Vortrag zum Seminar zur Baikalsee – Exkursion Verfasser: Lorenz Michel Korrelation zwischen Seismizität, Gravimetrie und Störungsaktivität in der Baikalregion Einführung Bei einem Erdbeben werden verschiedene Arten von Wellen freigesetzt, die sich in Raumwellen, welche zuerst zu verzeichnen sind und Oberflächenwellen, die schließlich die größte Amplitude erreichen, einteilen lassen. Raumwellen: p-Wellen (primär) --> Kompression s-Wellen (sekundär) -->Scherung Oberflächenwellen: Rayleigh Wellen Love Wellen Die Oberflächenwellenmagnitude Ms von Erdbeben berechnet sich wie folgt: MS=log10(A/T)+1,66 log10Δ+3,3 A=max. Bodenamplitude der Rayleighwelle [μm] Δ Entfernung in Grad Die Energie eines Bebens ergibt sich aus log10 E=1,5Ms+4,8 Eine Erhöhung der Magnitude um 1 ergibt also etwa eine Verdreißigfachung der freigesetzten Energie. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit der P-Wellen wird durch: vp=(M/ρ)1/2=((K+4μ/3)/ρ)1/2 berechnet, wobei das Kompressionsmodul K eine Materialeigenschaft ist und ρ die Dichte. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit und damit auch die Laufzeit der Wellen hängt also vom durchlaufenen Medium ab. Deep structure of the Baikal rift zone Entwicklung von interkontinentalen Rifts wird von verschiedenen Vorgängen gesteuert. Darunter: – asthenosphärische Anhebungen (upwellings) oder plumes – großflächige Spannungen, aufgrund von Plattengrenzen oder sublithosphärische Zugausübung – auch die rheologischen Tiefenstrukturen haben Auswirkung darauf --> Diskussion entfacht sich an Baikalsee manche sagen, daß asthenosphärische Anhebungen(upwellings), andere, daß Kontinentkollision mit Spannungsfeld Rift verursacht. Plume wurde durch einige Gravimetrische Messungen in frage gestellt auch durch geringen Wärmefluss und “elastische Dicke” von 50 km Paper verbindet gravimetrische Messungen mit zwei seismischen Tiefenmessungen. Tektonischer Schauplatz und Tiefenstrukturen Baikalriftzone an Sutur von sibirischem Kraton und dem paleozoischen Sayan-Baikal orogenic belt. Dessen Struktur beeinflusst Erscheinungsbild des Baikalrifts, folgt der Sutur. Eine seismische Tiefenmessung von 2002 ergibt eine Moho Tiefe von 42 km und Mantelgeschwindigkeit von 8 km/s . Dies ist mit dem niedrigen beobachteten Wärmefluss von 40-60 mW/ m^-2 und dem Fehlen vulkanischer Aktivität vereinbar. Mantel Xenolith Analysen und Gravimetrische Modellierung zeigen außerdem, daß die Lithosphäre unter dem See nicht besonders ausgedünnt ist. Dense seismicity distribution (seismische Untersuchungen) bis in 35 km Tiefe weisen auf kalte und starke Lithosphäre hin. Eine Studie von Oberflächenwellen hat auch gezeigt, daß unter Baikalrift keine große tiefe Wurzel ist. Es konnte bisher kein einheitliches Tiefenmodell der Baikalregion erstellt werden, da sich verschiedene Modellierungsarten widersprechen. Z.B. widerspricht die plume theorie der deep crustal Seismizität, dem geringen Wärmefluss und dem Fehlen von Vulkanismus. Paper vereint gravimetrische und seismische Messungen für gemeinsame Inversion. Data processing Grundset sind in 53 Stationen vorgenommene teleseismische Messungen von p-Wellen Verzögerungen von 155 Erdbeben. Anderes Set ist eine komplette Bouguer Anomalie der Baikalzone (durchschn.Dichte von 2670 kg/m^3 ) Deren kohärentes Verhalten rechtfertigt linearen Korrelationskoeffizienten. A und B haben kleinsten bouguer Werte, was auf deren Lage an einer sedimentreichen Region (7km mächtige Schicht ) zurückgeführt werden kann. Da sich diese aber in unter 10km Tiefe befindet, hat sie mehr Auswirkungen auf Gravimetrie, als auf Seismik. Die gravimetrische Verzerrung wurde durch Anpassung der Dichtewerte