HI Hörstörungen im Kindesalter und deren Einfluss auf die Entwicklung HT DER FOLIENTITEL angeborene Hörstörungen → etwa 2 von 1000 Neugeborenen kommen schwerhörig oder gehörlos zur Welt → viele Kinder sind mittelgradig oder leicht schwerhörig → die Schwerhörigkeit betrifft meist alle Tonhöhen (bei Erwachsenen meistens hohe Frequenzen über 3 kHz) angeborene Hörstörungen Ursachen: 1. genetisch 2. Anomalien des äußeren Ohres und des Mittelohres 3. Durch Probleme während der Schwangerschaft, Probleme bei der Geburt, Infektionen während und nach der Schwangerschaft, bei Frühgeborenen erworbene Hörstörungen → Paukenergüsse (Schleim im Mittelohr) → Wiederholte Mittelohrentzündungen → Übergreifen der Entzündung auf das Innenohr: Labyrinthitis → Labyrinthitis durch bestimmte Kinderkrankheiten: Masern, Mumps, Keuchhusten HT DE erworbene Hörstörungen → Chronische Mittelohrentzündungen: Chronische Schleimhauteiterung HT 1.DER FOLIENTITEL 2. Chronische Knocheneiterung (Cholesteatom) → traumatischer Trommelfelldefekt → akutes Knalltrauma (z.B. Silvesterkracher) → akutes Lärmtrauma (z.B. Disco-Besuch) Wie oder was hört mein Neugeborenes oder Kleinkind → 4.- 6. Lebenswoche: Säugling erschrickt bei lauten Geräuschen und beruhigt sich beim Zuspruch der Eltern → 3.- 4. Lebensmonat: Säugling lacht und brabbelt stimmhaft, Blickwendung zur Schallquelle HT DER FOLIENTITEL ACHTUNG: Alle Kinder brabbeln im ersten halben Jahr vor sich hin. Kinder, die nichts hören verstummen danach! Wie oder was hört mein Neugeborenes oder Kleinkind HT DER FOLIENTITEL → 7.- 8. Lebensmonat: Säugling lauscht auf Musik und probiert unterschiedliche Stimmlagen und Laute aus → 10-12 Monate: Säugling reagiert wenn er aus 1-2 Metern Entfernung mit normaler Lautstärke angesprochen wird → ab 2. Geburtstag: Kind sollte Anweisungen befolgen können, die ihm ins Ohr geflüstert werden und mit Zwei-Wort-Sätzen beginnen („Ball haben“) Hört mein Kind schlecht ? → Das Kind reagiert nicht auf Ansprache, vor allem von hinten → bestimmte Verhaltensauffälligkeiten (Kontaktschwierigkeiten, Aggressivität) → bestimmte körperliche Auffälligkeiten (Fehlbildungen der Ohren, Gaumenspalte, Trisomie 21, Mucopolysaccharidose, Infektanfälligkeit) HT DER FOLIENTITEL Hört mein Kind schlecht ? → bestimmte Risikofaktoren vor und während der Geburt erbliche Schwerhörigkeit, Röteln und andere Virusinfekte vor allem in der ersten Hälfte der Schwangerschaft, Chromosomenveränderungen, Geburtsgewicht < 1500 g, schwerer Sauerstoffmangel, Sepsis, Hirnhautentzündung HT DER FOLIENTITEL → bestimmte Risikofaktoren nach der Geburt Hirnhautentzündung, Mumps, Masern, wiederholte akute Mittelohrentzündungen, Einnahme von Medikamenten, die das Gehör schädigen, z. B. bestimmte Antibiotika, Aspirin, Chemotherapeutika Was ist zu tun, wenn mein Kind schlecht hört? → Aufsuchen eines HNO-Arztes → Hörtestungen durchführen lassen, ggf. in Zusammenarbeit mit einem Pädaudiologen Was ist zu tun, wenn mein Kind schlecht hört? → Entsprechende Therapie einleiten : 1. Operation 2. Hörgeräte- Versorgung