SAVES DOSSIER: Die pfiffige Idee ist das eine, Überzeugungskraft und gute Vorbereitung der Umsetzung das andere. FOCUS und die Unternehmensberatung Bain & Company haben einen Leitfaden erstellt, der kreativen Köpfen zeigt, wie sich eine Idee erfolgreich in die Tat umsetzen läßt. 0. Einführung Was ist neu an Ihrer Idee? Diese Kardinalfrage steht am Anfang jeder unternehmerischen Initiative. Je schlüssiger und präziser Sie darauf antworten können, desto besser sind Ihre Aussichten, Ihr Projekt realisieren zu können: - Neues Produkt? - Neue Technologie? - Neue Dienstleistung? - Neue Vertriebskanäle? - Neue Märkte? - Neue Kundensegmente? - Vorwärts- oder Rückwärtsexpansion? - Neue Fähigkeiten? I. Sie haben ein neues Produkt Sie verfolgen eine neue Produktidee oder wollen ein vorhandenes Produkt verändern. Orientieren Sie sich nun am folgenden Leitfaden für die anstehenden Aufgaben: Erarbeiten Sie die Produktspezifikationen. Darunter sind die genau definierten Eigenschaften und Merkmale des Produkts zu verstehen. Bei der Entwicklung technischer Produkte kommt dem sogenannten Pflichtenheft große Bedeutung zu. Es umfaßt folgende Punkte: Funktionen Was soll das Produkt alles können? Qualität Wie gut ist das Produkt im Vergleich zu Konkurrenzangeboten? Erscheinung Welche Form und Farbe, welches besondere Design, welches Gewicht soll das Produkt haben, wie soll die Verpackung aussehen? Entwickeln Sie einen Prototyp des Produkts: Hier ist die Mitwirkung Ihres Teams besonders wichtig. Zur Produktentwicklung benötigen Sie die Hilfe der Forschungs- und Entwicklungsabteilung, insbesondere wenn es sich um eine technische Idee handelt. Sie sollten auch eng mit Marketing und Vertrieb zusammenarbeiten, die sich in den Kundenwünschen auskennen, einen Namen für das Produkt überlegen und eine geeignete Verpackung sowie die Vertriebswege auswählen. Als Koordinator des Projektteams müssen Sie gegebenenfalls sogar die Rolle des "Produktmanagers" übernehmen. 1 SAVES Führen Sie Produkttests durch: Nach eingehenden internen Checks sollten Sie Markttests durchführen, unter Umständen mit einem Marktforschungsinstitut. Bereiten Sie die Serienreife vor: Bevor mit der eigentlichen Produktion begonnen werden kann, ist das Fertigungsverfahren mit einer Pilot- oder Null-Serie zu testen. Die Produkte dieser Serie können auch breiteren Markttests dienen. Planen Sie die Markteinführung: Parallel zu den übrigen Phasen sind die Maßnahmen (siehe Marketingplan) für die Einführung des Produkts zu entwickeln. Dazu gehören Marketingmaßnahmen, insbesondere Preise und Konditionen, die Vertriebspolitik und die Werbung; Schulung der Vertriebsmitarbeiter in der Verkaufsargumentation, gegebenenfalls des Handels in der Beratung und eventuell der Kunden in der Anwendung. Machen Sie sich einen realistischen Terminplan, welche Schritte Sie in welcher Zeit schaffen wollen oder müssen. Denn der Markt wartet ja nicht geduldig, bis Sie mit Ihrer Innovation soweit sind. Einige Schritte müssen nicht zeitlich hintereinander liegen, sondern können parallel erfolgen. Viele gute Produktideen führten nicht zum Erfolg, nur weil ihre Entwicklung zur Marktreife zu lange dauerte und die Konkurrenten schneller waren. Durch regelmäßige Kundenbefragungen sicherstellen, daß Ihr Produkt den – möglicherweise wechselnden – Kundenwünschen auch weiterhin entspricht, und notfalls Veränderungen vornehmen. Qualitäts-, Namens- & Packungstest Qualitätstest: Besitzt das Produkt auch tatsächlich die Eigenschaften, die Kundenbedürfnisse erfüllen? Namenstest: Ist der Name aussprechbar, weckt er keine negativen Assoziationen, ist er einprägsam und eventuell international verständlich? Packungstest: Wirkt die Verpackung attraktiv? Sind die notwendigen und vorgeschriebenen Informationen vorhanden und verständlich? Ist die Packung handhabbar? Sind handelsrelevante Aspekte berücksichtigt, zum Beispiel bei der Größe? Der Lebenszyklus von Produkten Weil auch Produkte "geboren"werden, "wachsen", "altern"und "sterben", ist von einem Lebenszyklus die Rede. Zielt Ihre Idee darauf, ein bestehendes Produkt zu verbessern, ordnen Sie es einer der Lebenszyklusphasen zu. Danach richten sich auch die nötigen Marketingmaßnahmen. Einführungsphase Kurz nach der Markteinführung findet das Produkt nur allmählich