Joseph Haydn Sinfonia concertante für Oboe, Fagott, Violine

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J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur
Joseph Haydn
Sinfonia concertante für Oboe, Fagott, Violine,
Violoncello und Orchester B-Dur Hob. I/105
Donnerstag, 12. November 2015, 19.30 Uhr
Wiesloch, Palatin
Montag, 23. November 2015
Freiburg, Konzerthaus, Rolf-Böhme-Saal
Konzerteinführung 19 Uhr
Probenbesuch am 10.11. möglich („Musik macht Schule“)
SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg
Dirigent: François-Xavier Roth
Empfohlen ab Klasse 8
Erstellt von Joachim Westendorf
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J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur
SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg
Konzert in Wiesloch, Palatin am Donnerstag 12.11.2015, 19:30 Uhr
Konzert in Freiburg, Konzerthaus, Montag 23.11.2015, 20:00 Uhr
mit
Alexander Ott Oboe
Eckart Hübner Fagott
Gunnar Persicke Violine
Frank-Michael Guthmann Violoncello
Joseph Haydn
Sinfonia concertante für Oboe, Fagott, Violine und Violoncello B-Dur Hob.I/105
Materialien zum Programmteil Haydn und für den Unterricht
zusammengefasst von Joachim Westendorf, Sprachheilschule Villingen-Schwenningen
Inhalt:
Zum Werk Sinfonia concertante
Seite
Lebensdaten J. Haydn
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Entstehung und Charakterisierung
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Kompositionen im Überblick
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Hinweise zu den Soloinstrumenten
Die Oboe
6
Das Fagott
10
Die Geige
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Das Cello
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Schülerarbeitsblatt
23-24
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J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur
Joseph Haydn
Zum Komponisten
Zu den Lebensdaten des Komponisten hier kurz das Wichtigste:
Geburtsdatum unbekannt; getauft am 1. April 1732 in Rohrau (Niederösterreich); gestorben
am 31. Mai 1809 in Wien.
Entstehung:
Haydns einzige "Sinfonia concertante" für Soloinstrumente und Orchester entstand im
Frühjahr 1791 in London parallel zur ersten Serie von 6 "Londoner" Sinfonien (Hob. I: 93 98), die Haydn in der britischen Metropole für den dort wirkenden Konzertunternehmer
Johann Peter Salomon schrieb.
Uraufführung:
Am 9. März 1792 in London (im 4. Konzert der von Johann Peter Salomon anlässlich von
Haydns erstem Londoner Aufenthalt organisierten Konzertserie; Dirigent: Joseph Haydn); der
Erfolg war so groß, dass das Werk in zwei weiteren Konzerten wiederholt werden musste.
Weitere biografische Angaben im Haydn-Jahr 2009 entnimmt man den zahlreichen
einschlägigen Publikationen. Ein Schülerarbeitsblatt mit Daten zum Lebenslauf des
Komponisten findet sich am Schluss dieser didaktischen Hilfe.
Entstehung und Charakterisierung dieses Musikwerkes
Sinfonia Concertante (auch Sinfonia concertante, Symphonie concertante, Konzertante
Sinfonie oder abgekürzt Concertante) ist ein Begriff aus der Musik und bezeichnet
Kompositionen für mehrere solistische (konzertierende) Instrumente und Orchester.
Bei der Sinfonia Concertante handelt es sich um eine sinfonische Gattung für zwei bis neun
Soloinstrumente und Orchester, die besonders in der Zeit zwischen 1770 und 1825, also der
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J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur
Hochklassik, geschätzt wurde. Sie stellt eine Verschmelzung von Elementen des
Divertimento, der Serenade, der Kassation, der Sinfonie und des Solokonzerts dar.
Als wichtige Voraussetzung für die Entstehung der Sinfonia Concertante kann die Zunahme
des öffentlichen Konzertbetriebes, der sich allmählich aus den Fürstenhöfen heraus
verlagerte, angesehen werden. Hinzu kamen neue technische Entwicklungen im Bereich der
Musikinstrumente, speziell bei den Blasinstrumenten. Die dementsprechend wachsende
Zahl der Bläsersolisten verlangte nach Kompositionen, die speziell ihr instrumentales Können
zur Geltung brachten. Die Mehrheit dieser Werke setzt daher solistische Bläser ein, ist
virtuos, melodiös-gefällig und steht fast ausnahmslos in Dur-Tonarten. Die Sinfonia
Concertante ist meist zwei- oder dreisätzig; vier oder fünf Sätze kommen kaum vor.
Kompositionen im Überblick
Die meisten derartigen Werke entstanden dort, wo entsprechende Solisten für
Aufführungen zur Verfügung standen; dies waren die musikalischen Zentren Wien, Paris,
Mannheim, London und München.
Zu den ersten Komponisten, die Sinfoniae Concertante komponierten, zählen Carl Stamitz
(über 20 Werke, meist zweisätzig mit Violine und Violoncello als Soloinstrumenten) und
Johann Christian Bach (rund 15 Werke, mehrheitlich dreisätzig, in vielfältiger
Solistenkombination, z. B. Oboe, Violine, Cello und Klavier, oder zwei Klarinetten und
Fagott). Die wohl bekanntesten Werke der Gattung stammen von Haydn (Hob. I,105 für
Violine, Cello, Oboe und Fagott) und Mozart (KV 364 für Violine und Viola, KV 297b für Flöte,
Oboe, Horn und Fagott sowie die Concertone KV 190 für 2 Violinen).
Zur Vielzahl der weiteren Komponisten, die entsprechende Werke schrieben, gehören u. a.
Carl Friedrich Abel, Luigi Boccherini, Giuseppe Cambini, Ignaz Pleyel, Franz Anton
Hoffmeister, Bernhard Crusell, Franz Danzi oder Leopold Kozeluch (letzterer u. a. mit einer
singulären Solo-Kombination von Klavier, Mandoline, Trompete und Kontrabass).
Im Lauf des 19. Jahrhunderts traten Bläsersolisten generell wieder in den Hintergrund, und
statt des Begriffs „Sinfonia concertante“ wurden für die – nunmehr ziemlich isoliert
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J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur
stehenden – Werke in deren Tradition die Bezeichnungen „Doppelkonzert“ oder
„Tripelkonzert“ üblich. Bekannteste Beispiele sind Beethovens Tripelkonzert op. 56 für
Violine, Cello und Klavier und das Doppelkonzert op. 102 für Violine und Cello von Brahms.
Im 20. Jahrhundert wird die Bezeichnung Sinfonia Concertante wieder gelegentlich
aufgegriffen, z. B. von Frank Martin (Petite Symphonie concertante für Harfe, Cembalo,
Klavier und Orchester). Allerdings werden mit diesem Begriff nun auch Werke mit weniger
als zwei Soloinstrumenten bezeichnet. So trägt beispielsweise die 4. Sinfonie von Karol
Szymanowski (mit Soloklavier) den Titel Symphonie Concertante; von Joseph Jongen stammt
eine Symphonie Concertante für Orgel und Orchester, und Bohuslav Martinů schrieb neben
einer Sinfonia concertante für Oboe, Violine, Cello und Klavier auch eine Sinfonia
concertante für zwei Orchester, die zwei komplette konzertierende Klangkörper
gegenüberstellt.
