Bewusstseins Bewusstseins- Philosophie Philosophie

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BewusstseinsBewusstseinsPhilosophie
… ein aphoristischer Zugang
PD Dr. Dr. Renate Huber
Guten Tag,
Tag,
liebe SchwarzwaldSchwarzwald-Gäste!
Gäste!
Viel Spaß
beim vagabund
vagabundieren
abundierenden
ierenden Philosophieren!
Philosophieren!
1
Mausi
… eine
Fledermaus…
Philo
… ein Mensch …
Roby
… eine Robotermaus …
Mr. Spy
… ein Außerirdischer …
Spooky
… ein
philosophischer
Zombie …
Pauline
… ein Oktopus …
2
Literatur
Beckermann A. 2001;
Analytische Einführung in die Philosophie des Geistes
Beckermann A. 2008;
Das Leib-Seele-Problem
Bieri P. 1993;
Analytische Philosophie des Geistes
Brüntrop G. 2008;
Das Leib-Seele-Problem
Ferber R. 2003;
Philosophische Grundbegriffe 2
Kim J. 1998;
Philosophie des Geistes
Metzinger Th. 2006, 2009;
Grundkurs Philosophie des Geistes 1
Phänomenales Bewusstsein
Metzinger Th. 2007;
Grundkurs Philosophie des Geistes 2
Das Leib-Seele-Problem
Metzinger Th. 2010;
Grundkurs Philosophie des Geistes 3
Intentionalität und mentale Repräsentation
Münch D. 2000;
Kognitionswissenschaft
Newen A. 2005;
Analytische Philosophie
Pauen M. / Stephan A. 2002;
Phänomenales Bewußtsein – Rückkehr zur Identitätstheorie?
Pauen M. 2007;
Was ist der Mensch? Die Entdeckung der Natur des Geistes
Perler D. / Wild M. 2005;
Der Geist der Tiere
3
Ravenscroft I. 2008;
Philosophie des Geistes
Schröder J. 2004;
Einführung in die Philosophie des Geistes
Spät P. 2008;
Zur Zukunft der Philosophie des Geistes
Sturma D. 2005;
Philosophie des Geistes
Teichert D. 2006;
Einführung in die Philosophie des Geistes
Urchs M. 2002;
Maschine – Körper – Geist
Walter S. 2006;
Mentale Verursachung
4
Inhalt
1. Teil
Aph 1
Aph 2
Aph 3
Aph 4
Aph 5
das Zombie-Problem …
– Was kann ein Nicht-Zombie,
was ein Zombie nicht kann? –
09 – 16
das psycho-physische Problem I …
– der Behaviorismus & die Identitätstheorie –
17 – 24
das psycho-physische Problem II …
– die Maschinen-Funktionalismus-Theorie –
25 – 32
das phänomenale Bewusstsein I …
– phänomenologische
& epistemologische Aspekte –
33 – 40
das phänomenale Bewusstsein II …
– wissenschaftstheoretische
& modallogische Aspekte –
41 – 48
2. Teil
Aph 6
Aph 7
Aph 8
Aph 9
Aph 10
das intentionale Bewusstsein I …
– Begriff „propositionale Einstellungen“
& die intentionalen Erklärungsstrategien –
49 – 56
das intentionale Bewusstsein II …
– Begriff „mentale Repräsentationen“
& die Sprache des Geistes –
57 – 64
das Problem der mentalen Verursachung I …
– die Aufwärts-Kausalität & Abwärts-Kausalität –
65 – 72
das Problem der mentalen Verursachung II …
– eine Wahl zwischen Skylla & Charybdis? –
73 – 80
die kognitive Geschlossenheit …
– die Frage nach den Erkenntnisgrenzen –
81 – 87
5
Erkenntnisziel 1
1. Teil
Wieso
verstehe ich
eigentlich das
Bewusstsein
nicht?
Was genau
verstehst Du am
Bewusstsein nicht?
Ich verstehe
nicht, warum Du
ein philosophischer
Zombie bist und
ich nicht
Wenn Du das
Bewusstsein gar nicht
verstehst, woher weißt
Du dann, dass Du kein
philosophischer Zombie
bist?
… gute Frage!
Da werde ich wohl mal
genauer darüber
nachdenken müssen …
In der Philosophie des Geistes sind
Gedankenexperimente wertvolle Hilfsmittel, weil sie
versteckte Intuitionen offen legen und es erlauben, bestimmte begriffliche Hintergrundannahmen deutlicher hervortreten zu lassen, um sie
dann systematisch zu variieren. (Metzinger, in: Metzinger 1, S. 252)
6
Erkenntnisziel 2
2. Teil
Kannst Du mir
sagen, warum ich
das Bewusstsein
nicht verstehe?
Du verstehst das
Bewusstsein deshalb
nicht, weil Du nur
über zwei kognitive
Fähigkeiten verfügst
… und welche
zwei kognitive
Fähigkeiten sind
das?
Wahrnehmung
&
Introspektion
… und warum
genügt das
nicht, um das
Bewusstsein zu
verstehen?
… gute Frage!
das kann ich
Dir erklären …
7
Basis-Schema: „Bewusstsein“
Qualia
intentionale Zustände
mentale Verursachung
Introspektion
ψ1
ψ2
R1 R2
ϕ1
Wahrnehmung
ϕ2
Input
Output
sensorisch
V
motorisch
mentale
Ebene:
partiell
durch Introspektion
zugänglich
neuronale
Ebene:
im Neuroscanner
beobachtbar
Verhaltensebene:
direkt
beobachtbar
Blickrichtung
Differenzthese
Wechselwirkungsthese
Geschlossenheitsthese
8
Montag, den 13. August
Aph 1 das Zombie-Problem …
– Was kann ein Nicht-Zombie,
was ein Zombie nicht kann? –
1 Aufgabe der
Philosophie des Geistes
Die Gegenstände der Philosophie des Geistes sind nicht geistige
Zustände. Die Philosophie des Geistes untersucht die Begriffe, mit
denen wir solche Zustände genauer zu erfassen versuchen, und die
logische Struktur von Theorien, die dieses besondere Zielphänomen
erklären wollen ... (Metzinger, in: Metzinger 1, S. 13)
Kernfrage:
♣ … Mit welchen adäquaten Begriffen können
wir mentale Zustände beschreiben?
♣ … Mit welchen logisch konsistenten Theorien
können wir Bewusstseinsphänomene erklären?
2 drei Problemfelder
der Philosophie des Geistes
… kann man sagen, dass es in der Philosophie des Geistes heute drei
theoretische Grundprobleme gibt. Diese sind das Thema Phänomenales
Bewusstsein, das Leib-Seele-Problem und die Frage nach der
Intentionalität des Mentalen. (Metzinger, in: Metzinger 1, S. 16)
Grundprobleme der Philosophie des Geistes
phänomenales
Bewusstsein
intentionales
Bewusstsein
mentale
Verursachung
9
3 Ausgangspunkt:
alltagssprachlicher Dualismus
Wir unterscheiden zwischen
mentalen Zuständen ψ & physischen Zuständen ϕ
Beispiele:
Begriff:
„physische
Zustände“
♣ Größe
♣ Haarfarbe
♣ Augenfarbe
♣ Nasenlänge
♣ Bauchumfang
Beispiele:
Begriff:
„mentale
Zustände“
♣ denken
♣ wünschen
♣ fühlen
♣ empfinden
♣ erleben
ϕ
ψ
4 drei intuitive Thesen
& das logische Problem von Bieri
(1)
Differenzthese / Dualismusthese:
mentale Zustände ψ sind keine physischen Zustände ϕ
Begründung:
mentale Zustände ψ können Eigenschaften haben,
die physische Zustände ϕ prinzipiell nicht haben
♣ Intentionalität: Zustände sind gerichtet
♣ subjektive Innen-Perspektive: Zustände werden erlebt
(2)
Wechselwirkungsthese:
mentale Zustände ψ und physische Zustände ϕ
sind wechselseitig kausal wirksam
Begründung:
mentale Zustände ψ wirken auf physische Zustände ϕ
Bsp.: Wünsche haben & dann verwirklichen
physische Zustände ϕ wirken auf mentale Zustände ψ
Bsp: Alkohol trinken & dann beschwipst sein
10
(3)
Geschlossenheitsthese:
der Bereich der physischen Phänomene ϕ
ist kausal geschlossen
Kernfrage:
Begründung:
Ursachenketten führen nie aus dem
physischen Bereich hinaus
logisch: Allsatz
Bieri-Trilemma:
Inkonsistenz der drei Thesen
Differenzthese
♣ … Welche These
sollen wir aufgeben?
♣ … Welche
Konsequenzen hat
unsere Wahl?
GeschlossenheitsWechselwirkungsthese
these
verschiedene Lesarten
der Geschlossenheitsthese
Schwache Geschlossenheit: Jedes physikalische Ereignis mit einer
hinreichenden Ursache hat eine hinreichende physikalische Ursache …
Starke Geschlossenheit: Jedes physikalische Ereignis mit einer
hinreichenden Ursache hat ausschließlich eine hinreichende
physikalische Ursache …
Absolute Geschlossenheit: Jedes physikalische Ereignis mit einer
hinreichenden Ursache hat eine hinreichende physikalische Ursache,
und keine physikalische Ursache hat eine nicht-physikalische Wirkung.
(Walter 2006, S. 226f)
Geschlossenheitsthese
ϕ1
ϕ2
schwach geschlossen
stark geschlossen
absolut geschlossen
ψ1
ψ2
ψ1
ψ2
ψ1
ψ2
ϕ1
ϕ2
ϕ1
ϕ2
ϕ1
ϕ2
11
5 ontologische Klassifizierung
mentaler Entitäten
Existenz- & Essenzfragen
Welche Arten von Entitäten sind mentale Entitäten überhaupt? Was
sind ihre Eigenschaften und in welchem Sinne kann man von ihnen
sagen, dass sie existieren? (Metzinger, in: Metzinger 1, S. 18)
Kernfrage
Antwort-Option
Was gibt es?
vier Möglichkeiten
ontologische
Entitäten?
♣ … Substanz?
♣ … Eigenschaft?
♣ … Ereignis?
♣ … ???
ontologische
Abhängigkeit von
physischen Entitäten?
♣ … identisch mit ϕ?
♣ … realisiert durch ϕ?
♣ … superveniert über ϕ?
♣ … ???
♣ es gibt
mentale Entitäten
♣ mentale
Entitäten sind
unabhängig
theoretische
Reduktion auf
physische Entitäten?
♣ … ψ-ϕ
ϕ
Brückengesetze?
♣ … ψ-ϕ
ϕ
Brückenprinzipien?
♣ … ψ-ϕ
ϕ
Ereignis-Korrelationen?
♣ nicht
vollständig
reduzierbar
,
♣ es gibt keine
mentalen Entitäten
♣ mentale
Entitäten sind
abhängig
♣ faktisch
vollständig
reduzierbar
, ,
…?
12
6 Was ist ein philosophischer Zombie?
ein philosophischer Zombie ist …
… ein Double, das sich exakt genau so bewegt wie wir selbst, das
dieselben Gedanken hat und das dieselben sprachlichen Äußerungen
produziert … welcher sich nur durch die
Tatsache vom Original unterscheidet,
dass er keinerlei phänomenale Erlebnisse
hat. (Metzinger, in: Metzinger 1, S. 117)
Kernfrage:
♣ … Woher wissen
Sie, dass Sie kein
philosophischer
Antwort-Option:
Zombie sind?
Folgefrage:
♣ … die Mama hat gesagt:
„Kind, Du bist kein
philosophischer Zombie!“
… Woher wusste
die Mama, dass ihr Kind kein
philosophischer Zombie ist?
… Hat die Mama das Problem
des Fremdpsychischen geknackt?
Hurra,
ich bin ein
Zombie!
… ich habe nie
Zahnschmerzen
… leider weiß
ich aber auch
nicht, wie Eis
schmeckt
Was genau ist eigentlich
ein philosophischer Zombie?
VerhaltensEbene
Sprachliche
Ebene
Intentionale
Ebene
ErlebensEbene
---
13
7 Wittgensteins Käfer-Argument
293 … Angenommen, es hätte Jeder eine Schachtel, darin wäre etwas,
was wir „Käfer“ nennen. Niemand kann je in die Schachtel des Andern
schauen; und Jeder sagt, er wisse nur vom
Anblick seines Käfers, was ein Käfer ist. –
Da könnte es ja sein, daß Jeder ein anderes
Ding in seiner Schachtel hätte. Ja, man
könnte sich vorstellen, daß sich ein solches
Ding fortwährend veränderte … Das Ding
in der Schachtel gehört überhaupt nicht zum
Sprachspiel; auch nicht einmal als ein Etwas: denn die Schachtel
könnte auch leer sein. (Wittgenstein, Philo. Untersuchungen 1953)
8 Pargetter-Problem
die Mama argumentiert …
♣ „… ich selbst bin kein philosophischer Zombie,
weil ich einen unmittelbaren Zugang zu meinem Erleben habe …“
♣ „… mein Kind ist auch kein philosophischer Zombie,
weil …“
Kernfrage:
Mamas
Analogie-Argument
♣ … Dürfen wir von
einem einzigen Fall (uns selbst)
auf einen weiteren einzelnen Fall
(das Kind) und dann auf den allgemeinen Fall (alle Menschen) schließen?
… das Problem des Fremdpsychischen. Die problematische
Überzeugung, dass ein anderes Individuum das Subjekt bestimmter
mentaler Zustände ist, wird weder deduktiv aus seinem Verhalten
geschlossen, noch ist sie ein induktiver Analogieschluss auf der
prekären Basis unseres eigenen Einzelfalles.
(Churchland, in: Metzinger 2, S. 191)
14
9 Kritik an der Alltagspsychologie AP
Wenn ich mich entscheide, meinen Arm zu heben, ist die Auslösung der
körperlichen Bewegung durch meinen Willensakt wirklich etwas, das
ich in mir selbst beobachten kann, oder rede ich einfach nur so, aus
purer Gewohnheit? Was meinen wir eigentlich, wenn wir von
„unserem“ Selbst sprechen – gibt es jemandem, dem es gehört? Bei
genauerem Hinsehen weist die Alltagspsychologie eine große Zahl von
Ungereimtheiten auf, und die enormen Fortschritte in der Hirnforschung, der empirischen Psychologie und der modernen
Kognitionswissenschaft haben diese deutlich zu Tage treten lassen.
(Metzinger, in: Metzinger 1, S. 14)
Beispiel:
Argument
von Paul Churchland 1981:
Die AP ist häufig begrifflich inkohärent,
empirisch unplausibel und erzielt keinen
Erkenntnisfortschritt.
Die Zuschreibung mentalistischer Begriffe unterliegt dem historischen Wandel.
Die AP ist eine inadäquate Theorie,
die unbedingt durch eine konsistente
neurowissenschaftliche Theorie ersetzt
werden sollte.
♣ … Pest galt als
Werk von Hexen
♣ … epileptischer
Anfall galt als
Besessenheit von
Dämonen
♣ … Nahtoderlebnis galt als
„Blick ins
Jenseits“
… dass die Alltagspsychologie eine radikal inadäquate Theorie unserer
inneren Aktivitäten ist, die zu verworren und mit zu vielen Mängeln
behaftet ist … (Churchland, in: Metzinger 2, S. 195)
eliminativer Materialismus EM
Eliminativer Materialismus ist die These, dass wir unsere heutige
Bezugnahme auf mentale Phänomene als eine alte Common-senseTheorie über Verhalten verstehen können, die durch eine zukünftige,
ideale Verhaltenstheorie abgelöst werden könnte, in der nur von
neurophysiologischen Phänomenen die Rede wäre. An Stelle von
Schmerzen, Angst, Gedanken, Erinnerungen und Träumen würden nur
noch Gehirnphänomene wie beispielsweise Schwankungen im Aktions15
potential und Veränderungen in bestimmten Synapsen postuliert …
„Was die Leute X’s nannten, ist nichts anderes als Y’s“ … Mentale
Phänomene sind altmodische theoretische Entitäten. (Bieri 1993, S. 45)
Seltsam! – Wenn
die EM-Theorie
stimmt, dann
fühlt Mausi
keine Schmerzen
Lustig! – Dann
ist Mausi also
ein SchmerzZombie
Nein! Ich habe
Schmerzen! –
Ich nenne es
nur anders
Aha! – Und was
hast Du davon?
Ich hab das BieriTrilemma gelöst!
Ha, ha … Aber das
phänomenale
Bewusstsein verstehst
Du dennoch nicht!
