Nr. 23 - Antwort an Frau Sen`nichi

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Die Gosho-Vorlesung von Präsident Ikeda
Das Studium aus der „Gosho“, dem Lehrtext des Sieges
Nr. 23
„Antwort an Frau Sen’nichi-ama“
„Allein aufstehen!“ – das ist das Herz der „Gründung“
„Um die Wohltat meiner von Liebe erfüllten Mutter mit Dankbarkeit zu vergelten, habe
ich mir von ganzem Herzen gewünscht, zu bewirken, dass alle Frauen das Daimoku dieses
[Lotos]-Sutras chanten.“ (EG, Band 1, Seite 931; JG, Seite 1312)
Das ist ein Abschnitt, der das Herzstück der Gosho „Antwort an Frau Sen’nichiama“ ausmacht, die wir von jetzt an studieren. Hierin wird der Kern des Wunschgelübdes
Nichiren Daishonins eindeutig dargelegt.
Der „aufrichtige Glaube“, der die Kraft des Daimokus offenbart
Der Daishonin schreibt: „Um die Wohltat meiner von Liebe erfüllten Mutter mit
Dankbarkeit zu vergelten“ – welch großartige Worte es sind, die den Humanismus des
Buddhismus so kurz, bündig und doch tiefgründig ausgedrückt haben! Die Wohltat der Mutter,
die unser eigenes Leben zur Welt gebracht, geschützt und großgezogen hat, mit Dankbarkeit
zu vergelten, ist der wesentliche Kern des Buddhismus des Daishonins.
Es ist sicher nicht übertrieben zu sagen, dass der Buddhismus des Daishonins ohnehin die
Lehre dafür ist, das tiefe Mitgefühl der Mutter für alle Menschen zu erweitern.
Shakyamuni sagte:
„Als ob eine Mutter ihr einziges Kind mit vollem Einsatz ihres Lebens beschützt, sollst
Du allen Lebewesen gegenüber unermessliches Mitgefühl hervorbringen. Und auch der
ganzen Welt gegenüber sollst Du eine von unermesslichem Mitgefühl erfüllte Absicht
aufbringen.“
„Tiefes Mitgefühl (Jihi) der Mutter“ ist das „Herz des Buddhas“, das allen Menschen und
allen Lebewesen natürlicherweise gewährt worden ist, so kann man sagen. „Tiefes Mitgefühl
der Mutter“, die sich um ihr einziges Kind Sorgen macht, verbindet sich unmittelbar mit dem
„Herz des Buddhas“, der sich um alle Menschen Sorgen macht. Deshalb kann jeder Mensch
dadurch, „tiefes Mitgefühl der Mutter“ zu berühren und zu empfinden, das „Herz des
Buddhas“ direkt persönlich erleben. „Tiefes Mitgefühl der Mutter“ ist eine große spirituelle
Gnade, die für alle Menschen geöffnet ist.
Es ist aber auch diese reale Welt der Menschen, in der manche von Liebe erfüllte Mütter
leiden und weinen. Denn die Welt der Menschen ist es, die durch das Herz von Interesse,
Berechnung und Streitigkeit, das am Gegenpol tiefen Mitgefühls steht, beherrscht wird.
Deshalb hatte der Daishonin, der in jungen Jahren das Wohl seiner von Liebe erfüllten Mutter
tief greifend wahrgenommen hatte, mit festem Entschluss beabsichtigt, den Buddhismus
gründlich zu erforschen, um seine von Liebe erfüllte Mutter von Leiden grundlegend zu
erretten. Hierbei erklärt der Daishonin sein grundlegendes Ziel, warum er sein Elternhaus
verließ und in den Stand der Hauslosigkeit eintrat, indem er schreibt: „Der Grund, warum
man sein Elternhaus verlässt und in den Stand der Hauslosigkeit eintritt, liegt darin, dass man
seine Eltern unbedingt erretten will.“ (DG, Band 2, Seite 84; JG, Seite 192)
Und als Folge davon, den Buddhismus präzise erforscht zu haben, entdeckte er, dass das
Daimoku des Lotos-Sutras das tiefgründige Gesetz, den Samen für die Verwirklichung der
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Buddhaschaft, darstellt, und erforschte es gründlich. Aus diesem Grund leistete er für die
Verwirklichung der Buddhaschaft aller Frauen ein Wunschgelübde: „Ich will allen Frauen
ermöglichen, das Daimoku des Lotos-Sutras zu rezitieren.“
Selbstverständlich ist das Daimoku des Lotos-Sutras das große Gesetz, das für alle
Lebewesen verbreitet werden muss. Das sollte sicher nicht nur auf Frauen beschränkt werden.
Das Lotos-Sutra ist ein Kanon, in dem die Verwirklichung der Buddhaschaft der Frauen
durch und durch unterstrichen wird. Jedoch wird der tatsächliche Beweis für die „Erlangung
der Erleuchtung unmittelbar mit dem eigenen Körper“ (Sokushin-Jobutsu) durch die
Verwirklichung der Buddhaschaft im Leben des Drachenmädchens1) zum ersten Mal gezeigt.
Das heißt, durch die Verwirklichung der Buddhaschaft der Frauen wird die „Erlangung der
Erleuchtung unmittelbar mit dem eigenen Körper“ dargestellt. Das zeigt eindeutig auf, dass
gerade Frauen über die Kraft verfügen, den „aufrichtigen Glauben“ aufzubringen, der dazu
notwendig ist, in ihrem eigenen Leben die Kraft des Mystischen Gesetzes konkret zu
manifestieren.
Das Herz der Frauen, die mit der Anlage, sich des Lebens tief zu erbarmen, wie sie als
„Mitgefühl der Mutter“ symbolisch dargestellt wird, ausgestattet sind, wird sich zum Leben
des Buddhas – Mitgefühl ist unmittelbar Weisheit, Weisheit ist unmittelbar Mitgefühl – umso
natürlicher und offenherziger öffnen, wenn sie einmal dazu erwachen. Diese ihrem Leben
innewohnende Anlage wird ihnen den „aufrichtigen Glauben“ ermöglichen, sich zum
Daimoku des Lotos-Sutras, dem Samen für die Verwirklichung der Buddhaschaft, zu wenden.
Dieses Schriftwerk wurde am 28. Juli 1278 geschrieben. Der Daishonin bat Abutsu-bo,
der gerade aus der weit entfernten Provinz Sado nach Minobu gekommen war, darum, diesen
Brief für dessen Frau Sen’nichi-ama mitzunehmen.
Sen’nichi-ama war zu Recht die Vertreterin der Frauen, die diesen „aufrichtigen
Glauben“ praktizierten.
Abutsu-bo war von seiner Frau Sen’nichi-ama beauftragt, ihren Brief zum Daishonin zu
bringen. Eingangs dieses Schriftwerkes wird ein Abschnitt dieses Briefes zitiert: „Ich war
besorgt, ob wir Frauen [die Buddhaschaft] verwirklichen können, da sie [in früheren
Existenzen] schwere Sünden begangen haben sollen, aber weil es in Ihrer Lehre heißt, dass
das Lotos-Sutra der Verwirklichung der Buddhaschaft der Frauen den Vorrang gibt, verlasse
ich mich voll und ganz darauf.“ (EG, Band 1, Seite 928; JG, Seite 1309)
Wie sehr die Lehre des Daishonins in Bezug auf die Verwirklichung der Buddhaschaft der
Frauen, genau so wie Sen’nichi-ama selbst hierüber schreibt, für viele Frauen zu jener Zeit als
Doktrin der Hoffnung gewirkt haben muss!
Der Daishonin erklärt in diesem Schriftwerk, um diese Hoffnung Sen’nichi-amas zu
bestärken, dass gerade die „Erlangung der Erleuchtung unmittelbar mit dem eigenen Körper“,
die das Drachenmädchen erlangte, das wichtigste Mark des Lotos-Sutras ist. Des Weiteren
macht er klar, dass vor allem gerade die Verwirklichung der Buddhaschaft der Frauen die
Grundlage seines Wunschgelübdes ist, und wird die Spuren seines großen Kampfes dafür
zeigen.
