SIEGFRIED L ENZ Werkausgabe in 25 Bänden Hoffmann und Campe SIEGFRIED LENZ 1926 –2014 »Ich gestehe, ich brauche Geschichten, um die Welt zu verstehen.« »Den Span vom Glücksbaum, den er uns in die Hand gab – den werden wir ihm nicht vergessen.« Fritz J. Raddatz, Die Zeit A ls Siegfried Lenz am 7. Oktober 2014 im Alter von 88 Jahren starb, war die Trauer und Ergriffenheit in ganz Deutschland, ja, in der ganzen Welt immens: Einer der bedeutendsten Schriftsteller Nachkriegsdeutschlands, der Autor von Meisterwerken wie Deutschstunde oder Schweigeminute, war tot. Auf der Trauerkarte, die der Verlag verschickte, war ein Zitat von Lenz abgedruckt: »Die Fähre braucht immer länger, wenn ein Schriftsteller an Bord ist. Schriftsteller wollen immer den Kurs selbst abstecken. Das hält natürlich auf.« Siegfried Lenz war einer dieser Menschen, die es heute eigentlich nicht mehr gibt, ein Schriftsteller, der über den Kreis der Literaturinteressierten hinaus geliebt wurde. Er war ein Klassiker zu Lebzeiten, dem die Rolle des schriftstellerischen Grandseigneurs nicht behagte. Er war ein Schriftsteller, der ein immenses Werk geschaffen hat, sich aber dem kleinen Mann von der Straße (oder besser vom Meer) immer verbunden fühlte. Er war ein Künstler, der sein Schreiben auch als moralische Verpflichtung betrachtete und sich engagiert sowohl mit dem Zeit- geschehen als auch mit der Geschichte auseinandersetzte. Als wahrer Humanist war er ein Moralist, der nie den Zeigefinger hob, und um die Schwächen der Menschen wusste. Und Siegfried Lenz war vor allem eines: ein leidenschaftlicher, ein großartiger, ein großer Erzähler. Er hat Geschichte durch Geschichten lebendig werden lassen. Als im Frühjahr 2016 aus dem Nachlass Der Überläufer erschien, Siegfried Lenz' zweiter Roman, zeigte sich, wie beliebt der Schriftsteller bei den Lesern immer noch ist. Der Roman, den der Verlag 65 Jahre zuvor aus politischen Gründen abgelehnt hatte, wurde zu einem unglaublichen Erfolg und stand fünf Wochen auf Platz 1 der Bestsellerlisten. Die Hamburger Ausgabe der Werke von Siegfried Lenz, die im Herbst 2016 mit zwei Bänden startet, möchte das Gesamtwerk des »meistgelesenen deutschen Erzählers« (Neue Zürcher Zeitung) in einer lesefreundlichen Ausgabe verfügbar machen: für alle, die das Werk von Siegfried Lenz schon zu Lebzeiten begleitet haben, aber auch für kommende Lesergenerationen. »Auf sein Publikum konnte Lenz sich verlassen, es blieb ihm immer treu. Nur hat er diese Treue niemals mit Zugeständnissen erkauft, er gehört nicht zu den Schriftstellern, die den Lesern nachlaufen, vielmehr zwingt er sie, ihm zu folgen. Sie tun es gern, denn sie wissen, daß Lenz nie mit dem Rücken zum Publikum schreibt, daß er, ein Mann des Ausgleichs und der Vernunft, immer den Pakt mit ihnen, den Lesern, anstrebt.« Marcel Reich-Ranicki HAMBURGER AUSGABE SIEGFRIED LENZ Werke in 25 Bänden »Ach, Karriere! Gelegenheit zum Staunen gibt es vielleicht: Was alles in diesen Jahren entstanden ist an Romanen, Essays, Erzählungen, auch Theaterstücken – das verwundert mich selbst am meisten. Schreiben ist eine sehr einsame Sache. Man braucht viel Ausdauer.« Siegfried Lenz Eine lesefreundliche Studienausgabe in schönster Ausstattung Band 1 Band 2 Band 3 Band 4 Band 5 Band 6 Band 7 Band 8 Band 9 Band 10 Band 11 Band 12 Band 13 Es waren Habichte in der Luft Der Überläufer Duell mit dem Schatten Der Mann im Strom Brot und Spiele Stadtgespräch Deutschstunde Das Vorbild Heimatmuseum Der Verlust Exerzierplatz Die Klangprobe Die Auflehnung Band 14 Band 15 Band 16 Band 17 Band 18 Band 19 Band 20 Band 21 Band 22 Band 23 Band 24 Band 25 Supplement Arnes Nachlaß Fundbüro Schweigeminute / Landesbühne Erzählungen 1 1949 – 1955 Erzählungen 2 1956 –1962 Erzählungen 3 1963– 1975 Erzählungen 4 1976 – 2014 Essays 1 1955 –1976 Essays 2 1977– 2012 Rundfunkstücke Schauspiele Vermischtes / Lyrik Über Siegfried Lenz Für die Hamburger Ausgabe der Werke werden alle Texte durchgesehen und mit den Originaltyposkripten und Erstdrucken verglichen. Jeder Band enthält einen Kommentar zur Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte, in dem wesentliche Varianten eines Werkes aufgezeigt und für das Verständnis erhebliche Erläuterungen gegeben werden. Alle Bände sind mit einem Leinenbezug und zwei Lesebändchen ausgestattet. Es erscheinen zwei bis drei Bände pro Halbjahr mit Subskriptionspreis. Die Ausgabe wird voraussichtlich Ende 2021 abgeschlossen sein. Eine Bestellung der gesamten Ausgabe ist möglich. Bitte fragen Sie Ihre (n) Buchhändler (in) oder den Verlag: [email protected]. Die Werkausgabe erscheint im Hoffmann und Campe Verlag in Zusammenarbeit mit der Siegfried Lenz Stiftung Hamburg, dem Seminar für Deutsche Philologie der Georg-August-Universität Göttingen und dem Deutschen Literaturarchiv Marbach a. N. »Ich glaube, jeder Schriftsteller schreibt über sich selbst. Fast jede Art von Literatur ist ein Selbstzeugnis des Schriftstellers. Man delegiert eigene Wunschentwürfe an einen anderen.