J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur Joseph Haydn Sinfonia concertante für Oboe, Fagott, Violine, Violoncello und Orchester B-Dur Hob. I/105 Donnerstag, 12. November 2015, 19.30 Uhr Wiesloch, Palatin Montag, 23. November 2015 Freiburg, Konzerthaus, Rolf-Böhme-Saal Konzerteinführung 19 Uhr Probenbesuch am 10.11. möglich („Musik macht Schule“) SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg Dirigent: François-Xavier Roth Empfohlen ab Klasse 8 Erstellt von Joachim Westendorf 0 J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg Konzert in Wiesloch, Palatin am Donnerstag 12.11.2015, 19:30 Uhr Konzert in Freiburg, Konzerthaus, Montag 23.11.2015, 20:00 Uhr mit Alexander Ott Oboe Eckart Hübner Fagott Gunnar Persicke Violine Frank-Michael Guthmann Violoncello Joseph Haydn Sinfonia concertante für Oboe, Fagott, Violine und Violoncello B-Dur Hob.I/105 Materialien zum Programmteil Haydn und für den Unterricht zusammengefasst von Joachim Westendorf, Sprachheilschule Villingen-Schwenningen Inhalt: Zum Werk Sinfonia concertante Seite Lebensdaten J. Haydn 2 Entstehung und Charakterisierung 2 Kompositionen im Überblick 3 Hinweise zu den Soloinstrumenten Die Oboe 6 Das Fagott 10 Die Geige 13 Das Cello 16 Schülerarbeitsblatt 23-24 1 J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur Joseph Haydn Zum Komponisten Zu den Lebensdaten des Komponisten hier kurz das Wichtigste: Geburtsdatum unbekannt; getauft am 1. April 1732 in Rohrau (Niederösterreich); gestorben am 31. Mai 1809 in Wien. Entstehung: Haydns einzige "Sinfonia concertante" für Soloinstrumente und Orchester entstand im Frühjahr 1791 in London parallel zur ersten Serie von 6 "Londoner" Sinfonien (Hob. I: 93 98), die Haydn in der britischen Metropole für den dort wirkenden Konzertunternehmer Johann Peter Salomon schrieb. Uraufführung: Am 9. März 1792 in London (im 4. Konzert der von Johann Peter Salomon anlässlich von Haydns erstem Londoner Aufenthalt organisierten Konzertserie; Dirigent: Joseph Haydn); der Erfolg war so groß, dass das Werk in zwei weiteren Konzerten wiederholt werden musste. Weitere biografische Angaben im Haydn-Jahr 2009 entnimmt man den zahlreichen einschlägigen Publikationen. Ein Schülerarbeitsblatt mit Daten zum Lebenslauf des Komponisten findet sich am Schluss dieser didaktischen Hilfe. Entstehung und Charakterisierung dieses Musikwerkes Sinfonia Concertante (auch Sinfonia concertante, Symphonie concertante, Konzertante Sinfonie oder abgekürzt Concertante) ist ein Begriff aus der Musik und bezeichnet Kompositionen für mehrere solistische (konzertierende) Instrumente und Orchester. Bei der Sinfonia Concertante handelt es sich um eine sinfonische Gattung für zwei bis neun Soloinstrumente und Orchester, die besonders in der Zeit zwischen 1770 und 1825, also der 2 J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur Hochklassik, geschätzt wurde. Sie stellt eine Verschmelzung von Elementen des Divertimento, der Serenade, der Kassation, der Sinfonie und des Solokonzerts dar. Als wichtige Voraussetzung für die Entstehung der Sinfonia Concertante kann die Zunahme des öffentlichen Konzertbetriebes, der sich allmählich aus den Fürstenhöfen heraus verlagerte, angesehen werden. Hinzu kamen neue technische Entwicklungen im Bereich der Musikinstrumente, speziell bei den Blasinstrumenten. Die dementsprechend wachsende Zahl der Bläsersolisten verlangte nach Kompositionen, die speziell ihr instrumentales Können zur Geltung brachten. Die Mehrheit dieser Werke setzt daher solistische Bläser ein, ist virtuos, melodiös-gefällig und steht fast ausnahmslos in Dur-Tonarten. Die Sinfonia Concertante ist meist zwei- oder dreisätzig; vier oder fünf Sätze kommen kaum vor. Kompositionen im Überblick Die meisten derartigen Werke entstanden dort, wo entsprechende Solisten für Aufführungen zur Verfügung standen; dies waren die musikalischen Zentren Wien, Paris, Mannheim, London und München. Zu den ersten Komponisten, die Sinfoniae Concertante komponierten, zählen Carl Stamitz (über 20 Werke, meist zweisätzig mit Violine und Violoncello als Soloinstrumenten) und Johann Christian Bach (rund 15 Werke, mehrheitlich dreisätzig, in vielfältiger Solistenkombination, z. B. Oboe, Violine, Cello und Klavier, oder zwei Klarinetten und Fagott). Die wohl bekanntesten Werke der Gattung stammen von Haydn (Hob. I,105 für Violine, Cello, Oboe und Fagott) und Mozart (KV 364 für Violine und Viola, KV 297b für Flöte, Oboe, Horn und Fagott sowie die Concertone KV 190 für 2 Violinen). Zur Vielzahl der weiteren Komponisten, die entsprechende Werke schrieben, gehören u. a. Carl Friedrich Abel, Luigi Boccherini, Giuseppe Cambini, Ignaz Pleyel, Franz Anton Hoffmeister, Bernhard Crusell, Franz Danzi oder Leopold Kozeluch (letzterer u. a. mit einer singulären Solo-Kombination von Klavier, Mandoline, Trompete und Kontrabass). Im Lauf des 19. Jahrhunderts traten Bläsersolisten generell wieder in den Hintergrund, und statt des Begriffs „Sinfonia concertante“ wurden für die – nunmehr ziemlich isoliert 3 J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur stehenden – Werke in deren Tradition die Bezeichnungen „Doppelkonzert“ oder „Tripelkonzert“ üblich. Bekannteste Beispiele sind Beethovens Tripelkonzert op. 56 für Violine, Cello und Klavier und das Doppelkonzert op. 102 für Violine und Cello von Brahms. Im 20. Jahrhundert wird die Bezeichnung Sinfonia Concertante wieder gelegentlich aufgegriffen, z. B. von Frank Martin (Petite Symphonie concertante für Harfe, Cembalo, Klavier und Orchester). Allerdings werden mit diesem Begriff nun auch Werke mit weniger als zwei Soloinstrumenten bezeichnet. So trägt beispielsweise die 4. Sinfonie von Karol Szymanowski (mit Soloklavier) den Titel Symphonie Concertante; von Joseph