Digital versus konventionellem Verpackungsdruck

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drupa Expert Article
Autor: Michael Seidl
Michael Seidl ist Verleger und Chefredakteur verschiedener Fachpublikationen in
Zentral- und Osteuropa. Darunter befinden sich Medien wie Print & Publishing,
Packging oder Visual Communication. Er verfügt über ein exzellentes Netzwerk in der
Druck- und Medienindustrie, ist ein über die Grenzen Österreichs hinaus anerkannter
Verleger Fachjournalist, Jurymitglied und Organisator verschiedener Branchenawards
sowie Mitglied mehrerer Branchenorganisationen. Als Mitbegründer der IMA –
International Media Alliance – in der Medien aus Asien, Australien und Europa in einer
Interessensgemeinschaft zusammengefasst sind, ist ihm auch ein wichtiger Schritt für
eine globale Ausrichtung gelungen.
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Digital versus konventionellem
Verpackungsdruck
Während sich der Digitaldruck in den klassischen Bereichen der Druckmedienindustrie
seinen fixen Stellenwert erobern konnte, stehen die Zeichen in der
Verpackungsindustrie noch teilweise auf abwarten anstatt loslegen. Eine Ausnahme
ist der Etikettendruckmarkt, der relativ früh mit dem Einsatz digitaler Drucktechnologie
begonnen hat.
Das liegt gleich an mehreren Faktoren: Bisher haben die passenden digitalen Systeme
gefehlt; die Anforderungen der Verpackungsindustrie sind ganz andere als in der
konventionellen Druckindustrie, und die Player in der eher konservativen
Verpackungsindustrie haben einige Zeit benötigt, die digitale Zukunft zu akzeptieren.
Doch das Blatt beginnt sich zu wenden. Immer mehr Produzenten und Auftraggeber
verstehen die Vorteile des digitalen Verpackungsdrucks und setzen sie um. Einer der
„Blockadebrecher“ war mit Sicherheit die mittlerweile legendäre Coca-Cola
Etikettenkampagne. Nur wenige Monate später folgte beispielsweise Ferrero mit
seinen unterschiedlichen Nutella Etiketten.
Der Markt wächst
Das Volumen des weltweiten Druckmarktes soll aktuellen Schätzungen zufolge bis
2020 von derzeit etwa 407 Milliarden Euro wieder auf 420 Milliarden anwachsen –
nach dem gewaltigen Einbruch in den Jahren zwischen 2008 und 2010 von 438
Milliarden Euro auf 407 Milliarden Euro. Die prognostizierten Zahlen verweisen auch
ganz klar darauf, dass der Verpackungsdruck der einzige Bereich ist, der signifikant
mit einem Plus von 3,3 Prozent pro Jahr wachsen und im Jahr 2020 einen Anteil am
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Gesamtkuchen von 141 Milliarden Euro haben wird. Dies beinhaltet die Werte aus den
Segmenten Faltschachtel, Etiketten und flexible Verpackung. Wirft man einen Blick
darauf, welche Druckverfahren Wachstumspotenzial haben, so sind dies der
Flexodruck mit 2,6 Prozent und der Digitaldruck mit 8 Prozent. Das gilt natürlich auch
für die Entwicklung des Digitaldrucks in der Verpackungsindustrie. Dessen Anteil am
gesamten Volumen macht derzeit 7 Prozent aus. Dabei kann der Digitaldruck den
analogen Druck sinnvoll ergänzen und gleichzeitig den Unternehmen ermöglichen,
neue Applikation zu entwickeln. Doch mehr dazu später.
