Deutsche Antifaschisten in Frankreich Das Verhalten deutscher Antifaschisten hatte folgende Regeln: Die eigene Sicherheit gewährleisten und die strengen Regeln der Konspiration beachten, eine falsche Identität annehmen (gefälschte Dokumente zur Person beschaffen), eine sichere Unterkunft finden (die vielfältige Solidarität unverdächtiger französischer Bürger nutzen), sich möglichst unauffällig bewegen (Strassenkontrollen meiden), sorgfältig Informationen über Stimmungen, Aufenthaltsbedingungen und militärische Vorgänge sammeln, diese Kenntnisse für die mündliche und schriftliche Agitation (Herstellung illegaler Flugblätter, Zeitungen usw.) verwenden, die Verbindung untereinander und zu Gruppen aufrechterhalten, behutsam und wirkungsvoll politische Arbeit leisten, Gespräche mit und Kontakte zu den Wehrmachtsangehörigen suchen, mit der nötigen Vorsicht ihre Geisteshaltung erkunden, Soldaten und möglichst auch Offiziere überzeugen, in ihrer Umgebung gegen Krieg und für Frieden aktiv zu sein und aus der Armee zu desertieren, gefälschte Papiere, Kleidung und Unterkunft für Deserteure beschaffen, sie weiterleiten zu kämpfenden Résistance-Gruppen, versuchen, in einer Dienststelle oder einem Betrieb der Besatzungsmacht Arbeit zu erhalten (als Dolmetscher, Büroangestellter, Hilfsarbeiter bei Tankstellen, Truppenübungsgeländen, in Häfen und auf Flugplätzen) und zwar mit dem Ziel der Sabotage, in bewaffneten Einheiten (Spezialkommandos, Maquis, Stadtpartisanen) zu kämpfen. (aus: http://www.drafd.de/htdocs/veranst/resist_3.html) In der Résistance kämpfen etwa 1000 Deutsche mit. Sie sind aus verschiedensten Motiven in Frankreich gelandet, z.B. politische Flüchtlinge, Juden, oder Hitler-Gegner aus der Wehrmacht. Deutsche Antifaschisten aus Spanien schliessen sich in Südfrankreich der Résistance an. (aus: http://www.drafd.de/htdocs/veranst/resist_4.html) http://books.google.de/books?id=FHYyPSOyUCwC&pg=PA361&lpg=PA361&dq=http://ww w.drafd.de/htdocs/veranst/resist_4.html%29&source=bl&ots=bsQYT8SYKr&sig=3HgUJfUT TiSkVF0LXQkukjVerc&hl=de&sa=X&ei=IsokUMUnyt_hBMHHgTg&sqi=2&ved=0CC4Q6AEwAA #v=onepage&q=http%3A%2F%2Fwww.drafd.de%2Fhtdocs%2Fveranst%2Fresist_4.html%2 9&f=false OKW: Die Wehrmachtstäbe entwerfen Pläne, auch Südfrankreich zu besetzen, Deckname: "Attila" (S.90) Aug 1940-31.5.1942 185.000 Franzosen gehen freiwillig nach Deutschland in der deutschen Rüstung arbeiten (S.90) [mit der Vorstellung, den Russlandfeldzug zu unterstützen und den Kommunismus zu vernichten]. Plakat für Arbeit im Dritten Reich 1940 ca. Text: "Wenn du in Deutschland arbeitest, dienst du als Botschafter französischer Qualität" (orig. französisch: En travaillant en Allemagne tu seras l'Ambassadeur de la qualité française). In Deutschland herrscht in den Rüstungsfabriken Arbeitskräftemangel, und Pétain wird gedrängt, Arbeitskräfte zu schicken. Letztere sind gut bezahlt und theoretisch frei. Aber Frankreich hat Sorgen mit diesem Regime, denn es sind schon 3 Mio. französische Kriegsgefangene ausser Landes. Die fehlenden Leute fehlen dem Land sehr, ein Land, das dazu verdammt ist, seine Besatzer zu ernähren, die sich nicht scheuen, verstärkt Einkäufe zu tätigen, um den Nachschub für die deutsche Bevölkerung zu sichern. (aus: http://www.teaser.fr/~jpsagaire/norman/19401945/occupation/norma301.php9) Franzosen