« Band 1 / Herbst 2016 ISBN 978-3-455-40591-0 ca. 416 Seiten / ca. 32 € Subs.preis bis 10 .01.17: ca. 28 € Band 2 / Herbst 2021 ISBN 978-3-455-40592-7 Band 3 / Frühjahr 2017 ISBN 978-3-455-40593-4 ca. 400 Seiten / ca. 32 € Subs.preis bis 1. 7.17: ca. 28 € Band 4 / Herbst 2017 ISBN 978-3-455-40594-1 Band 5 / Frühjahr 2019 ISBN 978-3-455-40595-8 Kurz nach dem Ersten Weltkrieg im russisch-finnischen Grenzgebiet: Der finnische Lehrer Stenka wird nach dem politischen Umsturz von der Revolutionsregierung verfolgt. Er versucht, in die Anonymität des Untergrunds abzutauchen, aber seine Tarnungsmanöver werden durchschaut. Die Erfahrung totalitärer Herrschaft und die Flucht politisch Verfolgter – zwei Themen, die schon den frühen Lenz beschäftigten. Als Der Überläufer im Frühjahr 2016 mit 65 Jahren Verspätung erschien, wurde er zu einem überragenden Presse- und Publikumserfolg und stand wochenlang auf Platz 1 der Bestsellerlisten. Das Feuilleton war sich einig: Wäre Der Überläufer 1952 erschienen, hätte er unbedingt zu den großen Nachkriegsromanen dazugehört. Ein deutscher Oberst fährt 1952 mit seiner Tochter nach Libyen und sucht die dama1igen Kampfgebiete in der afrikanischen Wüste auf. Er hofft, sich von einer schuldhaften Verstrickung zu befreien. Von seiner Tochter versucht er Mitleid und Verständnis zu erpressen. Duell mit dem Schatten thematisiert die Schuld der Väter, mit der die junge Generation konfrontiert wird und die sie bewältigen muss. Im Hafen ist der Wiederaufbau nach dem Krieg im vollen Gange: Taucher werden zu Zeugen vergangener Bombennächte und bergen halbvergessene Wracks. Einer unter ihnen ist zu alt geworden für seinen schweren Beruf, will aber weiterarbeiten, sich nicht beiseiteschieben lassen. Bert Buchner ist erfolgreicher Langstreckenläufer, gefeiertes Idol des Publikums. Obwohl der Höhepunkt seiner Karriere schon überschritten ist, tritt er noch ein letztes Mal an. Sein Lauf um die Europameisterschaft wird zum Sinnbild seiner Hoffnungen und ein grandioser Kampf gegen sich selbst. »Das Ganze ist so unsentimental scharf und richtig gesehen, so klar profiliert und in der Aktion motiviert, daß man dem jungen Autor Siegfried Lenz einen Platz unter den Hoffnungen unserer jungen erzählenden Literatur einräumen muß.« FAZ, April 1951 »Wohin willst du? Jeder wird verfolgt: verfolgt von der Liebe, verfolgt vom Haß, verfolgt von allen möglichen Bedürfnissen. Du kannst nicht entfliehen, es hat keinen Zweck. Sie werden dir folgen bis an den Rand der Erde.« »Unter den vielen Zeitromanen, die nach dem Krieg erschienen, habe ich keinen gefunden, der deutsche Gegenwartsdeut­ung in einem so reinen und tiefen Sinn zu geben scheint wie die zweite Arbeit des siebenundzwanzigjährigen Siegfried Lenz.« Süddeutsche Zeitung »Eine Sensation.« Der Spiegel »Mein liebes Kind, die wesentlichsten Vorgänge im Leben sind nicht Geburt und Tod, sondern Geburt und Rechenschaft, und erst die Rechenschaft ist die Legitimation zum Tode.« »Es ist ein Roman ohne Pathos, ohne Aufschrei … Dieses Buch hat eine geradezu unheimliche, leise Kraft … Der Mann im Strom ist das Werk eines nicht nur vorzüglichen, sondern auch mutigen Schriftstellers.« Münchner Merkur »Brot und Spiele ist mehr als ein Sportroman. Lenz läßt in zahlreichen wechselvollen Szenen ein Lebens- und Charakterbild von erstaunlicher psychologischer Tiefe und Präzision erstehen.« Österreichischer Rundfunk »Ich habe früh festgestellt, dass, wenn man schreibend leben möchte, Sitzfleisch dazu gehört, nicht nur Inspiration, sondern Sitzfleisch, Starrsinn, Ausdauer. Übrigens Qualitäten, die auch Goethe festgestellt hat.« D EUTSCHSTU N D E Band 6 / Frühjahr 2017 ISBN 978-3-455-40596-5 ca. 400 Seiten / ca. 32 € Subs.preis bis 1. 7.17: ca. 28 € Ein Ereignis riss die kleine, rechtschaffene Stadt an einem Fjord aus ihrer Ordnung heraus und wurde zum Stadtgespräch: Nach einem Attentat zur Zeit der Besatzung wurden Geiseln genommen. Daniel, Anführer der Widerstandsgruppe, sollte gezwungen werden, sich zu stellen. Folgt er der Aufforderung, wird der Widerstand gebrochen, stellt er sich nicht, sterben die Männer. »Dieser Roman nimmt den Leser nicht nur gefangen, weil er hier in den Bann einer besonderen Erzählkunst gerät, sondern vor allem auch, weil er in jeder Zeile die hohe Gerechtigkeit eines Mannes spürt.« Die Welt Band 7 / Herbst 2016 ISBN 978-3-455-40597-2 ca. 800 Seiten / ca. 38 € Subs.preis bis 10. 