Jongen stammt eine Symphonie Concertante für Orgel und Orchester, und Bohuslav Martinů schrieb neben einer Sinfonia concertante für Oboe, Violine, Cello und Klavier auch eine Sinfonia concertante für zwei Orchester, die zwei komplette konzertierende Klangkörper gegenüberstellt. Während Joseph Haydns Aufenthalt in London 1792 entstand die Sinfonia concertante op. 84. Es ist sein einziger Beitrag zu dieser Gattung. Paris und London waren die Zentren, in denen man solcheKonzerte mit mehreren Solisten liebte. Vermutlich wurde Haydn von dem Impressario Salomon, der dann auch den Violinpart übernahm, zur Komposition gedrängt, da der Konkurrent und ehemalige Schüler Haydns, Ignaz Pleyel, am 27. Februar mit einer Concertante aufwartete. Bereits am 9. März wurde Haydns Werk uraufgeführt und vereinigte laut Kritik „alle Vorzüge der Musik; das Werk war tief, munter, rührend und originell, und die Aufführung stand im Einklang mit dem Verdienst der Komposition.“ Der aus dem barocken "Concerto grosso" entwickelte Gattungstyp der sog. "Sinfonia concertante" - einer Sinfonie, in die bis zu vier Soloinstrumentalisten integriert sind - hatte seine Blütezeit in der Epoche der Mannheimer Frühklassik um Carl Stamitz erlebt und war, als Haydn seinen späten Beitrag zu dieser Gattung komponierte, in Mitteleuropa schon "aus der Mode". Vielleicht noch nicht in London, wo Ensemblegeist und Musizierfreudigkeit auf der einen Seite und orchestrale Pracht und Klangfülle auf der anderen sich in keiner Weise ausschlossen, sondern sogar komplementär ergänzten. Haydn hebt die antiquierte Gattung auf das Niveau seiner späten "Londoner" Sinfonien und stellt je zwei Streicher und Bläser dem mit Pauken und Trompeten vollbesetzten Orchester gegenüber. Er muss in London 4 J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur exzellente Solisten vorgefunden haben, denn die vier Soloparts sind technisch äußerst anspruchsvoll und erfordern außer Präzision auch viel Erfahrung im Zusammenspiel. Aus: www. MPhil.de Konzerte 2009-10 Dazu kommentiert Sara Trauffer auf der Homepage von www.RadioDRS2.ch: „London, im Februar 1792. Haydn steckt bis über beide Ohren in der Arbeit. Er klagt in einem Brief: «Kein Tag, ja gar keinen Tag bin ich ohne Arbeit, und ich werde meinem lieben Gott danken, wenn ich wie eher desto lieber London verlassen kann.» Ausgerechnet jetzt will der Konzertunternehmer Salomon noch eine Sinfonia concertante von ihm. Schliesslich willigt Haydn ein und bringt die gewünschte Sinfonia concertante mit hastiger Handschrift zu Papier. Mit einem virtuosen Part für die Solovioline, die bei der Uraufführung dann natürlich vom Auftraggeber Salomon gespielt wird. Nun kann man das ja hören wie man will. Aber im Schlusssatz wirkt dieses Violine auf mich fast wie eine ironisch-bissige Karikatur von Salomon. Immer wieder unterbricht sie nämlich das Orchester, so dass es mit seinem Thema zunächst gar nicht richtig in Gang kommt. Und ich denke mir: Ein bisschen so wie das Orchester muss sich Haydn in diesem Februar 1792 in London gefühlt haben. Voller sprudelnder Ideen, aber immer wieder kommt da einer, der den Arbeitsfluss unterbricht. Schön, aber irgendwie doch auch ein bisschen lästig, nicht?“ Bericht über das Konzert des DSO Berlin am 28.03.09 „…Joseph Haydns Sinfonia concertante steht eher selten auf den Konzertprogrammen; sie funktioniert auch nur mit Solisten, die gut aufeinander eingespielt sind. Das DSO verfügt über Spitzensolisten in den eigenen Reihen. Ton Koopman platzierte sie nicht wie bei Solokonzerten üblich an der Rampe, sondern in der ersten Reihe des Orchesters, und auf diese Weise traten ihre Stimmen immer wieder für Momente als originelle Farbtupfer hervor. Alle spielten hervorragend zusammen, und doch waren sie individuell unterschiedlich; jeder vertrat einen anderen Charakter, ein anderes Temperament, so dass Haydns Musik fast etwas Szenisches bekam, wenn die Geige unglaublich engagiert, das Cello übermütig und gewitzt, die Oboe präzise pointiert und das Fagott sehr weich und dezent agierten….“ 5 J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur Hinweise zu den Soloinstrumenten Die Oboe Aufbau und Funktion Oboen werden aus Grenadill-, Buchsbaum- oder Ebenholz gebaut, seltener sind Instrumente aus Rosenholz, Palisander, Cocobolo oder anderen exotischen Hartholzarten. Inzwischen gibt es auch recht erfolgreiche Versuche mit Kunststoff bzw. mit Kompositmaterialien (Holzabfälle und Kohlefasern). Besonders zu erwähnen sind die Versuche mit transparentem Plexiglas, inzwischen als Endprodukt erhältlich. Diese Ebonit- oder Plexiglasoboen sind besonders gefragt für den Einsatz unter extremen Klimabedingungen, da dort Holz Gefahr läuft zu reißen. Das etwa 65 Zentimeter lange Instrument hat eine konische Bohrung und überbläst daher in die Oktave, was mit Hilfe von Oktavklappen geschieht. Die Barockoboe verfügt über keine solchen Oktavklappen, und somit war das Spielen in höheren Lagen für den Oboisten wesentlich schwieriger. Er musste sich für jeden Ton eine neue Grifftechnik suchen. Es gibt voll- und halbautomatische Oboen. Bei der vollautomatischen ist (im Gegensatz zur halbautomatischen) eine Klappe weniger vorhanden, da der Wechsel von der ersten zur zweiten Oktavklappe zwischen g'' und a'' automatisch geschieht. Die vollautomatische Mechanik ist in Deutschland und in den Niederlanden besonders verbreitet. In den USA und Frankreich ist aber die halbautomatische Variante beliebter, sie bietet Möglichkeiten, die die Vollautomatik nicht zulässt. Mit halbautomatischen Oboen lassen sich vor allem im oberen Tonbereich von c''' aufwärts mehr alternative Griffe für die einzelnen Töne finden, die verschiedene Klangfarben ermöglichen und somit ein differenzierteres Spiel vereinfachen. Zusätzlich