SIEGFRIED - Hoffmann und Campe

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 SIEGFRIED
L
ENZ
Werkausgabe
in 25 Bänden
Hoffmann und Campe
SIEGFRIED LENZ
1926 –2014
»Ich gestehe, ich brauche
Geschichten, um die Welt
zu verstehen.«
»Den Span vom Glücksbaum, den er uns in die
Hand gab – den werden wir ihm nicht vergessen.«
Fritz J. Raddatz, Die Zeit
A
ls Siegfried Lenz am 7. Oktober 2014 im Alter von
88 Jahren starb, war die Trauer und Ergriffenheit in
ganz Deutschland, ja, in der ganzen Welt immens: Einer
der bedeutendsten Schriftsteller Nachkriegsdeutschlands, der Autor von Meisterwerken wie Deutschstunde
oder Schweigeminute, war tot. Auf der Trauerkarte, die
der Verlag verschickte, war ein Zitat von Lenz abgedruckt: »Die Fähre braucht immer länger, wenn ein
Schriftsteller an Bord ist. Schriftsteller wollen immer
den Kurs selbst abstecken. Das hält natürlich auf.«
Siegfried Lenz war einer dieser Menschen, die es heute
eigentlich nicht mehr gibt, ein Schriftsteller, der über den
Kreis der Literaturinteressierten hinaus geliebt wurde. Er
war ein Klassiker zu Lebzeiten, dem die Rolle des schriftstellerischen Grandseigneurs nicht behagte. Er war ein
Schriftsteller, der ein immenses Werk geschaffen hat,
sich aber dem kleinen Mann von der Straße (oder besser
vom Meer) immer verbunden fühlte. Er war ein Künstler,
der sein Schreiben auch als moralische Verpflichtung
betrachtete und sich engagiert sowohl mit dem Zeit-
geschehen als auch mit der Geschichte auseinandersetzte.
Als wahrer Humanist war er ein Moralist, der nie den
Zeigefinger hob, und um die Schwächen der Menschen
wusste. Und Siegfried Lenz war vor allem eines: ein leidenschaftlicher, ein großartiger, ein großer Erzähler. Er hat
Geschichte durch Geschichten lebendig werden lassen.
Als im Frühjahr 2016 aus dem Nachlass Der Überläufer
erschien, Siegfried Lenz' zweiter Roman, zeigte sich, wie
beliebt der Schriftsteller bei den Lesern immer noch ist.
Der Roman, den der Verlag 65 Jahre zuvor aus politischen
Gründen abgelehnt hatte, wurde zu einem unglaublichen
Erfolg und stand fünf Wochen auf Platz 1 der Bestsellerlisten. Die Hamburger Ausgabe der Werke von Siegfried Lenz, die im Herbst 2016 mit zwei Bänden startet,
möchte das Gesamtwerk des »meistgelesenen deutschen
Erzählers« (Neue Zürcher Zeitung) in einer lesefreundlichen
Ausgabe verfügbar machen: für alle, die das Werk von
Siegfried Lenz schon zu Lebzeiten begleitet haben, aber
auch für kommende Lesergenerationen.
»Auf sein Publikum konnte Lenz sich verlassen, es blieb ihm immer treu. Nur hat er diese Treue niemals
mit Zugeständnissen erkauft, er gehört nicht zu den Schriftstellern, die den Lesern nachlaufen, vielmehr zwingt
er sie, ihm zu folgen. Sie tun es gern, denn sie wissen, daß Lenz nie mit dem Rücken zum Publikum schreibt,
daß er, ein Mann des Ausgleichs und der Vernunft, immer den Pakt mit ihnen, den Lesern, anstrebt.«
Marcel Reich-Ranicki
HAMBURGER
AUSGABE
SIEGFRIED LENZ
Werke in 25 Bänden
»Ach, Karriere! Gelegenheit zum Staunen
gibt es vielleicht: Was alles in diesen Jahren
entstanden ist an Romanen, Essays, Erzählungen, auch Theaterstücken – das verwundert
mich selbst am meisten. Schreiben ist eine
sehr einsame Sache. Man braucht viel Ausdauer.«
Siegfried Lenz
Eine lesefreundliche Studienausgabe in schönster Ausstattung
Band 1
Band 2
Band 3
Band 4
Band 5
Band 6
Band 7
Band 8
Band 9
Band 10
Band 11
Band 12
Band 13
Es waren Habichte in der Luft
Der Überläufer
Duell mit dem Schatten
Der Mann im Strom
Brot und Spiele
Stadtgespräch
Deutschstunde
Das Vorbild
Heimatmuseum
Der Verlust
Exerzierplatz
Die Klangprobe
Die Auflehnung
Band 14
Band 15
Band 16
Band 17
Band 18
Band 19
Band 20
Band 21
Band 22
Band 23
Band 24
Band 25
Supplement
Arnes Nachlaß
Fundbüro
Schweigeminute / Landesbühne
Erzählungen 1 1949 – 1955
Erzählungen 2 1956 –1962
Erzählungen 3 1963– 1975
Erzählungen 4 1976 – 2014
Essays 1 1955 –1976
Essays 2 1977– 2012
Rundfunkstücke
Schauspiele
Vermischtes / Lyrik
Über Siegfried Lenz
Für die Hamburger Ausgabe der Werke werden alle Texte durchgesehen und mit den
Originaltyposkripten und Erstdrucken verglichen.
Jeder Band enthält einen Kommentar zur Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte, in dem
wesentliche Varianten eines Werkes aufgezeigt und für das Verständnis erhebliche
Erläuterungen gegeben werden. Alle Bände sind mit einem Leinenbezug und
zwei Lesebändchen ausgestattet. Es erscheinen zwei bis drei Bände pro Halbjahr mit Subskriptionspreis.
Die Ausgabe wird voraussichtlich Ende 2021 abgeschlossen sein. Eine Bestellung der gesamten Ausgabe
ist möglich. Bitte fragen Sie Ihre (n) Buchhändler (in) oder den Verlag: [email protected].
