3. Hinweise zum Gebiet Spandau - Falkenhagener Feld Abgrenzung Stadtumbaugebiet Spandau-Falkenhagener Feld Der Senat von Berlin hat am 29. November 2005 die Großsiedlung Falkenhagener Feld im Bezirk Spandau auf Grundlage des § 171 b des BauGB als Stadtumbaugebiet förmlich festgelegt. Zudem wurde das Gebiet 2005 in die Förderkulisse der Sozialen Stadt aufgenommen. Das 220 ha umfassende Stadtumbaugebiet Falkenhagener Feld liegt ganz im Westen des Bezirks Spandau an der Landesgrenze zu Brandenburg. Die südliche Grenze des Gebietes bildet der Spektegrünzug, ein Naherholungsgebiet, das eine Grünverbindung zum Havelland bildet. Im Norden der Siedlung schließt sich der Spandauer Forst, das Wasserwerk Spandau und der Friedhof In den Kisseln an (siehe Anlage 1). . Fläche in Anzahl der Einwohner Grundstücke ha Wohneinheiten (30.06.2010) Stadtumbaugebiet k.A. 220 10.975 20.577 Die Großsiedlung Falkenhagener Feld wurde in den 1960er Jahren für die Wohnraumversorgung breiter Bevölkerungsschichten errichtet. Fast alle Geschosswohnungen der Siedlung wurden im Sozialen Wohnungsbau gefördert, ein Teil von ihnen unterliegt jetzt und in den kommenden Jahren immer noch der Mietpreisbindung. Hinsichtlich Belegungsbindung und Fehlbelegungsabgabe gibt es seit Januar 2005 eine Freistellung. Die zentralen Nahversorgungseinrichtungen, Schulen, Kindertagesstätten, Kirchen und Jugendeinrichtungen wurden zeitgleich mit der Wohnungsbebauung errichtet. Sie erfüllen bis heute wichtige Versorgungsfunktionen, sind jedoch den gewandelten Bedürfnissen der Wohnbevölkerung anzupassen. Ziele und Handlungsfelder des Stadtumbaus sind: Die Qualifizierung der städtebaulichen Struktur durch den Ausbau der räumlichen und kulturellen Quartiersmittelpunkte, Maßnahmen zur Verbesserung und nachfragerechten Herstellung von Angeboten der sozialen und kulturellen Infrastruktur, Diversifizierung und Anpassung des Wohnungsbestandes an eine veränderte Nachfrage (demografischer Wandel, Differenzierung der Lebensstile) und Nutzungsaktivierung sowie Aufwertung des Freiraums. In der Voruntersuchung zur Festlegung des Stadtumbaugebietes wurde keine Analyse der energetischen Situation bzw. der technischen Infrastruktur, der Potentiale zur Energieeinsparung und keine quartiersbezogene Energie- und CO2-Bilanz vorgenommen. Energetische und städtebauliche Ausgangssituation Bebauungs- und Nutzungsstruktur/Stadtgestalt Das Gebiet ist geprägt durch den komplexen Wohnungsbau der 1960er und 1970er Jahre. In offener Bauweise errichtet, reicht die architektonische Gestalt der Gebäude von viergeschossigen Zeilenbauten über sechzehngeschossige Punkthochhäuser im Osten bis hin zu komplexen Großformen im Westen der Siedlung. Zeitgleich wurden die Wohnungsbestände mit Nahversorgungseinrichtungen sowie Einrichtungen der sozialen Infrastruktur ergänzt. Teilbereiche sind Mitte der 1980er Jahre nachverdichtet worden, meist entlang größerer Straßen und zum Teil als Abschottung der dahinter liegenden Zeilenbauten. Eine Besonderheit und das Stadtbild prägend ist die direkte Nachbarschaft zu zahlreichen Einfamilienhausgebieten, die zum Teil räumlich in die Großsiedlung integriert sind. Eigentumsstrukturen Der Wohnungsbestand von rund 11.000 Wohneinheiten (WE) befindet sich überwiegend im Eigentum von großen Wohnungsunternehmen. Größter Eigentümer ist das ehemals kommunale Wohnungsunternehmen GSW mit ca. 2.600 WE, darauf folgt die