müssen ab August 1940 Schlange stehen Frankreich hungert schon. Die Franzosen müssen schon Schlange stehen für das kleinste Stückchen Brot, weil Frankreich Deutschland ernähren muss, und weil die gefangenen französischen Soldaten auf den Feldern fehlen. Und so geht das vier lange Jahre. Toulons Nachbarort Sanary-sur-Mer war Exilort zahlreicher deutscher Schriftsteller in der Zeit des Nationalsozialismus: Heinrich und Thomas Mann, Arnold Zweig, Lion Feuchtwanger, Franz Hessel und Bertolt Brecht. Am 27. November 1942 besetzten deutsche Truppen im Rahmen des Unternehmens Lila Toulon. Um nicht in deutsche Hände zu fallen, versenkte sich daraufhin die in Toulon ankernde französische Flotte selbst (Selbstversenkung der Vichy-Flotte). Der 24. November 1943 brachte der Stadt den schwersten alliierten Bombenangriff mit rund 500 Toten. Luftaufnahme des Hafens von Toulon am 28. November 1942 mit den brennenden französischen Kriegsschiffen Strasbourg, Colbert, Algérie und Marseillaise (v.l.n.r.) Hitler ernannte im Januar 1944 alle wichtigen Hafenstädte im Westen - so auch Toulon - zur "Festung" - eine vor allem symbolische Handlung. In OKW-Befehlen von Februar 1944 zur Verteidigung von Festungen wurde befohlen, 'bis zum letzten Mann' zu kämpfen und keinesfalls zu kapitulieren. Dies geschah in keiner der Hafenstädte - eine Woche nach der Einschließung kapitulierten die deutschen Truppen in Toulon.[1] Zahlreiche Ausländer, die in Frankreich lebten, nahmen von 1940 bis 1944 an der französischen Résistance gegen die NaziOkkupation teil. Es ist nur wenigen bekannt, dass es unter ihnen auch etwa tausend Deutsche gab. Wer waren sie? Politische Flüchtlinge aus Deutschland, unter ihnen ehemalige Kampfer in den Internationalen Brigaden zur Verteidigung der spanischen Republik, die meist aus französischen Internierungslagern geflohen waren, um sich der Widerstandsbewegung anzuschließen. Deutsche Frauen und Männer jüdischer Herkunft, die aus ihrem Land vor rassistischer Verfolgung und vor der Vernichtung fliehen mussten. Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere der Wehrmacht, Gegner des Hitlerregimes. Mit Hilfe französischer Résistancebewegungen, vor allem der »Front National de Lutte pour la Libération et l'Indépendance de la France«, aber auch gaullistischer Organisationen, reihten sich diese Deutschen in den Kampf gegen den gemeinsamen Feind ein. So war seit Herbst 1940 unter Leitung des illegalen Zentralkomitees der Französischen Kommunistischen Partei ein Sektor der französischen Résistance für die antifaschistische Propaganda- und Organisationsarbeit in den Einheiten und Dienststellen der deutschen Okkupationstruppen unter dem Namen "Travail Allemand" (TA) gebildet worden. Die Verbindung der KPD zur Résistance hielt Otto Niebergall. Viele deutsche Antifaschisten, in erster Linie diejenigen, die schon in Spanien gekämpft und dort militärische Erfahrungen gesammelt hatten, schlossen sich den Maquis in der Südzone an. Otto Kühne, Oberstleutnant der Französischen Streitkräfte des Innern (FFI), Spanienkämpfer und bis 1933 Reichstagsabgeordneter der KPD, kommandierte in den Departements Lozère und Gard eine von Deutschen, Spaniern, Franzosen und Angehörigen anderer Nationen zusammengesetzte Partisaneneinheit, die den Besatzungstruppen schwere Schäden zufügte und Dörfer vor "Strafaktionen" der SS schützte. An seiner Seite unter anderen: Ernst Buschmann, der an der Befreiung von Lyon teilnahm, Max Dankner, Oberleutnant, dessen Deckname Paul Banelle war. Max Kahane (links) und Otto Kühne nach der Befreiung in Marseille. Max Kahane, ehemaliger Spanienkämpfer, der in Marseille antifaschistische Aufklärungsarbeit unter deutschen Soldaten leistete, nahm an der bewaffneten Selbstbefreiung der großen Hafenstadt in den Reihen der FFI teil. Ihre erste Widerstandsaktion führten Roman Rubinstein und Sally Grünvogel schon zwei Tage nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Paris durch. Sie verbreiteten mit der Hand gefertigte Flugzettel, mit denen die Wehrmachtsangehörigen über den räuberischen Der Sozialdemokrat Walter Kramer war Leiter der "Frontbuchhandlung" in Toulouse. Er suchte und fand durch seine Aufgabe in dieser Buchhandlung Kontakt zur Résistance. Die deutsche Kommunistin Herta Tempi war Kontaktperson. In der Folgezeit nutzte Walter Kramer diesen Ort als illegalen Treff und Möglichkeit für eine vielfältige und umfangreiche Tätigkeit gegen Faschismus und Charakter des Hitlerkrieges aufgeklärt wurden. Krieg. Irene Wosikowski wuchs in Hamburg auf. 1935 verließ sie Deutschland illegal. In Paris arbeitete sie im Verlag der "Deutschen Volks-Zeitung" bis zu ihrer lnternierung im Lager Gurs. Im Sommer 1940 konnte sie von dort fliehen. In Marseille fand Irene Wosikowski mit falschen Papieren Anschluss an die französische Widerstandsbewegung und übernahm die gefahrvolle Aufgabe, Gespräche mit deutschen Soldaten zu führen, um sie zum Nachdenken über Sinn und Zweck des Völkermordes zu veranlassen. Im Sommer 1943 geriet sie dabei an einen Gestapospitzel, der Irene Wosikowski verhaften ließ. Trotz unmenschlicher Martern durch die Gestapo nannte sie die Namen der Kampfgefährten nicht. Am 27. Oktober 1944 wurde Irene Wosikowski im Zuchthaus Berlin-Plötzensee hingerichtet. Dies stellt nur eine kleine Auswahl dar. Zahlreiche deutsche Antifaschisten, die in den Reihen der Résistance kämpften, sind von den französischen Behörden mit hohen Orden und Auszeichnungen für ihren Beitrag zur Befreiung Frankreichs geehrt worden. Im Herbst 1943 bildete sich in Frankreich das Komitee "Freies Deutschland" für den Westen (C.A.L.P.O. - Comité Allemagne libre pour l'ouest). Es setzte sich aus Vertretern unterschiedlicher politischer und weltanschaulicher Positionen zusammen. Das Komitee entwickelte sich zum politischorganisatorischen Zentrum für die Deutschen in Frankreich, in Belgien und Luxemburg. Mit der Bewegung "Freies Deutschland" entstand eine selbstständige deutsche Widerstandsorganisation in Frankreich, die aufs Engste mit den verschiedenen Verbänden und Organisationen der französischen Résistance gegen das faschistische Völkermorden auftrat. Präsident des C.A.L.P.O. war Otto Niebergall (KPD), als Vizepräsidenten fungierten: Karl Hoppe (SPD), Dr. Wilhelm Leo (SPD), Wilhelm Tesch (DVP), Prof. Dr. Heinrich W. Friedemann (Zentrumspartei), F. Kümmel (Zentrumspartei), P. Klein (Gewerkschafter), Feldwebel Arno Müller (DNVP), Obermaat Hans Heisel (KPD). Nach Archivberichten hatten deutsche Hitlergegner in Frankreich mit Hilfe von Widerstandskämpfern anderer Nationalitäten bis Herbst 1944 über fünf Millionen Flugblätter hergestellt und verbreitet. Ein Flugzeug der französischen Armee hafte über 100.000 Flugblätter des C.A.L.PO. an der Atlantikfront über den deutschen Stellungen abgeworfen. In den Flugblättern (und Zeitungen des Komitees "Freies Deutschland" für den Westen wurden die Offiziere und Soldaten aufgefordert, an den Kriegsverbrechen in Frankreich nicht teilzunehmen, Gruppen von antifaschistischen Soldaten, Unteroffizieren und Offizieren in den Einheiten zu bilden, sobald wie möglich Kontakt mit Vertretern der Résistance aufzunehmen, zu desertieren und sich den Reihen des bewaffneten französischen Widerstandes anzuschließen. Die antifaschistische Arbeit des C.A.L.P.O. vergrößerte die Anzahl der Hitlergegner und führte zur Bildung von Wehrmachtsgruppen der Bewegung "Freies Deutschland". Die illegal tätigen Gruppen entwickelten vielfältige Aktivitäten. Sie reichten von Verbindungen zur französischen oder deutschen Widerstandsbewegung, der Verteilung von antifaschistischen Druckerzeugnissen, über Sabotageakte sowie Waffen- und Materialbeschaffung für die Résistance. So existierte im faschistischen Marinestab in Paris eine aktive Wehrmachtsgruppe mit Hans Heisel, Kurt Hälker und Artur Eberhardt. Weitere Wehrmachtsgruppen bestanden u.a. in Belfort, Bordeaux, Lilie, Lyon, Marseille, Montpellier, Montauban, Tarbes, Toulouse, auf dem Flugplatz Villacoublay, in den Hospitälern Clichy und de la Pitié, in einer Wehrmachtskompanie in Paris, in einem zentralen Ersatzteillager sowie im Wehrmachtsrüstungsstab. Es gab ca. einhundert Wehrmachtsgruppen und Einzelverbindungen zu Soldaten, denen etwa 600 bis 800 Soldaten und Offiziere angehörten. All diese Gruppen waren sich einig, einen Beitrag zum Sturz der Hitlerdiktatur und zur Beendigung des Krieges leisten zu wollen. Die Befreiungsschlacht um Paris begann Mitte August 1944. Auch deutsche Antifaschisten waren daran beteiligt. Otto Niebergall stand in direktem Kontakt zur militärischen Führung des Aufstandes und leitete den Einsatz der C.A.L.P.O.-Kämpfer. Einige, wie Hans Heisel und Peter Menden, kämpften mit der Waffe in der Hand und halfen hinter den Barrikaden, faschistische Angriffe abzuwehren. Andere gingen wie Peter Gingold mit weißen Fahnen zu den deutschen Truppenverbänden und forderten sie zur Kapitulation auf. Sehr wichtig war, die Besatzungstruppen von Sprengungen in der Stadt abzubringen. Uber den Pariser Sender richtete Harald Hauser den Appell der Résistance, den Krieg zu beenden. Am 25. August 1944 war Paris befreit. Das C.A.L.P.O. und seine Militärkommission führten nach der Befreiung von Paris mit hochrangigen Vertretern der Streitkräfte der Antihitlerkoalition Verhandlungen, um Beiträge deutscher Antifaschisten für den Kampf gegen Hitler von Frankreich aus im Rahmen der alliierten militärischen Formationen anzubieten und Unterstützung dafür zu erhalten. Verhandlungen von Beauftragten des C.A.L.P.O. mit Vertretern des Stabes von General Eisenhower führten dazu, dass u.a. ab Februar/März 1945 etwa 35 deutsche Antifaschisten, darunter ehemalige Spanienkämpfer, deutsche Kämpfer in der französischen Résistance, zum Absprung über Deutschland in einem US-Camp, unter Kontrolle des 0SS (Office of Strategic Service), militärisch vorbereitet wurden. Als Aufgabe war gestellt, in Deutschland antifaschistische Gruppen zu unterstützen, gegebenenfalls verbrecherische Aktionen der Naziführung und der SS in der Endphase des Krieges zu verhindern. Durch verschiedene Dieser Aspekt antifaschistischen Wirkens wurde von allen Seiten in den 50 Nachkriegsjahren vor der Öffentlichkeit verborgen gehalten. So hat diese Ausstellung das Privileg, erstmals öffentlich darüber zu berichten. Hinter dem substantiell nichts sagenden Dokument verbirgt sich das vorgenannte Geschehen. Der in der Notice Genannte trug zu dieser Zeit Umstände, darunter den Kriegsverlauf selbst, wurde der Einsatz überflüssig. den Decknamen Hugo Erb. Wie die Rote Armee an der Ostfront hatten auch die alliierten Armeen an der Westfront einen sich aus der Kriegführung ergebenden Bedarf, unmittelbar hinter den Frontlinien und tief im Hinterland des Gegners militärisch und nachrichtentechnisch ausgebildete Leute einzusetzen, am besten Deutsche, wegen der Sprachkenntnisse und des Wissens um die Mentalität des Feindes. Wo aber fanden die Alliierten solche Deutsche, als sie auf Deutschland vorstießen? Die Antwort gab ihnen die Führung der französischen Widerstandsbewegung. Innerhalb der Résistance kämpften deutsche Antifaschisten, die bereit waren, auch im Hinterland der faschistischen Truppen zu wirken, um mitzuhelfen, das Naziregime zu beseitigen. Die Aktivität der deutschen antifaschistischen Widerstandskämpfer im besetzten Frankreich war sehr gefährlich. Viele dieser freiwilligen Kämpfer für die Freiheit haben ihr Leben verloren: Gefallen in den Kämpfen, von der Gestapo verhaftet und schon während der Folter getötet, in die Konzentrationslager deportiert und dort vernichtet, von faschistischen Militärgerichten in Frankreich oder in Deutschland zum Tode verurteilt und hingerichtet. Die Ausstellung zeigt eine Liste mit den Namen von 127 Frauen und Männern, die ihre Beteiligung an der Résistance nicht überlebt haben. Diese Liste ist nicht vollständig. Weil die Informationsquellen ungenügend sind, fehlen die Namen zahlreicher Wehrmachtsangehöriger ohne direkten Kontakt zur C.A.L.P.O., die von Kriegsgerichten wegen Zersetzung der Wehrkraft, Fahnenflucht, Kontakten zur französischen Résistance oder Beteiligung am versuchten Staatsstreich am 20. Juli 1944 zum Tode verurteilt und hingerichtet wurden. http://opus.kobv.de/tuberlin/volltexte/2005/1110/pdf/giersberg_bettina.pdf http://opus.kobv.de/tuberlin/volltexte/2005/1110/pdf/giersberg_bettina.pdf Offenbar war auch Leonhard der Grund seiner Verhaftung bei der Festnahme nicht genannt worden, denn er zeigte sich sehr erstaunt, als er zu Beginn des April 1940, also ein halbes Jahr nach seiner Festnahme, von seinem Verhaftungsgrund erfuhr: „Ich erfahre durch Sie, dass man mir Verbindung mit den kommunistischen Kreisen vorgeworfen hat. Sicherlich habe ich solche Verbindungen gehabt und ich bin weit davon entfernt sie abzuleugnen; ich habe mit diesen Kreisen im Kampf gegen Hitler zusammengearbeitet, und ich kann nur die Energie, die Hartnäckigkeit und die Wirksamkeit dieser Zusammenarbeit loben. Ich hatte Verbindung mit diesen Kreisen, wie ich, auf Grund meiner öffentlichen Tätigkeit und meiner Funktion natürlicher Weise mit vielen anderen Kreisen des öffentlichen Lebens[...] hatte.[...]Es stimmt, dass keine von mir ‚geschriebene Akte‘ existiert, welche die geheime Zusammenarbeit StalinHitler‘ verdammt. Dieses würde auch erklären, warum in den nachfolgend erstellten Dossiers der Police national nie ein Verweis auf einen Haftbefehl enthalten ist. Zudem wurden in dem am 1.September 1939 erlassenen Dekret „relatif aux interdictions de rapport avec l’ennemi“ die deutschsprachigen Exilanten in Frankreich zu Gegnern Frankreichs erklärt und sie verstießen somit schneller als in den Vorkriegjahren gegen die Gebote der inneren und äußeren Sicherheit.303 Auch der vom Innenministerium veröffentlichte Runderlass „bezüglich der verdächtigen, gefährlichen oder unerwünschten Ausländer und Staatenlosen“ vom 17. September 1939, der eine Internierung dieses Personenkreises vorsah, hat sicherlich den juristischen Boden für Leonhards Verhaftung geebnet.304 Im Herbst 1939 hatte Rudolf Leonhard den völkerrechtlichen Status eines ausgebürgerten Staatenlosen.305 Jedoch besaß er, nach seinen Angaben vom Comité code.“ In: Gesetz vom 25.3.1935, Bulletin législatif, Ed.Dalloz, Paris 1935, S. 193ff. Zit. nach Hanna Schramm, Menschen in Gurs. Erinnerungen an ein französisches Internierungslager (1940 – 1941) mit einem dokumentarischen Beitrag zur französischen Emigrantenpolitik (1933 – 1944) von Barbara Vormeier, Worms 1977, S.223. (Künftig: Schramm, Menschen in Gurs) 303 Dekret vom 1. September 1939, in: Journal officiel vom 4. September 1939, S. 11091. 304 „Runderlass des französischen Innenministeriums vom 17. September 1939 bezüglich der verdächtigten, gefährlichen oder unerwünschten Ausländer und Staatenlosen sowie diesen Personenkreis betreffende Internierungsmaßnahmen“, Foix, Archives départementales de l´Ariège, 6M 113 (avant 1940), zit. nach: Barbara Vormeier, Die Lage der deutschen Flüchtlinge in Frankreich. September 1939 bis Juli 1942, in: Jacques Grandjonc/ Theresia Grundtner (Hrsg.), Zone der Ungewissheit. Exil und Internierung in Südfrankreich 1933 – 1944. Aus dem Französischen von Theresia Grundtner, Reinbek bei Hamburg 1993, S. 224 – 227. (Künftig: Grandjonc (Hrsg.), Zone der Ungewissheit). 305 Leonhards Name befand sich auf der zweiten im Deutschen Reichsanzeiger veröffentliche Dazu das Gedicht „Tod“:„Der Erste von uns ist gestorben heute/ in einem fremden Krankenhaus,/ da waren um ihn keine Leute./ Er liegt erstarrt/ und sieht wie eine Leiche aus. Die Unsern wollten ihm Blumen binden,/ irgendeinen kleine Strauß,/ sie konnten keine Blumen finden./ Das Leben ist bitter, der Tod ist hart,/ und sein Tod ist nicht mal ein Graus. Er liegt in einer Bretterkiste, / an die noch die Katze pisste./ Er wollte keinen Priester haben, / man wirft allein ihn in den Graben,/ er wird verscharrt.“ Rudolf Leonhard, Tod, in: ders., Le Vernet, S. 77. AA Berlin, PA, RXII Zv, Kult E/Nf, Bd.67,Jubitz Wir fegen, fegen, fegen,/ die Besen sind nicht viel wert,/ wenn wir den Staub bewegen, / denken wir an den Degen,/ Hammer, Sichel und Schwert.[...] 395 Rudolf Leonhard, Krankheit, in: RLA, Sign.: 7, Gedicht Nr. 160. Leonhard, Epidemie, in: ders., Le Vernet, S. 39. 397 Rudolf Leonhard, Sonntagsarbeit, in: RLA, Sign.: 6, Gedicht Nr. 108. 398 Friedrich Wolf, Im KZ des Pétain - Frankreichs, in: ders., Frühe Romane und kleine Prosa, Hrsg. von Else Wolf und Walther Pollatschek, Berlin 1959, S. 642-647. Hier: S. 642. Zu weiteren Arbeitsverpflichtungen siehe auch: Hinze, Le Vernet, S. 58f. 399 Frei, Die Männer von Vernet, S. 62. 99 396 Rudolf Wir packen den eisernen Besen / und lassen ihn nicht mehr los,/ wir fegen mit Waffen und Thesen, auf wirbeln alle Wesen,/der Schmutz war riesengroß. Wir fegen mit großem Mut; die unserem Fegen grollen, / hätten uns nicht so gut/ fegen lernen lassen sollen“400 4.2.4. Das tägliche Brot Die außerordentlich schlechte Verpflegung im Lager schwächte die Internierten wie in dem Bericht Friedrich Wolfs sehr deutlich wird.401 Die Aufzeichnungen des Internierten François Bondy enthält einen genauen Speiseplan für drei durchschnittliche Tage im Camp du Vernet: „1) 11h macaronis (une demi -gamelle pleine, et ce sont des petites boîtes de conserves que nous appelons gamelles) 17 h soupe au riz 2) 11 h pois chiches 17 h pois chiches 3.) 11 h lentilles 17 h a.) soupe au riz b.) ragoût de viande (ce ragoût noyé dans le riz fournit à peine quelques grammes par tête.)402 Diese Aufzeichnungen verdeutlichen ,wie geschwächt die internierten Männer den Winter 1939/ 1940 überstehen mussten. Kantinen, um zusätzliche Lebensmittel zu kaufen, gab es im Camp du Vernet etwa ab Mitte Oktober 1939. Hier arbeitete viele 400 Rudolf Die tägliche Brotration ist ab 10.2.1941 bis 10.3., also innerhalb eines Monats von 350g auf 150g, also mehr um Hälte gekürzt worden. Das Brot ist an manchen Tagen die ausschließliche Nahrung. Es gibt als Zukost noch fettlose Suppen (‚heisses Spülwasser‘) mit einigen Kohlblättchen oder Topinamburstückchen.“ Vorschläge des Genossen Friedrich Wolf zur Hilfe für die in den französischen Konzentrationslagern internierten Genossen vom 21.3.41, in: SAPMO, BArch, Bestand Wilhelm Pieck, NY 4036/560, Bl. 153-155. Hier: Bl.153.Unterstreichungen wie im Orginal. 402 Bericht von Bondy, Rapport sur le Camp du Vernet, S. 326. Im Spätherbst 1939, als Leonhard in Le Vernet im rauhen Pyrenäen-Klima in Sommerkleidung ankam, schickte seine Frau ihm bereits am 11.November 1939 warme Kleidung und erste persönliche Sachen in das Lager. Die Liste dieser Sachen findet sich als Anhang in einem Brief. In dem großen brauen Koffer befanden sich demnach unter anderem: „1 Lederjacke/ 2 Pakete Tabak/ 4 Streichholzschachteln/ ein Paar Wollhandschuhe/ 1 Ledergürtel/ 1 Füllfederhalter (in der Tasche Deiner Lederjacke)/ 4 Tafeln Schokolade/ 1 Metallteller/ 1 Büchse Mentholpastillen/ 1 Block Briefpapier /50 Umschläge....“ 481 In späteren Briefen muss Leonhard seiner Frau genau mitgeteilt haben was er benötigte.482 Sie besorgte diese Dinge, oder leitete seine Wünsche, die ihr Monatsbudget überstiegen, an Dritte weiter.483 484 ist, das dieses Gedicht „Das erste Paket“ schon in Paris im Stade de Colombes entstand, da ein nachfolgendes Gedicht (Nr. 49 „Transport 3“) die lyrische Beschreibung einer Verlegung an einen anderen Internierungsort ist. Da aber nicht ausgeschlossen werden kann, dass „Transport 3“ Wochen nach dem Erlebnis des Interniertentransportes geschrieben wurde, wurde das Gedicht „Das erste Paket“ hier in dieses Kapitel aufgenommen. 481 Brief von Yvette Prost-Leonhard an Rudolf Leonhard vom 22. Oktober 1939, in.: RLA, Sign.: 819. Als Beispiel einer der Sendungen, die die Gefangenen erhielten, sei hier ein Auszug aus einem Brief Yvette Prost-Leonhards vom 26. Oktober 1939, also knappe 14 Tage nach Leonhards Ankunft in Le Vernet zitiert: „Mon cheri, J’en voie demain martin un petit paquet par la poste [...]: 2 paquetes de tabac 2 étuis cigares 1 tube de vaseline goménolée 1 canif 1 boite d’allumettes dans laquelle il y a deux lames de rasour 1 (...)t de cave et un gros paquet,[...]dans lequel il y a : 1 pantalon de toile bleue le pull over gris 1 gross chemise (que Susie m’a donnée) 6 mouchois 1 serviette étrange 1 serviette de toulette le petit sac que tu as demandé 1 savon Cadum 1 morceau de savon blanc 2 plaques de chocolat 1 tube de dentifrice 1 sac de pastilles de menthe 1 rouleau de papier hygénique“ Brief von Yvette Prost-Leonhard an Rudolf Leonhard vom 26. Oktober 1939, in RLA, Sign.: 819. 482 In dem Konvolut der Briefe Yvette Prost-Leonhards an Ihren Mann finden sich verschiedentlich Briefe an ihren Mann aus denen hervorgeht, dass Leonhard in seinen Briefen an sie, die leider als verschollen gelten müssen, genaustes mitgeteilt hat, was er benötigte. 483 Brief von Yvette Prost-Leonhard an Rudolf Leonhard vom 11. November 1939, in: RLA, Sign.: 819. 120 Die Travaille Allemand war eine illegal arbeitende Vereinigung, die im Herbst 1940 als deutsche Sektion der kommunistischen Organisation „Main d’Oeuvre Imigrée“ (M.O.I.) die von der Kommunistischen Partei Frankreichs initiiert wurde, um antifaschistische Aufklärungsarbeit unter den in Frankreich stationierten deutschen Besatzungssoldaten zu leisteten.805 Seit Ende 1940 wurden deutsche Kommunisten in einer eigenen Sektion in diese Arbeit mit einbezogen. Marseille war für die Résistance besonders interessant, da hier die Heeresunterkunftsverwaltung untergebracht war, die Organisation Todt einen Stab unterhielt und in zwei großen Hotels, dem Grand-Hôtel und dem Hôtel de Noailles, sich das Stabsquarier der 335. und der 328. Infanterie-Divisionen befanden. Die deutsche Kriegsmarine bewachte den verminten Hafen von Marseille und hatte einen Hafenkommandanten eingesetzt. Außerdem war ein SS Schutzpolizeiregiment in Marseille befanden. Wie viele deutsche Soldaten sich tatsächlich in Marseille befanden, darüber gibt es keine genauen Angaben. Von einigen tausend in Marseille stationierten Wehrmachts – und SS-Angehörigen kann jedoch ausgegangen werden. Unter ihnen verteilten die Mitarbeiter der Travaille Allemand und des Komitee „Freies Deutschland für den Westen" wöchentlich von August 1943 bis zur Befreiung Marseilles im August 1944 mindestens ein Flugblatt mit etwa 500 Exemplaren und die monatlich illegal erscheinenden Zeitungen „Soldat am Mittelmeer" bzw. „Unser Vaterland". 803 Fritz Fugmann, Irene Wosikowski - "La femme allemande", in: Résistance. Erinnerungen deutscher Antifaschisten. Zusammengestellt und bearbeitet von Dora Schaul, Berlin 1975, S. 207 - 209. (Künftig: Résistance. Erinnerungen deutscher Antifaschisten) Siehe auch: Walter Janka, Spuren, S. 184f. 804 Fritz Fugmann war seit März 1943 Gebietsleiter des Komitees „Freies Deutschland für den Westen" in Marseille. Zu den Unstimmigkeiten zwischen der Pariser Hauptleitung und der Marseiller Gebietsleitung, Siehe dazu: Bericht von Walter Vesper, Mit Parteiauftrag nach dem Süden, in: Résistance. Erinnerungen deutscher Antifaschisten, S. 268f.