Dienstag, 10. Januar 2012 20:30 Uhr Trio ad libitum Bremen Andreas Salm, Klarinette Karsten Dehning, Violoncello Juliane Busse, Klavier An der Grenze der Nacht Karsten Dehning (*1956) Trio (2006) für Klarinette, Violoncello und Klavier Adagio Allegro vivace Adagio Der 1. Satz ist eine Introduktion in Melodieabschnitte, Akkorde und Klänge, die für das ganze Stück von Bedeutung sind. Der 2. Satz ist ein Tanz im 36/8 - Takt. Der 3. Satz greift strukturell auf die beiden vorigen Sätze zurück, steigert sich zunehmend in Intensität, Dynamik, Erweiterung des Tonraums und führt am Ende zu einem Zitat aus dem Streichquartett op. 131 von Beethoven. Salvatore Sciarrino (*1947) Ai limiti della notte (1979) für Violoncello solo Salvatore Sciarrino wurde in Palermo geboren und gilt als einer der bedeutendsten italienischen Komponisten unserer Zeit. Sein Stück für Cello Solo " Ai limiti della notte " bewegt sich an der Grenze zwischen Klang und Geräusch. Durch die Verbindung von flageolett- und Doppelflageolett-Tönen mit tremolo-Spiel entsteht eine ganz eigene Klangwelt. Giacinto Scelsi (1905-1988) Chemin du reve (1936/39) für Klavier „Der Klang ist rund wie eine Kugel, aber wenn man ihn hört, scheint er nur zwei Dimensionen zu haben: Lage und Dauer- von der dritten, der Tiefe, wissen wir, daß sie existiert, aber sie entzieht sich uns gewissermaßen. Die hohen und tiefen Obertöne erwecken manchmal den Eindruck eines weiteren, vielfältigeren Klangs, jenseits jeder Dauer oder Lage, aber es fällt schwer, seine Komplexität zu erfassen. Und wie könnte man sie musikalisch aufzeichnen? Sicher, die Malerei hat die Perspektive entdeckt, welche Tiefe vortäuscht, aber bis heute, trotz Stereophonie und anderen Versuchen, sind wir in der Musik an die beiden Dimensionen der Lage und Dauer gebunden, und an das Vortäuschen einer wirklich kugelförmigen Dimension des Klangs.“ (Giacinto Scelsi) Violeta Dinescu (*1953) Satya IV (1994) UA für Klarinette Der Zyklus SATYA beinhaltet fünf Stücke: Satya I (1981) für Violine, Satya II (1981) für Fagott, Satya III (1981) für Kontrabass, Satya IV (1981) für Klarinette und Satya V (2011) für alle diese Instrumente. Die Entwicklung der musikalischen Sprache geht von dem Sanskrit-Wort Satya aus, welches "innere geheime Wahrheit" Kodex oder rituelles Gesetzbuch bedeutet. Der Grad der Wirkung der rituellen Handlungen ist abhängig von dem Gefühl der Ehrerbietung. Jedes Einbrechen in diesen verzauberten Ablauf provoziert die Aufhebung der Wirkung. In diesem Ritual Satya gibt es, wie bei allen anderen Riten auch, festgelegte Regeln, die hier aber Freiheit lassen für verschiedene Deutungen. Das Stück entwickelt seine klangliche Bewegung ausgehend von der Schwingung des einzelnen Tones, über unterschiedlich starkes Vibrato und Mikrointervallik bis hin zu atmenden Bögen und motivischen Tongruppen und kehrt dabei immer wieder zum Ursprung, dem einzelnen Ton, zurück. Der Rhythmus ist approximativ, die Tonhöhe jedoch exakt notiert. Satya IV ist ein siebenteiliges Werk für Solo-Klarinette. Es ist Andreas Salm zugeeignet und findet heute seine Uraufführung. "Was aber ist Musik? Was ist sie, über der dein Geist zusammensinkt, ausgebrannt und verascht von soviel Feuern, die an ihn gelegt wurden. Was ist dieses Entzücken und dieses Erschrecken, das ihm noch einmal bereitet wird?" (Ingeborg Bachmann) Violeta Dinescu, geboren in Bukarest, studierte nach dem Abitur am Gymnasium (liceul) Gheorghe Lazar – Hauptfächer Physik und Mathematik – am Bukarester Ciprian Porumbescu Konservatorium Komposition, Klavier und Pädagogik. Sie beendete ihre Ausbildung 1976 mit Auszeichnung. Ein George-Enescu-Stipendium ermöglichte ihr das Studium. Anschließend studierte sie ein Jahr lang intensiv Komposition bei Myriam Marbe. Dieses Jahr bezeichnet sie rückblickend als eine wichtige Zeit ihres Lebens. 