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Ruf nach mehr Kontrolle bei Preisen für
Lebensmittel
Rupprechter ist optimistisch bei Milchpreisen. Landwirtschaftsminister und Bauernbund orten
eine Übermacht der Handelskonzerne.
Von Stefan Eckerieder, am 15.01.2016
Überproduktion oder Marktversagen? Die heimische Landwirtschaft sieht die Schuld für den
Verfall der Preise für Milch und andere Lebensmittel bei den Handelsketten und fordert mehr
Kontrolle bei der Preisbildung.
Viele Landwirte leiden seit einigen Monaten unter den niedrigen Preisen für konventionelle
Milch von etwas über 30 Cent pro Kilo. Als rentabel gelten Preise über 40 Cent.
In Österreich wurden zuletzt Rufe nach einer Verringerung der Milchmenge laut. So forderte
kürzlich die IG Milch die Rückkehr zur Milchquote, die im vergangenen Jahr abgeschafft
wurde. Auch eine nationale Quote sei vorstellbar. Andere Branchenexperten kritisierten
zuletzt ebenfalls Überproduktionen bei der Milch.
Ansichten, die von den Vertretern der heimischen Landwirtschaft nicht geteilt werden. „Die
Milchmenge ist nicht gestiegen“, sagt Elisabeth Köstinger, Vizepräsidentin des
Österreichischen Bauernbundes. Sie warnte gestern bei der Landwirtschaftsmesse Grüne
Woche in Berlin vor allem vor einer nationalen Milchquote. „Würden nationale Molkereien
die Milchmenge zurückfahren, drängen andere Produzenten auf den Markt.“ Auf EU-Ebene
habe die Milchquote zudem keine Mehrheit mehr.
Der Grund für den Milchpreisverfall wird vielmehr bei den Handelsketten gesehen. „Die drei
größten Handelsketten in Österreich haben eine Marktmacht von 80 Prozent“, sagt Köstinger.
Die Konzentration sei auch EU-weit „beängstigend hoch“. Sie macht sich für eine „Aktion
scharf“ gegen Dumping und eine „Agrarmarkt-Aufsicht“ auf EU-Ebene stark. Diese solle
Transparenz bei der Preisbildung für Lebensmittel wie Milch oder Fleisch bringen, damit
Konsumenten und Produzenten sehen, wie Preise entstehen. Eine Sanktionsmacht für die
Behörde sei aber nicht vorgesehen. Auch auf nationaler Ebene würden laut
Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter mit der Wettbewerbsbehörde Gespräche über die
Beobachtung im Lebensmittelbereich geführt.
Rupprechter will die produzierte Milch in veredelter Form, etwa als Käse, weiter verstärkt
über Exportinitiativen in Drittländern verkaufen.
Die bisher gesetzten Maßnahmen der EU sieht er als Erfolg. „Durch die Einlagerung von
Milchpulver und Käse ist der Preis zuletzt wieder auf 34 Cent pro Kilo gestiegen“, sagt
Rupprechter. Die Exporte von Frischmilch und Milchprodukten der Salzburg Milch nach
China liefen zudem gut. Außerdem würden die Landwirte ihre Produktion mehr „an die
Preissignale anpassen“, erklärt der Landwirtschaftsminister mit dem Verweis auf den
verstärkten Umstieg von konventioneller Milchproduktion auf Biomilch und Bio-Heumilch,
für die der Preis höher liegt. Der Tiroler Agrarlandesrat Josef Geisler plädierte dafür, auch die
Gentechnikfreiheit der heimischen Milch preislich stärker zu berücksichtigen.
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