„Wie sehr die digitalen Drucktechnologien die Produktionen beeinflussen werden,
hängt davon ab, wie schnell die Digitaldruckmaschinen zur industriellen Fertigung von
Verpackungen entwickelt werden. Ein weiterer – sehr wesentlicher – Einflussfaktor
sind die Kosten der Anschaffung, Instandhaltung, Wartung und die Kosten der
Druckfarben. Zudem ist es bis jetzt noch nicht gelungen, alle Pantone-Farben mit dem
Digitaldruck abzudecken. Auch der Druck auf gestrichenen Papieren (Trocknung) stellt
nach wie vor eine große Herausforderung dar. Wenn diese Herausforderungen gelöst
sind, wird der digitale Verpackungsdruck die Produktionen maßgeblich beeinflussen,
wenn nicht sogar revolutionieren,“ Hubert Marte, Forum Wellpappe Österreich.
Ergänzend sei angeführt, dass der Report "The Future of Package Printing to 2019
von Vlad Savinov, Smithers Pira, 2014” beim Digitaldruck mit einem erwarteten
jährlichen Wachstum von 17 Prozent rechnet. Es ist damit das am schnellsten
wachsende Verfahren im Verpackungsdruck und soll im Jahr 2019 voraussichtlich ein
Volumen von 19 Milliarden US-Dollar erreichen.
Die Verpackungstrends
Die Auswahl für Konsumenten ist wesentlich größer geworden und Markenartikler
müssen große Anstrengungen erbringen, um sich vom Wettbewerberzu differenzieren
und um Marktanteile zu gewinnen. Die Verpackung spielt eine immer bedeutendere
Rolle, um Verbraucher praktisch „auf dem letzten Meter“ zu gewinnen. Verpackung
muss überzeugen, die Interaktion mit dem Konsumenten hat mit allen Sinnen zu
erfolgen. „Der weiterhin anhaltende Trend zu kleineren Verpackungseinheiten, die
immer strenger werdenden Hygienevorschriften (Zugriffsschutz) und der boomende
Online-Handel werden den Verpackungsmarkt in den nächsten Jahren weiterhin
beflügeln. Aus diesem Grund wird es aber immer wichtiger werden, dass die
Verpackungen ressourcenschonend, recyclingfähig, hochwertig bedruckt und
„intelligent“ (QR-Code, Internet der Dinge, Customizing usw.) sind“, so Hubert Marte.
„Die Entwicklung des Verpackungsmarktes ist weiterhin
gekennzeichnet
durch
Zusammenschlüsse
und
Konzentrationsprozesse
auf
der
Verarbeitungsseite.
Überkapazitäten und daraus resultierende Preiskämpfe sind an
der Tagesordnung. Ein Wachstum der gesamten Branche
hängt stark vom Verbraucherverhalten ab. Komplizierte Bildund Farbgestaltungen werden von den Kunden zur
Produktunterscheidung am POS verlangt. Das bedingt ein
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hohes Investitionsvolumen in den Wertschöpfungsprozess,“
Eduard Fischer, Managing Director, Schwarzach.
Der Blick nach Europa
Der europäische Verpackungsmarkt wächst weiter aufgrund der wachsenden
Population und nutzt alles an zur Verfügung stehender Drucktechnologie. „Dieser
Absatzmarkt, der von Konsumenten und den Marken-getriebenen Trends geprägt wird
(immer mehr Produkte in den Regalen, Mikro Segmentierung, Kundenorientierung),
beschleunigt das Wachstum des Digitaldrucks, und HP verbucht seit nun mehreren
Jahren ein zumindest doppeltes Wachstum an gedruckten Seiten“, so Francois Martin,
bei HP zuständig für das weltweite Marketing Graphic Business Solutions.
Grundsätzlich kann man den Markt – auch was die Anwendungen von digitalen
Lösungen betrifft – in vier Segmente einteilen: Etiketten, flexible Verpackung,
Faltschachtel und Wellpappe. Jeder dieser Bereiche hat seine eigene Dynamik und
Charakteristik. Der Etikettenmarkt war der erste, der die Vorteile des Digitaldrucks
erkannte und umsetzte. Die anderen Märkte folgen nun denselben Trends, aber nicht
mit derselben Geschwindigkeit und auf demselben Weg. Zwischen Etiketten und
Wellpappe liegen derzeit aktuell etwa 10 bis 12 Jahre an Anwendungszeitraum.