Die Werkausgabe erscheint im Hoffmann und Campe Verlag in Zusammenarbeit mit der Siegfried Lenz Stiftung
Hamburg, dem Seminar für Deutsche Philologie der Georg-August-Universität Göttingen und
dem Deutschen Literaturarchiv Marbach a. N.
»Ich glaube, jeder Schriftsteller schreibt über sich selbst.
Fast jede Art von Literatur
ist ein Selbstzeugnis des Schriftstellers. Man delegiert eigene
Wunschentwürfe an einen
anderen.«
Band 1 / Herbst 2016
ISBN 978-3-455-40591-0
ca. 416 Seiten / ca. 32 €
Subs.preis bis 10 .01.17: ca. 28 €
Band 2 / Herbst 2021
ISBN 978-3-455-40592-7
Band 3 / Frühjahr 2017
ISBN 978-3-455-40593-4
ca. 400 Seiten / ca. 32 €
Subs.preis bis 1. 7.17: ca. 28 €
Band 4 / Herbst 2017
ISBN 978-3-455-40594-1
Band 5 / Frühjahr 2019
ISBN 978-3-455-40595-8
Kurz nach dem Ersten Weltkrieg im russisch-finnischen
Grenzgebiet: Der finnische Lehrer Stenka wird nach dem
politischen Umsturz von der Revolutionsregierung verfolgt.
Er versucht, in die Anonymität des Untergrunds abzutauchen, aber seine Tarnungsmanöver werden durchschaut. Die
Erfahrung totalitärer Herrschaft und die Flucht politisch
Verfolgter – zwei Themen, die schon den frühen Lenz
beschäftigten.
Als Der Überläufer im
Frühjahr 2016 mit 65
Jahren Verspätung erschien,
wurde er zu einem
überragenden Presse- und
Publikumserfolg und
stand wochenlang auf
Platz 1 der Bestsellerlisten.
Das Feuilleton war sich
einig: Wäre Der Überläufer
1952 erschienen, hätte
er unbedingt zu den
großen Nachkriegsromanen
dazugehört.
Ein deutscher Oberst fährt 1952 mit seiner Tochter nach
Libyen und sucht die dama1igen Kampfgebiete in der afrikanischen Wüste auf. Er hofft, sich von einer schuldhaften Verstrickung zu befreien. Von seiner Tochter versucht er Mitleid
und Verständnis zu erpressen. Duell mit dem Schatten thematisiert die Schuld der Väter, mit der die junge Generation konfrontiert wird und die sie bewältigen muss.
Im Hafen ist der
Wiederaufbau nach
dem Krieg im vollen
Gange: Taucher werden
zu Zeugen vergangener
Bombennächte und bergen
halbvergessene Wracks.
Einer unter ihnen ist zu
alt geworden für seinen
schweren Beruf, will aber
weiterarbeiten, sich nicht
beiseiteschieben lassen.
Bert Buchner ist erfolgreicher Langstreckenläufer, gefeiertes Idol des
Publikums. Obwohl der
Höhepunkt seiner Karriere
schon überschritten ist,
tritt er noch ein letztes
Mal an. Sein Lauf um
die Europameisterschaft
wird zum Sinnbild seiner
Hoffnungen und ein
grandioser Kampf gegen
sich selbst.
»Das Ganze ist so unsentimental scharf und richtig gesehen,
so klar profiliert und in der Aktion motiviert, daß man dem
jungen Autor Siegfried Lenz einen Platz unter den Hoffnungen unserer jungen erzählenden Literatur einräumen muß.«
FAZ, April 1951
»Wohin willst du? Jeder
wird verfolgt: verfolgt von der
Liebe, verfolgt vom Haß,
verfolgt von allen möglichen
Bedürfnissen. Du kannst
nicht entfliehen, es hat keinen
Zweck. Sie werden dir folgen
bis an den Rand der Erde.«
»Unter den vielen Zeitromanen, die nach dem Krieg
erschienen, habe ich keinen gefunden, der deutsche Gegenwartsdeut­ung in einem so reinen und tiefen Sinn zu geben
scheint wie die zweite Arbeit des siebenundzwanzigjährigen Siegfried Lenz.«
Süddeutsche Zeitung
»Eine Sensation.«
Der Spiegel
»Mein liebes Kind, die
wesentlichsten Vorgänge im
Leben sind nicht Geburt
und Tod, sondern Geburt
und Rechenschaft, und erst
die Rechenschaft ist die
Legitimation zum Tode.«
»Es ist ein Roman ohne
Pathos, ohne Aufschrei …
Dieses Buch hat eine
geradezu unheimliche,
leise Kraft … Der Mann
im Strom ist das Werk eines
nicht nur vorzüglichen,
sondern auch mutigen
Schriftstellers.«
Münchner Merkur
»Brot und Spiele ist mehr
als ein Sportroman.
Lenz läßt in zahlreichen
wechselvollen Szenen ein
Lebens- und Charakterbild
von erstaunlicher psychologischer Tiefe und Präzision
erstehen.«
Österreichischer Rundfunk
»Ich habe früh festgestellt,
dass, wenn man schreibend
leben möchte, Sitzfleisch
dazu gehört, nicht nur Inspiration, sondern Sitzfleisch,
Starrsinn, Ausdauer. Übrigens
Qualitäten, die auch Goethe
festgestellt hat.«
D EUTSCHSTU N D E
Band 6 / Frühjahr 2017
ISBN 978-3-455-40596-5
ca. 400 Seiten / ca. 32 €
Subs.preis bis 1. 7.17: ca. 28 €
Ein Ereignis riss die kleine,
rechtschaffene Stadt an einem
Fjord aus ihrer Ordnung
heraus und wurde zum
Stadtgespräch: Nach einem
Attentat zur Zeit der Besatzung wurden Geiseln genommen. Daniel, Anführer
der Widerstandsgruppe,
sollte gezwungen werden,
sich zu stellen. Folgt er der
Aufforderung, wird der
Widerstand gebrochen, stellt
er sich nicht, sterben die
Männer.