16
Montag, den 13. August
Aph 2 das psycho-physische Problem I …
– der Behaviorismus & die Identitätstheorie –
1 behavioristischer Grundgedanke
Kritik an der Introspektions-Psychologie
Die klassischen Arbeiten von J.B. Watson und B.F. Skinner waren
durch eine Kritik an Verfahren der älteren Psychologie motiviert. Die
traditionelle Psychologie hatte der Introspektion, der Selbstbeobachtung
psychischer Zustände, große Bedeutung zugebilligt. Die Behavioristen
kritisieren die Selbstbeobachtung, weil sie unzuverlässig und nicht
wissenschaftlich überprüfbar ist. (Teichert 2006, S. 53)
Kernfrage:
♣ … Können mentale Ausdrücke
vollständig übersetzt werden in Aussagen
über beobachtbares Verhalten?
♣ … Lassen sich alle mentalen Zustände
durch beobachtbares Verhalten erfassen?
Reiz-Reaktions-Modell
input
black box
output
Antwort-Option:
♣ … ontologische
Position: rigoroser
Behaviorismus
♣ … semantische
Position: logischer
Behaviorismus /
semantischer
Physikalismus
Im Zentrum des behavioristischen Interesses stehen zwei Momente:
Erstens die Reize, die aus der Umgebung auf einen Organismus
einwirken, und zweitens die Reaktionen, die der Organismus aufgrund
der Reizeinwirkung zeigt … Das Glaubensbekenntnis des Behavioristen
besagt, dass sich im Prinzip alle Formen des Verhaltens im Rahmen
dieses Modells erfassen lassen. (Teichert 2006, S. 52f)
17
2 Begriffsbestimmung
Beispiel:
Begriff: „beobachtbares
Verhalten“
♣ Pulsschlag, Blutdruck
♣ Wandern im Schwarzwald,
sich beim Philosophieren am
Kopf kratzen
♣ sich Notizen machen
zum Begriff „Bewusstsein“
♣ … physiologische Reaktionen
♣ … Körperbewegungen
♣ … Handlungen, die Körperbewegungen involvieren
♣ sich Gedanken machen
zum Begriff „Bewusstsein“
ausgeschlossen sind …
♣ … Handlungen, die keine
beobachtbaren Körperbewegungen
involvieren
1. Option
input
2. Option
output
input
output
Entweder leugnet der Behaviorist, dass es innere Vorgänge wie beispielsweise Überlegen und Nachdenken gibt. Oder er akzeptiert, dass es
solche inneren Vorgänge gibt. In diesem Fall behauptet er, dass innere
Zustände oder Vorgänge durch Beobachtung von äußeren Verhalten
zugänglich sind. Die erste Option ist radikal, aber wenig überzeugend
… Die zweite Option ist problematisch, denn die Verbindungen von
äußerem Verhalten und inneren Vorgängen sind komplex und nicht
eindeutig. So ist das Fehlen von Schmerzverhalten im Fall der Selbstbeherrschung ... nicht dazu geeignet, die Behauptung des Fehlens
entsprechender innerer Zustände zu begründen … Der Fall des
Schmerzes ist deshalb aufschlussreich, weil Schmerzzustände oft als
typische Fälle von mentalen Phänomenen angesehen werden, in denen
das Erleben in der Ich-Perspektive entscheidend ist und einen Vorrang
vor der Beobachterperspektive hat. Der Logische Behaviorismus
akzeptiert kein … Privileg der Ich-Perspektive und verzichtet auf den
Begriff des Bewusstseins. (Teichert 2006, S. 53ff)
18
3 semantischer Physikalismus
Übersetzung in Verhaltensbegriffe
… Übersetzungsvorschrift
Jeder psychologische Satz S kann in einen
Satz der physikalischen Sprache übersetzt
werden, d.h. zu jedem psychologischen Satz S gibt es einen bedeutungsgleichen Satz S’ der physikalischen Sprache. (Beckermann 2000, S. 65)
Schmerz-Zustände
Schmerz-Verhalten
was wir gewöhnlich sagen …
was wir sagen sollten …
Philo X …
Philo X …
hat Zahnschmerzen
schreit & jammert
hält sich die Wange
hat ein Loch im Zahn …
Verhaltensevidenzen garantieren das Vorliegen mentaler Phänomene.
Die Frage, ob ein mentales Phänomen vorliegt, kann durch behaviorale
Kriterien endgültig entschieden werden. Wenn jemand beispielsweise
typisches Schmerzverhalten zeigt (er schreit, er verkrampft sich …), so
ist dieses Verhalten schlüssige Evidenz dafür, daß er Schmerzen hat,
und es ist alle Evidenz, die wir brauchen, um ihm Schmerzen zuzuschreiben. Die logisch hinreichenden behavioralen Kriterien bestimmen
… unseren Begriff „Schmerz“ vollständig. (Bieri 1993, S. 16)
… immer Ärger mit
Simulanten & Stoikern
Aua!
Beispiel:
♣ Philo X ist ein schmerzgeplagter
Mensch, der Schmerzverhalten zeigt
♣ Philo Y ist ein Schauspieler, der
Schmerzverhalten spielt
♣ Philo Z ist ein schmerzgeplagter
Superstoiker, der Schmerzverhalten
geschickt verbergen kann
Übersetzung
von Aussagen über
Schmerz-Zustände
in Aussagen über
Schmerz-Verhalten
19
4 logische Analyse:
Übersetzung in Dispositionsbegriffe
… Argument gegen
Substanz& EigenschaftsDualismus-Theorien
Ryle argumentiert dafür, dass mentale
Begriffe … als Dispositionsbegriffe zu
analysieren sind. Dispositionen sind
nicht-manifeste Eigenschaften. Manifeste Eigenschaften sind
Eigenschaften, die aktuell vorliegen und beobachtet werden.
Sie können in kategorischen Sätzen (Aussagesätzen) festgestellt werden.
Dispositionen hingegen werden in contrafaktischen Konditionalsätzen
expliziert … Er vermittelt ein Wissen darüber, was unter bestimmten
Bedingungen geschehen würde. (Teichert 2006, S. 60f)
Ha ha!
Argument
von Gilbert Ryle 1949:
Mentale Entitäten sind weder
Substanzen noch Eigenschaften.
Mentale Entitäten sind Dispositionen.
5 Begriffsbestimmung
Begriff: „Disposition“
♣ … nicht-manifeste Eigenschaft
♣ … manifestiert sich nur unter
bestimmten Bedingungen
Beispiel:
Mr. Spy ist …
♣ … humorvoll
♣ … intelligent
♣ … einfühlsam
logische Struktur
Ein Problem der Verwendung
des Dispositionsbegriffs liegt
darin, dass nicht deutlich ist,
welche Beobachtungen für die
Zuschreibung einer Disposition
als notwendig und hinreichend zu
erachten sind. (Teichert 2006, S. 63)
TB
TE
D
Testbedingungen
Testergebnis
Disposition
(TB → TE) ↔ D
20
6 Typen-Identitätstheorie
Im Gegensatz zum Behavioristen akzeptiert der Identitätstheoretiker die
Rede von mentalen Zuständen. Er gesteht auch zu, dass mentale Zustände introspektiv wahrgenommen werden können … Der Identitätstheoretiker akzeptiert das Faktum, dass wir über mentale Zustände mit
Hilfe von mentalen d.h. nicht-physikalischen Begriffen sprechen. Er
behauptet aber, dass die sinnvollen mentalen Begriffe und die
physikalischen Begriffe denselben Bezugspunkt – nämlich Zustände des
Körpers – haben ... Jeder psychische Zustand (ψ-Zustand) ist identisch
mit einem physischen Zustand (ϕ-Zustand). (Teichert 2006, S. 66, 71)
Antwort-Option:
Kernfrage:
♣ … Typen♣ Die Annahme,
Identitätstheorie
dass mentale Zustände ψ
mit neuronalen Zuständen ϕ
korreliert sind, ist empirisch plausibel
♣ Wie ist
die Korrelation
genau zu verstehen?
ψ
ϕ
Identität
empirische Hypothese
Folgefrage:
… Ist die empirische
Forschung für das Bewusstseinsproblem zuständig?
Die behauptete Identität von Bewusstseins- und Gehirnzuständen ist
keine analytische, weil sich die Wahrheit der entsprechenden
Identitätssaussage nicht mit Notwendigkeit aus der Bedeutung der
eingesetzten Prädikate ergibt ... Der philosophische Kerngedanke …
besteht also darin, den Materialismus nicht als metaphysischen
Materialismus oder als logisch-begriffliche Notwendigkeit zu
formulieren, sondern schlicht als empirische Hypothese … Die These
der klassischen Identitätstheorie lautet, dass jede mentale Eigenschaft
mit einer physikalischen Eigenschaft identisch ist.
(Metzinger, in: Metzinger 2, S. 91)
21
7 Begriffsbestimmung
Begriff: „Identität“
Theorie der Semantik nach Frege
♣ … Identität der Sorte
A≡A
♣ … Identität der Sorte
A≡B
Beispiel:
♣ der Morgenstern
≡ der Morgenstern
A≡A
logisch notwendig,
analytische Identität
♣ der Morgenstern
≡ der Abendstern
A≡B
empirisch möglich,
synthetische Identität
Zwei Sätze F1a und G1a sind bedeutungsgleich,
wenn sie das gleiche Referenzobjekt haben
Auch wenn der Sinn psychologischer Prädikate ein ganz anderer ist als
der neurophysiologischer Prädikate, wird dadurch noch nicht
ausgeschlossen, dass sie bedeutungsgleich sind, weil sie auf genau
denselben Ausschnitt der Wirklichkeit Bezug nehmen. Diese Tatsache
könnte eine empirische Entdeckung sein: Wir könnten entdecken, dass
mentalistische Terme, obwohl nicht direkt in neurowissenschaftliche
Beschreibungssysteme übersetzbar, sich letztlich durch identische
Bezugsgegenstände auszeichnen. Zwei Ausdrücke können nämlich
koextensional sein, obwohl sie sich bezüglich ihrer Intension unterscheiden. (Metzinger, in: Metzinger 2, S. 92)
… implizite Annahme
einzelne bekannte Korrelationen zwischen
mentalen Zuständen ψ und neuronalen
Zuständen ϕ werden verallgemeinert.
Korrelations-Relationen werden ersetzt
durch Identitäts-Relationen.
Identitäts-Relationen
werden ergänzt durch
eine Materialismus-These.
ϕ
Asymmetrie,
ψ
kein Panpsychismus
22
8 … zu schön, um wahr zu sein
Das zentrale Argument für die Identitätstheorie liegt … darin, daß sie
eine besonders elegante Lösung für das Problem der mentalen
Verursachung liefert. Dieses Problem … ist nämlich nicht nur ein
Problem für den Substanz-, sondern auch ein Problem für den
Eigenschafts-Dualismus. (Beckermann 2000, S. 115)
Vorzüge der Identitätstheorie
ontologische Aussage:
es gibt mentale Entitäten
Eigenschaften
hohe empirische Plausibilität:
durchgängige ψ-ϕ
ϕ-Korrelationen
ontologische Sparsamkeit:
Minimum an ontologischen Entitäten
& strukturellen Annahmen
Lösung des Bieri-Trilemmas:
Verzicht auf Differenzthese
9 Chauvinismus-Einwand
… empirisches
Argument gegen
die Identitätstheorie
Stellen wir uns einen mentalen Zustand
wie den des Hungers vor und fragen
uns dann, ob andere Lebewesen als der
Mensch Hunger haben können. Gewiss werden wir diese Frage ohne
Zögern mit Ja beantworten. Stellen wir uns nun vor, dass andere Tiere
… ein Nervensystem haben, das sich von unserem unterscheidet. Wenn
ihr Nervensystem sehr verschieden ist, dann sind wahrscheinlich auch
die Zustände ihres Nervensystems sehr verschieden von den Zuständen
unseres Nervensystems. Wenn sie aber wie wir Hunger haben, obwohl
sie andere Zustände des Nervensystems haben, dann kann Hunger nicht
mit bestimmten Zuständen des Nervensystems identisch sein, sondern
verschiedene solche Zustände entsprechen bei verschiedenen Arten von
Lebewesen derselben Art von geistigem Zustand. Man spricht davon,
dass die mentalen Zustände multipel realisiert und nicht mit den
Gehirnzuständen identisch sind. (Schröder 2004, S. 83f)
23
Argument
von Hilary Putnam 1975:
Bestimmte mentale Zustände können
auch in Wesen vorkommen, die ein
völlig anders gebautes Gehirn haben.
Ich bin hungrig
– ich such jetzt
etwas Essbares!
Einwand gegen den Einwand
Kernfrage:
♣ Wie verstehen
wir den
Begriff
Antwort-Option:
„Hunger“?
♣ … Gefühl
♣ … kausale Rolle
… gute Idee: ich
bin auch hungrig
– ich such auch
etwas Essbares!
Wenn das stimmt,
dann ist die
Identitätstheorie
aber falsch
Die Identitätstheorie
ist richtig …
aber mein Hunger ist
kein MenschenHunger
Hält man daran fest, dass nichts ein mentaler Zustand von Hunger ist,
was nicht auf eine bestimmte Weise empfunden wird, lässt sich Putnams
… Überlegung, die sich auf den Hunger von Lebewesen mit einem ganz
anderen Nervensystem bezog, in Frage stellen. (Schröder 2004, S. 84)
24
Dienstag, den 14. August
Aph 3 das psycho-physische Problem II …
– die Maschinen-Funktionalismus-Theorie –
1 Grundgedanke
der Funktionalismus-Theorie
Mentale Zustände sind
keine physikalischen / neuronalen Zustände
Kernfrage:
♣ … Sind mentale Zustände
funktionale Zustände?
♣ … Ist das Wesensmerkmal
mentaler Zustände die kausale
Rolle, die sie für ein signalverarbeitendes System spielen?
Antwort-Option:
Funktionalismus
♣ … allgemein
♣ … materialistisch
♣ … immaterialistisch
Die Generalthese des Funktionalismus ist, dass mentale Zustände über
ihre kausale Rolle individuiert werden können. Das bedeutet, dass man
einen geistigen Zustand durch ein Netzwerk aus Ursache-WirkungsBeziehungen, welche ihn mit anderen geistigen Zuständen, dem
sensorischen Input und dem motorischen Output des betreffenden
Systems verknüpfen, erschöpfend beschreiben kann.
(Metzinger, in: Metzinger 2, S. 251)
allgemeiner Funktionalismus
input
ψ1
ψ2
output
interne
Verarbeitung
25
2 das Computer-Modell des Geistes
Die philosophische Grundintuition des Funktionalismus ist, dass
mentale Zustände eine Teilmenge der funktionalen Zustände eines
Systems sind und dass Geist und Körper sich in etwa wie software und
hardware zueinander verhalten. Funktionale Zustände werden durch
ihre kausale Rolle individuiert, die sie zum Beispiel in der inneren
Ökologie eines informationsverarbeitenden Systems spielen …
Physikalische Zustände realisieren mentale Zustände, sind aber nicht
generell mit ihnen identisch, weil derselbe mentale / funktionale
Zustand prinzipiell immer auch auf einer anderen hardware realisiert
sein könnte. (Metzinger, in: Metzinger 3, S. 21)
Starke KI-These
Zwei-Ebenen-Modell
Computer
Mensch
Verarbeitungsebene
software
Geist
Implementationsebene hardware
Gehirn
Könnte ich
auch mentale
Zustände
haben?
Folgefrage:
… Sind mentale Zustände
vergleichbar mit der software
eines Computers?
… Können mentale
Zustände auch auf künstlichen
Systemen realisiert sein?
Nach der starken KI ist der Computer … nicht nur ein Werkzeug zur
Erforschung des Geistes; vielmehr ist der entsprechend programmierte
Computer tatsächlich ein Geist in dem Sinne, dass von Computern mit
den richtigen Programmen im wörtlichen Sinne gesagt werden kann,
dass sie verstehen und andere kognitive Zustände haben.
(Searle, in: Metzinger 3, S. 41)
26
3 Funktionalismus vs. Identitätstheorie
… empirischkomparatives
Argument gegen
die Identitätstheorie
… wird meine Strategie sein zu zeigen,
dass Schmerz kein Gehirnzustand ist –
aus dem Grund, dass eine andere Hypothese plausibler ist … ich werde behaupten, dass Schmerz kein
Gehirnzustand im Sinne eines physikalisch-chemischen Zustands des
Gehirns ... sondern eine ganz andere Art von Zustand ist. Ich werde die
Hypothese vorschlagen, dass Schmerz … ein funktionaler Zustand eines
ganzen Organismus ist … Man überlege sich nur, was der Gehirnzustandstheoretiker tun muss, um seine Behauptungen zu begründen.
