Kapitel 11 – Klinische Psychologie 11.1 Begriffsdefinitionen Psychiatrie= Teilgebiet der Medizin 11.2 Klassifikation Klassifikation psychischer Störungen: ICD-10 = international classification of dieseases, 10th Revision DSM -IV= diagnostical and statistical manual of mental disorders 11.2.1 Angststörungen 3 Ebenen der Angststörung: subjektiv Verhalten physiologisch Phobie ist unterteilt in: soziale ( verschiedene Stimuli, z.b. Im Mittelpunkt stehen) spezifisch ( ausgelöst durch Stimuli) Agoraphobie ( Angst v. Menschenmassen/öffentlichen Orten, Angst bei Panikattacke nicht aus der Situation zu kommen) Phobiesymptome: situationsunangemessene und chronische Angstreaktionen Erklärungs-, Reduktions- und Bewältigungsmöglichkeiten fehlen massive Beeinträchtigung verschiedene Typen von spezifischen Phobien: Tier~ Umwelttypus situativer Typus Prüfungsangst Schulangst Blut- Spritzen- Verletzungs-~ Panikattacke zeitlich unbegrenzt wiederholt und unerwartet kognitive und physiologische Symptome ► werden durch körpereigene Reize ausgelöst ►eventuell mit Agoraphobie verwandt 13 Symptome ( 4 für Diagnose notwendig): Herzrasen Schwitzen Hitzewallungen Zittern Atemnot Empfinden von Würgen Schmerz in der Brust Übelkeit Benommenheit Angst vor Kontrollverlust Angst zu sterben Derealisation ( = Wahrnehmung der Umgebung als unwirklich) Depersonalisation (= Wahrnehmung der eigenen Person als unwirklich) Zwänge Zwangshandlungen Zwangsgedanken Symptome: innerer subjektiver Drang, etwas zu tun/ denken Versuch dem Drang zu widerstehen Sinnlosigkeit wird erkannt Beeinträchtigung PTBS = Posttraumatische Belastungsstörung Ursache= objektiv traumatisches Ereignis = Trauma Beispiele: schwere körperliche Verletzungen tatsächlicher oder möglicher Tod körperliche Bedrohung jeweils der eigenen oder fremden Person Reaktion während Ereignis: Angst Hilflosigkeit Entsetzen in den ersten Wochen akute PTBS, bei längerer Dauer als 3 Monate= chronisch Symptome: Intrusionen = Wiedererleben ( wach/ Schlaf) Vermeidung & reduzierte emotionale Reagibilität Übererregtheit Therapien: möglichst bald therapeutisch betreute Konfrontation Selbstbehauptungstrainings 11.2.2 Affektive Störungen Affektive Störungen= Störungen der Stimmung Depression= Niedergeschlagenheit Manie= Euphorie Dauer: einige Wochen bis Monate Ursachen: organisch affektiv ( = sekundäre) Störung, z.B. Organische Erkrankung, Medikamente, Drogen,Hormone primäre Störung ( = nicht organisch) - unipolar ( nur manisch, nur depressiv) - bipolar ( manisch – depressiv) Symptome der primären Depression: ►kognitive Triade: verzerrte und negative Wahrnehmung 11.2.3 Schizophrene Störungen Remissionsphasen= Phase ohne schizophrene Symptome Symptome: Wahrnehmungsstörungen Denkstörungen ( inhaltlich oder formal (= Zerfahrenheit) ) Behinderung der Lebensbewältigung affektive Symptome motorische Symptome (Stupor, extreme Erregung) Ursachen: Umweltfaktoren ( Stress, Erkrankungen) erblich bedingte Vulnerabilität Subtypen: hebephren: emotionale Veränderungen ( abgestumpft, nicht situationsangemessen),v.a. Im Jugendalter kataton: v.a. Psychomotorik gestört, Negativismus paranoid-halluzinatorisch: v.a. Halluzinationen, tritt v.a. Später auf simplex: Langsame Entwicklung Stupor= Unbeweglichkeit + Reaktionslosigkeit