»Dieser Roman nimmt den
Leser nicht nur gefangen,
weil er hier in den Bann einer
besonderen Erzählkunst
gerät, sondern vor allem auch,
weil er in jeder Zeile die hohe
Gerechtigkeit eines Mannes
spürt.« Die Welt
Band 7 / Herbst 2016
ISBN 978-3-455-40597-2
ca. 800 Seiten / ca. 38 €
Subs.preis bis 10. 1 .17: ca. 34 €
Siegfried Lenz’ berühmtester Roman, sein Opus magnum
über Siggi Jepsen, Insasse einer Anstalt für schwererziehbare
Jugendliche, der im Deutschunterricht einen Aufsatz über
die »Freuden der Pflicht« schreiben soll. Erst gibt er ein
leeres Heft ab, dann erzählt er die Geschichte seines Vaters,
dem nördlichsten Polizeiposten Deutschlands. Der ist den
Pflichten seines Amtes so rückhaltlos ergeben, dass er nicht
zögert, dass von den Nazis verhängte Malverbot seinem Jugendfreund Max Ludwig Nansen, einem international bekannten
Maler, zu überbringen und unnachsichtig zu überwachen.
1968 erschienen, in über 20 Sprachen übersetzt und über 2,2
Millionen Mal verkauft, ist die Deutschstunde ein Meilenstein
der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts.
»Ich muß mir die Augen
wischen, sagte der Maler.
Wisch sie nur, sagte mein
Vater, dabei wird sich nichts
verändern. – Ihr wißt nicht
mehr, was ihr tut, sagte der
Maler, und da rutschte meinem Vater der Satz raus: Ich
tu nur meine Pflicht, Max.«
Band 8 / Frühjahr 2018
ISBN 978-3-455-40598-9
»Lebensbilder – Vorbilder«
heißt ein Kapitel eines
neuen Lesebuchs, das
drei Sachverständige
zusammenstellen und
herausgeben sollen. Die
drei erfahrenen Pädagogen
treffen aufeinander, ausgerüstet mit Vorschlägen
und Bekenntnissen, und
jeder von ihnen ist davon
überzeugt, das eigene
Beispiel durchbringen zu
können. Sichtend, wertend,
urteilend machen sie sich
an eine kaum lösbare Aufgabe.
»Ich meine, dass jeder
Mensch eine Imitationsphase durchmachen
muss, ehe er zur Selbstbestimmung, zur eigenen
Rollenbestimmung findet.«
Siegfried Lenz
Band 9 / Herbst 2018
ISBN 978-3-455-40599-6
An Aufbau und Zerstörung eines masurischen Heimatmuseums
beschreibt Lenz zwei scheinbar widersprüchliche Haltungen –
Heimatsinn und Weltoffenheit – und demonstriert den Wunsch
des Menschen, sich selbst Vergangenheit zu schaffen, um die
Gegenwart erträglich zu machen. Die Beschwörung eines verlorenen Landes, seiner Bewohner und ihrer Lebensweise.
»Das Beste von Lenz, ein Buch, das dauern wird über
Generationen hinaus.«
Welt am Sonntag
»Lenz unterschlägt nichts. Er begründet den Verlust, sucht in
der Geschichte nach den Wurzeln, um daraus Lehren für Gegenwart und Zukunft zu ziehen.«
Horst Bienek
»Wenn Sie also glauben,
dass Heimat eine Erfindung
hochragender Beschränktheit ist, dann möchte ich
Ihnen an meiner Erfahrung
sagen, sie ist weit eher eine Erfindung der Melancholie.«
Band 10 / Herbst 2019
ISBN 978-3-455-40600-9
Der Fremdenführer Ulrich
Martens, der in seinem
Stadtrundfahrt-Bus täglich
die ganze Welt zu Gast
hat, verliert plötzlich und
unerwartet seine Sprache.
Durch die Stummheit
zerbricht das vertraute,
auf das Reden gegründete
Verhältnis zur Welt, die
Beziehung zu nächsten
Freunden wird auf eine
harte Probe gestellt.
Mit dem Verlust der
Sprache geht auch die Welt
verloren.
»Eine Liebesgeschichte, von
der Art allerdings, die uns
ahnen läßt, wie vorläufig
und wie zerbrechlich das
ist, was wir Glück nennen«
Frankfurter Allgemeine
Zeitung
»Ich wüsste nicht, was
ich lieber täte als schreiben.
Doch was ich ebenso gern
tue, das ist fischen – eine
Tätigkeit, bei der es nicht
auf die Beute ankommt,
sondern auf das Gefühl
der Erwartung.«
Band 11 / Herbst 2017
ISBN 978-3-455-40601-6
Band 12 / Frühjahr 2019
ISBN 978-3-455-40602-3
Band 13 / Herbst 2020
ISBN 978-3-455-40603-0
Band 14 / Herbst 2020
ISBN 978-3-455-40604-7
Band 15 / Herbst 2018
ISBN 978-3-455-40605-4
Band 16 / Herbst 2021
ISBN 978-3-455-40606-1
Konrad Zeller, durch den
Krieg heimatlos geworden,
gelingt es, das Gelände
eines ehemaligen Exerzierplatzes in eine blühende
Baum- und Pflanzenschule
zu verwandeln. Sie wird
zum Schauplatz von
Neubeginn und mutiger
Lebensgründung. Sein
unermüdlichster Helfer ist
der etwas einfältige Bruno,
der miterlebt, wie die
Familie zu Wohlstand und
Ansehen gelangt. Doch
nach vollbrachter Leistung
kommt der unvermeidliche
Abstieg.
Nicht jeder Stein taugt
zum Bau, erfüllt den
Anspruch der Dauer und
Unveränderlichkeit. Die
Klangprobe befindet über
Eignung und Tauglichkeit,
der Schlag, der das Innere
des Steins in Schwingung
versetzt, gibt Auskunft
über verborgene Risse
und Hohlräume. Wie
der Steinmetz den Stein
unterwirft Siegfried
Lenz die Menschen der
Klangprobe und erzählt
die Geschichte einer
Familie, eine Allegorie
der Vergänglichkeit.
Widerstand oder Unterwerfung? Zwei Brüder
stehen vor dieser Alternative. Beide wehren sich
gegen eine unverschuldete
Zwangslage, der eine mit
Bereitschaft zum Kompromiss, der andere mit
riskanter Unbeugsamkeit.