korrigiert. Joint inversion (ΔVp = BΔρ) B Faktor wird hierbei als mit Tiefe veränderlich angesehen --> nichtlineares Inversionsschema Parametrisierung: wegen des variablen b-Faktors wird das 3d Modell in density blocks eingeteilt, die eine individuelle Parametrisierung erlauben. Rund um Messstationen wird genaueres Netz verwandt, da dort Messungsdichte höher. Inversionsformulierung: Die Differenz der modellierten Werte c und der beobachteten Werte d wird mit Hilfe des Terms erreicht. Wobei Cd kovariante Matrix ist, die der Unterschiedlichkeit der Genauigkeit der Daten im Modell Rechnung trägt. Außerdem können mit Hilfe von durch andere Messungen erhaltene Bedingungen po eingebracht werden. Cp bringt dabei die Variabilität der Parameteränderung bei der Iteration in den Ausdruck. Mit wird nun der bereits erwähnte B Faktor berücksichtigt. Cb ist Diagonalmatrix. Je kleiner ihre Elemente, umso strikter ist die lineare Korrelation zwischen Geschwindigkeit und Dichte. In der vierten Gleichung werden nun die Entfernungen der Messpunkte und deren Unterschiede in einer Glättungsbedingung berücksichtigt, da mit Einführung von B eine ungleichmäßige Abdeckung mit Dichte und Geschwindigkeitswerten einhergeht. Diese Terme müssen alle minimiert werden. Deren Summe ergibt die dann zu lösende Gleichung: nach den folgenden Schritten: wird dann eine Auflösungsmatrix mit getrennten Dichte- und Geschwindigkeitsanteilen berechnet, die die errechneten Daten dann örtlich variabel auflöst (B hat das ganze ja verzerrt). Die Ergebnisse: Hierbei ist zu erkennen, daß die Auflösung der gravimetrischen Messungen mit der Tiefe abnimmt, Anomalien also eher in den höheren Schichten begründet sind, während bei den seismischen Werten Die Auflösung in der Tiefe zunimmt und in den oberen Schichten relativ gering ist. Mit verschiedenen Dichte, Geschwindigkeits und b Werten wurde nun diese gemeinsame Inversion der Daten schichtweise durchgeführt, mit den folgenden Bedingungen: mit den folgenden Ergebnissen: Da hier für verschiedene Schichten verschiedene Bedingungen verwandt wurden, sind die Modellwerte der Schichten im folgenden Diagramm auch nicht über die Vertikale geglättet: Bei diesem Modell entspricht die Standardabweichung von Gravitationswerten und Laufzeiten etwa der der Ausgangswerte. Die Übereinstimmung der Werte ist besonders in Layer 2-4 zu erkennen. Diskussion Obere und untere Erdkruste Obere und untere Erdkruste sind in Layer 1 und 2 also oberhalb von 40 km zu finden. Geschwindigkeit der Sibirischen oberen Erdkruste ist 2% größer, als die der östlichen Baikalregion --> klar, Kraton unterer Teil der Kruste dominiert von hohen Dichte und Geschwindigkeitskontrasten, die horizontal inhomogen verteilt sind. --> also keine einfache Schichtdünnung in der Mitte des Rifts, vielmehr scheinen 3dimensionale Muster die Mantelgrenze zu kontrollieren. Zwei dieser Anomalien sind zwischen den Profilen auf beiden Seiten des Baikalsees zu finden. Die südlichere entspricht der Selenga Senkung und weist auf eine dünne Kruste hin. Da die Nördliche auf den Riftrand begrenzt ist, weist sie wahrscheinlich auf eine Tiefenvariation des Mohos unter der Riftflanke hin. Falls dies eine sich hebende Flexur wäre, wäre der Moho dort dünner, woraus eine positive Dichte und Geschwindigkeitsanomalie folgt. Der Ursprung könnte aus dem Mesozoikum stammen, oder aus einer Känozoischen Dehnung. Die Möglichkeit eines duktilen Flusses der unteren Kruste als Grund schließen die Autoren aus. Entsprechend wird der dichte Körper am extremen westlichen Ende des Sees in layer 2 mit der unterkompensierten Region im Anschluß an die Sayan Verwerfung innerhalb des Kratonrandes erklärt. Diese