Medien-Info 13. Oktober 2011 Neues Parlament hat Handlungsbedarf bei der Mobilität Schweizerische Erfinder und Pioniere, KMUs, technische Hochschulen oder engagierte Unternehmer im Bereich der neuen Mobilität, entwickeln und konstruieren revolutionäre Konzepte und/oder Fahrzeuge, zu Lande (Flyer, E-Bike) zu Wasser (weltgrösstes Solarboot) oder in der Luft (Solar Impulse von Bertrand Piccard). Damit setzen sie Meilensteine und geniessen weltweit hohe Beachtung. Im wichtigsten Teilbereich der Mobilität, nämlich im Automobilsektor, haben sich in den letzten Jahren markante Änderungen vollzogen. Die Autos haben kleinere, sparsamere Motoren bekommen. Erstmals kommen serienmässig gefertigte Elektroautos, die nichts mehr mit den Versuchs- und Pionierfahrzeugen zu tun haben, auf den Markt. Vor den Wahlen 2011 hat eco-way die in der Bundesversammlung vertretenen Parteien zum Thema „Nachhaltige Mobilität“ befragt. Es wurde nach dem Stellenwert dieser neuen Form der Mobilität in der politischen Arbeit, inwieweit die Administration auf diesen Innovationsschub vorbereitet ist und welche Massnahmen vorgesehen sind um diesen neuen Technologien zum Durchbruch zu verhelfen, gefragt. Während fast von allen Parteien, vor allem den grossen „staatstragenden“, ausführliche Stellungsnahmen zu den einzelnen Fragen eingingen, machte die Partei der Bundesrätin Doris Leuthard („Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation), die CVP, eine Ausnahme und beantwortete den Fragebogen nicht. Der Stellenwert der Nachhaltigen Mobilität in der Politik Viele Parteien haben in Ihrem Parteiprogramm zwar Positionen zu Verkehr, Umweltschutz und Nachhaltigkeit bezogen. Aber als eigenes, gesellschaftsrelevantes Thema mit all seinen Implikationen, ist die Nachhaltige Mobilität zu wenig im täglichen schweizerischen Politikbetrieb angekommen. Auf die Frage von eco-way, welche Bedeutung die Nachhaltige Mobilität in der politischen Arbeit einnimmt, haben alle Parteien auf Punkte der Verkehrspolitik ihrer Parteiprogramme verwiesen. Unisono wurde die Wichtigkeit von weniger Emissionen und weniger Energieverbrauch hervorgehoben. Und alle Programme sind auch mit den gängigen Schlagworten der Nachhaltigkeit angereichert. Viele Aspekte werden in die Verkehrspolitik einbezogen: öffentlicher Verkehr, Raumplanung, Energie, Verbrauch, Emissionen und Bevölkerungsentwicklung. Auch wird generell der Verkehr mit der Energiepolitik verknüpft. So hält zum Beispiel die SVP im Hinblick auf eine künftige Elektro-Mobilität fest, „dass auch weiterhin eine funktionierende Stromversorgung sichergestellt sein muss“. Die FDP hat konkrete Vorstellungen formuliert. So sollen „bis 2030 auf den Schweizer Strassen rund 1,4 Millionen Plug-in oder Elektroautos verkehren.“ Eine exponierte Forderung, weil zum heutigen Zeitpunkt noch nicht klar ist, welche Technologien sich schlussendlich durchsetzen werden. Die Grüne Partei setzt auf eine „gezielte Politik der Verkehrsvermeidung“, will aber gleichzeitig mit ihrer Verkehrspolitik „Mobilität nicht verhindern“. Einen wirklich durchdachten Ansatz scheint die BDP zu haben, welche die verschiedenen Verkehrsträger nicht gegeneinander ausspielen, sondern miteinander verknüpfen will. Sie geht von der Gesamtbetrachtung der Mobilitätsansprüche aus, und differenziert hier auch bei den verschiedenen Regionen, welche verschiedene Ansprüche an die Mobilität haben. Die EVP setzt Nachhaltige Mobilität zum grossen Teil mit Langsamverkehr gleich und wünscht sich eine Verlagerung hin zum öffentlichen Verkehr, welcher mit Lenkungsabgaben zu unterstützen sei. Fazit Stellenwert Keine einzige Partei sieht die Nachhaltige Mobilität als eigenständiges Thema an. Auch scheint sich keine Partei bewusst zu sein, dass diese neue Form der Mobilität auch eine Herausforderung gesellschaftlicher eco-way.ch - Info-Service & Kompetenz-Center Nachhaltige Mobilität Operated by KCZ Kommunikations Consulting Zumbühl und MBS Marketing & Business Services MBS Marketing & Business Services, Grubenstr. 