zu den normalen Klappen existieren auch Trillerklappen für die Verbindungen c''d'' und c''-cis'', die sonst nicht sauber zu bewältigen wären. Der Tonumfang der Oboe reicht meistens vom „kleinen“ b bis zum a''', je nach Modell beginnt der Tonumfang auch schon beim kleinen a oder beim kleinen h. Mit einer speziellen 6 J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur Ansatztechnik, der sogenannten 'Beißtechnik', bei welcher der Oboist die oberen und unteren Zähne auf die Grundlinie der Schabung des Mundstücks auflegt und somit einen viel kürzereren Teil des Rohres zum Schwingen bringt, sind allerdings auch noch höhere Töne, wie sie manchmal in zeitgenössischen Kompositionen gefordert werden, bis hin zum c'''' spielbar. Die Barockoboe hatte einen Tonumfang von zwei Oktaven chromatischer Intervalle, vom c' bis zum c'''. Die moderne Oboe kann auf die Überblastechnik für die zweite Oktave der Töne durch den Gebrauch der Oktavklappe verzichten. Wenn diese Klappe gedrückt wird, ist die Grifftechnik der oberen und unteren Oktave gleich. Für den Barock-Oboisten gab es keinen so einfachen Weg. Er musste von Oktave zu Oktave eine wechselnde Grifftechnik suchen, um den Ton der unruhigeren Stimmung des Buchsbaum-Instruments gerecht zu werden. Der Klang der Oboe ist ausdrucksstark und klingt – je nach Bläserschule und nationaler Tradition – von nasal-hell bis dunkel-samtig. Vom äußerst weichen Klangcharakter der Barockoboe entwickelte sich der Ton immer weiter zu dem genaueren Ton der modernen Oboe, die dadurch ein differenzierteres Spiel zulässt, da sie über mehr dynamische Möglichkeiten verfügt (besonders im leisen Bereich) und auch schnelles Staccato vereinfacht. Doch die Spielweise und somit der Klang der Oboe ist zwischen den einzelnen Schulen sehr unterschiedlich; so wird von manchen Oboisten (wie zum Beispiel Albrecht Mayer oder François Leleux) ein sehr samtig-weicher Ton gepflegt, während in andere Oboisten (wie zum Beispiel Heinz Holliger, Pierre Pierlot oder Burkhard Glaetzner) die Oboe eher heller und nasaler spielen. Dabei ist die traditionelle Aufteilung in einen voluminösrunden "deutschen" Klang und einen engeren, dafür flexibleren "französischen" Klang in den Hintergrund getreten. Weil der Oboenton sehr klare Obertöne hat (speziell den 3., 4. und 5.), ist sein Klang besonders deutlich hörbar. Daher hat es sich seit dem 19. Jahrhundert eingebürgert, dass der Oboist vor Proben und Aufführungen den anderen Musikern den Kammerton a' angibt. Das geschieht auch heute noch, wobei die Musiker zur genauen Kontrolle der Frequenz gerne ein elektronisches Stimmgerät verwenden. Die Oboe ist in Amerika auf etwa 440 Hz (für das a') gestimmt. In West- und Mitteleuropa ist eine Stimmtonhöhe von 442 bis 444 Hz gängige Praxis, in Wien von 443 Hz bis 446 Hz. 7 J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur Neben der auf der ganzen Welt verbreiteten Bauform der Französischen Oboe existiert auch die Wiener Oboe, die fast ausschließlich in Wien gespielt wird (zum Beispiel im Orchester der Wiener Philharmoniker). Sie ist etwas anders mensuriert, hat einen etwas in der Tiefe weicheren, in der oberen Lage engeren und spitzeren, teiltonreicheren Klang und reicht in der Tiefe in Standardform bis zum kleinen h (es gibt allerdings auch einen b-Becher). Generell lässt sich sagen, dass diese Oboe dem Barock-Instrument und der klassischen Oboe baulich und klanglich ähnlicher ist. Dies hat seinen Ursprung darin, dass die Wiener Oboe durch Innovationen französischer Instrumentenbauer wie Henri Brod oder Guillaume Triébert, die die bis dahin gebräuchliche Oboe stark veränderten, nicht berührt wurde; so verschwanden in französischen Modellen die Holzpflöcke der Klappenlager zugunsten solcher aus Metall, und sehr viele Klappen zur Erweiterung des Tonumfangs und alternativer Griffkombinationen wurden hinzugefügt. Deshalb ähnelt die Wiener Oboe in Klang und Spieltechnik auch stark der Barockoboe, jedoch ist das Oktavieren durch eine Oktavklappe wesentlich erleichtert. Die Klangfarbe der Wiener Oboe ändert sich zwischen piano und forte weniger stark. Die Wiener Schule der Oboenausbildung unterscheidet sich auch im Interpretationsstil (weniger Vibrato-Einsatz, deutlichere Phrasierung, kürzere Noten, weniger sanglich). Das Mundstück Der Oboist Albrecht Mayer arbeitet an seinem Mundstück, um den optimalen Klang zu erhalten (rechts). Messer zum Anfertigen von Rohrblättern (links) 8 J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur Das Mundstück der Oboe, kurz „Rohr“ genannt, wird vom Oboisten aus den Internodien des Pfahlrohrs (lat. arundo donax) gefertigt. Das Holz stammt aus Südfrankreich und Kalifornien, wo es auf eigens für diesen Zweck betriebenen Plantagen angebaut wird. Die französischen Lagen bei Frejus und Avignon haben besondere klimatische Bedingungen, die sich nirgendwo anders finden. Zum Beispiel scheinen die warme, trockene Luft der Sahara, die durch Südfrankreich fegt, sowie der Mistral-Wind dafür mitverantwortlich zu sein. Daher sind viele Versuche, die Blätter woanders anzubauen, gescheitert. Oboenrohre sind empfindlich gegenüber mechanischen Einwirkungen. Vor Gebrauch weicht der Oboist das Mundstück in Wasser ein, damit es überhaupt spielbar wird. Die Klangqualität und Ansprache des Oboentons und damit das spielerische Niveau des Oboisten hängen in starker Weise von der Qualität des verwendeten Rohrholzes sowie der sorgfältigen Fertigung des Oboenrohrs ab. Oboisten verwenden daher viel Zeit und Sorgfalt auf den Bau ihrer eigens auf ihre persönliche Konstitution zugeschnittenen Rohre. Auch die Leichtigkeit, mit der das Instrument spielbar ist, hängt weitgehend vom Mundstück ab. Da das Oboenspiel durch den immer aufrechtzuhaltenden Lippendruck sehr anstrengend ist, können je nach Bedarf für Schüler auch leichtere Mundstücke angefertigt werden; doch solche haben, da sie sehr dünn sind, einen äußerst scharfen und nasalen Klang - das Bauen von Mundstücken ist also eine Gratwanderung zwischen Klangfülle und Spielbarkeit. Das Mundstück besteht aus einer Hülse (ein am unteren Ende korkummanteltes konisches Metallröhrchen) und dem Holz, das auf diese Hülse aufgebunden wird. Es gibt verschiedene Schulen und dementsprechend Bauweisen. 