Käufer. Wer jetzt schon zugreift, gehört zu den Konsumpionieren, die für ihre Vorreiterrolle in der Regel einiges bezahlen. Trotz eines relativ hohen Produktpreises können Anfangsverluste entstehen, da beträchtliche Mittel ins Marketing fließen müssen. Wachstumsphase Ist das Interesse der Kunden erst einmal richtig geweckt, steigt die Nachfrage sprunghaft. In dieser Phase kann das Unternehmen erste Gewinne realisieren. Doch gleichzeitig tauchen die ersten Wettbewerber auf. Reifephase Hinter dem Umsatzanstieg versteckt sich nun ein leichter Gewinnrückgang, denn jetzt setzt der Kampf um Marktanteile ein. Preissenkungen helfen, Kunden zu erreichen, denen Schnäppchen wichtiger sind als zu den ersten Nutzern innovativer Produkte zu gehören. 2 SAVES Sättigungsphase Der Kampf um Marktanteile ist in vollem Gang. Die Wettbewerber ziehen alle Register des Marketings. Am Ende der Sättigungsphase brechen die Gewinne ein. Degenerationsphase Das Produkt ist auf dem absteigen- den Ast. Konkurrenzangebote beschleunigen den Nachfrage- und Umsatzrückgang. Das Unternehmen hat nur noch die Alternative, sein Produkt vom Markt zurückzuziehen oder auf einen Relaunch zu setzen. Ausnahmen von diesem typischen Produktlebenszyklus – kurzlebige Modeartikel zum Beispiel oder Produktflops, gleich nach der Markteinführung – bestätigen nur die Regel. Natürlich ist es nicht einfach, die Dauer der Phasen vorauszusehen. Sie hängt nicht zuletzt von den eingesetzten Marketingmaßnahmen ab. In jedem Fall kann der Lebenszyklus aktiv beeinflußt werden. So versuchen zahlreiche Unternehmen, durch den sogenannten Relaunch – ein neuer Start nach umfassender Überarbeitung und gegebenenfalls Neupositionierung des Produkts – die Degenerationsphase zu vermeiden und dem Produkt zu neuem Wachstum zu verhelfen. III. Sie verwenden eine neue Technologie Wenn die Entscheider in Ihrem Unternehmen eine neue Technologie beurteilen sollen, interessiert sie besonders die Frage, welche Vorteile damit verbunden sind und wie das Neue in den bisherigen Rahmen paßt. Handelt es sich um: • eine neue Produkttechnologie als Grundlage für ein neues Produkt (Beispiel: LCDAnzeigen für Taschenrechner)? Welcher konkrete Nutzen entsteht für den Kunden? • eine neue Prozeßtechnologie, die weniger das Produkt selbst betrifft, aber für seine Produktion von großer Bedeutung ist? Welcher konkrete Nutzen entsteht für das Herstellerunternehmen? In welche Phase des Technologie-Lebenszyklus zielt Ihre Idee? Dabei kommt es auf folgenden Unterschied an: Sehr innovative Ideen bergen ein hohes technisches Risiko und erfordern hohe Anlaufinvestitionen. Hier müssen Sie besonders darauf achten, die Vorzüge und das Potential Ihrer Idee überzeugend herauszuarbeiten. Existierende Technologie, deren Anwendungsgebiete im Prinzip geläufig sind, bergen ein geringeres technisches Risiko, besitzen aber auch keine Alleinstellung. Hier hängt die Investitionsbereitschaft der Unternehmen in erster Linie von den Ertragserwartungen ab, die Sie deutlich herausarbeiten müssen. In welchem Verhältnis zu vorhandenen Technologien steht Ihre Innovationsidee? Handelt es sich um Komplementärtechnologien? Wenn Ihre Innovation an Bestehendes anknüpft und es ergänzt, so legen Sie bei Ihrer Beschreibung klar dar, wie sich die Technologien ergänzen. Konkurrenztechnologien? Wenn Sie mit Ihrer Idee Bestehendes ersetzen wollen, so legen Sie den Schwerpunkt Ihrer Beschreibung auf die besonderen Vorteile im Vergleich zu den vorhandenen Technologien und dies insbesondere aus Sicht der potentiellen Anwender. Wie wird sich zukünftig die Anwendungsbreite Ihrer Technologie entwickeln? Als Spezialtechnologie: Kommt Ihre Innovation nur für sehr wenige Anwendungen in Frage, so prüfen Sie insbesondere die mittel- bis langfristigen Wachstumserwartungen und stellen Sie in Ihrer Beschreibung die Nachhaltigkeit und den dauerhaften Nutzen Ihrer Technologie in den Vordergrund. 