1 .17: ca. 34 € Siegfried Lenz’ berühmtester Roman, sein Opus magnum über Siggi Jepsen, Insasse einer Anstalt für schwererziehbare Jugendliche, der im Deutschunterricht einen Aufsatz über die »Freuden der Pflicht« schreiben soll. Erst gibt er ein leeres Heft ab, dann erzählt er die Geschichte seines Vaters, dem nördlichsten Polizeiposten Deutschlands. Der ist den Pflichten seines Amtes so rückhaltlos ergeben, dass er nicht zögert, dass von den Nazis verhängte Malverbot seinem Jugendfreund Max Ludwig Nansen, einem international bekannten Maler, zu überbringen und unnachsichtig zu überwachen. 1968 erschienen, in über 20 Sprachen übersetzt und über 2,2 Millionen Mal verkauft, ist die Deutschstunde ein Meilenstein der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts. »Ich muß mir die Augen wischen, sagte der Maler. Wisch sie nur, sagte mein Vater, dabei wird sich nichts verändern. – Ihr wißt nicht mehr, was ihr tut, sagte der Maler, und da rutschte meinem Vater der Satz raus: Ich tu nur meine Pflicht, Max.« Band 8 / Frühjahr 2018 ISBN 978-3-455-40598-9 »Lebensbilder – Vorbilder« heißt ein Kapitel eines neuen Lesebuchs, das drei Sachverständige zusammenstellen und herausgeben sollen. Die drei erfahrenen Pädagogen treffen aufeinander, ausgerüstet mit Vorschlägen und Bekenntnissen, und jeder von ihnen ist davon überzeugt, das eigene Beispiel durchbringen zu können. Sichtend, wertend, urteilend machen sie sich an eine kaum lösbare Aufgabe. »Ich meine, dass jeder Mensch eine Imitationsphase durchmachen muss, ehe er zur Selbstbestimmung, zur eigenen Rollenbestimmung findet.« Siegfried Lenz Band 9 / Herbst 2018 ISBN 978-3-455-40599-6 An Aufbau und Zerstörung eines masurischen Heimatmuseums beschreibt Lenz zwei scheinbar widersprüchliche Haltungen – Heimatsinn und Weltoffenheit – und demonstriert den Wunsch des Menschen, sich selbst Vergangenheit zu schaffen, um die Gegenwart erträglich zu machen. Die Beschwörung eines verlorenen Landes, seiner Bewohner und ihrer Lebensweise. »Das Beste von Lenz, ein Buch, das dauern wird über Generationen hinaus.« Welt am Sonntag »Lenz unterschlägt nichts. Er begründet den Verlust, sucht in der Geschichte nach den Wurzeln, um daraus Lehren für Gegenwart und Zukunft zu ziehen.« Horst Bienek »Wenn Sie also glauben, dass Heimat eine Erfindung hochragender Beschränktheit ist, dann möchte ich Ihnen an meiner Erfahrung sagen, sie ist weit eher eine Erfindung der Melancholie.« Band 10 / Herbst 2019 ISBN 978-3-455-40600-9 Der Fremdenführer Ulrich Martens, der in seinem Stadtrundfahrt-Bus täglich die ganze Welt zu Gast hat, verliert plötzlich und unerwartet seine Sprache. Durch die Stummheit zerbricht das vertraute, auf das Reden gegründete Verhältnis zur Welt, die Beziehung zu nächsten Freunden wird auf eine harte Probe gestellt. Mit dem Verlust der Sprache geht auch die Welt verloren. »Eine Liebesgeschichte, von der Art allerdings, die uns ahnen läßt, wie vorläufig und wie zerbrechlich das ist, was wir Glück nennen« Frankfurter Allgemeine Zeitung »Ich wüsste nicht, was ich lieber täte als schreiben. Doch was ich ebenso gern tue, das ist fischen – eine Tätigkeit, bei der es nicht auf die Beute ankommt, sondern auf das Gefühl der Erwartung.« Band 11 / Herbst 2017 ISBN 978-3-455-40601-6 Band 12 / Frühjahr 2019 ISBN 978-3-455-40602-3 Band 13 / Herbst 2020 ISBN 978-3-455-40603-0 Band 14 / Herbst 2020 ISBN 978-3-455-40604-7 Band 15 / Herbst 2018 ISBN 978-3-455-40605-4 Band 16 / Herbst 2021 ISBN 978-3-455-40606-1 Konrad Zeller, durch den Krieg heimatlos geworden, gelingt es, das Gelände eines ehemaligen Exerzierplatzes in eine blühende Baum- und Pflanzenschule zu verwandeln. Sie wird zum Schauplatz von Neubeginn und mutiger Lebensgründung. Sein unermüdlichster Helfer ist der etwas einfältige Bruno, der miterlebt, wie die Familie zu Wohlstand und Ansehen gelangt. Doch nach vollbrachter Leistung kommt der unvermeidliche Abstieg. Nicht jeder Stein taugt zum Bau, erfüllt den Anspruch der Dauer und Unveränderlichkeit. Die Klangprobe befindet über Eignung und Tauglichkeit, der Schlag, der das Innere des Steins in Schwingung versetzt, gibt Auskunft über verborgene Risse und Hohlräume. Wie der Steinmetz den Stein unterwirft Siegfried Lenz die Menschen der Klangprobe und erzählt die Geschichte einer Familie, eine Allegorie der Vergänglichkeit. Widerstand oder Unterwerfung? Zwei Brüder stehen vor dieser Alternative. Beide wehren sich gegen eine unverschuldete Zwangslage, der eine mit Bereitschaft zum Kompromiss, der andere mit riskanter Unbeugsamkeit. Im Leben zählt nicht immer das, was man erreicht, sondern auch das, was man tut und versucht. Hans hat die traurige