private GAGFAH GROUP mit über 2.300 WE und der öffentlichen Wohnungsbaugesellschaft GEWOBAG mit knapp 2.000 WE. Die restlichen Wohnungsbestände (über 4000 WE) befinden sich im Besitz von zwei gemeinnützigen Gesellschaften (Charlottenburger Baugenossenschaft e.G., die Hilfswerk-Siedlung GmbH), zwei weiteren öffentlichen Unternehmen (BEWOGE, Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) und mehreren privaten institutionellen Eigentümern. Eine kleine Anzahl an WE ist seit den 1980er Jahren in Eigentumswohnungen umgewandelt worden. Baulicher Zustand/Ausstattung der Wohnungen Die Wohnungen weisen zumeist einen geringen energetischen Ausstattungsstandard bzw. entsprechen dem technischen Standard der Erbauungszeit. Nur in wenigen Teilbereichen wurde in den 1990er Jahren die technische Infrastruktur erneuert oder eine energetische Sanierung der Gebäudehüllen durchgeführt. Detaillierte Daten zum Sanierungsbedarf liegen nicht vor. Aufgrund des Baualters und des äußeren Erscheinungsbildes der Gebäude ist von der Notwendigkeit einer grundsätzlichen energetischen Ertüchtigung der Gebäude auszugehen. Desweiteren besteht ein enormer Anpassungs- bzw. Modernisierungsbedarf aufgrund der veränderten Anforderungen, die der demografischen Wandel sowie die Ausdifferenzierung der Lebensstile mit sich bringen. Wirtschaftsstruktur Einkaufsmöglichkeiten und Dienstleister sind entlang der Falkenseer Chaussee traditionell gut vertreten. Im Kreuzungsbereich Westerwaldstraße / Falkenseer Chaussee / Siegener Straße befinden sich größere Einzelhandelseinrichtungen und Discounter sowie wichtige Infrastruktureinrichtungen. Zudem gibt es ein kleineres Einkaufszentrum im Bereich Am Kiesteich / Falkenseer Chaussee / Posthausweg mit Supermarkt, mehreren Einzelhandelsgeschäften, Dienstleistungsbetrieben und einer Postfiliale. Dieses Nahversorgungszentren ist zum Teil nicht mehr konkurrenzfähig und müsste aufgewertet und umgebaut werden. Andere gewerbliche Betriebe sind im Gebiet so gut wie nicht vorhanden und es stehen hierfür auch keine räumlichen Entwicklungspotentiale zur Verfügung. Soziale und kulturelle Infrastruktur Im Stadtumbaugebiet befinden sich acht Kindertagesstätten, sechs Schulen, zwei Jugendeinrichtungen, vier Kirchengemeinden, ein Klubhaus und eine Stadtteilbücherei. Die Gebäude der sozialen Infrastruktur einschließlich der Freiflächen haben einen hohen Erneuerungsbedarf. Über den Stadtumbau und die Konjunkturpakete der Bundesregierung konnten zwar in den letzten Jahren einzelne Gebäude (Klubhaus, neue Stadtteilbibliothek, Mehrgenerationenhaus, Sporthalle, Kita) und Freiflächen der Schulen saniert werden, für den überwiegenden Teil der sozialen und kulturellen Infrastruktureinrichtungen sind jedoch Maßnahmen zur Substanzerhaltung, Standardanpassung und zur Steigerung der Energieeffizienz noch erforderlich. Investitionsschwerpunkt sind die Schulstandorte, da hier ein erheblicher baulicher Investitionsbedarf besteht, um spezielle pädagogische Konzepte umzusetzen und zeitgemäße energetische Gebäudestandards zu erreichen. Verkehr und öffentlicher Raum Das Gebiet ist nur durch Buslinien an das Spandauer Ortszentrum angebunden. Von dort aus erreicht man über die S-Bahn und Regionalbahn die Innenstadt Berlins. Die Falkenseer Chaussee bildet die Hauptachse der Siedlung. Anfang der 1960er Jahre wurde sie zu einer sechsspurigen Hauptstraße ausgebaut und bildet heute eine