Die Gosho-Vorlesung von Präsident Ikeda Das Studium aus der „Gosho“, dem Lehrtext des Sieges Nr. 25 „Das abnehmende Kalpa“ Schreiten Sie mit dem wohlklingenden Chanten des Daimokus auf dem großen Weg des absoluten Sieges voran! Eines Tages, einer Zeit, hatte ich die Gelegenheit, mich mit Toda Sensei über unsere Aufgabe in Bezug auf die Verwirklichung von Kosen-rufu zu unterhalten. „Warum müssen wir mit fester Entschlossenheit, ‚ohne Leib und Leben zu schonen’ (Fushaku-Shinmyo)1), diesen Glauben praktizieren?“ Als ich ihm diese Frage stellte, antwortete er darauf: „Auf dieser Erdkugel führt uns der Krieg dazu, uns gegenseitig zu töten. Die Wirtschaft stellt eine Welt dar, in der der Schwache zur Beute des Stärkeren wird, und kann die Menschen nicht unbedingt zum Glück führen. Von den Führungspersönlichkeiten, die eigentlich einfache Menschen erretten sollten, gibt es viele Kerle, die im Gegenteil auf sie herabsehen und sie ausnutzen. Außerdem Politik, Wissenschaft, Bildung und Religion – die Gesellschaft insgesamt, die aus all diesem Betreiben von Menschen besteht, ist, wohl durch das Karma der Menschen bedingt, so kompliziert und gänzlich voller Widersprüche. Nirgendwo gibt es den grundlegenden Weg zum Glück aller Menschen. Trotzdem zeigt allein der Buddhismus des Daishonin den Weg zur grundlegenden Veränderung des Karmas der Menschen auf. Er lehrt uns den Weg zur Verwirklichung von ‚Beständigkeit, Freude, wahrem Selbst und Reinheit’2) und zur ewig andauernden Erfüllung aller Wünsche. Es gibt keinen anderen Lebensweg, der letztendlicher ist als dieser. Deshalb hast du nichts zu bereuen, auch wenn du gerade diesen Glauben in vollem Einsatz deines Lebens praktizierst.“ Von diesen Worten war ich aus tiefstem Herzensgrund bewegt. Darauf entschloss ich mich erneut tief im Herzen, auf diesem letztendlichen Lebensweg genau den Lehren Toda Senseis entsprechend mit vollem Einsatz meines Lebens weiterzugehen. Der letztendliche Lebensweg, bis zum Ende zu kämpfen, um das Glück aller Menschen zu verwirklichen – gibt es sonst eine derart Herz begeisternde Lebensweise? Es gibt keinen anderen Lebenssinn, der uns eine noch tiefere Erfüllung des Lebens verspricht als diese. Die Gosho „Das abnehmende Kalpa“3), die wir diesmal studieren, ist es, die klarstellt, dass allein die Praxis des Buddhismus Nichiren Daishonins der „grundlegende Weg zum Glück aller Menschen“ ist. „Ohne Leib und Leben zu schonen“ (Fushaku-Shinmyo): Das ist ein Satz, der aus dem dreizehnten Kapitel des Lotos-Sutras „Aufforderung zum Beibehalten“ (DLS, Seite 203; JLS, Seite 412) stammt und bedeutet, dass man dafür, nach dem Weg des Buddhismus zu suchen und für die Verbreitung des Lotos-Sutras Leib und Leben nicht schont. 2) Beständigkeit, Glück, wahres Selbst und Reinheit: Sie sind die Tugenden, mit denen der Buddha ausgestattet ist. 1) Beständigkeit bedeutet, dass der Buddha in sich die vollkommene Ewigkeit verwirklicht. 2) Glück bedeutet vollkommene Ruhe, Sicherheit und Freude. 3) wahres Selbst bedeutet vollkommene Subjektivität. 4) Reinheit bedeutet vollkommene Reinheit des Lebens. 3) Kalpa (Pali: Kappa): Es ist eine Zeiteinheit, die für eine extrem lange Zeitspanne steht. Im Buddhismus bezeichnet Kalpa ein Äon mythologischer Zeitrechnung. Ein Kalpa unterteilt sich in folgende vier Perioden: 1) Entstehung (Vivatta-Kalpa), 2) Fortdauer (Vivattatthayi-Kalpa), 3) Niedergang (Samvatta-Kalpa) und 4) Leere (Samvattatthayi-Kalpa). Es wird gelehrt, dass innerhalb des Fortdauer-Kalpas zwei Perioden, nämlich die eine 1) 119 Das „abnehmende Kalpa“ weist auf ein Zeitalter hin, in dem die Lebenskraft der Menschen, sowohl physisch als auch psychisch, in dem Maße, wie sehr die drei Gifte4) Habgier, Ärger und Dummheit an Kraft gewinnen, schwächer wird. Den buddhistischen Lehren nach heißt es, dass diese moderne Zeit, in der wir leben, auf dieses „abnehmende Kalpa“ zutrifft. Dafür, dass die Menschen in diesem Zeitalter, ohne sich von Habgier, Ärger und Dummheit vergiften zu lassen, bis zum Ende stark und aufrichtig leben und das Glück erringen, ist die Weisheit des Buddhismus unbedingt notwendig. Wie wollen wir die dem Leben innewohnenden Irrsale, angefangen mit den drei Giften Habgier, Ärger und Dummheit, welche uns Menschen ins Unglück treiben, überwinden? Der Buddhismus Nichiren Daishonins ist es, der diesen Weg tief und scharf ergründet. Dieses Schriftwerk ist ein Brief, den der Daishonin in der Zeit, nachdem Takahashi Rokuro-Hyoe-Nyudo in der Provinz Suruga (der heutigen Präfektur Shizuoka) gestorben war, an dessen Verwandten schickte. Wahrscheinlich könnte dieser entweder eine mit ihm in einer sehr engen Beziehung stehende Person oder des Daishonins Schüler (Herr Nishiyama oder ein anderer) in Suruga, der in verwandtschaftlicher Beziehung stand, gewesen sein. Auf jeden Fall wird vermutet, dass der Empfänger dieses Briefes vom Inhalt dieses Schriftwerkes heraus, in dem das wahre Wesen der gesellschaftlichen Phänomene zu jener Zeit scharf durchschaut wird, möglicherweise ein Samurai war. Zudem wird angenommen, dass dieser Brief ums Jahr 1276, also nach der ersten mongolischen Invasion 1274, verfasst wurde. Herr Takahashi war ein Schüler mit starkem Glauben, der aus aufrichtigem Herzen danach strebte, die Führung vom Daishonin zu erhalten. Der Daishonin, der vom Tod Herrn Takahashis erfuhr, drückt auch in diesem Brief seinen herzlichen Wunsch aus, vor dessen Grabmal eine Zeremonie für die Glückseligkeit der Seele des Verstorbenen abhalten zu wollen. Aber da die Provinz Suruga ein Land war, das unter der direkten Oberaufsicht des Hojo-Klans stand, machte sich der Daishonin darum Sorgen, dass eine Unruhe verursacht werden könnte, falls er das Land Suruga betreten würde. Aus diesem Grund beschloss er, einen seiner Schüler zu entsenden und vor dem Grabmal die Jigage-Verse zu rezitieren, so wie dies im hinteren Teil dieses Briefes steht. Der Daishonin war jemand, der sich um jeden seiner Schüler durch und durch mit großer Aufmerksamkeit Sorgen machte. Zu jener Zeit machte sich unter der Bevölkerung in Japan ein dringendes Krisengefühl breit, dass dem ganzen Land Japan die Gefahr drohte, zu Grunde zu gehen, falls die Mongolen Japan abermals heimsuchen würden. Im Herzen der Menschen wurde die Sorge, keinen Zufluchtort zu haben, erhöht. Das Militärregime befahl jeder buddhistischen Schule, für die Ruhe der Menschen und für den Frieden des Landes zu beten. Auch die Menschen setzten ihre Erwartung auf den Buddhismus, dafür zu beten, das feindliche Land niederzuschlagen. Seitens der