3 SAVES Querschnittstechnologie: Kann Ihre Technologie auf breiter Basis eingesetzt werden und stellt sie auch eine Grundlage für andere Technologien dar, so beschreiben Sie auch diese Einsatzgebiete, um die Wachstumserwartung Ihrer Idee zu untermauern. Ein Entscheidungskriterium ist auch, welcher Schutz vor Nachahmung möglich ist. So schützen Sie sich vor Nachahmern Sofern Ihre Idee einen echten Innovationsgehalt hat, sollten Sie sich rechtlich gegen Imitation absichern durch Patente: Eine Erfindung kann man patentieren, wenn sie neu ist, auf einer erfinderischen Tätigkeit beruht und gewerblich nutzbar ist. Patente können entweder eine ähnliche Konkurrenzlösung verhindern (Sperrpatent) oder künftige eigene Lösungen offenhalten (Vorratspatent). Patente sind zeitlich befristet. Markenschutz: Er hindert ebenso wie der Geschmacks- und Gebrauchsmusterschutz die Trittbrettfahrer daran, Produkt- und Markenpiraterie zu betreiben. Markenschutz ist nicht befristet. Wenn ein anderes Unternehmen gegen Ihre Rechte verstößt, können Sie gerichtlich gegen es vorgehen und Ansprüche auf Schadenersatz geltend machen. Manchmal findet sich das beklagte Unternehmen bereit, dann doch noch ein Lizenzabkommen zu schließen. Umgekehrt gilt natürlich das gleiche: Wollen Sie eine patentier te Idee von einem anderen Un- ternehmen verwerten, müssen Sie mit dem Patentinhaber einen Lizenzvertrag abschließen. Dies lohnt sich aber nur dann, wenn die Lizenz für Sie lediglich Mittel zum Zweck ist und Sie über Kunden und Vertriebswege verfügen, die der Lizenzgeber nicht hat. Um zu klären, ob es wirklich sinnvoll ist, Ihre Idee zum Patent anzumelden, stellen Sie seinen voraussichtlichen Nutzen den Kosten gegenüber. Die Kernfragen: Was genau soll geschützt werden? Achten Sie darauf, daß Ihre Patentanmeldung sorgfältig angelegt ist. Spätere Korrekturen und Ergänzungen sind schwierig, und unvollständige Patente (vielleicht aufgrund einer nicht ausgereiften Erfindung) lassen sich leichter umgehen. Auf welche Region soll sich der Schutz beziehen? Patente kosten Gebühren. Schützen Sie Ihre Innovation dort, wo die Absatzmärkte liegen – auf der ganzen Welt, in der Europäischen Union oder auch nur in Deutschland. Gibt es fremde Schutzrechte, die eine Verwirklichung Ihrer Idee beeinträchtigen? In jedem Fall sollten Sie innerbetriebliche Geheimhaltung anstreben, insbesondere wenn sich herausstellt, daß Ihre Idee nicht patentierbar ist. Der Grund dafür kann darin liegen, daß es sich um eine Methode oder die Modifikation eines Prozesses handelt. Entwicklungsprozeß Gerade bei sehr innovativen Technologien hängt der Erfolg Ihrer Idee primär davon ab, wie Sie den Innovationsprozeß bis hin zur Marktreife organisieren. Dabei spielt die Entwicklungszeit eine zentrale Rolle. Sie ist oft sogar von größerer Bedeutung als die Entwicklungskosten an sich. So kann zum Beispiel eine um sechs Monate verspätete Produkteinführung den Gewinn um 30 Prozent reduzieren, während um 30 Prozent höhere Entwicklungskosten den Gewinn nur um zwei Prozent verringern. Deshalb darf bei Forschung und Entwicklung möglichst wenig Zeit verlorengehen, schon gar nicht wegen falscher oder wenig aussichtsreicher F&E-Aufgaben. Vielversprechende Projekte lassen sich an folgenden Kriterien messen: 4 SAVES •Möglichst geringe Risiken durch •Technik: Sie sollte weitestgehend beherrschbar sein; •Wettbewerbsintensität: Es sollte sich nicht um einen schon weitgehend besetzten Markt handeln (Markt- und Wettbewerbsanalyse); •Zeitbedarf: Die Entwicklungsdauer sollte eingrenzbar sein und in einem sinnvollen Verhältnis zum erwarteten Ertrag stehen; •Marktfehler: Die Innovation darf nicht am Markt vorbeientwickelt werden; •Zulassungsverweigerung: Informieren Sie sich frühzeitig über mögliche Zulassungsbedingungen. Möglichst hohe Ertragserwartungen durch Kundennutzen: Er sollte bereits existierende Produkte deutlich übertreffen; Übereinstimmung: Die Innovation sollte gut zu den Unternehmenszielen und den Kernkompetenzen passen; Marktpotential: Es sollte groß genug sein, damit der erzielbare Marktanteil und die Bruttomargen attraktiv sind; Patente: Für die Absicherung gegen Imitation durch Patente oder Musterschutz sollten gute Chancen bestehen. Simultaneous Engineering Wenn Sie parallel entwickeln und bereits den Produktionsprozeß planen, können Sie den Zeitbedarf bis zum Markteintritt deutlich abkürzen. Rapid Prototyping Wenn Sie frühzeitig Prototypen entwickeln, können Sie den Prozeß ebenfalls beschleunigen, da der Prototypenbau bis zu 50 Prozent der Entwicklungszeit braucht. Sie läßt sich weiter reduzieren durch frühe und parallele Arbeit an verschiedenen