Er muss einen physikalisch-chemischen Zustand spezifizieren dergestalt, dass jeder Organismus … dann und nur dann Schmerzen hat,
wenn er (a) ein Gehirn von angemessener physikalisch-chemischer
Struktur besitzt; und wenn (b) sein Gehirn sich in diesem physikalischchemischen Zustand befindet ... Wenn wir also auch nur ein psychologisches Prädikat finden können, das klarerweise sowohl auf ein
Säugetier als auch auf einen Seepolypen angewandt werden kann
(z.B. „hungrig“), dessen physikalisch-chemisches „Korrelat“ aber in
den beiden Fällen verschieden ist, dann ist die Gehirnzustandstheorie
gescheitert. (Putnam, in: Metzinger 2, S. 377, 380f)
Materialistischer Funktionalismus
Spezialfall: Mensch
… implizite Annahme
ψ1
ψ2
ϕ1
ϕ2
sensorischer
input
motorischer
output
Funktionalismus-These
wird ergänzt durch eine
Materialismus-These
Träger der kausalen Rolle sind
komplexe neuronale Aktivierungsmuster
Die multiple Realisierbarkeit wird bis zum Extrem gedacht. Es wird
bestritten, daß eine auch nur sehr eingeschränkte Typen-Identität
zwischen funktionalen und physischen Zuständen besteht. Wenn
mentale Zustände funktionale Zustände sind, heißt das: Selbst
27
innerhalb einer biologischen Art kann derselbe mentale Zustand auf
sehr verschiedene Weise physisch realisiert sein. Ja sogar innerhalb
eines Individuums kann derselbe mentale Zustand zu verschiedenen
Zeitpunkten auf verschiedene Weise physisch realisiert sein. Nach einer
Hirnverletzung können beispielsweise zunächst nicht mehr ausführbare
Funktionen von anderen Hirnteilen übernommen werden. Die
psychophysische Typen-Identitätstheorie kann diese Plastizität in der
Realisierbarkeit mentaler Zustände nicht hinreichend erfassen.
(Brüntrup 2008, S. 100f)
Vorzüge der
Funktionalismus-Theorie
Vorzug oder Nachteil?
ontologische Aussage:
es gibt mentale Entitäten
empirische Plausibilität:
multiple Realisierbarkeit
Plastizität
ontologische Neutralität
Realisierungsbasis …
… Kohlenstoff?
… Silizium?
… Käse (Putnam)?
4 Simulations-Einwand
In der starken KI … zählen allein die Programme, und Programme sind
unabhängig von ihrer Realisierung auf bestimmten Maschinen. In der
Tat könnte … dasselbe Programm auf einer elektronischen Maschine
realisiert werden, auf einer Cartesianischen mentalen Substanz oder auf
einem Hegel’schen Weltgeist … Wenn mentale Prozesse in komputationalen Operationen auf formalen Symbolen bestehen, dann folgt
daraus, dass es keine interessanten Verbindungen mit dem Gehirn gibt
und dass die einzige Verbindung darin besteht, dass das Gehirn zufällig
eines der unbestimmt vielen Maschinenarten ist, die fähig sind, das
Programm zu instantiieren … Niemand wird annehmen, dass man
Milch … erzeugen könnte, indem man eine Computersimulation der
formalen Abläufe durchführt, die sich bei der Milcherzeugung …
finden. Wenn es aber um den Geist geht, dann wollen viele Leute,
motiviert durch ihren tief- und festsitzenden Dualismus, an ein
Mysterium glauben: Sie nehmen an, der Geist sei eine Sache formaler
Prozesse und er sei, anders als Milch … unabhängig von bestimmten
stofflichen Ursachen. (Searle, in: Metzinger 3, S. 62f)
28
5 Turing-Maschine
Jede Turing-Maschine besteht aus
… Schema einer
einer Kontrolleinheit …
Turing-Maschine
einem … Rechenband und
einem Schreib-Lese-Kopf …
Das Rechenband ist in einzelne, nebeneinander liegende Felder
unterteilt … Die Kontrolleinheit verfügt über eine sehr begrenzte
Anzahl von Operationen … Die Arbeitsweise einer Turing-Maschine
wird durch ihre Maschinentafel bestimmt. (Beckermann 2000, S. 158f)
Schema einer Turing-Maschine
Schreib-Lese-Kopf
Rechenband
Kontrolleinheit
Der Geist funktioniert wie ein Automat oder ein Computer. Der Geist
kann verschiedene Operationen durchführen. Er nimmt sensorische
Inputs auf. Er verändert in Abhängigkeit von den Inputs die internen
Zustände des Systems und er zeigt ein bestimmtes Verhalten …
(Teichert 2006, S. 93)
6 zwei skurrile
Computerprogramme
Es ist höchstens möglich, Automaten und Zombies herzustellen, die
funktional äquivalent mit Menschen sind und so tun, als ob sie eine
Innerlichkeit hätten, so daß wir sie von außen nicht mehr von
Menschen unterscheiden könnten. (Ferber 2003, S. 127)
29
ELIZA
Die Männer sind doch alle gleich.
In welcher Hinsicht?
Die bringen uns irgendwie immer
in Wut.
Hast Du vielleicht ein konkretes
Beispiel?
Naja, mein Freund hat mich dazu
gebracht, herzukommen.
Dein Freund hat Dich dazu
gebracht, herzukommen.
Hm, er sagt, ich bin immer so
depressiv.
Es tut mir leid, dass Du depressiv
bist.
Es stimmt ja, ich bin unglücklich.
Du denkst, herzukommen hilft
Dir, nicht mehr unglücklich zu
sein?
Ich brauche Hilfe. Soviel steht
schon mal fest.
Was würde es Dir bedeuten, Hilfe
zu bekommen?
Vielleicht käme ich mit meiner
Mutter besser zurecht.
Erzähl mir mehr von Deiner
Familie …
PARRY
Warum bist Du im Krankenhaus?
Ich bin ganz falsch hier.
Wer hat Dich hergebracht?
Die Polizei.
Hattest Du Schwierigkeiten?
Die Bullen sollen sich um ihr
eigenen Kram kümmern.
Was haben sie denn falsch
gemacht?
Die sollen die richtigen Leute
verhaften.
Das tun sie doch manchmal.
Die sollen diese italienischen
Gauner verhaften.
Bist Du Italiener?
Ich bin britischer Abstammung,
aber hier geboren.
Kennst Du irgendwelche
italienischen Gauner?
Ich gebe mich nicht mit Gangstern
ab.
Fürchtest Du Dich vor
Gangstern?
Die Mafia ist am schlimmsten.
Hast Du Verbindungen zur
Mafia? …
Oft sind auch psychiatrisch geschulte Gutachter anhand der ihnen
vorgelegten Dialoge nicht in der Lage, PARRY als eine Maschine zu
identifizieren. Selbst dann, wenn sie selbst schriftlich die Fragen an
PARRY stellen dürfen und ihnen die Antworten zugestellt werden,
kommt es zu falschen Einschätzungen ... Der Gegenpart zu PARRY ist
ELIZA … Das eigentlich überraschende für Weizenbaum war nicht
einmal die mangelnde Fähigkeit vieler menschlicher „Patienten“, den
nicht-natürlichen Kommunikationspartner in diesem Dialog als solchen
zu identifizieren … Viele von ihnen fühlten sich nach dieser
„Unterhaltung“ sehr viel besser … (Urchs 2002, S. 87f)
30
7 Einwand: das chinesische Zimmer
… semantisches
Argument gegen die
Funktionalismustheorie
Nehmen wir einmal an, ich sei in
einem Raum eingeschlossen und
man bringe mir einen dicken Packen
chinesischer Schriften. Und nehmen wir ferner an … dass ich
Chinesisch weder schreiben noch lesen könne … Angenommen ferner,
ich bekomme nach diesem ersten Packen chinesischer Schriften einen
zweiten Packen chinesischer Manuskripte, zusammen mir einer
Anleitung, die mir sagt, welche Beziehung ich zwischen dem zweiten
Packen und dem ersten Packen herstellen soll. Die Regeln dieser
Anleitung seien in Englisch verfasst, so dass ich sie so gut wie jeder
andere, dessen Muttersprache Englisch ist, verstehen kann. Diese
Regeln ermöglichen es mir, eine Menge formaler Symbole mit einer
anderen Menge formaler Symbole in Beziehung zu setzen … Nehmen
wir nun also an, dass ich einen dritten Packen chinesischer Symbole
zusammen mit einer, wiederum in Englisch geschriebenen, Anleitung
bekomme, die es mir ermöglicht, Elemente dieses dritten Packens mit
den ersten beiden Packen in Beziehung zu setzen. Diese Regeln sagen
mir, wie ich bestimmte chinesische Symbole mit einer bestimmten Form
als Antwort auf bestimmte Formen im dritten Packen zu geben habe.
Die Leute, die mir alle diese Symbole geben, nennen, ohne dass ich dies
weiß, den ersten Packen ‚ein Skript’, den zweiten ‚eine Geschichte’ und
den dritten ‚Fragen’. Außerdem nennen sie die Symbole, die ich ihnen
als Reaktion auf den dritten Packen gebe, ‚Antworten auf die Fragen’
und die englischen Anleitungsregeln, die sie mir gaben, ‚das Programm’ … Solange man nur meine
Antworten sieht, wird niemand auf
Argument
den Gedanken kommen, dass ich
von John Searle 1980:
überhaupt kein Chinesisch könne.
(Searle, in: Metzinger 3, S. 43)
Syntaktische Kompetenz
garantiert noch nicht
semantische Kompetenz.
Ich versteh
kein
Chinesisch …
31
8 Liberalismus-Einwand
… ontologisches
Argument gegen die
Funktionalismustheorie
Auf Ned Block geht ein Gedankenexperiment zurück, das in uns die
Intuition erwecken will, dass ein
System, das sich in den gleichen funktionalen Zuständen befindet wie
ein Mensch oder ein menschliches Gehirn, trotzdem noch keinen Geist
haben muss, d.h. nichts denken, nichts fühlen, nichts empfinden muss
... Eine funktionalistische Simulation des Geistes eines Menschen, die
eben nicht nur beansprucht, den Geist zu simulieren, sondern selbst
einen Geist zu haben, weil die jeweiligen kausalen Rollen … konstitutiv
für den Geist sind, wird in einer bestimmten Zeitspanne eine Reihe von
funktionalen Zuständen durchlaufen … Nehmen wir an, dass man die
Simulation mit etwa einer Milliarde Menschen durchführen kann, und
stellen wir uns vor, die Bürger Chinas würden sich bereit erklären, diese
Simulation für eine halbe Stunde
durchzuführen. Jeder Chinese
Argument
bekommt ein Funkgerät …
von Ned Block 1978:
(Schröder 2004, S. 104f)
9 Einwand gegen den Einwand
Funktionale Zustände sind nicht
hinreichend für Bewusstsein.
Haben wir den Eindruck, dass die bloße Realisierung funktionaler
Zustände in diesem Gedankenexperiment der chinesischen Nation einen
Bewusstseinsstrom verleihen könnte, der sich jenseits der individuellen
Bewusstseinsströme vollzieht? Diese Möglichkeit mutet sehr seltsam an.
Aber woher wollen wir denn wissen, dass bestimmte funktionale Zustände nicht hinreichend für die Erzeugung eines Bewusstseinsstroms
sein können? Die Tatsache, dass keiner der
Chinesen etwas von diesem Bewusstseinsstrom
erfährt, ist sicher kein Grund, die Möglichkeit
eines solchen Stroms zu bestreiten. Die Nervenzellen unseres Gehirns erfahren wahrscheinlich
Wieso fragt
auch nichts
mich
von unserem
eigentlich
Bewusstseinsstrom.
keiner?
(Schröder 2004, S. 107)
32
Dienstag, den 14. August
Aph 4 das phänomenale Bewusstsein I …
– phänomenologische & epistemologische Aspekte –
1 Problemfelder
Kernfrage:
♣ … Gibt es nichtphysikalische Tatsachen?
♣ … Unterscheiden sich
mentale Zustände von
neuronalen Zuständen?
Antwort-Option:
nein
♣ Behavioristen
♣ Identitätstheoretiker
ja
♣ SubstanzDualisten
♣ EigenschaftsDualisten
Folgefrage:
… Wie groß ist die Reichweite einer
materialistischen Theorie des Geistes?
… Wo liegen die prinzipiellen Grenzen
des wissenschaftlichen Weltbildes?
… Gibt es tatsächlich subjektives Wissen?
„Bewusstsein“ bedeutet … heute phänomenales Bewusstsein, also … im
Sinne von Erleben und Subjektivität. (Metzinger, in: Metzinger 1, S. 16)
Es ist das Thema „Bewusstsein“, welches das Leib-Seele-Problem
wirklich vertrackt macht … Ohne das Thema „Bewusstsein“ wäre das
Leib-Seele-Problem weit weniger interessant. Mit dem Thema „Bewusstsein“ scheint es hoffnungslos zu sein … Wenn wir anerkennen, dass
eine physikalische Theorie des Mentalen den subjektiven Charakter der
Erfahrung erklären muss, dann müssten wir zugeben, dass uns keine
der gegenwärtig verfügbaren Konzeptionen einen Hinweis gibt, wie dies
geschehen könnte. Das Problem ist einzigartig.
(Nagel, in: Metzinger 1, S. 62, 72)
33
2 Begriffsbestimmung
Beispiel:
Erlebnisgehalt von …
Begriff: „Qualia“
♣ … Wahrnehmungseindrücke
♣ … Körperempfindungen
ausgeschlossen sind …
♣ Sehen, Hören, Riechen,
Schmecken, Tasten
♣ Schmerzen, Lust
♣ Stimmungen,
Emotionen, Gefühle
♣ … höherstufige Eigenschaften
von phänomenalen Eigenschaften
Beispiel:
Begriffsunterscheidung: „Qualia“
kausal abhängig von
physischen Tatsachen
♣ die Zitrone
ist gelb
♣ die Zitrone
schmeckt sauer
Qualia
haben einen
Erlebnisgehalt
„… es fühlt sich
irgendwie an …“
subjektiver
Erlebnisgehalt
der Qualia …
♣ unmittelbar?
♣ bewusst?
♣ privat?
♣ transparent?
♣ perspektivisch?
Es ist zwecklos, eine Verteidigung
des Materialismus auf irgendeine
Analyse mentaler Phänomene zu
gründen, die es versäumt, sich explizit mit ihrem subjektiven Charakter zu beschäftigen ... Das Problem
ist jedoch nicht auf exotische Fälle beschränkt; es besteht nämlich auch
zwischen zwei Personen … Selbst im Hinblick auf andere Personen ist
das Verständnis davon, wie es ist, sie zu sein, nur bruchstückhaft.
(Nagel, in: Metzinger 1, S. 64, 67, 69fn)
34
3 Fledermaus-Einwand
… phänomenologisches
Argument gegen eine
materialistische Theorie
des Geistes
… Fledermäuse … weisen … einen
Sinnesapparat und eine Reihe von
Aktivitäten auf, die von den unsrigen
so verschieden sind, dass das Problem, das ich stellen möchte, besonders
anschaulich ist … Heute wissen wir, dass die meisten Fledermäuse …
die Außenwelt primär durch Radar oder Echolotortung wahrnehmen,
indem sie das von Objekten in ihrer Reichweite zurückgeworfene Echo
ihrer raschen und kunstvoll modulierten Hochfrequenzschreie registrieren. Ihre Gehirne sind so konstruiert, dass sie die Ausgangsimpulse
mit dem darauf folgenden Echo korrelieren. Die so erhaltene
Information befähigt Fledermäuse, eine genaue Unterscheidung von
Abstand, Größe, Gestalt, Bewegung und Struktur vorzunehmen, die
derjenigen vergleichbar ist, die wir beim Sehen vornehmen. Obwohl das
Fledermaus-Radar klarerweise eine Form von Wahrnehmung ist, ist es
in seinem Funktionieren keinem der Sinne ähnlich, die wir besitzen …
Ich möchte wissen, wie es für eine Fledermaus ist, eine Fledermaus zu
sein … Wir glauben, dass Fledermäuse irgendwelche Spielarten von
Schmerz, Angst, Hunger und Verlangen fühlen, und dass sie neben dem
Radar andere, vertrautere Arten von Wahrnehmungen besitzen. Wir
glauben aber, dass diese Erlebnisse in jedem Fall auch einen
bestimmten subjektiven Charakter haben, der jenseits unserer
Fähigkeiten liegt, uns einen Begriff davon zu machen.
(Nagel, in: Metzinger 1, S. 65f)
Argument
von Thomas Nagel 1974:
… Es fühlt sich gut
an, eine
Fledermaus zu
sein!
Bewusste Erfahrungen haben
einen subjektiven Charakter.