Während Joseph Haydns Aufenthalt in London 1792 entstand die Sinfonia concertante op.
84. Es ist sein einziger Beitrag zu dieser Gattung. Paris und London waren die Zentren, in
denen man solcheKonzerte mit mehreren Solisten liebte. Vermutlich wurde Haydn von dem
Impressario Salomon, der dann auch den Violinpart übernahm, zur Komposition gedrängt, da
der Konkurrent und ehemalige Schüler Haydns, Ignaz Pleyel, am 27. Februar mit einer
Concertante aufwartete. Bereits am 9. März wurde Haydns Werk uraufgeführt und
vereinigte laut Kritik „alle Vorzüge der Musik; das Werk war tief, munter, rührend und
originell, und die Aufführung stand im Einklang mit dem Verdienst der Komposition.“
Der aus dem barocken "Concerto grosso" entwickelte Gattungstyp der sog. "Sinfonia
concertante" - einer Sinfonie, in die bis zu vier Soloinstrumentalisten integriert sind - hatte
seine Blütezeit in der Epoche der Mannheimer Frühklassik um Carl Stamitz erlebt und war,
als Haydn seinen späten Beitrag zu dieser Gattung komponierte, in Mitteleuropa schon "aus
der Mode". Vielleicht noch nicht in London, wo Ensemblegeist und Musizierfreudigkeit auf
der einen Seite und orchestrale Pracht und Klangfülle auf der anderen sich in keiner Weise
ausschlossen, sondern sogar komplementär ergänzten. Haydn hebt die antiquierte Gattung
auf das Niveau seiner späten "Londoner" Sinfonien und stellt je zwei Streicher und Bläser
dem mit Pauken und Trompeten vollbesetzten Orchester gegenüber. Er muss in London
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J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur
exzellente Solisten vorgefunden haben, denn die vier Soloparts sind technisch äußerst
anspruchsvoll und erfordern außer Präzision auch viel Erfahrung im Zusammenspiel.
Aus: www. MPhil.de Konzerte 2009-10
Dazu kommentiert Sara Trauffer auf der Homepage von www.RadioDRS2.ch:
„London, im Februar 1792. Haydn steckt bis über beide Ohren in der Arbeit. Er klagt in einem
Brief: «Kein Tag, ja gar keinen Tag bin ich ohne Arbeit, und ich werde meinem lieben Gott
danken, wenn ich wie eher desto lieber London verlassen kann.» Ausgerechnet jetzt will der
Konzertunternehmer Salomon noch eine Sinfonia concertante von ihm. Schliesslich willigt
Haydn ein und bringt die gewünschte Sinfonia concertante mit hastiger Handschrift zu
Papier. Mit einem virtuosen Part für die Solovioline, die bei der Uraufführung dann natürlich
vom Auftraggeber Salomon gespielt wird.
Nun kann man das ja hören wie man will. Aber im Schlusssatz wirkt dieses Violine auf mich
fast wie eine ironisch-bissige Karikatur von Salomon. Immer wieder unterbricht sie nämlich
das Orchester, so dass es mit seinem Thema zunächst gar nicht richtig in Gang kommt. Und
ich denke mir: Ein bisschen so wie das Orchester muss sich Haydn in diesem Februar 1792 in
London gefühlt haben. Voller sprudelnder Ideen, aber immer wieder kommt da einer, der
den Arbeitsfluss unterbricht. Schön, aber irgendwie doch auch ein bisschen lästig, nicht?“
Bericht über das Konzert des DSO Berlin am 28.03.09
„…Joseph Haydns Sinfonia concertante steht eher selten auf den Konzertprogrammen; sie
funktioniert auch nur mit Solisten, die gut aufeinander eingespielt sind. Das DSO verfügt
über Spitzensolisten in den eigenen Reihen. Ton Koopman platzierte sie nicht wie bei
Solokonzerten üblich an der Rampe, sondern in der ersten Reihe des Orchesters, und auf
diese Weise traten ihre Stimmen immer wieder für Momente als originelle Farbtupfer
hervor. Alle spielten hervorragend zusammen, und doch waren sie individuell
unterschiedlich; jeder vertrat einen anderen Charakter, ein anderes Temperament, so dass
Haydns Musik fast etwas Szenisches bekam, wenn die Geige unglaublich engagiert, das Cello
übermütig und gewitzt, die Oboe präzise pointiert und das Fagott sehr weich und dezent
agierten….“
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J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur
Hinweise zu den Soloinstrumenten
Die Oboe
Aufbau
und
Funktion
Oboen werden aus Grenadill-, Buchsbaum- oder Ebenholz
gebaut, seltener sind Instrumente aus Rosenholz, Palisander, Cocobolo oder anderen
exotischen Hartholzarten. Inzwischen gibt es auch recht erfolgreiche Versuche mit Kunststoff
bzw. mit Kompositmaterialien (Holzabfälle und Kohlefasern). Besonders zu erwähnen sind
die Versuche mit transparentem Plexiglas, inzwischen als Endprodukt erhältlich. Diese
Ebonit- oder Plexiglasoboen sind besonders gefragt für den Einsatz unter extremen
Klimabedingungen, da dort Holz Gefahr läuft zu reißen.
Das etwa 65 Zentimeter lange Instrument hat eine konische Bohrung und überbläst daher in
die Oktave, was mit Hilfe von Oktavklappen geschieht. Die Barockoboe verfügt über keine
solchen Oktavklappen, und somit war das Spielen in höheren Lagen für den Oboisten
wesentlich schwieriger. Er musste sich für jeden Ton eine neue Grifftechnik suchen.
Es gibt voll- und halbautomatische Oboen. Bei der vollautomatischen ist (im Gegensatz zur
halbautomatischen) eine Klappe weniger vorhanden, da der Wechsel von der ersten zur
zweiten Oktavklappe zwischen g'' und a'' automatisch geschieht. Die vollautomatische
Mechanik ist in Deutschland und in den Niederlanden besonders verbreitet. In den USA und
Frankreich ist aber die halbautomatische Variante beliebter, sie bietet Möglichkeiten, die die
Vollautomatik nicht zulässt. Mit halbautomatischen Oboen lassen sich vor allem im oberen
Tonbereich von c''' aufwärts mehr alternative Griffe für die einzelnen Töne finden, die
verschiedene Klangfarben ermöglichen und somit ein differenzierteres Spiel vereinfachen.
Zusätzlich zu den normalen Klappen existieren auch Trillerklappen für die Verbindungen c''d'' und c''-cis'', die sonst nicht sauber zu bewältigen wären.