9 J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur Das Fagott Aufbau und Funktion Der Korpus Der Korpus des Fagotts besteht aus vier Teilen: Das (a) Schallstück (auch „Haube“, „Stürze“ oder „Glocke“) wird auf die (b) Bassröhre (auch „Bassstange“ oder „Stange“) gesteckt, welche neben dem (c) Flügel im (d) Stiefel (auch „Doppelloch“) fixiert ist. An diesen Teilen befinden sich die Tonlöcher und Klappen, mit denen die Länge der schwingenden Luftsäule und damit die Tonhöhe verändert werden kann (vgl. Klangerzeugung bei Holzblasinstrumenten). Die Holzteile werden meist aus Ahorn hergestellt, das „französische System“ (s. u.) ist aus Palisander. Am Stiefel befindet sich eine Stütze für die rechte Hand, die die Unabhängigkeit aller fünf Finger ermöglicht. In den Flügel wird der S-Bogen (e) gesteckt, dem seine Form den Namen gibt. Je nach Vorlieben und Bedarf des Spielers kann er aus verschiedenen Metallen und Legierungen bestehen (z. B. Neusilber, Messing, Silber, Gold oder Platin). Ähnlich wie beim Geigenbogen 10 J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur ist die Suche nach dem S-Bogen, der perfekt zum Fagott passt, oft sehr langwierig. Fagottisten besitzen meist mehrere S-Bogen in verschiedenen Längen, um das Instrument grob zu stimmen. Das Instrument ist 1,35 m hoch, die gesamte Rohrlänge beträgt aber inclusive S-Bogen ca. 2,55 m, da sie aus zwei Röhren resultiert, die nebeneinander liegen: Im Stiefel, der aus diesem Grund auch „Doppelloch“ genannt wird, verlaufen zwei parallele Bohrungen, die am unteren Teil durch ein U-förmiges Messingrohr miteinander verbunden sind. Auf der Querschnittsgrafik ist in blauer Farbe die Luftsäule in ihrer größten Ausdehnung, also beim Spielen des tiefsten Tones, abgebildet: Sie beginnt beim S-Bogen, geht über den Flügel in den einen Teil des Stiefels, beschreibt dort eine Haarnadelkurve, um dann über die andere Hälfte in die Bassstange zu laufen und im Schallstück zu enden. Die Mechanik Das Fagott verfügt über 19 Tonlöcher für das chromatische Spiel und über bis zu 9 zusätzliche Löcher zur Verbesserung der Intonation und Spielbarkeit. 3 Tonlöcher am Flügel und 2 Tonlöcher am Stiefel werden direkt mit den Fingern abgedeckt und sind bei modernen Fagotten oft mit Kautschuk- oder Silberhülsen ausgekleidet. Die restlichen Tonlöcher werden mit Hilfe einer komplizierten Klappenmechanik aus versilbertem oder vernickeltem Neusilber geöffnet oder geschlossen. Der Daumen der rechten Hand ist dabei allein für 4 Klappen, der Daumen der linken Hand für bis zu 9 Klappen zuständig. Zur Entlastung der rechten Hand kann am Stiefel eine Handstütze montiert werden. Das Rohrblatt Der eigentliche Tonerzeuger des Fagotts ist das Doppelrohrblatt (kurz „Rohr“ genannt), das auf den S-Bogen aufgesteckt wird. Durch das periodische Gegeneinanderschlagen der beiden Blätter wird die Luftsäule im Instrument in Schwingung versetzt. Es besteht aus Pfahlrohr (wissenschaftl. Name Arundo donax), einer besonderen, im Mittelmeerraum beheimateten Schilfart und wird üblicherweise vom Spieler selbst gebaut und bearbeitet. Feinste Änderungen in der Wahl des Holzes, der Wölbung und des Dickenverlaufes haben hier große Auswirkungen auf das Schwingverhalten und somit die 11 J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur Spielbarkeit und den Klang. Die Herstellung von Fagottrohren ist ein langwieriger Prozess, der einiges an Erfahrung voraussetzt. Ein gutes Rohr kann, je nach Intensität der Nutzung, durchschnittlich etwa drei bis zehn Wochen gespielt werden, bevor es unbrauchbar wird. Während dieser Zeit kann sich das Holz immer wieder verändern, sodass es nachgearbeitet werden muss. Klang und Tonumfang Der Klang des Fagotts wird in tiefen Lagen gern als sonor, in der Tenorlage als „cantabel“ beschrieben. Im Kasten sind Tonbeispiele aus der 4. Sinfonie von Beethoven (Staccato-Stelle) und aus Rimski-Korsakows „Scheherazade“ (lyrische Stelle) verlinkt. Die Grundskala vom „leeren Ton“ (jenem Ton, der erklingt, wenn alle Tonlöcher offen sind) abwärts bis zum tiefsten Ton, der ohne Zuhilfenahme der Daumen gegriffen werden kann, ist f–F (mit H statt B). So gesehen wird das Fagott ähnlich gegriffen wie eine Altblockflöte oder das tiefe Klarinettenregister. Notiert wird wegen des großen Tonumfangs im Bass-, Tenor- und mitunter im Violinschlüssel, und zwar in wirklicher Tonhöhe ohne Transposition. In diesem letzteren Sinne ist das Fagott ein „C-Instrument“. Der tiefste Ton des Instrumentes ist das Kontra-B, seit Ende des 19. Jahrhunderts schreiben Komponisten manchmal auch ein Kontra-A vor, das mit einem anderen, vergrößerten Schallstück (der sogenannten Tristan-Stürze[1]) gespielt werden kann. Weil der Einsatz desselben das Instrument aber klanglich beeinträchtigt, wird es von Fagottisten nur ungern verwendet. In der Höhe liegt die Grenze je nach Spieler, Instrument, S-Bogen und Rohr unterschiedlich: Das e’’ ist für professionelle Spieler kein Problem, mit Spezialausrüstung kann man auch das g’’ erreichen, wie es z. B. György Ligeti in seinem Violinkonzert vorschreibt. Der höchste Ton der offiziellen Heckel-Grifftabelle ist das as’’, theoretisch gibt es aber kein oberes Ende. 12 J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur Die Geige Die Violine wird auch Geige genannt, obwohl dieser