Aufgabe, den bescheidenen Nachlass von Arne Hellmer einzupacken. Jedes Fundstück weckt Erinnerungen. Vor dem Hintergrund des Hamburger Hafens entsteht das Psychogramm eines Jugendlichen, der zu früh das Unglück kennenlernte, eines Außenseiters, der verzweifelt nach Nähe und Geborgenheit suchte. Henry Neff verspürt trotz seiner jugendlichen vierundzwanzig Jahre keine Lust, auf der Karriereleiter nach oben zu kommen. Er sucht Unterschlupf im Fundbüro und findet schon bald Gefallen an seinem neuen Arbeitsplatz, der reich an Kuriositäten und absonderlichen Vorkommnissen ist. Die Krönung seines Alterswerks: In der Schweigeminute erzählt Lenz von einem Sommer an der Ostsee: Die Englischlehrerin Stella Petersen und ihr Schüler Christian verlieben sich ineinander, dann verunglückt Stella tödlich. Eine poetische Geschichte über unbeschreibliches Glück und tiefe Trauer. »Wir haben Siegfried Lenz für ein poetisches Buch zu danken. Vielleicht ist es sein schönstes.« Marcel Reich-Ranicki »Man sieht die Menschen, man riecht das Holz und das Gras, man hört das Fächeln des Windes über dem See. Siegfried Lenz ist ein Wort-Maler.« Fritz J. Raddatz »Man sollte sie auch für gewisse Leute einführen, die Klangprobe, dann bekäme man zeitig genug zu wissen, was in ihnen steckt, und man könnte sich vor Überraschungen sichern.« »Selten ist ein deutscher Roman zu lesen, in dem so bescheiden, schlicht und natürlich, mit so viel Sympathie von Menschen gesprochen wird, deren Liebenswürdigkeit allein in ihrer Unauffälligkeit liegt.« Neue Zürcher Zeitung »Was Lenz erzählt gehört zum Anrührendsten, das deutsche Autoren in diesem Jahrzehnt geschrieben haben.« Focus »Ein Buch, an das man sein Herz verlieren kann.« Rheinischer Merkur »Es war kein doppelter Abdruck, den das Kopfkissen bewahrte, einmal wandten sich unsere Gesichter einander zu, kamen einander so nahe, daß nur ein einziger größerer Abdruck zurückblieb.« In der Landesbühne wird der ganze Ort zu Bühne: Rätselhafte Dinge geschehen im Gefängnis Isenbüttel. Während einer Theateraufführung verlassen Häftlinge ungehindert das Gelände. Lenz erzählt von Freundschaft und der Macht der Phantasie. »Was sind Geschichten? Man kann sagen, zierliche Nötigungen der Wirklichkeit, Farbe zu bekennen. Man kann aber auch sagen: Versuche, die Wirklichkeit da zu verstehen, wo sie nichts preisgeben möchte.« »Dennoch wird Geschichte auch weiterhin in Geschichten aufgehen. Und es wird der Erzähler sein, der uns den Strom vergangenen Lebens am anschaulichsten erfahrbar machen wird. Ihm jedenfalls werden wir bereitwillig zuhören.« Band 17 / Frühjahr 2018 ISBN 978-3-455-40607-8 ER Z ÄH LU N GEN 4 Band 18 / Frühjahr 2018 ISBN 978-3-455-40608-5 Z.B. 1985 –20X X Band 19 / Herbst 2019 ISBN 978-3-455-40609-2 Band 20 / Herbst 2019 ISBN 978-3-455-40610-8 »Ich glaube, dass es für die Überlieferung menschlicher Erfahrung keine geeignetere Form gibt als die Erzählung«, behauptete Siegfried Lenz und lieferte selbst den Beweis, indem er in seinem langen Schriftstellerleben über 120 Erzählungen schrieb – darunter Meisterwerke wie Das Feuerschiff oder Einstein überquert die Elbe bei Hamburg und die Erzählungssammlungen So zärtlich war Suleyken und Der Geist der Mirabelle. »Siegfried Lenz hat Figuren, er hat Geschichten, er kann sie erzählen. Hauptmerkmal ist dabei seine Zurückhaltung. Er vermeidet dramatische Akzente und sprachliche Extravaganzen – er entwickelt seine Geschichte.« Die Weltwoche Band 21 / Frühjahr 2021 ISBN 978-3-455-40611-5 Band 22 / Frühjahr 2021 ISBN 978-3-455-40612-2 Der Essayist Lenz schreibt über seine Ansichten zur Literatur, über literarische Vorbilder und philosophische und aktuelle Fragen der Zeit. Engagierte und persönliche Beiträge zum Verständnis der Welt, in der wir leben. Band 23 / Frühjahr 2020 ISBN 978-3-455-40613-9 Band 24 / Frühjahr 2020 ISBN 978-3-455-40614-6 Band 25 / Herbst 2021 ISBN 978-3-455-40615-3 »Ich bin vollkommen über­zeugt davon, […] dass sehr viele Bücher, […] überhaupt die westdeutsche Nachkriegsliteratur, nicht hätte entstehen können ohne die Möglichkeiten, die der Rundfunk den jüngeren Schriftstellern gegeben hatte«, sagte Siegfried Lenz rückblickend. Er war Rundfunkautor der ersten Stunde, schrieb in einer beeindruckenden Themen- und Formenvielfalt Hörspiele, Features, Funkerzählungen, Reportagen, Essays, Feuilletons und Sendungen zur Literatur. Neun unbescholtene Bürger fühlen sich der Schuld an einem Verbrechen aus­gesetzt, zu dem sie von ihrem »Gouverneur« genötigt wurden. Der Friseur Bruno Deutz sieht dem »Präsidenten« so ähnlich, dass dieser ihn zu seinem Double bestellt. Teilnehmer einer Expedition geraten in ein Dorf, für dessen Einwohner es Gesetz ist, blind zu sein. Lenz' drei Theaterstücke – Zeit der Schuld­losen, Das Gesicht und Die Augenbinde – spielen alle unter der Zwangsherrschaft einer Diktatur. Als Siegfried Lenz’ Nachlass für die Übergabe an das Deutsche Literaturarchiv vorbereitet wurde, fand sich eine Mappe mit 80 Gedichten, die Lenz kurz nach Kriegsende geschrieben hatte. Dass der große Prosaautor auch lyrisch gearbeitet hatte, war eine Überraschung. Und auch weitere Entdeckungen wie Reisetagebücher und Verstreutes sind im letzten Band der Werkausgabe zu finden. »Die Station Theater hat bestätigt, daß in dem Erzähler Lenz ein Bühnentalent nach Entfaltung drängt.