Materialistische Theorien des
Geistes können den subjektiven
Charakter begrifflich nicht
erfassen und folglich nicht
analysieren und nicht erklären.
35
4 Begriffsbestimmung
traditioneller Begriff: „Wissen“
♣ … Q ist sprachlich formuliert
♣ … Wissensinhalt Q ist wahr
♣ … Subjekt S ist überzeugt von Q
♣ … Subjekt S hat gute Gründe für Q
Begriffsunterscheidung:
„Wissen“
Beispiel:
♣ „Ich weiß, dass phänomenale Qualitäten einen
subjektiven Gehalt haben“
♣ „Ich weiß, wie man mit
den Ohren wackelt“
♣ „Ich weiß, wie es sich
anfühlt, wenn ich Eis esse“
♣ … Wissen, dass Q
inferentieller Zusammenhang
♣ … Wissen, wie es geht
Fähigkeit
♣ … Wissen, wie es sich anfühlt
Zugang
Begriffsunterscheidung: „Tatsachen“
♣ … Begriff „grobkörnige Tatsachen“
nach Wittgenstein
Zwei Sätze F1a und G1a drücken dieselbe
Tatsache aus, wenn F und G dieselbe
Eigenschaft bezeichnen
♣ … Begriff „feinkörnige Tatsachen“
nach Frege
Beispiel:
a ≡ Feuerwehrauto
F1 ≡ bestimmte
Wellenlänge
G1 ≡ Roteindruck
Zwei Sätze F1a und G1a drücken verschiedene
Tatsachen aus, wenn F und G verschiedene
Weisen des Gegebenseins sind
36
5 Gedankenexperiment
… epistemologisches
Argument gegen eine
materialistische Theorie
des Geistes
Mary ist eine brillante Neurowissenschaftlerin, die – aus welchen Gründen
auch immer – gezwungen ist, die Welt
aus einem schwarz-weißen Raum heraus und mit Hilfe eines schwarzweißen Monitors zu erforschen. Sie spezialisiert sich auf die Neurophysiologie der Farbwahrnehmung und erwirbt auf diesem Gebiet, so
nehmen wir an, alle physikalischen Informationen, die es überhaupt zu
erlernen gibt, darüber, was geschieht, wenn wir reife Tomaten oder den
Himmel betrachten und Ausdrücke wie „rot“, „blau“ usw. verwenden
… Was wird passieren, wenn Mary ihren schwarzweißen Raum
verlassen darf oder einen Farbmonitor bekommt? Wird sie etwas lernen
oder nicht? Es scheint einfach offensichtlich zu sein, dass sie etwas
über die Welt und über unser (visuelles) Erleben der Welt lernen wird.
Dann ist es jedoch unvermeidlich, dass ihr vorheriges Wissen
unvollständig war. Aber sie hatte alle physikalischen Informationen.
Also muss es vielleicht doch mehr zu wissen geben als das, und der
Physikalismus ist falsch. (Jackson, in: Metzinger 1, S. 87)
Argument
von Frank Jackson 1982:
Es gibt eine privilegierte
Form des Wissens über
phänomenale Zustände, die
nur erworben werden kann,
indem man diese Zustände
selbst erlebt.
Materialistische Theorien
des Geistes können diese
privilegierte Form des
Wissens begrifflich nicht
erfassen und folglich nicht
analysieren und nicht
erklären.
Ich weiß etwas, was Du
nicht weißt …
So hab ich
das ja
noch nie
gesehen!
37
Alle reduktiven Erklärungen sind mit der Abwesenheit des subjektiven
Charakters der Erfahrung logisch vereinbar. Es ist widerspruchsfrei
denkbar, dass alle, in einer materialistischen Beschreibung der
Tatsachen berücksichtigten kausalen Prozesse vorliegen, aber kein
subjektives Erleben vorkommt ... Weil das so ist, kann die
reduktionistische Erklärung des Mentalen nicht vollständig gelingen.
Sie versagt angesichts der subjektiven Tatsachen und des sie
umfassenden phänomenalen Bewusstseins. (Teichert 2006, S. 137)
6 Vollständigkeit des
wissenschaftlichen Weltbildes?
Qualia sind Gegenstände des introspektiven Erlebens. Aber sind sie
auch Objekte inneren Wissens? (Metzinger, in: Metzinger 1, S. 204)
Kernfrage:
Außen-Welt
intersubjektive
Perspektive
wissenschaftliches
Weltbild
Innen-Welt
art-spezifische
Perspektive
individuelle
Perspektive
Tiere
α-Mausi
β-Mausi
Menschen
Philo X
Philo Y
Außerirdische
Mr. Spy 1
Mr. Spy 2
38
Wenn das subjektive Wissen aus der Innenperspektive eine Form von
Tatsachenwissen ist, dann scheint die Schlussfolgerung unausweichlich, dass es nicht-physikalische Tatsachen gibt, nämlich subjektive
Tatsachen. Dann aber besäße das wissenschaftliche Weltbild ein Loch
… (Metzinger, in: Metzinger 1, S. 82)
Kernfrage:
♣ … Ist das phänomenale
Bewusstsein eine stark
emergente Eigenschaft der
Makrostruktur?
♣ … Wie verhalten sich
die Makroeigenschaften
eines Systems zu seiner
Mikrostruktur?
7 emergente Eigenschaften?
Antwort-Option:
♣ … Emergenz
Die … philosophische Intuition der
Emergenztheorie besagt, dass …
man einen Monismus … mit einem
Eigenschaftsdualismus kombiniert …
In einer starken Form fügt der psycho-physische Emergentismus zwei
neue Gedanken hinzu: Geistige Eigenschaften sind genuin neuartige
Eigenschaften im physikalischen Universum, und sie waren vor ihrem
ersten Auftreten unvorhersagbar … Das Interessante an der starken
Konzeption emergenter Eigenschaften ist, dass ihr erstes Auftreten der
Theorie zufolge auch aus einer vollständigen Kenntnis aller Naturgesetze heraus nicht hätte vorhergesagt werden können …
Die erste These ist der ontologische Physikalismus: Die Gesamtheit der
konkreten Realität erschöpft sich in den von der Physik postulierten
Elementarteilchen und in Aggregaten dieser Elementarteilchen. Die
zweite These ist die Emergenz von Makroeigenschaften: Ab einer
gewissen Ebene struktureller Komplexität entstehen aus Mengen von
Mikroeigenschaften genuin neue, emergente Makro-Eigenschaften.
(Metzinger, in: Metzinger 2, S. 275)
Schwache Emergenz
Starke Emergenz
♣ … Mikrodetermination
♣ … Nichtreduzierbarkeit
unvorhersagbar, neuartig,
kausal wirksam
♣ … Mikrodetermination
♣ … Reduzierbarkeit
vollständig erklärbar aus
den Teilen & der komplexen
Anordnung der Teile
39
… das phänomenale
Bewusstsein könnte
eine stark
emergente
Eigenschaft sein
… gibt es noch andere
stark emergente
Eigenschaften in der
Natur?
… ich zitiere Nagel:
„Das Problem ist
einzigartig“
… wenn es das
einzige Phänomen
ist, dann glaub ich
nicht an eine starke
Emergenz!
… das wäre
dann ja wohl
eine creatio ex
nihilo …
… schöne
Grüße vom
SpaghettiMonster!
Philosophen machen aus jeder
Selbstverständlichkeit ein Problem
… Indem wir das Selbstverständliche
problematisieren, und nur dadurch,
gelangen wir zu einem tieferen
und besseren Verständnis der uns
umgebenden Welt und unseres
Platzes in ihr. (Walter 2006, S. 11)
40
Mittwoch, den 15. August
Aph 5 das phänomenale Bewusstsein II …
– wissenschaftstheoretische & modallogische Aspekte –
1 Problemfelder
Kernfrage:
♣ … Können wir wissenschaftlich erklären, warum ein
bestimmter neuronaler
Zustand mit einem spezifischen
Erlebnisgehalt korreliert?
Antwort-Option:
♣ … nein, das ist eine
echte Erklärungslücke
♣ … da gibt es nichts
zu erklären; das ist ein
factum brutum
Es gibt also nicht nur phänomenologische und erkenntnistheoretische
Schwierigkeiten, wenn wir das phänomenale Erleben in seinem qualitativen Gehalt und seiner Gebundenheit an individuelle Erste-PersonPerspektiven ernst nehmen wollen, sondern es ergeben sich auch fundamentale begriffliche Probleme beim Versuch es mit strengen wissenschaftlichen Methoden zu erklären. (Metzinger, in: Metzinger 1, S. 101)
Könnten tatsächlich
philosophische Zombies existieren?
Neben den phänomenologischen, erkenntnistheoretischen und
wissenschaftstheoretischen Argumenten für die Irreduzibilität des
phänomenalen Bewusstseins gibt es eine vierte Klasse, nämlich die
modalen Argumente. Die philosophische Grundintuition hinter modalen
Argumenten gegen die ontologische Reduktion der Entität „Bewusstsein“ war häufig, dass es immer möglich ist, sich widerspruchsfrei
vorzustellen … dass die physische Basis inklusive der Gesamtheit ihrer
funktionalen Zustände auch ohne das Auftreten phänomenaler
Eigenschaften existieren könnten. (Metzinger, in: Metzinger 1, S. 117)
41
2 Begriffsbestimmung
Begriff: „vollständig
explanatorische Theorie“
♣ … adäquate Erklärungen
müssen verständlich machen,
dass das erklärungsbedürftige
Ereignis zu erwarten ist.
♣ Explanandum
erklärungsbedürftige Aussage
♣ Explanans
erklärende Aussagen
In seinem Aufsatz … betont Levine bei der Beantwortung dieser Frage
zunächst, daß jede Reduktion zu einer Erklärung des reduzierten
Phänomens führen muß und daß es, wenn diese Erklärung gelingt,
tatsächlich in einem epistemischen Sinn unmöglich ist, sich
vorzustellen, daß das Explanans ohne das Explanandum vorliegt.
(Beckermann 2000, S. 406)
3 Beispiel aus der Physik
mereologische Brückenprinzipien
Beispiel:
Makrostruktur
Wasser ist
bei 20°°C flüssig
Brückenprinzipien
verbinden die Ebene
der Teile mit der
Ebene des Ganzen
Mikrostruktur
♣ Explanandum:
Warum ist Wasser
bei 20°°C flüssig?
physik.-chem. Eigenschaften
von H2O-Molekülen
Frage:
Antwort:
♣ … Können wir
verstehen, warum
Wasser bei 20°°C
flüssig ist?
♣ … ja, aus dem Explanans
(Kenntnis der Mikrostruktur
& Brückenprinzipien) folgt
notwendig das Explanandum
42
4 Analogie: phänomenales Bewusstsein
mereologische Brückenprinzipien
Beispiel:
Makrostruktur
mentaler Zustand
Brückenprinzipien
verbinden die Ebene
der Teile mit der
Ebene des Ganzen
Mikrostruktur
♣ Explanandum:
Warum fühlt sich
die Farbe „rot“ so
und so an?
neurophysiologischer
Zustand
Frage:
Antwort:
♣ … Können wir
verstehen, warum
sich der Farbeindruck „rot“ so
anfühlt, wie er
sich anfühlt?
♣ … nein, aus dem Explanans
(Kenntnis der Mikrostruktur)
folgt nicht notwendig das
Explanandum
♣ … wir kennen keine
Brückenprinzipien
Wir können das epistemische Ziel nicht genau benennen, weil wir den
Begriff des phänomenalen Bewusstseins … nicht definieren können.
Dann aber wird es uns auch schwer fallen, genauer zu sagen, was überhaupt als eine erfolgreiche empirische Erklärung des Phänomens …
gelten würde ... Es ist der Aspekt des subjektiven Erlebens … von dem
unklar ist, wie man ihn aus seinen physikalischen und funktionalen
Bedingungen heraus verstehen oder wissenschaftlich erklären könnte ...
Die Wissenschaft aber kann immer nur Funktionen erfassen. Denn das,
was etwa die Neuro- und Kognitionswissenschaften über das phänomenale Erleben herausfinden können, betrifft letztlich immer nur die
kausale Rolle von bestimmten Hirnzuständen … Die philosophische
Grundidee ist also, dass eine vollständige wissenschaftliche Erklärung
das reduzierte Phänomen durch begriffliche Zurückführung auf eine
tiefer liegende Beschreibungsebene in diesem Sinne zu einem notwendígen Phänomen machen muss. (Metzinger, in: Metzinger 1, S. 34, 102)
43
5 Einwand der Erklärungslücke
… wissenschaftstheoretisches
Argument gegen
eine materialistische
Theorie des Geistes
Wir merken in der Tat, dass die
kausale Rolle von Schmerz ein
wesentlicher Bestandteil unseres
Begriffs von Schmerz ist und dass die Entdeckung der physischen
Mechanismen, die diese kausale Rolle hervorbringen, einen
entscheidenden Aspekt dessen erklären würde, was es in Bezug auf
Schmerz zu erklären gibt. Doch unser Begriff von Schmerz umfasst
eben mehr als nur die kausale Rolle, er umfasst den qualitativen
Charakter von Schmerz, der bestimmt, wie Schmerz sich anfühlt. Und
was … unerklärt bleibt, ist, warum sich Schmerzen so anfühlen, wie sie
sich anfühlen! … Aus dem bisher Gesagten sollte deutlich geworden
sein, dass es nicht weiterhilft, Qualia mit ihren funktionalen Rollen zu
identifizieren ... Wenn wir nämlich der Meinung sind, dass Schmerzen
zu haben identisch damit ist, sich in einem bestimmten funktionalen
Zustand zu befinden, welchen Maßstab von funktionaler Ähnlichkeit
bzw. Unähnlichkeit verwenden wir, um zu beurteilen, ob ein
außerirdisches Wesen unsere qualitativen Zustände teilt?
(Levine, in: Metzinger 1, S. 108f)
Argument
von Joseph Levine 1983:
Habe ich ein
phänomenales
Bewusstsein?
Identitätstheorien und
Funktionalismustheorien
können nicht erklären,
warum mentale Zustände
notwendigerweise den
Erlebnisgehalt haben, den
sie haben.
Habe ich ein
phänomenales
Bewusstsein?
44
6 Zombie-Einwand
… modallogisches
Argument gegen
eine materialistische
Theorie des Geistes
Bewusstes Erleben ist eng mit physischen
Vorgängen in Systemen wie Gehirnen
verbunden – das steht außer Frage … Aber wie und warum führen
physische Vorgänge zu bewusstem Erleben? Warum finden diese
Vorgänge nicht „im Dunkeln“ statt, ohne von bewussten Erlebnissen
begleitet zu sein? Das ist das zentrale Mysterium des Bewusstseins …
Dem Argument zufolge ist es vorstellbar, dass ein mit einem bewussten
Wesen physisch identisches System nicht dieselben bewussten Zustände
erlebt (oder gar keine bewussten Zustände erlebt). Ein Beispiel für ein
solches System ist der Zombie: ein System, dem jedes Bewusstsein fehlt,
obwohl es physisch identisch mit einem bewussten Wesen ist … Wir
haben keinen Anlass anzunehmen, dass es tatsächlich Zombies gibt …
Gott hätte eine Zombie-Welt erschaffen können, wenn ihm danach
gewesen wäre. (Chalmers, in: Metzinger 1, S. 121)
Argument
von David Chalmers 2002:
Kann mir mal
einer erklären,
warum es mich
nicht geben soll?
Identitätstheorien und
Funktionalismustheorien
können nicht erklären,
ob und warum es keine
philosophischen Zombies gibt.
Was existiert, hängt in erster Linie davon
ab, welche Entitäten unsere besten
empirischen Theorien als existierend
annehmen müssen, um die fraglichen
Phänomene zu erklären und ihr Auftreten präzise auszusagen. Dieses
Prinzip gilt auch für mentale Entitäten … Aus den allgemeinen
Gesetzen der Neurobiologie folgt aber … für keinen möglichen Gehirnzustand, dass er eine spezifische Erlebnisqualität besitzen muss … Der
philosophische Fachterminus heißt hier „epistemische Notwendigkeit“
… (Metzinger, in: Metzinger 1, S. 22, 102)
45
7 … verrückte Qualia
sensor. input
sprachl. output
normale Qualia
Z1 Grünempfindung
„… etwas Grünes“
Z2 Rotempfindung
„… etwas Rotes“
Z1 Rotempfindung
„… etwas Grünes“
Z2 Grünempfindung
„… etwas Rotes“
Z1
„… etwas Grünes“
Z2
„… etwas Rotes“
vertauschte Qualia
fehlende Qualia
46
Wenn es philosophische Zombies gäbe, wären also nicht nur wir nicht
in der Lage, zu erkennen, daß es sich bei diesen Wesen um Zombies
handelt, sie selbst könnten dies nicht herausfinden. Denn die Zustände,
die in ihnen die Rolle von Empfindungen spielen, bringen sie dazu, von
sich zu glauben, sie hätten echte Empfindungen. Ist es wirklich sinnvoll,
anzunehmen, daß es Wesen geben kann, die nicht über wirkliche,
sondern nur über „Ersatzempfindungen“ verfügen, die mit keinerlei
qualitativen Eindrücken verbunden sind, von denen aber niemand –
nicht einmal sie selbst – herausfinden kann, daß das so ist? Wer meint,
dies sei trotz aller Probleme möglich, sollte sich klar machen, daß er
dann möglicherweise selbst nur ein Zombie ist, der von sich nur glaubt,
er hätte wirkliche Empfindungen. (Beckermann 2000, S. 174)
Kann mir mal
einer beweisen,
dass ich ein
Zombie bin?