Die Vorteile des Digitaldrucks in der Verpackung
Die heutige Medienfragmentierung bedeutet für Konsumenten, dass sie
ununterbrochen mit Informationen und Nachrichten „bombardiert“ werden und sie
praktisch schon aus Gewohnheit ignorieren. Die Verpackung gehört wohl zu den
letzten Medien, die es schaffen, diese Ignoranz zu unterlaufen und stattdessen das
Interesse von Konsumenten zu wecken. Um dies zu erreichen, müssen Produkte aus
dem Regal hervorstechen; die Markeninhaber agieren mit schnelleren Produktzyklen
und themenbezogenen Verpackungen.
Was dem Digitaldruck in die Hände spielt, sind zudem die demografischen
Entwicklungen. Zum einen gibt es immer mehr Singlehaushalte, deren
Einkaufsverhalten (Mengen, Einkaufsbudget) sich dem von Großfamilien
unterscheidet. Aber auch die Haushalte der 50plus-Generation haben andere
Anforderungen an die Verpackung. Und darüber hinaus haben Konsumenten eine
Sensibilität in punkto finanzieller Herausforderungen als auch Umweltfragen und
Convenience. Das bedeutet für Verpackungsproduzenten, dass sie es mit einer
steigenden Anzahl von Aufträgen mit geringeren Auflagen pro Tag zu tun haben. Die
Durchlaufzeiten werden also schneller und die Produktionsplanung wird komplexer.
„Der Digitaldruck hilft den Unternehmen, sich diesen neuen
Anforderungen zu stellen und optimiert deren Produktion auch
in Bezug auf den Einsatz analoger Anlagen,“ Francois Martin, Marketing
Graphic Business Solutions, HP.
In dieselbe Richtung zielt auch die Meinung von Stephan Ratt, CEO der Ratt Pack
Gruppe in Österreich, auf die Frage nach den Einsatzgebieten für digitalen
Verpackungsdruck: „Wir sehen die Einsatzgebiete derzeit bei Kleinstserien im Non3
Food-Bereich. Die Zulieferindustrie für diesen Markt rüstet sich nun aber auch für den
Food-Bereich und steht um Teil mit riesigen Digitaldruckmaschinen in den
Startlöchern.“
Die digitale Etikettenwelt
Mehr als 1.000 Maschinen hat HP inzwischen in diesem Markt installiert, und der
Digitaldruck hat sich hier zum Mainstream entwickelt. Xeikon hat weit über 300
Anlagen am Markt und macht inzwischen mehr als 50 Prozent seiner Umsätze in der
Verpackungsindustrie. Traditionsunternehmen wie Heidelberger Druckmaschinen
haben via Gallus die digitale Fährte aufgenommen und sind Labelexpo 2015 mit der
Gallus DCS 340 auf den Digitalzug aufgesprungen. Das in einem
Gemeinschaftsprojekt mit Heidelberg/Fujifilm entwickelte Converting System ist mit
Inkjet-Druckköpfen der neuesten Generation ausgestattet und druckt in einer Qualität,
die man bisher nur aus dem Offsetbereich kennt. Geboten werden High-End-UVInkjetdruckqualität mit einer Auflösung von 1.200 dpi (native), eine Geschwindigkeit
von 50 Meter pro Minute, und die Flexibilität und Effizienz des Digitaldrucks kombiniert
mit den Vorzügen des Flexodrucks. Das Besondere an diesem Maschinensystem ist
neben der Druckqualität die Integration der Inline-Finishing-Module und der
konventionellen Weiterverarbeitung. Die Gallus DCS 340 druckt digital von der Rolle
bis zum fertiggestanzten Etikett, dies alles in einem Arbeitsdurchgang. Das
französische Unternehmen Autajon hat die erste Anlage gekauft, getestet und
mittlerweile drei weitere System bestellt.