Prototypen, die dann schrittweise dem Endprodukt angenähert werden. Zulassungsbestimmungen Die unter Umständen nötige förmliche Zulassung eines neuen Produkts kostet nicht nur Geld, sondern auch Zeit. Heute muß ein neues Produkt hohe Anforderungen an Sicherheit, Gebrauchstauglichkeit, Handhabung, Umweltverträglichkeit und gegebenenfalls elektromagnetische Verträglichkeit erfüllen. Es darf nicht auf den Markt kommen, ohne daß es die verschiedensten Tests bestanden hat. Grundlage hierfür sind sowohl nationale Bestimmungen als auch europäische Richtlinien. Das GS-Zeichen (Geprüfte Sicherheit) und das CE-Prüfsiegel bestätigen, daß das Produkt den Anforderungen der deutschen oder europäischen Richtlinien genügt. In Deutschland vergeben die Landesgewerbeanstalten die entsprechenden Zertifikate. Die Vorbereitungen auf Zulassungsverfahren und die Zulassung selbst können je nach Produktart mehrere Jahre dauern (beispielsweise Umweltverträglichkeitstests für Düngemittel). Berücksichtigen Sie diesen Zeitaufwand bei der Berechnung des frühestmöglichen Markteintritts. Um herauszufinden, ob Ihr neues Produkt eigens zugelassen werden muß, wenden Sie • sich an die zuständige Abteilung, falls Ihr Unternehmen bereits ähnliche Produkte herstellt, 5 SAVES • Industrie- und Handelskammer oder die Handwerkskammer, wenn Sie in Ihrem Unternehmen keinen Ansprechpartner finden. IV. Sie bieten eine neue Dienstleistung Für die Einführung neuer Dienstleistungen gilt im Prinzip ähnliches wie bei neuen Produkten. Dienstleistungen haben jedoch – unabhängig davon, ob sie separat oder produktbegleitend angeboten werden – einige Besonderheiten, die es zu beachten gilt. Menschliche Faktoren Bei Dienstleistungen generell spielt der menschliche Faktor eine entscheidende Rolle: • Die persönliche Qualifikation und Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestimmen die Leistung und geben daher den Ausschlag für Erfolg oder Mißerfolg und nicht die Qualität von Maschinen oder Produkte. Daher ist es bei Dienstleistungen lebenswichtig, die richtigen Mitarbeiter zu finden, sie laufend zu schulen und zu motivieren, damit sie eine ausgeprägte Dienstleistungsmentalität entwickeln. • Kunden können die Qualität nicht vor der Leistung prüfen. Daraus ergibt sich eine höhere Kaufskepsis, der Sie durch intensives Marketing entgegenwirken müssen, bei dem Sie Kompetenz und Image betonen. Die Kunden müssen Vertrauen zu Ihrem Unternehmen und zu seiner Dienstleistung entwickeln. Der Aufbau einer Marke in Kombination mit garantierten Qualitätsstandards kann dabei helfen. • Die persönliche Empfehlung durch zufriedene Kunden hat besonders großen Einfluß auf die Nachfrage. Deshalb ist es sehr wichtig, möglichst jeden Kunden voll zufriedenzustellen. Eine Erfahrungsregel besagt, daß ein zufriedener Kunde mit drei anderen tatsächlichen oder potentiellen Kunden über die gute Leistung des Anbieters spricht, ein unzufriedener Kunde seinen Ärger aber elfmal weitererzählt. Das heißt: Wenn Sie 70 zufriedene und 30 unzufriedene Kunden haben, ist Ihr Ruf auf dem Markt aufgrund der Multiplikation in Wahrheit schlecht. Erst bei 80 und mehr Prozent zufriedener Kunden liegen Sie auf der positiven Seite. Die Kunden achten ganz besonders auf weiche Faktoren wie ein angenehmes Umfeld und Klima, in dem die Dienstleistung erbracht wird, sowie auf hohe Zuverlässigkeit und schnelle Reaktionsfähigkeit, Kompetenz und Interesse an ihnen. Jede verpaßte Geschäftsgelegenheit ist sofort verlorener Umsatz. Denn Dienstleistungen lassen sich weder lagern (ein nicht besetzter Platz im Flugzeug zum Beispiel), noch sind sie beliebig transportierbar wie ein Produkt. Service vor und nach dem Verkauf Bei produktbegleitenden Dienstleistungen kommt es auf vielfältigen Service vor und nach dem Verkauf – beispielsweise einer Maschine – an, beispielsweise Vor der Lieferung Technische Serviceleistungen Analyse des Kundenproblems Anwendungsberatung 6 SAVES Probelieferungen ständige Lieferbereitschaft Abbau bestehender Anlagen Kaufmännische Serviceleistungen Konditionen und Lieferbedingungen Finanzierungshilfen Beratung und Information Bestellservice, zum Beispiel über Telefon, Fax, Internet Nach der Lieferung Technische Serviceleistungen Montage Technische Dokumentation Wartung und Reparatur