR APR MAI JUN JUL AUG SEP OKT NOV DEZ
mittlerer Niederschlag pro Monat auf zwei Y-Achsen skaliert, die so ausgerichtet sind, dass 50°C und 100 mm auf gleicher Höhe stehen. Zeitabschnitte, in denen die Niederschlagskurve unter der Temperaturkurve verläuft
werden als relative Dürrezeiten bezeichnet. (Klimadiagramme umgezeichnet nach Angaben aus http://www.klimadiagramme.de/index_1.html)
Peter Sowig: Die Indische Riesen-Gottesanbeterin (Hierodula membranacea) – Biologie, Haltung und Zucht
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Haltung: Größe, Bodengrund, Beleuchtung, Temperatur
Zur Haltung der Indischen Riesen-Gottesanbeterin eignen sich gut
belüftete Insektarien aller Art. Als Minimalanforderung bezüglich
der Größe gilt eine Höhe, die der dreifachen Körperlänge sowie eine
Breite und Tiefe, die der zweifachen Körperlänge entspricht.
Größere Insektarien sind natürlich besser. Larven brauchen
ausreichend Platz für die Häutung. Unter dem Ast, an dem sich die
Larve zur Häutung entschließt, muss mindestens ein freier Luftraum
von der doppelten Körperlänge zur Verfügung stehen, da sich
Gottesanbeterinnen kopfüber häuten. Wie bereits erwähnt, neigen
Mantiden zum Kannibalismus. Man kann versuchen, mehrere
Männchen gemeinsam zu halten, muss jedoch mit Ausfällen
rechnen.
Als Bodengrund reichen ein oder mehrere Lagen Papierhandtücher.
Vor allem bei den Larven wird man auf Bodengrund verzichten.
Futterreste lassen sich leichter entfernen und die trockenen
Kotbällchen geben Aufschluss über die Nahrungsaufnahme. Vor
allem wenn man viele Tiere zu versorgen und entsprechend viele
Haltungsboxen zu reinigen hat, ist eine hygienische Unterbringung
auf diese Weise am ehesten gewährleistet. In größere Insektarien für
die adulten Tiere kann man den natürlichen Bodengrund mit Moos
bedecken. Dies sieht dekorativ aus und speichert Feuchtigkeit –
gerade bei längerer Abwesenheit. In diesem Milieu kann man einige
Asseln aussetzen, die auf natürliche Weise herab gefallenen Kot und
Futterreste entsorgen.
Im Terrarienfachhandel sind
praktische Hochterrarien mit
Beleuchtung und strukturierter Rückwand in verschiedenen Größen erhältlich. Öffnungen unter den
Frontscheiben
und
der
Gazedeckel
sorgen
für
ausreichende Luftzirkulation.
Ausgestattet mit Rankenpflanzen, Ästen und einem
mit Moos bedeckten Untergrund ist ein Insektarium für
Mantiden ein dekorativer
Blickfang im Wohnzimmer.
zweckmäßigerweise in einem Regal auf und beleuchtet dieses.
Immer wieder liest man, dass die Verwendung von Leuchtstoffröhren oder Energiesparlampen zur Erblindung von Gottesanbeterinnen führen soll. Ich kann dies nicht bestätigen.
Die Haltungstemperatur beträgt 23 bis 26°C, wobei lokal höhere
Temperaturen durch die Beleuchtung kein Problem darstellen,
Gottesanbeterinnen sind tagaktiv und bevorzugen helle Standorte.
solange kein Hitzestau mit durchschnittlichen Lufttemperaturen über
Entsprechend ihrer tropischen Herkunft wird man eine
30°C entsteht. Nachts können die Temperaturen auf etwa 20°C
Beleuchtungsdauer von 12 Stunden wählen. Abweichungen davon
absinken. Optimal ist eine relative Luftfeuchtigkeit zwischen 60
wirken sich nicht negativ aus. Einzelne große Insektarien kann man
und 70%. Diese wird nachts allein durch die Abkühlung auf über
mit einem Spotstrahler beleuchten – und damit auch erwärmen.
80% steigen. Kurz vor der Häutung kann die Feuchtigkeit auch
Ganze Batterien von kleineren Aufzuchtboxen stellt man
tagsüber auf 80% erhöht werden.
Peter Sowig: Die Indische Riesen-Gottesanbeterin (Hierodula membranacea) – Biologie, Haltung und Zucht
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Haltung: Einrichtung, Unterbringung der Larven
Die Einrichtung besteht aus dünnen Ästen und grüner Vegetation.
Auf letztere sollte man nicht verzichten. Schließlich ist Hierodula
membranacea in tropischen Waldgebieten verbreitet. Auch ihre
grüne Färbung zeigt, dass sich die Art in grüner Vegetation und
nicht zwischen verdorrten Ästen versteckt. Unbedingt sollte man
seinen Mantiden mehr zum Klettern bieten als nur das Lüftungsgitter
im Deckel. Vor allem in Insektarien mit größeren Larven sollte die
Vegetation nicht zu dicht sein, andernfalls steigt die Gefahr von
Fehlhäutungen.