buddhistischen Schulen war es nicht nur die Shingon-Schule, sondern viele andere Schulen scheinen auf Belobigung und Anerkennung zielend an dem Gebet teilgenommen zu haben. Historischen Annalen nach waren auch die Menschen aus anderen Philosophien und Gedanken auf der Basis der nichtbuddhistischen Literatur, wie Yin-Yang Meister und Schamane, welche mit Wahrsagen, Magie und Riten befasst waren, an diesem Gebet beteiligt. Kurzum waren alle Menschen, sowohl Potentaten des Landes als auch Religionsführer und einfache Menschen, unvorstellbar stark erschüttert. Das zeigte zu Recht ein Bild des Periode, in der die Lebensdauer der Menschen abnimmt, und die andere, in der die Lebensdauer der Menschen zunimmt, sich immer weiter wiederholen. Die Periode, in der die Lebensdauer der Menschen abnimmt, wird wiederum das abnehmende Kalpa genannt. Die Quellen unterscheiden sich etwas in ihren Definitionen dieses Zeitraums. Nach einer dieser Erläuterungen beträgt die Länge eines Kalpas etwa 16 Millionen Jahre. 4) Die drei Gifte: Sie weisen innerhalb der irdischen Begierden auf die grundlegenden Begierden Habgier, Ärger und Dummheit hin, die jedem Leben innewohnen. 120 ruinierten Landes selbst, in dem die meisten Menschen von den drei Giften Habgier, Ärger und Dummheit beherrscht wurden. In diesem Schriftwerk stellt der Daishonin fest, dass im Späten Tag des Gesetzes die aus Habgier, Ärger und Dummheit herrührende Kraft des Bösen, den Menschen die Lebenskraft, sowohl physisch als auch psychisch, zu rauben, die Kraft der Weisheit des großen Guten, das der große erleuchtete Weltverehrte, spricht Shakyamuni, in seinen Sutras aufzeigte, bestiehlt und zu sich aufnimmt und diese dadurch übertrifft. Aufgrund dessen stellt er klar, dass diese Tatsache die grundlegende Ursache für das Bild des gegenwärtig derart ruinierten Landes ist. Selbst die Weisheit des großen Guten Shakyamunis wurde durch Habgier, Ärger und Dummheit in sich hineingeschlungen. Der Daishonin sagt, dass die Weisheit des kleinen Fahrzeugs und des großen Fahrzeugs und ferner selbst die Weisheit des höchsten Fahrzeugs, des Lotos-Sutras, nicht dagegen gefeit sind. Auch von buddhistischer Sicht aus betrachtet, befand sich das ganze Land in höchster Notlage. Allem zum Trotz erwähnt der Daishonin seine große Überzeugung, dass gerade zu solch einer Zeit ein Weiser erscheint, der wie Shakyamuni über die Weisheit des großen Guten verfügt, und mit einem weisen König (Potentaten) vereint das Böse von Grund auf tilgt, und dass es die Zeit ist, in der die weltweite Kosen-rufu verwirklicht wird. Das heißt, der Daishonin sagt eindeutig, dass die Weisheit des Buddhismus Nichiren Daishonins durch einen wahren Weisen zur „Kraft“ wird, einfache Menschen in der Gesellschaft zu erretten, und den Wirbel zur Veränderung entstehen lassen kann, so kann ich respektvoll ersehen. Das ist der einzige Weg, um alle Lebewesen im Späten Tag des Gesetzes aus dem großen Bösen von Habgier, Ärger und Dummheit zu erretten. In der Abhandlung „Über das Wahre Objekt der Verehrung, um das eigene Herz anzuschauen“ wird dargelegt, dass der „Weise“ im buddhistischen Sinne und ein gesellschaftlich „weiser König“ (Potentat) jeweils als Erscheinung der vier Anführer der unzähligen Bodhisattwas aus der Erde dargestellt sind5). Außerdem erwähnt der Daishonin in diesem Schriftwerk: „Ein weiser Mensch ist jemand, der den Buddhismus nicht getrennt von Prinzipien der weltlichen Angelegenheiten ausübt. Wer mit weltlichen Prinzipien der Herrschaft gründlich vertraut ist, wird ‚weiser Mensch’ genannt.“ (EG, Band 1, Seite 1121; JG, Seite 1466) Der Buddhismus ist die Weisheit, die dazu dient, die drei Gifte Habgier, Ärger und Dummheit zu heilen und das Glück einfacher Menschen und den Frieden des Landes zu realisieren. Die „Absicht des Buddha“, gerade dafür den Buddhismus gepredigt zu haben, steht im Lotos-Sutra klar und deutlich. Nichtsdestotrotz ging diese im Lotos-Sutra dargelegte Absicht des Buddha Shakyamuni jetzt im Späten Tag des Gesetzes aus den Augen verloren, und im Gegenteil wurden vorübergehende und teilweise als geeignete Mittel geltende Lehren zum großen Bösen, das diese drei Gifte Habgier, Ärger und Dummheit einfacher Menschen immer weiter verstärkt. Gerade zu diesem Zeitpunkt erscheint ein Weiser, der mit der wahren Weisheit des Buddhismus und der gesellschaftlichen Tatenkraft für die Errettung einfacher Menschen ausgestattet ist, um das eigentliche Ziel des Buddhismus, nämlich die Errettung einfacher Menschen, zu erreichen, und setzt sich regelrecht dafür ein, einfache Menschen zu erretten. In diesem Schriftwerk wird klargestellt, dass dieser wahre „Weise“ im Späten Tag des Gesetzes, der über die Ernsthaftigkeit, Taten- und Führungskraft für die Errettung einfacher Menschen, nämlich die Verwirklichung von Kosen-rufu, verfügt, Nichiren Daishonin selbst ist. In „Über das Wahre Objekt der Verehrung, um das eigene Herz anzuschauen“ heißt es: „Sie sollten genau wissen: In einer Zeit, in der diese vier Bodhisattwas Shakubuku ausüben, erscheinen sie als weise Könige (Herrscher), die törichte Könige (Herrscher) widerlegen und rügen, und in einer anderen Zeit, in der sie Shoju praktizieren, erscheinen sie als Mönch, um das wahre Gesetz beizubehalten und zu verbreiten.“ (DG, Band 1, Seite 380f; JG, Seite 254) 5) 121 Die gegenwärtige Zeit ist zu einer Welt geworden, in der die nicht-buddhistische Literatur, die Sutras der kleinen Fahrzeuge (des Hinayana-Buddhismus), die Sutras der großen Fahrzeuge (des [vorläufigen] Mahayana-Buddhismus) und das Lotos-Sutra, das Sutra des höchsten Fahrzeugs, über keine Kraft mehr verfügen. Woran liegt das? Das liegt daran, dass die Heftigkeit des durch Habgier, Ärger und Dummheit [beeinflussten] Herzens der Lebewesen schon der Weisheit des großen Guten des großen erleuchteten Weltverehrten (Shakyamuni) gleichsteht. (EG, Band 1, Seite 1120; JG, Seite 1465) Wie soeben erwähnt, ist die Heftigkeit von Habgier, Ärger und Dummheit im Herzen [der Menschen] in der unreinen Welt im Späten Tag des Gesetzes die Angelegenheit, die weder Weise, so weise sie sind, noch Heilige, so heilig sie sind, regieren können. Der Grund dafür ist Folgendes: Der Buddha (Shakyamuni) heilte die Begierde [der Menschen] mit der Medizin der Anschauung der Unreinheit, heilte den Ärger [der Menschen] mit [der Medizin] der Anschauung des tiefen Mitgefühls und heilte die Dummheit [der Menschen] mit [der Medizin] der Anschauung der zwölfgliedrigen Kausalkette. Aber, wenn man jetzt diese Doktrinen predigt, wird man die Menschen umgekehrt