Es ist zweifellos vorstellbar, dass Sen’nichi-ama anhand dieses Schreibens vielen
gleichgesinnten Frauen in Sado die Hoffnung, nämlich die Verwirklichung der Buddhaschaft
der Frauen, freudig mitteilte.
1)
Das Drachenmädchen: Es weist auf die acht Jahre alte Tochter des Drachenkönigs Sagara hin, der im Palast
auf dem Meeresgrund wohnte. Im zwölften Kapitel des Lotos-Sutras „Devadatta“ wird dargelegt, dass sie sich
dazu entschloss, das Lotos-Sutra anzunehmen, als Bodhisattwa Manjushri es predigte, und einen Schwur leistete:
„Ich erschließe die Lehre des Großen Fahrzeugs, / Um die leidenden Lebewesen zu befreien!“ (DLS, Seite 201;
JLS. 407) Dann brachte das Mädchen dem Buddha ein kostbares Juwel dar und offenbarte den erleuchteten
Lebenszustand. Die Tatsache, dass das Drachenmädchen die Buddhaschaft erlangte, wird als Beispiel für die
„Verwirklichung der Buddhaschaft aller Frauen“ sowie die „Verwirklichung der Buddhaschaft unmittelbar mit
dem eigenen Körper“ bezeichnet.
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Diesmal wollen wir diese Gosho „Antwort an Frau Sen’nichi-ama“ respektvoll lesen und
dadurch die tiefe Bedeutung des großen Kampfes studieren, den der Daishonin dafür
aufgenommen hatte, sein „Wunschgelübde zur Verwirklichung der Buddhaschaft der
Frauen“ zu realisieren.
Die Texte dieses [Lotos]-Sutras sind allen anderen Sutras überlegen. Es ist wie der
Löwenkönig, der Herrscher all derjenigen, die auf der Erde rennen, und wie der Adler, der
Herrscher all derjenigen, die am Himmel fliegen. Sutras wie das Sutra des Amitabha-Buddhas
sind wie Fasanen oder wie Kaninchen. Wenn sie vom Adler gefangen werden, vergießen sie
Tränen, und wenn sie vom Löwen gejagt werden, brechen sie [aus Angst] ihre Eingeweide.
Anhänger der Nembutsu-Schule, Mönche der Ritsu-Schule, Mönche der Zen-Schule und
Meister der Shingon-Schule sind wiederum diesen [Fasanen und Kaninchen] gleich. Wenn sie
dem Ausübenden des Lotos-Sutras begegnen, verlieren sie die Farbe [im Gesicht] und ihre
Seele verlischt. (EG, Band 1, Seite 929f; JG, Seite 1310)
Unter den Umständen, in denen alle Menschen, obwohl sie [oberflächlich an das LotosSutra] glaubten, [in dem die Verwirklichung der Buddhaschaft aller Menschen gepredigt
wird], [mangels der tatsächlichen Beweise] doch nicht mit voller Überzeugung glauben
konnten, wurde im [zwölften Kapitel des Lotos-Sutras „Devadatta“] des fünften Bands die
beste Kernlehre des ganzen Lotos-Sutras, die die „Erlangung der Erleuchtung unmittelbar mit
dem eigenen Körper“ genannt wird, gepredigt. Es ist damit vergleichbar: einen schwarzen
Gegenstand weiß zu machen, gleicht der Tat, den schwarzen Lack in Schnee zu verwandeln;
einen unreinen Körper zu reinigen, gleicht der Tat, ins schmutzige Wasser das alle Wünsche
erfüllende Juwel hineinzutauchen. [In diesem Kapitel geruhte der Buddha], eine junge
Schlange, das Drachenmädchen genannt, mit seinem Reptilienkörper direkt zum Buddha
werden zu lassen. Gerade in diesem Augenblick gab es keinen einzigen Menschen, der daran
zweifelte, dass alle Männer die Buddhaschaft verwirklichen können. Deshalb sage ich, dass
dieses [Lotos]-Sutra die Erlangung der Erleuchtung aller Frauen zum Beispiel nehmend die
Verwirklichung der Buddhaschaft aller Menschen lehrt.
(EG, Band 1, Seite 930; JG, Seite 1311)
„Wie der Löwenkönig“ und „wie der Adler“
Der Daishonin unterstreicht, dass allein das Lotos-Sutra im Vergleich zu allen anderen
Sutras das Sutra ist, in dem die wahre Lehre des Buddhas gepredigt worden ist. Der Daishonin
sagt, dass das Lotos-Sutra das Sutra ist, das dem Löwenkönig, dem Herrscher all derjenigen,
die auf der Erde rennen, sowie dem Adler, dem Herrscher all derjenigen, die am Himmel
fliegen, gleicht.
Der Grund, warum das Lotos-Sutra der „König aller Sutras“ genannt wird, liegt, sei es
auch unnötig zu sagen, gewiss darin, dass es aufgrund der Prinzipien „Das augenblickliche
Herz enthält 3000 Möglichkeiten“ (Ichinen-sanzen) und „Gegenseitiges Ausgestattetsein der
zehn Welten“ die Verwirklichung der Buddhaschaft aller Menschen hervorhebt. In den [dem
Lotos-Sutra] vorausgehend gepredigten Sutras wird gepredigt, dass man erst dann, wenn man
die neun Welten ausgelöscht habe, die Erleuchtung erlangen könne, während in dem LotosSutra, anders als sie, zuerst das Prinzip „gegenseitiges Ausgestattetsein der zehn
Welten“ offenbart und gelehrt wird, dass darauf basierend alle Lebewesen der neun Welten,
seien sie Bodhisattwas, Menschen der zwei Fahrzeuge und einfache Sterbliche, ohne ihren
Körper zu verändern, in ihrem eigenen Leben die Welt der Buddhaschaft öffnen können.
Im zwölften Kapitel des Lotos-Sutras „Devadatta“ wird als tatsächlicher Beweis für dieses
höchste Prinzip die „Erlangung der Erleuchtung unmittelbar mit dem eigenen Körper“ des
Drachenmädchens gepredigt. Obwohl die Verwirklichung der Buddhaschaft aller Menschen
hervorgehoben und das Prinzip „Ichinen-sanzen“ eindeutig erklärt worden ist, ist es für die
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meisten Menschen überhaupt nicht leicht, sie als Realität anzunehmen und daran zu glauben.
Es ist sogar für die Menschen, die in der unreinen Welt in der Zeit nach dem Dahinscheiden
des Buddhas [Shakyamuni] leben, besonders schwierig, sie zu verstehen und daran zu glauben.
Der Daishonin sagt, dass die „Erlangung der Erleuchtung unmittelbar mit dem eigenen
Körper“ im Leben des Drachenmädchens dadurch, dass dies im zwölften Kapitel des LotosSutras „Devadatta“ als tatsächlicher Beweis dargelegt wird, allen Menschen eine feste
Überzeugung von der Verwirklichung der Buddhaschaft gegeben hat.
Das heißt, dadurch, dass die Doktrin für die Verwirklichung der Buddhaschaft der Frauen
aufgezeigt wurde, ist es klar und deutlich geworden, dass auch die Verwirklichung der
Buddhaschaft aller Lebewesen realisierbar ist. Aus diesem Grund sagt er in diesem
Schriftwerk: „Deshalb sage ich, dass dieses [Lotos]-Sutra die Erlangung der Erleuchtung aller
Frauen zum Beispiel nehmend die Verwirklichung der Buddhaschaft aller Menschen lehrt.“
Auch in den [dem Lotos-Sutra] vorausgehend gepredigten Sutras gibt es zwar das eine
oder das andere Sutra, das die Erlangung der Erleuchtung der Frauen einräumt, jedoch heißt
es, dass Frauen, erst nachdem sie [in der nächsten Existenz] als männliche Person geboren
würde, die Erleuchtung erlangen könnten, wie dies „Erlangung der Erleuchtung durch die
Umwandlung“ genannt wird. Außerdem wird gelehrt, dass, auch wenn die Wiedergeburt im
reinen Land, der unrealen Welt, gepredigt wird, keine Frauen sich in dieses reine Land
begeben dürften, solange sie in weiblicher Gestalt blieben.