Ersatzteilservice Kaufmännische Serviceleistungen Nachrüstung Kundenschulung Garantieleistungen Beschwerdemanagement Kundennutzen und Aufwand Bei der Gestaltung Ihres produktbegleitenden Service müssen Sie strikt auf Kundennutzen und Aufwand achten: • Ist Ihre Dienstleistung für den Kunden ohne Nutzen, wird er entweder ein preisgünstigeres Konkurrenzangebot ohne vergleichbare Serviceleistung wählen oder – wenn Sie nicht teurer sind – die angebotene Dienstleistung in Anspruch nehmen (Mitnahmeeffekt), ohne dafür zu bezahlen. Dann haben Sie nur Aufwand, aber keinen Erlös. • Je näher Ihre Serviceleistung am Kernprodukt Ihrer Kunden liegt, desto höher werden diese den Nutzen einschätzen. Hilft Ihre technische Anwendungsberatung dem Kunden, seinen Produktionsprozeß zu optimieren, wird er dies wahrscheinlich höher bewerten als produktfernere Serviceleistungen wie zum Beispiel Finanzierungshilfen. • Überlegen Sie gut, ob Sie die Serviceleistung selbst erbringen wollen, aufgrund der Qualitätsansprüche der Kunden sogar müssen, oder ob Sie diese Aufgabe auch anderen, beispielsweise dem Fachhandel, überlassen können. So können Sie die Kosten womöglich optimieren. Leistungsversprechen Wirklich überzeugend wirken Dienstleistungen und produktbegleitender Service meistens erst, wenn konkrete Leistungsversprechen des Anbieters mit ihnen verknüpft sind. Die Zusage "Ersatzfahrzeug binnen vier Stunden"hat mehr Reiz für die Kunden als "Wir kümmern uns um ein Ersatzfahrzeug für Sie". Diese Quantifizierung hat wesentliche Vorteile: 7 SAVES • Ihr Unternehmen zwingt sich, die quantifizierte Leistung auch tatsächlich zu erbringen. • Der Kunde kann sich Ihre Offerte besser merken, weil sie griffiger ist. • Sie führt eher zu einer Differenzierung Ihrer Leistung gegenüber dem Wettbewerb. V. Sie nutzen neue Vertriebskanäle Produkte und Dienstleistungen, die sich von allein verkaufen, sind eine Rarität. Deshalb hat der Vertrieb in vielen Unternehmen eine absolute Schlüsselfunktion. Dabei gilt die Erfahrungsregel: Oft ist der richtige Vertrieb für durchschnittliche Produkte erfolgreicher als ein falscher Vertrieb für geniale Produkte. Grundsätzlich gibt es zwei Vertriebsformen: Verkauf direkt an den Endverbraucher oder über den Handel. Der direkte Vertrieb eignet sich insbesondere: •für technisch komplizierte und damit erklärungsbedürftige Produkte wie Investitionsgüter, •bei einer geringen und überschaubaren Zahl von potentiellen Kunden, •für standardisierte Verkaufsvorgänge wie Versandbestellungen. Ausnahmen bestätigen die Regel: Es gibt auch einige Konsumgüterhersteller, die den Direktvertrieb vorziehen und damit sehr erfolgreich sind. Beispiele sind der Computerhersteller Dell, Avon Cosmetics und Vorwerk (insbesondere Staubsauger). Der indirekte Vertrieb über eine oder mehrere Händlerstufen eignet sich insbesondere •bei einer großen Zahl von Kunden, die auch noch weit verstreut sind, •bei Produkten, die erst durch die Einbindung in ein Sortiment verkäuflich sind (zum Beispiel Lebensmittel), •bei Produkten des täglichen Bedarfs, die an vielen Stellen zu kaufen sind, • in Fällen, in denen die Kosten für die direkte Kontaktaufnahme und Kundenpflege sehr hoch wären. Für ein und dasselbe Produkt können auch beide Vertriebswege zugleich sinnvoll sein: bei Großkunden der direkte Kontakt und bei Kleinkunden der Weg über Händler. Der indirekte Vertrieb läßt sich über eigene Kanäle, zum Beispiel Filialen, oder über Fremdfirmen organisieren. Diese Handelsunternehmen sind entweder frei tätig, also ohne längerfristige Vereinbarungen mit dem Lieferanten, oder sie sind vertraglich fest gebunden, zum Beispiel durch Franchise-Verträge. Wenn Sie neue Vertriebswege suchen Auch neue Trends, die sich unter Einschluß der modernen Informationstechnologien abzeichnen, können Ansatzpunkte für Innovation bieten – für die Chance, zusätzliche Marktpotentiale für bestehende Produkte und Dienstleistungen zu erschließen: Online-Vertrieb, so Online-Banking (zum Beispiel Advance Bank), Online-Shopping via Internet oder Web-TV (zum Beispiel Quelle und Karstadt). Weitere zeitgemäße Trends sind: Shop-in-Shop-Konzepte, insbesondere für hochpreisige Markenartikel. Factory Outlets, also der Direktverkauf vom Fabriklager (zum Beispiel Boss). 