« Die Zeit 1926 Lenz wird am 17. März als Sohn eines Zollbeamten in Lyck (Masuren/Ostpreußen) geboren. SIEGFRIED LENZ LEBEN UND WERK 1932 – Schulbesuch in Lyck und Samter. 1943 »Das allgemeine Befinden bessert sich, wenn ich auf die geschriebenen Seiten blicke.« 1943 – Notabitur, Einberufung zur Kriegs‑ 1945 marine; Desertion kurz vor Kriegsende, in englischer Kriegsgefangenschaft Dolmetscher der Entlassungskommission; 1945 Entlassung nach Hamburg. 1946 – Studium der Philosophie, Anglistik 1950 und Literaturwissenschaft in Hamburg. Erste Rundfunkbeiträge für den NWDR . 1948/ Volontariat, danach Nachrichten- und 1949 später Feuilletonredakteur bei der englischen Besatzungszeitung Die Welt, dort lernt Lenz Liselotte kennen, die er 1949 heiratet. 1951 Der erste Roman: Es waren Habichte in der Luft, zuvor in der Welt als Fortsetzungs roman. Seitdem lebte er als freier Schrift steller in Hamburg und in Lebøllykke auf der Insel Alsen (Dänemark). René-Schickele-Preis. Der zweite Roman, Der Überläufer, wird vom Verlag abgelehnt und erscheint erst 2016. 1952 Anschluss an die Gruppe 47. Noch in der Versuchsphase des NWDR-Fernsehens: Drehbuch zum Fernsehspiel Inspektor Tondi. Der NWDR sendet sein erstes größeres Hörspiel Wanderjahre ohne Lehre, viele weitere folgen. 1953 Duell mit dem Schatten, Roman. 1955 So zärtlich war Suleyken. Masurische Geschichten (1971 verfilmt). 1957 Der Mann im Strom, Roman (1958 und 2005 verfilmt). 1959 Brot und Spiele, Roman. A n der Einfahrt zu Siegfried Lenz’ Sommerhaus in Schleswig-Holstein stand stets ein leerer Stuhl, eine einladende Geste, wie man sie von dem Menschenfreund kaum anders erwarten mag. »Der Stuhl war ein übergreifendes Willkommen. Hier kann man sitzen, hier kann man ruhen, hier kann man ein Gespräch führen«, so Lenz. Seine Bescheidenheit und seine Freundlichkeit, sein wohlwollendes Interesse an Menschen, seine Verbundenheit mit Norddeutschland, dem Meer und dem Angeln sind es, die Lenz’ Leben und Werk bestimmten. Der leise Mann mit der Pfeife, der das Rampenlicht mied und sich nur selten in öffentliche Diskussionen einbrachte, gehört ohne Frage zu den bedeutendsten und meistgelesenen Schriftstellern der deutschsprachigen Literatur. 1926 im ostpreußischen Lyck geboren, lernte Lenz schwimmen und fischen, ehe er lesen konnte. Im Alter von 17 Jahren wurde er 1943 nach dem Notabitur zur Kriegsmarine einberufen, kam zur weiteren Ausbildung nach Dänemark, wo er kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs desertierte und in englische Kriegsgefangenschaft geriet. Es verschlug ihn nach Hamburg, wo er seine schriftstellerische Karriere als 23-jähriger Volontär und später Feuilletonredakteur bei der Welt begann. Parallel studierte er an der Universität Hamburg Philosophie, Anglistik und Literatur, seinen Lebensunterhalt verdiente er überwiegend durch Schwarzhandel. Zu Hause, einem bescheidenen Zimmer mit Kochnische, begann er an einem Holztisch mit seinem ersten Roman Es waren Habichte in der Luft, der im Frühjahr 1951 im Hoffmann und Campe Verlag erschien. Sein zweites Werk, Der Überläufer, das Lenz direkt im Anschluss verfasste, erschien im Frühjahr 2016 mit 65 Jahren Verspätung. Obwohl der Verlag das Manuskript seinerzeit ablehnte, blieb Lenz ihm treu: Jedes seiner Werke erschien im Hoffmann und Campe Verlag. Seinen ersten großen Erfolg erlangte er 1955 mit dem Erzählzyklus So zärtlich war Suleyken, einer Liebeserklärung an seine masurische Heimat, ehe er 1968 mit der Deutschstunde Weltruhm erlangte. »Bei dem Thema – Konflikt zwischen Macht und Kunst, dargestellt am Beispiel eines Malverbots in Deutschland – konnte ich diesen Erfolg nicht erwarten; dass er dennoch kam, hat mich nicht prompt in Depressionen gestürzt, wohl aber überrascht«, kommentierte Lenz gewohnt nüchtern. Während seiner mehr als 60 Jahre andauernden schriftstellerischen Tätigkeit entstand ein Werk, das mehr als 10.000 Seiten umfasst – 15 Romane und mehr als 120 Erzählungen, Essays, Theaterstücke und Hörspiele mit weltweit knapp 30 Millionen verkauften Exemplaren. »Der masurische Humor erscheint mir wie eine Aufforderung zur Nachsicht mit der Welt«, hat Lenz einmal geschrieben. Die ihn umgebende Welt ist es, die Lenz als Inspiration diente; die Grundannahme von einer »Erzählbarkeit der Welt« ist es, die ihn zeitlebens zum Schreiben antrieb. 