108, 8200 Schaffhausen, 052 364 04 42, [email protected] SH, 13.10.2011, FS/582657940 Seite 1 eco-way.ch Medien-Info 13. Oktober 2011 und wirtschaftlicher Art ist, welche eine neue logistische Infrastruktur erfordert. Ansätze zu neuen Möglichkeiten und Formen der Mobilität fehlen gänzlich. Wie kann die Verwaltung an den schnellen Innovationsrhythmus adaptiert werden? Neue Technologien, welche weniger Energie benötigen und weniger Lärm und Emissionen verursachen, sind verfügbar und lassen einen immer grösser werdenden Markt erwarten. Viele Neuerungen haben mit der Bürokratie zu kämpfen, weil neue Ideen in Reglementen und Verordnungen einfach nicht vorgesehen sind. Auf die Frage von eco-way, wie die Parteien die Verwaltung an den schnellen Innovationsrhythmus der Nachhaltigen Mobilität adaptieren wollen, unterscheiden sich die Antworten erheblich. Die SP bietet einen Exkurs zum öffentlichen Verkehr, aber leider keine Antwort zum Thema. Die SVP nimmt die Rahmenbedingungen ins Visier und möchte „die bestehenden Vorschriften entschlacken“. Neue Gesetze betreffend neuer Technologien seien offen zu formulieren. Die FDP spricht von „einem nötigen Druck auf die Verwaltung, dass bei Neuerungen, die alte Gesetze nicht bürokratisch ausgelegt werden“ (sollen). Die Grüne Partei scheint Innovationen zunächst einmal generell für verdächtig zu halten. Verfahren und Vorschriften seien grundsätzlich einzuhalten, „um negative Auswirkungen neuer Technologien zu minimieren“. Aber dennoch „sollen Verfahren beschleunigt und Vorschriften vereinfacht werden.“ Die BDP will sich dafür einsetzen, dass im Bereich der erneuerbaren Energien und „für die einzelnen Technologien, gezielt vereinfachte und insbesondere auch beschleunigte, Verfahrensvorschriften erlassen werden.“ EVP und CSP sehen in der bestehenden Situation keine Dramatik. „Im Einzelfall könne der Amtsschimmel durchaus einmal zu laut wiehern“, aber „es liesse sich nicht vermeiden, dass Gesetze der Entwicklung der Gesellschaft immer hinterherhinken.“ Fazit Anpassungen Zugegeben, unsere Verwaltung und Administration funktionieren und erfüllen die zugedachten Aufgaben. Nur die systembedingte Trägheit der staatlichen Verwaltung und der schnelle Innovationsrhythmus der neuen Mobilität, versprechen ein Spannungsfeld, welches es von Anfang an klein zu halten gilt. Ist die neue Mobilität förderungswürdig ? Es bedarf für die gesellschaftliche Akzeptanz und für den Durchbruch dieser neuen Mobilitäts-Technologien, gewisser Erleichterungen und/oder finanzieller Anschubhilfen. Bisher wurden die Förderungsmassnahmen bewusst der Wirtschaft und dem Markt überlassen. Auf die Frage von eco-way, welche LenkungsMassnahmen die Parteien zu Gunsten der Nachhaltigen Mobilität vorsehen, stellen sich zwei Stossrichtungen heraus. Erstens, die Verteuerung der Mobilität: Damit sollen die Verkehrsteilnehmer auf die öffentlichen Verkehrsmittel gezwungen werden oder es wird versucht, so dem Verkehrsteilnehmer die Lust an der Mobilität zu vergraulen. Zweitens, Steuererleichterungen für neue Technologien, weil dies keine zusätzliche finanziellen Mitteln erfordert. Die Grünen würden sich am liebsten aus dem Topf der „Verbrauchssteuer auf Treibstoffe“ bedienen, um diese Gelder vermehrt in den öffentlichen Verkehr zu stecken. Die EVP kämpft seit Jahren vehement für eine neue CO2-Steuer, während die FDP ebenso heftig neue Lenkungsabgaben ablehnt. Wie die SVP wollen die FDP und BDP, dass neue Innovationen vom Staat rasch und unbürokratisch zugelassen werden. Die CSP wiederum, ist einer Elektromobilität gegenüber eher skeptisch eingestellt, da für sie „der Atomausstieg allererste Priorität hat“ und sich noch nicht vorstellen kann, dass die neue Mobilität mit nachhaltig erzeugter Energie funktionieren wird. Fazit konkrete Massnahmen Gute Worte sind billig, aber keine Partei will mit finanziellen Mitteln die Nachhaltigen Mobilität fördern. Gewisse Parlamentarier tun gut daran, sich in Erinnerung zu rufen, dass sie gewählt werden, um die Zukunft zu gestalten und nicht, um neue Steuern zu erfinden. eco-way.ch - Info-Service & Kompetenz-Center Nachhaltige Mobilität Operated by KCZ Kommunikations Consulting Zumbühl und MBS Marketing & Business Services MBS Marketing & Business Services, Grubenstr. 