8 SAVES In jedem Fall müssen Sie folgende Faktoren ins Kalkül ziehen, wenn Sie den passenden Vertriebskanal für Ihr Produkt, Ihre Dienstleistung finden wollen: Zielgruppe, ihre Zusammensetzung und Bedürfnisse: Anzahl der Konsumenten, geografische Verteilung, Aufgeschlossenheit, Einkaufsgewohnheiten, Bedarfshäufigkeit, Ansprüche an Service, Abwicklung und Beratung, bestimmte Vorlieben. Vertriebskosten, so für Transport, Vertriebsinnen- und -außendienst. Flexibilität des Vertriebskanals, zum Beispiel bei Absatzrückgängen und etwaigen Gegenmaßnahmen. Lagerfähigkeit und Transportfähigkeit des Produkts. Erscheinungsbild des Produkts, seine Preisgestaltung, Präsentation und Plazierung. Paßform des Vertriebssystems: Das ist besonders wichtig bei Produkten, bei denen es auf Sachkenntnis und Auftreten des Vertriebs ankommt. VI. Sie erobern neue Märkte In der Europäischen Union dürfte jede Internationalisierung machbar sein, und im Geltungsbereich des Euro wird es auf Dauer ohnehin kaum noch nationale Märkte geben. Aber wer sich im Ausland engagiert, muß in jedem Fall den Anpassungsbedarf aller betrieblichen Funktionen untersuchen. Das gilt insbesondere für: •das Marketing mit der Frage, ob ein neuer Marketing-Mix mit länderspezifischen Aktivitäten entwickelt werden muß, •die Beschaffungspolitik mit der Frage, welche internationalen Lieferanten zu beachten sind, wie das Finanz- und Cash-Management zu gestalten ist und welche Lösungen im Konzernverbund hilfreich wären; •das Controlling mit der Frage, ob es zentral oder dezentral gehandhabt werden soll; •das Personalmanagement mit der Frage, wer welche Einsatzgebiete im Ausland bearbeiten soll und welche Rückkehrregelungen bei Auslandseinsätzen zu treffen sind. Export Die im Inland produzierten Waren oder Dienstleistungen werden entweder durch den Hersteller selbst (direkter Export) oder über einen Mittler vertrieben (indirekter Export). Dieser Mittler kann auch zum strategischen Partner für die Markterschließung werden. Lizenz- oder Franchise-Verträge So läßt sich der Markt durch einen ausländischen Partner ohne weitere eigene Geschäftsakti- vitäten abdecken. Die erledigen lokale Spezialisten auf der Basis eines detaillierten Vertrags. Was für eine Internationalisierung spricht Wenn sich Ihr Unternehmen bisher nicht auf ausländischen Märkten engagiert, sollten Sie überlegen, ob bei Ihrer Projektidee einer der folgenden Gründe für eine Internationalisierung spricht: •Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung hätte im Ausland gute Absatzchancen. •Der deutsche Markt ist nicht groß genug, um die unter Kostengesichtspunkten optimale Produktionsmenge zu verkaufen. Das ist wichtig, wenn Größenvorteile eine besondere Rolle spielen (Beispiel: Automobilzulieferer). •Ein wichtiger Kunde engagiert sich stärker im Ausland und erwartet, daß Ihr Unternehmen mitzieht. 9 SAVES •Die Produkte oder Dienstleistungen haben die Sättigungsphase auf dem Heimatmarkt erreicht (siehe Produktlebenszyklus). Ihre Lebensdauer läßt sich eventuell durch Export verlängern. •Ihre Branche ist besonders abhängig von der Binnenkonjunktur, so daß sich Ihr Unternehmen durch ein Engagement auf Auslandsmärkten einen Ausgleich für Absatzschwankungen im Inland schaffen könnte. Welche Risiken Auslandsmärkte bringen Die Eroberung neuer Märkte im Ausland kann aber auch etliche Risiken bergen: Wechselkurse Auch nach dem Start des Euro bleiben wichtige Währungen mit freien Wechselkursen. Solange Sie Ihre Kosten nicht mit derselben Währung bezahlen oder mit Finanzinstrumenten absichern, haben Sie ein Ertragsrisiko. Zahlungsmoral Im Ausland säumige Schuldner zu packen ist schwieriger als im Inland. Transport Ihre Ware muß erst einmal den Weg zum Auslandsmarkt unbeschadet zurücklegen. Restriktionen Zulassungsbeschränkungen, Einfuhrzölle, Umsatzsteueranpassungen und andere rechtliche Rahmenbedingungen können die Absatzplanung durcheinanderbringen. Politik In den wirtschaftlich hochentwickelten Ländern sind politische Unsicherheiten oder gar Richtungswechsel keine Bedrohung. In anderen Ländern können politische Veränderungen die Marktchancen entscheidend verschlechtern. Kultur Andere Länder, andere Sprachen und Sitten. Unterschätzen Sie nicht den Anpassungsaufwand, gerade wenn Ihr Unternehmen seinen ersten Auslandsmarkt