der wichtigsten Verbindungen nach Falkensee, einer westlichen Nachbarstadt Berlins. Wichtige Zubringerstraßen sind zudem die Zeppelinstraße und eine neue Nordsüdpassage entlang des Kiesteichs, die erst in den 1990er Jahren entstand. Als übergeordnete Verkehrsstraße wirkt die in Ost-West-Richtung verlaufende Falkenseer Chaussee als starke Barriere im Stadtraum. Die Straßenräume haben wenig Aufenthaltsqualität und weisen keine durchgängigen Radverbindungen auf. Eine besondere Qualität sind die gut ausgebauten und begrünten Wege in den öffentlichen Grünanlagen und das attraktive Wegenetz in den halböffentlichen Bereichen zwischen den Wohnungsbeständen. Hier erreichen die Bewohner abseits der Straßen eine Vielzahl an Einrichtungen und über den Spektegrünzug ist das Spandauer Zentrum in ca. 10 Minuten mit dem Rad erreichbar. Technische Infrastruktur Im öffentlichen Straßenland des Falkenhagener Felds liegen Abwasserdruckrohrleitungen und eine Trinkwasserversorgung bereit. Die Abwasserdruckrohre in der Falkenseer Chaussee eigenen sich möglicherweise um energetisches Potenzial aus den Stoffströmen zu gewinnen .Zu prüfen ist auch die Möglichkeit der Wärmegewinnung aus Abwasser zur Beheizung von Gebäuden (Wärmetauschanlage). Das Gebiet ist mit einem Trennsystem zur Entwässerung ausgestattet (getrennte Schmutzund Regenwasserkanalisation). Die Wohnungen werden teilweise über dezentrale Blockheizkraftwerke versorgt. Detaillierte Angaben zur Heiz-, Warmwasser- und Stromversorgung, zum energetischen Ist-Zustand der Wohnungen und Gebäude liegen noch nicht vor. Diese sind Gegenstand des geplanten INSEKs zum Klimaschutz bzw. zur energetischen Sanierung. Akteure und Einschätzung der privaten Mitwirkungsbereitschaft Seit dem Jahr 2006 sind zwei Stadtteilmanagement-Teams (Soziale Stadt) und Gebietskoordinatoren (Stadtumbau) im Gebiet tätig. Über die Koordinierungsrunden in den Kiezen sind die sozialen und kulturellen Akteure sowie vereinzelt auch die Eigentümer miteinander vernetzt. Verbindungsglied zur bezirklichen Verwaltung sind in diesem Fall die Stadtteilmanagement-Teams. Eine direkte Einbindung der Bürgerinnen und Bürger findet über die Quartiersbeiräte statt. Damit stehen im Falkenhagener Feld etablierte Strukturen zur Begleitung des INSEK-Prozesses und zur Umsetzung zielgruppenspezifischer Maßnahmen zur Verfügung. Von den ansässigen Wohnungsunternehmen haben bereits einige (GSW, GEWOBAG) ihre Mitwirkungsbereitschaft angekündigt, bei anderen Unternehmen (u.a. Gagfah, Prelios Deutschland GmbH) wurde angefragt, wobei die Mitwirkung noch weiterer Klärung bedarf. Mindestens ein Wohnungsunternehmen (Charlottenburger Baugenossenschaft e.G.) hat bereits seine Wohnungsbestände durchgreifend energetisch saniert und die Bereitschaft bekundet, seine diesbezüglichen Erfahrungen in das Verfahren einzubringen. Eine verlässliche Zusammenarbeit mit den Eigentümern ist Grundlage für die Initiierung von Public-Private-Partnership-Projekten. Es ist deshalb beabsichtigt im Rahmen des Programms Stadtumbau ein Netzwerk der Wohnungsunternehmen aufzubauen. Von Seiten des Stadtumbaus liegt hier der inhaltliche Fokus auf der Entwicklung eines gemeinsamen Standortmarketings für das Falkenhagener Feld. Das Netzwerk soll aber zugleich die organisatorische Basis zur Begleitung der Konzeptentwicklung sowie zur Abstimmung der geplanten Maßnahmen im Bereich der energetischen Sanierung sein.