Im Gegensatz dazu betont der Daishonin, dass die Verwirklichung der Buddhaschaft im
Leben des Drachenmädchens, wie dies im Lotos-Sutra dargelegt wird, nichts anderes als die
„Erlangung der Erleuchtung unmittelbar mit dem eigenen Körper“ ist und dass das
Drachenmädchen, ohne seine Gestalt als die eines gewöhnlichen Sterblichen zu verändern,
mit seinem eigenen Körper die Buddhaschaft verwirklicht hat. Hierbei bezieht sich der
Daishonin auf den Kommentar des Großmeisters Dengyo2) (767-822), der die Verwirklichung
der Buddhaschaft im Leben des Drachenmädchens als die durch die Kraft des Lotos-Sutras
ermöglichte „Erlangung der Erleuchtung unmittelbar mit dem eigenen Körper“ ist.
In der Gosho steht: „Das Herz des Lotos-Sutras wird als ‚Der gegenwärtige Status ist
unmittelbar „Myo“, ohne den ursprünglichen Status zu verändern’ (Toi-soku-myo, Fukaihon’i) bezeichnet. Man kann den Buddhaweg vollbringen, ohne sein karmisches Vergehen
ungültig zu machen.“ (EG, Band 1, Seite 410; JG, Seite 1373) Mit dem Status eines jeden
gewöhnlichen Sterblichen, der gerade angefangen hat, das Lotos-Sutra anzunehmen, daran zu
glauben und die buddhistische Ausübung zu verrichten, kann er sofort zum höchsten Status
des Buddhas, der Mystischen Erleuchtung, gelangen. Gerade die „Erlangung der Erleuchtung
unmittelbar mit dem eigenen Körper“, wodurch wir gewöhnliche Sterbliche in unserem realen
Körper die Funktion der Welt der Buddhaschaft offenbaren, ist die wahre Seinsart der
Verwirklichung der Buddhaschaft, die im Lotos-Sutra erklärt wird.
Auch im zwölften Kapitel des Lotos-Sutras „Devadatta“ leistet das Drachenmädchen als
tatsächlicher Beweis für die „Erlangung der Erleuchtung unmittelbar mit dem eigenen
2)
Der Großmeister Dengyo (767-822): Saicho, der Begründer der Tendai (Tiantai)-Schule in Japan. Er hatte
bereits einen hohen Mönchsrang inne, als er im Jahr 804 mit einer Gesandtschaft nach China zur Zeit der TangDynastie geschickt wurde, um sein Studium zu vertiefen. Er studierte am Klosterberg Tiantai, der der Schule
ihren Namen gab. Als er im Jahr 805 wieder nach Japan zurückkehrte, brachte er u. a. 450 Bände buddhistischer
Schriften mit. Saicho, der die irreführenden Lehren der sechs konventionellen Schulen in der ehemaligen
Kaiserstadt Nara widerlegte und den Wert des Lotos-Sutras erhöhte, trachtete sein ganzes Leben lang nach der
Berechtigung, eigene Mönchsweihen vorzunehmen. Dieses Recht wurde in der Nara und Heian-Zeit vom Kaiser
(Tenno) erteilt. Noch hatten nur die Tempel in Nara dieses Privileg, was ihnen natürlich Kontrolle über die
Weihungen ermöglichte. Obwohl auch der Kaiser Saga Saicho Sympathie entgegenbrachte, willigte er in Saichos
Vorhaben, das letztlich das Ziel hatte, die Tendai-Schule von jeglicher Kontrolle von außen (religiös wie
staatlich) zu befreien, nicht unmittelbar ein. Die Mönche in Nara verübten Intrigen, um Saichos institutionelle
Unabhängigkeit zu verhindern.
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Körper“ lebhaft und fröhlich den Schwur: „Ich erschließe die Lehre des Großen Fahrzeugs, /
Um die leidenden Lebewesen zu befreien!“ (DLS. Seite 201; JLS. Seite 408)
Im Gegensatz zum Lotos-Sutra, in dem das Drachenmädchen die Erleuchtung erlangen
konnte, spiegelten die anderen Sutras die Denkweise der damaligen indischen Gesellschaft
wider, betonten die Sünde der Frauen besonders stark und beraubten die Frauen immer mehr
ihrer Hoffnung und ihres Stolzes. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass, in der damaligen
Welt zu Lebzeiten des Daishonins, in der die [dem Lotos-Sutra] vorausgehend gepredigten
Sutras mit solchen Lehren unter den Menschen verbreitet wurden und das Lotos-Sutra immer
stärker gering geschätzt wurden, der Buddhismus Shakyamunis immer mehr zu einer Religion
wurde, die Frauen quälte. Mit festem Ziel darauf, dieses Übel der Religionen zu durchbrechen
und um des Glückes der von Liebe erfüllten Mütter willen eine Religion für die Veränderung
eines jeden Menschen zu errichten, führte der Daishonin die „Erlangung der Erleuchtung
unmittelbar mit dem eigenen Körper“ im Leben des Drachenmädchens durchdacht auf. Der
Buddhismus Nichirens ist eine Religion der Veränderung, die dadurch gekennzeichnet ist,
dass wir mit der „Kraft des Glaubens“ daran, dass jeder einzelne Mensch ursprünglich die
Wesenheit des Mystischen Gesetzes darstellt, somit ein Buddha ist, und mit der „Kraft der
Praxis“, durch das Chanten des grundlegenden Gesetzes für die Verwirklichung der
Buddhaschaft die Buddhanatur aus sich selbst hervorzubringen, unseren eigenen inneren
Lebenszustand weiter öffnen. „Ich will allen Frauen ermöglichen, das Daimoku des LotosSutras zu chanten“ – dieses Wunschgelübde des Daishonins, kann man sagen, ist auch sein
Schwur zur Reformation, die dazu dient, die Selbstständigkeit und die eigene menschliche
Revolution der Frauen aufzufordern.
Der Daishonin sagt: „Es ist ein Sutratext, der darauf hinweist, dass Frauen, die besonders
mit ihrem Mund respektvoll Nam-Myoho-Renge-Kyo rezitieren, genauso wie das
Drachenmädchen, Gautami (Mahaprajapati)3) und Yashodhara4) zu Lebzeiten des Buddhas
[Shakyamuni] mühelos die Buddhaschaft verwirklichen.“ (EG, Band 1, Seite 884; JG, Seite
554)
In diesem Abschnitt steht „mühelos“. Frauen, die das große Gesetz für die Verwirklichung
der Buddhaschaft der Frauen im Lotos-Sutra beibehalten, haben sich vor nichts zu fürchten.
In einem Brief, den der Daishonin bei einer anderen Gelegenheit an Sen’nichi-ama schrieb,
steht: „Eine Frau, die in sich den Löwenkönig des Lotos-Sutras trägt, hat gar keinen Grund,
sich vor allen hundert Raubtieren gleich der Welten der Hölle, des Hungers und der
Animalität zu fürchten.“ (EG, Band 1, Seite 949; JG, Seite 1316) Es gibt gar keinen Zweifel
daran, dass Frauen, die zur letztendlichen Philosophie, das eigene höchst würdevolle Leben
aus sich hervorquellen zu lassen, erwacht sind, ein höchst ehrenwertes Leben führen können.
Der Daishonin gab jeder einzelnen Schülerin immer und immer wieder Hoffnung:
„Wenn wir uns davon überzeugen, zweifelsohne die Buddhaschaft zu verwirklichen,
worüber sollten wir dann noch jammern!“ (EG, Band 1, Seite 656; JG, Seite 976)
„Allein im Lotos-Sutra lässt sich erkennen, dass die Frauen, die dieses Sutra beibehalten,
nicht nur allen anderen Frauen überlegen sind, sondern auch alle Männer übertreffen.“ (EG,
Band 1, Seite 464; JG, Seite 1134)
„Seien Sie (Nichigen-nyo) davon überzeugt, dass Sie unter 2.994.830 Frauen [in Japan]
die Beste sind.“ (EG, Band 2, Seite 813; JG, Seite 1188)
Auch in diesem Schriftwerk sagt der Daishonin mit aller Deutlichkeit als Antwort auf die
Worte Sen’nichi-amas: „Obwohl alle Frauen in Japan von allen Sutras, ausgenommen das
3)
Mahaprajapati: Shakymaunis Tante mütterlicherseits und die jüngere Schwester Mayas, der Mutter
Shakyamunis. Als Maya kurz nach Shakyamunis Geburt starb, heiratete sie Shuddhodana, seinen Vater, und zog
den jungen Prinzen auf. Nach Shuddhodanas Tod entsagte sie dem weltlichen Leben und befolgte Shakyamunis
Lehre.