bereits innerhalb der ersten 6 Lebensmonate sinnvoll 3. CI- Implantation (Cochlear- Implantat), bereits im ersten Lebensjahr möglich → Voraussetzung sind intakte Hörnerven 4. Frühförderung, Sprachheilkindergarten Die Folgen → Je länger eine Schädigung des Gehörs bei Säuglingen oder Kleinkindern unentdeckt und unbehandelt bleibt, desto gravierender sind die Folgen Die Folgen → Werden in der sensiblen Entwicklungsphase des Kindes, bis etwa zum 4. Lebensjahr nicht genügend Höreindrücke an das Gehirn weitergeleitet, bleiben diese Hirnstrukturen für den Rest des Lebens schwächer ausgebildet Die Folgen → Die Sprachentwicklungsverzögerung ist dann auch mit intensiver Rehabilitation nicht mehr auszugleichen Weitere Folgen: → Kontaktschwierigkeiten → Aggressivität → Schulprobleme Wie erkenne ich eine Sprachentwicklungsverzögerung? Normale Sprachentwicklung: → Ab dem 9. Monat: Kindersprache, Silbenplappern → Ab dem 1. Lebensjahr: Einwortsätze → Ab dem 2. Lebensjahr: Zweiwortsätze („Ball holen“) Wie erkenne ich eine Sprachentwicklungsverzögerung? → Ab dem Ende des 3. Lebensjahres: Mehrwortsätze → Ab dem Ende des 4. Lebensjahres: Grammatikalisch einfache Sätze werden korrekt gebildet → Ab dem Ende des 5. Lebensjahres: Alle Laute werden korrekt gebildet → Ab dem Ende des 6. Lebensjahres: Eine kurze Geschichte kann verständlich erzählt werden Weicht die Sprachentwicklung Ihres Kindes weit von diesen groben Richtlinien ab, sollten Sie ärztlichen Rat einholen! Subjektive und objektive Hörtestungen Welche Hörprüfungen gibt es in Abhängigkeit vom Lebensalter des Kindes? Säuglinge und Kleinkinder → Die objektiven Hörprüfungen stehen im Vordergrund → Objektive Hörprüfungen 1. Neugeborenenscreening mittels TEOAE's Transitorisch evozierte otoakustische Emissionen TEOAE's → TEOAE's sind aktive Schallemissionen aus dem Innenohr nach akustischer Stimulation → TEOAE's lassen sich bis zu einer Schwerhörigkeit von 30 dB Hörverlust ableiten TEOAE's → Das Hörscreening kann direkt nach der Geburt durchgeführt werden → Empfohlen wird die Messung innerhalb der ersten 3 Lebenswochen, um Risikokinder zu erkennen → Die Messung dauert nur ca. 2 Minuten TEOAE's → Eine spezielle Sonde für Neugeborene ist aufgrund des engen Gehörgangs erforderlich → Die Messung erfolgt am besten im Spontanschlaf nach dem Stillen (Unruhe des Kindes stört bei der Messung) → Eine Ohr- Untersuchung (HNO- Arzt) vor der Messung ist notwendig, um evtl. Ohrenschmalz oder Mekonium zu entfernen, bzw. eine Mittelohrbelüftungsstörung zu erkennen TEOAE's → Ist die Ableitung nicht möglich besteht der Verdacht auf eine Schwerhörigkeit und bedarf weiterer Abklärung z.B. BERA 2. BERA = Hirnstammaudiometrie Braistem Electric Response Audiometry BERA → Nach einer akustischen Stimulation (Klick- Ton) werden Biopotenziale aus der Hörbahn abgeleitet BERA → In den ersten 10 ms nach der Stimulation lassen sich Wellen ableiten (nach Jewett) Welle I+ II: Ursprung im Hörnerven (N. Vestibulocochlearis) Welle III: Olivenkomplex Welle IV: Lemniscus lateralis Welle V: Colliculus