Kann es sein, dass
die EM-Theorie
doch stimmt?
Nein, kann ich
leider nicht!
… ich weiß ja
noch nicht
einmal, ob ich
einer bin!
8 Teilzeit-Zombies
Man kann sich nämlich an der Stelle der üblichen Vollzeitzombies ohne
weiteres auch Teilzeitzombies vorstellen. Teilzeitzombies haben manchmal normale Bewusstseinszustände … zu anderen Zeiten sind sie aber
ohne Bewusstsein … Die Vorstellung von Teilzeitzombies basiert auf
denselben Voraussetzungen wie die von Vollzeitzombies. Beide setzen
nämlich nur voraus, dass geistige Prozesse prinzipiell unabhängig von
physischen Prozessen variieren können. Stellen wir uns daher vor, der
Teilzeitzombie hätte in einer Phase des Bewusstseins eine Schmerz47
empfindung. Wenig später befinde er sich wieder in dem gleichen
Zustand, doch nun ist er in einer Zombie-Phase und spürt daher keine
Schmerzen. Schließlich gibt es eine dritte Situation, in der er an die
beiden vorangegangenen Situationen zurückdenkt. Die entscheidende
Frage ist nun, ob er die Abwesenheit der Schmerzempfindung in der
zweiten Situation im Nachhinein bemerken kann. Wenn es jedoch auf
der physischen Ebene keinerlei Unterschiede zwischen beiden
Situationen geben darf, dann können auch die Unterschiede zwischen
der „schmerzhaften“ und der „schmerzlosen“ Situation von einem
Gedächtnis nicht registriert werden. (Pauen 2007, S. 130f)
9 superveniente Eigenschaften?
Kernfrage:
♣ … Ist das phänomenale Bewusstsein eine
superveniente Eigenschaft?
Antwort-Option:
♣ … Supervenienz
allgemeine Supervenienz
ψ
ϕ1
ψ1
ϕ2
ψ2
ZombieDoppelgänger
ausgeschlossen
ϕ
♣ … Wenn Philo X in der Welt W1 dieselben
physischen Eigenschaften ϕ besitzt wie Philo Y
in der Welt W2, dann haben Philo X und Philo Y
auch dieselben mentalen Eigenschaften ψ.
Die … Grundintuition der Supervenienz-Theorie besagt … Wenn alle
physikalischen Tatsachen feststehen, dann sind damit auch alle psychologischen Tatsachen festgelegt. (Metzinger, in: Metzinger, S. 245)
nomologische Supervenienz
logische Supervenienz
♣ … Seien W1 und W2 zwei
Welten mit identischen
physikalischen Naturgesetzen.
♣ … Seien W1 und W2 zwei
Welten mit identischen
logischen Gesetzen.
48
Mittwoch, den 15. August
Aph 6 das intentionale Bewusstsein I …
– Begriff „propositionale Einstellungen“
& die intentionalen Erklärungsstrategien –
1 Problemfelder
Kernfrage:
♣ … Was sind eigentlich
intentionale Zustände?
♣ … Wer besitzt überhaupt
intentionale Eigenschaften?
– Tiere? Pflanzen? Roboter?
Intentionale Zustände sind Zustände
mit „semantischen Eigenschaften“.
(Metzinger, in: Metzinger 3, S. 33)
Antwort-Option:
♣ … Intentionalität ist
eine Eigenschaft von
Beschreibungen mentaler
Zustände im Sinne einer
Erklärungsstrategie
♣ … Intentionalität ist
eine reale Eigenschaft
mentaler Zustände
2 Begriffsbestimmungen
Begriff: „Syntax“
semantische Eigenschaften …
♣ … System von Regeln
zur korrekten Verknüpfung von Zeichen
♣ … Inhalt
♣ … Referenz
♣ … Wahrheitsbedingungen
♣ … Erfüllungsbedingungen
Begriff: „Semantik“
Begriff: „Intentionalität“
♣ … Bedeutung &
Verwendung der Zeichen
49
3 Begriffsbestimmungen
Begriff: „propositionale Einstellungen“
der Begriff umfasst Angaben zu …
♣ … Inhalt
♣ … Person
♣ … zwei-stellige Relation
Beispiel:
Inhalt sei Q,
Person sei Philo X,
verschiedene Einstellungen
Philo X …
Bedingungen der Rationalität
♣ … weiß, …
♣ … vermutet, …
♣ … wünscht, …
♣ … hofft, …
♣ … befürchtet, …
♣ … behauptet, …
Propositionale Einstellungen
unterliegen bestimmten …
♣ … Wahrheitsbedingungen
♣ … Erfüllungsbedingungen
… dass Q
… bei rationalen Wesen sind
propositionale Einstellungen
voneinander abhängig
♣ … inferentielle Regeln
Beispiel:
♣ … Überzeugungen
können wahr sein
♣ … Wünsche
können sich erfüllen
Ausrichtungen
♣ Wort – Welt
♣ Welt – Wort
Beispiel:
Beispiel:
♣ … Philo X wünscht, dass Q
♣ … Philo X entdeckt, dass Q
Philo X freut sich, dass Q
♣ … Philo Y wünscht, dass Q
♣ … Philo Y entdeckt, dass Q
Philo Y ärgert sich, dass Q
Philo X ist ein rationales Wesen
Philo Y ist ein irrationales Wesen
50
4 Existenzfragen
Begriffsunterscheidung:
„reale Existenz“ &
„semantische Existenz“
Entitäten, die es …
Beispiel:
♣ … Katzen
♣ … Pegasi
♣ … auch unabhängig von uns gibt
♣ … nur in unseren Gedanken gibt
Wir können uns … nicht nur Dinge vorstellen, die nicht vor uns liegen,
sondern auch solche, die es überhaupt nicht gibt … Solche fiktiven
Dinge sind ebenfalls semantische Gegenstände, d.h. es sind eigentlich
die Bedeutungen von Wörtern … die nun zum Gegenstand werden.
Insbesondere sind wir dank der Fähigkeit zur Vergegenständlichung in
der Lage, Götter zu schaffen und sie zu ehren. Wir können sogar das
Nichts zum Gegenstand unserer Betrachtungen machen; denn auch das
Nichts hat eine semantische Existenz. Das menschliche Bewußtsein
wird also schöpferisch, indem sich die menschliche Intentionalität
semantische Gegenstände und semantische
Tatsachen schafft. (Ferber 2003, S. 79)
Beispiel:
Person: Philo X
Einstellung: Überzeugung
verschiedene Inhalte
Philo X ist überzeugt, dass …
♣ … Eichhörnchen existieren
♣ … Pegasi existieren
♣ … Außerirdische existieren
♣ … das Spaghetti-Monster existiert
♣ … Gott existiert
♣ … das Nichts existiert
51
Es scheint immer so etwas wie ein „Pfeil der Intentionalität“ zu geben,
und dieser Pfeil kann auch auf nicht-existierende Gegenstände zeigen.
Normale Relationen haben niemals nicht-existierende Gegenstände als
zweites Argument, intentionale Beziehungen scheinen aber zumindest
manchmal diese Eigenschaft zu besitzen … Der Kern des Problems ist
jetzt, dass Intentionalität keine natürliche oder physikalische Beziehung
sein kann, weil Beziehungen zwischen existierenden und nichtexistierenden Dingen einfach keine natürlichen Beziehungen sind.
(Metzinger, in: Metzinger 3, S. 13)
5 Rationalitätskriterien
Kausalbeziehungen zwischen
intentionalen Zuständen respektieren
häufig semantische Beziehungen
zwischen ihren Inhalten bzw.
Rationalitätsprinzipien.
(Beckermann 2000, S. 276)
Beispiel:
Rationalitätskriterien
für Überzeugungen
♣ … Implikationen
♣ … Konsistenz
♣ … Wahrheit
Kausalrelation
ψ1
ψ2
… aber
wir wollen
es nicht übertreiben
Sicher wird man nicht verlangen können, dass jemand, der von etwas,
sagen wir p, überzeugt ist, auch von allem überzeugt sein muss, was
logisch aus p folgt. Aber man wird doch verlangen, dass wer p glaubt,
auch alle offensichtlichen Folgerungen aus p glaubt. Wer glaubt, dass
alle Katzen eigenwillig sind, und glaubt, dass Mietzi eine Katze ist, der
sollte auch glauben, dass Mietzi eigenwillig ist … Zweitens besagt die
Rationalitätsanforderung, dass Überzeugungen grundsätzlich konsistent
sein müssen; niemand kann offensichtlich Widersprüchliches glauben
… Drittens schließlich besagt die Rationalitätsanforderung für
Überzeugungen, dass nicht alle … Überzeugungen einer Person falsch
sein dürfen. (Beckermann 2008, S. 94)
52
6 drei Erklärungsstrategien
für besonders komplexes Verhalten
Beispiel:
Kernfrage:
♣ … Welche Erklärungsstrategien haben wir?
♣ … Wann ist eine
intentionale Erklärungsstrategie gerechtfertigt?
Antwort:
♣ … Planetenbewegungen
♣ … Computeranwendungen
♣ … Verhalten
von Menschen
Strategie …
♣ … physikalisch
♣ … funktional
♣ … intentional
Wir benutzen die intentionale Strategie nur aus Unkenntnis der wahren
Zusammenhänge. Ein uns intellektuell weit überlegenes Wesen, benötigte die intentionale Strategie
Beispiel:
überhaupt nicht … Diese äußerst
komplexe Interaktion zweier
Körper wäre rein physikalisch
♣ … Philo X ist überzeugt,
für uns nicht zu erklären. Das
dass seine Frau am Flughafen ist
Geschehen im Nervensystem
♣ … Philo X möchte gerne
der beiden Personen und die
seine Frau abholen
komplexen Interaktionen mit
der Umwelt summieren sich zu
einer Datenfülle, die für uns nicht mehr handhabbar erscheint … Wir
greifen daher auf die intentionale Strategie zurück. Die Wünsche (seine
Frau abzuholen …) in Zusammenhang mit Überzeugungen (daß sich
seine Frau am Flughafen befindet …) geben eine sehr verläßliche
Grundlage für Vorhersagen und Erklärungen. (Brüntrup 2008, S. 120)
Argument
von Daniel Dennett 1971:
Intentionalität ist eine Eigenschaft von
Beschreibungen mentaler Zustände im
Sinne einer erfolgreichen Erklärungsstrategie bei Wissensdefiziten.
Die Zuschreibungen intentionaler
Zustände sind explanatorisch nützlich,
denn sie erlauben Vorhersagen.
Die Alltagspsychologie
… liefert eine
instrumentalistisch
gerechtfertigte
Beschreibung der
Wirklichkeit.
(Brüntrup 2008, S. 115)
53
7 Gedankenexperiment
… epistemisches Argument
für eine
realistische Deutung
intentionaler Zustände
Dennett führt fiktiv einen Superwissenschaftler von einer fremden,
uns überlegenen Zivilisation ein,
der allein aufgrund von Daten auf der physischen Ebene alle
Bewegungen von Herrn X im Detail voraussagen kann. Aus der
Perspektive dieses Superwissenschaftlers muß es geradezu als magisch
erscheinen, daß ein Mensch mittels der intentionalen Strategie mit
einem Mindestmaß an Information die Bewegungen von Herrn X über
Stunden hinweg vorhersagen kann. Die einzige Erklärung für diesen
Erfolg der intentionalen Strategie besteht nach Dennett darin, daß sie
auf abstrakte Weise reale kausale Muster in der Welt herausgreift.
(Brüntrup 2008, S. 120)
Ich weiß gemäß
meiner
physikalischen
Erklärungsstrategie
genau, was Philo X
tun wird.
Argument
von Daniel Dennett 1981:
Intentionale Erklärungen
greifen real existierende kausale
Muster in der Welt heraus.
Intentionalität ist eine reale
Eigenschaft mentaler Zustände.
Ein System ist genau dann
ein intentionales System,
wenn sich in seinem
Verhalten Muster zeigen,
die nur von der intentionalen
Einstellung aus sichtbar
werden.
Ich verstehe aber nicht,
warum Philo Z – trotz
beträchtlicher
Wissensdefizite – gemäß
seiner intentionalen
Erklärungsstrategie
ebenfalls weiß, was Philo X
tun wird.
54
8 Wer besitzt intentionale Zustände?
Was sind die Kriterien?
Dennett behauptet, daß jedes System, das durch die intentionale
Strategie erklärt werden kann, auch ein intentionales System ist.
(Brüntrup 2008, S. 118)
♣ Menschen
♣ Tiere
♣ Pflanzen
♣ Außerirdische
♣ Zombies
♣ Roboter …
Ich kann das Verhalten einer
Mausefalle zwar gemäß der
intentionalen
Erklärungsstrategie
verstehen …
… aber ist die
Mausefalle
deshalb schon ein
intentionales
System?
Da ‚Wahrheit’ ein metasprachliches
semantisches Prädikat ist und da der
Besitz von Überzeugungen die Fähigkeit erfordert, zwischen wahren
und falschen Überzeugungen unterscheiden zu können, folgt daraus
anscheinend unmittelbar, dass der Besitz von Überzeugungen
metasprachliche semantische Prädikate verlangt, und dies setzt
offensichtlich Sprache voraus. (Searle, in Perler / Wild 2005, S. 140)
… nur
sprachfähige
Wesen sind
intentionale
Systeme
… also keine
Tiere?
55
9 philosophische Zombies?
Kernfrage:
♣ … Gibt es einen
Zusammenhang
von phänomenalen
& intentionalen
Zuständen?
Antwort-Option:
♣ … Intentionalität gibt es auch
ohne phänomenale Zustände
♣ … Intentionalität kommt nur
mit phänomenalen Zuständen vor
Stellen wir uns einen
Zombie vor: Ein roboterhaftes Wesen, das sich wie ein Mensch verhält,
aber in Wirklichkeit nur eine komplexe Maschine ohne jedes bewußte
mentale Leben ist. Das Verhalten des Zombies läßt sich gemäß der
intentionalen Strategie erklären ... Während der Mensch echte Wünsche
und Überzeugungen hat, handelt es sich beim Zombie nur um eine
raffinierte Attrappe ... Searle hat deshalb zwischen echter oder genuiner
Intentionalität einerseits und Als-Ob-Intentionalität andererseits
unterschieden. (Brüntrup 2008, S. 118)
Searle sagt: „Tiere
sind intentionale
Systeme, Zombies
hingegen nicht“
Nun, die erste und wichtigste Sache ist die,
dass Überzeugungen und Wünsche nicht
nur in ein Netz anderer Überzeugungen und Wünsche eingebettet sind,
sondern … in ein Netz von Wahrnehmungen und Handlungen, und
diese sind die biologischen Grundformen der Intentionalität … Der
allgemeine Punkt ist der, dass Tiere ihre Überzeugungen andauernd auf
der Grundlage ihrer Wahrnehmungen korrigieren. Um diese
Korrekturen zu machen, müssen sie in der Lage sein, den Sachverhalt,
in dem ihre Überzeugung erfüllt wird, von einem Sachverhalt zu
unterscheiden, in dem sie nicht erfüllt wird ... Warum aber müssen wir
Überzeugungen und Wünsche überhaupt ‚postulieren’? Warum können
wir in solchen Fällen nicht einfach die Existenz von Wahrnehmungen
und Handlungen zugestehen? Die Antwort ist die, dass das Verhalten
ohne die Voraussetzung von Überzeugungen und Wünschen
unverständlich ist … (Searle, in Perler / Wild 2005, S. 140)
56
Donnerstag, den 16. August
Aph 7 das intentionale Bewusstsein II …
– Begriff „mentale Repräsentationen“
& die Sprache des Geistes –
1 Realisierung intentionaler Zustände
durch Computer-Programme?
Kernfrage:
♣ … Ist Intentionalität eine
physikalische / funktionale
Beziehung?
♣ … Kann Intentionalität
naturalisiert werden?