Etikettendruckereien haben erkannt, Digitaldruck als sinnvolle Ergänzung zu den
hohen Auflagen im Flexo- oder Offsetdruck einzusetzen. Darüber hinaus lassen sich
Designs rasch ändern. Man hat den Eindruck, als würde sich Etikettendesign zum
Fashiondesign entwickeln. Da wird manche Weinflasche zur Stilikone erhoben. Und
schon kündigt sich die nächste digitale Welle an: Flexible Verpackung, Faltschachtel
und Wellpappe werden auf ihr surfen.
Flexible Verpackung
Der Markt für flexible Verpackungen ist groß und wird sich auch in den kommenden 5
Jahren digital entwickeln, ist er doch ebenfalls den gesellschaftlichen Veränderungen
unterworfen (vor allem die der extremen Mobilität). Menschen essen und trinken beim
Gehen (nomadic mobility). Der Trend in den Regalen geht eindeutig hin zu flexiblen
Verpackungen, die immer mehr die festen Verpackungen verdrängen. Das hat wohl
auch damit zu tun, dass flexible Verpackungen populärer geworden sind. Speziell im
Food-Bereich sind sie einfach zu handhaben und entsprechen dem aktuellen Trend
nach weniger Abfall und Carbon Foot Print. Den Convenience-Faktor darf man in
diesem Segment ebenfalls nicht außer Acht lassen.
Der Digitaldruck ermöglicht Herstellern flexibler Verpackungen, sich ein wachsendes
Geschäft aufzubauen. Das Rezept ist einfach: Hochwertige digital produzierte
Verpackungen mit Just-in-time Lieferung. Deshalb gewinnt die Technologie aktuell an
Dynamik, unterstützt von Projekten wie etwa der HP Indigo 20000, die mit ihrer
Einführung dem Markt ein klares Signal gegeben hat.
Das Schweizer Unternehmen O. Kleiner KG war das erste Unternehmen weltweit, das
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eine Indigo 20000 installierte und ist auf die Herstellung flexibler Verpackungen
spezialisiert. Eingesetzt werden Flexo-, Tief- und seit kurzem auch Digitaldruck. „Der
Digitaldruck gewinnt im flexiblen Verpackungsdruck immer mehr an Bedeutung“, so
CEO Martin Kleiner. „Der Quantensprung in dieser Technologie für flexible
Verpackungen wurde mit der HP Indigo 20000 vollzogen, die mit einer Druckbreite von
736 Millimeter dem flexiblen Verpackungsdruck ganz neue Möglichkeiten eröffnet.“ Die
neue Anlage ergänzt die hochvolumigen Aufträge bei der O. Kleiner KG optimal durch
die Möglichkeit, Kleinauflagen als Ergänzung zu produzieren bzw. neue Möglichkeiten
den Kunden im niederen Auflagesegment anzubieten. Als gutes Beispiel dafür sind
etwa Verschlüsse für kleine Marmeladebehälter. Während Geschmacksrichtungen wie
etwa Erdbeere in hohen Auflagen produziert werden, haben andere
Geschmacksrichtungen wie Himbeere andere Chargengrößen. Diese werden
zukünftig im Digitaldruck hergestellt. Testverpackungen oder personalisierte
Verpackungen sind weitere Anwendungen.