Der Tonumfang der Oboe reicht meistens vom „kleinen“ b bis zum a''', je nach Modell
beginnt der Tonumfang auch schon beim kleinen a oder beim kleinen h. Mit einer speziellen
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J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur
Ansatztechnik, der sogenannten 'Beißtechnik', bei welcher der Oboist die oberen und
unteren Zähne auf die Grundlinie der Schabung des Mundstücks auflegt und somit einen viel
kürzereren Teil des Rohres zum Schwingen bringt, sind allerdings auch noch höhere Töne,
wie sie manchmal in zeitgenössischen Kompositionen gefordert werden, bis hin zum c''''
spielbar.
Die Barockoboe hatte einen Tonumfang von zwei Oktaven chromatischer Intervalle, vom c'
bis zum c'''. Die moderne Oboe kann auf die Überblastechnik für die zweite Oktave der Töne
durch den Gebrauch der Oktavklappe verzichten. Wenn diese Klappe gedrückt wird, ist die
Grifftechnik der oberen und unteren Oktave gleich. Für den Barock-Oboisten gab es keinen
so einfachen Weg. Er musste von Oktave zu Oktave eine wechselnde Grifftechnik suchen, um
den Ton der unruhigeren Stimmung des Buchsbaum-Instruments gerecht zu werden.
Der Klang der Oboe ist ausdrucksstark und klingt – je nach Bläserschule und nationaler
Tradition – von nasal-hell bis dunkel-samtig. Vom äußerst weichen Klangcharakter der
Barockoboe entwickelte sich der Ton immer weiter zu dem genaueren Ton der modernen
Oboe, die dadurch ein differenzierteres Spiel zulässt, da sie über mehr dynamische
Möglichkeiten verfügt (besonders im leisen Bereich) und auch schnelles Staccato
vereinfacht. Doch die Spielweise und somit der Klang der Oboe ist zwischen den einzelnen
Schulen sehr unterschiedlich; so wird von manchen Oboisten (wie zum Beispiel Albrecht
Mayer oder François Leleux) ein sehr samtig-weicher Ton gepflegt, während in andere
Oboisten (wie zum Beispiel Heinz Holliger, Pierre Pierlot oder Burkhard Glaetzner) die Oboe
eher heller und nasaler spielen. Dabei ist die traditionelle Aufteilung in einen voluminösrunden "deutschen" Klang und einen engeren, dafür flexibleren "französischen" Klang in den
Hintergrund getreten.
Weil der Oboenton sehr klare Obertöne hat (speziell den 3., 4. und 5.), ist sein Klang
besonders deutlich hörbar. Daher hat es sich seit dem 19. Jahrhundert eingebürgert, dass
der Oboist vor Proben und Aufführungen den anderen Musikern den Kammerton a' angibt.
Das geschieht auch heute noch, wobei die Musiker zur genauen Kontrolle der Frequenz
gerne ein elektronisches Stimmgerät verwenden. Die Oboe ist in Amerika auf etwa 440 Hz
(für das a') gestimmt. In West- und Mitteleuropa ist eine Stimmtonhöhe von 442 bis 444 Hz
gängige Praxis, in Wien von 443 Hz bis 446 Hz.
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J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur
Neben der auf der ganzen Welt verbreiteten Bauform der Französischen Oboe existiert auch
die Wiener Oboe, die fast ausschließlich in Wien gespielt wird (zum Beispiel im Orchester der
Wiener Philharmoniker). Sie ist etwas anders mensuriert, hat einen etwas in der Tiefe
weicheren, in der oberen Lage engeren und spitzeren, teiltonreicheren Klang und reicht in
der Tiefe in Standardform bis zum kleinen h (es gibt allerdings auch einen b-Becher).
Generell lässt sich sagen, dass diese Oboe dem Barock-Instrument und der klassischen Oboe
baulich und klanglich ähnlicher ist. Dies hat seinen Ursprung darin, dass die Wiener Oboe
durch Innovationen französischer Instrumentenbauer wie Henri Brod oder Guillaume
Triébert, die die bis dahin gebräuchliche Oboe stark veränderten, nicht berührt wurde; so
verschwanden in französischen Modellen die Holzpflöcke der Klappenlager zugunsten
solcher aus Metall, und sehr viele Klappen zur Erweiterung des Tonumfangs und alternativer
Griffkombinationen wurden hinzugefügt. Deshalb ähnelt die Wiener Oboe in Klang und
Spieltechnik auch stark der Barockoboe, jedoch ist das Oktavieren durch eine Oktavklappe
wesentlich erleichtert. Die Klangfarbe der Wiener Oboe ändert sich zwischen piano und forte
weniger stark. Die Wiener Schule der Oboenausbildung unterscheidet sich auch im
Interpretationsstil (weniger Vibrato-Einsatz, deutlichere Phrasierung, kürzere Noten,
weniger sanglich).
Das Mundstück
Der Oboist Albrecht Mayer arbeitet an seinem Mundstück, um den optimalen
Klang zu erhalten (rechts).
Messer zum Anfertigen von Rohrblättern
(links)
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J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur
Das Mundstück der Oboe, kurz „Rohr“ genannt, wird vom Oboisten aus den Internodien des
Pfahlrohrs (lat. arundo donax) gefertigt. Das Holz stammt aus Südfrankreich und Kalifornien,
wo es auf eigens für diesen Zweck betriebenen Plantagen angebaut wird. Die französischen
Lagen bei Frejus und Avignon haben besondere klimatische Bedingungen, die sich nirgendwo
anders finden. Zum Beispiel scheinen die warme, trockene Luft der Sahara, die durch
Südfrankreich fegt, sowie der Mistral-Wind dafür mitverantwortlich zu sein. Daher sind viele
Versuche, die Blätter woanders anzubauen, gescheitert. Oboenrohre sind empfindlich
gegenüber mechanischen Einwirkungen. Vor Gebrauch weicht der Oboist das Mundstück in
Wasser ein, damit es überhaupt spielbar wird.
Die Klangqualität und Ansprache des Oboentons und damit das
spielerische Niveau des Oboisten hängen in starker Weise von der
Qualität des verwendeten Rohrholzes sowie der sorgfältigen
Fertigung des Oboenrohrs ab. Oboisten verwenden daher viel Zeit
und Sorgfalt auf den Bau ihrer eigens auf ihre persönliche
Konstitution zugeschnittenen Rohre.
Auch die Leichtigkeit, mit der das Instrument spielbar ist, hängt
weitgehend vom Mundstück ab. Da das Oboenspiel durch den
immer aufrechtzuhaltenden Lippendruck sehr anstrengend ist,
können je nach Bedarf für Schüler auch leichtere Mundstücke
angefertigt werden; doch solche haben, da sie sehr dünn sind, einen äußerst scharfen und
nasalen Klang - das Bauen von Mundstücken ist also eine Gratwanderung zwischen
Klangfülle und Spielbarkeit.
