Liebe Genossen/innen, wenn wir am Sonntag diesen Saal verlassen sind es weniger als 100 Tage bis zur Bundestagswahl. Wir sollten nach diesem Parteitag uns allen eine kurze Pause der Erholung gönnen und dabei Kraft tanken. Kraft für einen aktiven, engagierten Wahlkampf, der einen Beitrag dazu leistet dieses Land zu verändern. Darüber will ich jetzt reden und nicht über die innerparteiliche Strömungskämpfe oder die Interpretation von Wahlergebnissen. In den Landtagswahl im August und dann in der Bundestagswahl im September wird über die Richtung in diesem Land entschieden. Wird es ein Signal für ein „so nicht weiter“ geben oder werden die Parteien, die in erster Linie für den neoliberalen Geist stehen, auch noch ein Mehrheitsvotum erhalten. Für ein „so nicht weiter“ steht in allererster Linie das Ergebnis für Die Linke. Eine starke LINKE wirkt. Eine starke LINKE mit konkreten Angeboten wirkt noch viel mehr. Unser Wahlprogramm, wie es jetzt im Entwurf vorliegt ist ein konkretes Angebot an Wählerinnen und Wähler. Ein Angebot, das ganz konkret an den Sorgen und Nöten der Menschen ansetzt und dabei auch deutlich macht, wir wollen Wege in eine andere Gesellschaft jenseits des Kapitalismus eröffnen. Wir wollen die Wirtschaft gestalten, u.a. mit der Forderung nach 500.000 Arbeitsplätzen in einem öffentlich geförderten, gemeinnützigen Beschäftigungssektor. Wir wollen die öffentliche Daseinsvorsorge ausbauen statt privatisieren – auch weil dies die Möglichkeit offen hält, darauf politisch Einfluss zu nehmen. Dies ist eine Frage der Demokratie. Wir wollen die Ungerechtigkeiten im Bildungssystem beseitigen, in dem wir die Gemeinschaftsschule bundesweit mehrheitsfähig machen und als Regelschule etablieren wollen. Das sind Berliner Exportschlager im Wahlprogramm – das ist gut so! Aber lasst mich auch noch auf einen anderen Bereich eingehen: Wir haben in unserem Wahlprogramm formuliert, dass wir eine Demokratisierung der Demokratie wollen. Und das ist keine einfache Worthülse, sondern wird durch uns konkret untersetzt. Wenn wir davon ausgehen, dass Bürgerinnen und Bürger der Souverän sind, dann ist es wichtig, dass wir den kostenfreien Zugang zu Informationen der öffentlichen Verwaltung herstellen. Es ist eine Frage der Unabhängigkeit der Politik von Wirtschaftsinteressen, wenn wir Spenden an Parteien von Verbänden und Großbetrieben bzw. deren Eigentümern verhindern wollen. Parteien sollen zur politischen Willensbildung beitragen, nicht jedoch die Interessen von Geldgebern umsetzen. Wir wollen, dass Wahlrecht ausbauen. Wichtig ist dabei, dass endlich auch die Bürgerinnen und Bürger mitentscheiden können, die zwar nicht deutsche Staatsbürger sind, aber ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland haben. Wir sind diejenigen, die fordern – und im übrigen in der letzten Legislaturperiode dies auch praktisch untersetzt haben- dass Bürgerinnen und Bürger sich direkt an der Entscheidungsfindung beteiligen können, in dem wir Volksinitiativen, Volksbegehren und Volksentscheide einzuführen. Ich finde, dass sind alles überzeugende Argumente, unsere Partei am 27. September zu wählen. Liebe Genossen/innen, lasst uns in diesem Wahlkampf aber auch deutlich machen, dass wer Schwarz-Gelb wählt eine Veränderung der Republik wählt. Eine Veränderung der Republik in der das Gesetz des Stärkeren regieren wird. Eine Republik in dem die Reichen steuerlich entlastet und damit noch Reicher und die Armen ärmer werden. Eine Republik in der privatisiert wird bis es kracht, eine Republik in der Arbeitsplätze vernichtet und Grundrechte abgebaut werden, eine Republik in der die Bildungsungerechtigkeit nicht angegangen sondern eine weitere Elitenförderung betrieben wird. 2 Wir müssen in diesem Wahlkampf sagen, dass wir uns einem solchen Weg in den Weg stellen werden. Im Parlament aber auch mit außerparlamentarischem Protest. Und wir müssen im Wahlkampf deutlich machen, dass SPD und Grüne ein Glaubwürdigkeitsproblem haben. So schön ihre Wahlprogramme klingen mögen – sie sind bislang nicht mehr als Papier. Die Welt verändert man aber nicht durch kluge Formulierungen in Papieren, sondern durch kluge Taten. Und hier können wir nachweisen, dass Grüne und SPD eben keine Garantie dafür sind, dass sie kluge Taten in Angriff nehmen. Wenn die LINKE nicht stark wird, wenn die LINKE nicht immer wieder die SPD und die Grünen an ihre Versprechen erinnert, dann sind die Forderungen nicht das Papier wert, auf dem sie stehen. Zu den Forderungen und Versprechen, an die WIR die Grünen immer wieder erinnern müssen, gehört übrigens auch das Eintreten der WUMS-Partei für die Rente mit 67! Dass muss ich ein paar Tage nach dem 70. Geburtstag von Herrn Ströbele schon mal anmerken. Der torpediert ja sein eigenes Wahlprogramm! [Liebe Genossen/innen, lasst uns aufbrechen. Aufbrechen in einen Wahlkampf der uns alle dazu bringt am 27. September freudig zu feiern. Lasst uns diesen Parteitag als Auftakt für diesen Aufbruch nehmen. Lasst uns das Wahlprogramm im Kern so wie es ist beschließen und lasst uns raus auf die Straße gehen. Wir sind nicht für uns da, sondern dafür die Gesellschaft zu verändern.] 3