Pressemitteilung Ausstellung: „Das verlorene Gedächtnis“ Künstlerin Johanna R. Wiens schafft Erinnerungsräume „Man muss auch an das Gestern denken, wenn man das Morgen gut und dauerhaft gestalten will“. (Konrad Adenauer) Am 3. März 2009 stürzte das Historische Archiv der Stadt Köln, das größte Kommunalarchiv nördlich der Alpen, ein – es enthielt in einzigartiger Kontinuität und Vollständigkeit Dokumente vom Mittelalter bis zur Neuzeit und war das kollektive Gedächtnis europäischer Kultur. Seitdem restaurieren Spezialisten in unermüdlicher Arbeit die zerstörten Zeugnisse der Vergangenheit. Die Künstlerin Johanna R. Wiens, Schülerin von Jörg Immendorff und Meisterschülerin von Gerhard Merz, setzt sich seit drei Jahren in Kooperation mit dem Historischen Archiv intensiv mit dieser Katastrophe und dem damit verbundenen Verlust dokumentierter Geschichte auseinander und bearbeitet ihn künstlerisch. „Erinnerung schafft Identität – ohne das Wissen um die Vergangenheit gibt es keine Zukunft“, betont die Künstlerin und ergänzt: “Es ist von existenzieller Bedeutung, Erkenntnisse, Erfahrungen, Kommunikationsprozesse und die in Wort und Bild festgehaltenen Gefühle und Gedanken, die uns Menschen hinterlassen haben, zu sichern und auszuwerten.“ Wiens versteht Kunst als Erinnerungsarbeit – als künstlerisch gestaltetes Gedächtnis. Johanna R. Wiens hat Erinnerungsräume geschaffen: 3 großformatige Gemälde, 13 mittelformatige Gemälde, 30 Papierarbeiten sowie 30 „Gedächtniswürfel“ mit dazugehörigen Installationen. Insbesondere ihre großformatigen Bilder thematisieren eindringlich den Einsturz und seine Folgen. So zeigt eine Arbeit eine zerstörte Halle und einen versandeten Bücherberg, in dem sich Fauna und Flora neu entwickelt haben und das Leben fortbesteht. Ihr Triptychon „Schutt, Scherben Stadtgeschichte“ mahnt die Stadtgesellschaft, die Restaurierung zu forcieren, um Verletzungen zu heilen, die den Bürgern in der Domstadt durch den Einsturz zugefügt wurden. Auf ihm können sich Förderer des Wiederaufbaus mit ihrer Unterschrift verewigen und sich so in die Stadtgeschichte einschreiben. In ihren kleineren Papierarbeiten greift Johanna R. Wiens einzelne „Gedächtnisthemen“ auf. Konrad Adenauer, Jacques Offenbach oder der Kölner Karneval sind hier ebenso zu finden wie Verweise auf Personenstandsurkunden und Bauunterlagen. Die Skulpturen der Künstlerin, 10 x 10 cm große Kunstharzwürfel, beinhalten Abgüsse historischer Siegel, Kopien demolierter Archivfetzen, Zeichnungen der Künstlerin, Briefmarken, Blattgold, Fundstücke und sogar Bauschutt. Das Material schwebt surreal und kryptorealistisch im teils gerissenem Harz in ruhiger Stimmung und ist für immer konserviert. Es steht symbolisch für die unzähligen Fragmente des Archivguts, die noch darauf warten, in mühevoller Arbeit zusammengesetzt zu werden. Johanna R. Wiens, geb. 1976, studierte an der Kunstakademie Düsseldorf als Schülerin von Jörg Immendorff und Meisterschülerin von Gerhard Merz. Sie lebte nach dem Studium einige Jahre in China, Taiwan und Japan und beschäftigte sich mit den dortigen Geistes - und Kulturformen. Weitere Infos unter www.johanna-r-wiens.de Vernissage: Dienstag, 29. September 2015 Rathaus Köln Rathausplatz Ausstellung: 2. Oktober bis 17. Oktober Galerie Martina Kaiser Bismarckstrasse 50 50672 Köln Öffnungszeiten: Mi – Fr: 13.00 - 18.00 und Galerie Martina Kaiser Mittelstrasse 19 50672 Köln Öffnungszeiten: Mi – Fr: 12.00 - 19.00 Sa: 11.00 - 18.00