Das Mundstück besteht aus einer Hülse (ein am unteren Ende korkummanteltes konisches
Metallröhrchen) und dem Holz, das auf diese Hülse aufgebunden wird. Es gibt verschiedene
Schulen und dementsprechend Bauweisen.
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J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur
Das Fagott
Aufbau und Funktion
Der Korpus
Der Korpus des Fagotts besteht aus vier Teilen: Das
(a) Schallstück (auch „Haube“, „Stürze“ oder „Glocke“) wird auf die
(b) Bassröhre (auch „Bassstange“ oder „Stange“) gesteckt, welche
neben dem
(c) Flügel im
(d) Stiefel (auch „Doppelloch“) fixiert ist.
An diesen Teilen befinden sich die Tonlöcher und Klappen, mit denen die Länge der
schwingenden Luftsäule und damit die Tonhöhe verändert werden kann (vgl.
Klangerzeugung bei Holzblasinstrumenten). Die Holzteile werden meist aus Ahorn
hergestellt, das „französische System“ (s. u.) ist aus Palisander. Am Stiefel befindet sich eine
Stütze für die rechte Hand, die die Unabhängigkeit aller fünf Finger ermöglicht.
In den Flügel wird der S-Bogen (e) gesteckt, dem seine Form den Namen gibt. Je nach
Vorlieben und Bedarf des Spielers kann er aus verschiedenen Metallen und Legierungen
bestehen (z. B. Neusilber, Messing, Silber, Gold oder Platin). Ähnlich wie beim Geigenbogen
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J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur
ist die Suche nach dem S-Bogen, der perfekt zum Fagott passt, oft sehr langwierig.
Fagottisten besitzen meist mehrere S-Bogen in verschiedenen Längen, um das Instrument
grob zu stimmen.
Das Instrument ist 1,35 m hoch, die gesamte Rohrlänge beträgt aber inclusive S-Bogen ca.
2,55 m, da sie aus zwei Röhren resultiert, die nebeneinander liegen: Im Stiefel, der aus
diesem Grund auch „Doppelloch“ genannt wird, verlaufen zwei parallele Bohrungen, die am
unteren Teil durch ein U-förmiges Messingrohr miteinander verbunden sind. Auf der
Querschnittsgrafik ist in blauer Farbe die Luftsäule in ihrer größten Ausdehnung, also beim
Spielen des tiefsten Tones, abgebildet: Sie beginnt beim S-Bogen, geht über den Flügel in
den einen Teil des Stiefels, beschreibt dort eine Haarnadelkurve, um dann über die andere
Hälfte in die Bassstange zu laufen und im Schallstück zu enden.
Die Mechanik
Das Fagott verfügt über 19 Tonlöcher für das chromatische Spiel und über bis zu 9 zusätzliche Löcher zur Verbesserung der Intonation und Spielbarkeit. 3 Tonlöcher am Flügel und 2
Tonlöcher am Stiefel werden direkt mit den Fingern abgedeckt und sind bei modernen
Fagotten oft mit Kautschuk- oder Silberhülsen ausgekleidet. Die restlichen Tonlöcher werden
mit Hilfe einer komplizierten Klappenmechanik aus versilbertem oder vernickeltem
Neusilber geöffnet oder geschlossen. Der Daumen der rechten Hand ist dabei allein für 4
Klappen, der Daumen der linken Hand für bis zu 9 Klappen zuständig. Zur Entlastung der
rechten Hand kann am Stiefel eine Handstütze montiert werden.
Das Rohrblatt
Der eigentliche Tonerzeuger des Fagotts ist das Doppelrohrblatt
(kurz „Rohr“ genannt), das auf den S-Bogen aufgesteckt wird.
Durch das periodische Gegeneinanderschlagen der beiden Blätter
wird die Luftsäule im Instrument in Schwingung versetzt. Es
besteht aus Pfahlrohr (wissenschaftl. Name Arundo donax), einer
besonderen, im Mittelmeerraum beheimateten Schilfart und wird üblicherweise vom Spieler
selbst gebaut und bearbeitet. Feinste Änderungen in der Wahl des Holzes, der Wölbung und
des Dickenverlaufes haben hier große Auswirkungen auf das Schwingverhalten und somit die
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J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur
Spielbarkeit und den Klang. Die Herstellung von Fagottrohren ist ein langwieriger Prozess,
der einiges an Erfahrung voraussetzt. Ein gutes Rohr kann, je nach Intensität der Nutzung,
durchschnittlich etwa drei bis zehn Wochen gespielt werden, bevor es unbrauchbar wird.
Während dieser Zeit kann sich das Holz immer wieder verändern, sodass es nachgearbeitet
werden muss.
Klang und Tonumfang
Der Klang des Fagotts wird in tiefen Lagen gern als sonor, in der Tenorlage als „cantabel“
beschrieben. Im Kasten sind Tonbeispiele aus der 4. Sinfonie von Beethoven (Staccato-Stelle)
und aus Rimski-Korsakows „Scheherazade“ (lyrische Stelle) verlinkt.
Die Grundskala vom „leeren Ton“ (jenem Ton, der erklingt, wenn alle Tonlöcher offen sind)
abwärts bis zum tiefsten Ton, der ohne Zuhilfenahme der Daumen gegriffen werden kann,
ist f–F (mit H statt B). So gesehen wird das Fagott ähnlich gegriffen wie eine Altblockflöte
oder das tiefe Klarinettenregister. Notiert wird wegen des großen Tonumfangs im Bass-,
Tenor- und mitunter im Violinschlüssel, und zwar in wirklicher Tonhöhe ohne Transposition.
In diesem letzteren Sinne ist das Fagott ein „C-Instrument“.
Der tiefste Ton des Instrumentes ist das Kontra-B, seit Ende des 19. Jahrhunderts schreiben
Komponisten manchmal auch ein Kontra-A vor, das mit einem anderen, vergrößerten
Schallstück (der sogenannten Tristan-Stürze[1]) gespielt werden kann. Weil der Einsatz
desselben das Instrument aber klanglich beeinträchtigt, wird es von Fagottisten nur ungern
verwendet.
In der Höhe liegt die Grenze je nach Spieler, Instrument, S-Bogen und Rohr unterschiedlich:
Das e’’ ist für professionelle Spieler kein Problem, mit Spezialausrüstung kann man auch das
g’’ erreichen, wie es z. B. György Ligeti in seinem Violinkonzert vorschreibt. Der höchste Ton
der offiziellen Heckel-Grifftabelle ist das as’’, theoretisch gibt es aber kein oberes Ende.