Antwort-Option:
♣ … nein, denn intentionale
Zustände haben einen
semantischen Gehalt.
♣ … ja, denn intentionale
Zustände & die Rationalitätskriterien können durch
Computerprogramme
realisiert werden.
Eine der entscheidenden Einsichten
… war, dass Rechnen tatsächlich
kein Hantieren mit Zahlen, sondern
ein Hantieren mit Zahlzeichen ist –
und zwar ein algorithmisches, bestimmten festgelegten Regeln folgendes
Erzeugen und Verändern von Zahlzeichen ... Rechnen besteht also
darin, dass man – ausgehend von vorhandenen Zahlzeichen – schrittweise neue Zahlzeichen erzeugt, indem man einfache Operationen in
geeigneter Weise nacheinander ausführt … Wenn man Zahlzeichen als
Muster von Spannungszuständen kleiner elektronischer Bauteile
realisiert, kann man erstens auch die einfachen Operationen, auf denen
alle Berechnungen beruhen, elektronisch realisieren. Zweitens ist es
darüber hinaus möglich, elektronische Geräte zu bauen, dass diese
Operationen genau in der Weise nacheinander ausgeführt werden, dass
das gewünschte Resultat entsteht …
In unserem Zusammenhang ist jedoch ein weiterer Punkt von entscheidender Bedeutung – die Tatsache, dass man nicht nur Rechnen,
sondern auch logisches Schließen als Veränderung und Erzeugung von
Symbolen auffassen und daher genau so
wie das Rechnen elektronisch realisieren
… arithmetische &
kann. (Beckermann 2008, S. 95f)
logische Operationen
lassen sich realisieren
57
2 Realisierung logischer Schlüsse
durch spezielle Computer-Programme
Beispiel:
Überzeugungen …
semantische Beziehungen
♣ … Implikationen
♣ … Konsistenz
syntaktischer Kalkül
ausgeschlossen ist …
syntaktische Beziehungen
♣ … Wahrheit
Inferenzprogramme … reichen allerdings nicht mehr aus, wenn es um
die Erfüllung der dritten Rationalitätsanforderung geht. Denn damit die
Überzeugungen eines Systems in der Regel wahr sind, d.h. mit seiner
Umwelt übereinstimmen, ist es offensichtlich notwendig, dass das
System über Wahrnehmungskomponenten verfügt, die es ihm
ermöglichen, Informationen über diese Umwelt aufzunehmen.
(Beckermann 2008, S. 99)
… ich zitiere Searle:
„Computer haben
zwar eine Syntax,
aber keine Semantik“
… und ich
verweise auf den
Begriff „In-derWelt-Sein“ von
Heidegger
58
3 Grundgedanke
der Repräsentationstheorie
Kernfrage:
♣ … Wie ist es möglich,
dass Kausalrelationen
zwischen intentionalen
Zuständen Rationalitätsprinzipien genügen?
Fodor zufolge kann ein Wesen tatsächlich nur dann über Wünsche,
Überzeugungen … verfügen, wenn
es die Struktur eines symbolverarbeitenden Systems besitzt, d.h.
wenn in ihm strukturierte Repräsentationen nach formalen,
struktursensitiven Regeln erzeugt und umgeformt werden.
(Beckermann 2000, S. 282)
4 Begriffsbestimmungen
Begriff: „Repräsentation“
♣ … Stellvertreter /
personale Stellvertretung
♣ … Darstellung
Beispiel:
♣ Papst,
Bundespräsident
♣ Piktogramm,
Landkarte
externe Repräsentationen
interne Repräsentationen
semiotische Repräsentationen
Zeichen
mentale Repräsentationen
Vorstellungen
Sprache
Bilder
Sprache des Geistes
Bilder im Geiste
Vorbild
Begriff: „mentale Repräsentation“
♣ … räumliche Metapher:
„sich etwas lebhaft vorstellen“
♣ … zeitliche Metapher:
„etwas vor Augen haben, als ob es gegenwärtig wäre“
59
5 Bestimmungsstücke der
mentalen Repräsentationen
Die drei wichtigsten Unterscheidungsmerkmale für Arten von mentalen
Repräsentationen sind die Natur des Trägers, der Typ von Inhalt, der
durch sie im Geist dargestellt wird, und das Format, in dem dieser Inhalt dem Subjekt präsentiert wird. (Metzinger, in: Metzinger 3, S. 195)
Begriff: „mentale
Repräsentation“
♣ … Träger
♣ … Inhalt
♣ … Format
Eines der klassischen Dogmen der
analytischen Philosophie war, dass
es letztlich keine Form von Wissen
außerhalb von Sätzen gibt.
(Metzinger, in: Metzinger 3, S. 197)
Beispiel:
Der Inhalt … könnte
… durch Aussagen oder
♣ Träger:
Begriffe gebildet werden.
Zustand eines kognitiven Subjekts …
Menschen sind jedoch
subpersonal (Gehirn)
auch wahrnehmende
personal (Mensch)
und sich körperlich
künstlicher Agent (Computer)
bewegende Wesen.
interaktiver Agent (… Umwelt)
Sowohl die Sinneswahr♣ Inhalt:
nehmung als auch die
erzeugt durch …
Körperbewegung … erSprache
zeugen auch ganz eigene
Wahrnehmungen
Typen intentionaler ZuKörperbewegungen
stände und nicht-begriff♣ Format:
liche Formen des Wissens
sprachartig
… Denn es ist eine empibildartig
risch plausible Annahme,
dass die so genannten
„höheren“ kognitiven Inhalte in unserem Geist sich schrittweise aus der
mentalen Repräsentation perzeptueller und motorischer Prozesse heraus entwickelt haben … Das Format einer Datenstruktur legt fest, auf
welche Weise Information kodiert wird … Denken wir in Worten, oder
denken wir in Bildern? (Metzinger, in: Metzinger 3, S. 195f)
60
6 Repräsentationstheorie von Fodor
Die oberste Ebene bilden die intentionalen Zustände eines Systems und
die Kausalbeziehungen, die zwischen diesen Zuständen bestehen; diese
werden eine Ebene tiefer mit Hilfe von mentalen Repräsentationen und
formalen struktursensitiven Prozessen realisiert; die Strukturen und
Prozesse auf der zweiten Ebene müssen aber – wie die Programme eines
Computers – ebenfalls implementiert sein; unter der zweiten Ebene gibt
es daher als dritte noch die physische Ebene, auf der Repräsentationen
durch physische Strukturen und formale Prozesse durch physische
Prozesse realisiert sind. (Beckermann 2000, S. 283)
Drei-Ebenen-Modell
Computer
Mensch
Computationale Ebene
Intentionalitätsebene
Algorithmische Ebene
Repräsentationsebene
Implementationsebene
Implementationsebene
Wichtig ist … daß zwischen den verschiedenen Ebenen jeweils eine
Beziehung der Multirealisierbarkeit besteht. Ebenso wie die mentalen
Repräsentationen und formalen Prozesse der zweiten Ebene auf die
unterschiedlichste Weise physisch implementiert (bzw. realisiert) sein
können, können auch intentionale Zustände durch ganz unterschiedliche mentale Repräsentationen und die kausalen Beziehungen
zwischen intentionalen Zuständen durch ganz unterschiedliche formale
Prozesse realisiert werden. (Beckermann 2000, S. 283)
Theorieteile: RT, LOT & CMP
Fodors Theorie besteht … aus zwei Thesen: der RepräsentationalismusThese, derzufolge intentionale Zustände mit Hilfe mentaler Repräsentationen realisiert sind, und der Computationalismus-These, die besagt,
daß diese Repräsentationen strukturiert sind und mit Hilfe von struktursensitiven Prozessen verarbeitet werden. (Beckermann 2000, S. 302)
61
1. Repräsentationalismus-These RT
Ein System ist genau dann in einem intentionalen Zustand des Typs
A(s) mit dem Inhalt s, wenn sich das System in einer Relation zu einer
mentalen Repräsentation R(s) befindet, die die Bedeutung s hat.
Mentale Repräsentationen sind physische Strukturen, die einen
propositionalen Inhalt haben.
Beispiel:
Beispiel:
Intentionalitätsebene
Intentionalitätsebene
Ü(p)
W(q)
Philo X ist überzeugt, dass p
Philo X wünscht, dass q
Repräsentationsebene
Repräsentationsebene
Überzeugungsspeicher
Wunschspeicher
R(p)
R(q)
Vorstellung mit dem
Inhalt p
Vorstellung mit dem
Inhalt q
Nehmen wir etwa an, dass ich beabsichtige, meine linke Hand zu heben
… Was ich dann also tue: In meine Intentionsbox lege ich ein Einzelvorkommnis eines mentalen Symbols, das bedeutet „Ich hebe meine
linke Hand.“ Und nach dem geeigneten Schütteln und Glucksen und
Rechnen und Ausüben von kausalen Kräften hebt sich dann meine
linke Hand. (Fodor, in: Metzinger 3, S. 125f)
62
2. Computationalismus-These
These einer Sprache des Geistes LOT
Mentale Repräsentationen sind strukturiert.
Diese Struktur ist für ihre Verarbeitung relevant.
Die Teile einer mentalen Repräsentation können in
verschiedenen mentalen Repräsentationen auftreten.
Mentale Repräsentationen haben eine kompositionale
Semantik. Die Bedeutung komplexer Repräsentationen ergibt
sich in regelhafter Weise aus der Bedeutung ihrer Teile.
Die Idee, dass diese mentalen Zustände, die einen Inhalt haben, auch
eine syntaktische Struktur haben – insbesondere eine Satzteilstruktur –
die dem Inhalt, den sie haben, angemessen ist – das ist es, was die
Geschichte zur Geschichte der Sprache des Geistes macht und nicht
einfach zu einer Geschichte des intentionalen Realisten.
(Fodor, in: Metzinger 3, S. 126)
These vom computationalen Charakter mentaler Prozesse CMP
Die Kausalbeziehungen zwischen intentionalen Zuständen
beruhen auf struktursensitiven Symbolverarbeitungsprozessen.
Kausalrelation
Kernfrage:
ψ1
ψ2
Beispiel:
Ü(p)
Überzeugungsspeicher
♣ … Wie können die
Kausalrelationen zwischen
intentionalen Zuständen
durch Symbolverarbeitungsprozesse realisiert werden?
W (q)
Wunschspeicher
63
7 Mentalesisch: die Sprache des Geistes
… Argument
für eine
Sprache des Geistes
„Aber warum“, fragt die Tante mit merklicher Strenge, „muss es eine Sprache
sein?“ Die Tante spricht mit der Stimme des Establishments, und ihre
Kompromisslosigkeit ist schrecklich. Sie ist aber bereit, im vorliegenden
Fall bestimmte Zugeständnisse zu machen. Erstens räumt sie ein, dass
es Überzeugungen und Wünsche gibt und dass es einen Tatsachenbezug
in ihren intentionalen Inhalten gibt … Zweitens akzeptiert die Tante die
Kohärenz des Physikalismus. Es könnte sein, dass sich Glauben und
Wünschen als Hirnzustände erweisen, und falls sie das tun, ist das in
Ordnung für die Tante. Drittens gesteht sie bereitwillig zu, dass Überzeugungen und Wünsche kausale Rollen haben und dass sichtbares
Verhalten typischerweise eine Folge komplexer Interaktionen zwischen
diesen mentalen Ursachen ist … Kurz gesagt: Die Tante erkennt, dass
psychologische Erklärungen ein Netz kausal verknüpfter intentionaler
Zustände postulieren müssen. „Aber warum“, fragt die Tante mit
merklicher Strenge, „muss es eine Sprache sein?“
(Fodor, in: Metzinger 3, S. 124)
Argument
von Jerry Fodor 1987:
… spreche ich
auch
Mentalesisch?
Kognition ist Symbolmanipulation.
Gedanken sind Ausdrücke in einer
Sprache des Geistes.
Merkmal der Sprache des Geistes
ist ihre kombinatorische Syntax und
ihre Semantik.
8 Konnektionismus-Einwand
Das intelligente Verhalten von Menschen und höheren Tieren beruht
nicht auf computerähnlichen Symbolverarbeitungsprozessen, sondern
auf den flexiblen Strukturen neuronaler Netze.
(Beckermann 2000, S. 297)
64
Donnerstag, den 16. August
Aph 8 das Problem der mentalen Verursachung I …
– die Aufwärts-Kausalität & die Abwärts-Kausalität –
1 Dualisten vs. Monisten
Ist es de facto wahr, dass Bewusstsein ein physischer Prozess ist? …
Naturalisten behaupten, dass das so ist, Dualisten bestreiten dies: Zwar
geben auch Dualisten heute im Allgemeinen zu, dass die neuronalen
Prozesse in unserem Gehirn eine notwendige Bedingung für unsere
geistigen Aktivitäten darstellen, doch sie bestreiten, dass es damit schon
getan ist: In ihren Augen muss zu den rein physischen neuronalen
Aktivitäten noch etwas hinzu kommen, das selbst nicht physisch ist,
nämlich die Eigenschaft des Bewusstseins. (Pauen 2007, S. 115)
Kernfrage:
♣ … Wie viele ontologische
Entitäten gibt es?
… Substanzen?
… Eigenschaften?
Antwort-Option:
es gibt …
♣ … zwei Entitäten
♣ … nur eine Entität
Antwort-Option:
es gibt …
Folgefrage:
♣ … Welche verschiedenen
♣ … keine Kausalität
Kausalitätsformen gibt es?
♣ … nur Aufwärts-Kausalität
♣ … nur Abwärts-Kausalität
♣ … Aufwärts- & Abwärts- Kausalität
65
2 der traditionsreiche Substanz-Dualismus
Alltagspsychologie & trad. Philosophie
☺= +
Begriff „Person“
mit Geist & Körper
keine Wechselwirkung
(keine Vertreter)
Okkasionalismus
(Malebranche)
Gott
Parallelismus
(Leibniz)
Gott
dualistischer Epiphänomenalismus
(Huxley, Haeckel)
←
Animismus
(Platon, Augustinus)
→
Interaktionismus
(Descartes, Eccles)
↔
3 grundlegende Probleme des
interaktionistischen Substanz-Dualismus
… empirisch nicht bestätigungsfähig
Auf jeden Fall ist bemerkenswert, dass in allen ausgearbeiteten
Theorien der kausalen Interaktion von Geist und Körper der Einfluss
des Geistes so gering ist, dass er unterhalb der Schwelle des empirisch
Feststellbaren liegt ... Wenn der Geist auf den Körper einwirkt, sollte
man eigentlich erwarten, dass sich dies bei einer empirischen Untersuchung der Funktionsweise des Gehirns zeigen würde. Aber ganz im
Gegenteil: Neurobiologische Untersuchungen haben bisher nirgends
einen Anhaltspunkt für das Wirken nicht-physiologischer Ursachen
ergeben. (Beckermann 2008, S. 45)
66
… mangelnde Erklärungsleistung
(1)
… die phylogenetische & ontogenetische Entwicklung
♣ Wann kommt in der phylogenetischen Entwicklung vom Tier
(nur Körper) zum Menschen (Körper & Geist) der Geist hinzu?
♣ Wann kommt in der ontogenetischen Entwicklung von der
Befruchtung der Eizelle (nur Körper) zum erwachsenen
Menschen (Körper & Geist) der Geist hinzu?
(2)
… die Verbindung zwischen
den verschiedenen Substanzen
♣ Wie kommt die Verbindung zustande?
(3)
… die temporale Nicht-Existenz / Doppel-Existenz
♣ Wo ist der Geist bei Bewusstlosigkeit?
♣ Was passiert bei multiplen Persönlichkeiten?
(4)
… ist ein Tausch von
Körper / Geist möglich?
(5)
… wieso können Gehirnläsionen
die kognitiven Fähigkeiten des Geistes beeinträchtigen?
(6)
… wozu ist so ein komplexes Gehirn erforderlich?
Warum sind Gehirnareale nur für den sensorischen Input
und den motorischen Output nicht ausreichend?
1
1
2
2
… verschlimmert die Problemlage
Wie genau kann der Wille
Körperbewegungen bewirken?
Energie kann weder plötzlich erzeugt noch vernichtet, sondern lediglich
aus der einen Form in eine andere überführt werden … Das Gesetz von
der Erhaltung der Energie, welches die kausale Geschlossenheit der
physischen Welt begründet, ist … nichts anderes als die physikalische
Version des logischen Grundsatzes, daß aus Nichts nicht etwas entstehen kann … So schreibt Spinoza: „Wenn die Menschen also sagen,
daß diese oder jene Handlung des Körpers im Geist ihren Ursprung
habe, so wissen sie nicht, was sie sagen.“
(Ferber 2003, S. 103, 139, 143)
67
4 Eigenschafts-Dualismus
vs. Eigenschafts-Monismus
ontologische Entitäten?