108, 8200 Schaffhausen, 052 364 04 42, [email protected] SH, 13.10.2011, FS/582657940 Seite 2 eco-way.ch Medien-Info 13. Oktober 2011 Erkenntnisse aus der eco-way-Erhebung Die Erhebung von eco-way offenbart eine Politiklandschaft, welche sich offenbar mit dem Thema Nachhaltige Mobilität noch nicht vertieft auseinander gesetzt hat. Der allgemeine Wille hin zu mehr Energieeffizienz und weniger Emission ist zu loben, wird aber von wenig konkreten Vorstellungen und Massnahmen begleitet. Es fehlt vor allem die Erkenntnis, dass sich unser Mobilitätsverhalten ändert. In Zukunft sind völlig neue Formen der Mobilität möglich. Eine neue Mobilität ist eine Frage der Infrastruktur. Dieser Fakt findet mit keinem Wort Erwähnung. Und gerade bei den Infrastrukturfragen muss der Staat seine Rolle wahrnehmen. Ein solches Engagement, wie zum Beispiel die Bestellung von Elektrofahrzeugen für die Verwaltung (siehe auch: „Staatlicher Grossauftrag für E-Fahrzeuge von Renault“) oder die Ausstattung von Parkplätzen mit Ladeanschlüssen bei Behörden und andern öffentlichen Gebäuden, würde eine grosse Signalwirkung haben. Damit wird eine Entwicklung unmittelbar in Gang setzen, die sonst nur zögerlich anlaufen würde. Offene Punkte und Konsequenzen In der jetzigen, dritten Industriellen Revolution (siehe auch: „Zusammenhänge: Die 3. Industrielle Revolution“), in der sich die Produktion von nachhaltig erzeugter Energie mit neuen Kommunikationsformen zusammenschliesst, wird die Nachhaltige Mobilität ein treibender Faktor sein. Wie es bei Revolutionen üblich ist, werden alte (Macht-)Strukturen aufgelöst und es werden neue Formen von Wirtschaft und Zusammenleben entstehen. Die Energie der Zukunft wird dezentral produziert. Mit neuen Kommunikationsmitteln wie z.B. dem Internet und dem Smartphone, wird eine neue Transparenz über Angebot, Nachfrage und Preise im Strommarkt geschaffen. Stromkonzerne werden von Produzenten und Stromverkäufern zu Koordinatoren der Stromnetze mutieren. Die Mobilität spielt im CleanTech-Bereich bereits heute eine entscheidende Rolle. Zum einen, weil hier verschiedene technische Herausforderungen zusammentreffen, die nicht zuletzt die Energiefrage als gemeinsamen Nenner haben. Zum anderen, weil von der Mobilität jeder einzelne betroffen ist. Es zeichnet sich klar ab, dass die Nachhaltige Mobilität nicht ohne nachhaltig gewonnener und produzierter Energie, auskommen kann und darf. Da der Energieeffizienz ein grosser Stellenwert beizumessen ist, muss auch in Betracht gezogen werden, dass in einer Übergangszeit, Erdgas oder Erdöl für die Stromproduktion verwendet wird. Denn die Fortbewegung mit Strom ist um ein vielfaches effizienter als wenn man aus viel Erdöl wenig Bewegung aber viel Wärme macht, die dann auch noch nutzlos verpufft. Es gilt keine Zeit zu verlieren Spätestens jetzt ist der Staat gefordert und muss sofort realistische Ziele formulieren, eine klare Führungsrolle übernehmen und im Rahmen seiner Möglichkeiten konkrete Massnahmen in Angriff nehmen. Sonst wird die Schweiz den Anschluss verpassen. Wie solche Initiativen aussehen können, zeigen Beispiele in Deutschland und Österreich. Dort sind in den letzten Jahren dank griffigen Gesetzen und intelligenten Anschubhilfen in vernünftigem Rahmen, hunderttausende von neuen Arbeitsplätzen geschaffen worden. (siehe auch: „Zielgebundene Förderung zeigt Wirkung“) eco-way wird sich nach 100 Tagen in der neuen Legislaturperiode wieder bei den Parteien melden, um zu sehen, ob sich in Sachen nachhaltiger Mobilität auf Bundesebene etwas bewegt hat. Anmerkungen: Zitate aus den Antwortbogen der Parteien sind in Anführungszeichen und Kursivschrift gehalten. „Nachhaltige Mobilität“ ist in diesem Text immer als Begriff notiert. Download: Die Antworten der Parteien im Originalwortlaut (PDF, 135 KB) eco-way.ch - Info-Service & Kompetenz-Center Nachhaltige Mobilität Operated by KCZ Kommunikations Consulting Zumbühl und MBS Marketing & Business Services MBS Marketing & Business Services, Grubenstr. 108, 8200 Schaffhausen, 052 364 04 42, [email protected] SH, 13.10.2011, FS/582657940 Seite 3 eco-way.ch