erschließen will. Bei kleineren Unternehmen wird die Expansion über die Grenzen hinweg auch die Aufmerksamkeit der Geschäftsführung zu einem erheblichen Teil binden. VII. Sie erschließen neue Kundensegmente Gehen Sie nicht gleich auf den Markt als Ganzes los, sondern picken Sie sich die passenden Kundengruppen heraus. Dies um so mehr, als Kunden so unterschiedlich sind, daß es eine Verschwendung von Zeit und Geld wäre, alle Kunden auf die gleiche Art anzusprechen. In vielen Fällen lassen sich mit 20 Prozent der Kunden 80 Prozent des Ertrags erzielen. Diese attraktiven Kunden gilt es herauszufinden, indem Sie •ausloben, welche Produktmerkmale die Kaufentscheidung beeinflussen; •in Gesprächen mit möglichen Kunden ergründen, wie eine Kaufentscheidung fällt; •versuchen, die Kunden nach verschiedenen Merkmalen zu beschreiben (Kriterien für die Kundensegmentierung); •die Kunden mit ähnlichen Merkmalen in Kundensegmente fassen. In der Regel ergibt erst die Kombination mehrerer Merkmale eine sinnvolle Segmentierung. Die Segmente sollten in sich relativ geschlossen, untereinander aber deutlich unterschieden sein; • möglichst genau beschreiben, welche Kundensegmente sich ergeben haben, damit sich Ihr gesamter Marketing- und Vertriebsansatz darauf ausrichten kann. Ein plastisches Beispiel: Wer Brautkleider verkaufen will, sollte keine flächendeckenden 10 SAVES Publikumsanzeigen schalten, sondern auf das Kundensegment weiblich, zwischen 20 und 35 Jahre alt, konfessionsgebunden mit Aufgebotsbestellung im Standesamt per Direktmarketing zugehen; •ermitteln, wie attraktiv die einzelnen Kundensegmente sind, um Ihre Absatzchancen kalkulieren zu können. Die wichtigsten Fragen dazu: Wie groß ist das Segment insgesamt? Wie stark wächst es? Wie rentabel ist es? Wie ist es am besten anzusprechen? Kriterien für die Kundensegmentierung Geographische Segmentierung Gebiet, z.B. Nation, Region, Land, Kreis, Gemeinde Bevölkerungsdichte, z.B. ländlich Sprache, z.B. Deutsch, Englisch, Spanisch Demographische Segmentierung Alter Geschlecht: männlich, weiblich Haushaltsgröße Einkommen Beruf Nationalität Religion Bildung Sozialpsychologische Segmentierung Lebensstil: verschwenderisch, sparsam Selbständigkeit: selbständig, unselbständig Kontaktfähigkeit: einzelgängerisch, gesellig Zielerreichung: ehrgeizig, gleichgültig Temperament: impulsiv, ruhig Einstellung: konservativ, modern Verhaltensbezogene Segmentierung a. allgemein Art der Freizeitgestaltung Eß- und Trinkgewohnheiten Urlaubsgestaltung Fernsehgewohnheiten Mitgliedschaft in Vereinen b. auf Produkt oder Dienstleistungen bezogen Kaufanlaß: regelmäßiger, besonderer, zufälliger Anlaß Kaufmotive: Qualität, Preis, Bequemlichkeit, Prestige Produktbindung: keine, mittel, stark Verwenderstatus: Nichtverwender, Erstverwender, ehemalige, potentielle, regelmäßige Verwender 11 SAVES Informationsbezug: TV, Radio, Inserate, persönliche Kontakte VIII. So vertiefen Sie durch Rückwärtsexpansion die Wertschöpfung Vorwärts- oder Denken Sie sich die Leistungen Ihres Unternehmens als Wertschöpfungskette: Es kauft Rohstoffe oder Vorprodukte, stellt daraus seine Produkte oder Dienstleistungen her und vertreibt sie direkt an den Kunden oder über den Handel. Rückwärtsexpansion verlängert die Wertschöpfungskette in vorgelagerte Produktionsstufen. Statt Leistungen von einem Zulieferer herstellen zu lassen, produziert das Unternehmen sie selbst. Beispiele: Ein Fahrzeughersteller fertigt Felgen selbst, die er zuvor bei einem Zulieferer kaufte, oder eine Kaffeerösterei legt sich eigene Plantagen zu. Vorwärtsexpansion verlängert die Wertschöpfungskette in nachgelagerte Stufen. Das Unternehmen bietet nun auch Leistungen an, die zuvor Kunden oder Vertriebspartner erbrachten. Beispiele: Ein Automobilhersteller kauft unabhängige Händler auf, oder ein Produzent von Kettenschaltungen beginnt, komplette Fahrräder zu bauen. Wann eine Vorwärts- oder Rückwärtsexpansion sinnvoll ist Ein Vorwärts- oder Rückwärtsexpansion erscheint unter folgenden Bedingungen sinnvoll: Expertise Auf den vor- und nachgelagerten Stufen sind Fähigkeiten gefragt, die das Unternehmen besser oder billiger selbst erbringen kann. Beispiel: Die Entwicklung von Komponenten für Investitionsgüter und der Vertrieb der Anlagen, der mit hohem