1978 bis 1982 lehrte sie am Lyceum George Enescu in Bukarest Musiklehre, Klavier und Ästhetik. Seit 1982 lebt Violeta Dinescu in Deutschland. Nach Unterrichtstätigkeit an der Hochschule für Evangelische Kirchenmusik Heidelberg, an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt und an der Fachakademie für Evangelische Kirchenmusik Bayreuth hat sie seit 1996 eine Professur für Angewandte Komposition an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg inne, wo sie seit 1996 eine Reihe von Komponisten-Kolloquien initiiert hat (über hundert Komponisten wurden eingeladen). 2000 gründete sie das Archiv Neue Musik – Schwerpunkt Osteuropa. Außerdem leitet sie immer wieder Kurse an verschiedenen amerikanischen Universitäten sowie an anderen Instituten des In- und Auslands. Für ihre Kompositionen erhielt sie zahlreiche Stipendien, Auszeichnungen und Internationale Preise u.a. das Künstlerstipendium der Stadt Mannheim (1985-86), das Stipendium Künstlerhaus Schreyahn (1986-1987), das Baldreit-Stipendium der Stadt Baden-Baden (1987-1988), den Grand Prize for Composition Utah, USA (1983), den IAWM Preis Kassel (1985), den Carl-Maria-von-Weber-Preis, Leipzig (1986), den Baldreit-Preis Baden-Baden (1987), den NYU Prize for Composition, New York (1995). Ihr Werkverzeichnis umfasst Kompositionen unterschiedlicher Gattungen: "Der 35.Mai" nach Erich Kästner (Auftragswerk des Mannheimer Nationaltheaters), die Oper "Hunger und Durst" nach Eugène Ionesco (Auftragswerk der Städtischen Bühnen Freiburg). Erendira nach Gabriel García Márquez (Auftragswerk der Münchner Biennale), "Schachnovelle" nach Stefan Zweig (Auftragswerk der Schwetzinger Festspiele), die Ballette: „Der Kreisel“ nach Eduard Mörike (Ulmer Theater) und "Effi Briest" nach Theodor Fontane (Magdeburger Staatstheater) sowie die Musik zu dem Stummfilm "Tabu" von Friedrich Wilhelm Murnau (Alte Oper Frankfurt), das Pfingstoratorium und "Wie Tau auf dem Berge Zions" (Auftragswerk Ljlien Stiftung Hannover). Weitere Schwerpunkte ihrer Arbeit liegen bei der Kammermusik, sowie bei Solowerken bis hin zu Werken für kleines und großes Orchester. Ihre Musik wurde in Rundfunkanstalten auf CD aufgenommen und in Europa, in den USA und in Kanada aufgeführt. Andreas Salm (*1957) mandala (1994/2011) für Klarinette, Cello und Klavier UA Mandala, ursprünglich eine Ballettmusik, ist ein Auftragswerk für die pro musica nova 1994 (Radio Bremen), und wurde dort, sowie im Jahre 2000 beim x-tra-Festival in Birmingham aufgeführt. Die heutige Fassung ist eine konzertante Bearbeitung und in dieser Form eine Uraufführung. Andreas Salm ist Gründer und Klarinettist des trio ad libitum bremen, lebt freischaffend als Musiker, Komponist und Musikwissenschaftler in der Nähe von Bremen. 1997 erhielt er den Sonderpreis beim Internationalen Murray Schafer Kompositionswettbewerb in Poznan (Polen), 2000 den 1. Preis beim Deutschen Orchesterwettbewerb für seine erste Sinfonie. Werner Heider (*1930) inventio II (1962) für Klarinette inventio II will als Etude für hörer verstanden werden. Der Hörer soll an klingende und nicht klingende Zeitwerte und Formen gefesselt werden. Mit Absicht wurde das Stück für ein einstimmiges Melodieinstrument komponiert. Werner Heider hat dieses Werk für Hans Deinzer geschrieben, bei dem der heutige Interpret studiert hat. Werner Heider ist Gründer und Pianist des ensemble confronto und des ars nova ensembles Nürnberg. Morton Feldmann (1926-1987) Three Pieces for Piano (1954) „Ich hatte einmal eine Unterhaltung mit Karlheinz Stockhausen,in der er sagte: „Sie wissen, Morty, daß wir nicht im Himmel leben, sondern hier unten auf der Erde.