1960 Das Feuerschiff, Erzählungen (1963 verfilmt). Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg. SIEGFRIED LENZ ÜBER SEINE ANFÄNGE 1961 Zeit der Schuldlosen, Drama, Uraufführung im Deutschen Schauspielhaus, Hamburg. Gerhart-Hauptmann-Preis der Freien Volks‑ bühne Berlin und Ostpreußischer Literaturpreis. »Wie ich begann …« 1962 Georg-Mackensen-Literaturpreis und Literaturpreis der Freien Hansestadt Bremen. 1963 Stadtgespräch, Roman. 1964 Lehmanns Erzählungen oder So schön war mein Markt, Erzählung. Das Gesicht, Komödie; Uraufführung im Deutschen Schauspielhaus, Hamburg. 1965 Engagement in der Sozialdemokratischen Wählerinitiative (bis Anfang der siebziger Jahre). 1966 Großer Kunstpreis des Landes NordrheinWestfalen für Literatur. Hamburger Leserpreis. 1968 Deutschstunde, Roman (1970 verfilmt). Leute von Hamburg, Erzählung. 1968/ Vortragsreisen nach Australien 1969 und in die USA. Gastprofessur an der University of Houston, Texas. 1970 Auf Einladung von Willy Brandt zusammen mit Günter Grass Reise nach Polen zur Unterzeichnung des Warschauer Vertrages. Beziehungen. Ansichten und Bekenntnisse zur Literatur, Essays. Die Augenbinde, Schauspiel; Uraufführung im Düsseldorfer Schauspielhaus. Lessing-Ring. 1973 Das Vorbild, Roman. Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt. M utlos wird man erst später. Natürlich wußte ich mit dreiundzwanzig, daß es eine Literatur gab, eine erhabene Denunziation der Welt, eine erdrükkende Sammlung von Welterfahrung. Und ich kannte bereits Schriftsteller, die dem Menschen auf so kunstvolle und abschließende Weise seine Untauglichkeit bescheinigt hatten, daß nichts mehr hinzuzufügen war. Alle Grundkonflikte waren endgültig dargestellt; was immer Menschen erlebt und empfunden hatten, war in einem Kunstwerk beerdigt worden. Doch obwohl Klassiker mich warnend umstellten, resignierte ich nicht. Obwohl eindrucksvolle Literaturgipfel zum Verzicht überredeten, wurde ich nicht mutlos. Mit dreiundzwanzig hielt ich es für nötig, mein erstes Buch zu beginnen, und zwar im Vertrauen darauf, daß die Erfahrungen, die ich in Krieg und Nachkrieg gemacht hatte, exemplarisch und deshalb mitteilenswert waren. Mich interessierte es nicht, ob ich diesen Erfahrungen – vor allem Flucht und Verfolgung – stilistisch gewachsen war, und ich dachte auch nicht daran, meine formalen Möglichkeiten zu erkunden. Worauf es mir ankam, war dies: gemachte Erfahrung in der Erzählung wiederzubeleben und sie einem Leser zum Vergleich anzubieten, der nicht weniger verschont worden war als ich selbst. Deshalb verzichtete ich auf jede Rückendekkung durch einen Verlag; an Vorschuß wagte ich nicht zu denken. In erträglich abgesicherter Lage kaufte ich mir ein leeres Kontobuch mit extra weitem Linienabstand, überschlug meine Zeit und fing an zu schreiben. Und dadurch wurde die Erträglichkeit meiner Lage im Jahr 1949 bezeichnet: Meine Frau und ich arbeiteten im Feuilleton einer englischen Besatzungszeitung; wir hatten ein warmes Zimmer mit Kochgelegenheit; wir besaßen aus dem Nachlaß der Kriegsmarine eine Schreibmaschine, die alle tippenden Stabsobergefreiten erduldet hatte und somit dem härtesten Anschlag gewachsen war. Ein geliehener Rundtisch stand bereit, jede Last zu tragen. Da die Redaktionsarbeit am frühen Nachmittag begann, bot sich für die Arbeit am Roman nur der Vormittag an, die Zeit, die uns sonst für Besorgungen blieb, für Freunde, die täglich hereinschauten, für die Vorbereitung des Mittagessens. So begann ich, gleich nach dem Frühstück, die Arbeit an dem Roman Es waren Habichte in der Luft – ungeduldig, hartnäckig und, worüber ich heute am meisten staune, ohne Schwierigkeiten zur Konzentration. Ja, wenn ich heute an die Umstände denke, unter denen mein erstes Buch entstand, dann blicke ich nicht nur neidvoll, sondern auch fassungslos auf den schreibenden jungen Mann gleichen Namens, dem es offenbar gelang, zu einer Form der Konzentration zu finden, die man nur gnadenlos nennen kann. Vermutlich gelang mir diese abnorme Konzentration, weil durch die damaligen Umstände der Tatbestand der Notwehr erfüllt war …« 1975 Der Geist der Mirabelle. Geschichten aus Bollerup und Einstein überquert die Elbe bei Hamburg, Erzählungen. SIEGFRIED LENZ UND SEIN VERLAG 1976 Ehrendoktorwürde der Universität Hamburg. »Mein Verlag, ich möchte sagen: ›Mein geliebter Verlag‹ …« Siegfried Lenz 1978 Heimatmuseum, Roman (1988 verfilmt). 