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J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur
Die Geige
Die Violine wird auch Geige genannt, obwohl dieser Begriff früher auch Bratschen, Celli, die
Vorläufer des Kontrabass und Gamben einschloss (siehe Namensursprung). Sie ist ein aus
verschiedenen Hölzern – (oder neuerdings für experimentelle Zwecke auch aus
Verbundwerkstoffen wie Carbon) – gefertigtes Saiteninstrument. Ihre vier Saiten werden mit
einem Bogen gestrichen. In der Tradition der klassischen europäischen Musik spielt die
Violine eine wichtige Rolle, viele Komponisten haben ihr einen wichtigen Teil des Schaffens
gewidmet. Violinen werden von Geigenbauern hergestellt. Die Bezeichnung Violine
bedeutet eigentlich „kleine Viola“ Der italienische Begriff Violino taucht erstmals um 1535
auf.
Die wichtigsten Bauteile
Teile der Violine im Querschnitt
Der Hals hat eine Länge von ca.
13 cm und ist mit dem Griffbrett (ca.
27 cm Länge) verleimt, das etwa 14 cm über den Korpus ragt. Das Griffbrett ist aus Ebenholz
und daher schwarz, hart und verschleißfest. Der Korpus ist ein ca. 35 bis 36 cm langer
Hohlkörper. Über den Sattel oder Obersattel am schmalen Griffbrettende führen die Saiten
in den Wirbelkasten zu den Wirbeln. Die Wirbel dienen zum Stimmen der Saiten. Die
Schnecke am Ende des Wirbelkastens ist oft durch besondere Gestaltung ein
Erkennungsmerkmal des Geigenbauers.
Der Korpus hat folgenden Aufbau: Die Decke ist der mit zwei F-Löchern versehene, gewölbte,
aus Fichtenholz gefertigte obere Teil. Die Decke ist fast immer aus zwei mittig miteinander
verleimten Teilen gefertigt. Idealerweise wird „feinjähriges“ Holz (die Jahresringe liegen eng
und gleichmäßig) verwendet, das auf nährstoffarmem Boden in Hochgebirgsregionen
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J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur
langsam gewachsen ist. Es wird in der ersten Hälfte des Winters, wenn sich möglichst wenig
Saft im Stamm befindet, geschlagen und danach noch mehrere Jahre zur weiteren
Trocknung gelagert. Der Boden bzw. Rücken ist meistens aus Ahorn gefertigt (seltener
kommen auch Pappel oder Weide zur Verwendung) und ebenfalls gewölbt. Der Boden kann
einteilig oder aus zwei miteinander verleimten Teilen gefertigt sein, was an der Maserung
des Holzes zu erkennen ist. Die Zargen sind die Seitenteile des Korpus und sind mit Boden
und Decke nutverleimt. Sie bestehen meistens aus demselben Holz wie der Boden.
Der Steg ist auf die Decke aufgesetzt, jedoch nicht geleimt oder anderweitig befestigt. Über
ihn laufen die Saiten, deren Schwingung er auf den Korpus überträgt. Er besteht aus
feinjährigem Ahorn. Am Saitenhalter können für die zwei hohen, meistens aus Stahl
bestehenden Saiten Feinstimmer oder Feinstimmräder angebracht sein. Sind alle Saiten aus
Stahl, sind vier Feinstimmer sinnvoll. Die Henkelsaite führt über den Untersattel und hält den
Saitenhalter am Endknopf in der Zarge.
Der Bassbalken ist eine in Faserrichtung verlaufende Fichtenholzleiste, die unter leichter
Vorspannung auf die Deckeninnenseite geleimt ist. Er erhöht sowohl die Anisotropie als auch
die Steifigkeit der Decke. Der Bassbalken verläuft asymmetrisch unter dem bassseitigen
Stegfuß. Der Stimmstock (die Seele oder Stimme) und dessen präzise Platzierung beeinflusst
und reguliert den Klang der Violine erheblich. Es handelt sich bei ihm um einen zylindrischen
Fichtenholzstab (etwa 6 mm Durchmesser), der zwischen Decke und Boden eingepasst wird.
Seine Position ist etwa drei Millimeter unterhalb des diskantseitigen Stegfußes.
Der Lack schützt das Holz des Instrumentes vor
Umwelteinflüssen,
konserviert
dessen
Schwingungseigenschaften und kann den Klang erheblich
beeinflussen oder sogar deutlich verbessern. Ebenso
kann ein unfachmännisch aufgetragener Lack den Klang
eines Instruments „töten“; siehe Geigenlack.
Zur Verleimung der einzelnen Bauteile wird ein spezieller
Knochenleim (Heißleim) verwendet. Er besteht aus
Proteinen, die aus Tierknochen oder -haut gewonnen
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J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur
werden. Seine besondere Eigenschaft besteht darin, dass er wasserlöslich ist und bei einer
Temperatur von etwa 50 bis 60 Grad Celsius weich wird und so das Instrument problemlos
jederzeit auseinanderzunehmen ist, ohne dass Holz oder Lack Schaden nehmen.
Ober-, Unter- und Endklötze, sowie Reifchen im Innern des Korpus dienen der Stabilisierung
der Zargen. Die Klötze sind aus Fichtenholz, die Reifchen aus Fichte oder Weide gefertigt.
Sogenannte Einlagen oder Adern verzieren den Rand der Decke und des Bodens. Dies sind
drei nebeneinander liegende schmale, lange Holzstreifen, deren äußere schwarz gefärbt
sind. Sie werden in den Adergraben eingelegt und verleimt. Sie dienen außerdem der
Stabilisierung der über den Zargenkranz hinausragenden Ränder von Decke und Boden.
Der Kinnhalter erleichtert das Halten des Instruments zwischen Kinn und Schulter, dem
gleichen Zweck dient die Schulterstütze.
Saiten
Die vier Saiten bestehen aus mit Silber- oder Aluminiumdraht umsponnenem Naturdarm,
Kunststoff oder Stahldraht. Die höchste Saite ist die E-Seite und besteht meistens aus
Stahldraht. Darmsaiten reagieren stärker auf Temperatur- und Feuchtigkeitsunterschiede,
sie werden hauptsächlich in der historischen Aufführungspraxis verwendet. Die Saiten
heißen g, d, a und e, sind also im Quintenabstand gestimmt.
Bogen
Der Bogen ist mit 190 bis 250 Haaren vom
Hengstschweif
bestimmter
Pferderassen
bespannt. Die Bogenstange ist meistens aus
Pernambukholz. Zunehmend wird aber auch von Berufsgeigern - mit Bögen aus
Kohlefaser (Karbonfiber) gespielt. Der Frosch
besteht aus Ebenholz; mit dem Drehen
seiner Schraube wird der Bezug des Bogens
nach Benutzung entspannt. Oft befinden sich im Frosch zur Verzierung Perlmutt-Einlagen.
Die Bespannung des Bogens muss wiederholt durch Streichen auf einem Geigen-Kolophium15
J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur
Block mit dem natürlichen Balsamharz Kolophonium präpariert werden, da nur so eine
optimale Schwingung der Saiten erreicht werden kann.