“ Er fing an, auf den Tisch zu schlagen und sagte: „Ein Klang existiert so oder so oder so.“ Er war überzeugt, daß er mir die Wirklichkeit zeigte. Dieses Schlagen war als Hinweis auf seine Behandlung der Klänge die einzige Realität, an die ein Komponist sich halten kann. Stockhausen glaubte tatsächlich, daß Zeit etwas wäre, das er manipulieren und nach Gutdünken aufteilen könnte. Offengestanden langweilt mich dieser Umgang mit der Zeit. Ich bin kein Uhrmacher. Ich bin an Zeit in ihrem unstrukturierten Zustand interessiert. Das heißt, mich interessiert, wie dieses wilde Tier im Dschungel, nicht im Zoo lebt. Mich interessiert die Art, wie Zeit existiert, bevor wir unsere Klauen hineinschlagen, unsere Ideen und Vorstellungen.“ Während Stockhausen hauptsächlich daran interessiert war „wie die Zeit vergeht“ (so der Titel einer seiner Aufsätze), war es bei Feldman die Art, wie die Zeit existiert, die sein Komponieren bestimmte. Feldman ließ den Klängen Zeit.Ihretwegen ging er sogar geradezu verschwenderisch mit ihr um. Er war davon überzeugt, daß der Ton erst im Ausklingen seinen Charakter entfalte, weshalb sich seine Kompositionen häufig an der Grenze der Hörbarkeit bewegen. Die meisten seiner Werke gehen über das Pianissimo nicht hinaus. So zwingt er den Hörer dazu, jeder noch so kleinen Klangbewegung nachzulauschen. Elliott Carter (*1908) Figment No. 2 “Remembring Mr. Ives” (2001) für Violoncello Elliott Carter wurde in New York geboren. Er gilt heute als Nestor amerikanischer Musik und ist weiterhin in hohem Alter als Komponist tätig. Der Titel des Werkes für Cello Solo "figment" bedeutet "reine Erfindung". Es ist ein kurzer Monolog voller Kraftentfaltung, Gesang und Poesie. Mark-Anthony Turnage (*1960) Cortège for Chris (1997) für Klarinette, Violoncello und Klavier Mark-Anthony Turnage, geboren in Corringham (UK) ist ein vielgespielter britischer komponist. Seine Werke sind von seiner engen Verbundenheit zum Jazz, insbesondere zu Miles Davis, geprägt. Mit seiner Mischung aus Jazz und klassischen Stilen bahnt sich Turnage seinen eigenen Weg zwischen Moderne und Tradition. Karsten Dehning Nacht-Stück (2006) für Klarinette, Violoncello und Klavier Das trio ad libitum bremen ist Teil des ensemble ad libitum,welches seit 1981 in wechselnden Besetzungen im In- und Ausland konzertiert. Es hat sich auf zeitgenössische Musik spezialisiert. Die Neue Musik ist auch ein Schwerpunkt dieser Triosbesetzung. Andreas Salm, 1957 in Bremen geboren, studierte Klarinette bei Endre Homoki in Bremen und bei Hans Deinzer in Hannover, sowie Komposition bei Andrew Downes in Birmingham und Musikwissenschaft bei Peter Johnson ebenda. Er arbeitet freischaffend als Musiker und Komponist und hat 1997 in Poznan (Polen) einen Sonderpreis für seine Kinderoper „Space“ erlangt sowie 2000 beim Deutschen Orchesterwettbewerb in Karlsruhe einen Ersten Preis für seine Sinfonie „Farben der Nacht“. Juliane Busse, 1962 in Bremen geboren, Studium an der Hochschule für Künste Bremen bei Prof. Birgit von Rhoden, an der Musikhochschule Karlsruhe bei Prof. Olga Rissin, an der Folkwanghochschule Ruhr bei Prof. Bernhard Wambach, sowie Privatstudien bei Prof. Vitaly Margudis in Freiburg, Aufführungen mit dem Ballettensemble der Deutschen Oper am Rhein, seit 1992 Lehrauftrag an der Hochschule für Künste Bremen, freiberufliche Pianistin und Klavierpädagogin. Karsten Dehning, 1956 in Bremen geboren, Cello-Studium an der staatlichen Hochschule für Musik und Theater Hannover bei Prof. Klaus Strorck, 1985 Konzertexamen, seitdem dort Lehrbeauftragter, freiberuflich als Musiker und Komponist tätig. Mit den besten Wünschen für ein gesundes, erfolgreiches Jahr! Herzliche Grüße, Ihre Rainer Rubbert und Martin Daske BKA-Theater Mehringdamm 34 10961 Berlin Kartentelefon: 030 - 20 22 007