Antwort-Option
Ebene: ψ
mentale Entitäten
ψ
♣ … eliminativ
♣ … nicht-eliminativ
ϕ
Eigenschaften
physische Entitäten
ontologische
Abhängigkeit von
physischen Entitäten?
Antwort-Option
Abhängigkeitsverhältnis: ψ ϕ
♣ … dualistisch
♣ … monistisch
ψ
Eigenschaften
abhängig
ϕ
theoretische Reduktion
auf physische Entitäten?
ψ
ϕ
kausale Strukturen?
ϕ
Gesetzesartigkeit: ψ
ϕ
♣ … reduktiver
Physikalismus
♣ … nicht-reduktiver
Physikalismus
nomologisch
ψ
Antwort-Option
ψ
ϕ
Eigenschaften
Antwort-Option
Kausalität:
…ϕ
…ψ
…ψ
ϕ
ϕ
ψ
68
☺=
Kernfrage:
♣ … In welchem Sinne
können mentale Eigenschaften ontologisch
selbstständig sein?
Begriff „Person“
mit mentalen Eigenschaften
& physischen Eigenschaften
Antwort-Option:
♣ … Mentale Eigenschaften
sind dann ontologisch
selbstständig, wenn sie nicht
auf physische Eigenschaften
zurückgeführt werden können.
Was kann es heißen, daß mentale
Eigenschaften … auf physische
Eigenschaften … zurückgeführt
werden können? …
(I)
Mentale Eigenschaften, sind genau dann auf physische
Eigenschaften zurückführbar, wenn sie mit physischen
Eigenschaften identisch sind.
(II) Mentale Eigenschaften, sind genau dann auf physische
Eigenschaften zurückführbar, wenn sie über den physischen
Eigenschaften supervenieren?
(III) Mentale Eigenschaften, sind genau dann auf physische
Eigenschaften zurückführbar … wenn sie durch physische
Eigenschaften realisiert sind.
(Beckermann 2000, S. 203 – 205, 217)
5 … Ärger mit
der Geschlossenheitsthese?
(1) Bewußte geistige Vorkommnisse haben physische Wirkungen …
(2) Alle physischen Wirkungen haben hinreichende physische Ursachen
... (3) Die physischen Wirkungen bewußter Ursachen sind nicht immer
überdeterminiert …
Sie können Prämisse (1) zurückweisen und einen Epiphänomenalismus
oder einen psychophysischen Parallelismus akzeptieren. Ich denke, wir
würden es vorziehen, diese Auffassungen nach Möglichkeit zu
vermeiden. In anderen Bereichen der natürlichen Welt scheinen wir
schließlich keine Mechanismen zu finden, die kausale Anhängsel oder
schlichte, nicht weiter erklärbare Parallelismen involvieren. Das gibt
uns einen induktiven Grund, derartige Dinge auch nicht an der
Schnittstelle von Geist und Gehirn zu erwarten.
69
Sie können Prämisse (2) zurückweisen und bestreiten, daß die Physik
kausal vollständig ist … Letztlich geht es darum, ob wir rein bewußte
Ursachen in die Kategorie fundamentaler Grundkräfte neben der
Gravitation … aufnehmen müssen?
Sie können sogar Prämisse (3) zurückweisen und statt dessen
akzeptieren, daß die physischen Wirkungen bewußter Ursachen
außerdem noch besondere physische Ursachen haben. Gemäß dieser
„Gürtel-und-Hosenträger“-Auffassung sind es immer zwei verschiedene
Ursachen … (Papineau, in: Pauen / Stephan 2002, S. 225 – 228)
Geschlossenheitsthese
stark geschlossen
nicht: Prämisse (1)
schwach geschlossen nicht geschlossen
nicht: Prämisse (3)
nicht: Prämisse (2)
ψ1
ψ2
ψ1
ψ2
ψ1
ψ2
ϕ1
ϕ2
ϕ1
ϕ2
ϕ1
ϕ2
6 starke Geschlossenheitsthese
Epiphänomenalismus
nur Aufwärts-Kausalität
Argument
von Robinson 2007:
Der Grundgedanke war … dass
die psychophysische Korrelation
ϕ1 kann sowohl ψ1 als
auf einer echten, aber exklusiv
auch ϕ2 verursachen.
aufwärtsgerichteten Form von
ψ1 und ϕ2 stehen
Kausalität beruht. Mentale Zuzueinander in Beziehung,
stände sind pure Epiphänomene,
weil sie Wirkungen einer
kausal unbedeutende Nebengemeinsamen Ursache sind.
wirkungen autonom operierender
physischer Mechanismen ...
Das würde … bedeuten, dass es nicht intentionale Zustände wie
Meinungen, Wünsche oder Willensakte sind, deren Inhalt unsere
Handlungen auslöst. (Metzinger, in: Metzinger 2, S. 323)
70
7 Einwand &
Einwand gegen den Einwand
Warum haben mentale Eigenschaften sich in biologischen Organismen
entwickelt, in Populationen verbreitet, und über Millionen von Jahren
in vielen Gattungen stabilisiert, wenn ihr Besitz mit keinerlei kausalem
Nutzen verbunden war? (Metzinger, in: Metzinger 2, S. 324)
Antwort-Option:
Beispiel:
komplex
evol. Vorteil
Gehirn
warm
evol. Vorteil
Eisbärpelz
schwer
evol. Nachteil
bewusst
evol. neutral
Es mag beispielsweise sein, dass wir einen Geist ausgebildet haben, weil
es evolutionär vorteilhaft ist, ein großes Gehirn zu haben, und es
nomologisch unmöglich ist, ein großes Gehirn zu haben, ohne über
einen Geist zu verfügen. (Walter 2006, S. 251)
8 schwache Geschlossenheitsthese
Emergenztheorie
mit Abwärts-Kausalität
Beispiel:
Begriff:
„Überdetermination“
♣ … eine Wirkung wird
durch zwei je hinreichende
Ereignisse verursacht.
♣ Tod eines Menschen, der
gleichzeitig erschossen und
von einem Blitz getroffen wird
♣ Sicherung der Hose durch
Gürtel & Hosenträger
♣ Empfängnisverhütung
durch Pille & lesbische
Liebesbeziehung
Prinzip des methodologischen Physikalismus:
Eine Kausalerklärung eines physischen Ereignisses p1, gilt dann und
nur dann als gelungen, wenn sie nur physische Ereignisse p2, p3, … pn
identifiziert, die p1 verursacht haben …
71
Prinzip der Exklusivität von Kausalerklärungen:
Für kein Ereignis e in der aktuellen Welt w* gibt es zwei oder mehr
Kausalerklärungen, die sowohl vollständig als auch voneinander
unabhängig sind. (Brüntrup 2008, S. 47, 49)
9 Einwand &
Einwand gegen den Einwand
… impliziert die Annahme von Überdetermination, daß bei Abwesenheit
der einen Ursache das Ergebnis aufgrund der anderen Ursache
dennoch eingetroffen wäre … Es scheint aber falsch zu sein zu sagen,
daß mein Arm sich auch dann bewegt hätte, wenn ich den Schmerz
nicht empfunden hätte. (Papineau, in: Pauen / Stephan 2002, S. 226)
Kernfrage:
Folgefrage:
♣ … Gibt es eine
mentale Kraft?
♣ … Ist die mentale Kraft
physikalisch unsichtbar,
aber in Verbindung mit
physikalischen Kräften
kausal wirksam?
Was beispielsweise schließt
aus, dass die von der Biologie
und der Neurophysiologie erforschten physikalischen Faktoren die
entsprechenden Wirkungen nur deshalb hervorbringen, weil sie von
nicht-physikalischen Ursachen „unterstützt“ werden, die mit naturwissenschaftlichen Methoden nicht sichtbar gemacht werden können.
(Walter 2006, S. 231)
Antwort-Option:
♣ … es gibt mentale Kräfte
ψ1
ϕ1
ϕ2
notwendig,
nicht hinreichend
notwendig,
nicht hinreichend,
nicht sichtbar
72
Freitag, den 17. August
Aph 9 das Problem der mentalen Verursachung II …
– eine Wahl zwischen Skylla & Charybdis? –
Kernfrage:
♣ … Befinden wir uns mit
dem Problem der mentalen
Verursachung zwischen
Skylla & Charybdis?
1 zwei besondere
Schreckgestalten der Mythologie
Antwort-Option:
♣ … Pro-Naturalismus
♣ … Anti-Naturalismus
Skylla und Charybdis sind zwei Meeresungeheuer aus der
griechischen Mythologie, die an der Meerenge von Messina lebten
und jeweils eine Seite der Meerenge besetzten. Skylla hatte sechs
Köpfe mit einer dreifachen Reihe Zähnen in jedem Maul und fraß
jeden, der in ihre Nähe kam. Charybdis sog dreimal am Tag das
Meereswasser ein, um es danach brüllend wieder auszustoßen.
Schiffe, die in den Sog gerieten, waren verloren. In Homers Odyssee
haust das Ungeheuer Skylla auf dem größeren der beiden sich
gegenüberstehenden Felsen der Meerenge und Charybdis unterhalb
des kleineren Felsens, auf dem ein großer Feigenbaum steht.
Zusammen sind sie zwei unvermeidliche, gleich große Übel.
Die Redewendung
„zwischen Skylla & Charybdis“
steht für eine vertrackte Situation,
in der man sich zwischen zwei
Gefahren befindet. Weicht man
der einen Gefahr aus, begibt man
sich unweigerlich in die andere.
Es gilt also, den richtigen Weg
zwischen zwei Verhängnissen
hindurch zu finden.
73
2 … die Bedrohung
unseres Selbstverständnisses
Um uns als rationale und moralische Personen begreifen zu können,
müssen wir, so scheint es, zeigen, dass es wirklich der Inhalt unserer
eigenen geistigen Zustände ist, der die entscheidende Rolle bei der
Auslösung unseres Verhaltens spielt. (Metzinger, in: Metzinger 1, S. 17)
Wenn man eine kausale Rolle der mentalen Zustände bewahren
möchte, so ist man 1. entweder auf eine Form des Naturalismus
festgelegt oder muss 2. eine eigenständige Form der mentalen Verursachung durch Psychisches einführen (z.B. Agenskausalität), oder muss
3. eine systematische Überdetermination in allen Fällen von mentaler
Verursachung annehmen. (Newen / Vogeley, in: Spät 2008, S. 93)
Antwort-Option:
♣ … AntiNaturalismus
Konsequenz:
♣ … die mentale
Verursachung ist
nicht verständlich
Antwort-Option:
♣ … ProNaturalismus
Konsequenz:
♣ … das phänomenale
Bewusstsein ist nicht
verständlich
Dass es mentale Verursachung gibt,
erscheint ganz einfach offensichtlich … Wie mentale Verursachung
funktioniert, wie sie überhaupt möglich ist, ist hingegen keinesfalls
offensichtlich … Mentale Verursachung ist ein integraler Bestandteil
unseres „manifesten Bilds“ der Wirklichkeit. Wir scheinen gar nicht
anders zu können als uns als eigenverantwortlich und frei handelnde
Akteure zu verstehen … (Walter 2006, S. 11f)
74
3 die Bewusstseins-Aporie
Warum wollen Naturalisten
unbedingt Naturalisten bleiben?
Das Grundproblem dualistischer Leib-Seele-Theorien besteht in der
genauen Beschreibung des Mechanismus der psychophysischen
Kausalität. Das Hauptproblem für den Dualisten ist, dass er mindestens
zwei Klassen von Kausalrelationen und damit zwei Klassen von
Gesetzen voraussetzen muss. Die erste Klasse von kausalen Gesetzen
verknüpft die Ereignisse innerhalb der physikalischen Welt zu einem
Netz. Die zweite Klasse wird durch die Gesetze gebildet, die die innere
Natur der psychophysischen Korrelationen beschreiben.
(Metzinger, in: Metzinger 2, S. 130f)
Kernfrage:
♣ … kausale Strukturen
♣ … psycho-physische
Korrelationen
Erste-Person-Perspektive
Ist Wissen über
Korrelationen
zwischen
physischen &
psychischen
Zuständen
durch Introspektion möglich?
ψ
ψ
ϕ
ϕ
Sind kausale
Strukturen
zwischen
physischen &
psychischen
Zuständen
epistemisch
zugänglich?
Dritte-Person-Perspektive
Wenn es einen Kernaspekt des Mentalen gibt, von dem es sich zeigt,
dass er aus prinzipiellen Gründen nicht an die Naturwissenschaften
übergeben werden kann, dann ist genau diese Entdeckung eine
philosophisch relevanter Erkenntnisfortschritt ... Der Versuch der
Naturalisierung ist deshalb eine legitime Strategie, um ein tieferes und
genaueres Verständnis des menschlichen Geistes zu erreichen.
(Metzinger, in: Metzinger 1, S. 23)
75
4 Emergenztheorie
ohne Geschlossenheitsthese
Die psychophysische Emergenztheorie besagt, daß mentale Eigenschaften emergente Eigenschaften sind. Sie sind real, mikrodeterminiert durch die physische Ebene, irreduzibel, unvorhersagbar,
neuartig und kausal wirksam.
(Brüntrup 2008, S. 71)
Begriff: „notwendige &
Wie … bekannt, stammt die
hinreichende Bedingungen“
intuitive Vorstellung einer
emergenten Eigenschaft von
♣ … notwendige Bedingung
dem Gedanken ab, dass ein
rein physikalisches System,
A ist notwendig für B:
das ausschließlich aus kleinen
A←B
Materieteilchen zusammengesetzt ist, ab einem gewissen
♣ … hinreichende Bedingung
Zeitpunkt genuin neuartige
Eigenschaften zeigen kann,
A ist hinreichend für B:
die seine einfacheren Bestandteile nicht besitzen, und zwar
A→B
wenn es einen bestimmten
Komplexitätsgrad in seiner
strukturellen Organisation erreicht hat … Aber was genau bedeutet es,
zu sagen, dass etwas eine emergente Eigenschaft ist? Was bedeutet es,
zu sagen, dass es eine „neuartige“ Eigenschaft ist? Was tun emergente
Eigenschaften, nachdem sie emergiert sind? … Der Emergentismus
kann nicht ohne die abwärts gerichtete Kausalität leben, aber er kann
auch nicht mit ihr leben. (Kim, in: Metzinger 2, S. 298)
Antwort-Option:
♣ … es gibt mentale Kräfte
ψ1
ϕ1
ϕ2
notwendig,
nicht hinreichend
notwendig,
nicht hinreichend,
nicht sichtbar
ϕ1 ∧ ψ1 → ϕ2
76
5 idealistische Positionen
Abkehr von einer
physikalistischen Basis-Ontologie?
Eine dem Materialismus entgegengesetzte Antwort auf das Leib-SeeleParadox ist der Idealismus. Dabei können wir zwischen einem
objektiven und einem subjektiven Idealismus unterscheiden. Der
objektive Idealismus geht auf Platon zurück … In der Neuzeit tritt der
subjektive Idealismus in den Vordergrund. (Ferber 2003, S. 128)
objektiver Idealismus
Platon
Doch so sehr sich Platon der mentalen
Verursachung bewußt war, die Energieψ
erhaltungssätze waren ihm noch unbekannt.
ϕ
Deshalb war ihm auch die Hypothese von
der kausalen Geschlossenheit der Natur noch
nicht vertraut. Das Leib-Seele-Problem stellte sich für ihn daher noch
nicht in seiner trilemmatischen Schärfe. (Ferber 2003, S. 131)
subjektiver Idealismus
Berkeley
Grundbegriff
♣ … das „Ich“
♣ Der Begriff „Ich“ referiert auf die einzig
gesicherte Instanz, die auch einem rigorosen Skeptizismus nicht zum Opfer fallen
kann. Der Solipsismus ist eine empirisch
& logisch nicht widerlegbare Position.
♣ Der Begriff „Ich“ ist ein indexikalischer Begriff und daher nur bedingt
theoriefähig, weil die Vorstellungsinhalte nur durch Introspektion zu
gewinnen sind. Die Introspektion ist aber unzuverlässig und
wissenschaftlich nicht überprüfbar.