Erklärungsaufwand verbunden ist. Versorgungsengpässe Die Integration nach rückwärts erfolgt aus existentiellem Interesse, um das entsprechende Glied der Wertschöpfungskette unter Kontrolle zu bekommen. Beispiel: Ein Unternehmen bezieht elektronische Teile, für die es weltweit nur wenige Lieferanten gibt, und es ist bereits mehrfach zu Engpässen im Nachschub gekommen. Wenn das Unternehmen einen der Lieferanten übernimmt, steigt seine Versorgungssicherheit. Absatzverlust Die Integration vorwärts erfolgt, um den Marktzugang zu sichern. Beispiel: Dem Textilhersteller Trigema drohten Umsatzeinbußen, weil wichtige Abnehmer im Handel auf Billigimporte umschalteten oder pleite gingen. Durch Einstieg in die Vertriebsstufe wahrte er Marktzugang und weiteres Wachstum. Prüfen Sie kritisch, ob auf Ihren Fall einer der Punkte zutrifft. Wenn Sie nicht absolut sicher sind, daß Sie die betreffenden Leistungen besser oder billiger erbringen können, sollten Sie keine Vorwärts- oder Rückwärtsintegration betreiben. Denn derzeit geht der Trend eher in die andere Richtung: Unternehmen lagern bisherige Leistungen aus (“Outsourcing") und konzentrieren sich auf die Teile der Wertschöpfungskette, die sie wirklich gut beherrschen. So entwickeln Sie neue Fähigkeiten "Fähigkeiten"– das ist der Oberbegriff für alles, was ein Unternehmen gut kann. Damit sind nicht Produktionsanlagen gemeint, sondern eher weiche Faktoren wie beispielsweise 12 SAVES technisches Fachwissen, kaufmännisches Geschick, Gefühl für Kunden, Prozeßdenken, Kreativität oder auch gutes Marketing. Sehr oft sind es bestimmte Personen, die diese Fähigkeiten verkörpern. Würden sie den Betrieb verlassen, nähmen sie diese Kompetenz mit, und das Unternehmen könnte diese nicht mehr nutzen. Aber es gibt auch Unternehmen, die Fähigkeiten besitzen – unabhängig von einzelnen Personen. Diese Kompetenz kann zu einem echten Wettbewerbsvorteil werden, der von Konkurrenten sehr schwer nachzuahmen ist. Beschreiben Sie zunächst genau, welche Art von Fähigkeit Sie entwickeln wollen. Zielen Sie eher in die technische oder eher in die marktorientierte Richtung? Oder geht es um übergreifende Fähigkeiten wie beispielsweise Kreativität? Strategien, um neue Fähigkeiten zu entwickeln Die Fähigkeiten des Unternehmens lassen sich mehren durch: Aufbauen Schauen Sie sich in Ihrem Unternehmen um, wo die gesuchten Fähigkeiten existieren und bei welchen Kollegen sie ungenutzt „schlummern“. Beispiel: Die Fluglinie Canadian Airlines ließ ihre Flugbegleiter Kreativität entfalten, ihr neues Outfit selbst entwerfen und die Menüs für die Passagiere ver-bessern, statt eine Kreativagentur zu holen. Die Mobilisierung der internen Kreativität war sehr wirkungsvoll und trug wesentlich zum jährlichen Wachs- tum von über 20 Prozent bei der Fluglinie bei. Vervielfältigen Sorgen Sie dafür, daß vorhandenes Wissen dem Unternehmen breiten Nutzen bringt und daß sich diese Fähigkeit systematisch weiterentwickeln kann. Beispiel: Das WertpapierHandelshaus Merrill Lynch hat ein In- formationssystem entwickelt, auf das die Anlageberater jederzeit zurückgreifen können. Auf diese Weise verbreitet sich Merrill Lynchs Fähigkeit zur Auswahl guter Geldanlagetips im ganzen Unternehmen – bei “alten Hasen" wie bei Nachwuchsleuten. Übertragen Um Fähigkeiten des Unternehmens zu erweitern, kann man auch die in einem Bereich vorhandene Kompetenz auf andere Bereiche übertragen. Beispiel: Der Sportartikelhersteller Nike erkannte früh, daß sein Erfolg mit Turnschuhen auf die Fähigkeiten in Design und Vertrieb zurückzuführen ist. Nike suchte systematisch nach anderen Produkten, bei denen man mit denselben Fähigkei- ten erfolgreich sein konnte, beispielsweise Sportbekleidung, Sportzubehör, Sonnenbrillen und Fitneßcenter. Anheuern Wenn Ihr Unternehmen die erforderlichen Fähigkeiten nicht selbst besitzt und der interne Aufbau zu lange dauern würde, dann holen Sie sich die Fähigkeiten von außen, etwa durch die Zusammenarbeit mit externen Experten, das Anheuern von Spezialisten oder die komplette Übernahme von Wettbewerbern. Beispiel: Viele Unternehmen, insbesondere in High-Tech und Pharma, binden externe Kompetenz in ihre Projekte ein, beispielsweise Wissenschaftler von Universitäten und Instituten. ____________________ Bron: www.focus.de 13