könnte einem lokalen Flexur Effekt der Falte, der zu einem dünneren Moho führt entsprechen. --> ist allerdings sehr unsicher Ganz im Süden, am Rand der Karte ist noch eine Tiefgeschwindigkeits- und Niedrigdichten Anomalie --> Autoren sagen, daß der Effekt aufgrund der Durchbiegung des Mohos entlang der Südbaikalverwerfung auftritt. Begründung: Dieses Muster ist im Süden. Genau in der Mitte des Sees zwischen Zentral und Nordbasins ist eine starke positive Dichteanomalie. Sogar von layer 2-4. Diese Starke Anomalie tritt nach der Sedimentkorrektur auf. Allerdings gibt es dort keine seismischen Daten, da dort keine Strahlen hindurchlaufen. Wahrscheinlich ist diese Anomalie aber übertrieben dargestellt und vielleicht auch falsch positioniert. Es ist aber nötig, zu erwähnen, daß sie nah am ältesten Basin des Sees ist, direkt an der Kreuzung des Sees mit dem barguzin rift valleys. Außerdem entspricht ihre Position der einer vermuteten Krustendünnung evtl. aufgrund einer Moho Aufwölbung, kann aber mit den derzeitigen Informationen nicht gesichert werden. Mantelanomalien Kurzwellen Anomalien (also oberer Mantel) In Layer 3 sind einige Muster zu erkennen, die sich von layer 2 fortsetzen. Am Ostende von Seismik Profil AA' ist ein sowohl dichter, als auch schneller Körper zu erkennen. Dieser befindet sich nach weiteren Tests wahrscheinlich zwischen 40 und 50 km. Da es nur den oberen Teil des Mantels betrifft, könnte dies eine Änderung der Mohotiefe sein. An der Oberfläche sind dort riftparallele basins und ranges zu finden, die auf eine kürzliche über 300 km verteilte Deformation, mit einer sehr langsamen Dehnungsrate hindeuten. Schließlich gibt es noch im SW Ende des Sees eine starke negative Anomalie zwischen 40 und 80 km, die allerdings nur gravimetrisch hergeleitet ist. Ihre genaue Gestalt ist daher nicht bekannt. Es könnte also eine kleine Krustenanomalie oder eine größere Mantelanomalie sein. Zu erwähnen ist, daß dort ein erhöhte Wärmefluss festzustellen ist. Langwellen Anomalien Die tieferen Mantelteile 4-6 werden durch einen dichteren und schnelleren sibirischen Kratonmantel gekennzeichnet. --> kälter Andere Studien zeigen einen schnellen Kraton Mantel bis in 200km Daß sich das Kratonschild in Richtung Rift dünnt, könnte auf eine thermale Erosion während der mobile belt activation vor 100-80ma zurückzuführen sein. Im Gegensatz zu anderen, niedrigauflösenden Studien, ist allerdings keine Niedriggeschwindigkeitsanomalie in 100 km Tiefe unter dem Kraton zu entdecken. In 70-170km 4-6 findet man einen Niedriggeschw. -3% und Dichte -100 kg/m^3 Körper unter der Riftachse. Dieser wird nach unten breiter --> Lithosphären-, Asthenosphärengrenze wahrscheinlich liegt diese Grenze aber noch etwas unter 70 km. Extension, Sedimentation, Wärmefluss Der Wärmefluss steigt vom sibirischen Kraton (30-45 m-W/m^2) bis zum Sayan-Baikal Gürtel relativ homogen an. Lokal gibt es allerdings Maxima von bis zu 150-500, welche sich mit den Positionen von Verwerfungen decken und wohl auch mit Grundwasserströmungen zusammenhängen. Prinzipiell ergibt sich der lokale Wärmefluss aus der Extension und der konträr wirkenden Sedimentation. Autoren haben ein Modell einer Extension innerhalb der Platte in der Sayan-Baikal Zone angefertigt, bei dem die Krustendicke ursprünglich auf 45 km und die der Lithosphäre auf 100 km gesetzt wurden. Wurde dann eine Extensionsrate von 50km weite und 6km tiefe und eine Sedimentation von 5km in 5Ma angenommen, so ergab sich nach 5Ma unter der Riftzone eine Krustendicke von 33 km und die Asthenosphäre stieg unter dem Rift auf 70km, was den Ergebnissen der Inversion entspricht. Der errechnete Wärmefluss zeigt eine