verschlechtern und ihre Begierde, Ärger und Dummheit zunehmen lassen. (EG, Band 1, Seite 1120f; JG, Seite 1465f) Habgier, Ärger und Dummheit der Menschen, welche selbst durch die Weisheit des großen Guten Shakyamunis nicht geheilt werden In diesem Schriftwerk wird gezeigt, dass gerade die drei Gifte von Habgier, Ärger und Dummheit das Grundübel sind, das bewirkt, dass einfache Menschen ihre Lebenskraft abschwächen, und dass im Späten Tag des Gesetzes gerade diese drei Gifte immer stärker und glühender werden und die daraus herrührende Weisheit des Bösen die Weisheit des Buddhismus übertreffen werde. Um diese drei Gifte zu bewältigen, wurden im Buddhismus mannigfaltige Lehren gepredigt. Der Daishonin sagt aber, dass in der unreinen Welt im Späten Tag des Gesetzes die durch die drei Gifte verursachten bösartigen Herzen immer stärker werden und dass keine einzige Lehre der Weisen, so weise sie sind, und der Heiligen, so heilig sie auch immer sein mögen, es schafft, diese Probleme zu lösen. Zum Beispiel wird im Buddhismus allgemein gelehrt, dass man die Habgier durch die Anschauung der Unreinheit, den Ärger durch die Anschauung des tiefen Mitgefühls und die Dummheit durch die Anschauung der zwölfgliedrigen Kausalkette6) überwinden könne. Jedoch im Späten Tag des Gesetzes hat die Praxis dieser Doktrinen nicht nur keine Wirkungskraft, sondern verstärkt umgekehrt die drei Gifte. Das heißt, wenn man dagegen handelt, ohne dabei zu wissen, was die Grundursache aller negativen Phänomene ist, fördert man umgekehrt das Übel. 6) Die zwölfgliedrige Kausalkette (Dvaadazaagga-pratiityasamutpaada), bei der das Nachfolgende immer abhängig vom Vorhergehenden entsteht, hier in ihrer einfachsten und häufigsten Form: 1) die Dunkelheit oder Ignoranz (Sk. Avidya). Ignoranz bedeutet hier das Nichtverstehen der Vier Edlen Wahrheiten, das Nichtgewahrsein von der Leidhaftigkeit allen Lebens. Aus der Ignoranz entstehen 2) die Gestaltungen (Sk. Samskara). Diese Gestaltungen werden auch karmische Formationskräfte genannt. Aus diesen Gestaltungen entsteht 3) das Bewusstsein (Sk. Vijnana), welches die Grundlage für ein neues Leben bildet. Dieses Bewusstsein geht in den Mutterschoß ein, wählt die Bedingungen für ein zukünftiges Leben gemäß den karmischen Kräften aus. Aus dem Bewusstsein entstehen 4) Name und Form (Geist und Körper) (Sk. Namarupa). Sie sind alles, was das Geistige und Physische eines Neugeborenen bildet. Aus Name und Form entstehen 5) die sechs Sinnesbereiche (Sk. Sadayatana). Das sind die 5 Sinne und das Denken. Durch 6) die Berührung (Sk. Sparsa) mit den äußeren Objekten entsteht 7) die Empfindung (Sk. Vedana). Aus der Empfindung entsteht 8) der Durst (Gier) (Sk. Trsna). Es ist der Durst nach Sein, nach Werden, nach Entfaltung. Aufgrund dieses Durstes entsteht 9) das Ergreifen (Anhaften) (Sk. Upadana). Das Ergreifen führt 10) zum Werden (Entstehen) (Sk. Bhava). Dieses Werden führt dann 11) zu einer neuen Geburt (Sk. Jati). Aus der Geburt entstehen 12) Altern und Tod (Sk. Jaramarana), Kummer, Trauer, Unheil, Missstimmung und Verzweiflung. 122 Der Daishonin stellte klar, dass die drei Gifte Habgier, Ärger und Dummheit einfacher Menschen im Späten Tag des Gesetzes selbst durch die Weisheit des großen Guten Shakyamunis auch nicht geheilt werden können. Das liegt daran, dass die Menschen, obwohl sie anscheinend die Lehren Shakyamunis verehren, jedoch durch ihr Festklammern an die vorläufigen und nur teilweise geltenden Lehren das Wesentliche seiner gesamten Lehren, nämlich die Absicht des Buddha, alle Menschen zur Verwirklichung der Buddhaschaft führen zu wollen und einfache Menschen erretten zu wollen, aus den Augen verloren haben. Schon lange haben seine Lehren ihre einst wirkungsvolle Kraft, um die Weisheit des Buddhismus geltend zu machen, zu verbreiten und einfache Menschen und ihre Gesellschaft wieder zu beleben, verloren. Wenn wir die im Lotos-Sutra aufgezeigte Absicht des Buddha, alle Menschen zur Verwirklichung der Buddhaschaft führen zu wollen, tief im Herzen aufnehmen, können wir uns dessen bewusst werden, wie wichtig unsere stetige Bemühung darum, dass jeder einzelne Mensch die seinem Leben innewohnende grenzenlose Kraft öffnen, offenbaren und wieder beleben, und unsere unermüdliche Praxis für die Verwirklichung von Kosen-rufu sind, durch die eine fortwährende Verkettung der Menschlichen Revolution von einem Menschen zu einem anderen ermöglicht wird. Ich habe mich bislang dafür eingesetzt, mit vielen Intellektuellen der Welt Dialoge zu führen. Unser gemeinsames Verständnis über die gegenwärtig herrschende Krise: die grundlegende Lösung dieser Krise liegt letztlich in einem einzigen Punkt: „Alles beginnt mit der Veränderung des Menschen selbst.“ Selbstverständlich ist die Handlung, gegen die aktuellen Probleme eine wirkungsvolle Maßnahme konkret und unverzüglich zu treffen, von großer Bedeutung. In diesem Sinne wird es umso wichtiger, dass führende Persönlichkeiten jeder einzelnen Welt, angefangen mit wahren Wirtschaftlern, Politikern und Pädagogen, angesichts der globalen Probleme und zu menschheitlichen Themen ihre Weisheit umso ernsthafter zusammenstellen. Darüber hinaus sucht die Menschheit gerade jetzt, noch grundlegender betrachtet, nach der Philosophie und deren Umsetzung, die uns Menschen ermöglicht, die im Leben jedes einzelnen Menschen tief verwurzelten Begierden, nämlich die drei Gifte, zu überwinden. Denn gerade die Veränderung der Menschen selbst ist dringend notwendig. Jetzt in der schlechten Welt im Späten Tag des Gesetzes entstehen durch die buddhistischen Doktrinen noch größeres Böses als das Böse der Welt. Weil viele Menschen in der Gegenwart, ohne es zu wissen, an die [falschen] buddhistischen Lehren glauben und sie praktizieren, [mit dem Gedanken], gute Wurzeln [zu setzen], entstehen Ereignisse, durch die die Welt umso stärker zu Grunde geht. Die Praxis [vieler Menschen], die Priester der Tendai (Tiantai)-, Shingon (wahre Worte)und anderen Schulen in der Gegenwart [durch die Gaben] zu ernähren, sieht zwar so aus, als ob sie äußerlich gute Wurzeln setzen würden, heißt jedoch in Wirklichkeit, das große Böse zu begehen, das die zehn Übeltaten und die fünf Kardinalsünden übersteigt. Aus diesem Grund ist es für die Befriedung der gegenwärtigen Welt notwendig, dass ein weiser Mensch, dessen Weisheit der des großen erleuchteten Weltverehrten (Shakyamuni) gleicht, in dieser Welt erscheint und mit einem hervorragenden Herrscher wie König Sen’yo zusammen danach strebt, die von den meisten Menschen als gute Wurzel (Ursachen) voreingenommen Taten aufhören zu lassen, durch die von ihnen für das große Böse gehaltene Handlung die als Weise der acht [führenden] Schulen geschätzten Menschen mal anzuprangern, mal zu verbannen, mal die Gaben für sie einzustellen, mal zu enthaupten, nur so kann die Welt ein wenig befriedet werden. (EG, Band 1, Seite 1121; JG, Seite 1466) Der Weise und weise Könige (Potentaten) handeln um einfacher Menschen willen 123 An dieser Stelle weist der Daishonin darauf hin, dass die Übeltäter im buddhistischen Sinne als das große Böse einfache Menschen viel härter quälen und für sie viel schlimmer sind als die Übeltäter im weltlichen Sinne. Er widerlegt, dass sich alle damals in Japan etablierten Religionen auf die irreführenden Lehren stützten, aus denen solche schlechten Taten hervorgingen. Das lag darin, dass sie in die Lage gerieten, der im Lotos-Sutra gepredigten Absicht des Buddha zu widersprechen, nämlich das wahre Gesetz zu verleumden. Ihnen lag der Unglaube gegenüber der Lehre für die Verwirklichung der Buddhaschaft aller Menschen zu Grunde, so kann man sagen. Was Shakyamuni sich ursprünglich innig wünschte, war die Verwirklichung der Buddhaschaft aller Menschen. Das wird durch seinen großen Wunsch gekennzeichnet, den Shakyamuni im zweiten Kapitel des Lotos-Sutras „Geeignetes Mittel“ konkret aufzeigte: „Shariputra, Du sollst gut Bescheid wissen, / Dass ich ursprünglich das Wunschgelübde leistete / Und innig danach strebe, alle Menschen mir ebenbürtig zu machen, / So dass es zwischen uns gar keinen Unterschied mehr gibt.“ (DLS, Seite 58; JLS, Seite 130) Zu akzeptieren, dass alle Menschen ohne eine einzige Ausnahme die würdevollste Buddhanatur offenbaren können, gegenseitig zu respektieren und eine friedvolle Gesellschaft aufzubauen, ist das wahre Wesen der buddhistischen Ideale. Genau gesagt, sind alle Sutras, die vor dem Lotos-Sutra gepredigt wurden, auch die Sutras, in denen jeweils ein Teilaspekt der buddhistischen Philosophie aufgezeigt wird, die auf die Würde der Menschen hinweist. Eigentlich sollte die ganze Weisheit der buddhistischen Lehren zur Hochburg der Schule für einfache Menschen werden, die zum Wohlergehen der Menschheit großartig beizutragen hat. Aber diejenigen, die alle damals etablierten Schulen vertraten, vergaßen die Absicht des Buddha, verloren die Ideale des Buddhismus, klammerten sich an die nur vorübergehend und teilweise gültigen Doktrinen der dem Lotos-Sutra vorausgehend gepredigten Sutras und setzten sich sogar dafür ein, ihre eigenen Schulen zu verabsolutieren, vor diesem Hintergrund fingen sie an, das Lotos-Sutra zu verleumden, und gelangten schließlich dazu, die Weisheit des Buddhismus zu verneinen, alle Menschen zu verehren. Das heißt, alle Priester und Mönche aller damals etablierter Schulen hassten den Daishonin, den Ausübenden des Lotos-Sutras, durch und durch, genau so wie die vierfache Gemeinde7), die den Bodhisattwa „Der ständig nicht verachtet“8) verfolgt hatte, und erschienen als Funktionen der „verschlagenen Priester mit der sich aufbauschenden Arroganz“ und der „Falschheiligen mit der sich aufbauschenden Arroganz“, also zwei der „drei Arten von starken Feinden“9). 7) Die vierfache Gemeinde: dies sind Mönche, Nonnen, Laienanhänger und Laienanhängerinnen (Sk. Bhiksus, Bhiksunis, Upasakas und Upasikas). 8) Der Bodhisattwa „Der ständig nicht verachtet“ (Sk. Sadaparibhuta; Ch. Chang pu ching): Sada-paribhuta im Sanskrit heißt „Der ständig verachtete“ und „Der ständig verachtet wurde“ (sada bedeutet ständig oder immer), während das Wort sada-aparibhuta „Der ständig nicht verachtete“ und „Der ständig nicht verachtet wurde“ heißt. Bei seiner Übersetzung fasste Kumarajiva (344-413) die Bedeutung davon aktiv auf und interpretierte diesen Namen als „Der ständig nicht verachtet“. Die Zeit, in der der Bodhisattwa „Der ständig nicht verachtet“ erschien, war ein Zeitalter, in dem nach dem Dahinscheiden des Buddhas „König Ehrfurchtgebietender Klang“ (Bhismagarjitasvara-raja) die [dem wahren Gesetz] ähnlichen Gesetze ausgeübt wurden – was der Mittlere Tag des Gesetzes genannt wird – und Mönche mit der sich aufbauschenden Arroganz dadurch, dass das wahre Gesetz zu Grunde ging, über einen großen Einfluss verfügten. Zu dieser Zeit verbeugte sich der Bodhisattwa „Der ständig nicht verachtet“ vor allen Mönchen, Nonnen, Laienanhängern oder Laienanhängerinnen, denen er begegnete, in Ehrerbietung, indem er sagte: „Ich verehre Euch zutiefst und wage nicht, Euch zu verachten. Was ist der Grund dafür? Weil Ihr alle den Weg des Bodhisattwas ausübt und bestimmt die Buddhaschaft erlangen werdet.“ (DLS, Seite 278; JLS, Seite 557) Nichtsdestotrotz setzte die vierfache Gemeinde der Mönche, Nonnen, Laienanhängern und Laienanhängerinnen fort, den Bodhisattwa „Der ständig nicht verachtet“ mit bösem Mund zu schmähen und mit Stöcken, Scherben und Steinen zu verfolgen. 9) Die drei Arten von starken Feinden: Im Vers der zwanzig Zeilen des dreizehnten Kapitels des Lotos-Sutras „Aufforderung zum Beibehalten“ wird erläutert, in welcher Art und Weise derjenige, der in der Zeit nach dem Erlöschen des Buddhas das Lotos-Sutra verbreitet, verfolgt wird. Diese Beschreibungen ordnete der Großmeister 124 Aber diese Tatsache konnten die meisten Laiengläubigen in der damaligen Zeit wahrscheinlich deshalb nicht klar erkennen, weil sie vor der religiösen Autorität und der äußeren Erscheinung der Priester verblendet waren. Als Folge davon wurden die Menschen, obwohl sie herzlich beabsichtigten, den Buddhismus zu praktizieren und dadurch die guten Ursachen (Wurzeln) zu setzen, in Wirklichkeit fürchterlicherweise vom Gift der Verleumdung des wahren Gesetzes gefärbt. Die Lebewesen in der damaligen Zeit tranken sozusagen Gift wohl mit dem Gedanken, Medizin einzunehmen. Das ist die Lage, die durch den obigen Abschnitt gekennzeichnet wird: „Jetzt in der schlechten Welt im Späten Tag des Gesetzes entstehen durch die buddhistischen Doktrinen noch größeres Böses als das Böse der Welt.