Begriff früher auch Bratschen, Celli, die Vorläufer des Kontrabass und Gamben einschloss (siehe Namensursprung). Sie ist ein aus verschiedenen Hölzern – (oder neuerdings für experimentelle Zwecke auch aus Verbundwerkstoffen wie Carbon) – gefertigtes Saiteninstrument. Ihre vier Saiten werden mit einem Bogen gestrichen. In der Tradition der klassischen europäischen Musik spielt die Violine eine wichtige Rolle, viele Komponisten haben ihr einen wichtigen Teil des Schaffens gewidmet. Violinen werden von Geigenbauern hergestellt. Die Bezeichnung Violine bedeutet eigentlich „kleine Viola“ Der italienische Begriff Violino taucht erstmals um 1535 auf. Die wichtigsten Bauteile Teile der Violine im Querschnitt Der Hals hat eine Länge von ca. 13 cm und ist mit dem Griffbrett (ca. 27 cm Länge) verleimt, das etwa 14 cm über den Korpus ragt. Das Griffbrett ist aus Ebenholz und daher schwarz, hart und verschleißfest. Der Korpus ist ein ca. 35 bis 36 cm langer Hohlkörper. Über den Sattel oder Obersattel am schmalen Griffbrettende führen die Saiten in den Wirbelkasten zu den Wirbeln. Die Wirbel dienen zum Stimmen der Saiten. Die Schnecke am Ende des Wirbelkastens ist oft durch besondere Gestaltung ein Erkennungsmerkmal des Geigenbauers. Der Korpus hat folgenden Aufbau: Die Decke ist der mit zwei F-Löchern versehene, gewölbte, aus Fichtenholz gefertigte obere Teil. Die Decke ist fast immer aus zwei mittig miteinander verleimten Teilen gefertigt. Idealerweise wird „feinjähriges“ Holz (die Jahresringe liegen eng und gleichmäßig) verwendet, das auf nährstoffarmem Boden in Hochgebirgsregionen 13 J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur langsam gewachsen ist. Es wird in der ersten Hälfte des Winters, wenn sich möglichst wenig Saft im Stamm befindet, geschlagen und danach noch mehrere Jahre zur weiteren Trocknung gelagert. Der Boden bzw. Rücken ist meistens aus Ahorn gefertigt (seltener kommen auch Pappel oder Weide zur Verwendung) und ebenfalls gewölbt. Der Boden kann einteilig oder aus zwei miteinander verleimten Teilen gefertigt sein, was an der Maserung des Holzes zu erkennen ist. Die Zargen sind die Seitenteile des Korpus und sind mit Boden und Decke nutverleimt. Sie bestehen meistens aus demselben Holz wie der Boden. Der Steg ist auf die Decke aufgesetzt, jedoch nicht geleimt oder anderweitig befestigt. Über ihn laufen die Saiten, deren Schwingung er auf den Korpus überträgt. Er besteht aus feinjährigem Ahorn. Am Saitenhalter können für die zwei hohen, meistens aus Stahl bestehenden Saiten Feinstimmer oder Feinstimmräder angebracht sein. Sind alle Saiten aus Stahl, sind vier Feinstimmer sinnvoll. Die Henkelsaite führt über den Untersattel und hält den Saitenhalter am Endknopf in der Zarge. Der Bassbalken ist eine in Faserrichtung verlaufende Fichtenholzleiste, die unter leichter Vorspannung auf die Deckeninnenseite geleimt ist. Er erhöht sowohl die Anisotropie als auch die Steifigkeit der Decke. Der Bassbalken verläuft asymmetrisch unter dem bassseitigen Stegfuß. Der Stimmstock (die Seele oder Stimme) und dessen präzise Platzierung beeinflusst und reguliert den Klang der Violine erheblich. Es handelt sich bei ihm um einen zylindrischen Fichtenholzstab (etwa 6 mm Durchmesser), der zwischen Decke und Boden eingepasst wird. Seine Position ist etwa drei Millimeter unterhalb des diskantseitigen Stegfußes. Der Lack schützt das Holz des Instrumentes vor Umwelteinflüssen, konserviert dessen Schwingungseigenschaften und kann den Klang erheblich beeinflussen oder sogar deutlich verbessern. Ebenso kann ein unfachmännisch aufgetragener Lack den Klang eines Instruments „töten“; siehe Geigenlack. Zur Verleimung der einzelnen Bauteile wird ein spezieller Knochenleim (Heißleim) verwendet. Er besteht aus Proteinen, die aus Tierknochen oder -haut gewonnen 14 J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur werden. Seine besondere Eigenschaft besteht darin, dass er wasserlöslich ist und bei einer Temperatur von etwa 50 bis 60 Grad Celsius weich wird und so das Instrument problemlos jederzeit auseinanderzunehmen ist, ohne dass Holz oder Lack Schaden nehmen. Ober-, Unter- und Endklötze, sowie Reifchen im Innern des Korpus dienen der Stabilisierung der Zargen. Die Klötze sind aus Fichtenholz, die Reifchen aus Fichte oder Weide gefertigt. Sogenannte Einlagen oder Adern verzieren den Rand der Decke und des Bodens. Dies sind drei nebeneinander liegende schmale, lange Holzstreifen, deren äußere schwarz gefärbt sind. Sie werden in den Adergraben eingelegt und verleimt. Sie dienen außerdem der Stabilisierung der über den Zargenkranz hinausragenden Ränder von Decke und Boden. Der Kinnhalter erleichtert das Halten des Instruments zwischen Kinn und Schulter, dem gleichen Zweck dient die Schulterstütze. Saiten Die vier Saiten bestehen aus mit Silber- oder Aluminiumdraht umsponnenem Naturdarm, Kunststoff oder Stahldraht. Die höchste Saite ist die E-Seite und besteht meistens aus Stahldraht. Darmsaiten reagieren stärker auf Temperatur- und Feuchtigkeitsunterschiede, sie werden hauptsächlich in der historischen Aufführungspraxis verwendet. Die Saiten heißen g, d, a und e, sind also im Quintenabstand gestimmt. Bogen Der Bogen ist mit 190 bis 250 Haaren vom Hengstschweif bestimmter Pferderassen bespannt. Die Bogenstange ist meistens aus Pernambukholz. Zunehmend wird aber auch von Berufsgeigern - mit Bögen aus Kohlefaser (Karbonfiber) gespielt. Der Frosch besteht aus Ebenholz; mit dem Drehen seiner Schraube wird der Bezug des Bogens nach Benutzung entspannt. Oft befinden sich im Frosch zur Verzierung Perlmutt-Einlagen. Die Bespannung des Bogens muss wiederholt durch Streichen auf einem Geigen-Kolophium15 J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur Block mit dem natürlichen