Pädagogik
Das Violinspiel kann man bereits in sehr frühem Kindesalter erlernen. Damit die Kinder sich
die Namen der Saiten merken können (G-D-A-E), haben sich Lehrer eine „Eselsbrücke“
ausgedacht: Geh Du Alter Esel. Pädagogen sind der Überzeugung, dass für eine erfolgreiche
Karriere der frühestmögliche Start, etwa im Alter von 3 bis 6 Jahren, unerlässlich sei. Deshalb
existieren zahlreiche „kindgerechte“ Violinschulen. Ein weit verbreitetes Beispiel zum frühen
Erlernen des Geigenspiels ist die Suzuki-Methode, benannt nach ihrem Entwickler Shinichi
Suzuki.
Das Violoncello
[Aussprache: ˌviolɔn'tʃɛlo] Plural: Violoncellos und Violoncelli; Abk.: Vc; (ital. kleine Violone);
Kurzform: Cello Plural: Cellos und Celli genannt,
ist
ein
aus
verschiedenen
Holzarten
gefertigtes
Streichinstrument aus der Viola-da-braccio-Familie. Seine
Bauweise entspricht im wesentlichen der der Violine, doch ist
es größer, und die Zargen sind im Verhältnis zum Umfang
deutlich höher.
Das Violoncello wird vom Violoncellisten mit einem Bogen
gestrichen. Im Gegensatz zur Violine und Viola wird das
Instrument (mit dem Hals nach oben) aufrecht zwischen den
Beinen gehalten und ruht mit einem ausziehbaren Stachel aus
Metall, Holz oder neuerdings Carbonfaser auf dem Boden.
Dieses Instrument entstand nach 1650 in der Gegend von Bologna und wurde bis etwa 1850
ohne Stachel wie die Gambe mit den Beinen gehalten. Das wird auch heute noch bei
Konzerten in historischer Aufführungspraxis so gehandhabt.
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J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur
Tonumfang des Violoncellos
Stimmung und Tonumfang
Das Violoncello ist heute mit vier Saiten im Quintenabstand bespannt, die leer, das heißt
ungegriffen, auf die Tonhöhen C-G-d-a gestimmt sind, somit eine Oktave tiefer als die der
Viola. Der Tonumfang reicht (in bequem spielbaren Positionen) vom großen C bis zum
dreigestrichenen e (e’’’) und als Flageolettton sogar zum viergestrichenen a (a’’’’).
Für Kinder, die das Instrument
erlernen, gibt es neben dem
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normalen
/4-Violoncello
(Korpuslänge etwa 750 mm) auch
Instrumente
in
kleineren
Ausführungen. Die Größen reichen
von 1/16 über 1/8 (Kl. 510 mm), 1/4
(590 mm), 1/2 (655 mm), 3/4 (690
mm) bis zum 7/8-Violoncello (720
mm). Aus der Bruchzahl lässt sich
aber nicht direkt auf die Größe
des Instruments schließen. So
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J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur
beträgt die Größe eines 3/4 Violoncellos etwa 90 % eines 4/4 Violoncellos, die eines 1/8
Violoncellos noch 65 %.
Saiten/Klang
Bauteile des Violoncellos
Charakteristisch für das Violoncello ist einerseits der weiche und vielfältige Klang,
andererseits der große Tonumfang von fast fünf Oktaven. Werden die Saiten gezupft
(pizzicato), klingt das Instrument volltönig und markant.
Die vier Saiten bringen durch ihre jeweilige Grundstimmung und Bauart die verschiedenen
Klangeigenschaften des Instruments zur Geltung. Die folgende Charakterisierung kann
natürlich nur subjektiv sein.

Die C-Saite als tiefste Saite des Instrumentes hat einen bassbetonten, dunklen Klang.

Die G-Saite klingt etwas heller und weicher.

Die D-Saite hat gegenüber den tieferen Seiten einen solistischeren Klangcharakter.
Ihr warmer, etwas nasaler und obertonreicher Klang sind besonders charakteristisch
für das Violoncello.

Die A-Saite von schlankem, hellem Klang, kann in höheren Lagen klanglich der Viola
ähneln.
Ein Merkspruch für die Grundstimmung ist Ach Du Großes Cello.
Zur Spieltechnik des Violoncello
Das Violoncello wird im Sitzen gespielt. Es wird an zwei Punkten gehalten: Der Stachel steht
auf dem Boden und die Knie stützen es von den Seiten. Es wird etwas geneigt, dass sich der
Hals mit dem Griffbrett über der linken Schulter befindet und der Spieler aufrecht sitzen
kann. Die linke Hand greift die Tonhöhen auf den Saiten, die rechte führt den Bogen.
Handhaltung bei der Bogenführung
Die rechte Hand
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J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur
Der Bogenführung kommt eine wichtige Rolle zu: sie bestimmt über
Klangfarbe, Lautstärke und Rhythmus. Der Violoncellist muss
Position, Druck und Geschwindigkeit des Bogens jederzeit unter
Kontrolle haben. Dafür ist eine subtile Koordination zwischen Arm
und Handgelenk erforderlich, die schwierig zu erlernen ist. Die
Kraftübertragung vom Arm auf den Bogen geschieht durch eine
Pronation des Unterarmes, wodurch der Zeigefinger Druck auf die
Bogenstange ausübt. Den notwendigen Gegendruck dazu liefert der
Daumen, der sich an der Kante des Frosches abstützt. Der kleine
Finger dient der Kontrolle des Aufsetzwinkels zur Saite und der
Balance des Bogens beim Abheben des Bogens von der Saite (siehe Spiccato). Bis in die
1930er Jahre wurde die Bogenhand oft parallel zur Horizontalen gehalten; mit heutiger
Technik wird die Handinnenfläche etwas nach außen gedreht und damit die
Bewegungsmöglichkeiten der Bogenhand noch ausgeweitet.
Aus der Richtung des Bogenstrichs ergibt sich die grundsätzliche Einteilung in Auf-/Stoß- und
Ab-/Zugstrich. Die Bogenführung nach rechts – der Ab-/Zugstrich – wird aus klanglichen und
spieltechnischen Gründen eher für betonte Taktteile verwendet, der Aufstrich
dementsprechend eher für unbetonte, insbesondere für Auftakte. Dieses gilt seit der
Entstehung des Violoncello im Barock. Allerdings sind die Unterschiede zwischen Auf/Stoßstrich und Ab-/Zugstrich mit modernem Instrument und Bogen minimal, so dass dieses
Prinzip an Bedeutung verloren hat.
Die große Zahl der Stricharten lässt sich prinzipiell zwei Gruppen zuordnen:

Der Bogen bleibt immer auf der Saite, zum Beispiel bei Legato, Staccato, Détaché,
Portato, Martelé.

Der Bogen springt federnd von der Saite ab und wieder zurück, beispielsweise bei
Ricochet und Spiccato.
Das Pizzicato (Zupfen) mit der Hand ermöglicht zusätzliche Klangeffekte und Nuancen.