1979 Lenz lehnt das Bundesverdienstkreuz zusammen mit Heinrich Böll und Günter Grass ab. Andreas-Gryphius-Preis. 1981 Der Verlust, Roman. 1982 Über Phantasie. Gespräche mit Heinrich Böll, Günter Grass, Walter Kempowski, Pavel Kohout. 1983 Elfenbeinturm und Barrikade, Essays. 1984 Ein Kriegsende, Erzählung. Thomas-Mann-Preis der Hansestadt Lübeck. 1985 Exerzierplatz, Roman. Manès-Sperber-Preis. 1986 Mit Liselotte Lenz: Kleines Strandgut. 1987 Das serbische Mädchen, Erzählungen (1990 verfilmt). Wilhelm-Raabe-Preis. 1988 Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. 1990 Die Klangprobe, Roman. 1993 Ehrendoktorwürde der Ben-Gurion-Universität, Israel. 1994 Die Auflehnung, Roman. 1995 Bayerischer Staatspreis für Literatur (Jean-Paul-Preis). 1996 Ludmilla, Erzählungen. Beginn der 20-bändigen Werkausgabe, die 1999 abgeschlossen wird. 1998 Gerhard-Mercator-Professur der Universität Duisburg. Samuel-Bogumil-Linde-Preis. A ls Glückstag für den Hoffmann und Campe Verlag erwies sich der 17. Oktober 1950, an dem der 24jährige Siegfried Lenz einen Vertrag unterschrieb, mit dem er seinen Debütroman Es waren Habichte in der Luft dem Hamburger Verlag anvertraute. Wie kommt ein Verlag zu einem Autor – oder umgekehrt, ein Autor zu einem Verlag? Wie immer spielte der Zufall eine Rolle, und eine glückliche Fügung. Anfang der 1950er Jahre war das Telefonieren teuer, Briefe und Manuskriptpakete länger unterwegs als heute. »Seinen« Verlag in Gehdistanz zu haben, war praktisch. »Bei Hoffmann und Campe habe ich einfach deshalb begonnen, weil dieser Verlag vor meiner Türe lag. Ich brauchte nur um die Ecke zu gehen und war schon dort. Das erleichtert einem Schriftsteller natürlich die Arbeit wesentlich«, erklärte Siegfried Lenz in einem Interview 1975. Aber es gab wohl noch einen anderen Grund: Hoffmann und Campe war einfach der erste Verlag, der, um es im Anglerjargon zu sagen, »zuschnappte«. An anderer Stelle erzählte Lenz: »Ich schickte das Manuskript sicherheitshalber an den S. Fischer Verlag und an Hoffmann und Campe in Hamburg. Hoffmann und Campe meldete sich und sagte: Wir bieten dir einen Vertrag an.« 63 Jahre lang erschien jedes seiner Bücher bei Hoffmann und Campe, insgesamt 15 Romane, über 120 Erzählungen, Essays und Theaterstücke, in unzähligen Ausgaben, Auflagen und Ausstattungen, 1999 dann eine 20-bändige Werkausgabe und 2006 die gesammelten Erzählungen in einem Band. Die Verbindung zwischen Siegfried Lenz und dem Hoffmann und Campe Verlag sucht in ihrer Langlebigkeit und freundschaftlichen Verbundenheit ihresgleichen, was Lenz aber nicht zum Pathos verleitete. Als ein Interviewer einmal weihevoll bemerkte: »Das ist ja fast ein einmaliger Fall, dass ein so wichtiger und bekannter Autor von seiner ersten bis zu seiner letzten Veröffentlichung nur mit einem Verlag zusammengearbeitet hat«, antwortete er ironisch: »Vielleicht können Sie das meiner Trägheit oder meiner masurischen Anhänglichkeit zuschreiben.« Die Verbindung zwischen Autor und Verlag ist heutzutage selten eine Schicksalsgemeinschaft. Aber so wie Hoffmann und Campe im 19. Jahrhundert vor allem der Verlag von Heinrich Heine war, galt er ein Jahrhundert später vor allem als der Verlag von Siegfried Lenz. Als 1991 das neue Verlags­gebäude eingeweiht wurde, war es natürlich Siegfried Lenz, der die Festrede hielt – unter der Überschrift: Bedenkenloser Entwurf eines ganz und gar idealen Verlags. Für den Hoffmann und Campe Verlag war Siegfried Lenz der »ganz und gar ideale Autor«. Nach seinem Tod kann der Verlag nur eines tun: Die Erinnerung an ihn wahren und sein Werk auch in Zukunft so gut wie nur irgend möglich pflegen, die Hamburger Ausgabe seiner Werke in 25 Bänden ist dafür das beste Beispiel. 1999 Arnes Nachlaß, Roman. Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main. 2001 Ehrenbürger der Freien und Hansestadt Hamburg. Ehrensenator der Universität Hamburg. Weil heimer Literaturpreis und Ehrendoktorwürde der Universität Erlangen-Nürnberg. 2002 Bremer Hansepreis für Völkerverständigung. 2003 Fundbüro, Roman. Heinrich-Heine-Professur der Universität Düssel dorf. Goethe-Medaille der Alfred Toepfer Stiftung. 2004 Zaungast, Erzählungen. Hannelore-Greve-Literaturpreis und Ehrenbürger würde des Landes Schleswig-Holstein. 2006 Sämtliche Erzählungen in einem Band. 2007 Ehren-Schleusenwärter der Congregation der Alster-Schleusenwärter S. C. in Hamburg. 2008 Schweigeminute, Novelle. 2009 Landesbühne, Novelle. Die Versuchsperson, Stück. Lew-Kopelew-Preis. 2010 Premio Nonino, Udine. 2011 Die Maske, Erzählungen. Ehrenbürgerwürde seiner Geburtsstadt Lyck, dem heutigen Ełk in Polen. 2012 Amerikanisches Tagebuch 1962, Reisebericht. 