Im Leben zählt nicht immer
das, was man erreicht, sondern auch das, was man tut
und versucht.
Hans hat die traurige
Aufgabe, den bescheidenen
Nachlass von Arne Hellmer
einzupacken. Jedes Fundstück weckt Erinnerungen.
Vor dem Hintergrund des
Hamburger Hafens entsteht
das Psychogramm eines
Jugendlichen, der zu früh
das Unglück kennenlernte,
eines Außenseiters, der verzweifelt nach Nähe und
Geborgenheit suchte.
Henry Neff verspürt
trotz seiner jugendlichen
vierundzwanzig Jahre keine
Lust, auf der Karriereleiter
nach oben zu kommen.
Er sucht Unterschlupf
im Fundbüro und findet
schon bald Gefallen an
seinem neuen Arbeitsplatz,
der reich an Kuriositäten
und absonderlichen
Vorkommnissen ist.
Die Krönung seines
Alterswerks: In der Schweigeminute erzählt Lenz
von einem Sommer an der
Ostsee: Die Englischlehrerin Stella Petersen und ihr
Schüler Christian verlieben
sich ineinander, dann verunglückt Stella tödlich.
Eine poetische Geschichte
über unbeschreibliches
Glück und tiefe Trauer.
»Wir haben Siegfried Lenz
für ein poetisches Buch zu
danken. Vielleicht ist es
sein schönstes.«
Marcel Reich-Ranicki
»Man sieht die Menschen,
man riecht das Holz und
das Gras, man hört das
Fächeln des Windes über
dem See. Siegfried Lenz
ist ein Wort-Maler.«
Fritz J. Raddatz
»Man sollte sie auch für
gewisse Leute einführen, die
Klangprobe, dann bekäme
man zeitig genug zu wissen,
was in ihnen steckt, und
man könnte sich vor Überraschungen sichern.«
»Selten ist ein deutscher
Roman zu lesen, in dem
so bescheiden, schlicht
und natürlich, mit so viel
Sympathie von Menschen
gesprochen wird, deren
Liebenswürdigkeit allein in
ihrer Unauffälligkeit liegt.«
Neue Zürcher Zeitung
»Was Lenz erzählt
gehört zum Anrührendsten,
das deutsche Autoren
in diesem Jahrzehnt
geschrieben haben.«
Focus
»Ein Buch, an das man sein
Herz verlieren kann.«
Rheinischer Merkur
»Es war kein doppelter
Abdruck, den das Kopfkissen
bewahrte, einmal wandten
sich unsere Gesichter einander
zu, kamen einander so nahe,
daß nur ein einziger größerer
Abdruck zurückblieb.«
In der Landesbühne wird
der ganze Ort zu Bühne:
Rätselhafte Dinge geschehen
im Gefängnis Isenbüttel.
Während einer Theateraufführung verlassen
Häftlinge ungehindert
das Gelände. Lenz erzählt
von Freundschaft und der
Macht der Phantasie.
»Was sind Geschichten?
Man kann sagen, zierliche
Nötigungen der Wirklichkeit, Farbe zu bekennen.
Man kann aber auch sagen:
Versuche, die Wirklichkeit
da zu verstehen, wo sie
nichts preisgeben möchte.«
»Dennoch wird Geschichte
auch weiterhin in Geschichten aufgehen. Und es wird
der Erzähler sein, der uns
den Strom vergangenen
Lebens am anschaulichsten
erfahrbar machen wird.
Ihm jedenfalls werden wir
bereitwillig zuhören.«
Band 17 / Frühjahr 2018
ISBN 978-3-455-40607-8
ER Z ÄH LU N GEN 4
Band 18 / Frühjahr 2018
ISBN 978-3-455-40608-5
Z.B. 1985 –20X X
Band 19 / Herbst 2019
ISBN 978-3-455-40609-2
Band 20 / Herbst 2019
ISBN 978-3-455-40610-8
»Ich glaube, dass es für die Überlieferung menschlicher
Erfahrung keine geeignetere Form gibt als die Erzählung«,
behauptete Siegfried Lenz und lieferte selbst den Beweis,
indem er in seinem langen Schriftstellerleben über 120 Erzählungen schrieb – darunter Meisterwerke wie Das Feuerschiff
oder Einstein überquert die Elbe bei Hamburg und die Erzählungssammlungen So zärtlich war Suleyken und Der Geist der Mirabelle.
»Siegfried Lenz hat Figuren, er hat Geschichten, er kann sie
erzählen. Hauptmerkmal ist dabei seine Zurückhaltung. Er
vermeidet dramatische Akzente und sprachliche Extravaganzen – er entwickelt seine Geschichte.«
Die Weltwoche
Band 21 / Frühjahr 2021
ISBN 978-3-455-40611-5
Band 22 / Frühjahr 2021
ISBN 978-3-455-40612-2
Der Essayist Lenz schreibt
über seine Ansichten zur
Literatur, über literarische
Vorbilder und philosophische und aktuelle Fragen
der Zeit. Engagierte und
persönliche Beiträge zum
Verständnis der Welt, in
der wir leben.
Band 23 / Frühjahr 2020
ISBN 978-3-455-40613-9
Band 24 / Frühjahr 2020
ISBN 978-3-455-40614-6
Band 25 / Herbst 2021
ISBN 978-3-455-40615-3
»Ich bin vollkommen
über­zeugt davon, […] dass
sehr viele Bücher, […]
überhaupt die westdeutsche
Nachkriegsliteratur, nicht
hätte entstehen können
ohne die Möglichkeiten,
die der Rundfunk den
jüngeren Schriftstellern
gegeben hatte«, sagte Siegfried Lenz rückblickend.
Er war Rundfunkautor der
ersten Stunde, schrieb in
einer beeindruckenden
Themen- und Formenvielfalt Hörspiele, Features,
Funkerzählungen, Reportagen, Essays, Feuilletons
und Sendungen zur
Literatur.
Neun unbescholtene Bürger
fühlen sich der Schuld an
einem Verbrechen aus­gesetzt, zu dem sie von ihrem
»Gouverneur« genötigt
wurden. Der Friseur Bruno
Deutz sieht dem »Präsidenten« so ähnlich, dass dieser
ihn zu seinem Double
bestellt. Teilnehmer einer
Expedition geraten in ein
Dorf, für dessen Einwohner
es Gesetz ist, blind zu sein.