“ Der Daishonin weist als den Weg, diese Zustände zu bewältigen, darauf hin, dass der „Weise“, der über die Weisheit des Buddha verfügt, und weise Könige (Potentaten) gemeinsam die großen Übeltäter rügen müssen. Ein Mensch, der die Tatsache, dass alle Schulen das wahre Gesetz verleumden, und das wahre Wesen der irreführenden Priester und Mönche durchschaut, gegen das Böse mit aller Konsequenz ankämpft und das Ideal, alle Menschen zu respektieren, das der Buddhismus ursprünglich anstrebte, wiederaufbaut, ist der Weise, der über die „Weisheit des großen erleuchteten Weltverehrten (Shakyamuni)“ verfügt. Dieser Weise wird dadurch, mit den überragend weisen Königen (Potentaten) zusammen zu wirken, die über die Fähigkeit verfügen, das Recht und Unrecht der Dinge scharfsinnig unterscheiden zu können, die irreführenden Lehren, die einfachen Menschen Leiden zufügen, durchbrechen. Hier wird klargestellt, dass gerade dadurch eine friedvolle Gesellschaft aufgebaut wird, in der einfache Menschen errettet werden können. Allein derjenige, der nicht nur über die Weisheit des großen Guten des Buddhas verfügt, sondern auch die irreführenden Lehren durchschaut, dagegen kämpft und seine Kraft für den Kampf einsetzt, einfache Menschen von den irreführenden Lehren zu erretten, ist der wahre Weise im Späten Tag des Gesetzes. Nichiren Daishonin ist es, der als der Weise, von dem hier die Rede ist, zum Kampf dafür mit vollem Einsatz seines Lebens aufstand. Um alle Menschen in Japan zu lehren, wie furchtbar es ist, das [Wahre] Gesetz zu verleumden, hat der Daishonin ganz gleich, ob er selbst Verfolgungen erleiden müsste, so schrecklich sie auch sein mochten, fortgesetzt darauf hingewiesen, dass gerade die damals hochrangigen Priester und Mönche die großen Übeltäter sind, die das [Wahre] Gesetz zerstören. Aber aus dem Grund, dass auch die Tendai (Tiantai)-Schule, die eigentlich das LotosSutra beschützen sollte, die esoterischen Lehren der Shingon (Wahre Worte)-Schule übernahm und dadurch immer mehr zum magischen Ritual neigte, das den Menschen den unmittelbaren Nutzen garantieren sollte, und die im Lotos-Sutra gelehrte Absicht des Buddha der Vergessenheit anheim fiel, vertiefte sich die Finsternis der Zeit immer stärker. Deshalb erwähnt der Daishonin, dass die Menschen gegen diejenigen, die den im LotosSutra gelehrten Geist, alle Menschen zu respektieren, zerstören, ohne jeglichen Kompromiss durch und durch ankämpfen müssen, so wie hier steht: „…mal anzuprangern, mal zu verbannen, mal die Gaben für sie einzustellen, mal zu enthaupten …“ Miaole (711-782) aus China in seinem Werk „Kommentar zu ‚Worte und Sätze des Lotos-Sutras’“ (Ch. Fa-hua Wen-chü-chi)“ systematisch in die drei Arten ein: 1) „Unwissende Laiengläubige mit der sich aufbauschenden Arroganz“: sie sind männliche und weibliche Laien, die nichts über den Buddhismus wissen, den Ausübenden des Lotos-Sutras mit bösen Worten schmähen und oft Gewalt gegen ihn anwenden. 2) „Verschlagene Priester mit der sich aufbauschenden Arroganz“: Das sind Menschen, die dem weltlichen Leben entsagt haben und durch „verdrehte Ansichten” und „Herz aus Argwohn gekrümmt” gekennzeichnet sind. 3) „Falschheilige mit der sich aufbauschenden Arroganz“: Sie sind Menschen, die den Buddhismus dazu verwenden, um sich selbst Profit zu verschaffen. Trotzdem werden sie von der Welt verehrt, als ob sie Heilige wären. Sie verachten die Menschen und blicken auf sie herab. 125 Selbstverständlich war nicht, dass er sich buchstäblich eine Hinrichtung wünschte. Vielmehr strebten die damaligen Machthaber und einfache Menschen immer und immer wieder danach, den Daishonin, der in Wirklichkeit aus Leibeskräften für das Glück aller Menschen und für die Verwirklichung der friedvollen Gesellschaft kämpfte, anzuprangern, zu verbannen, die Gaben für ihn einzustellen und ihn zu enthaupten. Der Daishonin warnte die Machthaber mit aller Schärfe davor, gegen die falsche Person vorzugehen, falls sie wirklich beabsichtigten, die irreführenden Menschen bestrafen zu wollen. Hier schlägt der Daishonin eine Alarmglocke, um die Anführer des Landes wachzurütteln, dass das Land zweifelsohne zu Grunde geht, falls die Politiker, die als Stütze aller Menschen fungieren sollten, keine Einstellung annehmen würden, Recht und Unrecht scharf zu differenzieren, so kann ich mit Respekt ersehen. Das heißt, er ermahnt diejenigen, die über die Macht verfügen, mit aller Schärfe, weise Könige (Potentaten) zu werden, die die Worte des Weisen annehmen. Die weisen Könige (Potentaten), von denen hier die Rede ist, stellen eine soziale Existenz dar, die den Weisen versteht. In der heutigen demokratischen Gesellschaft weist die Existenz der weisen Könige (Potentaten) zu Recht auf einfache Menschen hin, die weise sind, und allein die Tatsache, dass einfache Menschen weise werden, ist die unbedingt notwendige Voraussetzung dafür, eine sichere und friedvolle Gesellschaft aufzubauen. Gerade dadurch, dass einfache Menschen weise werden und vor irreführenden Gedanken standhaft bleiben, wird der Gedanke für die Würde des Lebens und für den absoluten Frieden weit und breit in der Gesellschaft Wurzeln schlagen. Und die vom Egoismus erfüllten Gedanken, die sowohl die Diskriminierung als auch den Krieg verursachen, welche einfache Menschen quälen, durch einfache Menschen, [die weise sind], abgelehnt. Das heißt, einfache Menschen selbst werden die teuflische Natur [des Lebens] einsperren. Die Bemühung dafür, solch eine „Solidarität der Guten“ aufzubauen, kann man sagen, ist die Bedeutung des Erscheinens des Weisen und der weisen Könige (Potentaten) in diesem modernen Zeitalter. Gerade mit dem Ziel, solch eine Gesellschaft aufzubauen, ist es unentbehrlich, den „Gedanken für die Würde des Lebens“, den „Gedanken, der lehrt, alle Menschen zu respektieren“ und den „Gedanken für den Aufbau des Friedens“, welche auf dem Buddhismus des Daishonin basieren, in der ganzen Welt weit und breit zu erhöhen. Durch die „Kraft der Worte“, die „Kraft der Dialoge“ und die „Kraft des Gedankens“ an das Herz der Menschen zu appellieren und eine von Sicherheit und Frieden erfüllte Gesellschaft aufzubauen ist unsere menschliche Lebensaufgabe als Buddhisten und nichts anderes als unsere soziale Verantwortung. Ich bin fest davon überzeugt, dass allein unsere unaufhörliche Herausforderung zum in diesem Schriftwerk aufgezeigten Prinzip der Veränderung führt, gegen das Böse anzukämpfen und das Gute zu realisieren. Die im ersten Band des Lotos-Sutras gepredigte Lehre: „Nur ein Buddha und ein anderer Buddha vermögen, das wahre Wesen aller Phänomene (Dharmas) genau und vollständig zu ergründen“ (DLS, Seite 46; JLS. Seite 108) trifft genau auf diesen Punkt zu. Was den Text „… die vollkommene Übereinstimmung von Anfang bis zum Ende …“ angeht, weist der „Anfang“ auf die Wurzel des Bösen und die des Guten hin, während das „Ende“ auf das Ende des Bösen und das des Guten hinweist. Derjenige, der zu allem, von den Wurzeln bis zu Zweigen und Blättern von Gut und Böse, erwacht ist und sie vollständig ergründet, wird Buddha genannt. (…) Im neunzehnten Kapitel des Lotos-Sutras „Die verdienstvolle Tugend des Gesetzesmeisters“ steht: „Die mannigfaltigen Gesetze, die er (der das Lotos-Sutra annimmt und beibehält) predigt, entsprechen ihrem tiefgründigen Sinn und unterscheiden sich alle nicht von ihrem wahren Wesen.