2014 Gründung der gemeinnützigen Siegfried Lenz Stiftung und Einrichtung des Siegfried Lenz Preises. Siegfried Lenz stirbt am 7. Oktober 2014 in Hamburg. Amos Oz erhält den ersten Siegfried Lenz Preis. 2015 Das Wettangeln, Erzählung. 2016 Der Überläufer, Roman aus dem Nachlass. Start der Hamburger Ausgabe der Werke. Julian Barnes erhält den Siegfried Lenz Preis. ÜBER SIEGFRIED LENZ »Einer wie Siegfried Lenz stirbt nicht.« Uwe Tellkamp »Mit seinen Büchern hat er die Menschen bewegt, begeistert und zum Nachdenken gebracht. In seinen Romanen und Erzählungen finden sich die großen Hoffnungen und Irrtümer, die Ängste und Sehnsüchte ganzer Generationen. Für viele Leserinnen und Leser war Siegfried Lenz nicht nur ein Schriftsteller. Er war ein Mensch, der auf fast altmodische und doch immer aktuelle Weise an das Gute und an die Verbesserungsfähigkeit des Menschen geglaubt hat. Er wurde verehrt und geliebt wie nur wenige andere Künstler.« Joachim Gauck, Bundespräsident »Von allen Kollegen war er immer der stillste, um nicht zu sagen der liebste. Über alle Entfernungen hinweg eine Verbundenheit, die nicht ausgedrückt werden musste. Er hat immer alles beim Namen genannt. Dadurch der Eindruck von einer unübertrefflichen Richtigkeit. Sensationell richtig ist alles, was er schreibt. In einer andauernd aus allen Meinungsfugen krachenden Welt wird er unwillkürlich zu einem Monument.« Martin Walser »Der Siegfried Lenz nennt sich selbst einen Schriftsteller. Aber mir kommt diese Berufsbezeichnung reichlich farblos vor, die kann alles bedeuten oder gar nichts. Für mich ist Lenz vor allem ein großartiger Geschichtenerzähler, hinter dem der Philosoph verborgen bleibt.« Helmut Schmidt »Siegfried Lenz wollte nicht provozieren, er wollte erinnern und auf diese Art etwas bewegen. Er war ein sehr überlegsamer Mensch, der vor einer Antwort immer erst einen kräftigen Zug aus seiner Pfeife nahm. Was er dann sagte, war druckreif und immer fundiert.« Günter Grass »Einmal verschwindet jeder hinter dem Horizont. Kein Anker hält für immer. Wünschenswert ist, ohne Groll zu verschwinden, mit den begrenzten Erfahrungen, die du auf deinem Floß gemacht hast. Am Ende eines Strandgangs, da mach es wie ich: nimm dir ein Stöckchen und ritz deinen Namen in den Sand, dort, wo er feucht ist und die Welle noch hinlangt, ritz ihn ein und warte und sieh zu, wie er erlischt. Danach kannst du leicht fortgehen.« Siegfried Lenz Gelegenheit zum Staunen Ausgewählte Essays 448 Seiten, gebunden, € 29,– ISBN 978-3-455-40493-7 Der Autor und sein Verlag 136 Seiten, gebunden, € 16,– ISBN 978-3-455-40535-4 Deutschstunde So zärtlich war Suleyken Schweigeminute 3 Bände im Schuber, € 35,– ISBN 978-3-455-40452-4 Deutschstunde 464 Seiten, gebunden, € 16,– ISBN 978-3-455-40502-6 Die Erzählungen 2 Bände im Schuber 1540 Seiten, Leinen, € 60,– ISBN 978-3-455-40554-5 Jörg Magenau Schmidt – Lenz Geschichte einer Freundschaft 272 Seiten, gebunden, € 22,– ISBN 978-3-455-50314-2 Gespräche unter Freunden 512 Seiten, gebunden, € 24,– ISBN 978-3-455-50367-8 Das Wettangeln Illustriert von Nikolaus Heidelbach 44 Seiten, Pappband, € 18,– ISBN 978-3-455-40548-4 Fotonachweis: U1: © Isolde Ohlbaum, S. 1: © Ingrid von Kruse, S. 5: © Siegfried Lenz Stiftung, S. 7: © Peyer, S. 9: © Hermann und Clärchen Baus, S. 11: © Thomas Ganske (Archiv), S. 13: © Siegfried Lenz Stiftung, S. 15: © Rosemarie Clausen, S. 17 © Thomas Ganske (Archiv) S. 19: © dpa – Report, U4: © dpa – Report Redaktionsschluss: 15. August 2016 Der Überläufer 368 Seiten, gebunden, € 25,– ISBN 978-3-455-40570-5 Schweigeminute 128 Seiten, Leinen, € 15,– ISBN 978-3-455-40569-9 So zärtlich war Suleyken Masurische Geschichten 224 Seiten, Leinen, € 15,– ISBN 978-3-455-40530-9 Der Geist der Mirabelle Geschichten aus Bollerup 112 Seiten, Leinen, € 15,– ISBN 978-3-455-40566-8 Der Anfang von etwas Meistererzählungen 144 Seiten, gebunden, € 16,– ISBN 978-3-455-40568-2 Die Flut ist pünktlich Meistererzählungen 128 Seiten, Leinen, € 15,– ISBN 978-3-455-40488-3 Ein Kriegsende 80 Seiten, Leinen, € 14,– ISBN 978-3-455-40517-0 »Bücher sind Angebote, die wir dem Leser machen. Er muss sich selbst entscheiden, er kann sich das nehmen, was sich auf ihn bezieht – oder auch nicht.« Siegfried Lenz Weitere Informationen zu Siegfried Lenz und eine Übersicht über alle lieferbaren Titel finden Sie unter: www.hoffmann-und-campe.de/verlag/siegfried-lenz-verlag »Was Literatur ist, darüber gibt es verschiedene Ansichten, doch eines stellt sie gewiß dar: das kollektive Gedächtnis des Menschen. Sie ist der Speicher, die umfassendste Sammlung von Erlebtem und Gedachtem, sie ist ein einzigartiger Vorrat an Welterfahrung.« Hoffmann und Campe Verlag Harvestehuder Weg 42 20149 Hamburg www.hoca.de