4)
Yashodhara (oder Yasodhara): Shakyamunis Frau, Mutter Rahulas. Zwölf Jahre nach seinem Erwachen kehrte
Shakyamuni nach Kapilavastu zurück und bekehrte sie zu seiner Lehre.
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Lotos-Sutra, als diejenigen verabscheut worden waren, die niemals die Erleuchtung erlangen
können, ist die Erlangung der Erleuchtung der Frauen jedoch allein im Lotos-Sutra gestattet,
folglich haben Sie keinen Grund, darunter zu leiden.“ (EG, Band 1, Seite 930; JG, Seite 1311)
Dadurch, dass die Erlangung der Erleuchtung der Frauen realisiert wird, öffnet sich die
Verwirklichung der Buddhaschaft aller Menschen. Die Tatsache, dass im Lotos-Sutra der
tatsächliche Beweis für die Erlangung der Erleuchtung der Frauen aufgezeigt worden ist, kann
als ausschlaggebend dafür bezeichnet werden, die Hoffnung zu sichern, dass alle Menschen
die Buddhaschaft verwirklichen können. Hierbei kann man sagen, dass durch das Lotos-Sutra,
das die Erlangung der Erleuchtung der Frauen lehrt, der wahre Buddhismus für einfache
Menschen erstmals eröffnet worden ist.
Nichtsdestotrotz wurde ich, Nichiren, als Mensch geboren, was schwer realisierbar ist,
konnte das buddhistische Gesetz treffen, was selten möglich ist. Mehr noch, innerhalb aller
buddhistischen Gesetze konnte ich auf das Lotos-Sutra treffen. Wenn ich mir nun darüber
Gedanken mache, woher diese wohltuende Tugend stammt, ist sie auf die Wohltat von Vater
und Mutter, auf die Wohltat des Herrschers des Landes und auf die Wohltat aller Lebewesen
zurückzuführen. Innerhalb der Gnade der Eltern wird der von Mitgefühl erfüllte Vater mit
dem Himmel verglichen und die von Liebe erfüllte Mutter mit der großen Erde. Beide lassen
sich schwer unterscheiden. Die große Wohltat der von Liebe erfüllten Mutter ist besonders
schwer zu vergelten. (EG, Band 1, Seite 930; JG, Seite 1311)
Weil ich durchschaut habe, dass allein das Lotos-Sutra die Erlangung der Erleuchtung
aller Frauen lehrt und das wahre „Sutra für die Vergeltung der Wohltat [des Buddhas]“ (Ch.
Baoen jing) ist, um die Wohltat meiner von Liebe erfüllten Mutter zu vergelten, habe ich mir,
um die Wohltat meiner von Liebe erfüllten Mutter zu vergelten, von ganzem Herzen
gewünscht, zu bewirken, dass alle Frauen das Daimoku dieses [Lotos]-Sutras chanten.
(EG, Band 1, Seite 931; JG, Seite 1311f)
Allein das Lotos-Sutra ist
das wahre „Sutra für die Vergeltung der Wohltat [des Buddhas]“
Vater und Mutter, die ihn großgezogen haben: Die dem Himmel gleiche Wohltat des
Vaters und die der großen Erde gleiche Wohltat der Mutter spürt der Daishonin besonders
stark im Herzen. Er sagt, dass vor allem die Wohltat der von Liebe erfüllten Mutter sehr
schwer zu vergelten ist. Die Wohltat der Mutter ist derart groß, sodass niemand sie gebührend
vergelten kann.
Auch in einem anderen Brief sagt der Daishonin: „Obwohl ich jetzt zum ersten Mal die
werte Wohltat von Vater und Mutter nicht extra hervorzuheben brauche, ist die werte Wohltat
der Mutter besonders tief ins Innerste meines Herzens eingraviert und ich schätze sie sehr
edel.“ (EG, Band 2, Seite 895; JG, Seite 1397)
Dann erklärt der Daishonin, dass es am Ende der Suche nach den Sutras, die ihm
ermöglichen sollten, die Wohltat seiner von Liebe erfüllten Mutter mit Dankbarkeit zu
vergelten, einzig und allein das Lotos-Sutra gibt. Er schüttet sein Herz aus, dass er deshalb
zum Wunschgelübde, alle Mütter und alle Frauen dieses Daimoku des Lotos-Sutras zu lehren,
aufgestanden ist.
Wunschgelübde ist die ursprüngliche Kraft, das Leben bis zum Ende konsequent zu
führen, und wird zur Sprungfeder, alle Widrigkeiten zu bewältigen. In seiner Abhandlung
„Über das Öffnen der Augen“ schreibt Nichiren Daishonin zum einen darüber, dass er, um
alle Lebewesen zu erretten, mit dem festen Wunschgelübde, im Glauben niemals
zurückzufallen, ganz gleich, welch große Verfolgungen auch immer wetteifernd erscheinen
mögen, aufgestanden ist, und zum anderen über seine unerschütterliche Überzeugung, dass
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die Flamme dieses Wunschgelübdes auch inmitten der Verfolgung durch die Verbannung auf
die Insel Sado keinesfalls erlöscht, sondern viel mehr, dass sein Schwur, zur Säule Japans zu
werden, umso tiefer geworden ist und niemals gebrochen wird5). In diesem Schriftwerk wird
aufgezeigt, dass es in der Tiefe seines in dieser Abhandlung „Über das Öffnen der
Augen“ erwähnten Wunschgelübdes zur Errettung einfacher Menschen seinen tiefen Wunsch
danach gegeben hat, die Wohltat seiner von Liebe erfüllten Mutter zu vergelten und alle
Frauen zur Verwirklichung der Buddhaschaft zu führen, so kann ich mit Respekt ersehen.
Der Buddhismus Nichiren Daishonins ist durch und durch für die Menschen da, die am
meisten leiden. Gerade dadurch, dass er es allen Frauen, deren Erlangung der Erleuchtung in
den bis dahin geltenden buddhistischen Lehren untersagt worden war, ermöglicht, die
Buddhaschaft zu verwirklichen, kann der Buddhismus des Daishonins zur wahren Lehre
werden, die alle Lebewesen im Späten Tag des Gesetzes errettet.
Kosen-rufu bedeutet, sowohl dafür zu kämpfen, ein Zeitalter aufzubauen, in dem alle
Frauen voller Freude leben können, als auch das Wunschgelübde des Buddhas zu realisieren,
der dafür kämpft, dass alle Mütter in der ganzen Welt ihr Leben am glücklichsten führen
können.
Gerade dadurch, dass ein jeder Mensch seine in der engsten Beziehung stehende „von
Liebe erfüllte Mutter“ errettet, ist er imstande, „alle Frauen“ zu erretten.
Ein Mensch, der jetzt hier ist, führt, vom buddhistischen Aspekt „Entstehen durch
gegenseitige Einflussnahme“ (Sk. pratityasamutpada) aus betrachtet, zu allen Menschen in der
ganzen Welt.
Den buddhistischen Kanons nach sollte es im Palast, in dem Sakra6) wohnt, ein
prachtvolles netzartiges Ornament geben. Jeder Knoten des Netzes wird mit einem Edelstein
geschmückt und in jedem Edelstein spiegelt sich der strahlende Glanz der anderen Edelsteine
wider. Schwankt ein Edelstein vom Wind bewegt, so zeigen alle Edelsteine ihren
wunderschönen Glanz mannigfaltig.