“ (DLS, Seite 274; JLS, Seite 550) In Bezug darauf sagt Tiantai: „Jede Betätigung des Lebens sowie jedes Betreiben der Menschen in der ganzen Welt widerspricht nicht dem wahren Wesen [aller Phänomene].“ 126 Ein weiser Mensch ist jemand, der den Buddhismus nicht getrennt von Prinzipien der weltlichen Angelegenheiten ausübt. Wer mit weltlichen Prinzipien der Herrschaft gründlich vertraut ist, wird ‚weiser Mensch’ genannt. Als die Welt der Yin-Zeit10) korrupt wurde und einfache Menschen litten, erschien Taigon Wang11) (Großherzog Wang) in der Welt und enthauptete den König Zhou12) der YinDynastie, um dem Kummer einfacher Menschen ein Ende zu bereiten. Als Er Shi Huangdi13) (Zweiter Kaiser) der Qin-Dynastie14) [durch seine schlechte Politik] das Leben einfacher Menschen zum Leiden führte, erschien Zhang Liang15) und regierte über die Welt, dadurch wurde das Leben einfacher Menschen besänftigt. Obwohl diese Männer noch in der Zeit vor der Einführung des Buddhismus lebten, halfen sie den Menschen als Boten Shakyamunis, des Herrschers der Lehren. Und obwohl sich die Anhänger der äußeren Klassiker dessen nicht bewusst waren, enthielt die Weisheit jener Leute in sich einen Teil der Weisheit des Buddhismus. (EG, Band 1, Seite 1121f; JG, Seite 1466) Der Weise, der die Wurzeln, Zweige und Blätter von Gut und Böse erkennt Hier sagt der Daishonin, dass der wahre Weise im Späten Tag des Gesetzes jemand ist, der zum Ursprung von Gut und Böse erwacht ist und darüber hinaus Zweige und Blätter von Gut und Böse, nämlich alle Erscheinungen von Gut und Böse in dieser realen Welt, gründlich erkennt. Er erklärt, dass gerade jemand, der sich in den buddhistischen Lehren und in den Prinzipien der weltlichen Angelegenheiten grundlegend auskennt und in den Regeln, um die Welt zu regieren, hervorragend bewandert ist, der wahre Weise ist. 10) Die Yin-Zeit: sie gehört zur späteren Periode der Shang-Dynastie, die als die zweite Dynastie in der chinesischen Geschichte gilt. Sie regierte China zwischen dem 16. Jahrhundert v. Chr. bis etwa zum 11. Jahrhundert v. Chr. Sie folgte der in ihrer Existenz umstrittenen Xia-Dynastie und wurde von der Zhou-Dynastie abgelöst. Die Shang-Dynastie wurde von einem Stammesführer begründet, der erfolgreich gegen den letzten Xia-Herrscher rebelliert hatte. Seine Hauptstadt hieß Hao und lag vermutlich in der heutigen Provinz Shandong. Spätere Dokumente sprechen dafür, dass die Shang-Herrscher insgesamt sechsmal ihre Hauptstadt verlagerten. Das letzte Mal von König Pan Geng nach Yin. Die Yin-Zeit gilt als der Höhepunkt der Shang-Dynastie, so dass diese auch die Yin-Dynastie genannt wird. 11) Jiang Ziya (11. Jahrhundert v. Chr.): er wurde unter anderem Taigong bzw. Taigon Wang (Großherzog Wang) genannt. Er war ein General, der König Wen und nach des Königs Tod dessen Sohn, König Wu, diente. Er kämpfte tapfer in der Schlacht an der Seite des Kaisers Zhou, trug zum Wohlstand der Zhou-Dynastie bei und ermöglichte ihm, die Yin-Dynastie zu gründen. 12) König Di Xin von Shang (populärer Name: König (Shang) Zhou, Shang Zhou (Wang)), herrschte von 1155 v. Chr. bis 1122 v. Chr. als letzter König (der 31. oder 32. König) der Shang-Dynastie für 33 Jahre über China. Er war der Sohn des vorherigen Königs Di Yi. 13) Er Shi Huangdi (230-207 v. Chr.; Regierungszeit: 210-207 v. Chr.), der zweite Kaiser der Qin-Dynastie in China. Sein persönlicher Name war Ying Huhai. Er war der Sohn des Qin Shihuangdi, des Ersten Kaisers der Qin-Dynastie, jedoch eigentlich nicht der Kronprinz. 210 v. Chr. begleitete er seinen Vater auf einer Reise in den Osten Chinas, auf welcher dieser plötzlich verstarb. Dem Rat des Obereunuchen Zhao Gao und des Kanzlers Li Si folgend fälschte er einen Erlass seines Vaters, durch welchen er seinem Bruder, dem eigentlichen Erben Fusu, den Selbstmord befiehlt und er selbst zum Nachfolger ernannt wird. Als Kaiser war er nicht in der Lage, mit den Rebellen im Land fertig zu werden. Er war vom Obereunuchen Zhao Gao so abhängig, dass er zu dessen Marionette wurde. 207 v. Chr. stand die Qin-Dynastie am Rand des Zusammenbruchs. Zhao Gao fürchtete, dass der Kaiser die Schuld ganz alleine ihm zuweisen würde. Deshalb verschwor sich Zhao Gao mit anderen, um den Kaiser zum Selbstmord zu zwingen. 14) Qin (778-207 v. Chr.) war ein Königreich in China während der Zeit der Frühlings- und Herbstannalen sowie der Zeit der Streitenden Reiche. Der Staat Qin verfolgte eine expansive Politik, die dazu führte, dass er durch Qin Shihuangdi (259-210 v. Chr.) im Jahr 221 v. Chr. ganz China zum ersten Mal vereinte und zur Gründung der Qin-Dynastie führte. 15) Zhang Liang (262-189 v. Chr.): er war ein hervorragender Stratege, der in der frühen Zeit der Han-Dynastie Liu Bang (256-195 v. Chr.), dem ersten Kaiser der Han-Dynastie, Gao von Han, diente. Mit Han Xin und Xiao He wird er zu den drei Helden der frühen Han-Dynastie gezählt. 127 Mit anderen Worten heißt es, dass der Weise des Buddhismus derjenige ist, der auf der Basis der Weisheit des Buddhismus die Realität zum Besseren verändert. Der Daishonin greift hier die im Lotos-Sutra gepredigten beiden Prinzipien „das wahre Wesen aller Phänomene“ (Shoho-Jisso) und „das augenblickliche Herz enthält dreitausend Möglichkeiten“ (Ichinen-Sanzen) auf. Das wahre Wesen aller Phänomene stellt das wahre Erscheinen der realen Welt dar, das die Weisheit des Buddhas erkannte, so wie es ist. Die Weisheit des Buddhas vermag, nicht nur die sichtbaren, oberflächlichen Phänomene, sondern auch jeden von Gut und Böse erfüllten Lebenszustand, in dem alle Lebewesen der zehn Welten in sich offenbaren, und das kausale Gesetz von Ursache und Wirkung, nach dem sie leben, genau zu erkennen, so wie sie sind. Wenn der Buddha einen Menschen sieht, stellt er klar fest, in welchem Lebenszustand von Gut und Böse sowie Leid und Freude dieser Mensch sich befindet, macht sich darüber Gedanken, aus welcher Ursache herrührend dieser jetzt im schlechten Lebenszustand leidet, und erfasst die ganze Lage sofort, wie er ihm darauf basierend ermöglichen kann, seinen schlechten Lebenszustand zum Lebenszustand des Guten zu verändern. Deshalb predigt der Buddha den leidenden Lebewesen aus tiefem Mitgefühl die Lehre für die Befreiung von Leiden. Das ist durchaus eine Lehre, durch die dieser sein Leben verändern