Lenz' drei Theaterstücke –
Zeit der Schuld­losen, Das
Gesicht und Die Augenbinde – spielen alle unter
der Zwangsherrschaft einer
Diktatur.
Als Siegfried Lenz’ Nachlass für die Übergabe an das
Deutsche Literaturarchiv
vorbereitet wurde, fand
sich eine Mappe mit 80
Gedichten, die Lenz kurz
nach Kriegsende geschrieben hatte. Dass der große
Prosaautor auch lyrisch
gearbeitet hatte, war eine
Überraschung. Und auch
weitere Entdeckungen wie
Reisetagebücher und Verstreutes sind im letzten Band
der Werkausgabe zu finden.
»Die Station Theater hat bestätigt, daß in dem Erzähler
Lenz ein Bühnentalent nach
Entfaltung drängt.«
Die Zeit
1926 Lenz wird am 17. März als Sohn eines Zollbeamten in Lyck (Masuren/Ostpreußen)
geboren.
SIEGFRIED LENZ
LEBEN UND WERK
1932 – Schulbesuch in Lyck und Samter.
1943
»Das allgemeine Befinden bessert sich, wenn
ich auf die geschriebenen Seiten blicke.«
1943 – Notabitur, Einberufung zur Kriegs‑
1945 marine; Desertion kurz vor Kriegsende,
in englischer Kriegsgefangenschaft Dolmetscher der Entlassungskommission; 1945 Entlassung nach Hamburg.
1946 – Studium der Philosophie, Anglistik
1950 und Literaturwissenschaft in Hamburg. Erste Rundfunkbeiträge für den NWDR .
1948/ Volontariat, danach Nachrichten- und
1949 später Feuilletonredakteur bei der englischen Besatzungszeitung Die Welt, dort lernt Lenz Liselotte kennen, die er 1949 heiratet.
1951 Der erste Roman: Es waren Habichte in
der Luft, zuvor in der Welt als Fortsetzungs
roman. Seitdem lebte er als freier Schrift
steller in Hamburg und in Lebøllykke auf der
Insel Alsen (Dänemark).
René-Schickele-Preis.
Der zweite Roman, Der Überläufer, wird vom
Verlag abgelehnt und erscheint erst 2016.
1952 Anschluss an die Gruppe 47. Noch in der
Versuchsphase des NWDR-Fernsehens:
Drehbuch zum Fernsehspiel Inspektor
Tondi. Der NWDR sendet sein erstes
größeres Hörspiel Wanderjahre ohne
Lehre, viele weitere folgen.
1953 Duell mit dem Schatten, Roman.
1955 So zärtlich war Suleyken. Masurische Geschichten (1971 verfilmt).
1957 Der Mann im Strom, Roman (1958 und
2005 verfilmt).
1959 Brot und Spiele, Roman.
A
n der Einfahrt zu Siegfried Lenz’ Sommerhaus in
Schleswig-Holstein stand stets ein leerer Stuhl, eine
einladende Geste, wie man sie von dem Menschenfreund
kaum anders erwarten mag. »Der Stuhl war ein übergreifendes Willkommen. Hier kann man sitzen, hier kann
man ruhen, hier kann man ein Gespräch führen«, so
Lenz. Seine Bescheidenheit und seine Freundlichkeit, sein
wohlwollendes Interesse an Menschen, seine Verbundenheit mit Norddeutschland, dem Meer und dem Angeln
sind es, die Lenz’ Leben und Werk bestimmten. Der leise
Mann mit der Pfeife, der das Rampenlicht mied und sich
nur selten in öffentliche Diskussionen einbrachte, gehört
ohne Frage zu den bedeutendsten und meistgelesenen
Schriftstellern der deutschsprachigen Literatur. 1926 im
ostpreußischen Lyck geboren, lernte Lenz schwimmen
und fischen, ehe er lesen konnte. Im Alter von 17 Jahren
wurde er 1943 nach dem Notabitur zur Kriegsmarine einberufen, kam zur weiteren Ausbildung nach Dänemark,
wo er kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs desertierte
und in englische Kriegsgefangenschaft geriet. Es verschlug
ihn nach Hamburg, wo er seine schriftstellerische Karriere
als 23-jähriger Volontär und später Feuilletonredakteur
bei der Welt begann. Parallel studierte er an der Universität Hamburg Philosophie, Anglistik und Literatur,
seinen Lebensunterhalt verdiente er überwiegend durch
Schwarzhandel. Zu Hause, einem bescheidenen Zimmer
mit Kochnische, begann er an einem Holztisch mit
seinem ersten Roman Es waren Habichte in der Luft,
der im Frühjahr 1951 im Hoffmann und Campe Verlag
erschien. Sein zweites Werk, Der Überläufer, das Lenz
direkt im Anschluss verfasste, erschien im Frühjahr 2016
mit 65 Jahren Verspätung. Obwohl der Verlag das Manuskript seinerzeit ablehnte, blieb Lenz ihm treu: Jedes seiner
Werke erschien im Hoffmann und Campe Verlag. Seinen
ersten großen Erfolg erlangte er 1955 mit dem Erzählzyklus So zärtlich war Suleyken, einer Liebeserklärung an
seine masurische Heimat, ehe er 1968 mit der Deutschstunde Weltruhm erlangte. »Bei dem Thema – Konflikt
zwischen Macht und Kunst, dargestellt am Beispiel eines
Malverbots in Deutschland – konnte ich diesen Erfolg
nicht erwarten; dass er dennoch kam, hat mich nicht
prompt in Depressionen gestürzt, wohl aber überrascht«,
kommentierte Lenz gewohnt nüchtern. Während seiner
mehr als 60 Jahre andauernden schriftstellerischen Tätigkeit entstand ein Werk, das mehr als 10.000 Seiten
umfasst – 15 Romane und mehr als 120 Erzählungen,
Essays, Theaterstücke und Hörspiele mit weltweit knapp
30 Millionen verkauften Exemplaren. »Der masurische
Humor erscheint mir wie eine Aufforderung zur Nachsicht mit der Welt«, hat Lenz einmal geschrieben. Die ihn
umgebende Welt ist es, die Lenz als Inspiration diente;
die Grundannahme von einer »Erzählbarkeit der Welt«
ist es, die ihn zeitlebens zum Schreiben antrieb.