inferior 1,6 ms 3,6 ms 5,6 ms BERA → In der Praxis werden die Wellen I, III und V beurteilt BERA Auswertung der: → Absolutlatenzen (nach wie vielen ms tritt die Welle auf) 1,6 und 3,6 und 5,6 ms → Interpeaklatenzen (wie groß ist der Abstand zwischen den Wellen) zwischen Welle I und V: 4 ms BERA BERA 3. Tympanogramm = Schwingungsprüfung des Trommelfells Tympanogramm → misst die Schwingungsfähigkeit des Trommelfells → misst die Druckverhältnisse im Mittelohr → gibt Hinweise auf eine Tubenfunktionsstörung → Subjektive Hörprüfungen Neugeborene und Säuglinge → Die Mitarbeit des wachen Kindes ist erforderlich Neugeborene und Säuglinge → Reflexaudiometrie: Erzeugen von Reflexenantworten/ Reaktionen auf Geräusche z.B. mit der Barany- Lärmtrommel bis zum 6. Lebensmonat Neugeborene und Säuglinge → Verhaltensaudiometrie: Die Reaktionen mit Blick/Kopfzuwendung zum Geräusch werden im Freifeld beobachtet. Ab dem 6.Lebensmonat. Die normale Hörschwelle liegt etwa bei 40-50 dB Kleinkinder → Spielaudiometrie ab 2,5 Jahren möglich → Sprachaudiogramm für Kinder zwischen 2 und 6 Jahren (kindgerechte Wörter) → ab 4-5 Jahren Hörtest mit Kopfhörern möglich Schulkinder → Tonaudiogramm → Sprachaudiogramm → Abklärung einer zentralen Hörverarbeitungsstörung Therapiemöglichkeiten Operativ → Entfernung der Rachenmandeln = Adenoide (im Volksmund Polypen) Bei Infektneigung und chronischer Mittelohrbelüftungsstörung, ca. ab dem 2. Lebensjahr indiziert Operativ → Paracentese: Schnitt ins Trommelfell mit Absaugen der Flüssigkeit, in Kombination mit der Adenotomie Operativ → Paukenröhrchen: Kurzzeit- oder Langzeit- Paukenröhrchen, bei wiederkehrendem Schleim im Mittelohr, bei sehr zähem Schleim und bei Kindern unter 2 Jahren als alleiniger Eingriff Operativ → Mittelohrchirurgie bei Mittelohrmissbildungen Tympanoplastik Operativ → CI- Versorgung (Cochlear Implantat) bei an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit, bereits im ersten Lebensjahr möglich Den richtigen Zeitpunkt der Operation wählen → Eine Schallleitungsschwerhörigkeit durch Paukenergüsse, die nach insgesamt 3 Monaten mit konservativer Therapie nicht ausheilt, sollte operativ behandelt werden Adenotomie/ Paracentese/ Paukenröhrchen Den richtigen Zeitpunkt der Operation wählen → Eine Schallleitungsschwerhörigkeit durch Fehlbildungen des äußeren und des Mittelohres sollte ab dem 4. Lebensjahr operativ behandelt werden Tympanoplastik/ Gehörgangsrevision Den richtigen Zeitpunkt der Operation wählen → Eine hochgradige beidseitige Schwerhörigkeit sollte im ersten Lebensjahr mit einem Cochlear- Implantat versorgt werden Konservativ → Hörgeräte-Versorgung bei Innenohrschwerhörigkeit ab dem 3. Lebensmonat möglich → Kinder werden mit einem Hinter-dem-Ohr-Gerät versorgt Konservativ → Kinder- Hörgeräte nicht verstecken! → Ein Kind lernt nur mit seiner Hörminderung umzugehen und sie anzunehmen, wenn auch die Eltern es tun Konservativ → Frühförderung → Besuch eines Sprachheilkindergartens → Nutzen von Integrationshilfen Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit