Ethisches Lernen anhand bioethischer Konflikte

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In der Zwickmühle: Dilemma-Diskussion im Unterricht
Jeder kann einmal mit einer ethischen Dilemma-Situation konfrontiert werden: sei es
durch einen schwerwiegenden Befund bei einer pränatalen Schwangerschaftsdiagnostik
oder durch die Forderung des Arbeitgeber nach einem Gentest. Auch wenn man sich
selbst im eigenen Leben nie mit einer solchen Konfliktsituation auseinandersetzen muss,
ist es doch von hoher Relevanz, sich in bestimmten ethischen Fragen eine Meinung zu
bilden, um für eine autonome Lebensführung und den demokratischen Diskurs einen
eigenen Standpunkt zu finden.
Im Unterrichtsprojekt „Ethisches Lernen anhand bioethischer Konflikte“ setzten sich die
Schülerinnen und Schüler mit ethischen und christlichen Überlegungen auseinander.
Projektleiterin Sabine Stern-Sträter ging es nicht nur um die Orientierung in den
spezifischen Konfliktfällen, sondern besonders um den Prozess der Meinungsfindung als
Grundlage eines fundierten Dialogs.
In einer ersten, unvorbereiteten Diskussion sprachen die Schülerinnen und Schüler über
ein solches Konfliktthema – einen möglichen Schwangerschaftsabbruch bei der
Diagnose von Mukoviszidose – anschließend wurde die Diskussion reflektiert, sowohl
auf der inhaltlichen wie auch auf der formalen Ebene. Die Jugendlichen erstellten Regeln
für eine gelungene Diskussion und sprachen über Parameter für die Stichhaltigkeit ihrer
Argumente.
Bei Ethikkommissionen, welche die Politik in ihren Entscheidungen unterstützen, läuft
Expertenwissen aus verschiedenen Gebieten zusammen. Die Klasse machte in ihrer
Beschäftigung mit den Konfliktthemen die Erfahrung, dass sie zur Beurteilung der
Situation Fachwissen aus den verschiedensten Bereichen brauchte: Biologische
Kenntnisse zur embryonalen Entwicklung ebenso wie juristische Zusammenhänge,
außerdem beeinflussten sozialpolitische Regelungen die Entscheidungsfindung genauso
wie ethische und religiöse Texte.
Besonders wichtig war der Initiatorin des Projektes, Sabine Stern-Sträter an der Carlvon-Weinberg Gesamtschule in Frankfurt am Main (Hessen), dass nicht nur kognitive
sondern auch emotionale Lernprozesse stattfanden. Deshalb war ein wichtiger Teil des
Unterrichtsprojektes der Besuch eines an der Erbkrankheit Mukoviszidose Erkrankten
und sein Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern.
Für die nächste Diskussion waren die Schülerinnen und Schüler mit dem Fachwissen,
dem Wissen um Diskussionsformen und Argumenten und der Erfahrung des
Gespräches mit einem Betroffenen gut gerüstet. Sie diskutierten eine ähnliche
Fragestellung – möglicher Schwangerschaftsabbruch nach Diagnose von DownSyndrom. Dabei stellte sich heraus, dass besonders die Begegnung mit dem Mann von
der Mukoviszidose-Selbsthilfegruppe vorgefertigte Meinungen aufgeweicht und
Denkprozesse in Gang gesetzt hatte; die Schülerinnen und Schüler zeigten auch mehr
Sensibilität im Umgang mit ihren Worten.
Ethik hat in der Schule ihren Platz häufig im Religionsunterricht, sie findet sich aber auch
in Biologie, Sozialkunde oder Politik. Idealerweise sollten Dilemmadiskussionen in der
Schule mindestens halbjährlich stattfinden, um ein tragfähiges Orientierungsmuster zu
entwickeln, wie man an entsprechende Fragen auch außerhalb des Unterrichts
herangehen kann.
Durch die eigene Wahl der Themen waren die Schülerinnen und Schüler sehr motiviert
bei den Diskussionen und der inhaltlichen Auseinandersetzung mit den Konflikten. In der
Rückschau hatte besonders das Gespräch mit dem Betroffenen einen sehr prägenden
Eindruck hinterlassen.
Informationen zum Wettbewerb „Unterricht innovativ"
Träger des Wettbewerbs „Unterricht innovativ" sind der Deutsche Philologenverband (DPhV), die Stiftung
Industrieforschung und der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Ziel ist es, Lehrkräften, die in der
Praxis an Schulen des Sekundarbereiches (ab Klassenstufe 5) in Deutschland innovativ unterrichten dafür
anzuerkennen, auszuzeichnen und entsprechende Unterrichtsmodelle zu veröffentlichen. Dazu gehören zum
Beispiel Methodenvielfalt, Teamarbeit, Schülerselbständigkeit und fächerübergreifendes Arbeiten. Die
Veröffentlichung erfolgt auf www.zum.de
Kontakt: „Unterricht innovativ", (c/o Deutscher Philologenverband), Friedrichstraße 169/170, 10117
Berlin.
Projektbetreuung: Katja Eder, Telefon 030 – 40 81 67 83, Fax 030 – 40 81 67 86
E-Mail: [email protected]
Internet: www.unterricht-innovativ.de
Projektleiter StD Werner Honal, E-Mail: [email protected]
Ansprechpartner Presse:
Eva Hertzfeldt, Telefon 030 – 40 81 67 89, Handy 0172 – 30 50 867
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