GESCHICHTE DES FALKENSTEINER MINNETURNIERS 2006

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GESCHICHTE DES FALKENSTEINER MINNETURNIERS
2006
Eigentlich machte nur der alljährlich von Burg zu Burg ziehende "Minnesänger-Wettstreit" Station
auf der Burg Falkenstein im Harz. Doch die erfolgreiche Veranstaltung wurde zum Startschuss für
eine eigene Reihe: Das Falkensteiner Minneturnier war geboren! Thema der Debütveranstaltung
war 2006 - wie sollte es anders sein - die Erinnerung an den legendären Sängerkrieg auf der
Wartburg. Die Sänger schlüpften im ersten Teil des Programms in die Rollen der bekannten Akteure
des Wartburg-Krieges. Im zweiten Teil durfte jeder nach eigenem Geschmack ein Lied des Hohen
Sangs ergänzen. Am Ende siegte Jochen Faulhammer aus Gudensberg, der Klingsor von
Ungarlands Elisabeth-Prophezeiung dargeboten hatte, dazu eine Selbstpreisung des Sängers
Frauenlob. Peter Will leitete als Frauenlob die Veranstaltung, erstmalig war Bernd Bonnet als
Henker Stempfel bei einem Sängerstreit sein Gegenpart. Diese Konstellation sollte noch viele
Sänger-Wettstreite prägen.
2007
Beim 2. Falkensteiner Minneturnier am 11.8.2007 auf Burg Falkenstein im Ostharz siegte Frank
Wunderlich aus Lützelbach. Er zeigte den streitbaren Walther von der Vogelweide, der seine
Abrechnung mit "Frau Welt" und dem "Herrn Papst" macht. Der Theologe aus dem Odenwald tat
das mit sichtlichem Spaß und großen Einfühlungsvermögen in die Zeit. Der Publikumspreis ging an
den jüngsten Teilnehmer: Malte Lange alias "Mino, der Barde" aus Kassel, gerade 18 Jahre
geworden, durfte ihn unter großem Jubel des Publikums entgegennehmen. Sein jugendlicher
Charme kam an. Weitere fünf Sänger aus ganz Deutschland hatten sich Hoffnung auf einen Preis
gemacht, sie alle sangen Lieder des bekanntesten Deutschen Minnesängers Walther von der
Vogelweide. Aufgrund der schlechten Wetterlage musste die Veranstaltung nach drinnen in den
Königssaal der Burg verlegt werden, so dass nur diejenigen, die Karten vorbestellt hatten, zum
Zuge kamen und mancher Interessierte am Burgtor abgewiesen wurde.
2008
Motto der Veranstaltung war "Ich zog mir einen Falken", nach dem bekannten Lied des
Kürenbergers. Im voll besetzten Burghof erfreuten sich die Zuhörer in der lauen Sommerluft an
den mal unendlich traurigen, dann wieder urkomischen Liedern über Falken, Lerchen und
Nachtigallen. Man konnte hören, wie die Minnesänger mit viel Fantasie ihre eigene Befindlichkeit
auf ganz unterschiedliche Weise mit dem Leben der Vögel in Bezug setzten. Am Schluss gab es
zwei Sieger: Die Burgherrin kürte Knud Seckel aus Alsbach zu ihrem Favoriten, das Publikum
wählte Wilfried Staufenbiel. Außerdem verkündete der Burgherr feierlich: Das Minne-Turnier ist zu
einer festen Größe im Programm der Burg geworden.
2009
Im Juli 2009 fand das 4. Turnier statt. Im Zusammenhang mit dem Jubiläum der 800.
Ersterwähnung Eikes von Repgow stand das vierte Minneturnier auf dem Falkenstein im Zeichen
des Sachsenspiegels und der mittelalterlichen Spruchdichtung. Dabei trat Eike von Repgow
persönlich aus seiner Gruft heraus - eindrucksvoll dargestellt durch Alexander Kreit. So wurde eine
Zeit lebendig, in der es wichtig war, die oft verschwimmenden Grenzen zwischen Recht und
Unrecht zu markieren. Das taten beide auf ihre Art: Die Dichter des Spruchgesangs wie Spervogel,
Walther von der Vogelweide oder Der Unverzagte mit ihren belehrend-moralischen Liedern, Eike
von Repgow und sein Unterstützer Hoyer von Falkenstein mit dem Niederschreiben des Rechtes im
"Sachsenspiegel". Hauptsieger wurde Davide di Giannantonio aus Italien. Den Publikumspreis teilte
sich der Italiener mit Hans Hegner und Olaf Casalich.