Genau wie dieses Beispiel, kann man sagen, ist jeder einzelne Mensch von uns zu Recht
mit einem dieser Knoten vieler karmischer Beziehungen zu vergleichen. Bewegt sich einer
dieser Knoten, so fangen alle anderen Knoten an, sich mit zu bewegen. Das heißt, alles
beginnt zu Recht mit einem „Menschen“. Das ist nichts anderes als das buddhistische Prinzip
„Veränderung des augenblicklichen Herzens“ (Ichinen-sanzen).
Außerdem ist es ein sehr wichtiger Punkt, dass das Wesentliche des Wunschgelübdes
Nichiren Daishonins von seiner tiefen Gesinnung als eines Menschen, die Wohltat seiner
eigenen von Liebe erfüllten Mutter vergelten zu wollen, ausgegangen ist. Auch mein Meister
Toda (1900-1958) lehrte uns seit langer Zeit, dass die Tat, die Eltern zu lieben, die Praxis
darstellt, den von tiefem Mitgefühl erfüllten Lebenszustand des Buddhas zu erlangen. Er
appellierte an uns junge Menschen immer und immer wieder, wie wichtig es ist, Eltern zu
lieben und zu schätzen. Es kam auch vor, dass er die jungen Menschen, denen es an kindlicher
Pietät mangelte, wutentbrannt tadelte: „Du weißt nichts von den Tränen deiner Mutter!“
Eines Tages geruhte Toda Sensei, mich danach zu fragen, wie es meiner Mutter ging. Als
ich ihm sagte, dass sie wohlauf war, sprach er voller Erbarmung:
„Das Lächeln der Mutter wird zeitlebens im Herzen nicht erlöscht. So ist es bei mir.
Wahrscheinlich geht es Dir genauso.“
In der Abhandlung „Über das Öffnen der Augen“ steht zum Beispiel: „Jetzt, zum letzten Mal habe ich mir
gelobt, einen stark glühenden, suchenden Geist nach der Erlangung der Erleuchtung aufzubringen und im
Glauben niemals zurückzufallen.“ (DG, Band 2, Seite 106; JG, Seite 200) Und: „Ich werde die Säule Japans sein.
Ich werde das Auge Japans sein. Ich werde das große Schiff Japans sein. Das habe ich mir gelobt, und das ist
mein Schwur. Diesen werde ich niemals brechen.“ (DG, Band 2, Seite 186; JG, Seite 232)
6)
Sakra (Sakra Devanam Indra): In der frühindischen, vedischen Religion wurde Indra als der höchste,
kriegerische Gott des Himmels vorgestellt, der Gott des Sturmes und des Regens und eine der zentralen
Gottheiten in der indischen Mythologie. Im Buddhismus wird er als einer der Götter (Devas) dargestellt, die
diejenigen beschützen, die das Lotos-Sutra annehmen, beibehalten und verbreiten.
5)
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Toda Sensei selbst schätzte das Herz seiner Mutter sehr. Einen selbst genähten, dick
gefütterten, halblangen Mantel, der ihm von seiner Mutter geschenkt wurde, als er sich auf
den Weg nach Tokio machte, hat er sein ganzes Leben lang in Ehren gehalten. Ihrem jungen
Sohn, der mit hohen Ambitionen seine Heimat verließ, überreichte seine Mutter diesen
halblangen Mantel, indem sie sagte: „Wenn Du mit diesem Mantel arbeitest, kannst Du alles
schaffen, auch wenn es für Dich sehr leidvolle Dinge geben sollte.“
Während des Zweiten Weltkrieges wurde er vom Militärregime ins Gefängnis geworfen.
(Juli 1943) Als er kurz vor dem Ende des Krieges (03. Juli 1945) aus dem Gefängnis entlassen
wurde, kehrte Toda Sensei einmal nach Hause zurück und stellte so gleich fest, dass der
halblange Mantel unversehrt geblieben war. Dann soll er gesagt haben: „Solange dieser
Mantel unversehrt bleibt, wird es mir bestimmt gut gehen.“ Das habe ich im Nachhinein
gehört. Mein verehrter Meister war es, der von ganzem Herzen das Gebet seiner Mutter bis
zum Ende schätzte.
In seiner berühmten „Lehre an die Jugend“ steht: „Unter den jungen Menschen gibt es
solche, die selbst ihre Eltern nicht lieben können, aber wie können sie dann fremde Menschen
lieben? Es ist ein Kampf für die Menschliche Revolution, wobei Ihr (die Mitglieder der
Jugendabteilung) ein solch unbarmherziges Selbst überwindet und Euch den von tiefem
Mitgefühl des Buddhas erfüllten Lebenszustand zu Eigen macht.“
Ich habe an die jungen Menschen unaufhörlich appelliert, Pietät gegenüber den Eltern zu
bezeigen. Es ist meine Überzeugung, dass jemand, der Pietät gegenüber seinen Eltern
bezeigen kann, sich zu einem Menschen entwickeln kann, der zum Wohl der Gesellschaft und
zum Glück der Menschen beiträgt. Die Handlung, Pietät gegenüber den Eltern zu bezeigen, ist
daher ein wichtiger Indikator für die Menschliche Revolution.
Jetzt ist der Buddhismus im Land Japan genau ihnen (Taira-no Masakado und Abe-no
Sadato) gleich, und obwohl sich der Sinn voneinander unterscheidet, geht es um eine
Verschwörung. Das Lotos-Sutra ist der Großkönig, währenddem sind die Shingon-Schule, die
Reines-Land-Schule, die Zen-Schule und die Mönche der Ritsu-Schule dadurch, dass sie
jeweils auf dem Mahavairocana-Sutra, dem Kontemplations-Sutra (Ch. Guan wuliangshou
jing) und den anderen minderen Sutras beruhen, zum großen Erzfeind des Lotos-Sutras
geworden, trotzdem halten alle Frauen in Japan, ohne davon zur Kenntnis zu nehmen, wie
töricht sie mit ihren eigenen Ansichten sind, mich, Nichiren, der sie beschützt, für ihren
Gegner und schätzen die Anhänger der Nembutsu-Schule, Mönche der Ritsu-Schule, Mönche
der Zen-Schule und Meister der Shingon-Schule, die großen Erzfeinde [des Lotos-Sutras], als
gute Freunde. Aus diesem Grund gaben die Frauen allesamt beim Herrscher des Landes ihre
falsche Anschuldigung gegen mich ab und trugen dazu bei, mich in die Provinz Izu zu
verbannen und wiederum auf die Insel Sado zu verbannen.
(EG, Band 1, Seite 932; JG, Seite 1312f)
Das Wunschgelübde trotz aller Verfolgungen konsequent beibehalten
Vor Nichiren Daishonin, der zur Verbreitung des Lotos-Sutras mutig aufgestanden war,
erschienen „Falschheilige mit der sich aufbauschenden Arroganz“7) und versuchten, ihn auf
„Falschheilige mit der sich aufbauschenden Arroganz“: sie stellen eine der drei Arten von starken Feinden dar.
Im Vers der zwanzig Zeilen des dreizehnten Kapitels des Lotos-Sutras „Aufforderung zum Beibehalten“ wird
erläutert, in welcher Art und Weise derjenige, der in der Zeit nach dem Erlöschen des Buddhas das Lotos-Sutra
verbreitet, verfolgt wird. Diese Beschreibungen ordnete der Großmeister Miaole (711-782) aus China in seinem
Werk „Kommentar zu ‚Worte und Sätze des Lotos-Sutras’“ (Ch. Fa-hua Wen-chü-chi)“ systematisch in die drei
Arten ein: 1) „Unwissende Laiengläubige mit der sich aufbauschenden Arroganz“, 2) „Verschlagene Priester mit
der sich aufbauschenden Arroganz“ und 3) „Falschheilige mit der sich aufbauschenden Arroganz“: Sie sind
Menschen, die den Buddhismus dazu verwenden, um sich selbst Profit zu verschaffen. Trotzdem werden sie von
der Welt verehrt, als ob sie Heilige wären. Sie verachten die Menschen und blicken auf sie herab.
