- Abstract - EUKO Kongress 20.08. – 22.08.2010 in Riga Thema: Virales Marketing – Seine Entstehung und Bedeutung in der Werbung von Prof. Dipl. mult. Dr. Jürgen Brandt Virales Marketing – auch Viralmarketing oder Virus-Marketing genannt – ist eine Marketingform, die soziale Netzwerke und Medien benutzt, um mit einer meist ungewöhnlichen oder hintergründigen Nachricht auf eine Marke, ein Produkt oder eine Kampagne aufmerksam zu machen. Wenngleich die epidemische Verbreitung der einer Mundpropaganda ähnelt, ist virales Marketing nicht mit dieser zu vergleichen, da bei der Mundpropaganda die Initiierung der Verbreitung für gewöhnlich von neutralen Teilnehmern hervorgeht. Der Term „viral“ besagt, dass Informationen über ein Produkt oder eine Dienstleistung innerhalb kürzester Zeit gleich einem biologischen Virus von Mensch zu Mensch weiter getragen werden und somit eine blitzartige Verbreitung in diesem Netzwerk stattfindet. In der heutigen Zeit verpuffen die meisten Botschaften der Massenwerbung aufgrund des überall herrschenden Werbelärms ungehört bzw. wirkungslos. Diese herkömmliche und von dem Kunden unerwünschte Form des Marketings wird auch als „Interruption Marketing“ bezeichnet, die Fernsehwerbung unterbricht Fernsehsendungen und Radiowerbung und stört damit. Das „virale Marketing“ geht in der Sache eleganter vor. Seine Botschaften kommen von Freunden und Bekannten. Aufgrund dieses bestehenden Vertrauensverhältnisses und der bereits gemachten Erfahrung mit diesen Produkten und Dienstleistungen sind die Botschaften dieser Menschen glaubwürdig und willkommen. -2- Sind darüber hinaus bestimmte Voraussetzungen erfüllt, kann sich eine Botschaft von Mensch zu Mensch wie einer Viruskrankheit ausbreiten. Damit stellt das virale Marketing eine effektive Alternative zum ohnehin wirkungsarmen Unterbrechungsmarketing dar. Virales Marketing bezeichnet zusammengefasst alle Techniken und Strategien, die genutzt werden, um Menschen zu animieren, angebotene Produkte und Dienstleistungen an andere weiterzuempfehlen. Am einfachsten wird das „Virale“ im Marketing ausgelöst, wenn Marketing und Internet aufeinander treffen. Diese Form des Marketings macht sich das menschliche Bedürfnis zunutze, sich anderen Menschen mitteilen zu wollen. Letztlich ist virales Marketing in der Sache nichts anderes als gezielte Mund zu Mund-Propaganda, online wie offline. Als Paradebeispiel in der Geschichte von viralem Marketing gilt die Vermarktung von „Hotmail“. Sie ist das erfolgreiche Beispiel für virales Marketing. Weihnachten 1997, also 18 Monate nach dem Start, hatte damals das unbekannte Unternehmen unglaubliche 12 Millionen Nutzer gewonnen. Hat ein Nutzer nämlich erst einmal Gefallen an einem Produkt oder Service gefunden und erleichtert es auch beispielsweise sein tägliches Leben, dann wird er seinen Freunden und Bekannten davon erzählen und mit hoher Wahrscheinlichkeit empfänglich für Zusatzprodukte dieser Art sein, vielleicht wird er später sogar eine kleine Nutzungsgebühr tolerieren. Wenn sich also ein Virus in einer Bevölkerungsgruppe ausbreitet, verdoppelt es sich und verdoppelt sich wieder. Wichtig bei der übermittelten Botschaft, die eine erfolgreiche Botschaft haben muss, ist die Fähigkeit, sich im Empfänger zu verankern. Dafür muss sie wahrgenommen, aufgenommen, erinnert und weitergegeben werden. Nur Botschaften, die das schaffen, können zu einem Virus werden, und dann ist das Ziel des viralen Marketings erreicht. Doch über welche Arten von Produkten, Dienstleistungen oder Ideen reden die Menschen? Es sind Produkte, welche ihre Kunden mit einbeziehen und Dinge, die Menschen emotional berühren. -3- Und dennoch, die besten Ideenträger für das virale Marketing sind auch auf den Faktor Zufall angewiesen. Der Grund liegt darin, dass nur Produkte und