kann. Sozusagen ist ein Buddha jemand, der sowohl zu der Dharmanatur, der Grundlage des Guten, als auch zu der fundamentalen Dunkelheit des Lebens, der Grundlage des Bösen, erwacht ist und sich in allen daraus entstehenden Lebenszuständen von Gut und Böse sowie Leid und Freude in der realen Gesellschaft grundlegend auskennt. Aus diesem Grund wird der Buddhismus des Daishonin zur „Religion für die Veränderung“, die notwendigerweise die Wendung vom negativen Kreislauf auf die Bahn des Guten lehrt. Der Daishonin zitiert in diesem Schriftwerk aus dem neunten Kapitel des Lotos-Sutras „Die verdienstvolle Tugend des Gesetzesmeisters“ einen Satz „Die mannigfaltigen Gesetze, die er (der das Lotos-Sutra annimmt und beibehält) predigt, entsprechen ihrem tiefgründigen Sinn und unterscheiden sich alle nicht von ihrem wahren Wesen“ und Tiantais Kommentar dazu „Jede Betätigung des Lebens sowie jedes Betreiben der Menschen in der ganzen Welt widerspricht nicht dem wahren Wesen [aller Phänomene]“. In seiner Gosho „Reisgeschenk“ zitiert er den gleichen Sutratext und stellt auch fest: „Der wahre Weg [des Lebens] liegt in den Angelegenheiten der Welt. (…) Es (das Lotos-Sutra) erläutert: Letztlich stellen weltliche Angelegenheiten die Ganzheit des Buddhismus dar.“ (DG, Band 1, Seite 115; JG, Seite 1597) Jedes einzelne Phänomen auf der Ebene des Alltagslebens ist unmittelbar der Buddhismus selbst. Das Licht der Weisheit des Buddhismus des Daishonin kann gerade inmitten der Finsternis der realen Gesellschaft, die von Leiden unzähliger Menschen erfüllt ist, glänzend strahlen und wird für sie zur Hoffnung, zum Mut und zur sicheren Ruhe. Deshalb sagt der Daishonin in diesem Schriftwerk mit aller Deutlichkeit: „Ein weiser Mensch ist jemand, der den Buddhismus nicht getrennt von Prinzipien der weltlichen Angelegenheiten ausübt. Wer mit weltlichen Prinzipien der Herrschaft gründlich vertraut ist, wird ‚weiser Mensch’ genannt.“ Von der Gesellschaft entfernt, gibt es keinen Buddhismus. Gerade jemand, der mit dem auf dem Buddhismus basierenden tiefen Mitgefühl und der Kraft zum Wohlergehen der Gesellschaft beiträgt und die Gesellschaft richtig anführt, ist der wahre „weise Mensch“. Und die Gesellschaft, in der die Weisheit des Buddhismus des Daishonin sich voll entfaltet, wird ganz sicher gedeihen. Die Soka Gakkai ist auf dem korrekten Weg von „Glaube ist unmittelbar (soku) tägliches Leben“ und „Buddhismus ist unmittelbar (soku) Gesellschaft“ konsequent geschritten. „Jede Religion, die von der Realität entfernt ist, ist eine tote Religion“ – mit dieser Überzeugung haben wir konsequent auf tägliches Leben und Gesellschaft großen Wert gelegt. 128 Dennoch ist es ebenso eine Tatsache, dass die Erkenntnis, der Buddhismus und weltliche Angelegenheiten seien unter allen Umständen voneinander getrennt, in der Gesellschaft tief verwurzelt ist. Tsunesaburo Makiguchi Sensei (1871-1944) sagt: „Das Prinzip des Lebens, ‚Anfang und Ende [der Lehre], Buddhismus sei unmittelbar weltliche Angelegenheiten, stimmen vollkommen überein und sind gleichwertig’, konnte, ausgenommen äußerst wenige Menschen der legitimen Religionen, selbst von den Wissenschaftlern des höchsten Ranges nicht grundlegend verstanden werden, und selbst wenn sie es rein theoretisch verstanden, konnten sie es nicht im realen Alltagsleben beweisen, demzufolge waren diese beiden Parteien in den letzten über eintausend Jahren seit der Einführung des Buddhismus [in Japan] als einander völlig unverbundene Themen betrachtet und behandelt, trotzdem ist es jetzt durch die Experimente unserer gleichgesinnten Freunde unter Beweis gestellt worden. Und wenn das unübertroffene, größte Lebensgesetz, nämlich das Mystische Gesetz für die Verwirklichung der Buddhaschaft, nach dem sich die Menschheit der Welt hier gleichermaßen sehnt, für jeden Menschen leichtverständlich geworden ist, können wir meines Erachtens nicht damit aufhören, seine verdienstvolle Tugend überall allen Menschen zuteil werden zu lassen und sie zum unübertroffenen, höchsten Glück zu führen.“ Die tiefe Überzeugung von diesen Prinzipien „Tägliches Leben ist unmittelbar (soku) Glaube“ und „Buddhismus ist unmittelbar (soku) Gesellschaft“ ist sozusagen die Quelle des Glaubens, der in der Soka Gakkai praktiziert wird, und ist die vitale Kraft unserer Handlung. Der tatsächliche Beweis des Prinzips „Buddhismus ist unmittelbar (soku) Gesellschaft“, den Makiguchi Sensei durchschaute, ist durch die Erfahrungen der Mitglieder der Soka Gakkai in den letzten 80 Jahren feierlich bestätigt worden. Makiguchi Sensei, der zugleich sprach: „Wenn wir [die Menschen] durch die religiöse Revolution vom Herzensgrund auf nicht richtig stellen, kann das Chaos aller menschlicher Angelegenheiten für immer nicht in Ordnung gebracht werden“, startete seine grandiose Herausforderung zur Veränderung der Gesellschaft. Das bedeutet die immerwährende Praxis des Buddhismus Nichirens, der sich zur „Befriedung des Landes durch die Errichtung des [Wahren] Gesetzes bekennt. Was wir vor allem nicht vergessen sollten, ist die werte von tiefem Mitgefühl erfüllte Gesinnung Nichiren Daishonins, der, auch so wie eingangs seiner Abhandlung „Über die Befriedung des Landes durch die Errichtung des [Wahren] Gesetzes“ steht, niemals zulässt, unerbittliche Not einfacher Menschen zu ignorieren. In diesem Schriftwerk reicht der mitfühlende Blick des Daishonin bis zu den Leiden der Menschen zu jener Zeit, in der der Buddhismus noch nicht nach China gebracht wurde. Das heißt, hier werden die geschichtlichen Begebenheiten über Jiang Ziya und Zhang Liang vorgestellt, die jeweils in der Periode der Yin-Dynastie und in der Periode der Qin-Dynastie gegen die Herrscher, die das Leben einfacher Menschen erschwerten, kämpften und einfache Menschen beschützten. Sie beide hatten jeweils noch zu den Zeiten gelebt, bevor der Buddhismus nach China gebracht wurde, daher hatten sie natürlicherweise nicht den Buddhismus gekannt, den Shakyamuni predigte. Der Daishonin sagt jedoch, dass der Grund, warum sie zum Glück einfacher Menschen dienten, darin lag, dass sie in Wirklichkeit „Boten Shakyamunis, des Herrschers der Lehren“ waren, und dass sie in sich die „Weisheit des Buddhas“ behielten. Hierzu sagt der Daishonin mit klaren Worten, dass im Leben desjenigen, der für das Glück aller Menschen und für die Verwirklichung der friedvollen Gesellschaft die Weisheit für die Lösung der Probleme mit Leib und Seele erforscht und den Menschen dient, ohne Mühen zu scheuen, ein Teil der Weisheit in der Welt der Buddhaschaft erscheint und die „Weisheit des Buddhismus“ erstrahlt. 