Balsamharz Kolophonium präpariert werden, da nur so eine optimale Schwingung der Saiten erreicht werden kann. Pädagogik Das Violinspiel kann man bereits in sehr frühem Kindesalter erlernen. Damit die Kinder sich die Namen der Saiten merken können (G-D-A-E), haben sich Lehrer eine „Eselsbrücke“ ausgedacht: Geh Du Alter Esel. Pädagogen sind der Überzeugung, dass für eine erfolgreiche Karriere der frühestmögliche Start, etwa im Alter von 3 bis 6 Jahren, unerlässlich sei. Deshalb existieren zahlreiche „kindgerechte“ Violinschulen. Ein weit verbreitetes Beispiel zum frühen Erlernen des Geigenspiels ist die Suzuki-Methode, benannt nach ihrem Entwickler Shinichi Suzuki. Das Violoncello [Aussprache: ˌviolɔn'tʃɛlo] Plural: Violoncellos und Violoncelli; Abk.: Vc; (ital. kleine Violone); Kurzform: Cello Plural: Cellos und Celli genannt, ist ein aus verschiedenen Holzarten gefertigtes Streichinstrument aus der Viola-da-braccio-Familie. Seine Bauweise entspricht im wesentlichen der der Violine, doch ist es größer, und die Zargen sind im Verhältnis zum Umfang deutlich höher. Das Violoncello wird vom Violoncellisten mit einem Bogen gestrichen. Im Gegensatz zur Violine und Viola wird das Instrument (mit dem Hals nach oben) aufrecht zwischen den Beinen gehalten und ruht mit einem ausziehbaren Stachel aus Metall, Holz oder neuerdings Carbonfaser auf dem Boden. Dieses Instrument entstand nach 1650 in der Gegend von Bologna und wurde bis etwa 1850 ohne Stachel wie die Gambe mit den Beinen gehalten. Das wird auch heute noch bei Konzerten in historischer Aufführungspraxis so gehandhabt. 16 J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur Tonumfang des Violoncellos Stimmung und Tonumfang Das Violoncello ist heute mit vier Saiten im Quintenabstand bespannt, die leer, das heißt ungegriffen, auf die Tonhöhen C-G-d-a gestimmt sind, somit eine Oktave tiefer als die der Viola. Der Tonumfang reicht (in bequem spielbaren Positionen) vom großen C bis zum dreigestrichenen e (e’’’) und als Flageolettton sogar zum viergestrichenen a (a’’’’). Für Kinder, die das Instrument erlernen, gibt es neben dem 4 normalen /4-Violoncello (Korpuslänge etwa 750 mm) auch Instrumente in kleineren Ausführungen. Die Größen reichen von 1/16 über 1/8 (Kl. 510 mm), 1/4 (590 mm), 1/2 (655 mm), 3/4 (690 mm) bis zum 7/8-Violoncello (720 mm). Aus der Bruchzahl lässt sich aber nicht direkt auf die Größe des Instruments schließen. So 17 J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur beträgt die Größe eines 3/4 Violoncellos etwa 90 % eines 4/4 Violoncellos, die eines 1/8 Violoncellos noch 65 %. Saiten/Klang Bauteile des Violoncellos Charakteristisch für das Violoncello ist einerseits der weiche und vielfältige Klang, andererseits der große Tonumfang von fast fünf Oktaven. Werden die Saiten gezupft (pizzicato), klingt das Instrument volltönig und markant. Die vier Saiten bringen durch ihre jeweilige Grundstimmung und Bauart die verschiedenen Klangeigenschaften des Instruments zur Geltung. Die folgende Charakterisierung kann natürlich nur subjektiv sein. Die C-Saite als tiefste Saite des Instrumentes hat einen bassbetonten, dunklen Klang. Die G-Saite klingt etwas heller und weicher. Die D-Saite hat gegenüber den tieferen Seiten einen solistischeren Klangcharakter. Ihr warmer, etwas nasaler und obertonreicher Klang sind besonders charakteristisch für das Violoncello. Die A-Saite von schlankem, hellem Klang, kann in höheren Lagen klanglich der Viola ähneln. Ein Merkspruch für die Grundstimmung ist Ach Du Großes Cello. Zur Spieltechnik des Violoncello Das Violoncello wird im Sitzen gespielt. Es wird an zwei Punkten gehalten: Der Stachel steht auf dem Boden und die Knie stützen es von den Seiten. Es wird etwas geneigt, dass sich der Hals mit dem Griffbrett über der linken Schulter befindet und der Spieler aufrecht sitzen kann. Die linke Hand greift die Tonhöhen auf den Saiten, die rechte führt den Bogen. Handhaltung bei der Bogenführung Die rechte Hand 18 J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur Der Bogenführung kommt eine wichtige Rolle zu: sie bestimmt über Klangfarbe, Lautstärke und Rhythmus. Der Violoncellist muss Position, Druck und Geschwindigkeit des Bogens jederzeit unter Kontrolle haben. Dafür ist eine subtile Koordination zwischen Arm und Handgelenk erforderlich, die schwierig zu erlernen ist. Die Kraftübertragung vom Arm auf den Bogen geschieht durch eine Pronation des Unterarmes, wodurch der Zeigefinger Druck auf die Bogenstange ausübt. Den notwendigen Gegendruck dazu liefert der Daumen, der sich an der Kante des Frosches abstützt. Der kleine Finger dient der Kontrolle des Aufsetzwinkels zur Saite und der Balance des Bogens beim Abheben des Bogens von der Saite (siehe Spiccato). Bis in die 1930er Jahre wurde die Bogenhand oft parallel zur Horizontalen gehalten; mit heutiger Technik wird die Handinnenfläche etwas nach außen gedreht und damit die Bewegungsmöglichkeiten der Bogenhand noch ausgeweitet. Aus der Richtung des Bogenstrichs ergibt sich die grundsätzliche Einteilung in Auf-/Stoß- und Ab-/Zugstrich. Die Bogenführung nach rechts – der Ab-/Zugstrich – wird aus klanglichen und spieltechnischen Gründen eher für betonte Taktteile verwendet, der Aufstrich dementsprechend eher für unbetonte, insbesondere für Auftakte. Dieses gilt seit der Entstehung des Violoncello im Barock. Allerdings sind die Unterschiede zwischen Auf/Stoßstrich und Ab-/Zugstrich mit modernem Instrument und Bogen minimal, so dass dieses Prinzip an Bedeutung verloren hat. Die große Zahl der Stricharten lässt sich prinzipiell zwei Gruppen zuordnen: Der Bogen bleibt immer auf der Saite, zum Beispiel bei Legato, Staccato, Détaché, Portato, Martelé. Der Bogen springt federnd von der Saite ab und wieder zurück, beispielsweise bei Ricochet und Spiccato. Das Pizzicato (Zupfen) mit der Hand ermöglicht zusätzliche Klangeffekte und Nuancen. 