Abnahme von 20% im Riftbasin und eine Zunahme von 10-15% an den Rändern, dies alles allerdings ohne den Wärmetransfer des Grundwassers zu berücksichtigen, der den Wärmefluss im See noch einmal vergrößert. Im großen und ganzen entsprechen die Wärmefluss Resultate denen, bei einer Extension mit einer Asthenosphäre ab 70 km erwarteten. Im Gegensatz dazu würde ein aktives, mantelinduziertes, Rifting einen Viel größeren Wärmefluss verursachen. Im Endeffekt bevorzugen die Autoren mit ihrem Modell eine Lithosphärentiefe von 70 km und kein aktives Rifting. Fazit Man sieht einen klaren Kontrast zwischen dem kalten und dichten Kraton und der erwärmten, weniger dichten, im Mesozoikum deformierten Sayan - Baikal Zone. Des weiteren zeigt sich eine Asthenosphärenerhöhung unter dem Rift (70km), allerdings nicht so weit nach oben, wie vorher vermutet. Active faults, seismicity and recent fracturing of the Baikal rift system Rifting bewirkt das Entstehen von Rissen und Verwerfungen, die mit geologischen Mitteln schwer als aktiv oder inaktiv zu erkennen sind. Am besten dazu eignen sich seismologische Daten. So sind z.B. phänotypisch sehr auffällige spät Känozoische Verwerfungen von derzeit aktiven neueren Falten unterscheidbar. Im BRS kann man leider nicht einfach eine Karte mit Erdbebenherden mit einer Karte der bekannten Verwerfungen überlagern, um so aktive Verwerfungen zu erkennen, da es enorm viele Erdbeben in dieser Region (4000 jährlich) gibt. Betrachtet man nur die stärkeren Beben gesondert, so kann man auch nicht unbedingt eine Korrelation mit bekannten Falten feststellen. --> Es gibt sogar Vermutungen, daß es überhaupt keine Korrelation gibt. Aktuelle seismische Ereignisse spiegeln aktuelle Brüche in der oberen elastischen Schicht der Lithosphäre wieder und stimmen somit auch nicht unbedingt mit bereits bekannten Verwerfungen überein, können aber auch alte Verwerfungen wieder reaktivieren oder neue bilden. BRS in der Zentralasiatischen Struktur der orogenetische Komplex des BRS entstand vom Anfang des Paläozoikum bis ins Känozoikum und folgt der bekannten Plattensutur in S Form, die auch die örtlichen Verwerfungen aufweisen. Diese können nach ihrer Länge in transregionale (>80km), regionale (35-80km) und lokale(<35km) aufgeteilt werden. Die Art ihrer Struktur wurde ja bereits im letzten Vortrag erörtert. Das Rifting hat in seinem zeitlichen Verlauf praktisch jede Falte im Riftbasin reaktiviert. Es ist auch sehr schwierig, das Alter der Verwerfungen zu bestimmen Methode der Analyse von Epizentrumsfeldern und Identifikation von kürzlichen Brüchen in der Lithosphäre Jährlich gibt es über 4000 seismische Ereignisse innerhalb des BRS, wobei bislang 120000 verzeichnet wurden. Zuerst werden aus dieser Menge die Erdbeben herausgesucht, die sich, zeitlich und räumlich betrachtet, in ihrer Dichte vom „Hintergrundrauschen“ abheben. Als Grundlage wurden die Oberflächenwellen Magnituden Mlh verwandt. Falls sie nicht verzeichnet waren, wurden diese mithilfe der Energieklasse des Erdbebens K mit der Gl. K = 4 + 1.8MLH berechnet. Insgesamt wurden 30000 Erdbeben mit 2.5<_M<_7.6 von 1961-1999 verwandt, um schließlich eine Karte der Epizentrumsdichte zu erhalten. Daraus wurde wieder eine Karte erstellt, die die Regionen darstellt, in denen sich die Erdbebenherddichte signifikant von der durchschnittlichen unterscheidet. Auf dieser Karte lassen sich nun sehr deutliche Übereinstimmungen mit einigen Verwerfungen auf der bereits dargestellten Verwerfungskarte feststellen, allerdings gibt es auch Unterschiede, die auf neuere lithosphärische Brüche hindeuten. Prinzipiell läßt sich sagen, daß die kürzlichen Verwerfungen der Lithosphäre von den