7)
100
verschiedene Art und Weise zu verfolgen. Was man hierbei als wesentliches Problem nicht
übersehen sollte, ist die Tatsache, dass es einflussreiche Frauen gab, die durch die negativen
Einflüsse dieser „Falschheiligen mit der sich aufbauschenden Arroganz“ danach eiferten, dem
Daishonin eine Falle zu stellen, der zur Verwirklichung der Buddhaschaft der Frauen aufstand.
Gegen den Daishonin, der für die Verwirklichung der Buddhaschaft der Frauen kämpfte,
hegten viele Frauen in Japan Groll und Neid. Das ist gewiss eine absurde Geschichte, aber
gerade darin, dass ein derart verdrehtes Paradigma geschaffen wird, findet sich das Furchtbare
der Handlung, das Wahre Gesetz zu verleumden.
In der damaligen Zeit war der Glaube der Nembutsu-Schule landesweit stark verbreitet,
und Nembutsu-Anhänger waren gegen das Lotos-Sutra feindselig eingestellt und verübten
immer wieder die Verleumdung gegen das Lotos-Sutra. Angesichts dieser Tatsache fing der
Daishonin für die Errettung aller Mütter in ganz Japan damit an, die Lehren der NembutsuSchule vehement zu widerlegen und zurückzuweisen, indem er sagte: „In der Praxis, den
Namen des Amitabha-Buddhas8) anzurufen, gibt es keinen ‚Samen, zu Buddha zu werden’,
daher geht der Wunsch nach der Verwirklichung der Buddhaschaft nicht in Erfüllung.“
Aber die Frauen, die von den Nembutsu-Anhängern getäuscht wurden, konnten die auf
dem literarischen und theoretischen Beweis basierende Widerlegung des Daishonins nur als
gegen sie gerichtete üble Nachreden wahrnehmen. Folglich neigten sie immer stärker dazu, zu
denken, gerade der Daishonin sei der größte Feind des Buddhas.
Der Daishonin weist darauf hin, dass es hinter jeder Verfolgung, sei es die erste
Verbannung auf die Halbinsel Izu, sei es die zweite Verbannung auf die Insel Sado, falsche
Anschuldigungen der Frauen gab. Besonders zu Zeiten, als er auf die Insel Sado verbannt
wurde, intrigierten Ryokan-bo9) vom Tempel Gokuraku-ji und andere gegen den Daishonin
und wiegelten einflussreiche Frauen wie Ama-Gozen, die Mutter des achten Regenten Hojo
Tokimune10) (1251-1284), auf. Von diesen Frauen beeinflusst, fing die Staatsgewalt an, Ränke
zu schmieden, um den Daishonin zu verfolgen11).
Amitabha-Buddha (Ja. Amida; Ch. Amita; Sk. Amitayus „Grenzenloses Leben“ oder Amitabha „Unendliches
Licht“): Der Buddha des Reinen Landes der vollkommenen Glückseligkeit soll im westlichen Teil des
Universums existieren. Er ist nach der Nembutsu-Lehre der wichtigste Buddha, der im Paradies der weit
entfernten westlichen Welt lebe und jeden ins Paradies rette, der nur seinen Namen anruft.
9)
Ryokan-bo Ninsho (1217-1303) war Priester des Tempels Gokuraku-ji, der zur Shingon-Ritsu-Schule gehörte.
Er erhielt die Vorschriften von Eizon, der als Begründer der Ritsu-Schule in Japan verehrt wurde. 1261 kam
Ryokan von Kyoto nach Kamakura. Später wurde er Hauptpriester des Tempels Gokuraku-ji, gegründet von
Hojo Shigetoki (1198-1261), dem dritten Sohn des zweiten Regenten des Militärregimes in Kamakura. Während
der Dürre 1271, wetteiferte er mit dem Daishonin im Gebet um Regen und verlor. Danach ersann er Anklagen,
die er gegen den Daishonin vorbrachte und die zur Tatsunokuchi-Verfolgung und Verbannung auf die Insel Sado
führten. Er war der Hauptdrahtzieher von Verfolgungen, die dem Daishonin und dessen Schülern widerfuhren.
10)
Hojo Tokimune (1251-1284) war der achte Regent des Kamakura Shogunats. Sein Vater war Tokiyori (12271263), der fünfte Regent des Kamakura-Shogunats, und seine Mutter die Tochter Hojo Shigetokis (1198-1261),
der den Lehren Ryokans, des Hauptpriesters des Tempels Gokuraku-ji, huldigte und Nichiren Daishonin
verfolgte. Während seiner Amtszeit (1268-1284) ereigneten sich besonders viele Naturkatastrophen wie starke
Erdbeben, Unwetter und Dürren, zudem breiteten sich Epidemien mehrmals aus, durch die unzählige Menschen
ums Leben kamen. Und wegen der politischen Reform, die er in Wege leitete, gab es innerhalb des Hojo-Klans
und zwischen den Machthabern im Regime ständig Unruhen und Streitigkeiten. Außerdem wurde Japan während
seiner Amtszeit von mongolischen Armeen zweimal (1274 und 1281) heimgesucht.
11)
In der Abhandlung „Über die Vergeltung der Dankesschuld“ steht: „Daraufhin zogen mehrere hundert ZenMönche, mehrere tausend Nambutsu-Anhänger und noch viele mehr Shingon-Lehrer vor den Magistrat oder vor
die Männer der mächtigen Familien bzw. zu deren Frauen oder Witwen, die dem geistlichen Stand angehörten,
und lagen ihnen mit endlosen Verleumdungen über mich in den Ohren. Schließlich waren alle davon überzeugt,
dass ich der schlimmste Übeltäter im ganzen Land sei, denn man sagte, dass ich in meiner Funktion als Mönch
Gebete und Zaubersprüche für die Zerstörung Japans aufsagte, und dass ich berichtet hätte, die verstorbenen
Beamten Hojo Tokiyori und Hojo Shigetoki seien in die Hölle des unaufhörlichen Leidens gefallen. Ihre Witwen
bestanden darauf, dass keine Untersuchung notwendig sei, sondern dass man mich und auch meine Schüler rasch
enthaupten oder in ferne Gegenden verbannen oder unter Arrest stellen sollte. Sie waren so überaus wütend, dass
ihren Forderungen nach Bestrafung unmittelbar nachgekommen wurde.“ (DG Band 4, Seite 247; JG, Seite 322)
8)
101
Üble Mönche sowie Priester, die das Wahre Gesetz verleumdeten, nutzen den aufrichtigen
Glauben der Frauen aus und schmieden ein Komplott, den Menschen von Gerechtigkeit zu
unterdrücken. Ich kann nicht umhin, zu sagen, dass gerade dieses Verhalten der Menschen
den Feind des Lotos-Sutras, nämlich den Feind des Buddhismus für einfache Menschen, und
den Feind aller Frauen darstellt. Und über die Frauen, die, von der Autorität ausgenutzt,
gerade gegen den Daishonin, der sein Leben für die Verwirklichung der Buddhaschaft aller
Frauen einsetzte, Groll hegten, übt er in dieser Gosho eine harsche Kritik aus: „Trotzdem
halten alle Frauen in Japan, ohne davon zur Kenntnis zu nehmen, wie töricht sie mit ihren
eigenen Ansichten sind, mich, Nichiren, der sie beschützt, für ihren Gegner.“
Nichts ist schrecklicher und furchtbarer als die Dummheit im Herzen der Menschen, die
dadurch, dass ihre Augen durch die Verleumdung des wahren Gesetzes getrübt sind, nicht
imstande sind, an das Wahre Gesetz zu glauben. Es war Nichiren Daishonin, der mit
felsenfestem Entschluss zu einem grandiosen Kampf dafür aufstand, die fundamentale
Dunkelheit des Lebens12) solcher Menschen zu durchbrechen und schließlich auch solche
Menschen, die gerade ihn verfolgten, zu erretten. Demzufolge hörte des Daishonins Kampf
dafür, die Verwirklichung der Buddhaschaft der Frauen zu realisieren, auch unter den
Umständen, dass heftige Stürme über ihn herfielen, niemals auf.