Vulnerabilität= Empfänglichkeit 11.2.4 Essstörungen Essstörungen: Anorexie Bulimie Symptome: verzerrtes Körperbild Körpergewicht/ Aussehen hat große Bedeutung panikartige Angst vor Gewichtszunahme Symptome bei Anorexie: starker Gewichtsverlust Streben dünner zu werden Verleugnung von Hungergefühlen häufiges Erbrechen, etc. Exzessive körperliche Aktivitäten Symptome bei Bulimie: häufig Normalgewicht Wechsel zwischen Fressanfällen – Erbrechen starke Gewichtsschwankungen Restraindes Eating= extrem gezügeltes Essverhalten+ Heißhunger Folgen: Menstruationszyklus gestört depressive Symptome Mangelernährung bei Anorexie: Konzentrationsmangel bei Anorexie: Unterkühlung ►95-99% der Betroffenen sind Frauen 11.2.5 Neurose/Psychose Neurose= unbewusster krankmachender seelischer Konflikt Psychose=schwere psychische Störung mit Abweichung der Wahrnehmung 11. Therapeutische Ansätze 11.3.1 Psychodynamische Therapien Psychodynamische Therapien= Tiefenpsychologie/ Psychoanalyse ( Sigmund Freud) Annahme: Symptome = innerer Konflikt zwischen Es und Über-Ich Methoden: freie Assoziation Analyse des Widerstandes Traumdeutung Analyse Übertragung + Gegenübertragung Übertragung = Reaktion des Patienten auf den Therapeuten Gegenübertragung= Reaktion des Therapeuten auf den Patienten 11.3.2 Humanistische oder klientenzentrierte Therapien humanistische oder klientenzentrierte Therapien = Gesprächspsychotherapie ( GT) von Carl Rogers ►Gegenwartsorientiert Annahme: Symptome/Psychische Störung= Folge der Inkongruenz des Selbstkonzeptes ►Abbau der Inkongruenz = ganzheitlich funktionierende Persönlichkeit Inkongruenz= Nichtübereinstimmung Therapeut als Modell Patient = Klient Ziel: Selbstexploration des Klienten = eigenständiges Finden von Lösungen Methoden: Nichtdirektive Gesprächslenkung= Therapeut gibt keine Ratschläge Spiegeln der Äußerungen des Klienten+ Verbalisierung ►Konkretisierung Focusing= Aufmerksamkeit des Klienten auf innere, emotionale Zustände lenken Konfrontieren= Hinweis auf Unstimmigkeiten geben 11.3.3 Verhaltenstherapie und kognitive Therapien Ziele Verhaltenstherapie = Verhaltensänderung kognitive Therapien= Ansatz bei gedanklichen Prozessen Annahme: psychische Störungen sind entstanden durch Lernprozesse Strategien zur Bewältigung im Alltag Methoden: Konfrontation ( klassische Konditionierung) - systematische Desensibilisierung = Entspannung + Stimuli - Flooding = Reizüberflutung ohne Entspannung Kontingenzmanagement (operante Konditionierung) Kognitive Umstrukturierung = Veränderung der inneren Überzeugungen durch : - Diskussionen -schriftliche Übungen - Verhaltensübungen 11.3.4 Vergleichende Therapieforschung Verhaltenstherapie = Wirksamkeit ohne Einschränkung nachgewiesen Gesprächspsychotherapie = effizient für engeren Anwendungsbereich (v.a. Beeinflussung der Persönlichkeit + Zwischenmenschliches Verhalten) Psychoanalytische Verfahren: Wirksam: Kurztherapien ( 30 Tstunden) Therapien mittlerer Länge ( 30 -100 Tstunden) Wirksamkeit nicht festgestellt: sehr kurze Maßnahmen ( 12 Tstunden) Langezeitmaßnahmen ( 100 Tstunden) Wirkung v.a. bei neurotischen Störungen und Persönlichkeitsstörungen, weniger bei psychosomatischen Störungen ►Wirksamkeit von der Persönlichkeit des Klienten + Interaktion Klient & Therapeuten abhängig