Dienstleistungen, über die gesprochen wird, eine Chance haben, zu einem Virus zu werden. Man muss einen richtigen regelrechten „Hype“ auslösen. Diese ansteckenden Produkte haben aber auch die Neigung, sich selbst zu verbreiten und plötzlich ungewollt Gespräche in Gang zu setzen. Ob eine Botschaft ansteckend ist oder nicht bestimmt der Verankerungsfaktor. Eine Botschaft muss, um als verankert zu gelten, vier Phasen durchlaufen: – Sie muss wahrgenommen werden. – Sie muss aufgenommen werden. – Sie muss erinnert werden. – Sie muss weitergegeben werden. Dieser Prozess ist allgemein gültig, egal ob die Informationen durch Mundpropaganda (offline) oder durch Mauspropaganda (online) übertragen werden. Hierbei ist zu beachten, dass das Internet einen Sonderfall Verbreitungsmechanismus so effektiv wie darstellt, hier. denn nirgendwo Negative Beispiele einer ist der solchen Verankerung von elektronischen Baustoffen sind Computerviren. Auch das Moorhuhn, der Abschuss dieses kleinen Vogels, ist eines der bekanntesten Ergebnisse des viralen Marketings. In Zeiten der Globalisierung und von hoch entwickelten Informations- und Kommunikationstechnologien hat es in vielen Branchen einen Wandel vom Verkäufer- zum Käufermarkt gegeben. Hierbei rücken die Kunden immer mehr in den Vordergrund und mit Hilfe des Internets können sich diese Menschen auch mit fremden Menschen über Erfahrungen mit Produkten und Dienstleistungen austauschen, d.h. sich vernetzen. Die Hersteller müssen hierbei sehr stark an die Kundenbindung denken und der Schlüssel zu einer guten Kundenbindung ist dabei die Kundenzufriedenheit. Nur zufriedene Kunden werden auch positive Mundpropaganda verbreiten und damit helfen, Kunden zu halten und neue Kunden dazu zu gewinnen. -4- Erst wenn die Erwartungen des Kunden übertroffen werden, ist dieser zufrieden. Der Autor Godfrey Harris hat hierzu zwei Formeln aufgestellt: Erwartungsniveau + zusätzlicher Gewinn = positive Mundpropaganda, Erwartungsniveau + kein Gewinn = negative Mundpropaganda. Das Internet ist für viele Teilnehmer der Ort, an dem virales Marketing sein volles Potenzial richtig entfalten kann. Hierbei gibt es im Internet keine Öffnungszeiten oder Begrenzungen, Menschen können sich jederzeit global und überall miteinander vernetzen und kommunizieren. Dabei kann eine Nachricht mit wenigen Clicks an ein, zwei, 10, 100 oder viele 1000 Menschen gesandt werden. Damit ist das Internet der ideale Ort für die Verbreitung von viralem Marketing, also eine virale Brutstätte. Die wahrscheinlich größte Herausforderung des viralen Marketings liegt darin, ein Produkt zu schaffen, welches einzigartig ist, dabei den Menschen nutzt oder so stark an ihre Gefühle appelliert, dass es aus diesem Grund sofort verbreitet wird. Im optimalen Fall werden alle drei Faktoren erfüllt. Wir können nur hoffen, dass diese Möglichkeiten nicht für kriminelle Zwecke missbraucht werden. Abschließend ist zu sagen, dass virales Marketing meistens ein Konzept zur Neukundengewinnung ist und sich somit einer offensiven Marktanteilsstrategie zuordnen lässt. Es setzt dabei besonders auf die Kommunikation in sozialen Netzwerken, in die fast jeder Mensch eingebunden ist und auf Strategien, die eine Person dazu motivieren, eine Marketingbotschaft an andere schnell weiterzuleiten. Die Glaubwürdigkeit der empfehlenden Person spielt beim viralen Marketing eine große Rolle, nur wenn sie wirklich von einem Produkt überzeugt ist, kann sie es auch wirklich glaubwürdig weiterempfehlen. Das Gegenüber weiß um diese Voraussetzung und ist deshalb eher geneigt, den Erfahrungen eines Bekannten oder Freundes zu trauen, als einer professionell gestalteten Werbebotschaft. Ergebnis: Das Virus breitet sich dann aus. -5- P.S.: Bei meinem Vortrag sollen auch noch einige Beispiele von viralem Marketing gezeigt werden.