1960 Das Feuerschiff, Erzählungen (1963 verfilmt).
Mitglied der Freien Akademie der Künste
in Hamburg.
SIEGFRIED LENZ
ÜBER SEINE ANFÄNGE
1961 Zeit der Schuldlosen, Drama, Uraufführung
im Deutschen Schauspielhaus, Hamburg.
Gerhart-Hauptmann-Preis der Freien Volks‑
bühne Berlin und Ostpreußischer Literaturpreis.
»Wie ich begann …«
1962 Georg-Mackensen-Literaturpreis und
Literaturpreis der Freien Hansestadt Bremen.
1963 Stadtgespräch, Roman.
1964 Lehmanns Erzählungen oder So schön war
mein Markt, Erzählung. Das Gesicht, Komödie;
Uraufführung im Deutschen Schauspielhaus, Hamburg.
1965 Engagement in der Sozialdemokratischen Wählerinitiative (bis Anfang der siebziger Jahre).
1966 Großer Kunstpreis des Landes NordrheinWestfalen für Literatur.
Hamburger Leserpreis.
1968 Deutschstunde, Roman (1970 verfilmt).
Leute von Hamburg, Erzählung.
1968/ Vortragsreisen nach Australien 1969 und in die USA. Gastprofessur an der
University of Houston, Texas.
1970 Auf Einladung von Willy Brandt zusammen mit Günter Grass Reise nach Polen zur Unterzeichnung
des Warschauer Vertrages.
Beziehungen. Ansichten und Bekenntnisse
zur Literatur, Essays.
Die Augenbinde, Schauspiel; Uraufführung im Düsseldorfer Schauspielhaus.
Lessing-Ring.
1973 Das Vorbild, Roman.
Mitglied der Deutschen Akademie für
Sprache und Dichtung, Darmstadt.
M
utlos wird man erst später. Natürlich wußte
ich mit dreiundzwanzig, daß es eine Literatur
gab, eine erhabene Denunziation der Welt, eine erdrükkende Sammlung von Welterfahrung. Und ich kannte
bereits Schriftsteller, die dem Menschen auf so kunstvolle und abschließende Weise seine Untauglichkeit
bescheinigt hatten, daß nichts mehr hinzuzufügen war.
Alle Grundkonflikte waren endgültig dargestellt; was
immer Menschen erlebt und empfunden hatten, war
in einem Kunstwerk beerdigt worden. Doch obwohl
Klassiker mich warnend umstellten, resignierte ich
nicht. Obwohl eindrucksvolle Literaturgipfel zum
Verzicht überredeten, wurde ich nicht mutlos. Mit
dreiundzwanzig hielt ich es für nötig, mein erstes Buch
zu beginnen, und zwar im Vertrauen darauf, daß die
Erfahrungen, die ich in Krieg und Nachkrieg gemacht
hatte, exemplarisch und deshalb mitteilenswert waren.
Mich interessierte es nicht, ob ich diesen Erfahrungen – vor allem Flucht und Verfolgung – stilistisch gewachsen war, und ich dachte auch nicht daran, meine
formalen Möglichkeiten zu erkunden. Worauf es mir
ankam, war dies: gemachte Erfahrung in der Erzählung
wiederzubeleben und sie einem Leser zum Vergleich
anzubieten, der nicht weniger verschont worden war als
ich selbst. Deshalb verzichtete ich auf jede Rückendekkung durch einen Verlag; an Vorschuß wagte ich nicht
zu denken. In erträglich abgesicherter Lage kaufte ich
mir ein leeres Kontobuch mit extra weitem Linienabstand, überschlug meine Zeit und fing an zu schreiben.
Und dadurch wurde die Erträglichkeit meiner Lage im
Jahr 1949 bezeichnet: Meine Frau und ich arbeiteten
im Feuilleton einer englischen Besatzungszeitung;
wir hatten ein warmes Zimmer mit Kochgelegenheit;
wir besaßen aus dem Nachlaß der Kriegsmarine eine
Schreibmaschine, die alle tippenden Stabsobergefreiten erduldet hatte und somit dem härtesten Anschlag
gewachsen war. Ein geliehener Rundtisch stand bereit,
jede Last zu tragen. Da die Redaktionsarbeit am frühen
Nachmittag begann, bot sich für die Arbeit am Roman
nur der Vormittag an, die Zeit, die uns sonst für Besorgungen blieb, für Freunde, die täglich hereinschauten,
für die Vorbereitung des Mittagessens. So begann ich,
gleich nach dem Frühstück, die Arbeit an dem Roman
Es waren Habichte in der Luft – ungeduldig, hartnäckig und, worüber ich heute am meisten staune,
ohne Schwierigkeiten zur Konzentration. Ja, wenn ich
heute an die Umstände denke, unter denen mein erstes
Buch entstand, dann blicke ich nicht nur neidvoll,
sondern auch fassungslos auf den schreibenden jungen
Mann gleichen Namens, dem es offenbar gelang, zu
einer Form der Konzentration zu finden, die man nur
gnadenlos nennen kann. Vermutlich gelang mir diese
abnorme Konzentration, weil durch die damaligen
Umstände der Tatbestand der Notwehr erfüllt war …«
1975 Der Geist der Mirabelle. Geschichten aus Bollerup
und Einstein überquert die Elbe bei Hamburg, Erzählungen.
SIEGFRIED LENZ
UND SEIN VERLAG
1976 Ehrendoktorwürde der Universität Hamburg.
»Mein Verlag, ich möchte sagen:
›Mein geliebter Verlag‹ …«
Siegfried Lenz
1978 Heimatmuseum, Roman (1988 verfilmt).
1979 Lenz lehnt das Bundesverdienstkreuz zusammen
mit Heinrich Böll und Günter Grass ab.
Andreas-Gryphius-Preis.