129 Davon ausgehend heißt es, dass wir gerade dadurch, gegen das Grundübel, das einfache Menschen leiden lässt, mit aller Entschiedenheit anzukämpfen, die Solidarität des Guten, einfache Menschen zu beschützen, aufbauen können. Hierin liegt die Quintessenz des Humanismus, basierend auf dem Buddhismus Nichiren Daishonins. Die Soka Gakkai hat bis jetzt auf der Ebene von Frieden, Kultur und Erziehung einen grandiosen Austausch erweitert. Gerade die Maxime „Religion für Menschen“ ist das Endergebnis, das der Buddhismus des Daishonin anstrebt. Aus diesem Grund bleibt uns nichts anderes übrig, als gegen den verdrehten Autoritarismus, der im Gegenteil die Maximen „Menschen für Religion“ und „Religion für Religion“ zu verfechten versucht, bis zum Ende zu kämpfen. Das große Böse ist ein Phänomen dafür, dass das große Gute kommen wird. Wenn das Jambudvipa (die ganze Welt) in großes Chaos gerät, so gibt es keinen Zweifel mehr, dass [der Satz des Lotos-Sutras] „… sollst Du es (dieses Kapitel) im Jambudvipa (der ganzen Welt) weithin verbreiten“ (DLS, Seite 298; JLS, Seite 601) verwirklicht wird. (EG, Band 1, Seite 1122; JG, Seite 1467) Das große Böse ist ein Phänomen dafür, dass das große Gute kommen wird Die Entwicklung einer Gesellschaft wird dadurch entschieden, auf was für eine Philosophie die Menschen, die diese Gesellschaft bilden, großen Wert legen. Die Gesellschaft, die die Gerechtigkeit des Daishonin hartnäckig nicht akzeptierte. Es war eine Gesellschaft, die die Verleumdung des [Wahren] Gesetzes zuließ, die einfache Menschen leiden ließ. Es ist schwierig, dass sich eine Gesellschaft richtig entwickelt, in der die eine Religion, die die Errettung einfacher Menschen vernachlässigt hat, oder die andere Religion, die nur scheinbar versucht hat, einfache Menschen zu erretten, akzeptiert werden. Dennoch wird gerade in der finsteren Zeit voller Chaos das Licht der Weisheit des Wahren Gesetzes seinen wahren Wert beweisen. Gerade die Nacht der tiefsten Finsternis, erfasste der Daishonin, ist ein Vorzeichen der Morgendämmerung, dass die Menschen erwachen, und gilt als Wendepunkt, so kann ich mit Respekt ersehen. Der Daishonin lehrt: „Das große Böse ist ein Phänomen dafür, dass das große Gute kommen wird.“ „Ihr habt es überhaupt nicht nötig, die Lage pessimistisch zu sehen. Nichiren, der über die Weisheit des Buddhas verfügt, die der Sonne gleicht, ist in Erwiderung auf die Zeit der finsteren Nacht erschienen. Das große Böse ist nichts anderes als ein Vorzeichen dafür, dass das große Gute, Kosen-rufu genannt, eintrifft“ – in diese große Überzeugung des Daishonin eingehüllt, müssten seine Schüler ihre Herzen zweifelsohne von tiefem Mut haben strotzen lassen. Außerdem sagt er: „Wenn das Jambudvipa (die ganze Welt) in großes Chaos gerät, so gibt es keinen Zweifel mehr, dass [der Satz des Lotos-Sutras] ‚… sollst Du es (dieses Kapitel) im Jambudvipa (der ganzen Welt) weithin verbreiten’ verwirklicht wird.“ Ohne es sagen zu müssen, weist dies nicht auf die Philosophie hin, die eine destruktive Endzeit-Anschauung predigt. Der Buddhismus des Daishonin ist es, der bis zum Ende dazu steht, die Klagen einfacher Menschen in dieser realen Gesellschaft zu retten. Gerade weil wir jetzt in einem Zeitalter leben, in dem alles in die Sackgasse geraten ist, wollen wir alle überkommenen Sitten und Bräuche durchbrechen und sie von Grund auf überprüfen, und nur dadurch können wir vom Ursprung aus starten und für die Veränderung in Aktion treten. Gerade weil wir vorhaben, eine große Veränderung zu Wege zu bringen, gibt es selbstverständlich Widerstände. Aber gerade darin wird ein neuer Weg angebahnt. Die Religion auf der Basis des Wunschgelübdes zur Veränderung der Realität, die über die Kraft verfügt, diese von 130 Leiden erfüllte Saha-Welt ganz sicher in ein von Glück erfülltes Land zu verwandeln, ist der Buddhismus Nichiren Daishonins. Eher gerade dadurch bedingt, dass es den „Kampf des weisen Menschen“ gibt, wird Kosen-rufu im Jambudvipa (der ganzen Welt) verwirklicht. Auch in seiner Gosho „Das große Böse und das große Gute“ sagt der Daishonin: „Sollte sich das große Böse ereignen, dann entsteht das große Gute. Da im Land bereits die schlimmsten Verleumdungen herrschen, wird sich das Große Wahre Gesetz unfehlbar verbreiten. Worüber wollt Ihr Euch noch beklagen? Auch wenn Ihr nicht der ehrwürdige Mahakashyapa seid, sollt Ihr freudig tanzen! Selbst wenn Ihr auch nicht Shariputra seid, sollt Ihr Euch erheben und tanzen! Als der Bodhisattwa ‚Herausragende Ausübung’ (Visistacaritra) geruhte, aus der Erde hervorzutreten, heißt es, dass er geruhte, [vor Freude] tanzend zu erscheinen.“ (EG, Band 1, Seite 1119; JG, Seite 1300) Hierbei ermutigt der Daishonin seine Schülerschaft: „Gerade jetzt ist die richtige Zeit, mit Freude und Mut aufzustehen! Lasst uns wie tanzend schwungvoll auftreten!“ Das große Böse beständig in Richtung Hoffnung, Glück, Sicherheit und Frieden umzuwandeln – das ist der Beweis der Religion, die zur Veränderung der Realität steht. Toda Sensei sagte: „Eine höhere Kultur und eine höhere Wissenschaft werden zur Kraft eines stärkeren Staates und eines stärkeren Volkes. Unter den bisherigen Umständen gab es Zeiten, in denen alle Kräfte auf die zwischenstaatlichen Streitigkeiten konzentriert wurden, dienten sie zu nichts anderem als gegen den Frieden angewendet zu werden. Je weiter die Wissenschaft für das Alltagsleben der Menschheit fortschritt, desto stärker wurde die Gewalttätigkeit, und je weiter die Kultur fortschritt, desto mehr verstärkten die Menschen ihre Anmaßung. Ich frage mich, ob sich sowohl der Fortschritt der Wissenschaft als auch die Entwicklung der Kultur daraus ergeben haben, dass die Menschen Gewalttätigkeit, Anmaßung, Eifersucht und Kriecherei der Menschheit letztlich umso stärker geschürt haben. Wenn es denn so ist, was wird zur treibenden Kraft, die uns ermöglicht, den immerwährenden Frieden der Menschheit und das Paradies auf der Erde aufzubauen? Das muss eine Religion sein.“ Die Handlung der Mitglieder der Soka Gakkai, die auf diesem großen Weg „Buddhismus ist unmittelbar (soku) Gesellschaft“ unaufhörlich voranschreiten, wird in der Menschheitsgeschichte eine von Hoffnung erfüllte Spur der grandiosen „Befriedung des Landes durch die Errichtung des [Wahren] Gesetzes“ glänzend erstrahlen lassen. Da das buddhistische Gesetz Unmittelbar das Gesetz Der Gesellschaft darstellt, [Lasst uns] mit Freude erneut Tag für Tag [voranschreiten]. (aus „Daibyakurenge“, Februar 2011) 131