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J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur
Die linke Hand
Ernst Reijseger beim Moers Festival, 2007
Die Tonhöhe wird durch die Zahl und den Abstand der
aufgelegten Finger sowie durch die Lage der Hand bestimmt. In
der ersten Lage schließt der erste Finger (Zeigefinger) ganz am
Oberende des Halses einen Ganzton über der Tonhöhe der
leeren Saite an. Die übrigen Finger liegen meistens im
Halbtonabstand daneben (enger Griff), so dass der vierte
(kleine) Finger die Quarte des Saitengrundtons greift. Auf der
C-Saite beispielsweise ist es das F. Um ein Fis zu spielen, kann der Violoncellist die ganze
Hand um einen Halbton verschieben oder die Finger vom Mittelfinger bis zum kleinen Finger
abspreizen (weiter Griff nach oben), für ein Cis hingegen spreizt er den Zeigefinger ab, ohne
die Position der Hand aufzugeben (weiter Griff nach unten) oder verschiebt die Hand einen
Halbton (halbe Lage). Jede weitere Lage bringt die Hand um den Abstand eines Tonschritts
der Tonleiter weiter, so dass eine Quinte über der Saitenstimmung die vierte Lage erreicht
ist.
Bis zur sechsten Lage bleibt der Daumen als stabilisierendes Gegenlager meistens unter dem
Hals. In Höhe der siebten Lage (eine Oktave über dem Saitengrundton) befindet sich das
Griffbrett bereits weit über dem Korpus. Der Daumen, der hier nicht mehr den Hals
umfassen kann, liegt nun mit auf den Saiten. Er kann auch zum Greifen von Tönen gebraucht
werden (Daumenaufsatz, Daumenlage).
Die Lagenwechsel sind notwendige Aktionen der linken Hand, um bei der beschränkten
Anzahl von vier Saiten den erforderten Tonumfang zu erreichen. Die Wahl der Lage
bestimmt aber auch die Klanggestaltung eines Stücks, da derselbe Ton, auf verschiedenen
Saiten gespielt, unterschiedlich klingt.
Beim Vibrato wird die Hand auf und ab bewegt (keine Drehbewegung um die Achse des
Unterarms!), um den Ton durch wellenförmige Tonhöhenschwankungen zu beleben.
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J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur
Das Flageolett entsteht durch leichtes Auflegen des Fingers auf einen Knotenpunkt der
harmonischen Teiltöne der Saite. Dadurch entsteht ein weich und zart klingender, hoher
Ton. Diese Flageolette bezeichnet man als die sogenannten „natürlichen“ Flageolette, da sie
sich immer auf die entsprechende leere Saite beziehen und die natürlichen Obertöne der
jeweiligen Saite angesprochen werden. Interessanterweise lassen sich identische
Flageolettes sowohl in Richtung Steg (hohe Lage) als auch in Richtung Sattel (tiefe Lage)
spielen. So entspricht ein in der vierten Lage gespieltes e - Flageolett auf der A-Saite genau
der Tonhöhe eines eine Oktave höher gespielten e. Ein auf der A-Saite in der ersten Lage
gespieltes d-Flageolett hingegen entspricht einem zwei Oktaven höheren a der leeren ASaite. Die natürliche Obertonreihe lässt Naturflageolette in folgender Reihenfolge zu: Oktave
- Quinte - Quarte - große Terz - kleine Terz. Alle weiteren Naturtöne, die besonders auf Cello
und Bass durchaus noch zu produzieren sind, weisen mehr oder weniger große
Intonationsabweichungen auf. Ein Paradebeispiel für Naturflageolette beim Cello ist das
Ende des zweiten Satzes von Maurice Ravels Klaviertrio. Im Gegensatz zu den natürlichen
Flageoletts stehen die sogenannten „künstlichen“. Hierbei wird die leere Seite durch einen
fest gegriffenen (meist mit dem ersten Finger oder dem Daumen) Ton ersetzt und (meist im
Quart oder Terzabstand) ein weiterer Finger leicht aufgelegt. Dadurch lassen sich Flageolette
in jeder beliebigen Reihenfolge und Tonhöhe spielen. Beispiele: Schostakowitsch Klaviertrio,
1. Satz, 1. Cellokonzert, 2. Satz, Messiaen Quatuor pour la fin du temps, 1. Satz. Ein
Berufscellist muss diese Techniken beherrschen, insbesondere die Kenntnis über die Lagen
der entsprechenden Flageolette. Vielfach lassen sich nämlich ungünstig notierte Flageolette
(besonders Terz-Flageolette in tiefen Lagen, die selten gut ansprechen) durch
entsprechende, besser spielbare Quart-Flageolette ersetzen. So ergibt zum Beispiel ein auf
der G-Saite notiertes Terz-Flageolett a-cis, ausgeführt als Quartflageolett cis-fis dieselbe
Tonhöhe, jedoch mit weniger Risiko. Ein weiterer Aspekt zum Flageolett-Spiel betrifft die
Position des Bogens zwischen Griffbrett und Steg. Fälschlicherweise wird oft geraten,
insbesondere bei künstlichen Flageoletten in hoher Lage nahe am Steg zu spielen. Dies ist
nur bedingt richtig: Der beste Effekt wird erzielt, wenn sich der Bogen zumindest in der Nähe
eines dem des gerade gespielten Flageoletts entsprechenden Knotenpunkt der Obertonreihe
befindet. Wird also etwa in extrem hoher Lage ein Quart-Flageolett mit dem Klang fis
gespielt, sollte sich der Bogen an der Stelle befinden, wo mit der linken Hand ebenfalls ein
fis, cis oder a gegriffen werden würde (Obertonreihe).
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J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur
Doppelgriffe sind beim Violoncello wie bei allen Streichinstrumenten gebräuchlich. Der
Bogen streicht dabei zwei benachbarte Saiten gleichzeitig, und die linke Hand greift auf einer
oder auf beiden Saiten Töne. Doppelgriffe unterliegen spieltechnischen Einschränkungen.
Manche sind relativ einfach, manche schwer oder überhaupt nicht ausführbar. Drei- und
Vierklänge können auf dem Violoncello nur relativ laut oder als Arpeggio ausgeführt werden.
Eine Ausnahme ist die Verwendung des relativ selten gebräuchlichen Rundbogens.
Mit Percussion bezeichnet man die heute häufige Technik, die Finger leicht aufprallen zu
lassen, statt sie weich aufzulegen. Das (natürlich nicht zu laute) Klopfen der Finger gestaltet
den Anfang des Tons und unterstützt die Durchsichtigkeit der Interpretation.
Anhang
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J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur
Lebenslauf von Joseph Haydn
Das Jahr 2009 stand ganz im Zeichen von Joseph Haydn Spätestens seit der FußballWeltmeisterschaft 2006 in Deutschland kennt die Welt die deutsche Nationalhymne. Doch wer weiß
auch, wer sie komponiert hat? Es
war Joseph Haydn (1732-1809)!