Bunte Faltschachtelwelt
Der Digitaldruck ist noch immer relativ neu in diesem Marktbereich der
Verpackungswelt, obwohl es mittlerweile auch hier einige wunderbare Beispiele für
Anwendungen gibt. Die Faltschachtelindustrie verwendet die Technologie eher für
kleine und differenzierende Auflagen; auch Druckaufgaben vor oder am Ende großer
konventioneller Auflagen sind ein Anwendungsbereich. Der digitale Faltschachteldruck
ist derzeit noch etwas für die „Early Birds“, also jene Anwender, die die Zeichen erkannt
haben und erste Anwendungen entwickelt haben. Als gutes Beispiel kann man Peter
Sommer von Elanders in Deutschland heranziehen, der zusammen mit Ritter Sport
Schokolade ein faszinierendes Projekt ausgeheckt hat. Eigens dafür wurde eine
Website aufgesetzt, über die Konsumenten sich ihre Rittersport Schokolade mit
personalisierter Verpackung bestellen können. Ein Gag, der sich bezahlt macht, da die
Kunden bereit sind, für diese Schokolade wesentlich mehr zu bezahlen. Bekanntheit
erhielt auch das Projekt von Mediaware in Irland, die für Microsoft
Verpackungsprojekte realisierte. Mittlerweile gibt es mehr und mehr Projekte dieser
Art, da Auftraggeber die Potenziale erkannt haben und clevere Druckereien ihnen
dabei helfen, kreative Ideen umzusetzen.
Verpackungen aus Wellpappe
Wellpappenverarbeiter waren bis dato auch eher langsam in der Akzeptanz digitaler
Drucktechnologien, mit Ausnahme jener, die Flachbettsysteme einsetzen (HP Scitex,
Durst, Mimaki, swissQprint…). Das hat aber eher den Grund, dass bis dato eher
wenige entsprechende Systeme dem Markt zur Verfügung standen. Aber das wird sich
nun relativ schnell durch Anbieter wie Bobst oder HP & KBA ändern.
Und die großen Player in der Industrie sehen inzwischen sehr wohl die Vorteile davon,
auf Wünsche von Marken schneller reagieren und somit einen besseren Service bieten
zu können. Zudem hilft der Einsatz digitaler Technologie, Abläufe zu optimieren und
eventuell auch Produktionsstätten „neu zu gestalten“ – nach dem Motto: die passende
Technologie für die passenden Aufträge.
Digitaler Gigant für Pre-Print
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Nach nicht einmal zwei Jahren Entwicklungszeit präsentierten HP & KBA in Würzburg
im November 2015 die weltweit erste HP PageWide Web Press T1100S. Die
gigantische Inkjet-Rotation mit einer Papierbahnbreite von 2,80 Metern eröffnet mit
digitalen Vordrucken der Decklage neue Möglichkeiten bei der flexiblen Produktion von
Wellpappenverpackungen in unterschiedlichen Formaten und Auflagen. „Veredler und
ihre Kunden müssen sowohl kundengerechte und effektive Verpackungen entwickeln
als auch Kosten reduzieren“, so Eric Wiesner, General Manager, PageWide Web
Press Division bei HP. „HP und KBA haben nun mit ihrer vereinten Expertise die
weltweit produktivste Rollendruckmaschine auf den Markt gebracht. Die HP PageWide
Web Press T1100S ermöglicht Veredlern im High-End-Bereich eine verbesserte
Wertschöpfung, indem sie Pre-Print und Digitaldruck in einer Maschine kombiniert.“
Als erster Kunde für die HP T1100S konnte DS Smith Packaging gewonnen werden.
Denn die Anlage bietet besonders bei kleineren und mittleren Auflagen eine deutlich
höhere Produktivität und Flexibilität als herkömmliche analoge Drucktechnologien,
kann dank ihrer hohen Produktivität von über 30.000 Quadratmeter bedruckter Fläche
pro Stunde aber auch wirtschaftlich für große Auflagen eingesetzt werden. Die Briten
nehmen das Projekt sichtlich sehr ernst, da sie schon seit einem Jahr mit einer eigens
dafür angeschafften T400 Anlage experimentieren.