bereits bekannten Seitenverschiebungen verursacht werden, zwischen diesen, im Zentrum des Riftsystems, verursachen die, auf der Karte erkennbaren, stabilen Epizentrumskonzentrationen die Ausdehnung alter und die Entstehung neuer Verwerfungen. Geologische und geophysische Parameter zur Beschreibung der Zone der kürzlichen Lithosphärenbruchbildung In einer Studie von 1999 wurden die seismischen Momente M0, wobei M0= 1.5MLH + 9.14 ist, von Erdbeben ausgerechnet, die sich in einer Umgebung von 20km beidseits der jeweils untersuchten Verwerfung ereigneten. Es konnte dabei festgestellt werden, daß die seismischen Momente die Tendenz haben, in Verwerfungen, die sich nahe am aktuellen Zentrum der Lithosphärenbrüche befinden, am höchsten zu sein, während sie sich lateral hin vermindern. Dies zeigt, daß die Aktivität vom Zentrum weit entfernter Verwerfungen deutlich nachläßt. Die Höhenverteilung der Epizentren wurde 2000 bei einer Untersuchung anhand der Daten von 25 Messstationen errechnet. Auf einem SW-NO Schnitt durch das Zentrum der BRS liegen sie durchschnittlich in etwa 15-25 km Tiefe, wobei sie Richtung NE um etwa 5km oberflächlicher liegen. Die Maximaltiefe liegt bei etwa 35-40km, was dann auch etwa die Tiefe ist, die die Lithosphärenrisse erreichen können. Die Epizentrentiefe nimmt wiederum lateral des Zentrums ab. Gemeinsam mit dem zusätzlich zu beobachtenden erhöhten Wärmefluss im Zentrum der Region betrachtet, kann man schließlich davon ausgehen, daß es sich beim BRS um eine sich entwickelnde einheitliche tektonische Struktur handelt. Die Ursprünge der aktuellen Lithosphärenrissbildung liegen wahrscheinlich einige tausend Jahre zurück, was aufgrund der Untersuchung einiger paläoseismischer Verwerfungen belegt werden kann. Die Zone der Lithosphärenrissbildung nimmt maßgeblichen Einfluß auf die Seismizität Wie die Rissbildungszone die zeitliche und räumliche Verteilung von Erdbeben bestimmt Drei Beispiele: 1 Verteilung seismischer Ereignisse nahe der Zone mit 7,7≥M≥6,0 Alle verzeichneten starken Erdbeben haben sich in der Nähe der Mittellinie dieser Zone, auf einer Länge von 1700km ereignet. 27 dieser Ereignisse wurden seit 1760 verzeichnet. Es zeigt sich die Tendenz, daß die Epizentren entlang dieser Linie gleichsam hin und her „wandern“. Seismische Ereignisse mit M=5,0 M=5,5 Diese Beben bewegen sich mit der Zeit entlang der Risszone. Die Epizentren befinden sich innerhalb der Flanken der Zone. Verteilung von 6,0≤M≤7,0 Ereignissen in der SW Flanke der BRS Die lithosphärische Rissbildungszone stimmt in ihrer Position weitestgehend mit der Tunka Verschiebung überein. Die Gesamtbreite der dynamisch von der Verschiebung beeinflussten Zone beträgt 15km. Es ist zu beobachten, daß im Norden und Süden des Tunka Basins alte Verwerfungen reaktiviert wurden, die zurzeit allerdings geringe seismische Aktivität aufweisen. Seismische Ereignisse mit 3,5<_M<_4,5 Hier 15 und 30 km Abstand von der Seitenverschiebung (respektive Risszone). Jahr für Jahr ereignen sich die seismischen Vorkommnisse in bestimmten Teilbereichen von 50100km Länge entlang der Zone. Auch hier ist eine Wanderung festzustellen. Allerdings wechseln sich auch offensichtlich entlang der Verschiebung Zonen verstärkter Seismizität mit solchen schwacher oder gar keiner ab. Es ist also festzuhalten, das derzeit nicht die gesamte Tunka Verwerfung seismisch aktiv ist. Quellen: JOURNAL OF GEOPHYSICAL RESEARCH, VOL. 108, NO. B3, 2133, doi:10.1029/2002JB001880, 2003 Tectonophysics 380 (2004) 261– 272 W.M. Telford, Applied Geophysics. Cambridge University Press 1990 H. Schmeling, Skript zur Vorlesung „Einführung in die Geophysik, Teil 1“. JWG Universität Frankfurt a.M.