77
transzendentaler Idealismus
Kant
Ein transzendentaler Gegenstand ist ein Gegenstand, von dem keine
Erkenntnis möglich ist, der aber gleichwohl den Erscheinungen
zugrundeliegt … Kant ist … einer der ersten Philosophen, der die
Unlösbarkeit des Leib-Seele-Problems vertreten hat. Die Lösung des
„Leib-Seele-Problems“ übersteigt nämlich die theoretische Vernunft
und ist insofern erkenntnistranszendent. (Ferber 2003, S. 134)
Kants Theorie des Selbstbewusstseins lässt sich in wenigen Kernthesen
… zusammenfassen …
(K1) Das transzendentale Ich ist der formale Ausgangspunkt der
Erfahrung und nur in der Idee gegeben, während das empirische
Ich der Träger mentaler Phänomene in der Wirklichkeit ist …
(K2) … Als Bedingung der Möglichkeit der Erfahrung ist
Grundrelation der
das transzendentale Ich
Erkenntnis
prinzipiell nicht empirisch
erforschbar.
♣ … S erkennt O als A
(K3) Eine Begründung für
die Annahme, dass es ein
transzendentale Gegenstände
transzendentales Ich geben
erkennende Subjekt
muss, ist a priori aufweisbar,
zu erkennende Objekt
denn ohne die Annahme
eines solchen Ich wäre
gemäß Kant die Meinigkeit
und die Einheit der Erfahrungen, die ich mache, nicht erklärbar
… (Newen / Vogeley, in: Spät 2008, S. 98)
6 Einwände
… Argument gegen
Kants
Theorie des Geistes
Mit der Trennung von transzendentalem
und empirischem Ich führt Kant eine
Zweiweltentheorie (bzw. Zweiaspektetheorie) ein, bei der (a) die beiden Welten (bzw. Aspekte) prinzipiell
unverbunden bleiben – eine Beziehung zwischen den beiden Ichs ist
nicht bestimmbar – und bei der (b) die mentale Verursachung …
theoretisch als unerklärbar eingestuft werden muss, obwohl Kant in
seiner praktischen Philosophie die mentale Verursachung als Faktum
voraussetzt … Es ist zwar im Rahmen der praktischen Philosophie
Kants so, dass der Mensch ein autonomes Wesen ist, das aus freiem
78
Willen handeln kann. Es bleibt aber eine unüberwindbare Spannung
zwischen seinen Annahmen in der praktischen Philosophie und den
Behauptungen in der theoretischen
Philosophie bestehen … Für eine
Argument
mentale Verursachung menschlicher
von Albert Newen 2008:
Handlungen aufgrund von menschlichem Selbstbewusstsein bleibt bei
Das transzendentale Ich als
Kant strenggenommen kein Raum …
Grund der mentalen
das transzendentale Ich … ist BeVerursachung ist empirisch
dingung der Möglichkeit für die
unzugänglich.
Anwendung der Kategorie der Kausalität, so dass die Begriffe von
Die mentale Verursachung
Ursache und Wirkung nicht auf
bleibt daher unverständlich.
das transzendentale Ich angewendet
werden können. Dieses Ich ist als
abstrakte logische Einheit eine Bedingung der Möglichkeit für jedwedes
Bewusstsein. (Newen / Vogeley, in: Spät 2008, S. 99ff)
7 Gibt es einen Weg
zwischen Skylla & Charybdis?
♣ … eine konsequente
Einbeziehung der Evolution
♣ … ein vertieftes Verständnis
evolutionärer Mechanismen
Teleofunktionalismus
♣ … Theorie
der Evolution
Der Mikrofunktionalismus
orientiert sich an konnektionistischen Theorien
der mentalen Repräsentation
und an der Theorie neuronaler Netze. Seine These ist …
Mikrofunktionalismus
♣ … Theorie
neuronaler Netze
79
dass wesentliche Teile unserer mentalen Informationsverarbeitung auf
nicht-regelgeleiteten Prozessen im Gehirn beruhen, die subsymbolischer
Natur sind … Weil in einem konnektionistischen System Wissen in
Form der Verbindungsstärke zwischen einzelnen Einheiten …
gespeichert ist, sind alle funktionalen Einheiten eng miteinander
verbunden, beeinflussen sich ständig gegenseitig in ihrer Aktivität und
modifizieren auch das Muster ihrer Verbindungen permanent in
Abhängigkeit von aktuellem Input …
Ein abstrakt und ohne seine zeitliche Entfaltung beschriebener mentaler Zustand wie „Hunger“ mag multirealisierbar sein … Sie besitzen
nicht nur eine andere evolutionäre Geschichte und eine andere zeitliche
Dynamik, sondern sicher auch eine andere
Phänomenologie. Haifischhunger fühlt
sich höchstwahrscheinlich auch von
innen anders an als Menschenhunger.
(Metzinger, in: Metzinger 2, S. 389f)
… dann werde ich
auch verstehen,
warum mein Hunger
kein MenschenHunger ist!
Weiterentwicklungen des Funktionalismus versuchen, ein biologisches Verständnis von Funktionen zu entwickeln.
Funktionen sind die kausalen Rollen in
einem biologisch und evolutionär verstandenen Kontext … Diese
Konzeption des Funktionalismus bietet viele Vorteile gegenüber dem
Maschinenmodell. Bei einem Maschinenfunktionalismus war jede
Realisierung erlaubt, solange nur der abstrakte Zusammenhang
zwischen Eingabe, interner Zustand und Ausgabe isomorph abgebildet
wurde. Dagegen wurde argumentiert, daß dann die abwegigsten
Realisierungen möglich seien … Der biologische Funktionalist wendet
daher ein, daß ein physikalischer Zustand nur dann als eine
Realisierung zählt, wenn er eine funktionale Rolle in einem integrierten
Organismus übernehmen kann … Man spricht deshalb auch von einem
„teleologischen Funktionalismus“. Der mathematische Funktionsbegriff des Maschinenfunktionalismus wird also erheblich konkretisiert
im Sinne einer biologischen oder evolutionären Zweckdienlichkeit.
Bestimmte Eigenschaften von Organismen wurden aufgrund ihrer
kausalen Rolle (Funktion) selektiert. (Brüntrop S. 104f)
80
Freitag, den 17. August
Aph 10 die kognitive Geschlossenheit …
– die Frage nach den Erkenntnisgrenzen –
1 metatheoretische Reflexionen
Skepsis ist vielleicht die philosophische Grundhaltung überhaupt: Als
Fachterminus der Erkenntnistheorie bezieht sich „Skepsis“ auf die
Grundhaltung des kritischen Zweifelns, z.B. an überlieferten Dogmen
und Denkgewohnheiten, aber auch an ethisch-politischen
Wertvorstellungen … Eine begrifflich konsistente und mit den
empirischen Daten kompatible Lösung für das Leib-Seele-Problem zu
finden, ist eines der wichtigsten epistemischen Ziele der modernen
Philosophie des Geistes. (Metzinger, in: Metzinger 2, S. 463)
Kernfrage:
♣ … Ist das
Bewusstsein ein
lösbares Problem,
oder ein mystisches
Geheimnis?
Antwort-Option:
Das Bewusstsein ist …
♣ … ein natürliches Phänomen, das
prinzipiell lösbar ist.
♣ … ein natürliches Phänomen, das die
Grenzen der Erkenntnis überschreitet.
♣ … kein natürliches Phänomen, weil
sich hier der „Finger Gottes“ offenbart.
Ist es möglicher Weise
aus prinzipiellen Gründen
unmöglich, dass wir unser
epistemisches Ziel erreichen? Gibt es vielleicht eine bestimmte Klasse
von theoretischen Problemen, die menschliche Wesen grundsätzlich
nicht lösen können, weil sie durch eine systematische Beschränkung
ihrer eigenen geistigen Fähigkeiten, durch eine „kognitive
Geschlossenheit“ niemals in der Lage sein werden, die Wahrheit zu
entdecken? Vielleicht gibt es ja Erkenntnisgrenzen, die Wesen wie wir
selbst weder durch die wissenschaftliche Methode noch durch logische
Analyse und philosophische Argumentation überwinden können. Ist es
denkbar, dass wir das, was wir wissen wollen, nicht wissen können?
(Metzinger, in: Metzinger 2, S. 463)
81
2 Erklärungsproblem
Bewusstsein muss … ein Naturphänomen sein, das in natürlicher Weise
aus bestimmten Anordnungen von Materie entsteht. Sagen wir also,
dass es irgendeine Eigenschaft E gibt, die durch das Gehirn instantiiert
wird, aufgrund derer das Gehirn die Basis des Bewusstseins ist.
Entsprechend gibt es irgendeine Theorie T, die Bezug nimmt auf E und
die Abhängigkeit vollständig erklärt,
in der sich Bewusstseinszustände
ontologische
von Hirnzuständen befinden.
Abhängigkeit von
Wäre uns T bekannt, hätten wir
physischen Entitäten?
eine konstruktive Lösung für das
Leib-Seele-Problem. Die Frage ist,
ψ
ob wir jemals in der Lage sein
werden, T zu erkennen und das
Verbindung
Wesen von E zu erfassen.
(McGinn, in: Metzinger 2, S. 470)
ϕ
3 Begriffsbestimmungen
Begriff: „kognitive
Geschlossenheit“
Beispiele:
perzeptuelle Geschlossenheit
♣ sinnliche Wahrnehmung
optisches Fenster
akustisches Fenster
Ein kognitives System
vom Typ M ist kognitiv geschlossen im
Hinblick auf Eigenschaft E / Theorie T,
wenn die Begriffsstruktur, die M zur
Verfügung steht, das Verständnis von E
/ Theorie T nicht zulassen.
In unserem Bestreben, E zu identifizieren, scheinen uns zwei mögliche
Wege offen zu stehen: Wir könnten zu E gelangen, indem wir Bewusstsein direkt untersuchen, oder wir könnten uns an die Hirnforschung
wenden, um E zu finden. (McGinn, in: Metzinger 2, S. 471)
82
4 kognitive Geschlossenheit 1 & 2
… Argument 1
für die kognitive
Geschlossenheit
„Introspektion“ ist der Name des Vermögens,
durch das wir unser Bewusstsein in aller
anschaulichen Nacktheit erfassen … Aber enthüllt uns die
Introspektion auch die Eigenschaft E? … Eindeutig nicht …
Introspektion präsentiert Bewusstseinszustände nicht in irgendeiner
intelligiblen Weise als abhängig vom Gehirn. Wir können daher E nicht
durch Introspektion erkennen. (McGinn, in: Metzinger 2, S. 471f)
kognitive
Geschlossenheit
der Introspektion
Argument
von McGinn 1989:
ψ
Das Vermögen der
Introspektion ist
bezüglich E kognitiv
geschlossen.
ϕ
… Argument 2
für die kognitive
Geschlossenheit
Die Eigenschaft des Bewusstseins selbst …
ist keine beobachtbare oder wahrnehmbare
Eigenschaft des Gehirns. Man kann in ein lebendes, bewusstes Gehirn
hineinstarren, ins eigene oder in das eines anderen, und dort ein breites
Spektrum instantiierter Eigenschaften sehen … aber man wird dadurch
nicht sehen, was das Subjekt gerade erlebt, den Bewusstseinszustand
selbst. Bewusstseinszustände sind einfach keine potentiellen Wahrnehmungsgegenstände: Sie sind abhängig vom Gehirn, aber sie können
nicht beobachtet werden, indem wir
unsere Sinne aufs Gehirn lenken.
kognitive
(McGinn, in: Metzinger 2, S. 475)
Geschlossenheit
der neurowiss.
Beobachtungen
Argument
von McGinn 1989:
Neurowissenschaftliche
Beobachtungen sind
bezüglich E kognitiv
geschlossen.
ψ
ϕ
83
Perzeptuelle Geschlossenheit bedingt nicht kognitive Geschlossenheit,
da wir auf das Verfahren der Hypothesenbildung zurückgreifen
können, die Nichtbeobachtbares begrifflich fassbar macht.
(McGinn, in: Metzinger 2, S. 477)
5 kognitive Geschlossenheit 3
… Argument 3
für die kognitive
Geschlossenheit
Schlussfolgerungen nach dem Prinzip
der besten Erklärung rein physikalischer
Daten werden uns niemals aus dem physischen Bereich hinausführen
und uns dadurch dazu zwingen, Bewusstseinsbegriffe einzuführen.
Alles was physisch ist, hat eine rein physikalische Erklärung. Somit ist
die Eigenschaft des Bewusstseins kognitiv geschlossen in Bezug auf die
Einführung von Begriffen durch Schlussfolgerungen nach dem Prinzip
der besten Erklärung für die Wahrnehmungsdaten über das Gehirn …
Um die beobachteten physikalischen Daten zu erklären, brauchen wir
nur solche theoretische Eigenschaften, die einen Bezug zu diesen Daten
haben, nicht aber die Eigenschaft, die das Bewusstsein erklärt, das gar
nicht in den Daten vorkommt. Da wir das Bewusstsein nicht benötigen,
um diese Daten zu erklären, benötigen wir auch nicht die Eigenschaft,
die das Bewusstsein erklärt. Wir werden uns in unseren Erklärungen
jener Daten nie weit genug von den Wahrnehmungsdaten entfernen,
um mit dem Bewusstsein explanatorisch in Verbindung zu treten. Dies
ist in der Tat die Ursache dafür, dass uns Bewusstsein theoretisch
epiphänomenal für die Erklärung physikalischer Ereignisse erscheint.
Kein Begriff, den wir zur Erklärung der
Geschehnisse in der physischen Welt
kognitive
benötigen, wird hinreichend erklären, wie
Geschlossenheit
die physische Welt Bewusstsein produziert.
der neurowiss.
(McGinn, in: Metzinger 2, S. 477f)
Theoriebildung
Argument
von McGinn 1989:
Neurowissenschaftliche
Theorien sind
prinzipiell bezüglich E
kognitiv geschlossen.
ψ
ϕ
84
6 innere Struktur
des Erkenntnisapparates
Anschauungsbeispiel:
Einschränkung der kognitiven Fähigkeiten
nur Form
nur Farbe
Unsere Bekanntschaft mit dem Gehirn und unsere Bekanntschaft mit
dem Bewusstsein sind notwendiger Weise durch klar unterscheidbare
kognitive Fähigkeiten vermittelt, nämlich durch Wahrnehmung und
durch Introspektion. Somit unterscheidet sich die Fähigkeit, mit der wir
den einen Teil der Verbindung wahrnehmen, notwendiger Weise von
der Fähigkeit, mit der wir den anderen Teil wahrnehmen … Die
Notwendigkeit, abwechselnd zwei verschiedene Fähigkeiten einsetzen zu
müssen, erzeugt in uns eine Illusion der Unerklärbarkeit.
(McGinn, in: Metzinger 2, S. 479)
nur Wahrnehmung
nur Introspektion
ϕ
ψ
Erkenntnisgrenzen sind bedingt
durch die innere Struktur unseres Erkenntnisapparates
85
7 epistemisches Rätsel
Keine beobachtbare Eigenschaft des Gehirns kann sich als die gesuchte
Verbindungsstelle zwischen Physischem und Mentalem erweisen …
Man kann die faktische Korrelation experimentell feststellen, der
kausale Nexus zwischen Geist und Materie bleibt der Beobachtung
verschlossen und behält daher ein Moment des Unverständlichen und
Überraschenden … Wenn man die gesuchte Eigenschaft … nicht direkt
wahrnehmen kann, so läßt sie sich vielleicht theoretisch erschließen.
Das wäre allerdings nur der Fall, wenn sich innerhalb der Kette
physischer Prozesse im Gehirn Lücken auftäten, die uns dazu zwängen,
eine unbeobachtbare, kausal wirksame Entität als theoretisches Postulat
einzuführen. Solche explanatorischen Lücken im Bereich des Physischen lassen sich aber bisher nicht ausmachen. Es ist eher unwahrscheinlich, daß es sie gibt ... Ein Wesen, das zur begrifflichen Erfassung
von Gehirn und Bewusstsein nicht auf äußere Wahrnehmung und
Introspektion angewiesen wäre, könnte vielleicht … das Leib-SeeleProblem lösen. Wenn eine Problemlösung für den Menschen kognitiv
unzugänglich ist, bedeutet das noch keine absolute kognitive
Verschlossenheit … Ein Wesen ohne unsere kognitiven Begrenzungen
könnte die Natur dieses Kausalzusammenhanges durchschauen …
Der Eindruck eines tiefen Problems
wurde durch die Begrenzungen
unseres Erkenntnisapparates erIch habe die kognitiven
weckt. (Brüntrup 2008, S. 138f)
Fähigkeiten:
Wahrnehmng &
Introspektion. Warum
kann ich das
Bewusstseins-Problem
trotzdem nicht lösen?
Man benötigt die
kognitive Fähigkeit
ω
um das
BewusstseinsProblem zu lösen.
86
8 metaphysisches Rätsel?
Somit könnte das Leib-Seele-Problem … dazu verwendet werden, die
Existenz Gottes zu beweisen (kein Wunder ohne einen WunderMacher). (McGinn, in: Metzinger 2, S. 482fn)
Viel Spaß!
Vielen Dank!
87
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