2010
Das fünfte Falkensteiner Minneturnier war etwas ganz Besonderes: 40 Jahre Ougenweide wurden
mit einer Tribut-Veranstaltung gefeiert, die Pioniere des Minne-Rocks waren selber vor Ort, als
viele Interpreten der heutigen Mittelalterszene ihre Klassiker darboten. Die Veranstaltung endete
mit einem Triumph: Alle drei Preise gingen an Die Irrlichter aus Köln, die ihren Ruf als
erfolgreichstes Frauenensemble der deutschen Mittelalter-Szene damit einmal mehr unterstreichen
konnten. Dabei gab es dann für die ebenso attraktiven wie musikalisch versierten Damen den heiß
ersehnten Kuss vom "Herre Olaf", dem Ougenweide-Sänger Olaf Casalich. Neun Kandidaten
standen im Wettbewerb und alle gaben ihr Bestes: Knud Seckel sang das Frühlingslied "Totus
floreo" mit Emphase zu einer rhythmisch pointierten Begleitung. Marcus van Langen verausgabte
sich beim "Rivalen" mit Schalmei als eifersüchtiger Liebhaber zum Humpa-Klängen. Der
Multiinstrumentalist Skandor inszenierte die Fabel vom "Fuchs und Raben" in ungewöhnlicher
Instrumentation mit Bandura, Cister und Basskrummhorn. Das Duo Vrouwenheide musste wegen
krankheitsbedingten Ausfalls solistisch agieren, die Austreibung eines Wurmes mit sakralen
Gesängen und Gebeten zum "Pferdesegen" gelang Frank Wunderlich trotzdem gut. Holger Schäfer
interpretierte "Der Blinde und der Lahme" zur Harfe im als Flower-Power-Folk. Doch die Irrlichter
mit ihrer Fassung von "Wann si dahs" überzeugten am meisten.
2011
Der Österreicher Thomas Schallaböck, seit drei Jahrzehnten ein Urgestein der MittelalterMusikszene im Alpenland, gewann den Hauptpreis beim 6. Falkensteiner Minneturnier. Den
Publikumspreis errang Knud Seckel aus Alsbach. Sieben Sänger aus Deutschland und Österreich
waren vom Veranstalter auf die Burg Falkenstein im Harz geladen worden, um sich im Wettstreit
der Stimmen zu messen. Thema war in diesem Jahr "Sängers Lust, Sängers Leid" - mittelalterliche
Lieder zum schwierigen Leben der fahrenden Sänger waren gefragt. Neben den beiden Preisträgern
waren beim Wettbewerb zu hören: Marcus van Langen, Jochen Faulhammer, Frank Wunderlich,
Hans Hegner und Jürgen Narbutt. Als Ehrengast sorgte Olaf Casalich von Ougenweide für
Hochstimmung. Burgherr Joachim Schymalla lobte das hohe Niveau der Beiträge aller Sänger.
2012
Beim siebten Minneturnier ging es um „Traumpaare des Mittelalters“: Um den Preis streiteten
Siegfried und Kriemhild (Gisbert Ostermann, Gerda Weinreich), Abaelard und Héloise (Frank
Wunderlich, Claudia Heidl), Elisabeth und Ludwig von Thüringen (Eva Wachter, Sebastian Stüer),
Eleonore von Aquitanien und der englische König Henry II. (Susanne Zindel, Wilfried Staufenbiel)
sowei Tristan und Isolde (Hans Hegner, Dagmar Jahn). Letztere überzeugten mit Ihrer ebenso
tragischen wie atemberaubenden Amour fou das Publikum schauspielerisch und gesanglich am
meisten. Insgesamt war das Minneturnier eine überzeugende Ensembleleistung, an der auch die
ganz unterschiedlichen Erzähler ihren Anteil hatten: Ursel Peters in bester Bardentradition, Knud
Seckel als mittelalterlicher Epiker, Frank Limbach als sonor erzählender Mönch Dietrich von
Apolda und Reinhold Schmidt als Oratorien-Tenor in Evangelisten-Manier. Am Ende des Abends
huldigten alle Paare und Akteure gemeinsam mit der Ougenweide-Vertonung des Mechthild-vonMagdeburg-Textes "Dy Minne" der Zauberkraft der Liebe, live übertragen vom MDR Fernsehen.
Da war der ganze Burghof voller Sang und Klang.
2013
Beim achten Minneturnier war alles anders: Sein oder Nichtsein war die Frage, da die Stiftung
Dome und Schlösser die Zahlungen eingestellt hattte. Man wählte das Motto "Bleiben oder
Scheiden - Lieder von Abschied und Wiederkehr". Die Veranstaltung wurde durch Spenden und
Sponsoren finanziert, alle Akteure traten ohne Gage auf. Im Wettbewerb sangen Holger Schäfer,
Claudia Heidl, Knud Seckel, Ursel Peters, Frank Wunderlich, Thomas Schallaböck und Olaf
Casalich. Ehrengäste waren das Vorjahres-"Traumpaar" Dagmar Jahn und Hans Hegner. Nachdem
Frauenlob und Stempfel am Anfang vermuteten, es würden überhaupt keine Sänger auftreten,
trudelten die Meister so nach und nach ein und machten das ganze schließlich zu einem
rauschenden Abschiedsfest, bei dem auch manche Träne verdrückt wurde - spätestens bei der vorher
schon so oft gesungenen Hymne "Alles geht dahin, große Lust und große Leiden...." Sieger wurde
Ougenweide-Veteran Olaf Casalich, auf Platz 2 kam Knud Seckel, Platz 3 ging an Holger Schäfer.
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