Aufbau und Entstehung römischer Heere Die römische Armee Die Legion war im römischen Reich zunächst die Bezeichnung für das gesamte Bürgerheer und später für eine Heereseinheit mit wechselnder Größe und Zusammensetzung. Die Legion bestand anfangs aus 4200 Fußsoldaten und 300 Reitern. Im 4. Jahrhundert v.Chr. fand eine Heeresform statt, in deren Folge die Legion in zehn Manipel, den taktischen Einheiten, mit je zwei Zenturien unterteilt wurde. Seit dem 3. Jahrhundert v.Chr. wurde eine Legion in zehn Kohorten mit insgesamt 30 Manipeln eingeteilt. Eine weitere Heeresform folgte unter Gaius Marius. Von da an bestand die Legion nicht mehr aus Bürgern, sondern aus freiwilligen Berufssoldaten und setzte sich aus zehn Kohorten mit je drei Manipeln zusammen. Unter Augustus bestand eine Legion aus etwa 6100 Mann Fußvolk, 700 Reitern sowie leicht bewaffneten Truppen; die ganze römische Armee umfasste 25 Legionen. Während der römischen Republik existierte ein Milizheer aus wohlhabenden Bürgern, die ihre Waffen selbst zu stellen hatten. Später öffnete sich die Armee auch für Besitzlose. Roms Kleinbauern bildeten dabei die Rekrutierungsmasse. Während der frühen Kaiserzeit entstand so ein Söldnerheer, aus dem sich im 2.Jh.n.Chr. eine Armee von Berufssoldaten entwickelte, die für 20 Jahre verpflichtet wurden. Der Limes und ein System von Kastellen unterstützten die militärischen Operationen. Bedrängt wurde das Römische Reich durch die Germanen, die meist in keilförmiger Schlachtordnung kämpften und sowohl Fußtruppen wie Reiterei einsetzten. Das Wappentier römischer Legionen war der Steinadler, der wegen seiner Größe, seiner meisterhaften Geschicklichkeit in der Luft und der Unzugänglichkeit seiner Horste in bewaldeten und bergigen Gegenden seit alters her als Symbol für Mut und Kraft gilt. In römischen Mythen wird er mit dem Gott Jupiter in Verbindung gebracht. Das Legionslager (castra) Das römische Militärlager unterscheidet man zwischen der kurzlebigen Marsch- oder Belagerungscastra mit Zelten zur Zeit der Römischen Republik und dem massiv ausgebauten römischen Standlager (castra sativa) mit Holz-, Fachwerk- oder Steinhäusern, wie es zur Verteidigung der riesigen Reichsgrenze (Limes) in der Kaiserzeit eingerichtet wurde. Polybios beschreibt im 2. Jh. v.Chr. das Marschlager für zwei Legionen (12000 Mann) als Quadrat von rund 660 Meter Seitenlänge mit abgerundeten Ecken, umgeben von Wall und Mauer. Grundsätzlich wurde die castra bevorzugt im leicht erhöhten übersichtlichen Gelände in der Nähe von Gewässern, Wäldern und Wiesen zur Wasser-, Holzund Grünfutterversorgung errichtet und wie eine römische Stadt (colonia) vermessen. Personen und Ämter im - und um - das römische Heer a) Zenturio (lat. centurio) Das Amt des Zenturio ist der höchste Rang eines Berufsoffiziers im römischen Heer. Der Zenturio befehligte eine Zenturie (lat. centuria - Hundertschaft), die ursprünglich aus hundert Männern (Sollstärke) bestand, später aber meist nur mehr als 80 Mann umfasste. Sie stellte die kleinste Kampf- und - sowohl militärische als auch politische Verwaltungseinheit des römisches Heeres dar. Zwar gab es Abstufungen in ihrer Amtsgewalt, doch waren sie mehr oder weniger gleichgestellt. Die wichtigste Position war die des primus pilus. Mit ihr war das Privileg verbunden, an den Kriegsberatungen mit den Heerestribunen und dem Befehlshaber der Legion teilzunehmen. Die