19 J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur Die linke Hand Ernst Reijseger beim Moers Festival, 2007 Die Tonhöhe wird durch die Zahl und den Abstand der aufgelegten Finger sowie durch die Lage der Hand bestimmt. In der ersten Lage schließt der erste Finger (Zeigefinger) ganz am Oberende des Halses einen Ganzton über der Tonhöhe der leeren Saite an. Die übrigen Finger liegen meistens im Halbtonabstand daneben (enger Griff), so dass der vierte (kleine) Finger die Quarte des Saitengrundtons greift. Auf der C-Saite beispielsweise ist es das F. Um ein Fis zu spielen, kann der Violoncellist die ganze Hand um einen Halbton verschieben oder die Finger vom Mittelfinger bis zum kleinen Finger abspreizen (weiter Griff nach oben), für ein Cis hingegen spreizt er den Zeigefinger ab, ohne die Position der Hand aufzugeben (weiter Griff nach unten) oder verschiebt die Hand einen Halbton (halbe Lage). Jede weitere Lage bringt die Hand um den Abstand eines Tonschritts der Tonleiter weiter, so dass eine Quinte über der Saitenstimmung die vierte Lage erreicht ist. Bis zur sechsten Lage bleibt der Daumen als stabilisierendes Gegenlager meistens unter dem Hals. In Höhe der siebten Lage (eine Oktave über dem Saitengrundton) befindet sich das Griffbrett bereits weit über dem Korpus. Der Daumen, der hier nicht mehr den Hals umfassen kann, liegt nun mit auf den Saiten. Er kann auch zum Greifen von Tönen gebraucht werden (Daumenaufsatz, Daumenlage). Die Lagenwechsel sind notwendige Aktionen der linken Hand, um bei der beschränkten Anzahl von vier Saiten den erforderten Tonumfang zu erreichen. Die Wahl der Lage bestimmt aber auch die Klanggestaltung eines Stücks, da derselbe Ton, auf verschiedenen Saiten gespielt, unterschiedlich klingt. Beim Vibrato wird die Hand auf und ab bewegt (keine Drehbewegung um die Achse des Unterarms!), um den Ton durch wellenförmige Tonhöhenschwankungen zu beleben. 20 J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur Das Flageolett entsteht durch leichtes Auflegen des Fingers auf einen Knotenpunkt der harmonischen Teiltöne der Saite. Dadurch entsteht ein weich und zart klingender, hoher Ton. Diese Flageolette bezeichnet man als die sogenannten „natürlichen“ Flageolette, da sie sich immer auf die entsprechende leere Saite beziehen und die natürlichen Obertöne der jeweiligen Saite angesprochen werden. Interessanterweise lassen sich identische Flageolettes sowohl in Richtung Steg (hohe Lage) als auch in Richtung Sattel (tiefe Lage) spielen. So entspricht ein in der vierten Lage gespieltes e - Flageolett auf der A-Saite genau der Tonhöhe eines eine Oktave höher gespielten e. Ein auf der A-Saite in der ersten Lage gespieltes d-Flageolett hingegen entspricht einem zwei Oktaven höheren a der leeren ASaite. Die natürliche Obertonreihe lässt Naturflageolette in folgender Reihenfolge zu: Oktave - Quinte - Quarte - große Terz - kleine Terz. Alle weiteren Naturtöne, die besonders auf Cello und Bass durchaus noch zu produzieren sind, weisen mehr oder weniger große Intonationsabweichungen auf. Ein Paradebeispiel für Naturflageolette beim Cello ist das Ende des zweiten Satzes von Maurice Ravels Klaviertrio. Im Gegensatz zu den natürlichen Flageoletts stehen die sogenannten „künstlichen“. Hierbei wird die leere Seite durch einen fest gegriffenen (meist mit dem ersten Finger oder dem Daumen) Ton ersetzt und (meist im Quart oder Terzabstand) ein weiterer Finger leicht aufgelegt. Dadurch lassen sich Flageolette in jeder beliebigen Reihenfolge und Tonhöhe spielen. Beispiele: Schostakowitsch Klaviertrio, 1. Satz, 1. Cellokonzert, 2. Satz, Messiaen Quatuor pour la fin du temps, 1. Satz. Ein Berufscellist muss diese Techniken beherrschen, insbesondere die Kenntnis über die Lagen der entsprechenden Flageolette. Vielfach lassen sich nämlich ungünstig notierte Flageolette (besonders Terz-Flageolette in tiefen Lagen, die selten gut ansprechen) durch entsprechende, besser spielbare Quart-Flageolette ersetzen. So ergibt zum Beispiel ein auf der G-Saite notiertes Terz-Flageolett a-cis, ausgeführt als Quartflageolett cis-fis dieselbe Tonhöhe, jedoch mit weniger Risiko. Ein weiterer Aspekt zum Flageolett-Spiel betrifft die Position des Bogens zwischen Griffbrett und Steg. Fälschlicherweise wird oft geraten, insbesondere bei künstlichen Flageoletten in hoher Lage nahe am Steg zu spielen. Dies ist nur bedingt richtig: Der beste Effekt wird erzielt, wenn sich der Bogen zumindest in der Nähe eines dem des gerade gespielten Flageoletts entsprechenden Knotenpunkt der Obertonreihe befindet. Wird also etwa in extrem hoher Lage ein Quart-Flageolett mit dem Klang fis gespielt, sollte sich der Bogen an der Stelle befinden, wo mit der linken Hand ebenfalls ein fis, cis oder a gegriffen werden würde (Obertonreihe). 21 J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur Doppelgriffe sind beim Violoncello wie bei allen Streichinstrumenten gebräuchlich. Der Bogen streicht dabei zwei benachbarte Saiten gleichzeitig, und die linke Hand greift auf einer oder auf beiden Saiten Töne. Doppelgriffe unterliegen spieltechnischen Einschränkungen. Manche sind relativ einfach, manche schwer oder überhaupt nicht ausführbar. Drei- und Vierklänge können auf dem Violoncello nur relativ laut oder als Arpeggio ausgeführt werden. Eine Ausnahme ist die Verwendung des relativ selten gebräuchlichen Rundbogens. Mit Percussion bezeichnet man die heute häufige Technik, die Finger leicht aufprallen zu lassen, statt sie weich aufzulegen. Das (natürlich nicht zu laute) Klopfen der Finger gestaltet den Anfang des Tons und unterstützt die Durchsichtigkeit der Interpretation. Anhang 22 