Ein anderes aktuelles Beispiel für den Wellpappenmarkt kommt von Bobst. Auf der
letzten drupa im Jahr 2012 hatte CEO Jean-Pascal Bobst angekündigt, dass sein
Unternehmen eine Digitaldruckanlage entwickeln werde. Das geheimnisumwitterte
Projekt steht nun etwas mehr als drei Jahre später bei Beta-Testern im Einsatz, und
zwar bei Model in der Schweiz und bei Schumacher in Deutschland. Bei dieser
industriellen digitalen Lösung für den Druck von Verpackungen und Displays aus
Wellpappe setzt man auf die Stream Inkjet-Technologie von Kodak, die nicht nur eine
intensive Farbwiedergabe und eine der höchsten verfügbaren Druckauflösungen
bietet, sondern sie arbeitet auch mit lebensmittelkonformen Druckfarben.
Die für den digitalen Vierfarbdruck auf eine breite Palette ungestrichener und
gestrichener Wellpappen konzipierte digitale Bogendruckmaschine ermöglicht bei
hohen Geschwindigkeiten die Personalisierung sowohl kleiner als auch großer
Auflagen von Verpackungen und Displays. Bei einer außergewöhnlichen
Geschwindigkeit bis 200 Meter pro Minute liefert die neue Druckmaschine auf Bogen
bis zu einer maximalen Größe von 1,3 x 2,1 Meter eine hohe Qualität.
Die speziellen Anwendungen
Der digitale Verpackungsdruck beschränkt sich heute nicht nur auf die zuvor
angeführten Bereiche. Die Bereiche Etikettieren und Codieren lassen wir in diesem
Beitrag außen vor, da dies den Rahmen bei weitem sprengen würde. Es gibt jedoch
eine Fülle spezieller Anwendungen, die zeigen, wie vielseitig und kreativ Digitaldruck
eingesetzt werden kann. Hier zwei Beispiele.
Das deutsche Start-up Unternehmen mymuesli hat jüngst in seiner Filiale in Heidelberg
eine Heidelberg Jetmaster Dimension installiert, um mit dieser Müsliverpackungen
individuell zu bedrucken. Im Shop kann nun nicht nur das jeweilige Lieblingsmüsli
gekauft werden, sondern auch die dazugehörende Müslidose selbst mit Bild und Text
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im Laden individuell gestalten. Die Jetmaster Dimension wurde auf die speziellen
Anforderungen von mymuesli angepasst und im Heidelberger Shop des
Unternehmens installiert. Es ist die erste Maschine dieser Art, die Heidelberg direkt in
einem Verkaufsraum installiert hat.
Der Hersteller von Abfüllmaschinen KHS hat gemeinsam mit Xaar bei der belgischen
Martens Brouwerij ein Projekt realisiert, bei dem direkt auf PET Flaschen gedruckt
wird. Das digitale Direktbedruckungssystem verwendet Xaar 1002 GS6 Druckköpfe
und erzielt eine physische Auflösung von 360 dpi wobei Texte und Bilder unter
Verwendung von migrationsarmen LED Farben in 4C plus Weiß gedruckt werden. Es
können so 12.000 Flaschen pro Stunde direkt bedruckt werden. „Das System
ermöglicht uns nun, die Veränderung von Grafiken in wenigen Minuten durchzuführen
und nicht in Wochen“, meint Phil Johnson von NMP, einer KHS Tochter, die dieses
System entwickelt hat.
„Die Verwendung digitaler Technologien ermöglich der
Verpackungsindustrie durch Micro Marketing fantastische
Ergebnisse mit Kunden. Die Möglichkeit, neue Designs ´on the
fly´ auf Flaschen aufzubringen, ist ein gewaltiges
Marketingtool, das Marken die Möglichkeit bietet, ihre Produkte
zu lokalisieren, personalisieren und kundenorientiert zu
gestalten,“ Phil Johnson, Managing Director, NMP.