Ursprünglich ist das Lotos-Sutra ein Sutra, das besingt, dass alle Männer und Frauen
ebenbürtig sind und die höchst würdevolle Existenz darstellen. Im zehnten Kapitel des LotosSutras „Der Gesetzesmeister“ wird mehrmals gepredigt, dass gute Männer und gute Frauen
anstelle des Buddhas das [wahre] Gesetz predigen13). Und die Menschen, die der Bodhisattwa
„Der ständig nicht verachtet“14) (Sadaparibhuta) respektierte, waren genauso die der
vierfachen Gemeinde15). Das erzählt eindeutig, dass alle Frauen, ganz gleich, ob sie Nonnen
oder Laien sind, in sich die Buddhaschaft besitzen und gepriesen werden sollten.
Jedoch in der Geschichte des Buddhismus wurde diese ehrwürdige Wahrheit lange
vergessen, und das führte die Frauen folglich dazu, in vieler Hinsicht zu leiden. Aus diesem
Grund war die Bedeutung, dass der Daishonin bis zum Ende konsequent dafür kämpfte, die
Verwirklichung der Buddhaschaft der Frauen zu realisieren, unvorstellbar groß.
Der Daishonin sagt: „Sie sollten unter denjenigen, die im Späten Tag des Gesetzes die
fünf Schriftzeichen von Myo-ho-Ren-ge-Kyo verbreiten, keinen Unterschied machen, ob
Mann oder Frau!“ (DG, Band 1, Seite 78; JG, Seite 1360) Genau so wie dieser Abschnitt
aussagt, stützen sich die Aufgabe und Praxis der Bodhisattwas aus der Erde, die für die
Errettung einfacher Menschen kämpfen, auf die Lebens- und Weltanschauung, dass Männer
und Frauen vollkommen ebenbürtig sind.
Heute ist auch die Praxis der Soka Gakkai nichts anders als der spirituelle Kampf, der mit
dem Wunschgelübde des Daishonins in direkter Verbindung steht. Es gibt daher keinen
12)
Die fundamentale Dunkelheit des Lebens: Sie ist die dem Leben aller Lebewesen inhärente, grundlegende
Ignoranz sowie Dummheit. Insbesondere die grundlegende Unwissenheit darüber, dass alle Dinge die Wesenheit
des Mystischen Gesetzes darstellen, wird die „fundamentale Dunkelheit des Lebens“ genannt.
13)
Im zehnten Kapitel des Lotos-Sutras „Der Gesetzesmeister“ steht: „Diese guten Männer und guten Frauen
sollen in den Raum des Tathagatas eintreten, das Gewand des Tathagatas anlegen, sich auf den Sitz des
Tathagatas setzen und dann für die vierfache Gemeinde dieses Sutra weithin predigen.“ (DLS, Seite 181; JLS,
Seite 366)
14)
Bodhisattwa „Der ständig nicht verachtet“: Er ist der Bodhisattwa, der im 20. Kapitel des Lotos-Sutras „Der
Bodhisattwa ‚Der ständig nicht verachtet’ (Sk. Sadaparibhuta; Ch. Chang pu ching)“ erläutert wird. Der
Bodhisattwa „Der ständig nicht verachtet“ lehrte und verbreitete das Lotos-Sutra der vierundzwanzig
[chinesischen] Schriftzeichen, indem er sie ständig rezitierte: „Ich verehre Euch zutiefst und wage nicht, Euch zu
verachten. Was ist der Grund dafür? Weil Ihr alle den Weg des Bodhisattwas ausübt und bestimmt die
Buddhaschaft erlangen werdet.“ (DLS, Seite 278; JLS, Seite 557) Und Buddha Shakyamuni, der dieses Sutra
predigte, erklärte die Kausalität des Lebens, indem er sagte: „War Bodhisattwa ‚Der ständig nicht verachtet’ zu
jener Zeit eine andere Person? Er war ich selbst!“ (DLS, Seite 279; JLS, Seite 561)
15)
Die vierfache Gemeinde: sie stellen Mönche, Nonnen, Laienanhänger und Laienanhängerinnen (Sk. Bhiksus,
Bhiksunis, Upasakas und Upasikas) dar.
102
Zweifel daran, dass die Entfaltung unserer Volksbewegung, den im Buddhismus ursprünglich
fließenden Geist zu ererben und weiterzugeben, der uns dazu auffordert, alle Menschen zu
respektieren, in der Geschichte der späteren Generationen glänzend stahlt.
Jedoch, als ich, Nichiren, in die Provinz Sado verbannt wurde, betrachteten der
Gouverneur und dessen Gefolge in jener Provinz der Anweisung des Herrschers des Landes
entsprechend mich als ihren Feind. Alle einfachen Menschen befolgten diese Anweisung.
(EG, Band 1, Seite 932; JG, Seite 1313)
Jeder Einzelne der Landvögte und jeder Einzelne der Anhänger der Nembutsu-Schule und
alle Anderen standen unweit der Klause Nichirens Tag und Nacht Wache, um alle daran zu
hindern, zu mir zu kommen. In welcher Existenz kann ich denn überhaupt vergessen, dass Sie
trotzdem mit Abutsu-bo, der eine Truhe auf dem Rücken trug, in nächtlichen Stunden wieder
und immer wieder zu mir kamen! Es war ganz sicher, dass meine [1267 verstorbene] von
Liebe erfüllte Mutter in der Provinz Sado wiedergeboren worden sein muss.
(EG, Band 1, Seite 933; JG, Seite 1313)
Er bedankt sich bei seiner Schülerin für ihren ehrwürdigen Kampf
In diesem Abschnitt bedankt sich der Daishonin erneut bei Sen’nichi-ama dafür, dass sie
auf der Insel Sado mit ihrem reinen Glauben das Leben des Daishonins beschützte. Weil das
äußerst wundersam war, sagte er, dass seine von Liebe erfüllte Mutter in der Provinz Sado
wiedergeboren worden und erschienen sei.
Der Daishonin lobpreist Sen’nichi-ama: „Demzufolge sind Sie eine Frau, die [in
vergangenen Lebensexistenzen] zehn [mal] zehntausend [mal] hunderttausend Buddhas
Verehrung darbrachte.“ (EG, Band 1, Seite 933; JG, Seite 1314) Ferner würdigt er den
Glauben Sen’nichi-amas, die ihm vom weit entfernten Ort Sado aus unverändert
Aufrichtigkeit entgegenbringt: „Wie tief Ihre werte Absicht ist!“ (EG, Band 1, Seite 933; JG,
Seite 1314)
Die Schülerinnen, die das Wahre Gesetz geradewegs praktizieren, entfalten die starke
Funktion, den Ausübenden des Lotos-Sutras zu schützen und zu stützen. Die typisch
weibliche, feine Auffassungsgabe, Aufmerksamkeit und das Herz, die Gleichgesinnten
hochzuachten, schätzt der Daishonin Wert und bedankt sich dafür herzlich. Man kann auch
sagen, dass gerade im Glauben der Schülerinnen, die das [Wahre] Gesetz beschützen, tiefes
Mitgefühl und Weisheit der von Liebe erfüllten Mutter voll entfaltet sind.
Einerseits gibt es solche Frauen, die das [Wahre] Gesetz verdrehen und aus ihrer eigenen
Ignoranz den Daishonin verfolgen. Andererseits werden die Frauen, die das [Wahre] Gesetz
ehrlich beibehalten und sich am Kampf für die Verwirklichung von Kosen-rufu beteiligen,
eine nach der anderen geboren. Diese Tatsache selbst ist ein klarer Beweis dafür, dass die
Aktivität für die Verwirklichung von Kosen-rufu, die dazu dient, in dieser schlechten Welt die
von den drei Giften „Habgier, Ärger und Dummheit“16) beherrschten Menschen zu erretten
und den inneren Lebenszustand aller Menschen zu erhöhen, stetig vonstatten geht. Unsere
Aktivität, die die Verwirklichung von Kosen-rufu im Späten Tag des Gesetzes vorantreibt, ist
ebenso ein Kampf dafür, die Lebensaufgabe des Bodhisattwas aus der Erde, die jeder Mensch
in seinem Herzen besitzt, beharrlich und unermüdlich wachzurufen. Die Schülerinnen, die mit
dem Daishonin zusammen kämpften, waren sozusagen die Bahnbrecher, die sich für die
Verwirklichung der Buddhaschaft der Frauen in der schlechten Welt im Späten Tag des
Gesetzes einsetzten, und sie waren mit anderen Worten auch die Pioniere der Frauenbefreiungsbewegung.