Zenturienordnung wurde bereits in der frühen Republik auch Grundlage der Stimmordnung in den Zenturiatkomitien. Rechts ein Bild von Hulton Deutsch, es zeigt einen römischen Soldaten. b) Militärtribun (tribuni militum) Die Militärtribune waren die Stabsoffiziere der römischen Legionen. Die jeweils sechs Militärtribune pro Legion hatten in erster Linie administrative Aufgaben, d.h., sie waren an der Aushebung der Legionen mitbeteiligt, waren für die Regelung des Dienstbetriebes zuständig und hatten dem Feldherrn für verschiedene Aufgaben zur Verfügung zu stehen. Lediglich im Krieg erhielten sie in der Regel auch militärische Kommandos. Vorraussetzungen für den Zugang zum Amt des Militärtribuns waren mindestens ritterliche Herkunft sowie die Absolvierung einer fünf- bis zehnjährigen Militärdienstzeit. Ab dem 2. Jahrhundert n.Chr. nutzten allerdings zunehmend militärisch unerfahrene junge Männer aus der Nobilität oder dem Ritterstand das Militärtribunat als Einstieg in die höhere Ämterlaufbahn, so dass die militärische Seite des Amtes allmählich an Bedeutung verlor und an die Legionslegaten (legati legionis) überging. In der Kaiserzeit diente das Militärtribunat dann nahezu ausschließlich als Sprungbrett für eine ritterliche oder senatorische Ämterlaufbahn und war weitest gehend auf den Verwaltungsdienst reduziert. c) Dekurio (lat. decem - zehn) Der Dekurio war im alten Rom ursprünglich der Anführer einer Fußvolkoder Reitereiabteilung von zehn Mann, später Bezeichnung für die einzelnen Mitglieder des Gemeinderats (ordo decurionum) in Kolonien und Munizipien (Stadtgemeinden) römischen und latinischen Rechts. d) Soldaten (lat. miles / pedes) In der Frühzeit der Republik musste sich jeder Mann zwischen 17 und 46 Jahren, der Grundbesitz hatte, dem Heer zur Verfügung halten. Dies war Bürgerpflicht zum Schutze Roms. Ein Soldat nahm während der gesamten Dienstzeit an höchstens 16 - 17 Feldzügen teil einige blieben aber auch ständig beim Heer. Um 100 v.Chr. gab es fast nur noch Berufssoldaten. Dreimal im Monat fand ein Marsch über 30km statt. Die Marschgeschwindigkeit betrug 6,5 oder sogar 8km/h. Die Legionäre übten auch das Auf- und Abbauen eines Lagers. Zusätzlich wurden manche Soldaten als Landvermesser, Ingenieure oder Steinmetze ausgebildet, die den Bau von Straßen, Kanälen und Gebäuden beaufsichtigten. Unter Caesar verdiente ein Legionär 225 denarii; unter Domilian 300 Denare jährlich. Der Soldat brauchte ungefähr ein Drittel seines Solds für Lebensmittel. Die Ernährung bestand aus Käse, Bohnen, Brot oder Weizen- und Gerstenbrei. Der Soldat trank posca, einen billigen sauren Wein. Bis 5 n.Chr. dienten Berufssoldaten 20 Jahre lang, später wurde die Dienstzeit auf 25 Jahre erhöht. In dem Bewusstsein, dass entlassene Soldaten eine Gefahr darstellen können, fand man sie mit Geld und einem Stück Ackerland ab. e) Equites (lat. Reiter, Ritter) Die Equites waren in der Römischen Republik ursprünglich die Reiter im römischen Heer, ab dem späten 2. Jahrhundert v.Chr. dann ein eigener Stand zwischen den Senatoren und dem Volk. Jeder Reiter musste in der Lage sein, für seine Ausrüstung (ein bis zwei Pferde, ein Sklave, Waffen etc.) selbst aufzukommen, daher setzten sich die Equites später aus Patriziern, Senatoren und reichen Bürgern zusammen. Die Mittel für den Ankauf und das Futter des "Staatspferdes" (equus publicus) stellte jedoch der römische Staat zur Verfügung.