Sein Todestag jährte sich 2009
zum 200. Mal und Musikfreunde
in aller Welt richten im
Gedenkjahr ihr Augenmerk auf
Leben und Werk dieses
bedeutenden Komponisten.
Wer ist Joseph Haydn? Das hätten seine Zeitgenossen ganz einfach beantworten können. Denn
damals war er der größte, berühmteste und bedeutendste Komponist seiner Epoche. Heute haben
ihm Wolfgang Amadeus Mozart, für den er ein väterlicher Freund war, und einer seiner Schüler,
Ludwig van Beethoven, ein wenig den Rang abgelaufen.
Doch sein grandioses, über 1200 Werke umfassendes Schaffen ist wahrlich das eines „Meisters der
Wiener Klassik“… Vielen ist Haydn bekannt als Verfasser der heutigen deutschen Hymne.
Joseph Haydn war eine beliebte, und von seinen Zeitgenossen sehr geschätzte Persönlichkeit - fleißig,
humorvoll, umgänglich und von geradlinigem Charakter. Er hat sich keineswegs durch seinen steilen
Aufstieg aus ärmsten Verhältnissen in höchste gesellschaftliche Kreise verderben lassen. Weil der
fromme Katholik ein gütiger Vorgesetzter war, nannten ihn seine Künstlerkollegen auf Schloss
Esterházy „Papa Haydn“. Abseits der Musik widmete er sich dem Angeln und der Jagd.
Joseph Haydn wird am 31. März 1732 in Rohrau (Niederösterreich) als zweites von zwölf Kindern
eines Wagnermeisters und einer Köchin geboren. Sein musikalisches Talent bricht schon im
Kleinkindalter durch.
Haydns Geburtshaus in Rohrau
(NÖ)
Bereits mit sechs Jahren erhält er
Unterricht
in
Gesang
und
Instrumentenspiel bei einem
Vetter in Hainburg (Niederösterreich). Schließlich wird der Kapellmeister des Wiener Stephansdoms
auf den kleinen Joseph aufmerksam und holt den damals Achtjährigen als Chorknaben nach Wien.
Neun Jahre genießt Haydn eine – vor allem praktische – musikalische Ausbildung, nebenbei ist er als
Solosänger in Wiener Adelshäusern gefragt.
1749, mit Einsetzen des Stimmbruchs, muss er plötzlich selbst für sich sorgen. Er findet eine
Anstellung als Bediensteter bei dem gefeierten Kapellmeister Nicola Porpora Im Austausch bekommt
er fünf Jahre lang eine fundierte musikalische Ausbildung. Haydn ist zwar arm, aber glücklich in
seinem Zimmer in der Dachkammer: „Ich konnte auf meinem von Würmern zerfressenen Clavier
arbeiten und beneidete keinen König um sein Glück“.
Nach einer kurzen Anstellung auf Schloss Wieselburg (Niederösterreich) und als Kapellmeister des
Grafen Morzin in Lukawetz bei Pilsen (CZ) heiratet er 1760 im Stephansdom Maria Anna Keller, die
Tochter eines Perückenmachers.
1766 ein Karrieresprung: Joseph Haydn tritt für lange Jahre als Kapellmeister und Komponist in die
Dienste der reichen Familie Esterházy in Eisenstadt.
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J.Haydn, Sinfonia concertante B-Dur
Haydns neuer Dienstherr ab dem Jahr 1761 war Fürst Paul Anton II. Esterházy (1711-1762) in
Eisenstadt, der wie seine Vorfahren musikliebend war. Die Familie Esterházy war eine der reichsten
und mächtigsten der österreichisch-ungarischen Monarchie. Ab 1768 ist er auch im Sommerschloss
Esterháza in Fertöd (Ungarn) tätig.
Fürst
Nikolaus
I.
Esterházy
(1714-1790)
trat am 17. Mai 1762 das
Erbe seines Bruders Paul
Anton an. Er wurde
Haydns Gönner und
Dienstherr für beinahe 30
Jahre. Der Beiname "Der
Prachtliebende"
weist
darauf hin, dass er gerne
Geld für große Feste und besondere Feierlichkeiten bereit stellte.Haydn wurde nach dem
Güterregent und dem Leibarzt der drittbest bezahlte "Hausoffizier" des Fürsten Esterházy. Diese
finanzielle Rangordnung zeigt die bedeutende Stellung, die Haydn einnahm und das hohe Ansehen,
das Haydn genoß: "Mein Fürst war mit allen meinen Arbeiten zufrieden, ich erhielt Beyfall (...) ich war
von der Welt abgesondert (...) und so mußte ich original werden."
Er besucht oft Wien, trifft hier u.a. Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) in dessen Wohnung (z.B.
1785), dem heutigen Mozarthaus Vienna.
1790 stirbt Fürst Nikolaus. Sein Nachfolger ist völlig unmusikalisch, entlässt das ganze musikalische
Unternehmen und schickt Haydn in Pension.
Der akzeptiert daraufhin ein Angebot des deutschen Johann Peter Salomon, nach England zu gehen
und seine Symphonien mit einem großen Orchester aufzuführen.
Auf Mozarts Bedenken, dass er nicht einmal Englisch spreche,
erwidert Haydn: "Meine Sprache versteht man durch die ganze
Welt!"
Haydns Ankunft in England am 1. Januar 1791 erregt großes
Aufsehen, er trifft sogar mehrmals den englischen König in London
und erhält von der Universität Oxford die Ehrendoktorwürde.
Haydn verlässt erst Ende Juni 1792 nach zwei erfolgreichen
Konzertreihen die Britische Insel. Sein Weg nach Wien führt über
Bonn, wo er den begabten jungen Ludwig van Beethoven (17701827) kennen lernt.
1793 kauft
er
das damalige
Vorstadthaus Obere
Windmühle/Kleine Steingasse 73 (das heutige Haydnhaus in der
Haydngasse) und bewohnt es ab 1797. Hier entstehen die Oratorien „Die Schöpfung“ und „Die
Jahreszeiten“.
Im Januar 1794 reist Haydn zum zweiten Mal nach England – neuerlich ein großer Erfolg. Die
"Militärsymphonie", zu seinen Lebzeiten die populärste seiner Symphonien, wird uraufgeführt. Für
seine beiden Londoner Aufenthalte hat Haydn 250 Werke komponiert – allein diese reichten aus, als
würdiges Lebenswerk zu gelten.
Am 31. Mai 1809 stirbt Joseph Haydn friedlich im heutigen Haydnhaus, wo sich eine Haushälterin
und sein Sekretär Johann Elßler, Vater der bekannten Tänzerin Fanny Elßler, viele Jahre um ihn
gekümmert haben. Noch im hohen Alter soll er fast täglich die Melodie der Kaiserhymne intoniert
haben.
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