16)
Die drei Gifte: Sie weisen innerhalb der irdischen Begierden auf die grundlegenden Begierden Habgier, Ärger
und Dummheit hin, die jedem Leben innewohnen.
103
In der Schülerschaft des Daishonins gab es viele Frauen, die sich in unterschiedlichen
Lebenszuständen befanden. Eine Frau, deren Ehemann früh verstarb. Eine Frau, die ihr
geliebtes Kind verlor. Eine Frau, die an ihrer eigenen Krankheit oder unter der Krankheit
ihres Ehemannes litt. Eine Frau, die kinderlos war. Eine Frau, die ihre Schwiegermutter
pflegte. Eine Frau, die darunter litt, dass der Glaube ihres Ehemanns instabil war. Aber indem
sie alle beherzt für die Verwirklichung von Kosen-rufu und für die Veränderung ihres Karmas
kämpften, entfalteten sie ihren großartigen Kampf, um die Verwirklichung der Buddhaschaft
der Frauen zu beweisen.
Es geht um die innere Veränderung: von einer Frau, die wegen ihres schweren Schicksals
weinte, zu einer Frau, die zu ihrer Lebensaufgabe aufsteht; zu einer Frau mit der Praxis des
Mystischen Gesetzes, die durch ihren Mut Weisheit und tiefes Mitgefühl entfaltet. Es gab
viele Schülerinnen, die das Herz des Daishonins, der sich das Glück aller Frauen wünschte,
geradewegs annahmen und auf dem großen Weg zu Glück und Lebensaufgabe mutig
voranschritten. Solange es eine solch hehre Welt von Meister und Schüler gibt, ist es ganz
sicher, dass das Glück aller Frauen immer erweitert wird.
Er fühlt sich beruhigt, als er erfährt, dass seine Schüler wohlauf sind
Am Ende dieses Schriftwerkes wird der Gemütszustand des Daishonins beschrieben, der
sich ständig darüber Gedanken macht, wie es all seinen Schülerinnen und Schülern geht.
Damals breiteten sich viele Epidemien in ganz Japan aus, und dadurch kamen wirklich viele
Menschen ums Leben. Zudem war es eine Zeit, in der eine große Unsicherheit in der
Gesellschaft herrschte, da die Menschen sich vor einem abermaligen Überfall der
mongolischen Armee fürchteten. Der Daishonin war um seine Schülerinnen und Schüler auf
der Insel Sado tief besorgt, die ihr Leben riskierten, um den Daishonin zu beschützen, als er
sich im Zustand der Verbannung befand. Der Kontakt mit den Menschen in Sado scheint wohl
öfters abgebrochen zu sein. Möglicherweise könnte es daran gelegen haben, dass die
Epidemie verbreitet war. Keine einzigen Schriftstücke, die der Daishonin im Vorjahr (1277)
an die Schülerschaft auf der Insel Sado schrieb, sind bis heute überliefert. Obwohl er gewiss
dafür betete, dass all seine Schüler in Sado wohlauf blieben, muss sich der Daishonin
zweifelsohne ständig um sie Sorgen gemacht haben. Gerade zu diesem Moment erschien
plötzlich vor ihm in der Klause in Minobu Abutsu-bo zu Besuch.
Der Daishonin eröffnet seine Rede mit den Worten: „Wie geht es Ihnen und allen
anderen?“ Abutso-bo erwidert darauf: „Ja, uns allen geht es gut. Keiner von uns ist zum
Glück an der Epidemie erkrankt!“ Diese Art von Gesprächen ist hierin gezeichnet.
Der Daishonin, der sich darüber riesig gefreut hat, sagt: „Ich fühlte mich, als ob ich mich
im Traum darüber gefreut hätte, dass ein blinder Mensch seine Sehkraft wieder gewonnen
habe oder meine verstorbenen Eltern aus dem Palast des Königs Yama (des Herrschers der
Höllenwelt) zurückgekommen seien.“ (EG, Band 1, Seite 934; JG, Seite 1314)
Der Meister macht sich ständig zu allen Zeiten um die Sicherheit und Gesundheit eines
jeden Schülers Sorgen und betet unaufhörlich dafür, dass all seine Schüler sich immer weiter
entwickeln und mutig voranschreiten. Ich bin fest davon überzeugt, dass, weil seine
Schülerinnen und Schüler auf der Insel Sado gerade mit dem Herzen ihres Meisters direkt
verbunden waren, die Kosen-rufu Bewegung in Sado vorangetrieben werden konnte.
Sen’nichi-ama nahm diesen von derart warmherziger, umsichtiger Aufmerksamkeit
erfüllten Brief in Empfang. Wie sehr sie doch vom Gemütszustand des Daishonins, der sich
ständig um seine Schülerschaft Sorgen macht, berührt war!
Andererseits kann ich mir gut vorstellen, dass der Daishonin, indem er sich sehnsüchtig an
das Gesicht Sen’nichi-amas, der von Liebe erfüllten Mutter in Sado, erinnerte, die diesen
Brief lesen würde, über die Gespräche mit Abutsu-bo geschrieben hat.
104
In der heutigen Zeit, in der der Buddhismus Nichiren Daishonins wieder zum Leben
erweckt worden ist, gibt es an jedem Ort in Japan und an vielen Orten der Welt viele
Menschen, die genauso wie jene Sen’nichi-ama als eine von Liebe erfüllte Mutter, die ihre
gleichgesinnten Freundinnen und Freunde beschützt, als eine weise Mutter, die junge
Menschen großzieht und als eine Mutter von Kosen-rufu liebevoll geehrt werden. Sie sind
höchst edle Persönlichkeiten. Mit dem Gefühl, sich vor diesen Müttern tief zu verneigen,
widme ich ihnen immer mein Gebet der Dankbarkeit.
Die „Mutter von Kosen-rufu“ kann wiederum als eine „Mutter der örtlichen
Gemeinschaft“, die vielen Frauen ermöglicht hat, ihr Glück aufzubauen, sowie als eine
„Mutter des Humanismus“, die den Weg zur Verwirklichung der Buddhaschaft der Frauen in
diesem modernen Zeitalter geebnet hat, bezeichnet werden.
Kommt die Zeit, in der Liebe und Mitgefühl der Mütter in der ganzen Welt alle Menschen
erleuchten und alle Menschen das Herz der Mütter, die sich den Frieden wünschen und
danach streben, wertschätzen, wird sich die Qualität der modernen Zivilisation großartig
verändern.
Die Zeit ist gekommen, in der viele Menschen in der ganzen Welt die Solidarität der
„Mütter von Soka“ würdigen. Das Netzwerk der Mitglieder der „Ikeda Kayo-kai“ erweitert
sich frisch und munter. Jetzt kann ich meinem verehrten Meister darüber berichten, dass eine
Basis des „Jahrhunderts der Würde des Lebens“, des „Jahrhunderts der Frauen“ und des
„Jahrhunderts des Friedens“ stabil erbaut worden ist.
„Um die Wohltat meiner von Liebe erfüllten Mutter mit Dankbarkeit zu vergelten“ – mit
diesem Wunschgelübde des Daishonins, der sein Leben für die Verwirklichung der
Buddhaschaft der Frauen einsetzte, tief in unserem Herzen sind auch wir aufgestanden. Eine
Gesellschaft aufbauen, in der alle Mütter und alle Kinder in der ganzen Welt friedlich und
glücklich leben können – gerade hierin liegt das Wunschgelübde von Meister und Schüler in
den ersten drei Präsidenten der Soka Gakkai. Und den Kampf für die Verwirklichung dieses
Wunschgelübdes möchte ich Euch allen anvertrauen.
(aus „Daibyakurenge“, Dezember 2010)
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