Die Aussichten zur drupa
Die drupa 2016 wird mit Sicherheit einige Lösungen präsentieren, die sich mit der
Implementierung digitaler Technologie in der Verpackungsindustrie beschäftigen. Als
Beispiel lässt sich Landa anführen, der diesmal wohl mit einem fertigen System für die
Produktion von Verpackungen antreten wird. Es ist eine faszinierende Branche, die
mit all diesen Entwicklungen adressiert wird. Und vor allem… dieser Markt wächst.
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Zusammenfassung
Während der Digitaldruck in den klassischen Bereichen der Druckmedienindustrie sich
seinen fixen Stellenwert erobern konnte, stehen die Zeichen dafür in der
Verpackungsindustrie noch teilweise auf abwarten anstatt loslegen. Davon
ausgenommen ist der Etikettendruckmarkt, der relativ früh mit dem Einsatz digitaler
Drucktechnologie begonnen hat.
Das resultiert wohl daraus dadurch, dass zum einen bislang oder bis vor kurzem die
passenden digitalen Systeme gefehlt haben, die Anforderungen der
Verpackungsindustrie ganz andere sind als in der konventionellen Druckindustrie und
die Player in der eher konservativen Verpackungsindustrie einige Zeit benötigten die
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digitale Zukunft zu akzeptieren. Doch es beginnt sich das Blatt zu wenden, und immer
mehr Produzenten und Auftraggeber beginnen die Vorteile des digitalen
Verpackungsdrucks zu verstehen und umzusetzen.
Das Volumen des weltweiten Druckmarktes soll aktuellen Schätzungen zufolge bis
2020 von derzeit etwa 407 Milliarden Euro auf 420 Milliarden wieder anwachsen nach
dem gewaltigen Einbruch in den Jahren zwischen 2008 und 2010 von 438 Milliarden
Euro auf 407 Milliarden Euro. Die prognostizierten Zahlen verweisen auch ganz klar
darauf, dass der Verpackungsdruck der einzige Bereich ist, der signifikant mit einem
Plus von 3,3 Prozent pro Jahr wachsen und im Jahr 2020 einen Anteil am
Gesamtkuchen von 141 Milliarden Euro haben wird.
Die Auswahl für Konsumenten ist wesentlich größer geworden und Marken müssen
wirklich große Leistungen erbringen, um sich zu unterscheiden, zu differenzieren als
auch um Marktanteile zu gewinnen. Die Verpackung spielt eine immer bedeutendere
Rolle, um Verbraucher praktisch „auf dem letzten Meter“ zu überzeugen. Sie muss
überzeugen und die Interaktion hat mit allen Sinnen zu erfolgen.
Grundsätzlich kann man den Markt – auch was die Anwendungen von digitalen
Lösungen betrifft – in vier Segmente einteilen: Etiketten, flexible Verpackung,
Faltschachtel und Wellpappe. Jeder dieser Bereiche hat seine eigene Dynamik und
Charakteristik. Der Etikettenmarkt war der erste, der die Vorteile des Digitaldrucks
erkannte und umsetzte. Die anderen Märkte folgen nun denselben Trends, aber nicht
mit derselben Geschwindigkeit und auf demselben Weg. Zwischen Etiketten und
Wellpappe liegen derzeit aktuell etwa 10 bis 12 Jahre an Anwendungszeitraum.
Was dem Digitaldruck in die Hände spielt, sind demografischen Entwicklungen. Zum
einen gibt es immer mehr Singlehaushalte, deren Einkaufserhalten (Mengen,
Einkaufsbudget) sich dem von Großfamilien unterscheidet, aber auch die Haushalte
der 50plus-Generation haben andere Anforderungen an die Verpackung. Und darüber
hinaus haben Konsumenten eine Sensibilität in punkto finanzieller Herausforderungen
als auch Umweltfragen und Convenience. Das bedeutet für Verpackungsproduzenten,
dass sie es mit einer steigenden Anzahl von Aufträgen mit geringeren Auflagen pro
Tag zu tun haben.
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