Menschenwürde, normativer Status und weltanschauliche Voraussetzungen 1.) Säkulare Positionen Hoerster, Norbert ²1995. Abtreibung im säkularen Staat. Frankfurt am Main: Suhrkamp S. 121: „Gottebenbildlichkeit und Menschenwürde. Für eine derartige Verkleidung eignet sich besonders gut der Begriff der Menschenwürde, der hier wie in manch anderen Kontexten dazu herhalten muß, den normativen Konsequenzen eines stillschweigend vorausgesetzten religiösen Menschenbildes eine scheinbar säkulare Legitimation zu geben.“ Hoerster, Norbert 2002. Ethik des Embryonenschutzes. Ein rechtsphilosophischer Essay. Stuttgart, Reclam. S. 18: "Das Menschenwürdeprinzip bietet für sich genommen gar keinen Maßstab mehr für legitimes Verhalten, sondern setzt für seine Anwendung ein normatives Werturteil darüber, was legitim ist, bereits voraus. Schon der Begriff der Menschenwürde ist seinerseits normativ aufgeladen" Singer, Peter 1997. Alle Tiere sind gleich. (All Animals Are Equal. original: 1974, reprint 2002.). In: Krebs (Ed.), Angelika. Naturethik. Frankfurt a. M., Suhrkamp Taschenbuch Verlag: 13-32. S. 28: „Die Rede von intrinsischer Würde oder moralischem Wert verschiebt das Problem nur auf eine andere Ebene, .... Schöne Phrasen sind die letzte Zuflucht von Leuten, denen die Argumente ausgegangen sind.“ Singer, Peter 2002. Unsanctifying Human Life. Singer on Ethics. (Edited by Helga Kuhse). Oxford, Blackwell. Kuhse, Helga 1990. Menschliches Leben und seine Würde. Fragen des Lebens und des Sterbens. Bochum, Zentrum für medizinische Ethik. Reprint in: Ganthaler, Heinrich / Neumaier, Otto (Eds.). 1997. Anfang und Ende des Lebens. Beiträge zur medizinischen Ethik. Sankt Augustin, Akademia Verlag. Kuhse, Helga 1994. Die "Heiligkeit des Lebens" in der Medizin. Eine philosophische Kritik. Erlangen, Harald Fischer Ver Wetz, Franz Josef 2005. Illusion Menschenwürde. Aufstieg und Fall eines Grundwertes. Stuttgart, Klett Verlag. 2.) Religiös-metaphysische Positionen Seifert, Josef 2003. "Dimensionen und Quellen der Menschenwürde." In: W. Schweidler (Hrsg.). Menschenleben Menschenwürde. Münster: LIT Verlag: 51-92. S. 56: "Wenn Personen mit dem Gehirn identisch oder Wirkungen von Hirnprozessen wären, könnten aus rein ontologischen und logischen Gründen weder das Personsein des Embryos noch die personale Würde des "hirntoten" oder bewußtlosen Sterbenden anerkannt werden." Siehe auch: Seifert, Josef 1989², 1979. Das Leib-Seele-Problem und die gegenwärtige philosophische Diskussion. Eine systematisch-kritische Analyse. Darmstadt: WBG Spaemann, Robert 2001. Grenzen. Zur ethischen Dimension des Handelns. Stuttgart, Klett-Cotta. S. 122 Aufsatztitel: „Über den Begriff der Menschenwürde. Seine theoretische Begründung findet der Gedanke der Menschenwürde und ihrer Unantastbarkeit allerdings nur in einer metaphysischen Ontologie, d. h. in einer Philosophie des Absoluten. Darum entzieht der Atheismus dem Gedanken der Menschenwürde definitiv seine Begründung ...“ Laun, Andreas 1992², 1991. Aktuelle Probleme der Moraltheologie. Wien, Herder S. 121: „Die Bedeutung des Weltbildes für die Ethik. Aber viele Normen, [ ] können aus der Perspektive eines konsequent atheistisch-materialistischen Weltbildes auf keinen Fall überzeugend begründet werden. [ ] Zumindest in seinen ersten Phasen der Entwicklung muß der Embryo in dieser Sicht wertfrei erscheinen und wird damit unvermeidlich dem Zugriff des Menschen preisgegeben.“ Isensee, Josef 1987. "Die Katholische Kritik an den Menschenrechten." In: E.-W. Böckenförde/R. Spaemann (Hrsg.). Menschenrechte und Menschenwürde. Historische Voraussetzungen - säkulare Gestalt - christliches Verständnis. Stuttgart: Klett-Cotta Verlag. S. 165: "Die dignitas humana hat keine andere Begründung als den christlichen Glauben. Eine transzendenzlose Philosophie vermag sie nicht zu leisten. Außerhalb des Glaubens kann die Personenwürde postuliert, nicht aber weiter begründet werden." Kriele, Martin 1980, ²1986. Befreiung und politische Aufklärung. Plädoyer für die Würde des Menschen. Freiburg im Breisgau: Herder. S. 248: " Die Idee der Menschenwürde steht und fällt mit der Annahme, daß alles, was uns die Naturwissenschaft über die Evolution lehren kann, auch wenn es richtig ist, nicht alle relevante Wahrheit umfaßt. Daß vor dem Urknall noch der Logos war, aus dem alles geworden und ohne den nichts geworden ist, und daß dieser in irgendeiner Weise in das menschliche Leben hineinwirkt - eine solche oder ähnliche Annahme ist heute wie früher Mindestbedingung für die Achtung vor dem Menschen. "Menschenwürde" im Verständnis der politischen Aufklärung ist ein metaphysischer Begriff. Er wird sinnlos unter der Voraussetzung der Annahme, daß der Mensch "nur" Resultat zufälliger Evolution ist." Schockenhoff, Eberhard 2000³, 1993. Ethik des Lebens. Ein theologischer Grundriß. Mainz: Mathias Grünewald Verlag. S. 313: "Innerhalb einer Philosophischen [christliche E.L.] Tradition, die unter "Person" den Selbststand eines irreduzibles Seiendes versteht, .. Für einen ontologischen Personenbegriff gibt es keine fließenden Übergänge, kein Mehr oder Weniger des Personseins, sondern nur den radikalen Neuanfang, der das Nicht-Sein vom Sein der Person trennt." Seite 57:....aber erst im menschlichen Geist kommt der göttliche Logos zu sich selbst.“ Sala, Giovanni 2001.08.16. "Völlig losgelöst von der Erde: wenn die Menschenwürde absolut ist, hat sie keinen Grund in der Welt, sondern muß von Gott kommen." Frankfurter Allgemeine Zeitung. (Zitate Auswahl [email protected], http://ethik.univie.ac.at/lengauer 2011-01-10)