1981 Der Verlust, Roman.
1982 Über Phantasie. Gespräche mit Heinrich Böll,
Günter Grass, Walter Kempowski, Pavel Kohout.
1983 Elfenbeinturm und Barrikade, Essays.
1984 Ein Kriegsende, Erzählung.
Thomas-Mann-Preis der Hansestadt Lübeck.
1985 Exerzierplatz, Roman.
Manès-Sperber-Preis.
1986 Mit Liselotte Lenz: Kleines Strandgut.
1987 Das serbische Mädchen, Erzählungen (1990 verfilmt).
Wilhelm-Raabe-Preis.
1988 Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
1990 Die Klangprobe, Roman.
1993 Ehrendoktorwürde der Ben-Gurion-Universität, Israel.
1994 Die Auflehnung, Roman.
1995 Bayerischer Staatspreis für Literatur
(Jean-Paul-Preis).
1996 Ludmilla, Erzählungen.
Beginn der 20-bändigen Werkausgabe,
die 1999 abgeschlossen wird.
1998 Gerhard-Mercator-Professur der Universität
Duisburg. Samuel-Bogumil-Linde-Preis.
A
ls Glückstag für den Hoffmann und Campe Verlag
erwies sich der 17. Oktober 1950, an dem der 24jährige Siegfried Lenz einen Vertrag unterschrieb,
mit dem er seinen Debütroman Es waren Habichte
in der Luft dem Hamburger Verlag anvertraute. Wie
kommt ein Verlag zu einem Autor – oder umgekehrt,
ein Autor zu einem Verlag? Wie immer spielte der
Zufall eine Rolle, und eine glückliche Fügung. Anfang
der 1950er Jahre war das Telefonieren teuer, Briefe
und Manuskriptpakete länger unterwegs als heute.
»Seinen« Verlag in Gehdistanz zu haben, war praktisch.
»Bei Hoffmann und Campe habe ich einfach deshalb
begonnen, weil dieser Verlag vor meiner Türe lag. Ich
brauchte nur um die Ecke zu gehen und war schon dort.
Das erleichtert einem Schriftsteller natürlich die Arbeit
wesentlich«, erklärte Siegfried Lenz in einem Interview
1975. Aber es gab wohl noch einen anderen Grund:
Hoffmann und Campe war einfach der erste Verlag,
der, um es im Anglerjargon zu sagen, »zuschnappte«.
An anderer Stelle erzählte Lenz: »Ich schickte das Manuskript sicherheitshalber an den S. Fischer Verlag und
an Hoffmann und Campe in Hamburg. Hoffmann und
Campe meldete sich und sagte: Wir bieten dir einen
Vertrag an.« 63 Jahre lang erschien jedes seiner Bücher
bei Hoffmann und Campe, insgesamt 15 Romane,
über 120 Erzählungen, Essays und Theaterstücke, in
unzähligen Ausgaben, Auflagen und Ausstattungen,
1999 dann eine 20-bändige Werkausgabe und 2006 die
gesammelten Erzählungen in einem Band. Die Verbindung zwischen Siegfried Lenz und dem Hoffmann und
Campe Verlag sucht in ihrer Langlebigkeit und freundschaftlichen Verbundenheit ihresgleichen, was Lenz aber
nicht zum Pathos verleitete. Als ein Interviewer einmal
weihevoll bemerkte: »Das ist ja fast ein einmaliger Fall,
dass ein so wichtiger und bekannter Autor von seiner
ersten bis zu seiner letzten Veröffentlichung nur mit
einem Verlag zusammengearbeitet hat«, antwortete er
ironisch: »Vielleicht können Sie das meiner Trägheit
oder meiner masurischen Anhänglichkeit zuschreiben.«
Die Verbindung zwischen Autor und Verlag ist heutzutage selten eine Schicksalsgemeinschaft. Aber so wie
Hoffmann und Campe im 19. Jahrhundert vor allem der
Verlag von Heinrich Heine war, galt er ein Jahrhundert
später vor allem als der Verlag von Siegfried Lenz. Als
1991 das neue Verlags­gebäude eingeweiht wurde, war es
natürlich Siegfried Lenz, der die Festrede hielt – unter der
Überschrift: Bedenkenloser Entwurf eines ganz und gar
idealen Verlags. Für den Hoffmann und Campe Verlag
war Siegfried Lenz der »ganz und gar ideale Autor«.
Nach seinem Tod kann der Verlag nur eines tun: Die Erinnerung an ihn wahren und sein Werk auch in Zukunft
so gut wie nur irgend möglich pflegen, die Hamburger
Ausgabe seiner Werke in 25 Bänden ist dafür das beste
Beispiel.
1999 Arnes Nachlaß, Roman.
Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main.
2001 Ehrenbürger der Freien und Hansestadt Hamburg.
Ehrensenator der Universität Hamburg. Weil
heimer Literaturpreis und Ehrendoktorwürde
der Universität Erlangen-Nürnberg.
2002 Bremer Hansepreis für Völkerverständigung.
2003 Fundbüro, Roman.
Heinrich-Heine-Professur der Universität Düssel
dorf. Goethe-Medaille der Alfred Toepfer Stiftung.
2004 Zaungast, Erzählungen.
Hannelore-Greve-Literaturpreis und Ehrenbürger
würde des Landes Schleswig-Holstein.
2006 Sämtliche Erzählungen in einem Band.
2007 Ehren-Schleusenwärter der Congregation der
Alster-Schleusenwärter S. C. in Hamburg.
2008 Schweigeminute, Novelle.
2009 Landesbühne, Novelle. Die Versuchsperson,
Stück.
Lew-Kopelew-Preis.
2010 Premio Nonino, Udine.
2011 Die Maske, Erzählungen.
Ehrenbürgerwürde seiner Geburtsstadt Lyck, dem heutigen Ełk in Polen.
2012 Amerikanisches Tagebuch 1962, Reisebericht.
2014 Gründung der gemeinnützigen Siegfried
Lenz Stiftung und Einrichtung des Siegfried
Lenz Preises. Siegfried Lenz stirbt am
7. Oktober 2014 in Hamburg. Amos Oz
erhält den ersten Siegfried Lenz Preis.