Ein 0.4 L Einwegbecher
zur Aufzucht junger Larven.
Die spartanische Einrichtung
bestehend aus zwei Lagen
Küchenkrepp, einem dünnen
Ast
und
einem
Stück
Plastikpflanze erleichtert die
regelmäßige Kontrolle und das
Säubern. Der zugeknotete
Strumpfhosen-Abschnitt sorgt
für gute Durchlüftung und
verhindert das Entweichen von
Fruchtfliegen.
Plastikbox (Maße ca. 25
x 25 x 25 cm) für die
Haltung größerer Larven. Nachteilig ist die
eingeschränkte
Sicht
durch den etwas milchigen
Kunststoff.
Anstelle des Küchenkrepps kann hier auch
Erde als Bodengrund
verwendet werden. Eine
echte Pflanze in einem
mit Kies gefülltem
Plastikbecher sorgt für
zusätzliche Feuchtigkeit.
In den Deckel sind Öffnungen geschnitten. In diese wurde
Drahtgaze mit Heißkleber sowie das Gewinde eines
Schraubverschlusses
einer
Fruchtsaftflasche
fixiert.
Der
Schraubdeckel vereinfacht die Zugabe von Futtertieren.
Eine kleine Faunabox wie sie zur
Haltung von Spinnen und Skorpionen
verwendet wird, eignet sich auch für
kleine Hierodula-Larven. Die Einrichtung
entspricht der des Einwegbechers. Der
Deckel kann mit einem Stück Strumpfhose
überzogen werden (siehe Bild), sofern
noch mit Fruchtfliegen gefüttert wird.
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Fütterung
Die Wahl des geeigneten Futtertieres richtet sich in erster Linie nach
der Größe der Gottesanbeterinnen. Erstnahrung für frisch
geschlüpfte Tiere sind Fruchtfliegen (Drosophila hydei). Diese
sollten im Überfluss zugegeben werden, sodass die Larve ständig
Beutetiere vorfindet. Alternativ können junge Grillenlarven
(„Mikroheimchen“) angeboten werden. Mit zunehmendem Alter
kann man auf Terflys oder auf die Larven von Schokoschaben
(Shelfordella tartara) umsteigen. Ab einer Körperlänge von drei
Zentimetern sind Gottesanbeterinnen in der Lage, auch größere
Schmeißfliegen zu überwältigen. Sicherheitshalber beobachtet man
die Tiere bei der erstmaligen Verfütterung größerer Beutetiere, ob
sie damit zurecht kommen oder die Beute fallen lassen. Nun ist es
ausreichend, nur jeden zweiten Tag Futter zu verabreichen.
Auch Grillen sollten nur mit der Pinzette verfüttert werden, denn die
am Boden lebenden, nachtaktiven Grillen werden versuchen, sich zu
verstecken und können nachts die Gottesanbeterin anfressen. Vor
allem frisch gehäutete Fangschrecken sind durch Grillen höchst
gefährdet.
Will man natürliches Fangverhalten beobachten, entlässt man
Fliegen in das Insektarium. Diese lassen sich leicht beschaffen,
indem man Maden, wie sie im Anglerbedarf als Köder angeboten
werden, verpuppen und schlüpfen lässt.
Verweigert eine Larve das Futter, deutet dies auf eine bevorstehende
Häutung innerhalb der nächsten zwei Tage hin. Um Störungen bei
der Häutung zu vermeiden, sollten alle verbliebenen Futtertiere aus
der Haltungsbox entfernt werden. Auch nach der Häutung dauert der
Aushärtungsprozess der Kutikula etwa einen Tag, ehe die
Fangschrecke in der Lage ist, Beute zu greifen.
Adulte Gottesanbeterinnen werden von den meisten Züchtern mit
der Pinzette gefüttert. Damit können große Beutetiere kontrolliert
verabreicht werden und man behält den Überblick über den
Ernährungszustand der Tiere. Dies ist besonders bei den Weibchen
wichtig. Mantiden, die an diese Art der Fütterung nicht gewöhnt
sind, werden sich bedroht fühlen und einen Abwehrschlag gegen die
Pinzette durchführen und dabei eher zufällig die Beute zu fassen
bekommen. So richtig „handzahm“ werden Hierodulas jedoch nie.
Gefrorene Rattenbabies sind im Zoofachhandel als Schlangenfutter
An eingewöhnte Tiere lassen sich auf diese Weise größere Beuttiere
erhältlich. An Gottesanbeterinnen sollte man stets nur tote
wie Mehlwürmer, Schaben, Heuschrecken oder tote Rattenbabies
Wirbeltiere verfüttern, da sich der Verzehr großer Beutetiere über
verfüttern. Die Lebendfütterung mit Wirbeltieren ist aus tierschutzetliche Minuten hinziehen kann..
rechtlichen Gründen abzulehnen.
Peter Sowig: Die Indische Riesen-Gottesanbeterin (Hierodula membranacea) – Biologie, Haltung und Zucht
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