J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur Lebenslauf von Joseph Haydn Das Jahr 2009 stand ganz im Zeichen von Joseph Haydn Spätestens seit der FußballWeltmeisterschaft 2006 in Deutschland kennt die Welt die deutsche Nationalhymne. Doch wer weiß auch, wer sie komponiert hat? Es war Joseph Haydn (1732-1809)! Sein Todestag jährte sich 2009 zum 200. Mal und Musikfreunde in aller Welt richten im Gedenkjahr ihr Augenmerk auf Leben und Werk dieses bedeutenden Komponisten. Wer ist Joseph Haydn? Das hätten seine Zeitgenossen ganz einfach beantworten können. Denn damals war er der größte, berühmteste und bedeutendste Komponist seiner Epoche. Heute haben ihm Wolfgang Amadeus Mozart, für den er ein väterlicher Freund war, und einer seiner Schüler, Ludwig van Beethoven, ein wenig den Rang abgelaufen. Doch sein grandioses, über 1200 Werke umfassendes Schaffen ist wahrlich das eines „Meisters der Wiener Klassik“… Vielen ist Haydn bekannt als Verfasser der heutigen deutschen Hymne. Joseph Haydn war eine beliebte, und von seinen Zeitgenossen sehr geschätzte Persönlichkeit - fleißig, humorvoll, umgänglich und von geradlinigem Charakter. Er hat sich keineswegs durch seinen steilen Aufstieg aus ärmsten Verhältnissen in höchste gesellschaftliche Kreise verderben lassen. Weil der fromme Katholik ein gütiger Vorgesetzter war, nannten ihn seine Künstlerkollegen auf Schloss Esterházy „Papa Haydn“. Abseits der Musik widmete er sich dem Angeln und der Jagd. Joseph Haydn wird am 31. März 1732 in Rohrau (Niederösterreich) als zweites von zwölf Kindern eines Wagnermeisters und einer Köchin geboren. Sein musikalisches Talent bricht schon im Kleinkindalter durch. Haydns Geburtshaus in Rohrau (NÖ) Bereits mit sechs Jahren erhält er Unterricht in Gesang und Instrumentenspiel bei einem Vetter in Hainburg (Niederösterreich). Schließlich wird der Kapellmeister des Wiener Stephansdoms auf den kleinen Joseph aufmerksam und holt den damals Achtjährigen als Chorknaben nach Wien. Neun Jahre genießt Haydn eine – vor allem praktische – musikalische Ausbildung, nebenbei ist er als Solosänger in Wiener Adelshäusern gefragt. 1749, mit Einsetzen des Stimmbruchs, muss er plötzlich selbst für sich sorgen. Er findet eine Anstellung als Bediensteter bei dem gefeierten Kapellmeister Nicola Porpora Im Austausch bekommt er fünf Jahre lang eine fundierte musikalische Ausbildung. Haydn ist zwar arm, aber glücklich in seinem Zimmer in der Dachkammer: „Ich konnte auf meinem von Würmern zerfressenen Clavier arbeiten und beneidete keinen König um sein Glück“. Nach einer kurzen Anstellung auf Schloss Wieselburg (Niederösterreich) und als Kapellmeister des Grafen Morzin in Lukawetz bei Pilsen (CZ) heiratet er 1760 im Stephansdom Maria Anna Keller, die Tochter eines Perückenmachers. 1766 ein Karrieresprung: Joseph Haydn tritt für lange Jahre als Kapellmeister und Komponist in die Dienste der reichen Familie Esterházy in Eisenstadt. 23 J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur Haydns neuer Dienstherr ab dem Jahr 1761 war Fürst Paul Anton II. Esterházy (1711-1762) in Eisenstadt, der wie seine Vorfahren musikliebend war. Die Familie Esterházy war eine der reichsten und mächtigsten der österreichisch-ungarischen Monarchie. Ab 1768 ist er auch im Sommerschloss Esterháza in Fertöd (Ungarn) tätig. Fürst Nikolaus I. Esterházy (1714-1790) trat am 17. Mai 1762 das Erbe seines Bruders Paul Anton an. Er wurde Haydns Gönner und Dienstherr für beinahe 30 Jahre. Der Beiname "Der Prachtliebende" weist darauf hin, dass er gerne Geld für große Feste und besondere Feierlichkeiten bereit stellte.Haydn wurde nach dem Güterregent und dem Leibarzt der drittbest bezahlte "Hausoffizier" des Fürsten Esterházy. Diese finanzielle Rangordnung zeigt die bedeutende Stellung, die Haydn einnahm und das hohe Ansehen, das Haydn genoß: "Mein Fürst war mit allen meinen Arbeiten zufrieden, ich erhielt Beyfall (...) ich war von der Welt abgesondert (...) und so mußte ich original werden." Er besucht oft Wien, trifft hier u.a. Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) in dessen Wohnung (z.B. 1785), dem heutigen Mozarthaus Vienna. 1790 stirbt Fürst Nikolaus. Sein Nachfolger ist völlig unmusikalisch, entlässt das ganze musikalische Unternehmen und schickt Haydn in Pension. Der akzeptiert daraufhin ein Angebot des deutschen Johann Peter Salomon, nach England zu gehen und seine Symphonien mit einem großen Orchester aufzuführen. Auf Mozarts Bedenken, dass er nicht einmal Englisch spreche, erwidert Haydn: "Meine Sprache versteht man durch die ganze Welt!" Haydns Ankunft in England am 1. Januar 1791 erregt großes Aufsehen, er trifft sogar mehrmals den englischen König in London und erhält von der Universität Oxford die Ehrendoktorwürde. Haydn verlässt erst Ende Juni 1792 nach zwei erfolgreichen Konzertreihen die Britische Insel. Sein Weg nach Wien führt über Bonn, wo er den begabten jungen Ludwig van Beethoven (17701827) kennen lernt. 1793 kauft er das damalige Vorstadthaus Obere Windmühle/Kleine Steingasse 73 (das heutige Haydnhaus in der Haydngasse) und bewohnt es ab 1797. Hier entstehen die Oratorien „Die Schöpfung“ und „Die Jahreszeiten“. Im Januar 1794 reist Haydn zum zweiten Mal nach England – neuerlich ein großer Erfolg. Die "Militärsymphonie", zu seinen Lebzeiten die populärste seiner Symphonien, wird uraufgeführt. Für seine beiden Londoner Aufenthalte hat Haydn 250 Werke komponiert – allein diese reichten aus, als würdiges Lebenswerk zu gelten. Am 31. Mai 1809 stirbt Joseph Haydn friedlich im heutigen Haydnhaus, wo sich eine Haushälterin und sein Sekretär Johann Elßler, Vater der bekannten Tänzerin Fanny Elßler, viele Jahre um ihn gekümmert haben. Noch im hohen Alter soll er fast täglich die Melodie der Kaiserhymne intoniert haben. 24