2015 Das Wettangeln, Erzählung.
2016 Der Überläufer, Roman aus dem Nachlass.
Start der Hamburger Ausgabe der Werke.
Julian Barnes erhält den Siegfried Lenz Preis.
ÜBER
SIEGFRIED LENZ
»Einer wie Siegfried Lenz
stirbt nicht.«
Uwe Tellkamp
»Mit seinen Büchern hat er die Menschen bewegt,
begeistert und zum Nachdenken gebracht. In seinen
Romanen und Erzählungen finden sich die großen
Hoffnungen und Irrtümer, die Ängste und Sehnsüchte
ganzer Generationen. Für viele Leserinnen und Leser
war Siegfried Lenz nicht nur ein Schriftsteller. Er war
ein Mensch, der auf fast altmodische und doch immer
aktuelle Weise an das Gute und an die Verbesserungsfähigkeit des Menschen geglaubt hat. Er wurde verehrt
und geliebt wie nur wenige andere Künstler.«
Joachim Gauck, Bundespräsident
»Von allen Kollegen war er immer der stillste, um nicht
zu sagen der liebste. Über alle Entfernungen hinweg eine
Verbundenheit, die nicht ausgedrückt werden musste.
Er hat immer alles beim Namen genannt. Dadurch
der Eindruck von einer unübertrefflichen Richtigkeit.
Sensationell richtig ist alles, was er schreibt. In einer
andauernd aus allen Meinungsfugen krachenden Welt
wird er unwillkürlich zu einem Monument.«
Martin Walser
»Der Siegfried Lenz nennt sich selbst einen Schriftsteller. Aber mir kommt diese Berufsbezeichnung reichlich
farblos vor, die kann alles bedeuten oder gar nichts. Für
mich ist Lenz vor allem ein großartiger Geschichtenerzähler, hinter dem der Philosoph verborgen bleibt.«
Helmut Schmidt
»Siegfried Lenz wollte nicht provozieren, er wollte
erinnern und auf diese Art etwas bewegen. Er war
ein sehr überlegsamer Mensch, der vor einer Antwort
immer erst einen kräftigen Zug aus seiner Pfeife nahm.
Was er dann sagte, war druckreif und immer fundiert.«
Günter Grass
»Einmal verschwindet jeder hinter dem Horizont. Kein Anker hält für immer. Wünschenswert ist,
ohne Groll zu verschwinden, mit den begrenzten Erfahrungen, die du auf deinem Floß gemacht hast.
Am Ende eines Strandgangs, da mach es wie ich: nimm dir ein Stöckchen und ritz deinen Namen
in den Sand, dort, wo er feucht ist und die Welle noch hinlangt, ritz ihn ein und warte und sieh zu,
wie er erlischt. Danach kannst du leicht fortgehen.«
Siegfried Lenz
Gelegenheit zum Staunen
Ausgewählte Essays
448 Seiten, gebunden, € 29,–
ISBN 978-3-455-40493-7
Der Autor und sein Verlag
136 Seiten, gebunden, € 16,–
ISBN 978-3-455-40535-4
Deutschstunde
So zärtlich war Suleyken
Schweigeminute
3 Bände im Schuber, € 35,–
ISBN 978-3-455-40452-4
Deutschstunde
464 Seiten, gebunden, € 16,–
ISBN 978-3-455-40502-6
Die Erzählungen
2 Bände im Schuber
1540 Seiten, Leinen, € 60,–
ISBN 978-3-455-40554-5
Jörg Magenau
Schmidt – Lenz
Geschichte einer Freundschaft
272 Seiten, gebunden, € 22,–
ISBN 978-3-455-50314-2
Gespräche unter Freunden
512 Seiten, gebunden, € 24,–
ISBN 978-3-455-50367-8
Das Wettangeln
Illustriert von Nikolaus Heidelbach
44 Seiten, Pappband, € 18,–
ISBN 978-3-455-40548-4
Fotonachweis: U1: © Isolde Ohlbaum, S. 1: © Ingrid von Kruse, S. 5: © Siegfried Lenz Stiftung, S. 7: © Peyer, S. 9: © Hermann und Clärchen Baus, S. 11: © Thomas
Ganske (Archiv), S. 13: © Siegfried Lenz Stiftung, S. 15: © Rosemarie Clausen, S. 17 © Thomas Ganske (Archiv) S. 19: © dpa – Report, U4: © dpa – Report
Redaktionsschluss: 15. August 2016
Der Überläufer
368 Seiten, gebunden, € 25,–
ISBN 978-3-455-40570-5
Schweigeminute
128 Seiten, Leinen, € 15,–
ISBN 978-3-455-40569-9
So zärtlich war Suleyken
Masurische Geschichten
224 Seiten, Leinen, € 15,–
ISBN 978-3-455-40530-9
Der Geist der Mirabelle
Geschichten aus Bollerup
112 Seiten, Leinen, € 15,–
ISBN 978-3-455-40566-8
Der Anfang von etwas
Meistererzählungen
144 Seiten, gebunden, € 16,–
ISBN 978-3-455-40568-2
Die Flut ist pünktlich
Meistererzählungen
128 Seiten, Leinen, € 15,–
ISBN 978-3-455-40488-3
Ein Kriegsende
80 Seiten, Leinen, € 14,–
ISBN 978-3-455-40517-0
»Bücher sind Angebote, die wir dem Leser machen.
Er muss sich selbst entscheiden, er kann sich das nehmen,
was sich auf ihn bezieht – oder auch nicht.«
Siegfried Lenz
Weitere Informationen zu Siegfried Lenz und eine Übersicht über alle lieferbaren Titel finden Sie unter:
www.hoffmann-und-campe.de/verlag/siegfried-lenz-verlag
»Was Literatur ist, darüber gibt es
verschiedene Ansichten, doch eines
stellt sie gewiß dar: das kollektive
Gedächtnis des Menschen.
Sie ist der Speicher, die umfassendste Sammlung von Erlebtem
und Gedachtem, sie ist ein einzigartiger Vorrat an Welterfahrung.«
Hoffmann und Campe Verlag
Harvestehuder Weg 42 20149 Hamburg www.hoca.de 
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